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Fanfiction

Das Tagebuch der Arabella Doreen Figg - Zur Untätigkeit verdammt

von BlackWidow

Huhu!
Noch jemand da? Überraschung: Meine Schreibblockade scheint überwunden zu sein.
Noch 'ne Überraschung - klickt mal hier: http://forum.harrypotter-xperts.de/thread.php?threadid=32442

56
Zur Untätigkeit verdammt

Ostern 1983
Es sieht so aus, als hätte Vernon Dursleys schreckliche Schwester nichts Besseres zu tun, als die Familie zu jedem Osterfest mit ihrem Besuch zu beglücken. Ich glaube, dass sogar Petunia nicht besonders gut auf sie zu sprechen ist und sich vor dem stinkenden und sabbernden Köter ekelt, wenn nicht gar fürchtet. Aber sie nimmt vermutlich alles auf sich, nur um es ihrem geliebten Gatten recht zu machen. Der arme Harry wird von dem Hund gejagt, dass ich manchmal wirklich um sein Leben bange. Doch meinem Vorhaben, die Muggelbehörden zu benachrichtigen, hat Dumbledore leider einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Als ich vorletzte Woche zum Jugendamt gegangen bin, habe ich eine unglaubliche Blamage erlebt, denn ich konnte mich dort einfach nicht mehr erinnern, welches Anliegen ich vorbringen wollte. Noch zweimal habe ich einen Versuch gemacht, doch als ich dem zuständigen Sachbearbeiter zum dritten Mal gegenüber stand, verließ ich den Raum schnell wieder, weil mir klar wurde, dass ich wohl unter dem Amnesia-Zauber stand. Vermutlich halten mich inzwischen sowieso schon sämtliche Leute in der ganzen Gegend für verrückt.

Wenn ich nur wüsste, warum es für Harry so wichtig ist, bei seinen fürchterlichen Verwandten zu leben, dann könnte ich meine Riesenwut auf Dumbledore etwas zügeln. Nun bleibt mir nur die Möglichkeit, Marge Dursleys Köter kleine Streiche zu spielen, damit sie ihren Besuch hier nicht gar so lange ausdehnt. Mr. Tibbles ist mein Verbündeter gegen diesen schrecklichen Hund, und mein Kater ist wirklich ein ganz schlaues Bürschchen. Gestern hat er es fertig gebracht, sämtliche Nachbarskatzen zu mobilisieren, und es waren an die zwanzig oder mehr Stubentiger, die gemeinsam den riesigen Hund das Fürchten lehrten. Dabei ist es für Katzen überaus gefährlich, sich mit einer Bulldogge einzulassen, und ich wüsste nur zu gern, welche Gegenleistung Mr. Tibbles ihnen dafür schuldet. Ich konnte mit meinem Fernglas beobachten, wie immer vier bis fünf Katzen dem Hundsvieh irgendwo auflauerten, und sobald er sich ihnen näherte und dachte, er könnte ihnen Angst einjagen, suchten sie das Weite. Wenn er ihnen folgte, wurde er nach einiger Zeit von anderen Katzen abgelenkt, sodass er zum Schluss gar nicht mehr wusste, welche Miezen er nun verfolgen sollte. Ich bin wirklich stolz auf meinen Knieselkater und habe ihm mit besonders leckerem Futter dafür gedankt.

31. Juli 1983
Harry wird heute drei Jahre alt und immer noch scheint er keine Ahnung davon zu haben, dass er Geburtstag hat. Ich habe wohl den hundertsten Brief an Dumbledore geschickt, doch der reagiert oft gar nicht mehr, weil ich ihm inzwischen gehörig auf die Nerven zu gehen scheine.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, habe ich in meinen Fotoalben aus glücklichen Tagen geschmökert, doch dadurch ist mir wieder so richtig bewusst geworden, was für ein unvergleichlich glückliches Leben ich mit Urs geführt habe, und die Einsamkeit überwältigt mich derart, dass ich einen Weinkrampf bekomme. Zwischendurch sage ich mir wieder: Mensch Arabella, reiß dich zusammen! Schließlich geht es hier nicht um dich sondern um den kleinen Harry, der bei seinen Verwandten ein beschissenes Leben führen muss. Und wie Sirius sich in Askaban fühlen muss, kann ich mir sowieso nicht ausmalen. Es ist fraglich, ob er überhaupt noch irgendetwas fühlen kann!
Da kam ich auf die Idee, doch endlich mit meiner Kamera zu fotografieren, und ich schlich mich unter dem Tarnumhang zum Ligusterweg, um heimlich Aufnahmen von der Familienidylle im Hause Dursley zu machen. Was ich dort zu sehen bekam, schockierte mich aufs Neue: Harry hat sein Bett offensichtlich in einer Kammer unter der Treppe, und dort wird er sicher nicht nur zum Schlafen eingesperrt, sondern vermutlich auch tagsüber, wenn er Petunia im Weg ist. Warum bin ich nicht schon viel früher darauf gekommen, Dumbledore solche eindeutigen Beweise dieser Kindsmisshandlung zu schicken? Sobald die Fotos entwickelt sind, schicke ich Mr. Tibbles damit nach Hogwarts.

26. August 1983
Gestern Abend hatte ich einen Besuch, den ich als recht unangenehm empfand, und doch handelte es sich um einen Menschen, dem Dumbledore zu vertrauen scheint. Er fiel gewissermaßen gleich mit der Tür ins Haus und rügte mich, dass ich den Schulleiter immer mit solchen Nebensächlichkeiten behelligen würde. „Finden Sie das eine Nebensächlichkeit, wenn der kleine Harry zum Schlafen in eine Kammer unter der Treppe gesperrt wird?“ Seine Antwort, bei der er keine Miene verzog, lautete: „So sentimental, Mrs. Figg? Ihnen ist wohl nicht bewusst, dass der Dunkle Lord weit schlimmeres mit ihm angestellt hätte, als ihn in eine dunkle Kammer zu sperren. Der Schulleiter ist der Meinung, dass es das Wichtigste ist, dass Lily Potters Sohn überlebt. Er hat dafür sicher seine Gründe, in die er uns anderen allerdings nicht einweiht.“ Ich mag diesen Menschen nicht und ärgere mich, warum Dumbledore ausgerechnet ihn zu mir geschickt hat. Die Art, wie er über Voldemort sprach, ließ mich aufhorchen, denn Sirius hatte mir einmal erzählt, dass nur Todesser ihn den „Dunklen Lord“ nennen. Kam dieser Mann wirklich von Dumbledore? Die einzige Gefühlsregung konnte ich in seinen Augen ausmachen, als er „Lily Potter“ sagte. Nein, genau genommen leuchteten seine Augen nur bei „Lily“, während sie bei „Potter“ Verachtung zeigten. Was ist das nur für ein Mensch? Und warum vertraut ihm Dumbledore?

21. September 1983
Nun spiele ich halt weiter die dumme Alte, und um mein sinnloses Leben hier etwas zu bereichern, habe ich mir auf Muggelart ein Hobby gesucht. Ich fotografiere nun alle meine Katzen und klebe diese Bilder in ein Album. Das ist immerhin interessanter als Briefmarken sammeln, eine Tätigkeit, die viele Muggel vermutlich aus reiner Langeweile betreiben. Ein bisschen lachen muss ich, wenn ich daran denke, was Zauberer dann sammeln müssten: Eulenfedern? Eigentlich finde ich es albern, sich ein Hobby suchen zu müssen, um der Langeweile des Alltags zu entkommen. Bei meiner Erfahrung könnte ich als Buchverkäuferin arbeiten oder gar in der Winkelgasse Zauberstäbe verkaufen. Stattdessen bin ich dazu verdonnert, in diesem bürgerlichen Kaff die ebenso bürgerliche Alte zu spielen - ich halte das für eine Vergeudung meiner Talente.

Weihnachten 1983
Dumbledore höchstpersönlich war gestern Abend bei mir, und nun beginne ich doch wieder, den Hut vor ihm zu ziehen. Als ob er meine Zweifel an dieser Tätigkeit und meine unschönen Gedanken ihm gegenüber erraten hätte, sprach er mir noch einmal Mut zu und zeigte auch Verständnis dafür, dass ich nicht begeistert davon bin, bei diesen unmöglichen Muggeln zu leben. „Arabella, ich weiß, dass ich dir hier die langweiligste aller Aufgaben zumute. Du bist sicher sehr einsam, so fernab von der magischen Welt. Und trotzdem muss ich dich bitten, hier auszuharren, denn ich kenne niemanden, der diese Aufgabe so gut und unauffällig ausführen könnte wie du.“ Er erzählte mir etwas von einem alten Blutszauber, und dass Lily sich für ihren Sohn geopfert hätte und er deshalb nur bei Lilys Schwester vor Voldemort sicher wäre. So scheint er also wirklich überzeugt zu sein, dass Voldemort nicht tot ist und eines Tages wiederkommt. Und er kennt so viele alte Zauber, von denen durchschnittliche Zauberer keine Ahnung haben. Ich werde ihm wohl oder übel endlich bedingungslos vertrauen müssen und meine Rolle hier zu seiner Zufriedenheit ausführen.

30. 12. 1983
Harry war nun ganze drei Tage bei mir, und ich bin so froh, endlich wieder einmal etwas Nützliches getan zu haben. Er spricht inzwischen etwas mehr, aber sein Wortschatz scheint sich darauf zu beschränken, dass er sich als böse bezeichnet. Von einer solchen Situation war ich mehr als überfordert, denn was sagt man einem Kind, das immer zu hören bekommt, dass es böse wäre. Normalerweise versucht man, ihm das auszureden. Doch was ist im Hause Dursley schon normal? Am ersten Tag habe ich das Fotoalbum mit den Katzen herausgeholt und es mit ihm angeschaut. Zu jeder Katze hatte ich etwas zu erzählen, doch wenn ich ehrlich bin, waren das lauter langweilige Geschichten, die der Junge zu hören bekommen hat, denn ihre magischen Fähigkeiten musste ich notgedrungen verschweigen. Zu Essen hatte ich auch nichts Besonderes, denn Harrys Aufenthalt bei mir war nicht geplant. Vernon Dursleys Mutter ist gestorben, und so musste die ganze Familie sehr plötzlich wegfahren, um Alles für die Beerdigung regeln. Was bin ich froh, dass Dudley nicht auch bei mir untergebracht wurde!

Am zweiten Tag nahm ich Harry mit zum Einkaufen, und ich konnte es gar nicht fassen, ein so braves und bescheidenes Kind bei mir zu haben. Wäre Dudley dabei gewesen, hätte er sicher die ganze Zeit gequengelt, dass ich ihm etwas Süßes kaufe. Harry sah nur schweigsam zu, was ich Alles in meinen Einkaufskorb legte, und wenn ich ihn fragte, was er gerne essen möchte, war er völlig überfordert. Ich glaube, ihm wurde noch nie ein Wunsch erfüllt - aber was wäre denn von seinen schlimmen Verwandten auch anderes zu erwarten gewesen?

Wieder zurück vom Supermarkt, schaute er mir beim Kochen zu und wollte mir ein bisschen helfen, was ich gerne zuließ. Nach dem Essen wollte ich ihn nicht schon wieder mit meinen Katzenfotos langweilen, so holte ich das alte Märchenbuch von Agnes heraus und las ihm vor. Was eignet sich für dieses Kind besser als Aschenputtel? Das Märchen gefiel ihm so gut, dass er es gleich dreimal hintereinander hören wollte, und danach setzten wir es noch in Szene. Er war natürlich Aschenputtel, was mich wahrlich nicht überraschte, und ich durfte mehrere Rollen spielen: von der bösen Stiefmutter, den schrecklichen Stiefschwestern, den hilfsbereiten Täubchen bis zum Prinzen durfte ich alle Personen darstellen.
Am dritten Tag hielt ich es für besser, wieder zum langweiligen Fotoalbumprogramm zu wechseln, damit er mich nicht in allzu freundlicher Erinnerung behielt. Er soll schließlich wieder kommen dürfen, und das funktioniert ganz sicher nur, wenn die Dursleys den Eindruck haben, dass es ihm nicht besonders gut bei mir gefällt.


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