von BlackWidow
Hallo, liebe Leserinnen und Leser, Kommentatorinnen und Kommentatoren, Schwarzleserinnen und Schwarzleser! (Falls ich jemand vergessen habe, bitte Beschwerde in dreifacher Ausfertigung an mich.)
Ta-ta-ta-taa! Kapitel Nummer 100 geht ins Netz. Hätte selber nicht geglaubt, dass mich mal ein Thema derart fesseln wird, dass ich Jahre dran schreibe. Danke, dass Ihr mir so lange die Treue gehalten habt und hoffentlich auch weiter halten werdet!
Eine Runde Freibutterbier für Alle, die hier reinschneien. Und viel Spaß beim nächsten Kapitel.
Eure BlackWidow, die sich tierisch über Kommentare freut!
100
Konfrontation
13. Februar 2001
Nun hat es doch zwei Tage gedauert, ehe wir die Zeit fanden, die Aufsätze der Schüler so gründlich zu lesen, um mit ihnen darüber sprechen zu können. Doch heute nach dem Abendessen bestellten wir die drei Missetäter endlich in unser Büro. Die Aufsätze hatten sie sehr ehrlich geschrieben, dazu war wohl die Angst zu groß, doch noch unter Veritaserum befragt zu werden. Und der Tenor der Aussagen war im Grunde, dass sie einander imponieren wollten. Aber auch Neugier war mit ein Beweggrund, wie doch so viele junge Menschen das Bedürfnis haben, in Sachen Sexualität theoretisches Wissen anzusammeln, um sich nicht zu „blamieren“, wenn es dann mal soweit ist. Die beiden Mädchen merkten allerdings in ihren Aufsatz jeweils in einem Nebensatz an, dass sie vom Hausmeister schon öfter respektlose Bemerkungen über John und mich gehört hatten. „Und da ja alle Schüler Mr. Filch immer so großen Respekt entgegenbringen, haben auch Sie seine Aussagen sehr ernst genommen?“ rutschte es mir heraus, ehe ich groß nachgedacht hatte. Wenn Argus nun die Schüler gegen uns aufhetzte, konnte das ja heiter werden. Wie kann ein Mensch derart nachtragend sein, dass er nach Jahrzehnten immer noch einen solchen Groll hegt?
Mit den Schülern waren wir daher bald fertig, denn wir klärten sie darüber auf, dass die Liebe nicht nur für Junge da ist, sondern Menschen jeden Alters treffen kann. Wir schlugen den jungen Leuten dann sogar vor, sich selber eine Strafe für sich zu überlegen. Es kamen natürlich solche unsinnigen Vorschläge wie Pokale polieren oder einen weiteren Aufsatz schreiben. Doch John ließ sich nicht auf solche Strafen ein, die wohl kaum einen Lerneffekt nach sich ziehen würden. Er hat nämlich in der Zwischenzeit einige Leute in Hogsmeade ausfindig gemacht, die wirklich alt, gebrechlich und einsam sind oder sich ungeliebt fühlen. Um diese Menschen sollen sich die drei Übeltäter an ihren sämtlichen Hogsmeade-Tagen bis zum Ende des Schuljahres kümmern, für sie einkaufen, ihnen das Essen servieren, gegebenenfalls sie füttern, ihnen vorlesen oder einfach mit ihnen sprechen. Johns schlagendes Argument: „Sie wissen offensichtlich noch nicht, was Liebe eigentlich bedeutet. Hier können Sie lernen, was man darunter wirklich versteht, indem Sie bedürftigen Menschen einen echten Liebesdienst erweisen.“
Johns Argumente haben mir sehr imponiert und ich muss gestehen, dass ich sehr glücklich darüber bin, in ihm jemand zur Seite zu haben, der redegewandt und voller guter Ideen ist. Nun bin ich zwar selber nicht gerade auf dem Mund gefallen, aber es hat mir in dieser Sache einfach gutgetan, dass John die Dinge so wunderbar gelöst hat. Mit Argus werden wir bei Gelegenheit auch noch ein Hühnchen rupfen müssen, denn dass er die Schüler gegen uns aufhetzt, können wir auf keinen Fall hinnehmen. Ich fürchte aber, dass er klugen Argumenten nicht zugänglich sein wird und wir eher zu einer List greifen müssen. Da aber John voller Elan ist und glaubt, auch Argus mit einem vernünftigen Gespräch zur Einsicht bringen zu können, möchte ich ihm diese Illusion nicht nehmen.
17. Februar 2001
Eigentlich tut mir John leid, weil er bei Argus überhaupt nichts ausrichten konnte. Aber ich werde mich hüten und sagen: „Ich habe dich gewarnt, Argus tickt nicht so wie Menschen mit normaler Intelligenz.“ Denn John glaubte ernsthaft, das Problem in einem Gespräch von Mann zu Mann regeln zu können, ist damit aber böse hereingefallen. Offensichtlich hat Argus John aufs Übelste beschimpft und ihn und mich als Emporkömmlinge bezeichnet. John hat wohl noch eine halbe Stunde lang versucht, ihm klarzumachen, dass ich eine fähige Lehrerin bin, die aufgrund ihrer Lebenserfahrung durchaus in der Lage ist, im Fach Muggelkunde guten Unterricht zu erteilen. Doch wenn Argus kein Einsehen zeigen will, dann ist mit ihm eben nicht zu reden; so war er schon als Kind, und bedauerlicherweise hat er sich seither kaum weiterentwickelt.
Würden John und ich Händchen haltend durch die Gänge des Schlosses laufen und uns an jeder Ecke küssen, könnte ich ja noch verstehen, dass sich manche Bewohner brüskiert fühlen. Aber wir vermeiden jegliche Vertraulichkeit in der Öffentlichkeit, so kann es also gar nicht sein, dass sich jemand an unserer Ehe stört. In meiner Not vertraute ich mich Sir Nicholas an, und er hörte mir geduldig zu und zeigte viel Verständnis für unsere Schwierigkeiten. Ja, er versprach sogar, darüber nachzudenken, wie wir Argus eine Lehre erteilen könnten. Ich will nun diesen Gedanken an Argus einfach loslassen, damit ich wieder in Ruhe meinen normalen Alltag meistern kann.
21. April 2001
Der einzige unangenehme Teil meines Hauslehrerdaseins ist die Tatsache, dass ich alle Quidditchspiele besuchen muss, in denen mein Haus spielt. Minerva kann es gar nicht fassen, dass ich mir rein gar nichts aus Sport mache, und es fällt mir immer etwas schwer, Begeisterung zu zeigen, wenn Gryffindor in Führung ist. Natürlich freue ich mich, wenn mein Haus Erfolg hat, aber das alles haargenau zu verfolgen, wie es zu dem Sieg gekommen ist, interessiert mich nicht wirklich. Beim letzten Spiel hatte ich sogar Mühe, die Augen offenzuhalten, was natürlich mehr als peinlich gewesen wäre, hätte das jemand beobachtet. Mir geht das Alles einfach viel zu schnell, deshalb passiert es immer wieder, dass meine Gedanken abschweifen und ich gar nicht mitbekomme, wenn wieder ein Tor erzielt worden ist. Zum Glück habe ich nun John an meiner Seite, der die Spiele gebannt verfolgt und mich in den Arm kneift, wenn ich wieder etwas Wichtiges verpasst habe.
Im Grunde meines Herzen verabscheue ich am Sport einfach diesen Wettbewerbsgedanken, der nie und nimmer dazu beitragen kann, die Rivalität zwischen bestimmten Häusern einzudämmen. Bei einem Quidditchspiel tönen ungestraft Sätze wie: „Jetzt machen wir die bösen Slytherins platt!“ Ich kann mir nicht helfen, solche Schlachtrufe erinnern mich an den ersten großen Muggelkrieg, mit dem ich mich im Rahmen meines Lehrbuches gerade beschäftige. Im Jahr 1914 sind die Deutschen in den Kampf gezogen mit dem Spruch: „Jeder Schuss ein Russ, jeder Stoß ein Franzos!“ John hört sich meine Gedanken immer geduldig an, meint aber, dass zwischen Sport und Krieg doch wohl ein himmelweiter Unterschied wäre. So ganz verstehen kann er mich in dieser Hinsicht wohl nicht, weil ich trotzdem der Meinung bin, dass bei solchen Wettkämpfen zumindest ein Kampfgeist vorhanden ist, der mit allen Mitteln versucht, den Gegner zu besiegen. Und da stört mich schon allein das Wort Gegner!
2. Mai 2001
Die Gedenkfeier ist heuer wesentlich unspektakulärer über die Bühne gegangen als im letzten Jahr, aber die Veranstaltung war trotzdem sehr feierlich und für alle Teilnehmer wichtig. Es waren in etwa dieselben Leute anwesend wie im Vorjahr, und Kingsley hat in seiner Rede betont, dass das Ministerium immer noch damit beschäftigt ist, der Altlasten Herr zu werden. Im kleinen Kreise vertraute er uns später an, dass ihm noch etliche Todesserprozesse bevorstünden, die ihm Kopfzerbrechen bereiteten. Die Öffentlichkeit wird in den kommenden Monaten mehr darüber erfahren, welcher Verbrechen verschiedene Personen bezichtigt werden und welche Strafe sie dafür zu verbüßen haben. Es stimmt mich immer wieder traurig, zu sehen, wie lange es dauert, die Spuren eines Terrorregimes zu beseitigen. Und erst recht die Tatsache, dass man sie niemals wird ganz beseitigen können.
15. Mai 2001
Unser wunderbarer Hausgeist von Gryffindor hat tatsächlich Wort gehalten und sich etwas einfallen lassen, um Argus eine Lehre zu erteilen. Er hat sich mit seinen Geisterkollegen beraten und sie sind zu dem Schluss gekommen, dass das Maß von Argus` Gemeinheiten nun voll ist. Schließlich drangsaliert er schon seit Jahrzehnten hier Generationen von Schülern und scheint immer ungestraft davongekommen zu sein. Während des Regiments dieser schrecklichen Dolores Umbridge hat er mit ihr bestens kooperiert, ohne je dafür belangt worden zu sein. Wenn ich eines an Dumbledore posthum kritisieren würde, dann die Tatsache, dass er manchmal viel zu sehr an das Gute im Menschen geglaubt und Argus nicht gründlich genug auf die Finger geschaut hat, als er noch die Möglichkeit dazu hatte. Während des Carrow-Regimes konnte dieser dann seiner sadistischen Neigung noch mehr frönen, indem er den Todessergeschwistern devot zuarbeitete, Schüler anprangerte und bereitwillig die härtesten Strafaufgaben überwachte.
Zum Glück finden sich aber in Notzeiten immer wieder Menschen, die sich solidarisieren. Und genauso war es mit den Geistern: sogar Peeves, der sonst praktisch immer gegen jeden kämpfte, war bereit, sich mit den unschuldigen Schülern zu verbünden und hat den Carrows damals so manchen Streich gespielt. Und seitdem ist er ein loyaler Hogwartsgeist geworden und geblieben, der sowohl von seinen Geisterkollegen als auch von den Lehrkräften bereitwillig Aufträge übernimmt. „Meine liebe Mrs. Tamer,“ sprach mich Sir Nicholas gestern Abend an. „Wir Geister werden Mr. Filch eine Lehre erteilen, das verspreche ich bei meinem Kopf.“ Er nahm mir das Versprechen ab, mir nichts anmerken zu lassen, dass etwas im Gange ist und wollte mir deshalb auch nicht verraten, wann genau diese Aktion stattfinden sollte.
1. Juni 2001
Offensichtlich haben die Geister schon damit angefangen, Argus zuzusetzen, denn er wirkt in den letzten Tagen ziemlich unausgeschlafen und zerstreut. Möglicherweise wurde er nachts mehrere Male geweckt, und Schlafmangel ist ja allein schon eine große Belastung. Ich muss Nick einmal danach fragen, wie nun genau diese Lehre aussieht, denn meine Neugier ist grenzenlos.
Mit meinem Buch bin ich schon wieder ein ganzes Stück weit vorangekommen, aber ich möchte nichts überstürzen und meine Ideen langsam reifen lassen. Lieber behelfe ich mir auch im kommenden Schuljahr noch einmal mit Wigworthys Buch und schreibe meines in Ruhe zu Ende, als dass ich es unausgereift gleich in diesem Sommer herausgebe. Zum Glück drängt mich niemand, denn ich habe es bisher weder einem Verleger angeboten noch im Kollegium groß herumerzählt. So kann ich in aller Ruhe weiterarbeiten, ohne das Gefühl zu haben, dass alle Menschen große Erwartungen in mich setzen. Natürlich wissen meine engsten Freunde längst, woran ich arbeite, aber ich habe Minerva noch nicht offiziell mitgeteilt, dass es bald ein neues Lehrbuch für Muggelkunde geben wird. Ich überlege derzeit, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, ein Kapitel den Wünschen der Schüler zu widmen. Vielleicht sollte es heißen „Was Zauberer gerne über Muggel wissen würden“? Mal sehen, wie ich das in die Praxis umsetzen kann.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel