von BlackWidow
@ Bexy_Potter: Hoffentlich hab ich's noch rechtzeitig geschafft, Dir schönen Urlaub zu wünschen! Auf jeden Fall freue ich mich, im September wieder von Dir zu lesen.
@ alle anderen: Kann sein, dass es jetzt etwas langsamer weiter geht, aber nicht die Geduld verlieren, ich bleib schon dran. Würde mich sehr über den einen oder anderen Kommi freuen, damit ich weiß, dass Ihr noch da seid:-)
Liebe Grüße an Euch alle
von sirius' widow
32
Neue Erkenntnisse
20. Oktober 1969
Gestern hatte Urs Geburtstag, und bei dieser Gelegenheit lernte ich endlich all seine Freunde kennen. Er hat mich einige Tage vorher schon darauf vorbereitet, dass ich wohl Schwierigkeiten haben werde, mir all die Namen zu merken. Und das war gut so, denn wenn so völlig überraschend die Paare wie Meieli und Turi, Vreni und Röbi, Käthi und Joggeli hier aufgetaucht wären, hätte ich vermutlich etliche Male nachfragen müssen, wie die mir vorgestellten Personen denn nun gleich wieder heißen. Auch die Sprache, die sie untereinander sprachen, war mir völlig fremd, und mir wurde erst dadurch klar, dass Urs immer hochdeutsch mit mir gesprochen hat, obwohl auch das in meinen Ohren ziemlich fremd klang. Die Nachnamen konnte ich noch gar nicht zu den entsprechenden Paaren zuordnen, sie lauteten Ruchti, Messerli und Zwyghart, und ich musste sie mir unbedingt aufschreiben, weil mein Gedächtnis bei solch komplizierten Namen sonst streiken würde. Ein einziger Gast hatte einen französischen Namen, und ich fühlte mich fast heimisch, da mein Vater all seinen Töchtern die Grundkenntnisse in Latein nahegebracht hat, damit wir uns später die Zaubersprüche besser einprägen können. (So war meine Grundausbildung vor dem elften Lebensjahr durchaus eine magische.) Dieser Gast hieß Philippe Louveteau und kam als einziger ohne Partnerin. Ich ahnte auch schon, aus welchem Grund er allein lebt, wollte aber keine voreiligen Schlüsse daraus ziehen.
Und dieser Philippe scheint wohl der aufgeschlossenste aller Freunde zu sein. Er blieb auch noch da, als der Käsetopf längst leergegessen war und die anderen Gäste sich schon verabschiedet hatten. Während vorher recht viel über Allgemeines geredet wurde, auch lustige Begebenheiten erzählt wurden, kam nun der ernstere Teil des Abends - der sich im Übrigen bis zum Morgen hinzog. Wie ich mir schon dachte, ist Philippe ein Werwolf, doch die anderen wissen es nicht. Er muss sich für die Zeit um den Vollmond immer neue Ausreden einfallen lassen, warum er abwesend ist. Nur Urs ist in dieser Zeit mit ihm und etlichen seiner Schicksalsgenossen zusammen, und ihm hat Philippe zu verdanken, dass diese Nächte nicht ganz so schlimm für ihn sind. Die Freundschaft zwischen diesen beiden Männern ist eine ganz besondere, und einer weiß, dass er sich auf den anderen voll und ganz verlassen kann. Ich denke, dass Leute wie Meieli und Turi, die mir doch sehr bürgerlich vorkommen, nicht mit Philippe verkehren würden, wenn sie über sein Geheimnis Bescheid wüssten. Sie haben auch über mich die Nase gerümpft, weil für eine Squib, die noch dazu Ausländerin ist, in ihrem Denken kein Platz ist. Ebenso wenig interessieren sich diese Leute für Probleme, die in einem anderen Land stattfinden. Philippe hingegen hält Augen und Ohren offen, und er wusste von einem anderen Werwolf, dass in Albanien dunkle Dinge vor sich gehen. Genaueres konnte auch er nicht in Erfahrung bringen, aber immerhin passt das zu den Informationen, die Nepomuk hatte, und ich werde sie Dumbledore sofort mitteilen.
27. Oktober 1969
Diesen Nachmittag hätte ich mir eigentlich sparen wollen, doch der Höflichkeit halber konnte ich die Einladung nicht ablehnen. Meieli und Käthi haben mich zum Kaffeeklatsch eingeladen, und ich wollte mir wenigstens die Mühe machen, mit den Frauen von Urs' Freunden näher bekannt zu werden. Meieli - deren Name eine Verniedlichung von Maria bedeutet, wie ich inzwischen herausgefunden habe - ist eine rechte Klatschbase, mit der ich am liebsten so wenig wie möglich zu tun haben möchte. Und doch habe ich ihr eine Information zu verdanken, die Urs' Verhalten in der Vergangenheit in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt! Nach anfänglichem Geplänkel über Kochrezepte und Strickmuster, bei denen ich nicht wirklich mitreden konnte, wechselte sie bald das Thema, und dieses Gespräch muss ich mir unbedingt in ihrem Dialekt aufschreiben: "Sag mal, Arabella, bisch du tatsächlich mit der bieschtigen Elektra verwandt, die mit mir in die Schule gangen isch?" "Ja, ich bin Elektras Schwester, aber wieso bezeichnest du sie als biestig?" "Na ja, ich will dich ja nicht beleidigen, wo du doch viel netter bisch als sie. Aber die hat ja ganz schön mit den Männern gespielt seinerzeit; war eine richtige Herzensbrecherin, wenn mich fragscht. Statt dass sie froh war, einen reinblütigen Mann zu finden, hat sie alle vor den Kopf gestoßen. Erst schöne Augen machen, dann abblitzen lassen, das g'hört sich wirklich nicht, wenn mich fragscht." "Ich wusste gar nicht, dass Elektra alle Männer abblitzen ließ," konnte ich nur noch kurz einwerfen, aber Meieli war schon so in ihrem Element, dass sie gleich weiterredete: "Die hat ja Anträge am laufenden Band bekommen, die Männer sind ihr grad so hinterher, aber sie war sich halt z'guet für unsere netten Schweizer Burschen. Das Schlimme war halt, dass sie denen erst versprochen hat, den Antrag anzunehmen, und dann, wenn vor versammelter Schule die Verlobung hätt' bekanntgeben werden sollen, hat sie einfach nein gesagt. Kannscht dir wohl vorstellen, wie demütigend das für die jungen Männer gsi isch?"
Selbst wenn man die Informationen einer solchen Klatschbase erst einmal durch einen Filter laufen lassen muss, gaben sie mir doch zu denken und ich fragte Urs daheim, ob an Meielis Erzählung etwas Wahres dran wäre. Als er dies bestätigte, konnte ich nicht umhin, ihn zu fragen: "Das lässt dich in einem völlig anderen Licht erscheinen, warum hast du mir nie erzählt, wie es genau abgelaufen ist?" "Es hätte zu sehr nach einer Rechtfertigung geklungen, denn auch wenn Elektra nicht besonders sensibel mit Männern, die in sie verliebt waren, umgegangen ist, hätte ich mich niemals zu so einer Tat hinreißen lassen dürfen." Auch wenn er Recht hat, kann ich sein Tun nun viel besser verstehen, und mir ist klar geworden, dass Elektra zu einem guten Teil selber verantwortlich war für ihr trauriges Ende. Man kann nicht ständig nur den anderen die Schuld in die Schuhe schieben, wenn man es im Leben schwer hat. Und doch verstehe ich auch ihre trotzige Haltung und der Tatsache, dass sie keine Lust hatte, auf diesem Heiratsmarkt verschachert zu werden. Doch in einem reinblütigen Elternhaus würde das bedeuten, dass man sich von seiner Familie trennen muss, wenn man vorhat, einen anderen Weg zu gehen. Und dazu braucht es Mut.
Weihnachten 1969
Seit Wochen schon bin ich beunruhigt wegen der Gerüchte, die Philippe an Urs' Geburtstagsfeier erwähnt hat, und ich habe Dumbledore all dies mitgeteilt. Doch nun habe ich es auch noch einmal gewagt, an Andromeda zu schreiben. Diesmal versuchte ich, sie an einige gemeinsame Erlebnisse zu erinnern, weil ich hoffte, das würde ihrem gelöschten Gedächtnis ein bisschen weiterhelfen. Außerdem erkundigte ich mich über ihre Schwester Bellatrix. Ihre Antwort fiel auch prompt um einiges positiver aus:
Liebe Miss Figg,
auch wenn mir Ihr Name nicht vertraut ist, so kann ich mich doch an einige Dinge erinnern, die ich mit Sirius und seinem Kindermädchen im Sommer vor drei Jahren erlebt habe. Ich weiß genau, dass da eine sehr liebenswerte Frau war, die gute Gespräche mit mir geführt hat, aber ihr Name und ihr Gesicht sind seltsamerweise wie ausgelöscht. Ich weiß jedoch noch so deutlich, als wäre es erst gestern gewesen, dass diese Frau mir geholfen hat, mich selber zu achten und zu lieben. Vor diesem Sommer habe ich mich immer als Abschaum gefühlt, und meine Mutter hat mich jedesmal, wenn ich einen Blick in den Spiegel warf in der Hoffnung, etwas Schönes dort zu erblicken, tief verletzt mit der Aussage, dass ich die Hoffnung aufgeben soll, weil ich die Hässlichste in der Familie wäre und mich niemals an der Schönheit meiner Schwestern messen könne. Im Herbst 1966 fühlte ich mich plötzlich als neuer Mensch, und ich weiß nicht mehr, wem ich dieses Gefühl zu verdanken habe. Waren es wirklich Sie, liebe Miss Figg? Oh, wenn ich Sie doch einmal treffen könnte, vielleicht könnte ich mich dann endlich an Sie erinnern! Entschuldigen Sie meine Unverschämtheit, aber haben Sie vielleicht irgendein Beweisstück, dass wirklich Sie diese Frau sind?
Herzlichst
Andromeda Black
PS.: Dass Sie sich nach meiner Schwester Bellatrix erkundigen, versetzt mich einigermaßen in Erstauen. Seit ihrer Hochzeitsreise nach Albanien hat sie sich so sehr verändert, dass ich noch weniger mit ihr zu tun haben möchte wie früher. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich habe ein sehr ungutes Gefühl, wenn ich an sie denke.
Als ich Urs den Brief zeigte, freute er sich für mich und und zeigte sich gleichzeitig besorgt. Deshalb schlug er vor, mit mir nach Hogwarts zu reisen, sobald sich die nächste Gelegenheit ergäbe. "Hättest du denn so ein Beweisstück, das Andromeda wirklich überzeugen könnte? Ich möchte nicht, dass du vielleicht wieder enttäuscht wirst, weil sie dich trotzdem nicht erkennt." Da zeigte ich ihm den wunderschönen Brief, den Sirius mir zum 39. Geburtstag geschrieben hat, und er war genauso gerührt über diese kindliche Zuneigung, meinte aber gleichzeitig etwas verschmitzt: "Hättest du denn angenommen?" "Ich kann doch unmöglich alle Anträge ablehnen, die mir jemals gemacht werden! Welch ein schlechtes Licht würde das auf meine Familie werfen?" Wir sind inzwischen wieder soweit, dass wir über etliche unserer "Jugendsünden" lachen können. Auch wenn Heirat inzwischen kein Thema mehr ist, denn ich möchte nicht gerne meine britische Staatsbürgerschaft verlieren. Und wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich auch nicht Bärfuss heißen, aber das würde ich Urs nicht verraten. Trotz aller Liebe sollte eine Frau doch noch ein paar kleine Geheimnisse haben...
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel