von BlackWidow
Hallo zusammen!
Hier das neue Kapitel, in dem Arabella endlich was zu lachen haben wird.
Danke für all Eure lieben Kommis - habe im Thread http://forum.harrypotter-xperts.de/thread.php?postid=1248252#post1248252 so nach und nach darauf geantwortet.
LG
sirius' widow
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Kleine Lichtblicke
3. Juli 1985
Meinen Geburtstag wollte ich eigentlich für mich nun ganz abschaffen. Wen interessiert es hier in der Gegend schon, dass ich heute 56 Jahre alt werde? Und so hätte ich außerdem etwas mit Sirius und Harry gemeinsam gehabt. Doch da zog Hestia mir einen dicken Strich durch die Rechnung, indem sie mich überraschend besuchte und noch einen Bekannten mitbrachte. Er sah für eine Muggelgegend nicht gerade unauffällig aus, denn seine Kleidung war sogar für Zaubererkreise recht extravagant. Wäre er nicht ein guter Bekannter meiner Freundin Hestia gewesen, hätte ich ihn vermutlich voller Vorurteile betrachtet, denn ich kann es nicht leugnen, dass die Muggel in meiner Nachbarschaft schön langsam auf mich abfärben.
„Arabella, das ist Dädalus Diggel, du kennst ihn vielleicht noch aus dem Orden des Phönix.“ Huch, das hatte ich völlig vergessen, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Aber damals war er viel dezenter gekleidet. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und begrüßte ihn wie einen alten Bekannten. Doch auch Dädalus schien sich nicht mehr so richtig an mich erinnern zu können, so brauchte ich mich nicht für mein schlechtes Personengedächtnis zu schämen.
Nachdem wir zusammen Tee getrunken und den aus der Winkelgasse mitgebrachten Kesselkuchen genossen hatten, kamen meine Gäste endlich zur Sache: „Arabella, wir haben kein richtiges Geburtstagsgeschenk für dich, aber wir haben uns wegen Harry Potter etwas einfallen lassen.“ Und Dädalus erläuterte mir seinen Plan, dass ab und zu jemand aus der magischen Welt in Little Whinging auftauchen würde, um Harry zu begrüßen. Da konnte Dumbledore wohl kaum etwas dagegen haben, und die Dursleys würden ihr blaues Wunder erleben.
Na, wenn das kein richtiges Geburtstagsgeschenk ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Nichts könnte mich doch so glücklich machen, wie die Tatsache, dass jemand etwas unternimmt, das Harry ein wenig Achtung entgegenbringt.
19. Juli 1985
Heute Morgen kam eine Eule von Hestia, die mir mitteilte, dass ich gegen 10 Uhr beim Supermarkt an der Ecke sein soll, wenn ich etwas Schönes erleben möchte. Es ist für mich keine große Sache mehr, ganz unauffällig einkaufen zu gehen, denn ich habe mir längst angewöhnt, die Katzenfutterdosen stückweise zu kaufen, damit ich öfter Gelegenheit habe, draußen nach dem Rechten zu sehen. Da mich hier sowieso das halbe Viertel für verrückt hält, haben sich die Menschen daran gewöhnt, mich mehrmals täglich mit der Einkaufstasche anzutreffen, und so kann ich unbehelligt die Gegend überwachen, ohne dass irgendein Verdacht aufkommen würde.
Im Einkaufsparadies, wie sich dieser zum Supermarkt aufgemotzte Krämerladen großspurig nennt, sah ich Dädalus stehen - ganz „unauffällig“ mit seinem unvermeidlichen lilafarbenen Zylinder. Selbstverständlich haben wir uns nicht gegrüßt und ich bin ganz schnell in eine Ecke gegangen, von der aus ich ungestört beobachten konnte, was nun geschehen würde. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis Petunia mit Dudley und Harry hereingeschneit kam. Es war, wie so oft, ein herzzerreißendes Bild, als sie ihren eigenen Sprössling an der Hand hielt und Harry, den Sohn ihrer einstmals geliebten Schwester, unbeachtet hinterhertraben ließ. Dädalus ließ nicht lange auf sich warten, kam ihnen wie zufällig entgegen, schaute Harry an, lüftete seinen Zylinder und verbeugte sich ganz tief vor ihm. Harry bekam riesengroße Augen, Dudley schaute noch dämlicher drein als sonst, und Petunia murmelte irgendwas von „Gesindel“ und „Kennst du diesen Verrückten etwa?“ Doch da war Dädalus auch schon wieder verschwunden. Ich sah es dem kleinen Harry jedoch an, dass er sich über dieses Erlebnis freute. Seine hübschen Augen strahlten für eine ganz kurze Zeit - gerade so, wie Kinderaugen es die meiste Zeit tun sollten, wenn die Welt in Ordnung wäre.
21. Juli 1985
Heute war Harry wieder einmal bei mir, wie das auch im letzten Jahr an Dudleys Geburtstag der Fall war. Und wieder war es ein bisschen wie Spießruten laufen, damit ich ihn einerseits spüren lassen konnte, dass es Menschen gibt, die ihm Achtung entgegenbringen, aber dass er sich andererseits bei mir nicht allzu wohl fühlt. Er könnte sonst vielleicht seinen Verwandten daheim erzählen, wie schön es bei mir war und dass er gerne wiederkäme.
Wir haben zusammen Pfannkuchen gebacken, was dem Kleinen sichtlichen Spaß bereitet hat. Danach las ich ihm aus dem Märchenbuch vor, und ganz zum Schluss war wieder das unvermeidliche Album mit den Katzenfotos an der Reihe. Ich habe die Aktion, die ihn offensichtlich am meisten langweilt, an das Ende des Nachmittags gelegt, damit er die Erinnerung am längsten behält. Sollten die Dursleys tatsächlich fragen, wie es bei mir war, wäre „langweilig“ die ehrliche Antwort.
Beim Kochen haben wir uns ein bisschen unterhalten, und da Harry ebenso wie sein Cousin bald zur Schule gehen wird, gab es doch erstaunlich viel Gesprächsstoff. Ich versuchte, Harry klarzumachen, dass er in der Schule viele Freunde finden würde, und dass er dann seine Zeit nicht mehr ausschließlich mit Dudley verbringen wird. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wohl zu viel gesagt habe, denn Harry schaute mich etwas seltsam an. Die Märchenstunde ist mir immer wieder sehr wichtig, und ich stelle fest, dass Harry besonders aufmerksam zuhört bei Märchen, in denen irgendwann ein Prinz kommt und die Prinzessin wegholt von ihrem lieblosen Ort. Er fragte mich ganz schüchtern: „Werden nur Prinzessinnen geholt, oder passiert das auch kleinen Jungen?“ Ich war so gerührt über diese Frage, dass ich einige Zeit brauchte, um eine passende Antwort zu finden. Als ich die aufkommenden Tränen hinuntergeschluckt hatte, sagte ich zu ihm: „Harry, ganz bestimmt kommt für ein Kind, das schlecht behandelt wird, eines Tages jemand, der es fortholt. Aber das muss unser Geheimnis bleiben, verstehst du?“ Das mit dem Geheimnis ist eine Floskel, die mir nicht so besonders gefällt. Hört man doch immer wieder vom „netten Onkel“, der Kinder sexuell missbraucht und ihnen einschärft, dass dies ein Geheimnis bleiben muss. Aber mir ist in diesem Moment nichts Besseres eingefallen, und es ist wirklich wichtig, dass er seinen Verwandten nichts über unser Gespräch erzählt.
31. Juli 1985
Ich habe gestern anonym eine Geburtstagskarte an Harry mit der Muggelpost geschickt. Ich bin mir nicht sicher, ob dies eine gute Aktion war, aber es hat auf jeden Fall mein Herz erleichtert und ich denke, die Dursleys sollten endlich aufwachen und ihren Neffen menschenwürdig behandeln. Allzu gern würde ich das Kind beschenken, doch ist dies völlig unmöglich. Nun, hier habe ich wenigstens einen kleinen Anfang gemacht. Wenn ich auch nicht sicher bin, ob die Dursleys diese Karte an Harry weitergeben oder sie ihm wenigstens vorlesen, so sollen sie doch wenigstens merken, dass Außenstehende über Harrys Geburtstag Bescheid wissen. So können sie ihn auf Dauer nicht mehr einfach ignorieren.
6. September 1985
Nun sind Harry und sein Cousin richtige Schulkinder - wie schnell doch die Zeit vergeht! Und doch dauert es noch so lange, bis er endlich nach Hogwarts kommt, wo er unter Seinesgleichen leben kann und verstanden, geliebt und geachtet wird.
Hestia hat mir einen Ausschnitt aus dem Tagespropheten geschickt, der mich sehr erheitert hat.
Leprechaun-Gold für einen Dieb
Gestern wurde in der Winkelgasse der Dieb Mundungus F. überführt. Er hatte in einem Laden Gold an sich genommen, das jedoch von einem Mitarbeiter vermutlich verzaubert worden war. Kaum hatte der Dieb es in die Hand genommen und wollte es gerade in seiner Tasche verschwinden lassen, da klebte es an seinen Händen und ließ sich nicht mehr abmachen. Sofort wurden etliche Kunden auf ihn aufmerksam und verständigten die magische Strafverfolgung. Doch bis diese eintraf, war das Gold verschwunden.
Mr. F. beteuerte, überhaupt nichts getan zu haben, doch es waren genügend Zeugen anwesend, die den genauen Tathergang beobachtet hatten. F. rief verzweifelt, dass er nicht nach Askaban wolle - und ehe die Mitarbeiter der magischen Strafverfolgung ihn festnehmen konnten, war er auch schon disappariert. Einige Stunden später konnte der dreiste Dieb doch noch dingfest gemacht und zu einer gerechten Strafe verurteilt werden. Er muss nun zwei Monate lang im St. Mungos Bettpfannen ausputzen - ganz ohne Magie. Die Leiterin der Magischen Strafverfolgung meinte, das wäre eine angemessene Strafe, da das Zauberergefängnis Askaban nur für die wirklich schlimmen Kriminellen wie die früheren Todesser von Du weißt schon wem vorgesehen wäre.
Das beruhigt mich doch, dass Mundungus nicht nach Askaban muss, denn seine kriminellen Handlungen sind doch vergleichsweise harmlos. Und doch vergieße ich wieder zahllose Tränen um Sirius, der völlig unschuldig dort seine besten Jahre verbringen muss.
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