von BlackWidow
Hallo, Ihr Lieben!
Wenn auch die Kommentare immer weniger werden, hoffe ich, dass alle Leser/innen noch bei mir sind.
Arabellas Alter ist schließlich kein Grund, nicht mehr bei ihr zu bleiben. Im Gegenteil: sie macht jetzt noch ganz große Karriere:-)
Viel Spaß beim Lesen
wünscht Euch
Eure BlackWidow
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Überraschende Beförderung
15. August 1999
Nun bin ich doch sehr froh darüber, dass meine Freunde für die Veröffentlichung meines Leserbriefes gesorgt haben. Inzwischen ist eine Flut von weiteren Leserzuschriften beim Tagespropheten eingegangen, in denen teilweise gefordert wurde, Rita Skeeter Schreibverbot zu erteilen. Es waren sogar etliche meiner Schüler dabei, die sich für mich starkgemacht hatten, und das ist für mich das schönste Kompliment, das ich als Lehrerin bekommen konnte. Gleichzeitig wurde ich dadurch natürlich wieder daran erinnert, dass in knapp zwei Wochen das nächste Schuljahr beginnt und ich eigentlich noch etliches vorzubereiten hätte.
John mit seinen guten Verbindungen zu Muggeln hat es fertiggebracht, mich in London zu einem Computerkurs anzumelden. So bin ich seit heute früh in meiner Londoner Wohnung und besuche einen Kurs, der ältere Menschen mit dem Computer vertraut machen soll. Immerhin ist somit langsames Lernen gewährleistet, sodass ich unter den Muggeln nicht allzu sehr auffalle. Es scheint wohl auch hier eine ganze Menge von Menschen zu geben, die mit der von ihnen erfundenen Technik auf Kriegsfuß stehen, und so habe ich keinerlei Schwierigkeiten, im Kurs mitzukommen. Wie ich allerdings in Hogwarts so ein Gerät zum Laufen bringen soll, entzieht sich noch meiner Kenntnis. John hat aber versprochen, sich etwas einfallen zu lassen. Mein Aufenthalt in der Stadt hat zudem noch den äußerst angenehmen Nebeneffekt, dass ich die Cattermoles endlich wieder öfter sehen kann. Die Kinder sind ja so groß geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Der Gesprächsstoff zwischen Mary und mir könnte auch niemals ausgehen und so kommt es, dass ich ein ziemliches Schlafdefizit habe. Ich weiß gar nicht mehr, wie sich Langeweile anfühlt, dabei liegt die langweiligste Zeit meines Lebens doch erst zwei Jahre hinter mir.
1. September 1999
Es ist doch auch schön, wieder daheim zu sein, die Schüler alle wohlbehalten wiederzusehen und auch wieder einen geregelten Alltag zu haben. Wobei der Begriff Heimat für mich durchaus recht vielschichtig ist. Aber im Moment ist Hogwarts wirklich mein Zuhause - noch viel mehr, als es das in meiner Jugendzeit gewesen ist. Minerva hat mir vor einigen Tagen anvertraut, dass sie nicht mehr länger gleichzeitig die Schulleitung und die Leitung des Hauses Gryffindor bewerkstelligen kann. Und nun habe ich die große Ehre, Hauslehrerin von Gryffindor zu sein. Ich fiel fast aus allen Wolken, als sie mir dieses Angebot unterbreitete: „Arabella, ich wollte dir das eigentlich schon im letzten Jahr übertragen, doch dann dachte ich mir, dass du vielleicht erst langsam in den Lehrerberuf hineinwachsen möchtest. Du bist schließlich von deiner Muggelzeit her ganz andere Tagesabläufe gewöhnt und es ist sicher nicht leicht, plötzlich in so einen Schulbetrieb hineingeworfen zu werden. Trotzdem könnte ich mir keine bessere Hauslehrerin für mein Haus vorstellen.“ Ich gab zu bedenken, dass doch Hauslehrer normalerweise als Schüler selber in diesem Haus gewesen sein müssten. Doch sie meinte nur: „Ich gehe jede Wette ein, dass du eine echte Gryffindor geworden wärest, wenn dir der Schulbesuch gestattet gewesen wäre.“ Und um meine letzten Zweifel auszuräumen, setzte sie mir den Sprechenden Hut auf, der ohne zu fragen, wozu er denn eine alte Frau in ihr Haus einteilen soll, gleich loslegte: „Oh, an deine Schwestern kann ich mich noch gut erinnern, sie waren beide Hufflepuffs, obwohl ich mir Daphne auch als Slytherin hätte vorstellen können. Du jedoch hast in deinem Leben schon so viel Mut bewiesen, dass es gar keine Frage ist: GRYFFINDOR!“
„Siehst du, der Hut irrt sich nicht!“ meinte Minerva verschmitzt, und so konnte ich keine Gegenargumente mehr vorbringen und wurde Hauslehrerin von Gryffindor. Wenn nun auch noch wesentlich mehr Verantwortung auf mich zukommt, bin ich doch sehr glücklich darüber. Erstens erlaubt mir diese Aufgabe einen näheren Kontakt zu den Schülern, als dies beim Unterrichten der Fall ist. Ich darf nicht nur Lehrstoff vermitteln, sondern auch für die Sorgen und Nöte der mir Anvertrauten da sein, und das macht mich wirklich froh. Der zweite Grund, warum ich wie auf Wolken schwebe, hängt mit meiner Vergangenheit zusammen, denn es macht mich schon ein klein wenig stolz, dass ich ohne Schulbesuch und trotz einer Unzulänglichkeit, die in der magischen Welt meist verschwiegen oder über die nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird, nun nicht nur Lehrerin in Hogwarts bin sondern auch noch Hauslehrerin in dem Haus, in dem sowohl Dumbledore als auch die meisten meiner Freunde gewesen sind.
Meine erste Aufgabe als Hauslehrerin von Gryffindor war es heute, die Erstklässler zur Einteilung zu empfangen. Ich sah in etliche ängstliche Gesichter, so war ich froh, die neuen Schülerinnen und Schüler mit meiner Begrüßungsrede beruhigen zu können. Ich konnte wirklich beobachten, wie sich die meisten Kinder nach meiner Begrüßung entspannten und lächelten. Als wir zusammen die Große Halle betraten, hatte Filius Flitwick bereits den Sprechenden Hut hergerichtet, und nun durfte ich die Namen der Schüler vorlesen. Irgendwie war ich dabei viel nervöser, als es diese einfache Aufgabe wert war. Es fühlte sich einfach seltsam an, als alle Lehrer und Schüler auf mich schauten.
7. September 1999
Wie schnell doch die erste Schulwoche vergangen ist. Einmal in der Woche habe ich eine Besprechung mit den Vertrauensschülern meines Hauses abzuhalten und einmal monatlich findet dann eine Konferenz sämtlicher Vertrauensschüler, Schulsprecher und Hauslehrer statt. Minerva hat es sich zur Aufgabe gemacht, die alte Feindschaft zwischen bestimmten Häusern aus der Welt zu schaffen. Ein ehrgeiziges Projekt, für das sie sich aber meiner vollen Unterstützung sicher sein kann. Wie soll der Frieden in der Welt funktionieren, wenn schon die Schüler einer einzigen Schule untereinander zerstritten sind?
1. Oktober 1999
Für die Liebe habe ich nicht einmal jedes Wochenende Zeit, aber da John ebenfalls sehr beschäftigt ist, funktioniert diese Fernbeziehung ganz gut. Es wäre in unserem Alter sowieso kaum mehr denkbar, gemeinsam einen Hausstand zu gründen und dauernd zusammen zu sein. Jeder hat sich doch im Laufe der Jahrzehnte gewisse Eigenheiten angewöhnt, die dem anderen bei engerem Kontakt womöglich auf die Nerven gehen würden. So ist es gut so, wie es gerade ist.
Die Zusammenarbeit mit den Vertrauensschülern erweist sich als eine sehr dankbare Aufgabe und ich bin glücklich, lauter kooperative junge Menschen um mich zu haben. Da wir gleich zu Beginn des Schuljahres den Versuch vom Vorjahr wiederholt haben, Blut von reinblütigen Zauberern mit dem von muggelstämmigen zu vergleichen, gab es in den letzten vier Wochen viel Diskussionsstoff unter den Schülern. Sicher wird das Thema auch immer sehr kontrovers diskutiert, aber ich bin ganz zuversichtlich, doch den einen oder anderen davon überzeugt zu haben, dass diese ganze Reinblutsache völliger Unfug ist.
1. November 1999
Was für ein großartiges Halloweenfest wir gestern wieder feiern durften! Ich bin immer wieder überwältigt, wenn Rubeus seine gigantischen Kürbisse in die Große Halle bringt und Filius sie so verzaubert, dass wir in kleinen Gruppen darin gemütlich sitzen können. John was diesmal zu Besuch und wir teilten uns mit Pomona ein Sofa in einem der Kürbisse. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass es erst ein Jahr her ist, als ich mit Pomona über John gesprochen hatte.
John hat mir etwas sehr Interessantes mitgebracht: die Muggel scheinen sich in letzter Zeit wohl doch immer mehr darauf zu besinnen, Energie auf ungefährliche Weise herzustellen, und so konnte John etwas erstehen, das Elektrizität durch Sonneneinstrahlung herstellt. Damit dürfte mein Computer auch hier in Hogwarts funktionieren und ich kann ihn endlich im Muggelkundeunterricht vorstellen. Oh, ich bin so aufgeregt, endlich einmal andere Dinge besprechen zu können als immer die langweiligen Waschmaschinen und Geschirrspüler.
2. Dezember 1999
Die Vorstellung des Computers war ein voller Erfolg. Zu meinem großen Glück gibt es in den Klassen immer genügend Muggelgeborene, die in ihrem Elternhaus bereits damit konfrontiert worden sind, so ergeben sich lebhafte Diskussionen, oder die Schüler zeigen mir, was sie alles auf diesem Gerät können. Als eine Schülerin ein Spiel vorstellte, waren sogar sämtliche Slytherins gebannt und wollten unbedingt mitspielen. Ich weiß, dass es nicht unbedingt nötig ist, auf dem Computer Spiele zu spielen, um ihn den Kindern vorzustellen, aber allein die Tatsache, sogar Reinblutfanatiker von einem Muggelgegenstand zu überzeugen, ist mir die Sache wert.
Weihnachten 1999
Heute konnte ich John endlich klarmachen, dass seine Frau kein Tabu zwischen uns sein soll. In unserem Alter ist kein Mensch mehr ein unbeschriebenes Blatt, und deshalb ist es mehr als unsinnig, dem anderen gegenüber aus falsch verstandener Rücksichtnahme sein früheres Leben zu verschweigen. Er hat lange gebraucht, ehe er begriff, was ich ihm sagen wollte. „Ich wollte einfach nicht, dass du denkst, ich würde dich mit ihr vergleichen.“ „Ein kluger Mann wie du würde das auch nicht tun, das weiß ich, John. Du wirst niemals zu mir sagen, dass Marguerite klüger, schöner, geduldiger oder was auch immer war als ich. Aber deshalb darfst du doch bestimmte Gedenktage an Eure Ehe begehen, ohne dass ich mich beleidigt fühle. Du darfst an ihrem Geburtstag, Eurem Hochzeitstag oder an ihrem Todestag deine Gefühle offen aussprechen, und wenn du das möchtest, werden wir gemeinsam ihrer gedenken. Und du darfst die Trauer um deine Frau weiter pflegen, ohne dass ich mich brüskiert fühle. Schließlich sind erst etwas mehr als zwei Jahre seit ihrem Tode vergangen - die machen vierzig glückliche Ehejahre nicht wett. Was glaubst du, wie lange ich um Urs getrauert habe?“ Er sagte darauf nichts, aber ich sah in seinen Augen, dass er für dieses Gespräch unendlich dankbar war.
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