von BlackWidow
Hallo meine lieben Leserinnen und Leser!
Nun ist es wohl wirklich so, dass ich nur "alle heilige Zeit" ein neues Kapitel einstellen kann. Weihnachten hatte ich eines und zu Ostern. Sorry, Pfingsten war irgendwie so schnell da! Ist jetzt mit ein bisschen Verspätung ... Und die Re-Kommis kommen noch später. bitte nicht böse sein! Ich freu mich aber trotzdem immer über Eure Kommentare.
Viel Spaß mit Arabella auf Reisen wünscht Euch
Eure BlackWidow
EDIT:
Mein Buch ist bald da! Hab's gerade hier https://www.amazon.de/Clarabella-Die-Katze-auf-Orgelbank/dp/3746247926?ie=UTF8&redirect=true&tag=lovebook-autor-21 entdeckt! *freu*
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Über den Großen Teich
8. Juli 2003
Wie aufregend es doch ist, mit einem Muggelflugzeug zu fliegen! Das Fliegen selber ist recht bequem, man bekommt im Flugzeug etwas zu essen, kann lesen oder ein Schläfchen halten. Auch Filme könnte man anschauen, wenn man wüsste, wie das technisch funktioniert. Da ich aber schon in meiner Zeit in Little Whinging wenig Vergnügen am Fernsehen hatte, kann ich gut darauf verzichten und muss mich daher nicht mit der Funktionsweise dieses Filmabspielgerätes auseinandersetzen. Auch John hat trotz langjähriger Muggelerfahrung kein Interesse an solcher Zerstreuung.
Bis man endlich in diesem Flugzeug sitzt, muss man allerdings jede Menge Formalitäten und Unannehmlichkeiten über sich ergehen lassen. Wie gut, dass John sich in einigen Muggelsachen um so Vieles besser auskennt als ich, denn er ist schon einmal mit einem Flugzeug geflogen und wusste daher gut Bescheid, wie das alles abläuft. Ich selber hätte sonst vielleicht eine Panikattacke nach der anderen bekommen. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft ich meine Schuhe aus- und wieder anziehen musste, ehe ich endlich in diesem gemütlichen Sessel im Flugzeug zu sitzen kam! John hat seinen Zauberstab mit einem Desillusionierungszauber versehen, sonst hätte er ihn niemals durch den Zoll bekommen. Auch alle Arten von Flüssigkeiten dürfen nicht mitgenommen werden, weil die Muggel Angst haben, man könnte daraus eine Bombe bauen. Sogar solche Utensilien wie Lippenstift sind extra zu deklarieren und ich frage mich, welche Gefahr davon ausgehen soll. Nun gut, ich bin ja nicht gerade eine Expertin in Sachen Bombenbau, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Lippenstifte dazu geeignet sind. Ich werde die Muggel wohl nie ganz verstehen!
Neben uns sitzt eine sehr nette Dame, die ungefähr in meinem Alter ist. Sie lebt schon seit einer Ewigkeit in Amerika, aber sie ist eine gebürtige Münchnerin! John fand das ganz schrecklich aufregend und hat sie gleich über ihre Heimatstadt ausgefragt. Wie klein doch die Welt ist: irgendwann gingen wir dann tatsächlich dazu über, mit dieser Dame bayerisch zu sprechen! Sie erzählte uns viel von ihrem Beruf als Übersetzerin, aber auch von den politischen Verhältnissen in den USA sowie von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für die Freilassung politisch Verfolgter auf der ganzen Welt. Wenn sie keine Muggel wäre, hätte ich sie mir gut als Mitglied des Phönixordens vorstellen können, denn sie versucht unter den Muggeln wohl nichts anderes als das, was wir in der magischen Welt gemacht haben. Ich finde es sehr schade, dass wir ihr nicht sagen können, aus welcher Welt wir kommen. So konnten wir ihr leider nur erzählen, dass wir Lehrer sind; an welcher Schule, das mussten wir verschweigen. Bei der Fächerwahl jonglierte John ein bisschen, indem er der Dame sagte, er würde Biologie und Chemie unterrichten und ich Geschichte und Sozialkunde. Das sind so die Augenblicke, in denen ich traurig bin über das Geheimhaltungsabkommen der Zauberer, denn diese liebenswerte Dame hätte ich nur zu gerne eingeweiht!
9. Juli 2003
Nun hat uns Ilse, unsere neue Reisebekanntschaft, noch für ein paar Tage zu sich nach Hause eingeladen. Sie wohnt in einer Kleinstadt in New Hampshire, die mir sehr gut gefällt, weil sie ganz und gar unamerikanisch ist. Die Ostküste der USA wird ja auch Neuengland genannt, weshalb wir uns dort sofort wie zu Hause gefühlt haben. Auch der Bundesstaat Maine, den John mir als nächstes zeigen möchte, gehört dazu, weshalb wir die Einladung nach New Hampshire gerne angenommen haben, da es auf unserer geplanten Strecke liegt. Umständlich war es allerdings, auf Muggelart dorthin zu gelangen. John mietete ein Auto, in dem wir geschlagene zwei Stunden fahren mussten, um ans Ziel zu kommen. Ilse wollte eigentlich mit dem Bus fahren, dann von unterwegs einen Freund anrufen, der uns vom ca. 25 Meilen entfernten Busbahnhof abholen sollte. Wie privilegiert wir Zauberer sind, wird uns erst bewusst, wenn wir wieder einmal auf Muggelart reisen müssen.
Unsere Landung in Boston-Logan verlief ganz ruhig, ich würde sagen, sogar fast so bequem wie mit einem Thestral. Allerdings dauerte es dann fast zwei Stunden, bis wir endlich die Zollabfertigung hinter uns gebracht hatten. Die Sicherheitsvorkehrungen sind auch dort enorm, besonders seit jenen grauenvollen Terroranschlägen. Im Grunde gilt man schon allein durch die Tatsache, dass man in dieses Land einreisen möchte, als terrorverdächtig. Die Zollabfertigung verläuft fast wie in einem Fernsehkrimi, denn es werden sogar Fotos gemacht und Fingerabdrücke genommen wie bei Verbrechern. (Huch, erst jetzt fällt mir selber auf, dass ich wohl doch ab und zu meinen Fernsehapparat benutzt habe, als ich in Little Whinging lebte!) Und man muss Rede und Antwort stehen, was man in diesem Land machen wird, wie lange man bleibt und ob man auch ganz sicher wieder ausreisen wird! Eigentlich habe ich noch auf die Frage gewartet, ob man eventuell vorhat, den Muggelpräsidenten zu ermorden. Das hätte mich vielleicht sogar in eine gewisse Verlegenheit gestürzt. Nein, nicht dass ich auf meine alten Tage noch zur Mörderin werden möchte! Aber mit der Politik dieses Kriegstreibers bin ich ganz und gar nicht einverstanden und Ilse, John und ich haben bei unserer Unterhaltung während des Flugs auch kein Blatt vor den Mund genommen ob unserer Einstellung.
Aber nun wieder zu unserer Gastgeberin. Sie ist eine sehr umfassend gebildete Frau, die sich für alles interessiert und immer bereit ist, Neues kennenzulernen. Hohles Geplapper ist ihr ebenso zuwider wie mir, weshalb wir wohl sofort eine Seelenverwandtschaft gespürt hatten. Sie lebt in einer Zweizimmerwohnung, wo sie uns anstandslos ihr Schlafzimmer zur Verfügung gestellt hat, während sie nun im Wohnzimmer auf dem Sofa schläft. Wenn nur dieses verflixte Geheimhaltungsabkommen nicht wäre - es wäre für John ein Leichtes, Ilses Wohnung vorübergehend magisch zu vergrößern!
12. Juli 2003
Heute mussten wir uns schweren Herzens von Ilse verabschieden, weil John mir noch so viel zeigen möchte. Pro forma fuhren wir mit dem Muggelauto noch einige Meilen, gaben es dann ab und apparierten nach Maine. John hatte unsere Hängematten im Koffer unsichtbar versteckt, denn wir konnten ja nicht sicher sein, ob das Gepäck vom Zoll durchsucht würde. Nun, da unser Reisegepäck wieder durch und durch magisch ist, fühlen wir uns schon wieder wohler. Unsere erste Station soll ein Nationalpark auf einer Insel in Maine sein, wo John kurz vor Marguerites Tod nach einer neuen Wirkungsstätte für sich und seine Familie gesucht hatte. Auch wenn er dort diesen schrecklichen magischen Unfall hatte, hat es ihm dieser Nationalpark angetan, war er damals doch von der Schönheit der Natur sehr eingenommen. Und ich werde nicht ruhen, ehe ich alle Orte gesehen habe, die John wichtig sind!
Die Landschaft im Acadia National Park auf Mount Desert Island ist so unbeschreiblich schön, dass ich mich gar nicht sattsehen kann. Da es in den Wäldern allerhand Tiere gibt, die bei uns in Europa längst als ausgestorben gelten, hat John unsere Lagerstätte mit vielen Abwehrzaubern versehen. Ohne diese wäre es nicht empfehlenswert, in Hängematten im Wald zu übernachten. Und noch etwas anderes hat er zu meiner persönlichen Sicherheit mitgebracht und erwartet von mir, dass ich es immer bei mir trage: einen Notfallportschlüssel, der mich bei Bedarf sofort ins Indianerreservat meiner Freundin Luise bringen würde. Ich hoffe es sehr, dass ich ihn niemals brauchen werde, denn mit John an meiner Seite fühle ich mich gut beschützt. Trotzdem rührt es mich sehr, dass er so gut für mich sorgt.
15. Juli 2003
Wie frei man sich doch fühlt, wenn man in der Natur nächtigen darf. Ich fürchte, ich werde mich künftig in unserem Schlafzimmer in Hogwarts eingesperrt fühlen, so sehr ich unser Heim auch liebe! John hat unsere Hängematten so angebracht, dass er sie am Baum nach oben schweben lassen kann, sobald wird drin liegen. Ein Moskitonetz sorgt dafür, dass uns keine kleinen Biester behelligen und Johns spezieller Abwehrzauber hält große, gefährliche Tiere von uns fern. So lässt es sich leben und ich genieße diese Reise in vollen Zügen. Heute sind wir in aller Frühe, noch ehe die Muggel den Aufstieg begonnen haben, auf den Cadillac Mountain appariert, der der höchste Berg auf der Insel ist. Danach nahmen wir unser Frühstück in einer Bäckerei in Bar Harbour ein, wo wir hinterher noch ein bisschen durch den Yachthafen schlenderten. Bevor die große Mittagshitze kam, lagen wir schon wieder zum Aufruhen in unseren Hängematten, während die armen Muggel vermutlich bei der Bergbesteigung schwitzten. Ich fühle mich schon sehr privilegiert, zur magischen Gemeinschaft gehören zu dürfen und all die Vorzüge genießen zu können, obwohl ich selber nicht zaubern kann. Das muss ich mir immer wieder bewusst machen, dass ich in meinem Leben so unglaublich viel Glück hatte. Ein Glück, das für eine Squib nicht selbstverständlich ist! Und ich war nur lächerliche siebzehn Jahre gezwungen, in einer muffigen Muggelgegend zu wohnen.
22. Juli 2003
Nach den Tagen in der Wildnis hat es uns nun wieder in die Zivilisation gedrängt. Den Tipp für diesen Aufenthalt hat uns unsere Reisebekanntschaft Ilse gegeben, die auch jedes Jahr hierher kommt. Amerika hat schließlich so unfassbar viel zu bieten und so wollen wir nun auf Ilses Anraten ein Musikfestival mit vielen wunderschönen Konzerten genießen. Dazu haben wir uns in einem Muggelhotel - zurück in New Hampshire - einquartiert, das mich von der Ausstattung sehr an Hogwarts erinnert. Jedes Zimmer ist mit einem Himmelbett in einer anderen Farbe ausgestattet. Unseres ist blau und wir nennen es unter uns natürlich das Ravenclaw-Zimmer. Ich habe auch noch eines mit rotem und eines mit gelbem Bettzeug gesehen, als das Reinigungspersonal unterwegs war und ich durch die geöffneten Türen spitzen konnte. Das Hotel wird von einem Paar aus England betrieben und die beiden jungen Männer haben es in mühsamer Kleinarbeit ganz liebevoll renoviert. Es ist ein rotes Steinhaus, was hier in USA ja nicht selbstverständlich ist, da hier die meisten Häuser aus Holz gebaut werden. Auch dieses Hotel war eine Empfehlung von Ilse, die sich ab dem zweiten Tag auch zu uns gesellt hat.
Ach je, jetzt habe ich mich so lange bei der Beschreibung des Hotels aufgehalten, dabei gibt es so Schönes über die Konzerte zu berichten. Bei diesem Festival sind lauter fantastische Musiker zugegen und wir hören klassische Musik vom Feinsten. Am ersten Abend genossen wir zwei von Beethovens Klavierkonzerten, der zweite Abend war der Kammermusik gewidmet. Ein unglaublich gutes Streichquartett beglückte uns mit Haydn und Mozart. Doch am dritten Abend gab es einen Liederabend mit einem Tenor, dessen Gesang uns nicht sonderlich erbaut hat. Es waren Lieder von Schubert, Schumann und Brahms, also alles in deutscher Sprache. Das Publikum, das kein Deutsch spricht, wird sich wohl nicht daran gestört haben, wie grauenhaft die Aussprache der deutschen Texte war. Aber John und ich mussten uns schon sehr zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Und Ilse, die neben mir saß, konnte ein Stöhnen und Seufzen nicht unterdrücken, denn sie hatte mit diesem Sänger wochenlang die deutsche Aussprache geübt. Manchmal ist es eben doch vergebliche Liebesmüh! Den Abend ließen wir noch bei einem Glas Wein in unserem Hotel ausklingen, denn wir waren so erfreut, unsere neue Freundin so schnell wiedersehen zu dürfen. Morgen müssen wir uns dann wohl eine gute Ausrede einfallen lassen, falls Ilse beim Frühstück darauf bestehen sollte, uns zu unserem Auto zu begleiten …
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