von BlackWidow
Hallo Ihr Lieben,
dies ist eines der letzten Kapitel meiner FF, es wird danach wohl nur noch zwei oder höchstens drei geben. Nach so vielen Jahren des Schreibens möchte ich die Geschichte bald zu einem Ende bringen und danke Euch für die jahrelange Treue. (Wobei ich mich schon über den einen oder anderen Kommentar freuen würde ...)
Liebe Grüße
von Eure BlackWidow
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… und …
1. November 2004
Diesmal war es für mich wieder ein ganz besonderes Halloweenfest, denn Minerva lud auch Florence und Philippe zur Feier ins Schloss ein. Und sie hat noch etwas sehr Nobles getan, das beweist, wie sie auch im hohen Alter noch in der Lage ist, die alten Traditionen über den Haufen zu werfen, wenn diese keinen Sinn mehr ergeben. Sie sagte zu meinen Schweizer Freunden: „Wozu wollt ihr Euch denn in den Drei Besen einmieten, wenn wir hier im Schloss einen ganzen Trakt mit Gästezimmern haben? Seid hier willkommen, solange eure Enkel euch brauchen.“ Ich könnte Minerva dafür umarmen, dass sie so sehr über ihren Schatten gesprungen ist und immer mehr Außergewöhnliches zulässt, von dem sie früher überzeugt gewesen ist, dass es den Schulalltag gehörig durcheinandergebracht hätte. Schon allein die Tatsache, dass Philippe ein Werwolf ist, hätte doch früher ein unüberwindliches Problem dargestellt. Doch Samantha braut natürlich zuverlässig den Trank für ihren Schwiegervater, also besteht überhaupt keine Gefahr für die Schule. Natürlich hat Minerva nicht vergessen, dass meine Freunde wesentlich am Wiederaufbau des Schlosses beteiligt waren und zu Voldemorts Zeiten zahlreichen britischen Zaubererfamilien das Leben gerettet haben. Daraus ist nun so eine Art internationale Freundschaft entstanden, die Minerva pflegen möchte. Nun ist also allerbestens für Luc und seine Familie gesorgt, denn sowohl die Großeltern als auch wir Kollegen werden uns um Norah kümmern. Und John wird weiterhin Samantha vertreten, solange ihr kleiner Sohn sie braucht.
30. November 2004
Niemand weiß eigentlich genau, wie alt Kniesel-Katzen-Mischlinge werden können. Wenn ich an meinen betagten Mr. Tibbles denke, staune ich immer wieder, dass er nun schon seit Jahrzehnten bei mir ist. Und ich erfreue mich täglich daran, dass er immer noch ziemlich aktiv ist. Als große Katzenfreundin gehört mein Mitgefühl natürlich auch anderen Katzenliebhabern, wenn ihrem Tier ein Leid geschieht. Auch wenn ich Mrs. Norris` fiesem Charakter nie viel abgewinnen konnte und mein Mr. Tibbles ja anfangs seine Schwierigkeiten mit ihr hatte, kann ich nun doch mit Argus` Trauer um seine geliebte Katze mitfühlen. Gerade bei Menschen, die ohne Partner leben und daher ihre ganze Liebe einem Haustier schenken, ist der Tod eines solchen eine Katastrophe. Argus ist außer sich, zieht sich in seine Wohnung zurück und will mit keinem Menschen sprechen. Dabei hatte er, gleich nachdem die tote Mrs. Norris aufgefunden worden war, ganz laut „Mörder, Mörder!“ um sich geschrien. Danach hat er sich mit seiner toten Katze in seinem Büro eingeschlossen und war für niemanden mehr zu sprechen.
Was es mit seinem Ausruf auf sich hat, könnte man natürlich erst sagen, wenn er Mrs. Norris untersuchen lassen würde, damit festgestellt werden kann, ob sie wirklich eines gewaltsamen Todes gestorben ist. John glaubt eher, dass sie an Altersschwäche gestorben ist, aber beweisen kann er es natürlich nicht, solange er das Tier nicht gesehen hat. Auch wenn Argus und John inzwischen einigermaßen gut miteinander auskommen, werden sie niemals wirkliche Freunde werden, und deshalb ist die Chance recht gering, dass er ihn Mrs. Norris untersuchen lässt.
2. Dezember 2004
Das ganze Schloss ist nun schon seit Tagen in Aufruhr, denn Argus wollte sein Büro immer noch nicht verlassen. Da hat sich Samantha ein Herz gefasst und durch die verschlossene Tür sehr lang und geduldig mit ihm geredet. Er sagte ihr, dass er Mrs. Norris tot am Rande des Hippogreif-Geheges aufgefunden hat. Deshalb war für ihn klar, dass einer der Hippogreife sie getötet hat. „Hat sie denn äußere Verletzungen, die auf einen Hippogreifangriff schließen lassen?“ wollte sie von ihm wissen. Nachdem Samantha fast vier Stunden durch die Tür auf ihn eingeredet hatte - wobei sie dazwischen auch mal eine Pause brauchte, um den kleinen Steven zu stillen - öffnete er diese endlich und ließ sich zu einem Gespräch mit Minerva und Rubeus überreden. John durfte gleichzeitig Mrs. Norris untersuchen, um die wahre Todesursache festzustellen. Die Katze zeigte keinerlei Zeichen von äußeren Verletzungen, also ist ein Hippogreifangriff völlig ausgeschlossen. Um ganz sicher zu gehen, zog John auch Poppy zur Untersuchung hinzu, so kann ihn Argus nicht etwa der Befangenheit bezichtigen. Beide kamen überein, dass die gute Mrs. Norris eines ganz natürlichen Todes gestorben ist, der ja in ihrem hohen Alter durchaus gerechtfertigt ist. Dass sie sich gerade in der Nähe des Hippogreifgeheges aufgehalten hat, als der Tod sie ereilte, kann nur ein Zufall gewesen sein.
9. Dezember 2004
Nun müssen wir uns um Argus ernsthafte Sorgen machen, denn er hat jeden Lebenswillen verloren, seit seine Katze nicht mehr bei ihm ist. Zunächst verweigerte er jeden Kontakt zu uns Lehrern und verbarrikadierte sich den ganzen Tag in seinem Büro. Jeder Mensch geht natürlich mit Trauer anders um und niemand hat das Recht, über andere zu urteilen. Dennoch befremdete es mich sehr, als ich gestern mitbekam, dass er Mrs. Norris` Sachen aus seiner Wohnung räumte. Natürlich braucht er weder ihren Futternapf noch ihre Schlafhöhle aufzuheben, aber dass er auch noch sämtliche Fotos von ihr weggeworfen hat, dafür kann ich keinerlei Verständnis aufbringen. Ich persönlich würde immer gerne Erinnerungsfotos eines geliebten Wesens behalten wollen, das von mir gegangen ist. Wie das nun mit Argus weitergehen soll, können wir uns alle nicht vorstellen.
Weihnachten 2004
Argus ist immer noch nicht ansprechbar und hält sich nur in seiner Wohnung auf. Dass er seine Pflichten als Hausmeister vernachlässigt, dafür haben wir alle Verständnis, und es ist gut, dass in solchen Zeiten die Schule zusammenhält und sowohl Lehrer und Schüler als auch die Hauselfen darauf achten, dass das Schloss in Ordnung gehalten wird. So ist das Weihnachtsfest überschattet von Argus` Trauer und der Ungewissheit, ob ihm je geholfen werden kann.
26. Januar 2005
Ich habe mich schon oft in meinem Leben gefragt, ob man an gebrochenem Herzen sterben kann. Genauso oft habe ich mich allerdings auch gefragt, ob Argus überhaupt ein Herz hat. Sein schleichend herbeigekommener Tod lässt mich nun beide Fragen mit einem eindeutigen Ja beantworten. Sein Herz schlug eben nur für seine Katze, den Menschen konnte er keine Sympathie schenken. Wie großen Anteil meine Weigerung, ihn zu heiraten, daran hat, darüber möchte ich lieber nicht spekulieren. Ich habe damals so gehandelt, wie es für mich richtig war. Zu viele Rücksichten auf andere Menschen hätten nur mich selber unglücklich gemacht.
Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass viele Menschen um Argus trauern. Fakt ist, dass niemand wirklich bedauert, dass er nicht mehr da ist, und das ist doch eine sehr traurige Lebensbilanz. Vermutlich ist es einem Verstorbenen ziemlich egal, wie viele Menschen auf seine Beerdigung gehen, und wie viele Menschen ehrliche Tränen vergießen. Und doch stimmt es mich traurig, dass Argus ein eher unwürdiges Begräbnis hatte. Minerva hatte es den Schülern freigestellt, ob sie hingehen wollen. Da Argus in Hogsmeade beigesetzt wurde, meldeten sich recht viele Schüler, doch die meisten nutzten diese Gelegenheit für einen Einkaufsbummel im Dorf, statt sich unter die Trauergäste zu mischen. Das gab natürlich jede Menge Strafaufgaben, als es ans Licht kam, wo die Schüler diesen Tag verbracht hatten. Aber im Grunde hörte man aus der Schülerschaft nur Murren im Sinne von „Jetzt macht der blöde Filch uns auch als Toter noch Ärger!“. Das ist sehr traurig, wenn so über einen Toten gesprochen wird, aber ich kann die Schüler irgendwie auch verstehen; denn Argus hat es einem nicht leichtgemacht, ihn zu mögen.
Ostern 2005
Minerva konnte Argus` Stelle bis jetzt noch nicht neu besetzen, weil sich niemand dafür gefunden hat. Wobei man ehrlicherweise zugeben muss, dass so manche Reparatur von Zaubererhand schneller vonstattengeht, als sie einem Squib möglich war. Dumbledore hatte damals also wirklich rein menschliche Gründe gehabt, Argus diese Stelle anzubieten, die im Grunde gar nicht so dringend nötig war. Nach dem Rechten sehen ja wir Hauslehrer schon, und wenn wirklich etwas repariert werden muss, hilft jeder Lehrer gern. Noch so eine traurige Lebensbilanz für Argus: er hatte eine Stellung inne, die eigentlich verzichtbar war.
3. Juli 2005
Welch ein ereignisreiches Jahr schon wieder vorübergegangen ist. Da war gerade eben erst mein 75. Geburtstag, zu dem John all meine Freunde eingeladen hatte, und nun bin ich schon wieder ein Jahr älter geworden. Ein großes Fest brauche ich nun nicht mehr, aber ich genieße es sehr, dass Florence und Philippe immer noch im Schloss wohnen, um Samantha und Luc mit den Kindern zu helfen. Auf eine Reise verzichten John und ich diesen Sommer bewusst, denn uns war schon der letzte turbulent genug mit den zwei Hochzeiten. Aber wir unternehmen viele Spaziergänge in der Umgebung, oft nur John und ich zu zweit, manchmal aber auch mit der „Großfamilie“ Louveteaud. Es ist eines der schönsten Erlebnisse, Kinder heranwachsen zu sehen. Norah ist ganz eifrig darin, ihren Bruder beim Laufen lernen zu unterstützen. Natürlich ist dann an einen flotten Spaziergang nicht mehr zu denken, wenn die Kinder dabei sind. Wir nennen es eher „Spazierenstehen“ und versuchen, nicht ungeduldig zu sein, wenn sich Norah oder Steven nach jedem kleinen Tier oder auch nur nach einem Stein bücken, der am Weg liegt. Sie wollen schließlich die Welt entdecken, da dürfen wir sie nicht daran hindern.
Ob sich Philippe vor Jahrzehnten hätte vorstellen können, dass er einmal Großvater wird? Er hatte ja damals schon genug Zweifel, ob er je eine Frau an sich wird binden können. Zum Glück ist seine Schwiegertochter eine hervorragende Tränkebrauerin, so bekommt er immer den Wolfsbanntrank, der ihn hilft, bei Vollmond seinen Verstand zu behalten. Wir leben also in sehr glücklichen Zeiten und in einer privilegierten Gesellschaft, und dafür bin ich jeden Tag meines Lebens dankbar.
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