von BlackWidow
Ahhhhh, endlich das neue Kapitel.
Vielen Dank für Eure Kommentare, habe mich soeben im Thread dazu geäußert.
Und ich freue mich natürlich immer wieder, wenn ich Kommentare kriege. Das belohne ich mit Butterbier und Kesselkuchen!
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Neue Entwicklungen
2. Juli 2000
Nun werden nicht nur John und ich, sondern auch noch Luc und Samantha auf Thestralen in die Schweiz reisen. Rubeus hat uns vier seiner kräftigsten Tiere ausgesucht und morgen kann die Reise losgehen. Ich freue mich schon auf den langen Flug über den Ärmelkanal und über Frankreich. Und vor allem freue ich mich auf meine Reisebegleiter. Das ist doch der schönste Lohn für die Mühen des vergangenen Schuljahres, wenn man in den Ferien mit lieben Menschen eine Reise unternehmen kann. John und ich haben uns in den letzten Monaten kaum gesehen, und ich befürchtete schon, dass unsere Liebe unter Entfremdung leiden könnte. Aber wenn er dann wieder bei mir ist, sind all diese Befürchtungen wie weggeblasen. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass diese Fernbeziehung auf die Dauer nicht mehr gutgehen kann. Aber ich mache mir jetzt keine Gedanken darüber, sondern bin fest entschlossen, die Reise zu genießen und abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln.
5. Juli 2000
Längst sind wir wohlbehalten in Genf angekommen und genießen die Gastfreundschaft von Florences Eltern, die ich nun nach so langer Zeit endlich kennengelernt habe. Sie sind beide schon über hundert Jahre alt, aber im Herzen so jung geblieben, dass man im Gespräch mit ihnen keinerlei Generationenkonflikt zu spüren bekommt. Durch die Tatsache, dass sie damals eingesehen haben, mit der erzwungenen Verheiratung ihrer Tochter einen riesigen Fehler gemacht zu haben, war eine Wandlung möglich, und seit der Versöhnung mit Florence sind sie die liebenswürdigsten Menschen geworden, die man sich vorstellen kann. Ich war ihnen ja schon vor Jahren unbekannterweise sehr dankbar, weil sie so viele Menschen bei sich aufgenommen hatten, die in Gefahr gewesen sind. Nun bin ich glücklich, diese hilfsbereiten Leute endlich einmal persönlich kennenlernen zu dürfen. Natürlich musste ich jede Menge Grüße ausrichten, vor allem von der Familie Cattermole, die sich damals in Genf sehr wohlgefühlt hatte.
Samantha ist ebenfalls mit uns nach Genf gekommen, und sie und Luc haben vereinbart, in einigen Tagen zusammen nach Locarno zu reisen, während John und ich nach Bern fliegen werden. Ich habe fast den Eindruck, dass sich zwischen Samantha und Luc etwas anbahnt, das mehr als Freundschaft sein könnte. Samantha ist sichtlich bemüht, auf Florence und Philippe einen guten Eindruck zu machen. Dabei braucht sie sich doch gar nicht darum zu bemühen, weil sie sowieso ein einnehmendes Wesen hat und Lucs Eltern sehr offene Menschen sind. Als Heilerin hat sie Philippes Gesundheitszustand natürlich sofort durchschaut und sich ausgiebig mit ihm über die Wirkung des Wolfsbanntrankes unterhalten. Obwohl Philippe immer noch auf das von Urs ins Leben gerufene Werwolfhilfsprogramm setzt, ist er wohl nicht abgeneigt, im Herbst nach London zu reisen, um im sich Sankt Mungos einer Therapie zu unterziehen.
10. Juli 2000
Im Gespräch habe ich zufällig erfahren, dass Samantha ein Jahr in der Beatusschule verbracht und dort meine Schwester Elektra als Geist kennengelernt hat. „Jetzt weiß ich endlich, warum mir dein Gesicht von Anfang an bekannt vorgekommen ist, Arabella!“ rief sie aus, als wir darüber sprachen. „Elektra hat mir vielleicht sogar den entscheidenden Hinweis gegeben, dass ich den Beruf der Heilerin gelernt habe. Es war sowieso eine ziemlich verrückte Geschichte, warum ausgerechnet ich in so eine Schule gekommen bin. Aber ich wusste nach dem Schulabschluss noch nicht so recht, was ich machen sollte, und da hatte ausgerechnet meine Großmutter väterlicherseits, die ja eine Muggel ist, die Beatusschule vorgeschlagen. Sie hat sich, seit mein Vater „diese verrückte afrikanische Hexe“, wie sie meine Mutter immer liebevoll genannt hat, geheiratet hatte, doch immer mehr mit Magie beschäftigt. Soweit das eben Muggeln möglich ist. Sie hatte zumindest eine oder zwei magische Zeitungen abonniert, und da ist sie durch eine Anzeige auf diese Schule gekommen.“ „Und wie hast du diese Gehirnwäsche für junge Damen so gut überstanden?“ konnte ich nun meine Neugier nicht mehr zurückhalten. „Nun, ich hab für mich gedacht, das ist jetzt eine Zeitreise, bei der ich in der Zeit vor hundert Jahren gelandet bin. So hat es sogar Spaß gemacht, diese irrsinnigen Anstandsregeln zu lernen und zu befolgen. Und der Geist deiner Schwester hat uns heimlich immer wieder Ratschläge erteilt, wie wir Frau Brüllhardt am geschicktesten hintergehen können.“ „Was, diese schreckliche Brüllhardt war auch zu deiner Zeit immer noch Direktorin?“ entfuhr es mir, weil ich sie ja damals in den 60er-Jahren schon als steinalt empfunden hatte. „Nun ja, sie war nicht mehr die Jüngste, das muss ich zugeben, und deshalb hatte sie wohl noch die Moralvorstellungen von anno dazumal im Kopf und wollte um keinen Deut davon abweichen.“ Wir überlegten, ob diese Schulleiterin wohl immer noch lebt und die Geschicke der Schule lenkt, da kam uns die Idee, dass wir gemeinsam dorthin fliegen könnten.
13. Juli 2000
Es ist kaum zu glauben, doch Regula Brüllhardt ist immer noch Direktorin dieser schrecklichen Schule. Sie dürfte schon 120 Jahre alt sein, denkt jedoch noch lange nicht ans Aufhören. Ich muss mir selber immer wieder vor Augen halten, dass ja auch Dumbledore bis ins hohe Alter Schulleiter von Hogwarts war. Aber ihn hatte ich trotzdem nie als alt empfunden. Bei Frau Brüllhardt ist das leider ganz anders. Sie empfing Samantha so herzlich, wie ihr das wohl möglich ist, das heißt in diesem Falle, dass sie als erstes fragte, ob sie denn nun endlich verheiratet sei. Als diese verneinte, dafür aber mit ein bisschen Stolz in der Stimme erklärte, dass sie als Heilerin in England lebe, war aber kein bisschen Freundlichkeit mehr zu erkennen. „Ihr moderne Frauen meint, es den Männern gleichtun zu müssen. Du weißt genau, was ich von solchen Flausen halte, meine Liebe. Bei diesem hohen Bildungsstand wirst du große Schwierigkeiten haben, dich je zu verheiraten. Außerdem bist du ja mit 30 Jahren auch nicht mehr die jüngste, da wird es allerhöchste Zeit!“ Samantha verhielt sich so, wie es die einzig richtige Art Frau Brüllhardt gegenüber ist: sie ließ diese Tirade unbeteiligt über sich ergehen und erwiderte nichts darauf. Denn Einsicht kann man von einer Person, die in ihrer Meinung derart festgefahren ist, keinesfalls erwarten.
Danach besuchten wir noch meine Schwester im Gemeinschaftsraum, die sich sichtlich über unseren Besuch freute. In den Ferien klagt sie doch über Langeweile, weil keine Schülerinnen da sind, denen sie einerseits ihr trauriges Schicksal klagen, andererseits wirklich gute Ratschläge erteilen kann. Samantha bedankte sich auch ausdrücklich bei ihr für den guten Rat, eine Ausbildung zur Heilerin zu machen. Und nun geschah etwas Außergewöhnliches: Elektra dankte auch mir, dass ich sie damals zusammen mit Urs aus dem Schreckenshaus, in dem sie ihren Tod gefunden hatte, geholt und somit vor der Willkür der Geisterbehörde gerettet hatte.
Luc und John waren solange auf einem Spaziergang am Thunersee ins Gespräch vertieft, und als wir zum vereinbarten Zeitpunkt wieder auftauchten, hatte ich das Gefühl, dass wir ungelegen kommen. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, weil Samantha und Luc in Richtung Südosten nach Locarno weiterreisten und John und ich in die entgegengesetzte Richtung nach Bern, fragte ich John: „Was hattet Ihr denn für interessante Männergespräche?“ Doch John wich mir aus und wechselte schnell das Thema. In Bern angekommen, stiegen wir in einer Muggelpension ab, weil wir niemandes Gastfreundschaft annehmen wollten, um ganz für uns zu sein. Die Thestrale schickten wir in die Berge, wo wir sie vor unserer Abreise wieder treffen werden. Es ist wirklich schön, so kluge Tiere zu haben, die Anweisungen befolgen und auch lange für sich selber sorgen können.
15. Juli 2000
Eigentlich hätte es mir klar sein sollen, dass wir nicht lange in der Muggelpension bleiben werden, denn wenn man in einer Stadt viele Freunde hat, begegnet man wohl oder übel dem einen oder anderen. So lief uns gestern in einer ganz normalen Muggeleinkaufsgegend Gritli über den Weg. Zunächst freute sie sich riesig, mich zu sehen, doch dieses Gefühl wich bald einer Art Irritation, weil ich in Begleitung eines ihr fremden Mannes war. Als ich ihr John vorgestellt und erklärt hatte, dass dies mein neuer Lebensgefährte sei, brauchte sie noch etwas Zeit, um darüber nachzudenken, ob das für mich schicklich wäre, 22 Jahre nach Urs` Tod schon wieder einen neuen Mann zu haben. Ich ahnte irgendwie ihre Bedrängnis und erklärte ihr gleich: „Keine Sorge, Urs hat mir selber dazu geraten, nicht bis an mein Lebensende um ihn zu trauern, und so habe ich es gewagt, mich noch einmal zu verlieben.“ Sie schien damit zufrieden und fragte nicht einmal, wie der tote Urs es geschafft hat, mir eine solche Botschaft zu überbringen. Auf jeden Fall wandelte sich ihre Stimmung dann noch einmal und sie verriet mir, dass im Lykanthropiezentrum derzeit sicher ein Zimmer frei wäre, weil ja gerade Neumond ist. Und so logieren wir seit letzter Nacht in meiner ehemaligen Heimat.
Heute bin ich sehr früh aufgewacht, es war erst vier Uhr, aber es zog mich hinaus in den Garten, wo ich mich im Liegestuhl warm einpackte und dort den Sonnenaufgang erwartete. Nach dem vergangenen Schuljahr, das ich ja größtenteils hinter den dicken Mauern des Hogwartsschlosses verbracht habe, lechze ich nun nach Frischluft und Sonnenschein und halte mich so oft wie möglich im Freien auf. Über den geheimnisvollen Geräuschen der Nacht muss ich wohl wieder eingenickt sein, denn als ich aufwachte, lag John neben mir. Er war ebenfalls wach geworden, und als er sah, dass mein Bett leer war, machte er sich auf die Suche nach mir. „Du lagst hier so still und friedlich, da wollte ich dich auf keinen Fall wecken, Arabella. Aber ich befürchtete, dass es trotz der warmen Decke mit der Zeit kalt werden könnte, so habe ich mir erlaubt, einen Wärmezauber um deinen Liegestuhl zu legen.“ Ich war sehr gerührt ob dieser Fürsorge und dankte ihm ganz herzlich dafür.
Nachdem John uns auch noch Kaffee und Butterhörnchen herbeigezaubert hatte, ließen wir es uns so richtig gutgehen. Allerdings spürte ich, dass John etwas auf dem Herzen hatte und nicht so recht wusste, wie er es in Worte fassen könnte. Da half ich ihm auf die Sprünge: „Du weißt ja, dass ich keine Ahnung von Legilimentik habe, also sei bitte so lieb und verrate mir deine Gedanken.“ „Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn wir täglich so zusammen aufwachen könnten.“ Ich ahnte schon, worauf er hinauswollte, konnte es mir aber nicht verkneifen, mich erst einmal ein bisschen dummzustellen. „Du meinst, wir sollen immer früh um vier Uhr aufstehen, um dann im Garten weiterzuschlafen?“ „Das meinte ich zwar nicht, aber wir könnten es machen, wenn wir zusammen eine Wohnung hätten.“ Nun war es also gesagt, was er wohl schon länger auf dem Herzen hatte. Ich selber hatte noch nicht darüber nachgedacht, aber als John diese Möglichkeit ausgesprochen hat, wurde mir ganz warm ums Herz. „Da allmählich die magische Welt wieder zu ihrer normalen Ordnung zurückfindet, könnte es sein, dass ich bald aus dem Ministerium ausscheide. Kingsley hat Sean und mich gefragt, ob wir denn auch ohne Tätigkeit im Ministerium eine berufliche Perspektive hätten, und Sean hat geäußert, dass er sehr gerne die Magische Menagerie in der Winkelgasse wiedereröffnen würde, um das Erbe seiner Mutter fortzuführen.“ „Und du? Hast du denn auch eine Perspektive?“ wollte ich nun unbedingt wissen. „Ich dachte mir, dass ich mich vielleicht in Hogsmeade niederlassen könnte mit einer Außenstelle der Magischen Menagerie, die ich aber mit einer Tierheiler-Praxis verbinden würde, da in einem kleinen Dorf die Geschäfte wohl nicht so gut laufen würden wie in London. Was denkst du darüber, Arabella? Meinst du, ich könnte mit dir zusammen im Hogwarts-Schloss wohnen? Oder denkst du, dass Minerva dich von den Internatspflichten freistellen könnte, damit du mit mir zusammen in Hogsmeade wohnen könntest?“ Ich fühlte mich noch nicht in der Lage, ihm gleich eine Antwort zu geben, versprach aber, darüber nachzudenken.
21. Juli 2000
Nun sind wir nach ein paar wunderschönen Tagen in Bern nach Locarno geflogen, um uns hier mit Samantha und Luc zu treffen. Da ich noch nie in dieser Gegend gewesen bin, tat sich mir eine ganz neue Welt auf: Seepromenaden mit Palmen, dass ich mich gar nicht sattsehen kann, das ist wirklich so schön, dass ich manchmal glaube, das alles nur zu träumen. Und hier durfte Samantha aufwachsen, kein Wunder, dass sie so viel Sonne im Herzen trägt! Samanthas Kommentar dazu lautete: „Es war ein Kulturschock für mich, als ich aus dem sonnigen Afrika ins verregnete Europa kam!“ Nun, es ist eben alles relativ: ich als gebürtige Londonerin, die mit Nebel und Regen von Kindesbeinen an vertraut ist, kann es gar nicht fassen, dass es eine Gegend mit so viel Sonnenschein gibt. Der tägliche Spaziergang am Lago Maggiore ist für mich ein sehr angenehmes Pflichtprogramm, und ich nehme mir fest vor, recht viele Sonnenstrahlen zu tanken, damit ich den dunklen und kalten schottischen Winter wieder gut überstehen kann.
Samantha und Luc empfingen uns Händchen haltend, ein Umstand, der mich keineswegs überrascht und trotzdem über die Maßen gefreut hat. So hat mich mein Gefühl doch nicht getäuscht und die beiden haben zueinander gefunden. Was wohl Minerva sagen wird, wenn im September vielleicht zwei Paare je eine gemeinsame Lehrerwohnung im Schloss beanspruchen werden? Ich werde mir erst Gedanken darüber machen, wenn es soweit ist, und lieber hier die einmalig schöne Gegend genießen. Wir werden noch bis zum Ende des Monats hierbleiben und dann gemeinsam nach Hogwarts zurückkehren. Bis dahin sollte ich mir endlich im Klaren sein, wie meine Beziehung zu John weitergehen wird.
2. August 2000
„Du meine Güte, Arabella, willst Du denn Hogwarts völlig umkrempeln?“ fragte mich Minerva, als ich von ihr wissen wollte, ob die hier übliche Ehelosigkeit der Lehrer irgendeiner Tradition entspräche. In der letzten Urlaubswoche war es mir endlich klargeworden, dass ich nicht mehr weiter diese Fernbeziehung haben möchte und gerne mit John zusammenleben würde. Zunächst dachte ich, dass es in unserem Alter womöglich schwierig werden könnte, sich noch einmal so sehr auf einen anderen Menschen einzulassen. Doch John konnte mich davon überzeugen, dass es gerade in unserem Alter wichtig wäre, jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann. Also ging ich nach unserer Rückkehr von der Reise umgehend zu Minerva, um sie mit den veränderten Umständen zu konfrontieren. Ich sprach gleich für Samantha und Luc mit, die sehr damit einverstanden waren, bin ich doch diejenige, die Minerva am längsten kennt. „Dafür brauche ich etwas Bedenkzeit, Arabella, denn so etwas ist in Hogwarts noch nie dagewesen!“ antwortete Minerva und der Schock war ihr deutlich in den Augen abzulesen. Nun müssen wir uns eben gedulden, wie sich Minerva entscheidet. Doch hat sie wohl kaum eine Wahl, denn wenn sie dagegen ist, verliert sie gleich drei Lehrkräfte auf einmal.
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