von BlackWidow
Hallo Ihr Lieben,
leider hat es wieder etwas länger gedauert mit dem neuen Kapitel. Erklärung hierfür - sowie Re-Kommis - findet Ihr wie immer in meinem Thread.
Viel Spaß und ein wunderschönes Pfingstwochenende
wünscht Euch
Eure BlackWidow
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20. August 2000
Wie ich schon richtig vermutet hatte, blieb Minerva gar andere keine Wahl, wenn sie nicht drei Lehrkräfte gleichzeitig verlieren wollte. Allerdings beriet sie sich zunächst einmal mit allen alteingesessenen Lehrern, die allesamt alleingeblieben waren, um der Schule besser dienen zu können. Es zeigte sich, dass die meisten auf unserer Seite waren. Filius nahm mich eines Abends beiseite und vertraute mir an, dass er wegen einer unglücklichen Liebe unverheiratet geblieben war. „Auch wenn ich immer gerne Lehrer war, hätte ich mir eine Heirat ganz sicher nicht verbieten lassen. Außerdem steht keinerlei Tradition dahinter, denn es gab in der Geschichte von Hogwarts immer wieder Lehrer, die verheiratet waren und mit ihren Partnern zusammen im Schloss gelebt haben. Wenn mich nicht alles täuscht, waren sogar Helga Hufflepuff und Godric Gryffindor ein Paar, aber das müsste man erst einmal in „Hogwarts - eine Geschichte“ nachlesen.“
Auch Pomona und Poppy waren ganz auf unserer Seite. Poppy hatte ebenfalls eine unglückliche Liebesgeschichte hinter sich und damals Hogwarts wohl als eine Art Rückzugsort angesehen, den sie dann nie mehr verlassen hat. Pomona vertraute mir an, dass sie mit einem Muggel verlobt war, der auch bereit gewesen wäre, mit ihr nach Hogsmeade zu ziehen. Doch der damalige Schulleiter, Armando Dippet, ließ es nicht zu, dass eine Lehrerin von Hogwarts nicht in der Schule wohnt. Und ein Muggel kann auch nicht im Schloss wohnen, so einfach war das! Ich muss sagen, ich bin außer mir vor Zorn, dass Dippet es gewagt hat, eine Beziehung zu zerstören. Natürlich hätte Pomona der Liebe wegen auf eine Anstellung in Hogwarts verzichten können, aber wäre der Preis nicht viel zu hoch gewesen?
Ob auch Minerva eine traurige Liebesgeschichte hinter sich hat, werden wir nie erfahren, denn sie würde sich nie die Blöße geben, ihre Gefühle zu offenbaren. Aber sie hat das Thema in der nächsten Lehrerkonferenz aufgegriffen und abstimmen lassen, wer für und wer gegen eine neue Regelung ist. Und siehe da, es wurde fast einstimmig beschlossen, dass John im Schloss wohnen darf. Und Filius hat sich sogar bereiterklärt, bei den dafür nötigen Umbaumaßnahmen zu helfen. Nun wird meine Lehrerwohnung erweitert, und ebenso gibt es eine Baumaßnahme, die Lucs Wohnung mit der von Samantha verbindet. Weil es in Minervas Augen allerdings nicht schicklich ist, dass unverheiratete Paare zusammen wohnen, wollte sie uns dazu überreden, sofort zu heiraten. „Schließlich sind wir Lehrer den Schülern ein Vorbild, da kann man nicht einfach vor deren Augen in wilder Ehe zusammenleben.“ Nun gut, es ist zwar etwas überstürzt, aber ich kann ihre Argumente sogar ein bisschen verstehen. Ich bin neugierig, was John dazu sagt, wenn er am Wochenende wiederkommt.
22. August 2000
Jetzt werde ich auf meine alten Tage noch romantisch, ist das zu fassen? Minerva muss wohl John umgehend davon in Kenntnis gesetzt haben, dass ohne Hochzeit an ein Zusammenleben im Schloss nicht zu denken ist. Und da kam er heute an mit einem großen Strauß roter Rosen und einem Ring! Wer hätte das gedacht, dass ich tatsächlich in meinem Alter noch einen Heiratsantrag bekomme - und noch dazu einen, den ich angenommen habe! Nun werden wir nächste Woche Doppelhochzeit im Schloss feiern, ich kann es selber noch gar nicht fassen. Schließlich wollen wir zum Schulbeginn gleich geordnete Verhältnisse vorweisen können, damit die Schüler nicht verdorben werden, was Minervas schlimmste Befürchtung ist. Zum Glück sind wir beiden Brautpaare uns einig, dass wir kein großes Fest wollen. Samantha hat mir gestanden: „Das richtig große Fest machen Luc und ich dann nächstes Jahr in Uganda. Schließlich soll er meine Großeltern kennenlernen und außerdem haben wir beschlossen, dort alle Orte zu bereisen, die uns irgendwie zu verbinden scheinen. Luc und ich hätten uns eigentlich schon vor langer Zeit kennenlernen können, als er in Uganda studiert hat. Aber das Schicksal hat es eben gewollt, dass wir uns jetzt erst begegnen.“ Das einzige, worauf Samantha besteht, ist ein schönes Kleid. Und deshalb will sie morgen mit mir nach London apparieren, damit auch ich etwas kaufe, das John noch nicht kennt. „Es ist zwar ein Muggelbrauch, aber er gefällt mir: Der Bräutigam darf die Braut vorher nicht in ihrem Hochzeitskleid sehen, sonst bringt das Unglück.“ „Aber Samatha, du wirst doch nicht erwarten, dass auch ich mir ein weißes Kleid kaufe!“ entfuhr es mir voller Schreck. „Warum nicht?“ meinte sie seelenruhig. „Weil ich so etwas nicht will, ganz einfach!“ schimpfte ich. „Mich bringen keine zehn Hippogreife in so ein Brautkleid. Zum Glück bin ich so alt, dass kein Mensch von mir erwarten würde, so einen Fummel zu tragen.“ „Wart's einfach ab!“ beruhigte sie mich, und so habe ich beschlossen, mich nicht schon vorher aufzuregen.
27. August 2000
Nun bin ich also ganz schnell und unvermutet Mrs. Tamer geworden! Ich muss mich ungefähr alle Viertelstunden kneifen, weil ich es sonst nicht so richtig glauben kann. Fünfzig Jahre meines Lebens habe ich mich immer wieder gegen die Ehe gewehrt, und nun habe ich einfach ja gesagt. Das Fest wurde natürlich in Hogwarts gefeiert, wobei es im Vorfeld nicht wenige Schwierigkeiten gab. Zunächst wollte nur Sybill Trelawney nicht daran teilnehmen, weil eine Doppelhochzeit angeblich Unglück bringt. „Arabella, ich sage dir, ein Paar wird immer unglücklich. Ich möchte nicht Gast bei so einer Hochzeit sein, die schon im Voraus solche negativen Schwingungen ausströmt.“ Wenn ich ehrlich bin, war es für mich kein allzu großer Verlust, auf Sybills Anwesenheit zu verzichten. Dann machte aber noch Argus so große Augen, dass ich dachte, sie würden gleich aus ihren Höhlen treten. Er war der Meinung, ich würde nur heiraten, um ihm eins auszuwischen! Ist es nicht unglaublich, dass er mir nach über 50 Jahren immer noch böse ist, weil ich ihn damals nicht habe heiraten wollen? Manche Menschen bleiben wohl ein Leben lang im Backfischalter stecken. So haben wir gerne auf ihn und Irma Pince als Gäste verzichtet. Da das ganze Schloss allerdings im Hochzeitsfieber war, gingen die drei zusammen ein paar Tage Wandern in den Highlands, um nicht von dem ganzen Trubel irritiert zu werden.
Überraschend erfolgreich war der Ausflug nach London mit Samantha, wo wir uns beide sehr gut einkleideten. Wir beiden Bräute (Hach, wie sich das anhört für eine Frau mit 71 Jahren!) apparierten zusammen in ein Londoner Stadtviertel, das ich noch nie in meinem Leben betreten hatte. Da ich der naiven Annahme war, wir würden uns bei Madam Malkins nach etwas Passendem umsehen, war ich bass erstaunt, als ich mit Samantha den mir unbekannten Laden betrat. Eine großartige Farbenpracht strahlte uns entgegen, und mir wurde sehr schnell bewusst, dass es sich hier um ein afrikanisches Bekleidungsgeschäft handelte. Ich alte Frau, die in den letzten Jahren vorzugsweise alle Grautöne getragen hat, wurde hier gewissermaßen zu neuem Leben erweckt, denn ich konnte mich gar nicht sattsehen an diesen farbenprächtigen Gewändern. Nach ungefähr zwei Stunden des Aussuchens und Anprobierens war für mich eigentlich klar, welches Kleid ich gerne haben wollte - wenn ich fünfzig Jahre jünger gewesen wäre … „Samantha, ich bin bis jetzt eigentlich in Gelassenheit gealtert, aber bei diesem Kleid würde ich mir direkt wünschen, noch einmal jung zu sein. In meinem Alter kann man so etwas einfach nicht mehr tragen!“ jammerte ich ein bisschen. Doch Samantha riet mir dringend, genau dieses Kleid, das in den Farben Gryffindorrot und Orange gehalten war, zu nehmen. „Warum soll eine Frau, deren Haar schon leicht ergraut ist, auch noch graue Kleider tragen, Arabella? John wird sich noch einmal in dich verlieben, wenn er dich in diesem Kleid sieht!“ überzeugte sie mich. Nebenbei fand ich es auch richtig nett, dass sie mein Haar als nur „leicht ergraut“ empfindet. Ich habe ihr noch gar nicht verraten, dass ich mir alle paar Wochen eine Zaubertinktur von Pomona geben lasse, mit der ich es wasche, weil ich sonst längst so grau wäre wie ein Esel. Samantha entschied sich für ein Kleid in Sonnengelb, was ganz besonders schön zu ihrer Hautfarbe aussah.
Obwohl wir das Fest einigermaßen ruhig zu feiern gedachten, fanden sich doch etliche Freunde ein: natürlich kam Lucs und auch Samanthas Familie, und für mich waren als Trauzeugen Hestia und Dädalus gekommen. Auch Familie Cattermole war zugegen, und natürlich auch Sean, der mich mit einem Augenzwinkern fragte, ob er mich nun Mama nennen soll, und sogar mein Neffe William hatten hergefunden. Und zu meiner allergrößten Überraschung waren auch Andromeda mit Teddy, sowie Harry und Ginny gekommen. Die Feier war so schön, dass mir wirklich die Tränen der Rührung kamen, obwohl ich zuvor gedacht hatte, die Hochzeit wäre für uns eine rein praktische Angelegenheit. Samanthas Vater, der als Muggel nur mit Hilfe seiner Frau das Hogwartsschloss betreten konnte, bekam große Augen vor Staunen. Zwar war er in den vergangenen Jahrzehnten längst in die magische Welt eingeführt worden, doch etwas so Schönes und Erhabenes wie Hogwarts hatte er noch nie zu Gesicht bekommen. Er war so aufgeregt, dass er fast mit der Aufgabe als Brautführer seiner Tochter überfordert gewesen wäre. Und da ich natürlich längst aus dem Alter heraus bin, in dem mein Vater mich nach vorne hätte führen können, hat sich Philippe mit Freuden dazu bereit erklärt, mein Brautführer zu sein. Als wir zusammen John entgegen marschierten, fragte ich ihn leise: „Was wohl Urs dazu sagen würde?“ „Ich bin sicher, er würde sich für dich freuen, Arabella!“ flüsterte er mir zu. „Aber nun solltest du die Vergangenheit endgültig loslassen und dich auf deinen John freuen.“
Die Feierlichkeit wurde noch unterstrichen durch die Tatsache, dass Kingsley höchstpersönlich sich bereiterklärt hatte, die Trauung vorzunehmen. Als er mein fragendes Gesicht sah, meinte er entschuldigend: „Du darfst mir glauben, Arabella, als Minister bin ich auch befugt, Trauungen zu vollziehen. Du musst keine Angst haben, dass die Ehe vielleicht für ungültig erklärt werden könnte, weil ich meine Kompetenz überschritten habe.“ Und als er dann Johns und meine Hand mit dem magischen Band verband, wurde ich mir erst der ganzen Tragweite dieses Aktes bewusst und ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
1. September 2000
Und nun beginnt mein erstes Schuljahr als Professor Tamer. Eigentlich schade, dass wir nicht gleich zu Beginn der Ferien geheiratet haben, so könnten wir noch ein bisschen Zweisamkeit genießen, ehe die Schule wieder beginnt. Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Tatsache, verheiratet zu sein, einmal so viel bedeuten würde. Manchmal fühle ich mich Urs gegenüber wie eine Verräterin, habe ich damals doch darauf bestanden, ohne Heirat mit ihm zusammenzuleben. Auch wenn Philippe mir am Hochzeitstag geraten hat, die Vergangenheit endlich loszulassen, bin ich der Meinung, dass das nicht ganz richtig ist. Es ist schließlich unsere Vergangenheit mit all ihren guten und schlechten Erfahrungen, die uns zu dem gemacht hat, was wir nun sind. Zum Glück sind John und ich da einer Meinung, und so haben wir in einer Ecke unseres Wohnzimmers Platz geschaffen für unsere verstorbenen Partner. Portraits von Urs und Marguerite hängen einträchtig nebeneinander an der Wand und scheinen mit Freuden an unserem Glück teilzuhaben.
Doch nun muss ich meine Konzentration endlich wieder auf meine Aufgabe als Lehrerin lenken, auch wenn ich noch so sehr im Eheglück taumle. Auf Samanthas Ratschlag hin hat Minerva eine weitere Neuerung in der Schule eingeführt: Es gibt nun für jedes Haus zwei Hauslehrer, denn es soll für beide Geschlechter eine Bezugsperson vorhanden sein. So hat John zu seinen beiden Berufen als Tierheiler sowie Inhaber der Magischen Menagerie noch den Posten als zweiter Hauslehrer von Gryffindor übernommen, und ich bin sehr glücklich darüber, dass wir uns diese Aufgabe nun teilen; zudem legitimiert das noch seine Anwesenheit im Schloss. Auch Samantha und Luc teilen sich den Hauslehrerposten von Slytherin, was die beiden mindestens ebenso glücklich macht. Etwas problematisch wurde die Vergabe der neu zu besetzenden Posten für Hufflepuff und Ravenclaw. Während für Ravenclaw gleich drei Bewerberinnen (Aurora Sinistra, Irma Pince und Septima Vector) interessiert waren, wollte sich niemand finden, der zusammen mit Pomona die Hufflepuffs betreuen könnte. Nachdem nur Professor Binns und Argus Interesse bekundet hatten, ernannte Minerva kurzerhand Rubeus zum Hauslehrer. Schließlich wäre weder ein Geist noch ein griesgrämiger Hausmeister dafür geeignet, sich um die Sorgen und Nöte der Hufflepuff-Schüler zu kümmern. Für Ravenclaw durfte Filius mitentscheiden, mit wem er am liebsten zusammenarbeiten möchte, so machte Septima Vector das Rennen. Als Minerva nach dem Abendessen die Schüler mit all diesen Neuerungen bekanntmachte, war natürlich viel Gerede und Getuschel zu hören. Aber das ist doch nur zu verständlich, wenn über den Sommer so viele Umwälzungen auf einmal stattgefunden haben. Die Schüler müssen sich erst langsam daran gewöhnen, werden aber sicher bald den Vorteil der doppelt besetzten Hauslehrerposten erkennen.
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