von BlackWidow
Hallo Leute!
Tut mir leid, dass es wieder so lange gedauert hat mit dem nächsten Kapitel. Ich bin selber immer ganz ungeduldig, wenn ich nicht zum Schreiben komme (ist fast 'ne Droge für mich), aber manchmal reicht die Zeit einfach nicht.
@ MIR: Klar, es kommen unschöne Zeiten auf das Paar zu, das hast Du richtig vorausgeahnt. Ich hoffe aber, Du magst das Kapitel trotzdem...
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Zu dritt
4. Juni 1971
Es ist kaum zu glauben, dass wir nun schon seit einem Monat mit einem Geist im Hause leben. So anstrengend habe ich mir das Zusammensein mit meiner toten Schwester nicht vorgestellt. Ich bin immer noch wütend auf Urs, dass er sich plötzlich nicht mehr an unsere Abmachung gehalten hat. Wir hatten besprochen, Elektra die Möglichkeit vorzuschlagen, bei ihrer Zwillingsschwester zu wohnen, mit der sie vielleicht gerne wieder vereint wäre. Und ich muss gestehen, dass mir das nicht wenig gefallen hätte. Oder gar bei unserer Mutter, um deren Leben mit ihrem "jugendlichen" Liebhaber ein bisschen abwechslungsreicher zu gestalten. Ich gestehe sogar, dass ich daran gedacht hatte, sie als "Gesellschafterin" von Myrte in der Mädchentoilette in Hogwarts unterzubringen. Nun, ich muss es einsehen, dass all dies gar nicht in unserer Macht gestanden wäre. Dazu hätten wir eine Geisterbehörde einschalten müssen, und das wollten wir unbedingt vermeiden. Nun führen wir gewissermaßen eine Beziehung zu dritt, denn Elektra mischt sich überall ein und wir haben kaum mehr so etwas wie eine Privatsphäre. Wenn wir essen, heult sie los und jammert uns die Ohren voll, dass sie schon seit Jahren nichts mehr gegessen hat. Wenn wir uns auf den Weg zur Arbeit machen, bekommen wir natürlich zu hören, dass sie leider nie die Chance hatte, einen richtigen Beruf zu erlernen. Am schlimmsten empfinde ich die Tatsache, dass sie auch nachts vor unserer Schlafzimmertür nicht Halt macht, sondern zu kreischen anfängt, sobald Urs mich nur berührt. Anfangs versuchte ich noch, Verständnis für sie aufzubringen. Da sie zu ihren Lebzeiten die körperliche Liebe wohl nur mit Gewalt kennengelernt hat, fehlt ihr das Verständnis dafür, dass es im Normalfall etwas Wunderschönes ist - die Krönung jeder harmonischen Beziehung. Vielleicht möchte sie mich nur schützen, wenn sie Urs anfährt, dass er gefälligst die Finger von mir lassen soll? Doch inzwischen kommt es immer seltener vor, dass Urs mich zärtlich berührt und ich leide wirklich sehr darunter. Dass auch Urs leidet, sehe ich ihm an, doch für eine Aussprache sind wir derzeit weder in der richtigen Stimmung, noch sind wir jemals ungestört. Ich weiß nicht, wie lange ich diese Situation noch ertragen kann.
3. Juli 1971
Mein Geburtstag heute war seltsam, und beinahe würde ich behaupten, sogar im Hause Black hatte ich einmal einen liebevolleren erlebt. Das war damals, als Sirius mir diesen Brief geschrieben hat, den ich immer noch in meinem magischen Täschchen aufbewahre. Auch im Jahr davor habe ich niedliche Bilder von Sirius und Regulus bekommen, die für mich ein eindeutiger Liebesbeweis waren. Und nun lebe ich in einer bisher glücklichen Beziehung und fühle mich trotzdem elend. Urs hat mir zwar ein teures Geschenk gemacht, aber ich habe das Gefühl, je kostspieliger die Geschenke sind, desto schlechter ist die Beziehung. Dabei wollte ich doch gerne meiner Schwester eine Verbannung durch die Geisterbehörde ersparen. Aber ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass es so schlimme Folgen für uns haben würde.
5. August 1971
Was ist innerhalb von drei Monaten nur aus unserer einst so innigen Beziehung geworden? Wir reden kaum noch miteinander, vom Austausch von Zärtlichkeiten ganz zu schweigen. Ich sehe es Urs an, dass er mit seinen Nerven genauso am Ende ist wie ich selber, und doch wage ich es nicht, mit ihm über unser Problem zu sprechen. So leben wir seit einem Vierteljahr nebeneinander her, als wären wir nie ein Liebespaar gewesen. Unser Alltag funktioniert noch ganz gut, und wenigstens haben wir etwas zu reden, wenn es um organisatorische Dinge geht: "Die Milch ist aus, holst du bitte welche?" Oder: "Übermorgen ist Vollmond, da bin ich die ganze Nacht weg. Schließe bitte die Haustür ab und lass niemand herein." Immerhin ist Urs noch besorgt um mich, so scheint doch noch so etwas wie Verbundenheit da zu sein. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass er jetzt mehr um Elektras Wohl besorgt zu sein scheint als um meines. Es hört sich ziemlich verrückt an, und vielleicht ist es das auch: Ich bin eifersüchtig auf einen Geist! Insgeheim plagt mich auch mein schlechtes Gewissen, weil ich so wenig Vertrauen zu Urs habe. Und dazu kommt noch, dass eine innere Stimme mir sagt, dass ich nun die gerechte Strafe dafür bekommen habe, weil ich Elektra zu meiner Mutter oder Daphne abschieben wollte. Ich wollte sie einerseits vor einem schlimmeren Schicksal retten, aber andererseits wollte ich mit den Konsequenzen nicht selber konfrontiert werden. Ich habe keine Ahnung, wie unser seltsames Zusammenleben mit einem Geist weitergehen soll, und in dieser Situation vermisse ich zum ersten Mal eine gute Freundin in meiner Nähe, bei der ich mich auch mal ausweinen kann und die mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Agnes lebt viel zu weit weg, und als Muggel ist es ihr gar nicht möglich, schnell mal zu mir zu kommen. Außerdem wird sie in diesen unsicheren Zeiten ebenfalls von ihrem Mann gut behütet, weil die Angst vor diesem Dunklen Lord immer noch umgeht.
1. September 1971
Gerade in diesem Moment müsste Sirius im Hogwartsexpress unterwegs sein. Ich habe Andromeda gebeten, mir morgen früh sofort zu schreiben, ob er ein Slytherin geworden ist oder nicht. Wenn er in ein anderes Haus käme, wäre das einerseits ein Zeichen, dass seine Seele nicht völlig verdorben wurde durch den Einfluss seiner Eltern. Andererseits hätte er dann in seiner Familie einen noch schlimmeren Stand als bisher, und das würde ich ihm nicht wünschen.
Da es heute im Geschäft recht ruhig ist, kann ich hier in Ruhe Tagebuch schreiben und auch über meine derzeitige Lebenssituation nachdenken. Ist es nicht verrückt, dass ich sechs Jahre in einem schwarzmagischen Haus überlebt habe und nun wegen einer solchen Kleinigkeit wie meiner toten Schwester so völlig aus dem Häuschen gerate?
3. September 1971
Andromedas Eule erreichte mich heute beim Frühstück:
"Liebe Arabella,
seit gestern ist mein Lieblingscousin nun endlich in Hogwarts und es scheint ihm hier recht gut zu gehen. Er hat gleich auf der Fahrt hierher Freunde gefunden, was mich sehr freut. Ich denke, diese Schule wird auch für ihn ein Ersatz für ein warmherziges Zuhause sein, wie es das für mich längst geworden ist. Der sprechende Hut hat sich recht lange mit ihm beschäftigt, und als er endlich fertig war, schickte er Sirius nach Gryffindor! Ich freue mich für ihn, doch wir beide wissen auch, dass es in dieser Familie gefährlich ist, kein Slytherin zu sein. Insgeheim hätte ich mir gewünscht, ihn in meinem Haus zu sehen, denn so haben wir kaum Gelegenheit, ungestört miteinander zu reden. Ich konnte ihm noch nicht einmal vor Dir erzählen, und das stimmt mich sehr traurig. Da ich davon ausgehe, dass meine Tante sein Gedächtnis mindestens ebenso manipuliert hat wie meines, befürchte ich, dass auch er nicht mehr weiß, welches Kindermädchen ihm damals so viel Liebe entgegengebracht hat.
Was mich betrifft, so sehe ich mit Bangen, aber auch mit Ungeduld meinem Schulabschluss entgegen. Aus meiner Freundschaft zu Ted ist nun Liebe geworden, doch werde ich nach dem Willen meiner Eltern einen reinblütigen Zauberer heiraten müssen. Du ahnst sicher schon, wie ich mich entscheiden werde und welche Konsequenzen diese Entscheidung für mein ganzes Leben haben wird. Aber durch Dich weiß ich, dass es sich lohnt, seinen eigenen Wünschen und Träumen zu folgen und notfalls mit seinem Elternhaus zu brechen, wenn es sein muss. Meine Schwester Bellatrix verhält sich immer seltsamer, und ihr Mann und ihr Schwager waren mir von Anfang an suspekt. Ich vermeide es, wo immer dies möglich ist, mit ihnen zusammenzutreffen.
Ich hoffe, Dir geht es gut und Du bist immer noch so glücklich mit Deinem Urs. Habe ich Dir jemals gesagt, dass Dein Beispiel es ist, das mir Mut macht, einen ebenso steinigen, aber richtigen Lebensweg zu wählen, wie Du es getan hast? Hab Dank dafür!
Deine Andromeda"
Der Brief gibt mir viel zu denken - Schönes und Trauriges. Sirius ist also ein Gryffindor geworden, das macht mich sehr glücklich. Ja, den Löwenmut hatte er schon als ganz kleines Kind, und mir kommen verschiedene Bilder, die ich lange verdrängt hatte, wieder ins Gedächtnis: Sirius, dessen kindliche Magie mit ihm durchgeht, als er beobachten muss, wie sein Bruder eine Maus köpfen will... Sein verzweifelter Schrei, als ich knapp dem Tode entgehe... Aber auch sein Sarkasmus, als er fragt, ob heute wieder jemand geköpft würde... Und dann ist da noch das liebebedürftige Kind, das nachts heimlich in mein Bett gekrochen kommt, weil es sich nach Geborgenheit sehnt. Nun verblassen für einen Moment meine eigenen häuslichen Schwierigkeiten, weil ich mich wieder an das unschuldige Kind erinnere.
Meine eigenen Gefühle habe ich Andromeda nicht mitgeteilt, die trage ich mit mir selber herum. Es ist nicht gut, eine junge Frau, die im Begriff ist, ihrem Elternhaus den Rücken zu kehren, mit fremden Problemen zu belasten. Sie hat schließlich mit sich selber genug zu tun, muss so viel Neues und Beängstigendes bedenken und fühlen. Ich wünsche es ihr von ganzem Herzen, dass dieser Mann es wert ist, dass sie ihr ganzes Leben für ihn umkrempelt.
9. September 1971
Philippe ist es natürlich nicht entgangen, wie schlimm es um Urs und mich steht. Er sieht sich wohl etwas zwischen den Stühlen sitzend, da er einerseits mit Urs schon seit einer Ewigkeit befreundet ist und ihm sehr viel zu verdanken hat. Aber er schätzt inzwischen auch mich, und das nicht nur, weil ich Urs' Lebensgefährtin bin. Neben meiner Freundschaft, die ihm wirklich viel bedeutet, ist er auch froh, dass ich ihm in seinem Laden helfe, der inzwischen sehr gut läuft. Jeweils nach Vollmond ermögliche ich ihm durch meine Mitarbeit zwei freie Tage, an denen er sich wieder einigermaßen von den durchlittenen Schmerzen der Verwandlung erholen kann. Ich bin trotz meiner Unfähigkeit zu magischen Handlungen schon eine recht gute Zauberstabverkäuferin geworden. Außerdem konnte ich Philippe überreden, noch einige kleine Geschenkartikel wie Spielzeugzauberstäbe und ähnliche Dinge mit ins Sortiment aufzunehmen, sodass er einen größeren Kundenkreis ansprechen kann.
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