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Fanfiction

Das Tagebuch der Arabella Doreen Figg - Noch mehr Konfrontationen

von BlackWidow

Hallo Ihr Lieben!
Vielleicht seid Ihr ja alle verreist und habt gar keine Zeit, mein neues Kapitel zu lesen. Ich freue mich trotzdem, wenn ich nach dem Urlaub den einen oder anderen Kommentar vorfinde. (Freibutterbier gibt es natürlich auch!)

Ganz herzlichen Dank an MIR und LittleShadow, ohne deren liebe Kommentare ich mich hier oft recht einsam fühlen würde.

Einen schönen Urlaub und danach viel Spaß beim Lesen
wünscht Euch
Eure BlackWidow


101
Noch mehr Konfrontationen

5. Juni 2001
Endlich konnten wir unter dem Tarnumhang einmal die Geister belauschen, wie sie Argus das Grauen lehrten. Als er sich heute Abend im Pokalzimmer befand, schlichen wir uns hinein und wurden Zeugen, wie etliche Geister - versteckt und mit verstellten Stimmen - Argus mit seinen Übeltaten konfrontierten. Der Blutige Baron, vor dem ich bisher immer einen Heidenrespekt hatte, trieb es ganz schön bunt: „Argus Filch, was hast du in deinem Leben Gutes getan? Denk einmal darüber nach, sonst holt dich deine Vergangenheit ein.“ Darauf demonstrierte Peeves sein Können als Poltergeist in einer Weise, die mir Schauder über den Rücken laufen ließ. Er imitierte die Schreie von Tieren, die Argus als Kind wohl öfter gequält haben muss. Darauf hörte ich die Stimme des Blutigen Barons: „Argus Filch, ich frage mich, warum du nicht längst zu einer Haftstrafe in Askaban verurteilt worden bist. Hast du nicht mit Begeisterung alle Schüler an die Carrows verpetzt, die deiner Ansicht nach eine Folterstrafe verdient haben? Warst du nicht der Erste, der sich Umbridges Inquisitionskommando anschloss? Und wie viele Spielkameraden hast du als Kind schon gequält, nur damit sie sich deinem Willen unterwarfen?“ Wie die Geister an Informationen aus Argus` Kindheit gekommen waren, werde ich Sir Nicholas fragen müssen; denn es ist ganz offensichtlich, dass es sich bei diesem Schauspiel um das Nachspielen von Ereignissen handelt, die in der Vergangenheit tatsächlich stattgefunden haben. Jedenfalls konnten wir am Ende der Vorstellung Argus auf den Knien sehen, wie er die Geister um Gnade bat. Sir Nicholas verlangte von ihm: „Du wirst dich gleich morgen früh bei allen Menschen entschuldigen, denen du Unrecht getan hast. Ebenso wirst du künftig keine Schüler mehr wegen Nichtigkeiten anprangern. Hast du mich verstanden?“ John und ich schauten uns an und waren uns einig, dass es nun an der Zeit war, uns zurückzuziehen. Argus tat mir nun fast schon ein bisschen leid - aber wirklich nur ein kleines bisschen, weil ich auch nach Jahrzehnten noch nicht vergessen habe, wie er mich als Kind gequält und in den Besenschrank gesperrt hat, wenn ich nicht das gemacht habe, was er wollte.

6. Juni 2001
Über Nacht ist sozusagen ein Wunder geschehen: Heute passte mich Argus ab, als ich auf dem Weg in die Große Halle zum Frühstück war. Zuerst murmelte er etwas ziemlich Unverständliches, doch als Sir Nicholas um die Ecke bog, reichte er mir die Hand und sagte sehr verlegen: „Hab wohl nich immer alles richtig gemacht, Figgie, tut mir leid!“ und huschte um die Ecke. Es muss ihn schon sehr große Überwindung gekostet haben, dies zu sagen, und ich will es gerne als Entschuldigung annehmen. Auch wenn er dabei meinen Namen, den ich nun ja nicht mehr trage, mal wieder schrecklich verunstaltet hat. Im Laufe des Tages konnte ich noch mehrere solcher Aktionen beobachten und hoffe nun natürlich sehr, dass damit auch eine Besserung in seinem Verhalten einhergehen wird.

14. Juni 2001
Nach dem letzten Quidditchspiel, das Gryffindor gewann, saßen John und ich noch mit Samantha und Luc zusammen, wobei die Sprache irgendwann auf meine mangelnde Begeisterung kam. „Mensch, Arabella, du musst doch deine Leute anfeuern!“ warf Luc mir scherzhaft vor, wobei John gleich Partei für mich ergriff und ihm klarmachte, dass das eben nicht jedermanns Sache wäre. Mir selber ging das seltsamerweise so nahe, dass ich in Tränen ausbrach und aus dem Zimmer lief. John wollte mir gleich hinterherrennen, doch offensichtlich hat Samantha ihn überredet, das ihr zu überlassen, denn sie klopfte bald darauf an unsere Tür. Eigentlich wollte ich mit meinem Schmerz, der mich völlig überraschend überrollt hatte, allein sein, doch Samantha redete mit Engelszungen auf mich ein, sodass ich sie bat einzutreten. „Es ist nicht gut, dass du jetzt allein bist,“ sagte sie. „Ich hatte den Eindruck, dass dir das Wort ?anfeuern` tief in dir drin verborgen Schmerzen bereitet.“ Darauf wusste ich nichts zu sagen, doch Samantha ließ nicht locker: „Wenn du dich mir anvertrauen möchtest, könnte ich in deinen Erinnerungen nach einem Erlebnis suchen, das für diesen Schmerz verantwortlich ist.“ Ich konnte mir keinen Reim auf diese Aussage machen, wollte aber nicht ablehnen, weil ich weiß, welche Erfolge Samantha schon bei den Schülern mit ihrer Seelenheilkunde erzielen konnte.

So gingen wir zusammen in Samanthas Büro, wo sie die Tür magisch verschloss, damit uns niemand stören konnte. „Leg dich bitte ganz bequem auf das Sofa und schließe die Augen. Versuche am besten, an gar nichts zu denken, während ich mit einem Zauber versuche, alte Erlebnisse, die du längst vergessen hast, aufzuspüren und zu extrahieren.“ Zunächst spürte ich nichts als Samanthas Zauberstab, der auf meinen Kopf gerichtet war. Sie sagte dazu einen Zauberspruch in einer mir fremden Sprache - ich nehme an, dass es sich um ihre Muttersprache Adhola handelte. Dann fühlte ich plötzlich ein Wirbeln verschiedener Gedanken in meinem Kopf, das immer heftiger wurde und mich schwindelig machte. Als ich das Gefühl hatte, das nicht mehr auszuhalten, endete es auch schon und Samantha sagte: „Wenn dir danach ist, darfst du gerne die Augen wieder öffnen. Aber lass dir damit so viel Zeit, wie du benötigst.“ Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit die Augen öffnete, erklärte mir Samantha, dass sie alle Gedanken, die ich zum Thema „Anfeuern“ und „Schnelligkeit“ in meinem Kopf hatte, extrahieren konnte und ich sie im Denkarium betrachten könnte, wenn ich mich dazu in der Lage fühlen würde. „Aber ich glaube, heute Abend wäre das zu viel, vielleicht magst du auch John mitnehmen. Sag mir einfach Bescheid, wann du soweit bist.“

15. Juni 2001
Der gestrige Abend hat mich viel zu neugierig gemacht, als dass ich noch länger hätte warten wollen. Samanthas Vorschlag, John mit ins Denkarium zu nehmen, hat mir gut gefallen. So gingen wir nach dem Abendessen zusammen in ihr Büro, wo ein mir wohlbekanntes Becken bereitstand. „Es ist das Denkarium von Professor Dumbledore,“ erklärte sie uns bereitwillig. „Er hat es in seinem Testament der Schule vermacht mit der Anweisung, es jeder Lehrkraft zur Verfügung zu stellen, die es benötigt, um zum Wohle der Schule und ihrer Bewohner zu handeln.“ Zu dritt tauchten wir ein in all die Gedanken, die Samantha gestern aus meinem Kopf gezogen hatte, und ich bin froh, dass ich in so vertrauenswürdiger Begleitung dorthin reisen konnte.

Zuerst konnte ich mich als kleines Kind am Esstisch sitzen sehen. Meine Familie war schon mit dem Essen fertig, während ich immer noch mit einem halbvollen Teller kämpfte. Statt mich zu fragen, ob mir die Portion zu groß wäre, drängte mich meine Mutter: „Nun mach doch mal endlich, wir können hier doch nicht ewig sitzen und auf dich warten!“ Zu allem Überfluss fing Daphne an, mich anzufeuern: „Hopp, hopp, Arabella!“ rief sie, was dazu führte, dass mir der Bissen beinahe im Hals steckenblieb. Dann verschwamm alles und wir landeten in einer anderen Erinnerung. Dort saß ich - immer noch als Kleinkind - in der Badewanne und sang vor mich hin. Ich genoss es sichtlich, im warmen Wasser zu sitzen, meinen Körper zu spüren und an nichts zu denken. Durch die angelehnte Tür hörte ich allerdings meine Mutter rufen: „Jetzt wasch dich endlich und komme aus der Wanne, wir haben schließlich nicht ewig Zeit!“ Nächste Szene: Mein Vater unterrichtete uns, als meine Schwestern noch nicht in Hogwarts waren, zusammen mit einigen Kindern von Freunden. Wir lernten gerade das Einmaleins und mein Vater hatte es zu einer Art sportlichem Wettbewerb umfunktioniert. Wir mussten aufstehen und uns in zwei Gruppen aufteilen. Mein Vater stellte eine Aufgabe und wer sie am schnellsten gelöst hatte, durfte sich setzen. Die Gruppe, in der zuerst alle saßen, hatte gewonnen. Nun war aber das Rechnen noch nie meine Stärke, und unter Zeitdruck versagte ich völlig. Als die anderen aus meiner Gruppe begannen, mich anzufeuern, brach ich in Tränen aus und konnte überhaupt nicht mehr klar denken. So kam es, dass mich bald niemand mehr in seiner Gruppe haben wollte, weil man mit mir nicht gewinnen konnte.

Eine letzte Erinnerung zeigte mir dann ganz deutlich, wo mein Problem lag: Meine Eltern, Daphne und ich - ungefähr neun oder zehn Jahre alt - waren Zuschauer bei einem Quidditch-Freundschaftsspiel zwischen Hogwarts und Beauxbatons, das in Frankreich ausgetragen wurde. Im Hogwarts-Team spielte meine Schwester Elektra, was einerseits die Familie sehr stolz, aber Daphne furchtbar neidisch machte. Ich hatte bislang noch nie ein Quidditchspiel gesehen und mir hatte auch niemand die Regeln erklärt. So staunte ich nur, wie schnell die Spieler auf ihren Besen fliegen konnten, ohne zu wissen, welche Mannschaft nun „die unsere“ ist. Ich wusste wohl nicht einmal, dass es hier darum ging, einen Gegner zu besiegen. Also kam ich auch gar nicht auf die Idee herumzuschreien, weil ich keine Ahnung hatte, worum es hier ging. Es dauerte nicht lange, da hatte die Mannschaft von Beauxbatons den Sieg in der Tasche und auf Seiten der Hogwartsschüler gab es viele Tränen und lange Gesichter. Ich verstand immer noch nicht, warum Elektra so traurig schaute, da schnauzte mich Daphne an: „Kein Wunder, dass Hogwarts verloren hat; du hast ja nicht ein einziges Mal deinen Mund aufgekriegt, um unsere Schwester anzufeuern!“ Ich war immer noch völlig ahnungslos, bis mein Vater mich aufklärte: „Du hättest schreien sollen, als Elektra den Quaffel hatte und ein Tor hätte schießen können. Wenn sie mehr angefeuert worden wäre, hätte sie sich vielleicht besser angestrengt.“ Diese Denkweise war mir allerdings völlig fremd, weil so ein Anfeuern bei mir ja immer nur das Gegenteil bewirkt hatte.

Zurück in Samanthas Büro, saßen wir noch lange beisammen und sprachen über das Gesehene. Mir war schnell klargeworden, dass ich lange bevor man wusste, dass ich eine Squib bin, von meiner Familie als unzureichend angesehen worden bin, weil ich langsamer als die anderen war. John versuchte, mich zu beruhigen: „Langsamkeit ist nichts Negatives, auch wenn deine gesamte Familie es so dargestellt hat. Langsamkeit ist nur das Gegenteil von Schnelligkeit und daher gleichwertig. Stell dir doch einmal eine Sinfonie vor, die nur als schnellen Sätzen besteht!“ Auch Samantha gab ihre Meinung dazu ab: „Schnelligkeit ist wohl für manche Zauberer ein Qualitätsmerkmal, das sie scheinbar über die Muggel erhebt. Doch inzwischen ist auch in Muggelkreisen die Schnelllebigkeit unserer Zeit ein großes Problem geworden, das immer mehr Menschen krank werden lässt. Längst gibt es Bestrebungen in der Muggelgesellschaft, weite Teile des Lebens wieder zu entschleunigen. Es hat sich also erwiesen, dass Geschwindigkeit nicht gut ist für den Menschen, und deshalb solltest du dich glücklich schätzen, schon als Kind unbewusst den gesünderen Weg eingeschlagen zu haben.“

20. Juni 2001
Nun, da die Prüfungen in meinem Fach vorbei sind, kann ich in meinem Unterricht auf mein geplantes Kapitel eingehen, das den Titel tragen sollte „Was ich schon immer über Muggel wissen wollte“. Dazu habe ich heute die Schüler anonym befragt und werde den halben Sommer über mit der Auswertung beschäftigt sein. Die Schüler haben sich sehr gefreut, dadurch auch aktiv zur Entstehung eines brauchbaren Lehrbuches beitragen zu können und demnach die Aufgabe sehr ernst genommen.

Jetzt haben John und ich noch eine „Baustelle“ offen, bevor wir uns auf unsere Sommerferien freuen können. Neulich ging uns beiden durch den Kopf, ob wir die drei Gryffindorschüler nicht zu hart bestraft haben. Deshalb gingen wir beim letzten Hogsmeade-Tag selber mit, um mit den Schülern, aber auch mit den von ihnen betreuten Leuten, darüber zu reden. Wir konnten sehen, dass sich jeder liebevoll um die Alten und Kranken gekümmert hatte, so entschlossen wir uns, alle zusammen in die Drei Besen einzuladen. Bei Butterbier und Kesselkuchen war die Stimmung durch und durch gut, und Emily, die ältere der beiden Mädchen, gestand uns, dass ihr durch diese Aufgabe die Augen geöffnet worden sind. „Ich könnte mir vorstellen, so etwas einmal beruflich zu machen. Ich weiß nur nicht, ob es diesen Beruf bei Zauberern gibt und wie das finanziert würde. Haben Sie vielleicht eine Ahnung, ob es vom Zaubereiministerium aus Planstellen gibt?“ John versprach, sich zu erkundigen, damit Emily im kommenden Schuljahr, das ihr letztes sein wird, Bescheid weiß, wie sie sich nach ihrem Abschluss beruflich orientieren kann.

Ganz besonders freute uns, dass einige der betreuten Leute sogar zueinander gefunden haben und nun neue Freundschaften entstehen können. „Vielleicht sollten wir zusammen ein Haus mieten, damit nicht jeder allein in seiner Wohnung sitzt und keine Ansprache hat.“ Nun, das sind wirklich sehr schöne Aussichten, und John und ich werden uns gleich zu Ferienbeginn erkundigen, ob es in Hogsmeade ein günstiges Haus zu mieten gibt, das sich für so eine Wohngemeinschaft eignet. So können wir uns auf unsere gemeinsamen Ferien freuen, die nun bald anbrechen.


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