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Fanfiction

Das Tagebuch der Arabella Doreen Figg - Sorge, Angst und Wut

von BlackWidow

Hallo Leute!
Montagmorgen, Sonnenschein und...
... ein neues Kapitel von Arabella.
Ich hoffe, das reicht, um Euch den Wochenanfang zu versüßen.


75
Sorge, Angst und Wut

21. Juli 1994
Irgendwie finde ich es sehr schade, dass Harry nun nicht mehr zu mir abgeschoben wird, wenn Dudley Geburtstag hat. Ich habe zwar Dumbledore versprechen müssen, meine wahre Identität weiterhin für mich zu behalten, aber ich fühle mich mit dem Jungen nun noch mehr verbunden, auch wenn er keine Ahnung davon hat. Er hat meinem geliebten Sirius das Leben gerettet und ihm zur Flucht verholfen. Wie er das angestellt hat, weiß ich nicht im Einzelnen, aber es muss schon ein gewaltiges Stück Magie dahinterstecken, wenn man einen zum Tode verurteilten Hippogreif kurz vor Vollstreckung des Urteils entführt und damit einen Menschen rettet, der kurz davor steht, vom Dementor geküsst zu werden! Zu gerne wüsste ich von Harry selber, wie dies zugegangen ist, aber das wird wohl nicht möglich sein. Und liebend gerne würde ich ihm einmal erzählen, welche Verbindung ich zu seinem Paten habe, und dass ich seine Eltern kannte und sogar bei seiner Geburt anwesend war. Manchmal schmerzt es mich sehr, dass ich für ihn hier fast eine Fremde bin, bei der er geparkt wird, wenn er im Weg ist. Ich möchte so gerne herausschreien: „Harry, ich kenne dich schon viel länger als deine fürchterlichen Verwandten; deine Eltern hätten sicher lieber gehabt, dass dein Pate und ich gemeinsam für dich sorgen!“ Aber wie schon so oft in meinem Leben trägt die Vernunft wieder einmal den Sieg davon.

Innerhalb von zwei Tagen haben mich zwei sehr unterschiedliche Briefe erreicht:

„Liebe Arabella,
stell Dir mal vor, Beaky is entkommen! Hat sich wohl losgerissen, wie er den Henker gsehn hat. Son kluger Hippogreif, den hättn se umbringen wolln, wo der doch gar niemand was getan hat. Ich möchte laut jubeln deswegen, aber es ist natürlich schlimm, dass Sirius Black entwischt is, bevor die nen Dementor haben holen können. Der wollte nämlich Harry umbringen, hast Du das gewusst? Is in Gryffindor-Turm eingebrochen mit nem Messer in der Hand. Bestimmt isser in Askaban verrückt geworden. Hätt ich ja auch nich von dem gedacht, dass er sein eigenes Patenkind umbringen würd. Ich hoff, Du bist jetzt endlich geheilt von dem Spleen, dass er unschuldig sein könnte.
Dein Rubeus“

Der zweite Brief beinhaltet das ganze Gegenteil:

„Meine liebe Arabella,
meine Blindheit ist unentschuldbar - ich hätte von Anfang an auf Dich hören sollen, denn Du hast immer an die Unschuld unseres Freundes geglaubt und ich habe Dich nicht ernst genommen. Ich habe von der Frau, die Sirius wie einen eigenen Sohn liebt, geglaubt, sie wäre blind vor Liebe. Hätte ich Dich von Anfang an ernst genommen, wer weiß, vielleicht hätte ich ein gerechtes Verfahren beantragen können - auch wenn Barty Crouch nicht leicht zu beeinflussen war. Aber die Tatsache, dass ich nicht einmal versucht habe, die Unschuld eines ehrlichen, selbstlosen und liebevollen Menschen zu beweisen, lastet schwer auf mir. Ich will Dich nicht um Verzeihung bitten, weil es für mein Versagen keinerlei Entschuldigung gibt.

Ich weiß, dass es Dich drängt, Harry die Wahrheit über Dich zu erzählen, und doch ist es derzeit nötiger denn je, Dich als verdecktes Ordensmitglied in Little Whinging zu wissen. Der wahre Verräter hat sich mit ziemlicher Sicherheit auf den Weg zu seinem Herrn gemacht und ich fürchte, wir müssen dunklen Zeiten entgegensehen.
Dein tief erschütterter
Albus Dumbledore“

Ich bin zutiefst gerührt über diese ehrlichen Worte und das Schuldeingeständnis und kann nur hoffen, dass Dumbledore auch Rubeus bald die Augen öffnen kann; ich selber werde in dieser Sache nichts mehr versuchen, weil ich befürchte, dass es einfach sinnlos ist.

7. August 1994
Bei den Dursleys scheint es heute eine Art Explosion gegeben zu haben. Jedenfalls habe ich beim Vorbeigehen mitbekommen, dass im Wohnzimmer ein Heidenlärm, wie von einer zusammenbrechenden Wand, zu hören war. Neugierig, wie ich nun mal bin, eilte ich ganz schnell nach Hause, um unter meinem Tarnumhang wiederzukommen. So konnte ich nahe genug ans Wohnzimmerfenster schleichen, damit mir auch ja nichts auskommt. Was meine Augen dort sahen, machte mich unheimlich fröhlich: Arthur Weasley stand zusammen mit Harry, Ron und den Zwillingen im total verwüsteten Wohnzimmer der Dursleys. Er musste wohl versucht haben, durch den Kamin zu reisen, doch Vernon Dursley hatte diesen schon vor ein paar Jahren zumauern lassen. Arthur hätte nur mich zu fragen brauchen, ich hätte ihn darüber aufgeklärt, dass eine Reise auf diese Art kaum möglich sein wird. Es wäre wohl besser gewesen, meinen Kamin ans Flohnetzwerk anzuschließen und über mein Haus zu reisen. Das ist wieder mal der Nachteil, dass kaum jemand aus der magischen Gemeinschaft weiß, dass ich hier lebe.

In meiner Neugier schlich ich mich ganz nahe ans Fenster, und da konnte ich sehen, dass kurz nachdem Harry und Ron durch den von Arthur wiederhergestellten Kamin verschwunden waren, Dudleys Zunge schrecklich lang aus seinem Mund hing. Ob das ein Werk von Fred und George war? Jedenfalls schickte Arthur auch die Zwillinge ganz schnell nach Hause und stritt sich dann mit Vernon eine Ewigkeit darüber, ob er nun Dudleys Zunge wieder auf magische Art zurückverwandeln dürfe oder nicht. Nachdem der Dursley-Sprössling fast einer Ohnmacht nahe war, erbarmte sich Petunia und kreischte ziemlich hysterisch: „Vernon, lass diesen Mann zaubern, sonst erstickt unser Diddyschatz, bis wir in eine Spezialklinik kommen.“ Vernon brummelte vor sich hin, was Arthur als Einverständnis auffasste. Als Dudley endlich wieder richtig reden konnte, schien er sogar so etwas wie ein Dankeschön zu murmeln. Zumindest sah es so aus, wenn auch Arthur vermutlich nichts davon verstanden hat. Außerdem war er immer noch böse wegen des Streichs der Zwillinge und entschuldigte sich mehrmals für den Ausrutscher seiner Söhne. Dann beseitigte er ganz schnell das Chaos, das durch die Sprengung des Kamins zustande gekommen war, verabschiedete sich äußerst liebenswürdig und apparierte nach Hause. Was die Zwillinge daheim von ihm zu hören bekommen haben, möchte ich mir nicht ausmalen. Nun ja, sie haben es vielleicht wirklich etwas zu weit getrieben: Man kann doch nicht einfach ein ahnungsloses Muggelkind auf diese Weise verhexen. Andererseits bin ich mir sicher, dass Harry seine Freunde davon in Kenntnis gesetzt hat, wie schrecklich sich sein Cousin all die Jahre ihm gegenüber verhalten hat. Ich bin der Meinung, dass er dafür längst eine Strafe verdient hat.

13. August 1994
Auf der Titelseite des Tagespropheten stand heute eine grauenvolle Meldung: Nach dem Endspiel der Quidditchweltmeisterschaft haben ehemalige Todesser Muggel terrorisiert, und einer dieser Gefolgsleute Voldemorts hat sogar das Dunkle Mal heraufbeschworen. Ich bin in Sorge, denn ich bin mir sicher, dass Harry mit seinen Freunden das Spiel besucht hat. Wurde etwa auch er von Todessern angegriffen? Handelten sie im Auftrag ihres Herrn? Wird dieser nun wieder stärker? Ich mag mir dieses Schreckensszenario gar nicht ausmalen, denn wir haben uns in den letzten dreizehn Jahren recht sicher gefühlt. Und nun soll das Alles wiederkehren? Beim zweiten Lesen des Artikels gewann dann doch die Vernunft die Oberhand: Wenn Harry Potter etwas zugestoßen wäre, dann hätte es die Öffentlichkeit auch erfahren. So beruhige ich mich mit dem Gedanken, dass keine Nachricht eine gute Nachricht bedeutet.

2. September 1994
Rubeus hat mir einen Brief geschrieben, der mich einerseits beruhigt, andererseits auch fürchterlich aufregt:

„Liebe Arabella,
kannst beruhigt sein, Harry is wohlbehalten in Hogwarts eingetroffen. Dachte, Du könntest vielleicht Angst um ihn gehabt haben wegen der schlimmen Sache bei der Weltmeisterschaft. Dumbledore is wohl auch recht vorsichtig geworden, weil er hat nämlich nen Ex-Auror als Lehrer für Verteidigung eingestellt; kannst Dich vielleicht an den alten Mad-Eye erinnern, der damals auch im Orden war. Der is jetz da und hat bestimmt ein Auge auf Harry. Sirius Black wird zwar weiter gesucht un irgendwer hat gesagt, er wär in Tibet gesehn worden. Aber man kann ja nie wissen, ob er sich nicht doch noch hier rumtreibt. Aber dann hat er nich mit dem alten Moody gerechnet!
Pass gut auf Dich auf
Dein Rubeus“

Dumbledore hatte also noch keine Gelegenheit gehabt, Rubeus über Sirius` Unschuld aufzuklären, wie schade. Nun muss sich mein Briefwechsel mit ihm weiterhin sehr vorsichtig gestalten, und ich werde das Thema Sirius meiden.

1. November 1994
Schon wieder ist ein Brief von Rubeus angekommen:

„Liebe Arabella,
unser Harry is Hogwarts-Schämpion, hast Du das schon gehört? Kommt bestimmt bald n Artikel im Tagespropheten - wir können stolz auf den Jungen sein! Haben derzeit Besuch aus Bobatong und Dörmsträng, aber ich weiß nicht, ob man dem Dörmsträng-Schulleiter traun kann. Warum Dumbledore den eingeladen hat, weiß ich nich. Dafür is Olympe, die Leiterin von Bobatong, ne ganz patente Frau. Is bestimmt auch ne Halbriesin, konnt aber noch nich mir ihr drüber reden, werd ich aber hoffentlich bald machen.

Schöne Grüße
Rubeus“

Ich mag es mir gar nicht ausmalen, wie Rubeus mit dieser Frau anbändelt. Vermutlich ist sie ihm geistig weit überlegen, wenn sie es bis zur Schulleiterin gebracht hat. Andererseits würde ich ihm endlich einmal eine Liebe gönnen, die eine Chance hat. Und doch muss ich schmunzeln bei der Vorstellung, dass das erste Rendezvous im Hippogreifgehege stattfindet. Wer weiß, vielleicht trägt die Dame dazu ein Abendkleid und Stöckelschuhe, weil sie keine Ahnung hat, was auf sie zukommt? Armer Rubeus, er hat es eigentlich nicht verdient, dass ich über ihn schmunzle! Aber da ich in letzter Zeit nicht besonders viel zu lachen habe, erteile ich mir für die Unart selber die Absolution.

7. November 1994
Sirius war gestern hier und hat mir einen riesigen Schrecken eingejagt. Er hat sich schon vor Wochen wieder auf den Weg zurück nach England gemacht, weil er befürchtet, dass Harry bald in Gefahr sein wird. Er erklärte mir die letzten Ereignisse, von denen ich keine Ahnung hatte: „Seine Narbe hat schon im August angefangen, zu schmerzen, und sowohl Dumbledore als auch ich sehen das als ein sehr beunruhigendes Zeichen. Außerdem weiß Harry selber nicht, wie er als Champion ins Trimagische Turnier gekommen ist, zu dem aus Sicherheitsgründen nur volljährige Zauberer zugelassen sind. Dumbledore hat extra eine Alterslinie um den Feuerkelch gezogen, so konnte er den Zettel mit seinem Namen nicht selber reingeworfen haben.“

Sirius hatte es sehr eilig, doch da er auf seinem Hippogreif nur nachts fliegen kann, konnte ich ihn wenigstens dazu überreden, sich einen Tag lang bei mir auszuruhen. Buckbeak war so lange im magischen Wäldchen gut aufgehoben. Und so holte Sirius ein bisschen Schlaf nach, ließ sich gerne von mir bekochen und genoss einfach die Nähe eines Menschen, der ihm vertraut. Und doch war er voller Unruhe, weil ihm Harry viel mehr am Herzen liegt als seine eigene Sicherheit oder gar Bequemlichkeit. „Wo willst du dich denn in Hogwarts verstecken?“ war meine dringlichste Frage. „Dumbledore hat mir eine Höhle in den Bergen bei Hogsmeade vorgeschlagen, dort findet auch Buckbeak genügend Platz.“ Meinen Einwand, dass nun bald der Winter kommt und es in einer Höhle verdammt kalt sein wird, ließ er nicht gelten: „Weißt du, wie kalt es in Askaban war? Es gab dort in den Zellen sowieso keine Heizung, und die ständige Anwesenheit der Dementoren hat einen noch zusätzlich frieren lassen. Dagegen ist ein Winter in einer Höhle das reinste Luxushotel.“

Gegen Abend ist er so überstürzt aufgebrochen, dass ich schon wieder nicht dazugekommen bin, ihm Luisas Zauberstab anzubieten. Ich könnte mich grün und blau ärgern über so einen groben Fehler meinerseits. Nun ist Sirius erneut völlig wehrlos in einer Welt, die noch immer nach ihm sucht. Und ich habe einen Zauberstab herumliegen, den ich maximal dreimal pro Jahr benutze, wenn ich den Fahrenden Ritter damit anhalte. Ob ich meine Eule Sira beauftragen soll, ihn zuzustellen? Doch Sirius hat mir ausdrücklich untersagt, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Ich bin so zornig über mein Versagen, dass ich mich gar nicht mehr beruhigen kann!

9. November 1994
Ein reißerischer Artikel über das Trimagische Turnier war heute im Tagespropheten zu lesen und vermutlich muss ich 80 Prozent dieser angeblichen Fakten wegrechnen, um die Wahrheit herauszufiltern. Unglaublich, dass eine Zeitung, die sich als seriös bezeichnet, überhaupt eine solche Journalistin wie diese Rita Skeeter anstellt. Der Artikel liest sich wie ein ganz billiger Kitschroman:

Eine hässliche Narbe, Erinnerung an seine tragische Vergangenheit, entstellt den ansonsten durchaus anziehenden Harry Potter.

Was denkt sich die Schreiberin dieser Zeilen eigentlich? Die Narbe ist zwar auffallend, aber als hässlich kann man sie nicht bezeichnen, und entstellend ist sie schon gar nicht. Außerdem ist es eine bodenlose Frechheit, auf Harrys Vergangenheit anzusprechen, wo der Junge doch selber genug darunter zu leiden hat. Warum diese ganze Geschichte auch noch breittreten?

Tränen erfüllen diese verblüffend grünen Augen, sobald unser Gespräch sich den Eltern zuwendet, an die er sich kaum noch erinnern kann.

O ja, auch mir kommen die Tränen. Aber vor Wut über diese schreckliche Märchenerzählerin, die sich seriöse Journalistin nennt. Als ob Harry sich einer solchen Person jemals anvertrauen würde! Diese intimen Dinge würde er höchstens mit seinen Freunden und mit seinem Paten besprechen, so gut glaube ich ihn nun doch zu kennen. Man müsste dieser Frau ganz schnell das Handwerk legen. Überhaupt schreibt sie in dem ganzen Artikel nur über Harry, als ob er der einzige Teilnehmer des Trimagischen Turniers wäre. Am liebsten würde ich einen Leserbrief an den Tagespropheten schreiben. Aber gerade ist meine Wut so groß, dass ich befürchte, mich sehr ausfallend zu äußern.

Nachdem ich den Artikel gefühlte hundert Mal gelesen habe, kommen mir zwischendurch auch die Tränen vor Lachen: Wie können Augen eigentlich „verblüffend grün“ sein? Wie viel Dummheit darf ein Mitarbeiter einer Zeitung zeigen, ohne gefeuert zu werden? In Gedanken schreibe ich nun doch einen Leserbrief:

Eine hässliche Sprache, Erinnerung an einen kitschigen Muggelroman, entstellt den ansonsten durchaus ernst zu nehmenden Tagespropheten. Die verblüffend blonde Reporterin Rita Skeeter hat sich ausnahmslos auf den jüngsten Champion des Trimagischen Turniers gestürzt und Dinge über ihn geschrieben, die er niemals gesagt haben kann. Vermutlich war ein Interview mit Skeeter schon die erste Aufgabe des Turniers, denn schlimmer kann es für einen Champion nicht mehr kommen.

Ach, wie schade, dass ich zu feige bin, diesen Leserbrief abzuschicken. Da es dafür nötig ist, meinen vollständigen Namen und meine Adresse zu veröffentlichen, wüsste die gesamte magische Welt, wo ich wohne. Und das wäre gar nicht in Dumbledores Sinn.


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