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Fanfiction

Das Tagebuch der Arabella Doreen Figg - Zeit der Anpassung

von BlackWidow

Hi Mädels (und Jungs???),
hab mal wieder lang gebraucht, aber diesmal kann ich die Schuld meinem Osterbesuch (aus der Schweiz, incl. Fondue!) in die Schuhe schieben.
@MIR: O ja, ich bibbere schon, weil ich nicht weiß, ob ich Deinen Standard von Dunkle Tage halten kann. Aber aus Arabellas Sicht ist eh alles ganz anders, sie erlebt andere Dinge und hat nicht so viel Einblick in Harrys Leben, als sie haben sollte.
Wie bist Du nur darauf gekommen, dass Arabella von Sirius' Unschuld überzeugt ist? *grins*
Diesen Thomas Henry Tibbles gab es wirklich - Google sei Dank - und mir hat die Figur irgendwie gefallen.
@Puschl: Schön, dass Du Dich gemeldet hast.
@lunAa: Das mit dem Kohlgeruch sehe ich genauso - er passt einfach nicht zu meiner Arabella*g*. Ich denke, in so einem Haus könnte man echt depressiv werden. Aber Arabella wird schon das beste draus machen.
Du brauchst Dich wirklich nicht zu entschuldigen, wenn Du mal spät dran bist mit einem Kommi - Schule ist stressig, und außerdem brauchst Du Deine Zeit ja auch noch für Deine eigenen genialen Geschichten. Trotzdem freue ich mich immer, von Dir zu hören/lesen. Danke!
@Eponine: Lieb von Dir, Pollux eine Horde Doxys an den Hals zu jagen. Ich denke, Arabella hat sich in dem Haus eh nicht so wohl gefühlt und ist deshalb relativ gelassen, als es ihr weggenommen wird. Na ja, der Umzug ist wohl keine wirkliche Verbesserung*g*, aber wenigstens ist sie im Grünen und nicht im finsteren London. Ja, die Knieselkätzchen sind derzeit wohl wirklich der einzige Lichtblick. Das mit Longbottoms war beabsichtigt, weil Arabella im Moment nicht besonders zuverlässig informiert wird. Aber lies einfach das nächste Kapitel...
@alle: Danke für Eure lieben und hilfreichen Kommis. Nun aber endlich zum nächsten Kapitel, in dem sich Arabella schön langsam in Little Whinging eingewöhnt.

53
Zeit der Anpassung

1. März 1982
Gestern habe ich mich etwas weiter weg von dieser Gegend geschlichen, damit ich unbeobachtet den Fahrenden Ritter anhalten konnte. Dann bin ich nach London gefahren, um in der Winkelgasse meine sechs Kätzchen abzugeben. Die Inhaberin der Magischen Menagerie, Mrs. Tamer, hat mich gar nicht mehr wiedererkannt; ich muss mich endlich daran gewöhnen, dass ich alt geworden bin, auch wenn mir der Gedanke nicht gefällt. Und trotzdem habe ich es genossen, nach so langer Zeit endlich wieder einmal in der magischen Welt zu sein. Ich musste auch Gold aus meinem Gringotts-Verlies in Muggelgeld umtauschen, damit ich mein Leben in Little Whinging auf Muggelart finanzieren kann. Als ich nach meinen Erledigungen durch den Tropfenden Kessel nach draußen in die Muggelwelt gehen wollte, begegnete mir Hestia Jones, die ich nur ein einziges Mal beim Ordenstreffen gesehen habe. Sie hat mich aber gleich wiedererkannt und auf eine Tasse Tee eingeladen. Nun weiß ich endlich Genaueres über die schreckliche Tat der Lestranges. Sie haben die Longbottoms nicht zu Tode, sondern bis zum Wahnsinn gefoltert. Alice und Frank liegen seitdem auf der geschlossenen Abteilung im St. Mungos, und ihr kleiner Sohn wächst bei seiner Großmutter auf. Ich weiß nicht, was mir schlimmer vorkommt: Seine Eltern nie kennenzulernen, weil sie tot sind, oder seine Eltern zwar sehen zu können aber von ihnen nicht erkannt zu werden? Mir kommt wieder meine Zeit am Grimmauld Place in Erinnerung, und ich frage mich, ob ich nicht wenigstens hätte versuchen sollen, erzieherisch auf Bellatrix einzuwirken. Doch dann denke ich wieder an mein Versagen bei Regulus - und wenn ich der gesamten magischen Welt Glauben schenken würde, hätte ich sogar bei Sirius versagt. Habe ich wirklich alles in meiner Macht stehende getan, um die Black-Kinder auf den rechten Weg zu bringen?

13. März 1982
Um endlich einmal mit Petunia in ein Gespräch zu kommen, das mich ihr und vor allem Harry näher bringt, habe ich sie heute regelrecht verfolgt. Ich sah von weitem, dass sie zum Friseur ging, da betrat auch ich kurze Zeit später beherzt diesen Laden. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich fremde Leute an mein Haar rangelassen. Bisher war es einfach nicht nötig gewesen, weil ich mein Haar immer lang trug, aber die Friseuse überredete mich ganz schnell zu einer „praktischen Kurzhaarfrisur, die zu Ihrem Alter auch viel besser passt“. (Na danke, so ein nettes Kompliment hätte ich nicht gebraucht!) Ich ließ mich aber zu allem überreden, was Petunia auch bekam, denn ich hatte zum Glück einen Platz neben ihr und so kamen wir bei Dauerwellen und sonstigem Muggelfrauenunfug endlich in ein längeres Gespräch. Als ich ganz nebenbei einfließen ließ, dass ich lange Zeit als Erzieherin zweier Kinder gearbeitet habe, fasste sie endlich Vertrauen und fragte mich, ob ich vielleicht ab und zu auf Harry aufpassen könnte.
Im Nachhinein bewundere ich die Geduld der Friseusen, die Dudley, Petunias verwöhnten Bengel, drei Stunden lang bei Laune halten mussten. So lange dauerte nämlich die scheußliche Prozedur der Haarpflege. Harry saß so lange ganz brav - ich sollte es lieber als eingeschüchtert bezeichnen - in einer Ecke und spielte mit einem kaputten Spielzeugauto. Vermutlich hat Dudley es kaputt gemacht, und nun dufte Harry gnädiger Weise damit spielen.

Ostern 1982
Die Dursleys haben Besuch, wie ich gestern Abend mitbekommen habe. Inzwischen bin ich schon genau so neugierig wie Petunia und schaue über alle Gartenzäune und manchmal sogar mit dem Fernglas aus dem Fenster, um ja keine Neuigkeiten zu versäumen. Dieser Besuch - es handelt sich offensichtlich um Vernon Dursleys Schwester, weil sie ihm aufs Haar gleicht - hat auch noch einen schrecklich gefährlich aussehenden Hund mitgebracht. Wie kann man nur so einen Hund in einen Haushalt mit zwei kleinen Kindern mitbringen? Vielleicht sollte ich einfach mal bei den Dursleys klingeln und fragen, ob ich Harry für ein paar Stunden zu mir nehmen soll.

23. April 1982
Heute war Harry das erste Mal in meinem Haus, weil die Dursleys zusammen einen Ausflug machten, bei dem sie ihn nicht brauchen konnten. Ich frage mich zwar, in welcher Weise der schüchterne Harry stören könnte, wo doch Dudley derjenige ist, der die Nerven sämtlicher Erwachsenen zu ruinieren im Stande ist. Aber ich bin auch froh, dass ich den armen Jungen endlich einmal allein bei mir haben konnte. Ich musste mich so sehr beherrschen, um ihm nichts aus der magischen Welt zu erzählen, denn sonst wäre meine ganze Tarnung sofort aufgeflogen. Und ich bin mir sicher, die Dursleys würden jeglichen Kontakt zu mir einstellen, wenn sie um meine Verbindung zu dieser ihnen verhassten Welt wüssten.
Wegen Dumbledores Anweisung, mich bei den Dursleys nur ja nicht unbeliebt zu machen, habe ich Harry vorsichtshalber keine Süßigkeiten angeboten und ihn in keiner Weise verwöhnt. Denn wenn es ihm zu gut bei mir gefiele, wäre er wohl das erste und letzte Mal hier gewesen. Es tut mir in der Seele weh, zu beobachten, wie dieses Kind vernachlässigt wird! Nun fühle ich mich wieder in einer ähnlichen Situation wie damals am Grimmauld Place: Ich muss zusehen, wie ein Kind gequält und schlecht behandelt wird und kann nichts dagegen unternehmen. Mr. Tibbles hat sich zum Glück recht ausgiebig mit Harry beschäftigt, und wenn der Junge schon nicht allzu viel Vertrauen zu mir fassen darf, so soll er doch wenigstens ein Tier lieben dürfen, das ihm keine Gefahr bringt. Eigentlich saß der Kleine stundenlang mit Mr. Tibbles auf dem Schoß da und streichelte ihn und genoss sein Schnurren. Ich habe versucht, ihm Geschichten von meinen früheren Katzen zu erzählen, doch er reagierte nicht darauf, und ich habe den Eindruck, dass er überhaupt kaum spricht. Ich muss mich unbedingt beraten lassen, wie man Kinder zum Sprechen bringt, denn es ist mir sonnenklar, dass Petunia sich überhaupt nicht darum kümmern wird.

30. Mai 1982
Mr. Tibbles erweist sich als sehr kluger Kater mit ausgeprägten Knieselfähigkeiten und es war ein Glücksgriff, dass ich ihn behalten habe. Ich trauere zwar immer noch um meine Aurelia, die so lange Zeit ihre treuen Posteulendienste verrichtet hatte und zudem auch das letzte Andenken an Urs war, doch wenigstens die Post kann ich nun durch Mr. Tibbles überbringen lassen. Da Dumbledore auf meine entrüsteten Berichte von Harrys Stiefkinddasein bei den Dursleys immer gleich reagiert, habe ich an Hestia Jones geschrieben, und sie hat mich heute besucht. Sie ist eine sehr umsichtige Hexe, die es meisterhaft versteht, sich unauffällig in Muggelkreisen zu bewegen, ohne unangenehm aufzufallen. Wir haben uns wunderbar unterhalten, und sie hat sich köstlich amüsiert über die Tatsache, dass ich mit Petunia beim Friseur war. „Weißt du, Arabella, mit dieser Frisur passt du einfach hervorragend in diese Gegend. Ich denke, du musstest eine ganze Menge an Schauspieltalent einsetzen, um Petunias Vertrauen zu gewinnen, was dir letzten Endes recht gut gelungen ist.“ Diese Aussage hat mich endlich einmal bestärkt und ich sehe sie als Kompliment an, das mein in letzter Zeit sehr angegriffenes Selbstbewusstsein erheblich aufmöbelt. Es stimmt schon, ich spiele hier die schrullige Alte, die dreimal am Tag im Laden an der Ecke Katzenfutter kauft, nur um oft genug am Haus der Dursleys vorbeigehen zu können, ohne aufzufallen. Ich glaube, mein deutscher Freund Nepomuk wäre stolz auf meine Schauspielkunst, war er doch vor vielen Jahren mein Lehrmeister auf diesem Gebiet. Er konnte alle Rollen vom Bösewicht bis zum schüchternen Mann quasi aus dem Ärmel schütteln, und das hatte ihm viele Vorteile verschafft, die er in seiner Widerstandsarbeit nutzen konnte.

3. Juli 1982
Einen langweiligeren Geburtstag hatte ich wohl noch nie in meinem Leben, aber die Tatsache, dass ich meine Aufgabe jetzt als Schauspielübung betrachte, beflügelt mich enorm. Was geht es Petunia an, dass ich heute 53 Jahre alt werde und aussehe, als wäre ich fünfzehn Jahre älter? Ich trete hier als biedere Alte auf und kümmere mich um meinen Kater und meinen Garten, der schließlich ebenso wenig auffallen soll wie ich. Also verbringe ich meine Zeit damit, den Rasen einmal pro Woche zu mähen, nur solche Blumen zu pflanzen, die den Nachbarn gefallen und auch sonst möglichst nicht aus der Reihe zu tanzen. Ja, es scheint so eine Art ungeschriebenes Gesetz zu geben, welche Blumen und Sträucher hier als „schön“ oder „passend“ angesehen werden und welche nicht. Eigentlich hätte ich gerne einen Holunderstrauch gehabt, weil man die Blüten in einer Art Pfannkuchenteig backen kann. Das Rezept habe ich noch aus meiner kurzen Zeit in Bayern und ich hätte es so gerne wieder ausprobiert. Außerdem kann man die Blüten trocknen und im Winter als Tee gegen Erkältungen trinken. Aber meine Nachbarn machten mir schnell klar, dass so ein Strauch absolut nichts in einer reinen Wohngegend zu suchen hat. „Stellen Sie sich vor, dieser Strauch trägt Früchte in einer so intensiven Farbe, und wenn Vögel diese Früchte fressen und sie dann ausgerechnet dort ausscheiden, wo Ihre Nachbarin die frisch gewaschene Wäsche aufgehängt hat. Das ist eine Zumutung, und Sie werden sich damit keine Freunde machen!“ Na schön, dann pflanze ich halt keinen Holunder - diese Pflanze ist ja sowieso viel zu magisch für diese Muggelgegend.
Im Übrigen sorge ich fleißig dafür, dass dieser ekelhafte Kohlgeruch nie völlig aus dem Haus verschwindet. Wenn ich mir ab und zu Bayerische oder Schweizer Spezialtäten koche, steht immer ein Topf mit Grünkohl auf dem Herd, der die verräterischen Gerüche einer Weitgereisten mit denen einer biederen alten Dame überdeckt. Soviel Tarnung muss sein. Allerdings hoffe ich, dass niemals einer meiner Nachbarn einen Blick in mein Schlafzimmer werfen kann, denn dort ist mein magisches Refugium. Hier hängen einige Fotos von Urs und seinen Freunden, von Agnes und Nepomuk und ihren Kindern, und auch eines von Sirius halte ich in Ehren. In diesen Raum ziehe ich mich nicht nur zum Schlafen zurück, sondern immer, wenn ich die anderen Räume nicht ertragen kann.


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