von BlackWidow
Hallo Mädels! (Jungs dürfen sich hier natürlich auch melden:-)
Wir hätten eine Wette abschließen sollen, wo Arabella landet. Aber lest selber...
@ MIR: Ich wünsche Dir einen schönen Urlaub. Hoffentlich ist es an Deinem Reiseziel mindestens ebenso sonnig wir hier. Wenn Du zurück bist, wirst Du vielleicht eine ganze Menge nachzulesen haben - je nachdem, wie viel ich zum Schreiben komme. Zu meinem Alterungsprozess: Ich habe so ein Mittelchen bei den Weasleys gekauft - es hat toll funktioniert und ich bin jetzt immerhin drei Jahre jünger als Mozart (den wollte ich immer schon mal treffen:-)
@ Bexy Potter: Wie schön, dass Du Dich meldest. Ja, Sirius tut mir auch schrecklich leid, aber da Arabella sowieso kaum mehr etwas für ihn tun konnte, wäre eine längeres Verweilen am Grimmauld Place nicht mehr sinnvoll gewesen.
30
Gerettet
27. Dezember 1968
Ich habe viel geschlafen in den letzten beiden Tagen, denn ich habe einen stark wirkenden Beruhigungstrank bekommen, damit ich die jüngsten Ereignisse im Hause Black besser verkraften konnte. Doch muss ich wohl im Schlaf gesprochen haben, denn eine der ersten Fragen, die mir mein liebevoller Pfleger sehr vorsichtig stellte, war:
"Ist dieser Sirius dein Verlobter?" Es war Urs, der diese Frage mit einem leichten Anflug von Eifersucht in der Stimme stellte, und ich konnte endlich wieder ein klein wenig lächeln und erzählen, wo ich die letzten Jahre verbracht hatte. Und ich erzählte viel, denn dies hier war die erste Gelegenheit, endlich all die Grausamkeiten, die die Kinder des Hauses Black erdulden mussten, jemandem mitzuteilen. Nachdem ich fast den ganzen Tag erzählt hatte, fragte Urs mich:
"Warum wolltest du ausgerechnet zu mir, als du den Portschlüssel berührtest? Du musst mir doch immer noch unendlich böse sein, nach all dem, was ich deiner Familie angetan habe." Die erste Bemerkung verunsicherte mich etwas, denn ich konnte mir selber nicht erklären, warum ich ausgerechnet zu Urs gebracht wurde.
"Wie meinst du das mit wollte? Denkst du, der Portschlüssel hätte mich auf meinen Wunsch hierher gebracht? Ich verstehe es selber nicht, warum ich ausgerechnet zu dir kam."
"Arabella, dafür habe ich eine Erklärung. Oder glaubst du denn, ich wäre untätig gewesen in all den Jahren? Ich hatte kurz nach unserer letzten Begegnung, für die ich mich immer noch furchtbar schäme, ein seltsames Erlebnis." Und er erzählte mir die Geschichte seines unfreiwilligen Geständnisses, ohne zu wissen, dass ich mit Hilfe von Vielsafttrank daran beteiligt war. Aber noch hatte ich nicht den Mut, ihm dies zu gestehen, und zudem wollte ich seine Erzählung nicht unterbrechen.
"Da ich mein dunkelstes Geheimnis zwei völlig Fremden erzählt hatte, war mir klar geworden, dass es höchste Zeit war, dir endlich die ganze Wahrheit zu gestehen und mich bei dir zu entschuldigen, auch wenn ich nicht darauf hoffen konnte, dass du mir dieses Vergehen jemals verzeihen können wirst. Natürlich brauchte ich einige Zeit, um überhaupt den Mut zu finden, mich wieder bei dir zu melden. Schließlich habe ich dich ja höchst unhöflich vor die Tür gesetzt, als du zu mir kamst, um mit mir zu reden. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn du nun keine Lust mehr gehabt hättest auf eine Erklärung meinerseits, aber irgendwann wurde mir selber klar, was für ein Feigling ich die ganze Zeit gewesen bin und ich schrieb dir einen Brief. Er kam ungeöffnet zurück..."
"Wann war das?" wollte ich nun wissen.
"Es ist jetzt so ziemlich genau sechs Jahre her, und ich habe es von da an mehrere Male versucht, doch als jede Eule unverrichteter Dinge zurück kam, war mir klar, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest."
Ich erklärte Urs, dass ich zu dieser Zeit in das dunkelste Haus von ganz England gegangen bin, und dort keine Briefe bekommen konnte, weil ich praktisch gehalten wurde wie eine Gefangene. Vermutlich wurden fremde Eulen einfach abgewiesen. Urs war sichtlich erschüttert und sprach weiter:
"In meiner Not habe ich an deinen Freund Rubeus in Hogwarts geschrieben. Er war zuerst nicht besonders freundlich zu mir, da war mir klar, dass er wohl in die ganze Sache eingeweiht war. Ich habe trotzdem nicht aufgegeben und ihm immer wieder geschrieben und nachgefragt, ob er wenigstens weiß, wie es dir geht. Dadurch erhielt ich die Information, dass du als Kindermädchen in einem ganz schrecklichen Haus arbeitest, wo dich niemand erreichen kann. Auf meine Nachfrage, ob man denn nichts zu deiner Sicherheit beitragen könnte, erklärte mir dein Freund die Funktion dieses Notfallportschlüssels. Wenn du in großer Gefahr bist, dann trägt er dich an den Ort, der dir in diesem Moment am wichtigsten erscheint."
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: "Ich dachte in dem Moment, als Walpurga ihren Zauberstab gegen mich erhob, dass ich nicht sterben möchte, ehe ich eine Gelegenheit hatte, dir zu verzeihen. Dann berührte ich den Portschlüssel. Ich bin Rubeus wirklich dankbar für diesen Portschlüssel, doch ist es typisch für ihn, dass er vergessen hat, mir seine genaue Funktion zu erklären. "
Urs und ich waren beide zu bewegt, um weiter zu sprechen. Es bedurfte auch keiner Worte, denn jeder las in den Augen des anderen, dass es an der Zeit war, die Vergangenheit einfach zu vergessen. Und plötzlich war es wieder da, dieses Gefühl von tiefer Liebe, das ich verloren zu haben glaubte, und das nun wieder von neuem aufgeblüht war. Ich wollte in diesem Moment einfach nicht darüber nachdenken, was mir in der Vergangenheit alles an Urs' Verhalten missfiel. In diesem Augenblick zählte nur das Gefühl des gegenseitigen Verständnisses.
31. Dezember 1968
Ich würde lügen, wenn ich behauptete, Alles wäre wieder wie früher. Nein, das ist es nicht und kann es auch niemals wieder sein. Wenn ein zartes Pflänzchen einmal mit Füßen getreten wurde, dann ist man in Zukunft vorsichtig darauf bedacht, es nicht noch einmal zu verletzen. Und so ist auch unser Umgang miteinander in erster Linie von Vorsicht geprägt. Urs ist sich dessen längst bewusst, wie sehr er damals meine Gefühle verletzt hat, und auch ich weiß nun, dass ich ihn vorschnell abgewiesen habe, ohne ihm eine Gelegenheit gegeben zu haben, sich für seine schlimme Tat zu rechtfertigen. Inzwischen habe ich ihm auch gebeichtet, wer die beiden fremden Männer in Wirklichkeit waren, denen er die ganze Wahrheit anvertraut hat. Ich fragte ihn, ob er denn nicht Angst vor einer Anzeige hatte, da er zwei Fremden anvertraut hatte, dass er einmal einen verbotenen Fluch angewandt hat.
"Das war mir in dem Moment egal, vielleicht wollte ich sogar dafür bestraft werden, weil mir längst klar war, dass ich es verdient hätte. Wichtiger war mir, dass durch das Aussprechen dieser ungeheuerlichen Tat mir noch einmal bewusst gemacht wurde, dass ich wirklich ein Menschenleben auf dem Gewissen habe und wohl nie mehr im Leben richtig froh werden kann. Ich hatte vorher jeden Gedanken daran versucht, einfach beiseite zu schieben."
Es gibt noch so vieles zwischen uns zu klären, und doch verfallen wir zwischendurch immer wieder in Schweigen. Es ist kein peinliches Schweigen, so wie das zwischen zwei Menschen entsteht, die sich nichts zu sagen haben. Nein, es ist ein Schweigen des gegenseitigen Verstehens und Einsseins, und dieses Schweigen liebe ich. Urs ist der Mann, mit dem ich zusammen reden und schweigen, lachen und weinen kann, und nun fühle ich mich nach langer Zeit endlich wieder einmal zu Hause. Wenn ich aus dem Fenster seines Wohnzimmers schaue und das aquamarinfarbene Wasser der Aare sehe, das mit wilder Strömung die Berner Altstadt umrundet, spüre ich, wie alle dunklen Gedanken, die die letzten sechs Jahre meines Lebens geprägt haben, von mir abfallen. Können Menschen in dieser wunderschönen Umgebung denn jemals unglücklich sein?
Nur eine Sorge quält mich noch, doch ich habe keine Macht mehr, Sirius' Leben zu erleichtern und ihn vor den Grausamkeiten seiner Eltern zu beschützen. Ich kann nur hoffen, dass er sich sein ganzes Leben lang daran erinnert, dass er wenigstens von seinem Kindermädchen geliebt wurde, und dass diese Liebe ihm die Kraft gibt, einmal selber lieben zu können und den richtigen Weg zu wählen. Urs hat mir erklärt, dass ich mehr für Sirius getan habe, als man überhaupt erwarten kann. Er weiß zwar von einem magischen Schutzzauber, aber der funktioniert nur bei Menschen, die miteinander verwandt sind, und dort auch nur, wenn einer in den Tod geht, um den anderen zu retten.
7. Januar 1969
Heute ist Urs wieder zur Arbeit gegangen, da sein Weihnachtsurlaub zu Ende ist. Ich werde mir wohl bald auch eine Arbeit suchen, weil mir meine Unabhängigkeit sehr wichtig ist. Vorher muss ich aber noch all meine Korrespondenz nachholen, die im Hause Black nicht möglich war. Rubeus weiß inzwischen, wo ich bin, und ich hatte das Gefühl, dass er seine Eifersucht nicht so recht verbergen konnte. Hatte er vielleicht insgeheim gehofft, der Portschlüssel würde mich nach Hogwarts bringen? Auch an Professor Dumbledore habe ich natürlich geschrieben, denn die Warnung an ihn war ja überhaupt der Anlass, dass es mich hierher verschlagen hat. Seine Antwort kam auch eulenwendend:
"Liebe Arabella,
nicht nur unser Freund Hagrid, sondern auch ich bin überaus erleichtert, dass Du endlich wieder an einem sicheren Ort bist. Großen Dank schulde ich Dir für die Warnung vor einem dunklen Lord, oder wie immer ihn gewisse Leute zu nennen pflegen. Auch ich habe schon davon gehört und werde Augen und Ohren offenhalten. Leider besteht wirklicher Anlass, zu befürchten, dass dunkle und gefährliche Zeiten auf uns zuzukommen scheinen. Deshalb kann ich nur Dir dringend raten, im Ausland zu bleiben, wo Du am sichersten bist. Gleichzeitig wollte ich Dich aber fragen, ob Du jemals vorhast, nach Hogwarts zurückzukehren. Hier ist der Posten des Hausmeisters neu zu besetzen, und ich möchte gerne einem anderen Squib dadurch den Schutz des Schlosses gewähren: Argus Filch. Ich weiß, dass Du ihn nicht besonders magst, deshalb werde ich ihn nur einstellen, wenn ich sicher bin, dass Du nicht mehr hierher zurückkehren möchtest.
In Erwartung Deiner baldigen Nachricht
Albus Dumbledore"
Wenn Dumbledore sogar Argus nach Hogwarts holt, dann scheinen wir Squibs wirklich in großer Gefahr zu sein. Er dürfte wohl ahnen, dass Argus nicht besonders nett zu den Schülern sein wird und man ihm genau auf die Finger schauen müssen wird, dass er seine Autorität nicht missbraucht. Doch so ist eben Dumbledore: er glaubt immer an das Gute in jedem Menschen und möchte jedem eine Chance geben. So wie er einmal mich gerettet hat, als ich nach dem Rausschmiss aus meinem Elternhaus ein neues Zuhause brauchte, so hilft er jetzt Argus, und ich möchte wirklich nicht daran Schuld sein, dass er um so einen guten und sicheren Posten gebracht wird. Also steht für mich fest, dass ich entweder nie mehr nach Hogwarts zurückkehre oder mich mit Argus arrangiere, falls es mich doch noch einmal dorthin verschlagen sollte. Doch im Moment kann ich mir gar nicht vorstellen, die Schweiz jemals wieder zu verlassen.
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