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Fanfiction

Das Tagebuch der Arabella Doreen Figg - Von wahren und falschen Freunden

von BlackWidow

@ MIR:
Tja, leider kann man Voldemorts Aufstieg nicht verhindern... (zumindest möchte ich bei meiner FF bei Rowlings Gegebenheiten bleiben).
Dass Arabella seit ihrer dramatischen Rettung vom Grimmauld Place bei Urs wohnt, ist in den vorherigen Kapiteln schon mal erklärt (vielleicht ist Dir eines durch Deinen Urlaub durch die Lappen gegangen). Aber spätestens ab dem nächsten Kapitel dürfte es eh klar sein. Danke für Deinen Kommi - Du kriegst bald einen Treueorden!
@ alle: Sollte im neuen Kapitel eine hochdeutsche Übersetzung für die paar Sätze in "Berndütsch" nötig sein, meldet Euch einfach. Aber vielleicht kriegt Ihr auch so raus, was Meieli spricht...
Viel Spaß beim nächsten Kapitel - das übernächste wird sicher etwas dauern, weil ich wegfahre.
Viel Spaß beim Lesen
wünscht sirius' widow

***************************************
34
Von wahren und falschen Freunden

Ostern 1970
Dieses Fest verbringen wir ganz ruhig daheim und sind froh, nicht wieder verreisen zu müssen. Obwohl ich meine Freunde auf einige Ländern verteilt habe, kann ich nicht ständig herumreisen, um diese Freundschaften zu pflegen. Zum Glück braucht das eine wirklich gute Freundschaft nicht, dass man ständig zusammen ist. Ich habe Rubeus seit einigen Jahren nicht mehr gesehen, und trotzdem weiß ich, dass er mich immer noch mag und wir sofort wieder wunderbar miteinander auskommen - wenn man einmal von den kleinen Eifersüchteleien auf Urs absieht. Auch mit Agnes und ihrer Familie ist es so, dass wir uns trotz räumlicher Entfernung niemals fremd werden. Es gibt so schnelle Eulen, die die Post innerhalb weniger Flugstunden ins Ausland bringen können, so sind wir immer auf dem neuesten Stand, weil wir uns mindestens einmal in der Woche schreiben. Ich weiß es erst jetzt wieder so richtig zu schätzen, was es bedeutet, in Freiheit zu leben. In einer Freiheit, die es einem erlaubt, mit anderen Menschen Kontakt zu haben. Der Aufenthalt am Grimmauld Place wird wohl auf ewig in meinem Gedächtnis bleiben, und nicht selten plagen mich Alpträume, in denen Walpurga irgend etwas Schreckliches mit den Kindern oder mir anstellt. Ich darf mich wirklich glücklich schätzen, dass ich mit heiler Haut aus diesem Haus entfliehen konnte. Auch wenn ich immer wieder an meinen lieben Sirius denke, bin ich dankbar, dass ich nach diesem Leben voller Hass nun mit Liebe überschüttet werde. Urs und ich leben ziemlich zurückgezogen und haben wenig Besuch. Bei Freundschaft hat für mich noch nie Quantität gezählt, sondern ich habe immer schon viel mehr Wert auf Qualität gelegt, und dies ist ein Bereich, bei dem Urs und ich völlig einer Meinung sind. Seine Schwester Gritli wohnt seit einigen Jahren mit ihrem Mann in Genf, und die Geschwister haben keinerlei Kontakt mehr zueinander. Sie weiß vermutlich gar nicht, dass wir nun wieder ein Paar sind, und das ist wohl auch besser so, denn eine "Ehe ohne Trauschein" wird in ihren Kreisen nicht geduldet.

3. Juli 1970
Meinen Geburtstag haben wir mit einem einzigen Gast gefeiert. Ich habe darauf bestanden, dass Urs' bester Freund Philippe zu uns kommt. Erstens kann ich ihn wirklich gut leiden und zweitens finde ich es traurig, dass er ein einsames Leben führen muss. Er ist überzeugt, dass sich keine Frau der Welt mit einem Werwolf einlassen würde, und deshalb versucht er erst gar nicht, Bekanntschaften zu machen. Auch beruflich kann er schwer Fuß fassen, obwohl er eine Lehre als Zauberstabmacher abgeschlossen hat. Soweit ich das beurteilen kann, sind seine Zauberstäbe wirklich sehr gut, und doch kann er nur wenige verkaufen, weil er dazu einen Laden in der Kramgasse mieten müsste. Und niemand vermietet einen Laden an einen Werwolf. So kann er nur durch Versandhandel verkaufen, was sich bei solchen Gegenständen als schwierig erweist. Wie soll der Zauberstab sich seinen Zauberer aussuchen, wenn er per Eulenpost verschickt wird?
Auf meine Frage, ob denn jeder von seiner Krankheit wisse, meinte Philippe resigniert: "Es gibt zumindest einige Leute, die es wissen, und es sind gerade diejenigen, die verantwortlich für die Vermietung von Geschäften sind."
"Und warum können nicht wir einen Laden mieten, und ihn dann an Philippe untervermieten?" fragte ich Urs.
"Arabella, du bist genial!" schrie Urs beinahe hysterisch und umarmte mich stürmisch. "Wieso bin ich noch nie auf diese Idee gekommen?"
"Typisch Mann," musste ich dabei denken, denn Urs ist es ja gewöhnt, selber geradezu vor guten Ideen zu strotzen. Und nun muss er damit fertig werden, dass eine Frau auch kreativ sein kann...
Philippe drückte mir die Hand, da er wohl aufgrund seines Leidens glaubt, anderen Menschen nicht zu nahe kommen zu dürfen. Doch ich sprang schnell auf und umarmte ihn ganz herzlich, wofür ich einen unglaublich dankbaren Blick erntete. Diese Reaktion zeigte mir deutlich, wie sehr dieser Mann die Berührung einer Frau vermisst. Was würde ich darum geben, eine Partnerin für ihn zu finden!

26. August 1970
Philippe hat es geschafft! Ach, was bin ich glücklich, dass er gleich in der ersten Woche so gute Geschäfte gemacht hat. Der Laden ist in einem Keller in der Kramgasse, und zwar in der Muggelgegend, doch trotzdem für Muggel unsichtbar. Sie sehen nur einen geschlossenen Keller, und von denen gibt es in dieser schönen Einkaufsstraße etliche, also ist nichts daran verdächtig. Zauberer aber sehen einen neu eröffneten Laden! Nun, leider sehen auch Squibs nur das, was Muggel sehen, und ich kann nicht ohne Begleitung hingehen. Manchmal geht mir diese Abhängigkeit von Urs wirklich auf die Nerven, weil ich an sich ein Mensch bin, der gerne selbständig handelt. Ich verstehe nicht, warum ich in London in den Tropfenden Kessel gehen kann, doch das Auffinden von Philippes Laden mir Schwierigkeiten bereitet. Urs erklärte mir, dass er einen besonders starken Muggelabwehrzauber einsetzen musste, da das Geschäft ja mitten in der Muggelgegend liegt. Im magischen Bereich der Kramgasse war leider in dieser kurzen Zeit nichts frei, und natürlich wollten Philippe und er den Laden noch in den Sommerferien eröffnen, damit die Schulanfänger ihre Zauberstäbe gleich dort kaufen können.

1. November 1970
Zu Halloween waren wir bei Meieli und Turi eingeladen, und der Abend war von Anfang bis Ende eine Katastrophe. Urs ist nun auch nicht mehr so gut auf diese Freunde zu sprechen, seit er mitbekommen hat, wie sie mich behandeln. Meieli konnte sich den ganzen Abend lang nicht zurückhalten und stellte mir immer wieder Fragen, mit denen sie mich wohl in Verlegenheit bringen wollte.
"Ach, i ha ghört, dass du so nes Muggelwöschgrät hesch. Chunnsch dir da nid dumm vor, we du imene Zoubererhus wohnsch u so öppis benütze muesch?"
"Was bleibt mir anderes übrig, wenn ich nicht zaubern kann? Ich bin jedenfalls froh, dass die Muggel ein solches Gerät erfunden haben, sonst müsste Urs das Waschen übernehmen," lautete meine ehrliche Antwort. Das war offensichtlich der Gipfel der Frechheit, dass ich es überhaupt gewagt hatte, nur in Gedanken einen Mann zur Hausarbeit zu verdonnern. Meieli zog es vor, nicht mehr mit mir zu sprechen, stattdessen fand sie an Urs etwas auszusetzen: "Stimmt das, was d'Lüt verzelle? Du heigsch e Lade i der Chramgass gmietet, i däm der Philippe sini Zouberstäb verchouft?" Als Urs bejahte, begann Meieli mit den wildesten Spekulationen, warum Philippe wohl nicht selber imstande war, einen Laden zu mieten. Da mischte sich plötzlich Turi ein, der bisher kaum drei Sätze gesprochen hatte, und nun nach ein bisschen zu viel Wein Mut bekommen hatte: "Der Philippe isch doch e Werwolf, hesch das nid gwüsst?" Daraufhin begann Meieli, fürchterlich zu schimpfen. Sie beschuldigte Urs und Turi, dass sie niemals darüber aufgeklärt worden sei, dass sich eine "solche Kreatur in ihren Freundeskreis eingeschlichen" hätte. Wir zogen es vor, uns ganz schnell zu verabschieden, weil wir weder Zeugen des nachfolgenden Ehekrachs werden wollten, noch Wert auf eine Fortführung dieses Abends legten.

Daheim entschuldigte sich Urs bei mir dafür, dass er mir den Umgang mit solchen Menschen überhaupt zugemutet hat. "Turi war früher ein wirklich lustiger Geselle, und wir haben in unserer Jugendzeit viele unvergessliche Dinge zusammen erlebt. Seit er mit Meieli verheiratet ist, hat er kaum noch etwas zu sagen und widerspricht ihr nicht. Aber dass Meieli so weit gehen würde, dich so zu beleidigen, hätte ich mir nicht gedacht." Auf meinen Einwand hin, dass es wohl doch Nachteile bringt, mit einer Squib zusammen zu sein, meinte er ganz nachdenklich: "Jetzt weiß ich endlich, wer meine wirklichen Freunde sind! Und auf solche Menschen wie Meieli kann ich liebend gern verzichten. Ich sollte vielleicht einen Lebensratgeber für Zauberer schreiben. Der wichtigste Rat wäre: 'Nimm dir eine Squib zur Frau und einen Werwolf zum besten Freund, dann kannst du schnell feststellen, wer von deinen Freunden es ehrlich mit dir meint.' Meieli hat so nebenbei völlig vergessen, dass unsere Freundschaft mit Philippe schon viel länger währt als ihre Ehe mit Turi."

Weihnachten 1970
Der Bruch mit seinen Freunden macht Urs mehr zu schaffen, als er zugibt. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, habe ich den Vorschlag gemacht, meine wirklich guten Freunde zu uns einzuladen. So verbringen Agnes und Nepomuk mit den Zwillingen das Fest bei uns, und es tut uns Allen gut, endlich wieder einmal vernünftige Gespräche führen zu können. Luisa bleibt die Ferien über in ihrer Schule, weil sie sich nicht von ihren Freunden trennen möchte, was Agnes etwas traurig stimmt. Doch sie sieht es auch ein, dass ein Kind mit fast zwölf Jahren beginnt, sich schön langsam von seinem Elternhaus zu lösen, um mit Freunden zusammen zu sein.
Wir verbringen die Zeit mit Spaziergängen an der Aare, guten Gesprächen, Spielen mit den Kindern und leider auch mit der Diskussion um die Gefahr, die von Albanien her immer näherzukommen scheint. Nepomuk hat schon von ungeklärten Todesfällen von Muggelstämmigen in Jugoslawien gehört, und auch in Österreich gab es letzte Woche einen seltsamen Vorfall. In einem Lokal im magischen Viertel von Graz wurde ein Squib von einem Unbekannten gefoltert. Ehe jemand eingreifen oder die Auroren rufen konnte, war der Unbekannte schon disappariert.
"Arabella, ich möchte nicht mehr, dass du das Haus allein verlässt!" rief Urs voller Entsetzen, und auch Nepomuk macht sich große Sorgen um Agnes, die als Muggel vielleicht in noch viel größerer Gefahr schwebt. Wir fragen uns, ob dies Alles mit diesem Dunklen Lord zu tun haben könnte, oder ob es allgemein wieder rassistische Bestrebungen gibt, die ganz Europa in Angst und Schrecken versetzen. Es ist erst 25 Jahre her, dass die Muggel in Deutschland so etwas unfassbar Grauenvolles erleben mussten, und nun soll es auch unter den Zauberern diesen Rassenwahn geben? Nun, ich brauche ja nur an Walpurga Black zu denken und daran, wie sie mit ihren Hauselfen und auch mit mir umgegangen ist. Ich könnte hier durchaus eine Parallele zu den Konzentrationslagern der Nazis sehen.


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