von BlackWidow
Hallo Leute!
Scheint wohl wirklich gerade Reisezeit zu sein, weil ich hier wenig höre. Trotzdem gibt's ein neues Kapitel, weil ich noch ein paar Wochen arbeiten muss.
@ Bexy_Potter: Freut mich, dass Dir der Name Urs gefällt. Er ist in der Schweiz recht verbreitet, aber ich habe ihn natürlich hauptsächlich wegen des Bären-Animagus gewählt. (Es macht mir immer wieder Spaß, mit Rowlings Ideen der Namenswahl zu spielen.) Danke für Deinen Kommi - es wäre derzeit recht einsam hier ohne Dich:-).
@ alle: Viel Spaß beim nächsten Kapitel. Butterbier und Bertie Bott's Bohnen stehen bereit für alle lieben Leute, die einen Kommi hinterlassen...
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Kummer und Freude
3. Februar 1969
Ich habe hier eine Arbeit in der magischen Buchhandlung gefunden, die mir großen Spaß macht und doch noch genügend Zeit lässt, meine neue Liebe zu Urs sowie meine Korrespondenz ins Ausland zu pflegen. Dumbledore hat mir gewissermaßen einen Geheimauftrag erteilt: ich soll meine Freunde im Ausland von diesem dunklen Lord in Kenntnis setzen. Jeder, der irgendwelche Informationen über ihn hat, soll mir diese mitteilen, damit ich sie Dumbledore zukommen lassen kann. Aurelia, Urs' junge Waldohreule, ist derzeit ziemlich viel unterwegs, denn meine deutschen Freunde wollten nicht nur über meine Rettung informiert werden, sondern auch Alles über die Warnung vor einem gewissen schwarzen Magier wissen. Nepomuk kennt aus seiner Zeit im Naziwiderstand noch viele aufrechte Leute, und er hat versprochen, sich umzuhören und mir Alles mitzuteilen, was nur irgendwie mit dieser zu erwartenden Gefahr zu tun haben könnte.
Urs war zuerst erstaunt, dass ich eine Arbeit angenommen habe, doch inzwischen hat er es eingesehen, dass ich unabhängig sein will, auch wenn ich bei ihm wohne. "Bitte habe noch etwas Geduld mit mir, Arabella," bat er mich. "Ihr britischen Frauen seid den Schweizerinnen meilenweit voraus, was Selbständigkeit und Unabhängigkeit anbelangt. Bei den Muggeln müssen die Frauen hier immer noch um das Wahlrecht kämpfen, das bei Euch schon vor einem halben Jahrhundert eingeführt wurde. Leider sind wir Zauberer auch noch genauso rückständig wie die Muggel, und wir Männer müssen noch eine ganze Menge lernen. Wir leben halt immer noch in der Vorstellung, dass wir die Beschützer unserer Frauen sind. Während es bei Euch schon etliche Frauen gab, die es sogar bis zur Zaubereiministerin gebracht haben, ist das bei uns in der Schweiz noch absolut unvorstellbar." Nach dieser Aussage wurde mir vieles klar. Zum einen ahne ich nun, warum Urs damals so zornig war, weil ich ihm nicht gehorcht hatte. Er kannte bis dahin keine Frauen, die selber denken und sich nicht nur an den Wertvorstellungen ihrer Männer orientieren! Zum anderen erinnere ich mich noch lebhaft, wie unterwürfig seine Schwester Gritli ihrem Mann gegenüber war. Was mich besonders glücklich macht, ist die Tatsache, dass Urs bereit ist, dazuzulernen.
1. Mai 1969
Unsere ganz private Beltanefeier auf dem Jungfraujoch war der Höhepunkt unserer neu entflammten Liebe. Wir haben im Moment noch nicht das Bedürfnis nach Gesellschaft, wenngleich Urs andererseits darauf brennt, mich endlich seinen Freunden vorzustellen. Freunde, die mich als Squib vielleicht verachten würden, dachte ich bei mir... Doch ich möchte ihn nicht auf seine alten Fehler hinweisen, wo er sich so sehr gebessert hat. So sind wir ganz allein in die abgelegene Hütte appariert, die von Muggeln nicht gesehen werden kann, und haben dort traditionell den Käse im Kessel geschmolzen. Diesmal hatte Urs nur seinen eigenen Zauberstab dabei, mit dem er die Brotstückchen in den Kessel schweben ließ und dann abwechselnd in meinen und seinen Mund beförderte. So wurde ich auch noch von ihm gefüttert und fühlte mich rundherum verwöhnt. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder so glücklich werden kann.
5. Juni 1969
Ich habe Urs wohl ziemlich oft mit meinem Kummer um Sirius in den Ohren gelegen, denn er hatte die großartige Idee, dass ich doch an Andromeda schreiben könnte. Schließlich ist sie in Hogwarts, wo sie nicht von ihren Eltern überwacht werden kann und somit auch Briefe empfangen kann, die daheim möglicherweise der Zensur zum Opfer fallen würden. Doch ihre Antwort verwirrte und enttäuschte mich zutiefst:
"Werte Miss Figg,
es tut mir leid, aber ich kenne Sie nicht. Ich kann mir auch nicht erklären, woher sie meinen Namen und meinen Aufenthaltsort kennen, und woher Sie wissen, dass ich einen Cousin namens Sirius habe. Verzeihen Sie bitte, aber ich möchte nicht einer mir völlig fremden Person anvertrauen, wie es meinem Cousin geht, noch darf ich andere Details über meine Familie ausplaudern.
Mit freundlichen Grüßen
Andromeda Black"
Ich war fassungslos, als ich diesen Brief las, versuchte verzweifelt, irgendeinen Hinweis zwischen den Zeilen zu erkennen. Aber ich wurde nicht schlau daraus und weinte deshalb hemmungslos, bis Urs vom Ministerium nach Hause kam. Ich gab ihm den Brief zu lesen, und er wusste sofort, was passiert war: "Da hat wohl jemand sehr gründlich das Gedächtnis geändert, wenn Andromeda sich nicht einmal an deinen Namen erinnern kann." Nun bin ich mir sicher, dass auch Sirius' Gedächtnis manipuliert wurde und er vielleicht überhaupt nichts mehr von all den schönen Dingen weiß, die wir zusammen erlebt haben! Ich habe sechs Jahre umsonst in einem Haus verbracht, das so schwarz ist wie sein Name. Sechs Jahre in einem Gefängnis, ohne dort irgendwie von Nutzen gewesen zu sein!
Urs ist der Meinung, dass nicht zwangsläufig das ganze Gedächtnis gelöscht worden sein muss:
"Es könnte sein, dass Andromeda und Sirius sich noch gut erinnern, dass da ein Kindermädchen war, das gut zu ihnen gewesen ist. Nur können sie sich nicht mehr an deinen Namen und dein Gesicht erinnern. Gedächtniszauber sind eine höchst komplizierte Sache, und wenn ein Zauberer sie gut anwendet, dann kann er auch nur kleine Details löschen und die anderen Erinnerungen unangetastet lassen. Vielleicht magst du es ja noch einmal versuchen und Andromeda an irgendein Erlebnis erinnern, das ihr zusammen hattet." Der Rat war gut und ich werde darüber nachdenken, aber im Moment habe ich zu viel Angst, dass sie sich vielleicht wirklich an überhaupt nichts erinnern kann. Der Schmerz wäre zu groß für mich, und ich möchte vorerst nicht daran denken.
3. Juli 1969
Nun bin ich vierzig Jahre alt, ein Alter, in dem andere Frauen schon Enkelkinder haben! Und doch fühle ich mich derzeit wie ein junges Mädchen, das gerade die erste Liebe erlebt. Um eigene Kinder zu bekommen, bin ich wohl schon etwas zu alt. Für eine Hexe wäre das kein Problem, aber ich weiß nicht einmal, wie alt Squibs werden, da viele meiner Schicksalsgenossen schon im Kindesalter verstoßen oder gar ermordet wurden. Es ist geradeso wie bei Hausschweinen: Kein Mensch weiß, wie alt sie eigentlich werden können, da sie sowieso geschlachtet werden, sobald sie schön fett sind und einen guten Braten hergeben. Und genau diese Zauberer, die dazu fähig sind, ihre Squibs abzuschlachten, glauben an ihre Überlegenheit den Muggeln gegenüber! Obwohl ich heute in sehr guter Stimmung bin und von Urs rundherum verwöhnt werde, komme ich nicht umhin, über diese kranke Gesellschaft nachzudenken. Nein, ich tue es nicht mit Bitterkeit. Ich bin mir der Tatsache voll bewusst, dass ich eine privilegierte Squib bin, die immer gute Freunde zur Seite hatte, die sie als Mensch geschätzt haben. Und dafür bin ich dem Schicksal unendlich dankbar. Urs sieht gerade mein nachdenkliches Gesicht und scheint sich Sorgen zu machen. Ich werde mal ganz schnell meine Feder beiseite legen und mit ihm ein Gläschen Elfenwein trinken...
1. August 1969
Wir verbringen ganze sechs Wochen in einem traumhaft schönen Haus am Thunersee, das Urs für den Sommerurlaub gemietet hat. Wir haben die meiste Zeit für uns ganz alleine - bis auf eine Vollmondnacht, in der ich mir wieder, wie üblich, Sorgen um meinen Liebsten mache. Auch wenn ich weiß, dass er sehr vorsichtig ist, brauche ich dies, denn ich genieße es unendlich, dass da jemand ist, um den ich mich sorgen kann. Und in zwei Wochen bekommen wir eine große Familie zu Besuch: Agnes und ich haben schon so lange Sehnsucht nacheinander, und außerdem möchte ich endlich ihre Zwillinge, Michael und Maria sehen, die nun schon drei Jahre alt sind; und Luisa, die ich wohl gar nicht mehr wiedererkennen werde. Sie wird im Herbst zehn Jahre alt - genau wie Sirius! (Und wieder habe ich einen Grund, traurig zu sein. Es ist gerade so, als würde mich der Gedanke an Sirius verfolgen - immer wieder führt ein Weg zu ihm, ganz egal, was ich vorher gedacht habe!)
Zuerst hatte ich Hemmungen, Urs den Vorschlag zu machen, die ganze Familie hierher einzuladen, doch dann kam er von sich aus auf die Idee. "Ich denke, mich weiter vor deinem Freund Nepomuk zu schämen, wäre eine Art Feigheit, die dir auf die Dauer nicht besonders gefallen würde. Auch wenn er im wirklichen Leben kein Werwolfforscher ist, bin ich ganz fest entschlossen, ihn kennenzulernen und zu mögen. So wie du ihn geschildert hast, muss er wirklich ein ganz besonderer Mensch sein."
20. August 1969
Nun sind meine bayerischen Freunde schon seit einer Woche hier und wir genießen die Zeit zusammen in vollen Zügen. Obwohl so viele Jahre vergangen sind, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben, ist unsere Freundschaft immer noch so intensiv wie früher, und das ist wirklich ein großes Geschenk. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine Freundin, mit der ich ständig zusammen war, und ich finde es im Grunde auch gar nicht notwendig, sich dauernd zu sehen. Nun gut, so eine lange Unterbrechung wie diesmal wünsche ich nie mehr, zumal ja in all den Jahren auch der schriftliche Kontakt kaum möglich war. Aber mit einer wirklich seelenverwandten Freundin kann man auch nach längerer Trennung genau dort weitermachen, wo man vor langer Zeit aufgehört hat. Nun, da ich selber einige Erfahrung in der Kindererziehung habe, gibt es zwischen Agnes und mir noch mehr gemeinsame Themen, und wir tauschen gern unsere Erfahrungen aus. Maria und Michael sind nun gerade im drolligsten Alter und halten Mutter und große Schwester ganz schön auf Trab. Und Luisa ist schon fast eine richtige junge Dame und liebt ihre kleinen Geschwister über alles. Sie wird im nächsten Jahr die Zauberschule im Harz, einem mitteldeutschen Gebirge, besuchen und genießt jetzt ihr letztes Jahr in ihrem Elternhaus.
Nepomuk und Urs scheinen sich tatsächlich prächtig zu verstehen, und wir könnten eigentlich in diesem Sommer so rundherum glücklich zusammen sein. Doch es gibt beunruhigende Nachrichten, die Nepomuk über andere Zauberer erfahren hat, und die ich unbedingt an Dumbledore weiterleiten muss. Es hat den Anschein, dass sich immer mehr Zauberer, die an den dunklen Künsten interessiert sind, zusammenschließen. Der Herd muss irgendwo im südlichen Ausland sein, aber genaueres weiß niemand. Ob Dumbledore die Möglichkeit hat, nachzuforschen? Unser - damit meine ich den britischen - Zaubereiminister scheint solche Dinge nicht wahrhaben zu wollen und verschließt lieber die Augen vor einer drohenden Gefahr. Urs ist ebenfalls recht frustriert über die Haltung der Schweizer Zauberer: "So wie bei uns die Muggel sich seit Jahrhunderten aus allen Kriegen heraushalten, ist es auch mit der magischen Gemeinschaft. Bloß nichts wissen wollen, wenn in einem anderen Land etwas Schlimmes vor sich geht! Wir kümmern uns lieber um unseren eigenen Kram. Ach, so sehr ich mein Land liebe, so sehr hasse ich es manchmal!" Ich denke, dass es ja durchaus etwas positives ist, wenn sich ein Land aus Kriegen heraushält, aber angesichts einer solchen Gefahr wäre es wohl sinnvoller, wenn alle Länder sich zusammenschließen könnten.
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