von BlackWidow
Liebe MIR!
Hiermit überreiche ich Dir den Orden für besonders treue Dienste als Kommentatorin. Vielen Dank, dass Du Dich immer wieder hier zu Wort meldest, wenn andere sprachlos sind:-). (Hab schon beim magischen Getränkemarkt einen Kasten Butterbier für Dich bestellt!)
Ich weiß, dass ich schrecklich gemein bin und so lange mit der Lösung verschiedener Rätsel auf mich warten lasse. Aber wenigstens den schrecklichen Ortsnamen kläre ich heute auf. Bin auf einer Schweizreise selber dort gewesen...
Elektras Geheimnis muss leider immer noch warten:-(((.
@ alle:
Nun wünsche ich viel Spaß mit dem neuen Kapitel, bei dem ich manchmal an "Asterix bei den Schweizern" denken musste. Aber lest selber:
15
Frühling
17. April 1960
Urs war hier und hat mich zu einem Spaziergang durch Bern eingeladen. Ich bekam etliche Muggelsehenswürdigkeiten zu sehen, unter anderem zeigte er mir auch den Bärengraben, der ein Wahrzeichen der Stadt ist. Urs erzählte mir voller Stolz dessen Geschichte:
"Die erste überlieferte Nachricht von einem Bärengraben in Bern stammt aus dem Jahre 1441. Die gegenwärtige Anlage ist der vierte Bärengraben. Er wurde 1857 eröffnet und 1925 mit einem kleineren Graben für die Aufzucht von Jungtieren ergänzt. Die Stallungen gehören allerdings schon längst saniert, aber ich fürchte, beim Tempo unserer Muggelstadträte kann das noch Jahrzehnte dauern." Mir taten die Bären sehr leid und ich fragte Urs:
"Findest du es denn richtig, dass diese Tiere hier eingesperrt sind und nicht in ihrer gewohnten Umgebung leben dürfen?" Seine Antwort darauf gab er mir mit leuchtenden Augen:
"Du scheinst Bären zu mögen und das gefällt mir." Ich dachte, es wäre eine besondere Art von Nationalstolz, dass er so eine große Liebe zum Berner Wappentier an den Tag legte und ich wollte nicht weiter über das Thema sprechen. Stattdessen traute ich mich die Frage zu stellen, die mir schon seit vier Wochen auf der Seele brennt.
"Du Urs, als ich mit Gritli am Thunersee war, da kam unser Zug aus einem Ort, dessen Namen ich gar nicht auszusprechen wage. Kannst Du mir Näheres darüber sagen?"
Er schaute mich verständnisvoll an und erklärte mir: "Ach, du meinst die Ortschaft Grindelwald. Vor dem Namen brauchst du dich aber nicht zu fürchten, denn selbst wenn der Ort etwas mit dem Schwarzmagier zu tun hätte, würde das doch nichts daran ändern. Mag sein, dass seine Vorfahren tatsächlich von dort abstammten, so genau weiß man das nicht, denn das müsste schon sehr lange her sein. Der Name setzt sich aus den althochdeutschen Wörtern grintil (Riegel, Sperre) und walt (Wald) zusammen und war früher ein Flurname, also gibt es wirklich nichts zu fürchten."
Dann wechselte er das Thema und kam wieder auf die Bären zurück. Als Kind war es sein Traum gewesen, eines Tages Bärenwärter zu werden, doch seine Eltern machten ihm ganz schnell klar, dass dieser Beruf nur von Muggeln ausgeübt würde und somit für einen reinblütigen Zauberer niemals in Frage käme. "Und nun hast du mit Werwölfen zu tun statt mit Bären," stellte ich fest. "Ist das denn ein guter Ersatz?" "Vielleicht ist es bald wirklich ein Ersatz, wenn ich meinen Gesetzesentwurf durchboxe. Denn dann kommen auch die Bären zum Einsatz, aber ich verrate schon zu viel. Erst einmal muss ich damit Erfolg haben."
Nach unserer Besichtigungstour gingen wir noch in einen magischen Buchladen, wo Urs ein neu erschienenes Buch bestellt hatte. Der Titel lautete "Eine haarige Schnauze und ein menschliches Herz" und handelte, wie soll es auch anders sein, von einem Werwolf. Der anonyme Verfasser hat darin seine eigenen Erfahrungen niedergeschrieben, und Urs wollte am liebsten gleich mit dem Lesen beginnen. Nun, dafür hatte ich vollstes Verständnis und verabschiedete mich von ihm.
30. April 1960
Mein viel zu früh vestorbener Neffe wäre heute ein Jahr alt geworden. Ach, wie sich mein Leben seit dieser Zeit doch verändert hat! Wenn mir vor einem Jahr jemand erzählt hätte, wo es mich noch überall hin verschlagen wird, hätte ich es nicht geglaubt. Und nun bin ich im Begriff, eine Dummheit zu machen. Oder vielleicht ist es gar keine Dummheit, sondern nur ein schönes Abenteuer? Urs hat mich eingeladen zu einer Beltane-Feier in den Bergen. Auch die Muggel feiern mit diesem Fest die Ankunft des Frühlings und nennen es einfach Tanz in den Mai. Urs wird mit mir auf einen Berg apparieren, wo wir nach der Feier in einer Hütte übernachten werden. Gritli hat etwas die Nase gerümpft, als ihr Bruder es erzählte. Sie scheint nicht so begeistert zu sein, dass der Spross einer reinblütigen Zaubererfamilie sich so viel mit einer Squib abgibt, auch wenn sie es nie offen aussprechen würde. Sie ist schließlich eine sehr gute und höfliche Gastgeberin, die aber nicht so leicht die Schranken, die ihre Erziehung ihr auferlegt hat, durchbrechen kann.
3. Mai 1960
Wo soll ich denn nur beginnen mit meiner Erzählung? Es ist so viel geschehen und mein Herz ist übervoll! Ich denke, ich muss die Ereignisse einfach sortieren und der Reihe nach aufschreiben, denn wenn ich die schönsten Dinge zuerst aufschreibe, dann gerät in meinem Kopf alles völlig durcheinander.
Am späten Nachmittag holte mich Urs ab und fragte, ob ich ihm denn vertrauen würde. O ja, das würde ich schon! So nahm er meine Hände und apparierte mit mir direkt nach... Grindelwald! Dort konnte ich mich persönlich davon überzeugen, dass dieser Ort rein gar nichts Schwarzmagisches an sich hat und wohl nur zufällig diesen furchteinflößenden Namen trägt. Da er zudem noch ausschließlich von Muggeln bewohnt wird, käme auch keiner seiner Bewohner auf die Idee, Angst zu haben. Von Grindelwald aus fuhren wir mit der Muggelbahn weit hinauf in die Berge. Urs meinte nur: "Das musst du einmal gesehen haben, wie die Muggel unsere Berge verbauen. Seit ein paar Jahren ist Skifahren ganz groß in Mode, und die Muggel kommen von weit her in unsere schönen Berge. Sogar bis auf das Jungfraujoch geht schon seit 1912 eine Bahn, so werden die Tiere, die die Bergwelt bewohnen, immer weiter verdrängt. Aber sei unbesorgt, wir werden das letzte Stück allein viel weiter auf den Berg hinauf apparieren, und da kommen keine Muggel hin." Und so fuhren wir zuerst mit der Bahn bis zum Jungfraujoch, stiegen dort aus und warteten, bis wir unbeobachtet waren. Dann fassten wir uns wieder an den Händen und apparierten auf den Gipfel, von wo wir eine unglaubliche Aussicht genießen konnten. Nach und nach kamen weitere Zauberer und Hexen, die sich alle kannten. Ich kam mir schon etwas exotisch vor mit meinem gebrochenen Deutsch und meiner magischen Unfähigkeit. Aber keiner der jungen Leute schien sich etwas zu machen aus meiner Andersartigkeit. Nun wurde ein magisches Feuer entzündet, das mit einem Schutz versehen wurde, damit die skifahrenden Muggel es nicht von weitem sehen könnten und neugierig würden. Um diese Jahreszeit liegt in den Bergen natürlich noch jede Menge Schnee, und wäre ich nicht in Begleitung solch guter Zauberer, so hätte ich wohl schrecklich frieren müssen. Wir tanzten bis in die Nacht hinein und genossen zwischendurch etwas so Köstliches, wie ich es selbst in Hogwarts, das bekannt ist für seine gute Küche, nie gegessen habe. In einem riesigen Topf wurde über dem Feuer Käse geschmolzen und jeder ließ Brotstückchen mit seinem Zauberstab in den Topf schweben, um sie in den Käse zu tauchen. Wenn sie sich schön vollgesogen haben, wurden sie mittels des Vingardium-Leviosa-Zaubers wieder herausgeholt und gegessen. Urs hat aber auch an Alles gedacht, und so hatte er einen uralten Spielzeugzauberstab aus seiner Kindheit für mich eingesteckt, auf dem ich meine Brotstückchen aufspießen konnte. Die Muggel spießen sie nämlich auch auf, aber natürlich nicht auf Zauberstäbe. Der Geschmack dieses ganz besonderen Festmahls wird mir sicher ewig in Erinnerung bleiben. Ich muss dies Alles natürlich gleich Rubeus berichten, der dabei ganz bestimmt auch einen großen Spaß gehabt hätte. Es wäre sicher lustig gewesen, zuzusehen, wie er das Brot mit seinem rosa Regenschirm in den Käse hätte schweben lassen.
Es gibt da allerdings eine Sache, die ich Rubeus lieber verschweigen werde. Dass Urs mir von Anfang an gefallen hat, ist ja wohl kein Geheimnis mehr, liebes Tagebuch. Aber dass er mir gleich so gefällt, dass ich meine gute Erziehung vergessen und sämtliche moralischen Bedenken über Bord werfen würde, das kam auch für mich überraschend. Aber ich bereue es nicht! Urs hat ja seiner Schwester schon angekündigt, dass wir wahrscheinlich erst am nächsten Tag nach Hause kommen werden, so dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Wir gingen davon aus, dass auch die anderen Leute hier in der Berghütte übernachten würden, doch irgendwie ergab es sich, dass sie alle noch in der Nacht nach Hause apparieren wollten. Urs fragte mich, ob ich denn auch zurück wollte, doch ich verneinte. Ich weiß es selbst nicht, ob ich nur aus Rücksicht Gritli gegenüber, damit ich sie bei meiner späten Ankunft nicht wecken würde, oder einfach aus Neugier hier bleiben wollte, oder ob ich nur die Gelegenheit, mit Urs allein zu sein, ausnützen wollte. Ein kleines bisschen Wein hatte ich auch schon getrunken. Nicht so viel, dass ich nicht mehr gewusst hätte, was ich tat, oh nein! Aber ich wurde eben etwas mutiger und traute mich Dinge zu tun, die ich normalerweise nicht getan hätte. Urs apparierte mit mir zu einer Hütte, die etwas weiter unterhalb des Gipfels stand und wir standen noch eine Weile davor und bewunderten den schönen Sternenhimmel und den Mond. Da meinte er nachdenklich: "Wie gut, dass heute kein Vollmond ist, sonst könnte ich gar nicht hier sein." Ich überlegte eine Weile, weil mir nicht ganz klar war, was dieser Satz zu bedeuten hatte. Doch da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich fragte vorsichtig: "Heißt das, dass du ein Werwolf bist?" Urs lachte nur und erwiderte: "Der Verdacht liegt nahe, aber du kannst völlig beruhigt sein, ich bin keiner. Und trotzdem bin ich in den Vollmondnächten ein anderer." "Tut mir leid, aber das verstehe ich jetzt ganz und gar nicht. Gibt es noch andere Wesen, die in den Vollmondnächten zu leiden haben?" "Ich habe nicht gesagt, dass ich dabei leide. Aber ich werde freiwillig zu einem anderen, um den Werwölfen in den Vollmondnächten zur Seite stehen zu können. Wenn du versprichst, keine Angst zu haben, dann zeige ich dir, wer ich in diesen Nächten bin." Ich versprach ihm, tapfer zu sein und nicht in Panik auszubrechen. Kaum hatte ich dies getan, war Urs verschwunden und an seiner Stelle stand ein riesengroßer Braunbär! Mein Herz setzte trotzdem kurz aus, denn ich bin noch nie einem so großen Tier gegenüber gestanden. Doch dann wurde es mir mit einem Mal klar: Urs war ein Animagus, natürlich! Und in welches Tier er sich verwandelt, das scheint wohl schon seit seiner Namensgebung festgelegt zu sein. Doch schon hatte er sich wieder in den gut aussehenden Mann zurückverwandelt und meinte mit einem schelmischen Lächeln: "Du hattest doch Angst, stimmt's? Oder gibt es einen anderen Grund, warum du mich nicht gestreichelt hast?" "Ich weiß nicht, vielleicht wollte ich lieber zuerst den Menschen berühren..." sprach ich und tat's. Urs ließ es sich gerne gefallen und erwiderte all meine Berührungen und Küsse.
Wie viele Jahre habe ich doch die Berührungen eines geliebten Mannes vermisst, und jetzt durfte ich all dies nachholen! Ich habe mich dabei ertappt, Urs' Zärtlichkeiten mit denen von Rubeus zu vergleichen, das muss ich gestehen. Und obwohl Urs ja ein wildes Tier als Animagusgestalt ist, weiß er doch, welche Zärtlichkeiten eine Frau glücklich machen. Mir fehlen die Worte, Alles niederzuschreiben, was ich in jener Nacht erleben durfte. Doch es bedarf auch gar keiner Worte, weil ich Alles tief in meinem Herzen bewahrt habe. Darüber, ob ich nun ein "gefallenes Mädchen" bin, wie meine Familie dies ausdrücken würde, mag ich mir im Moment keine Gedanken machen. Ich genieße es viel zu sehr, von einem Mann geliebt zu werden, als dass ich dazu noch die Moral einer Gesellschaft, die mich sowieso verachtet, zu Rate ziehen möchte. Außerdem weiß ich nun wenigstens, dass ich nicht dazu verdammt bin, als alte Jungfer zu sterben. Mutet es nicht seltsam an, dass ich ausgerechnet auf einem Berg mit dem Namen "Jungfrau" meine Unschuld verloren habe?
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