von BlackWidow
Hallo meine lieben Leserinnen (und Leser, falls welche dabei sind:-),
wie schön, dass sich meine Kommibox schön langsam doch noch füllt. Dann möchte ich gern mal die Neuen hier begrüßen:
@Siriuslupin (welch vielversprechender Name - wir haben wohl eine Gemeinsamkeit mit unseren Vorlieben!): Freut mich sehr, dass Du es geschafft hast, meine FF zu lesen und hoffe, dass es Dir auch weiterhin gefällt. Ach ja, Arabella ist ein recht dankbarer Charakter, da man ja in den Büchern kaum etwas über sie erfährt. Ich kann hier also meiner Phantasie fast grenzenlos Raum lassen*g*. Danke für den lieben Kommi, jetzt weiß ich, dass doch immer wieder mal neue Leser dazustoßen.
@lunAa: Juhu, Du bist jetzt auch dabei! Danke für Deinen superlangen Kommi. Ist immer wieder schön, wenn man auf Kapitel, die man vor langer Zeit geschrieben hat, hingewiesen wird. Das war mir sehr wichtig, dass auch eine Squib ein bisschen was Magisches vollbringen kann. Ein bisschen ein Unterschied zu den Muggeln soll doch sein:-). Du hast ja noch viel vor Dir, da will ich lieber nichts verraten...
@MIR: Danke, meine alteingesessene treue Kommischreiberin. Ich muss gestehen, dass es mir auch schon graut vor dem Augenblick, da Urs irgendwie aus Arabellas Leben verschwinden muss. Spätestens 1981 muss es aber leider sein - wie wir alle wissen:-(.
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Das Geheimnis der Eule
6. Juni 1972
Dass mit dieser Eule etwas nicht stimmt, war mir von Anfang an klar, aber zum Glück hat sie sich als harmlos - wenn nicht gar als ein Segen für uns - herausgestellt. Als ich vor einer Woche morgens in Urs' Begleitung zum Laden kam, war Philippe ziemlich aufgeregt, denn er hatte das Tier verletzt vor der Ladentür aufgefunden. Er hat es mit hinein genommen und wollte es im Hinterzimmer unterbringen, bis er Zeit hätte, einen Tierheiler aufzusuchen. Urs war erst skeptisch, denn als er die Geschichte hörte, bekam auch er Angst, dass sie vielleicht ein Animagus und eventueller Spion der dunklen Seite sein könnte. Um sicher zu gehen, dass es sich um eine ganz gewöhnliche Eule handelte, zeigte er mit dem Zauberstab auf sie und sprach Homenum revelio, und aus dem am ganzen Leib zitternden Tier wurde in kürzester Zeit eine junge Frau. Sie war sehr verängstigt und konnte lange Zeit nichts sagen, doch das Auffallendste an ihr war die Tatsache, dass sie ein Brautkleid trug. Ein Finger ihrer linken Hand schien gebrochen zu sein, doch zu einem Heiler wollte sie sich nicht bringen lassen. Ganz langsam fasste sie Vertrauen zu uns und erzählte ihre Geschichte:
"Es tut mir leid, dass ich Sie in Aufregung versetzt habe, aber ich bin auf der Flucht vor meinen Eltern, die mich mit einem schrecklichen Menschen verheiraten wollten. So musste ich in den letzten Tagen verschiedene Zaubererhäuser beobachten, um zu wissen, wo Menschen leben, denen ich vertrauen kann. Ich kann zwar einige Zeit als Eule leben, aber ich brauche auch Kontakt zu Menschen, denn die anderen Eulen merken sehr schnell, dass ich keine von ihnen bin. Und wenn ich ganz ehrlich bin, würde ich gern wieder einmal etwas anderes als Mäuse essen."
Philippe packte auf diese Bemerkung hin sofort seinen Proviant aus, den er fürs Mittagessen vorgesehen hatte, und die Frau langte dankbar zu. Da Urs schon spät dran war, apparierte er schnell ins Ministerium, so waren Philippe und ich mit ihr allein. Heute waren wir ausnahmsweise sehr froh darüber, dass den ganzen Vormittag lang keine Kunden kamen, denn so hatten wir Ruhe, um uns zu unterhalten. Die Dame hört auf den schönen Namen Florence und stammt, wie auch Philippe, aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz. Sie spricht aber ein ebenso ordentliches Deutsch wie auch Englisch. Ich bewundere dieses Volk schon lange, das in diesem kleinen Land so viele Kulturen und Sprachen beherbergt. Wenn man mit dem Muggelzug von Bern aus in Richtung Genf fährt, dauert es nicht lange, dann sind sämtliche Anzeigetafeln sowie Durchsagen auf Französisch. Ich finde es fantastisch, dass man quasi in ein anderes Land kommt, ohne eine Grenze passieren zu müssen. Und trotz der verschiedenen Kulturen scheint es keine Streitigkeiten zu geben. Doch nun wieder zurück zu Florence. Sie stammt aus einer altehrwürdigen Familie, die sich viel auf ihren Reinblutstatus einbildet, und nach dem Willen ihrer Eltern hätte sie den Sohn von Freunden der Familie heiraten sollen. Leider hat sie erfahren, dass der ihr aufgezwungene Bräutigam sich der schwarzen Magie verschrieben hat, und so hat sie ihre Eltern immer wieder davon zu überzeugen versucht, dass diese Ehe nicht gut für sie sein würde. Doch leider waren diese taub für die Argumente ihrer Tochter. Und trotzdem hoffte sie bis zum Schluss, dass sie vielleicht doch noch einlenken würden. Da Florence sich heimlich schon sehr lange damit beschäftigt hatte, wie man ein Animagus wird, ist es ihr zum ersten Mal gelungen, sich in eine Eule zu verwandeln, kurz bevor ihr Vater sie zum Altar führen wollte.
"Es war ein unglaubliches Gefühl, sich plötzlich in die Lüfte erheben zu können und dieser verhassten Hochzeitsgesellschaft zu entfliehen. Und ich denke, es ist gut, dass ich immer eine recht ordentliche Besenfliegerin war, sonst hätte dieses Erlebnis mich schockieren können. Ich musste dann ganz schnell weit weg von Genf, damit meine Eltern und mein Bräutigam mich nicht finden würden. So versteckte ich mich seit Wochen, immer in der Angst, doch noch entdeckt zu werden."
In der Mittagspause sperrten wir den Laden zu und Philippe apparierte mit mir nach Hause, damit ich unauffälligere und bequemere Kleidung für Florence holen konnte. Außerdem suchte ich in unserer magischen Hausapotheke nach einem geeigneten Mittel, um den gebrochenen Finger zu heilen. Allerdings kenne ich mich mit diesen Dingen nicht besonders gut aus, und Philippe und ich beschlossen daher, dies lieber Urs zu überlassen, der nach jeder Vollmondnacht irgendwelche Blessuren zu heilen hat und daher über genügend Erfahrung verfügt. Florence blieb solange als Eule im Laden versteckt, weil sie befürchtete, als Mensch entdeckt zu werden.
14. Juni 1972
Nun wohnt Florence bei uns und erholt sich zunehmend von ihrem Schock. Urs ist der Meinung, dass sie sich hier sicher fühlen kann, denn laut ihrer Erzählung hat keiner der Hochzeitsgäste gesehen, wie sie sich in eine Eule verwandelt hat. Jeder dachte, sie wäre disappariert, und so können ihre Eltern lange nach ihr suchen. Wenn sie unser Haus verlässt, tut sie dies vorsichtshalber aber immer in ihrer Animagusgestalt. Unsere Eule Aurelia war zuerst ein bisschen eifersüchtig, aber als sie begriff, dass Florence ihr nicht das Amt als Posteule streitig machen will, war sie mit dem neuen Gast einverstanden. Tagsüber bleibt Florence meistens im Haus, doch oft fliegt sie auch zu Philippes Laden, weil sie unsere Gesellschaft sehr genießt. Philippe hat ihr inzwischen einen neuen Zauberstab geschenkt, da sie ihren bei ihrer überstürzten Flucht in ihrem Elternhaus zurücklassen musste.
Inzwischen hat sie uns auch erzählt, wie es zu ihrer Verletzung am Finger gekommen ist. Als ihr Vater sie zum Altar führen wollte, befürchtete er, sie könnte in letzter Minute disapparieren, und so hielt er sie ganz fest, um sie daran zu hindern. Als die ganze Hochzeitsgesellschaft für einen kurzen Augenblick abgelenkt war, gelang ihr dieses großartige Stück Magie, sich in eine Eule zu verwandeln und sie flog schnell davon. Der Bräutigam muss wohl sehr schockiert gewesen sein, denn in manchen Gegenden bedeutete es früher Unglück, wenn dem Brautpaar auf dem Weg zum Altar eine Eule entgegengebracht wird. Ein ebenfalls weit verbreiteter Aberglaube war, dass der Ruf einer Eule den Tod ankündige. Obwohl diese Geschichten hauptsächlich in Muggelkreisen verbreitet sind, glauben auch manche Zauberer daran. Seltsam, dass ausgerechnet solche Zauberer daran glauben, die Muggel ablehnen! Diese Gedanken gingen Florence auf ihrem ersten Flug im Kopf herum, denn sie wusste, dass die meisten Familienmitglieder ihres Bräutigams an solche Dinge glaubten. Ihr Vater jedoch hatte ihre Hand so fest gehalten, dass ein Finger dabei verletzt wurde. So war Florences erster Flug als Eule wegen eines angebrochenen Flügels ziemlich schwierig, doch sie ignorierte dies, weil sie die Freiheit so sehr genoss. Erst einige Wochen später, als die Verletzung begann, sich zu entzünden, suchte sie Hilfe bei Menschen, die ihr einen vertrauensvollen Eindruck machten, und so fand Philippe sie vor seinem Laden. Welch eine Ironie des Schicksals, dass es Florence ausgerechnet nach Bern verschlagen hatte, denn Aberglaube ist häufig regional unterschiedlich, und man sagt ausgerechnet in Bern, dass Eulengeschrei nicht den Tod, sondern die Geburt eines Kindes ankündigt.
3. Juli 1972
Mein Geburtstag ist diesmal nicht nur viel liebevoller als im letzten Jahr, wir sind nun sogar zwei Paare, die miteinander feiern. Zumindest mein Gefühl sagt mir, dass Florence und Philippe bald ein Paar sein werden. Sie selber scheinen sich der Sache noch gar nicht so bewusst zu sein, doch ich bin mir ganz sicher, dass die beiden zusammen gehören. Ich behalte diese Gedanken vorerst aber lieber für mich, denn Florence muss sich erst von ihrer in letzter Sekunde verhinderten Zwangsverheiratung erholen und wird noch einige Zeit brauchen, ehe sie sich wieder einem Mann anvertrauen möchte. Und Philippe braucht ebenso viel Zeit, um Florence in sein Geheimnis einzuweihen, von dem er glaubt, es stünde einer Beziehung im Wege.
Auch Andromeda hat mir einen Geburtstagsgruß geschickt. Sie ist gleich nach dem Schulabschluss mit Ted Tonks in ein Dorf gezogen, das überwiegend von Muggeln bewohnt wird. Sie scheinen noch auf der Suche nach Arbeit zu sein, und ich könnte mir vorstellen, dass sie sogar eine Muggelarbeit annehmen, um möglichst weit weg von der magischen Gemeinschaft zu sein, in der sie sich derzeit alles andere als sicher fühlen. Ich wünsche den beiden, dass sie mindestens ebenso viel Glück haben, wie ich es damals nach dem Rauswurf aus meinem Elternhaus hatte.
13. September 1972
Florence weiß nun, wo Urs die Vollmondnächte verbringt. Natürlich konnten wir es nicht verheimlichen, und dazu wäre ja auch gar kein Anlass, denn was er macht, gehört im Grunde zu seinem Beruf. Er sorgt als Animagus dafür, dass die Werwölfe zusammen mit den Bären eine einigermaßen erträgliche Nacht verbringen. Dass Philippe zu diesen Werwölfen gehört, hatten wir ihr bisher verschwiegen, weil wir der Meinung waren, dass es nur Philippe selber zusteht, ihr davon zu erzählen. Doch in der letzten Vollmondnacht flog Florence als Eule davon, und als sie am Morgen wiederkam, meinte sie nur: "Jetzt weiß ich endlich, warum Philippe so zurückhaltend ist. Ich hatte mir schon so etwas gedacht, aber diese Nacht konnte ich mich selber davon überzeugen, dass er ein Problem hat. Meinst du, das ist der Grund, warum er mich noch nie als Frau betrachtet hat? Oder meinst du, er hat einfach grundsätzlich kein Interesse an mir?"
Da ich mir ganz sicher war, antwortete ich: "Ich glaube, du als Frau gefällst Philippe sehr gut, aber er würde es dir nicht zumuten wollen, eine Beziehung mit einem Werwolf einzugehen. Ich denke, dass dies der einzige Grund ist, warum er sich dir nicht nähert."
Darauf lächelte Florence nur still in sich hinein, und ich erkannte in diesem Lächeln eine Weisheit, die man Eulen ebenfalls nachsagt. Ihre Animagusgestalt hat sich vermutlich die Hexe ausgesucht - ich bin davon überzeugt, dass das so ist. Ein Zauberer kann sich wohl nicht aussuchen, in welches Tier er sich verwandeln will, sondern es ist umgekehrt. Diese Magie scheint also ebenso zu funktionieren, wie das bei Zauberstäben der Fall ist.
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