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Fanfiction

Per Aspera Ad Astra - Baue ein Brücke

von NoctiVagux

Per Aspera Ad Astra
oOooOooOo

Per Aspera Ad Astra
--- 19. Baue eine Brücke ---
im Mai 1999


Snape hatte die restlichen Tage im April immer wieder auf den Heiratsantrag von Hermione geschaut, den Harry als Kopie aufbewahrt und das Original mit der gefälschten Absage ihrerseits erstellt hatte. Die Kopie enthielt das Ministeriumssiegel und das Datum bewies es eindeutig. Sie hatte ihren sogar noch vor seinem verfasst.

Hinzu kam ein Brief aus dem Ministerium, der ihn genau am zweiten Mai, dem Jahrestag zum Sieg über Voldemort erreichte:


Sehr geehrter Professor Snape,

wir erinnern Sie daran, dass mit dem Tod von Lily Edwards, Sie einer der drei Möglichkeiten, die Ihnen laut der Gesetze zustehen, sich erneut zu entscheiden haben.
Andernfalls greift das alte Gesetz, Sie auf Lebenszeit in Azkaban unterzubringen.
Im Anhang befinden sich dazu alle wichtigen Bestimmungen - als Erinnerung -, sowie Formulare, um die ich Sie bitten möchte, sie mir entsprechend ausgefüllt zurück zu schicken.
Die Frist ist der 31. Juli 1999 12:00 Uhr mittags.
Bei einem Aufgebot zur Eheschließung wird diese dann 14:30 Uhr stattfinden oder bei eigenen Wünschen vorher oder spätestens 23:30 Uhr zum Ablauf der Frist.

Mit freundlichen Grüßen,
Wystania Eldowney
Büro zur Umsetzung des 'lex durabilis… etc.' sowie Einhaltung des 'lex talionis'
Zaubereiministerium, London, Großbritannien
(Mitglied der 'Hexenschaft Herrlicher Harmonien')


'Herrlicher Harmonien?' fragte er sich. Das war eine alte Vereinigung alter reinblütiger Hexen, die sich seit dem Mittelalter für mehr Emanzipation einsetzten. Viele Hexen wurden damals - und auch heute noch - bereits im Kindesalter mit Arrangements ihrer Eltern und Großeltern bedacht, wer wen zu heiraten hatte. Doch gab es eine kleine Gruppe von Hexen, die es einfach nicht übers Herz brachten, ihre Töchter ins Unglück zu stürzen oder sich selbst gegen die meist als Zwangsehe verschrieenen Abmachungen zu wehren. Nie zuvor hatte Mrs Eldowney diesen Zusatz unter ihren Namen gesetzt gehabt. Severus runzelte die Stirn. 'Wer weiß, was die alte Schachtel damit nur vorhat…' Er seufzte und schaute automatisch zu diesem steinernen runden Glotz.

Nun stand dieses Denkarium hier in seinen Räumen, seit fast einem Monat schon, mit zwei Erinnerungen. Er wusste nicht, warum sie - Hermione - das tat. Vielleicht weil sie im Brief um Worte verlegen war, oder weil sie ihn einfach die Wahrheit nicht schreiben konnte. Das Potter recht krakelig ein 'P.S. Hermione liebt Sie und ich habe…' unter seinem nüchternen Geständnis geschrieben hatte, traute er nicht, denn er vertraute Potter nicht. Oder er wollte es sich nicht eingestehen.

Er nahm eine Phiole, dachte an die kleine Schatulle, die in seinem Nachtschrank in der obersten Schublade lag, ihn seit seinem Unfall mit den Sporen eine greifbare Erinnerung an Hermione war, und fasste endlich den Entschluss 'zu sehen'.

oOo

Es war die Szene in der Apotheke, anfangs des Dritten Schuljahres von ihr. Severus wusste gar nicht mehr, dass er sie in der Winkelgasse getroffen hatte. Er überlegte fieberhaft, doch er schien diese Erinnerung tatsächlich verdrängt zu haben. Um so komischer empfand er seine Reaktion auf sie. Es war, als würde er sein eigenes vergangenes Ich nicht verstehen und dennoch erschauderte er, als sein Herz wie wild zu pochen anfing. Sein Verstand sträubte sich und sein Herz strafte ihm diese selbst vorgegaukelten Lügen sofort.

Die nächste war die, vor der er wirklich Angst hatte. Die Szene in der heulenden Hütte, als Nagini ihn angriffen hatte. Und dennoch, er blickte zwar finster drein, aber gab sich in den Sog der Vergangenheit.

Er hörte Voldemorts laute kalte Stimme, sah wie Potter und Weasley gespannt lauschten, während Hermione besorgt, gar mit panischer Angst, allein darum bemüht schien, noch etwas für ihn zu tun, in der Hoffnung es könnte nützen. Sie hatte einmal kurz zu ihren Freunden geschaut, leise geschnaubt und weitergemacht. Dann schluckte er bitter. Sie strich ihm eine seiner blutigen Strähnen aus dem Gesicht, berührte mit ihren Fingern seine Lippen und nestelte - nicht aus ihrem Verbandspäckchen - eine Phiole unter ihrem Umhang hervor, die an einer Kette um ihren Hals hing. Sie entkorkte sie und träufelte sie in seinen Mund. Ihr Blick war seltsam. Irgendwie warm, irgendwie voller Sehnsucht und Hoffnung und auch einer Spur Gewissheit - genauso gut einfach Neutralität. So viele Emotionen mit einem Blick, das war ungewöhnlich faszinierend für ihn. Dann sprach sie den Heilschlaf-Zauber über ihn und räusperte sich, nahm ihre gewohnte Rolle im Trio ein…

Severus taumelte zurück zu seinem Sessel, fiel in ihn und blickte vor sich hin. Sich selbst so zu sehen, wie man im Sterben liegt, ist schon schlimm genug. Doch zu sehen, wie da jemand ist, der ihn retten wollte, wenn alle anderen ihn schon für tot glaubten, viel schlimmer. Denn all die Träume, die er gehabt hatte, als das, was in den letzten Monaten, er als Hirngespinste abtun wollte, ihm Nacht für Nacht den Schlaf raubte, hatte er selbst nun gesehen, mit den Augen Hermiones.

oOo

"Hat er noch nichts von sich hören lassen?" fragte Ginny, als sie mit einem Stapel Bücher in der Hand auf dem Weg zu Draco und Neville waren. Denn es war wirklich langsam an der Zeit für die Abschlussprüfungen zu lernen.
"Nein." meinte Hermione.
"Vielleicht solltest du ihn daran erinnern."
"Ich weiß nicht." beäugte Mione ihre Unterlagen genauer.
"Doch, das weißt du. Er hat sich da unten verkrochen, hol ihn da raus." sagte Ginny und Draco öffnete die Portrait-Tür. "Heute steht Zaubertränke an, oder?" fragte er und Hermione nickte. "Gut, ich komme da bei einem Elixier nicht ganz weiter…" sagte er und ihn hatte wohl auch langsam die Prüfungsangst gepackt.

Alle vier hatten eine gemeinschaftliche Lerngruppe gebildet. Hermione half Draco in Zaubertränke, Draco half allen dreien in Zauberkunst, Neville schleppte sie durch die Gewächshäuser und ließ alle drei sogar noch einmal Alraunen umtopfen. Ginny war eher eine Spezialistin für Verwandlungen, was ihr durch jahrelange Mithilfe im Familienhaushalt Weasley zu Gute kam. Da etwas reparieren, dort etwas zurück verwandeln. Verteidigung war kein Thema für alle vier. Doch die Fächer wie Arithmantik und Alte Runen oder Zaubertränke, waren wieder Hermiones Part, den anderen auf die Sprünge zu helfen.

Am Abend hatte Hermione - noch am Schreibtisch sitzend - ihre Schulunterlagen für die nächste Lernstoff-Phase sortiert, die sie pedantisch in einer Liste mit Datum und Uhrzeit geplant hatte.
"Du gehst heute nicht in dein geliebtes Forschungslabor?" fragte Ginny.
"Nein, ich konzentriere mich im Moment auf die Abschlussprüfungen. Minerva sagte, dass ich die Chance habe, den besten Abschluss Hogwarts - seit über hundert Jahren - zu bekommen."
"Na dann… viel Spaß." giggelte Ginny und blätterte nach all dem Gelernte gedankenverloren in einem Quidditch-Magazin.
"Ich habe Tonks geschrieben, dass ich die Forschungen bis zum Abschluss aussetzte, was den Hemmer für Teddy betrifft." Hermione seufzte.
"Da hast du dir ein ganz schönen Brocken aufgehalst." sagte Ginny ganz offen. Sie hatte durchaus mitbekommen, wie Hermione des Öfteren enttäuscht von Fehlschlägen aus dem Labor gekommen war, aber dann doch so lange weitermachte, bis sie einen kleinen Fortschritt erzielen konnte.
"Ich weiß nicht, ob ich es allein schaffe. Mir fehlen dazu manchmal die richtigen Ideen. Nevan bastelt gerade an der Verbesserung des Vielsafttrankes, dass man ihn nicht immer zur vollen Stunde erneuern muss. Da will ich ihn nicht damit belasten." seufzte Hermione und ihre Beine bammelten unter dem Stuhl lose hin und her, genauso ziellos wie ihr Elan noch zu diesem Projekt im Moment war.
Ginny richtete sich auf und überlegte. "Hattest du nicht mal gesagt, dass Snape auch an der Weiterentwicklung des Wolfbann-Trankes arbeitet?"
Hermione nickte und gähnte dabei ausgiebig.
"Nun, wie ich dir heute Nachmittag bereits sagte, solltest du ihn ERINNERN." und schaute mystisch auf sie.
Hermione schaute wissend zurück. "Ja." war sie ganz plötzlich putzmunter.
Sie schnappte sich Pergament und Feder.

oOo

Tröpfelnd sickerte es in ihn hinein, und schien mit jedem weiteren tropfenden Wort, wie ein Sedativum zu wirken. Es machte Severus Snape benommen.


Baue eine Brücke
Zwischen deiner Welt und dem Leben.
Nur wer über die Brücke geht,
Lernt den Lichtblick zu Verstehen.

Hermione Jean Granger


Snape ging ein paar Schritte nach hinten bis er an den Tisch aneckte hinter dem die Kessel unter sanftem Feuer angeheizt ihren Inhalt dampfend aus sich heraus schwelen ließen. Er las es sich immer wieder durch. Er wusste, dass es die letzte Chance war. Der Ministeriumsbrief hatte auf der zweiten Pergamentrolle in so winzig kleiner Schrift noch einmal die Bedingungen rot hervorgehoben, die bei einem Todesfall einer zukünftigen Ehefrau eintreten würden. 'Entweder oder und doch mehr?!' Er wusste nicht wie er diese vier Zeilen deuten sollte. Eine Aufforderung, dass er einen Antrag machen sollte? Eine Hoffnung auf mehr? Der Hinweis Eldowneys auf ihre geheime Verbindung und zu der sie sich jetzt öffentlich bekannte, aber nur warum? Gab es neuerdings im Ministerium neuen Aufwind in der Gesetzgebung? Das es sein tristes Leben hier beenden würde, könnte, sollte, müsste? Das er… Was? Was nur?' Nie hatte er sich so genau damit beschäftigt. 'Lüge!' Natürlich hatte er das. Immer und immer wieder. Doch es waren Gedanken, nie die Realität und nun war der Traum aus Wirklichkeit in greifbare Nähe gerückt.

Zu der Notiz von Hermione waren Aufzeichnungen beigelegt. Er runzelte die Stirn. Als er die ersten Seiten überflogen hatte, die Projekt-Aufgabe durchgelesen und das vermeintliche Ziel sich wissenschaftlich vor seinem geistige Auge formierte, seufzte er laut. 'Das ist verrückt. Das bekommt sie niemals allein hin.' dachte er, denn die Aufgabe einen Hemmer für magische Ausbrüche zu erschaffen, ohne dass die Kinder dabei mit ihrem magischen Energieüberschuss in Konflikte gerieten, war gefährlich. Und Granger schien sogar noch zwei Schritte weiterzugehen. Es sollte bei einem Metamorphmagus wirken, der unglaublicher Weise kein Werwolf war, aber dennoch ständig bei einem Ausbruch ein dickes Fell bekam. 'Metamorphmagi habe eine ganz andere Genetik, Werwölfe auch, das geht nicht einfach so zu kombinieren und…' ratterte sein Verstand vor sich hin. Wenn man das Thema wirklich angehen wollte, musste man genauso die trockene Verwandlungstheorie mit einbeziehen. 'Ob ihr Minerva Tipps gibt?' fragte er sich. Doch dann würde das alles wohl nicht heute hier auf seinem Schreibtisch liegen, oder?

Er legte die Aufzeichnungen beiseite und sah stattdessen wieder auf die Notiz. 'Baue eine Brücke…' und dann blickte er erneut zu den Aufzeichnungen.

oOo

Mit Brauen kam er heute nicht sehr viel weiter. Mit jedem Handgriff, dachte er an Hermione. Mit jedem Schnitt eine Zutat zerkleinernd, überkam ihn innerlich ein Seufzer. Mit jedem Blick in den Kessel, sah er in einer dieser schaumschlagenden Blasen ihr Gesicht. Ihre Augen. Sie waren haselnussbraun, sie waren ernst, sie war erwachsen. Damals schon vor einigen Monaten, als er sie das erste Mal sah, merkte er, dass sie vollkommen anders war als die Schülerin, die er von einst kannte. Sie war ruhiger, besonnener. Nicht mit dem wissenshungrigen Eifer jedem auflauernd und erdrückend entgegentretend. Sie war geduldig - der Krieg, ihre Eltern, dieser Weasley. Granger war als Kind losgezogen und als vom Krieg Gezeichnete zurück gekehrt.

Er beendete abrupt seine Arbeiten und flohte durch den kleinen Kamin in seine Räume. Er lief auf und ab. Setzte sich dann in seinen Sessel, die Briefe fest umklammert und starrte im Halbdunkel in das Feuer im Kamin. Er trank seinen schwarzen Tee und bewegte sich sonst nicht. 'Warum sollte er es noch einmal versuchen, warum?' er schnaubte verächtlich, wollte seinen alten Hass auf sie schnüren, wollte sie Schlammblut nennen. Doch leider… Es stimmte nicht mit dem Bild überein, mit dem Menschen, den er jetzt so flüchtig kannte.

Er hatte sich die gesamte Zeit eingebildet, sie wollte ihn nicht haben. Er verstand es. Er hatte sie ja jahrelang getriezt. Und jetzt? Dem war gar nicht so. Sie hätte es getan, einfach so, trotz all der Jahre fieser Arroganz und Beleidigungen seinerseits. Potter war wieder mal der Übeltäter. Wenn er schon frustriert seine Wut auf jemanden ausrichten sollte, dann auf diesen egoistischen Jungen. Doch verstand er ihn genauso. Potter wollte sie nicht hergeben. Er - Snape - hätte es nicht anders gemacht an seiner Stelle - und er wäre der letzte gewesen, der seinen Fehler dann irgendwann zugegeben hätte -, oder? Potter tat es nicht für sich, er tat es wegen Hermione. 'Ich weiß, dass sie Sie geheiratet hätte. Ich sah es ihren Augen an…' kam ihn wieder in den Sinn. Es waren die wahren letzten Worte Potters gewesen, die Snape heimlich ausgeblendet hatte. Doch dieser Satz, in Anbetracht dessen, dass er eigentlich gedacht hatte, die letzten Augen die er im Leben sehen würde, wären Grüne… sie waren es nicht gewesen. Es waren Hermiones Augen… ihre Haselnussbraunen.

Doch so recht waren die letzten Monate seiner selbstverbarrikadierten Einsamkeit nicht abzustreifen. 'Was sollte das für eine Ehe werden?' Er schluckte. Er stellte fest, dass wenn er den Faden weiterspinnen würde, er gewiss die Relation Ehe in Betracht zog und weniger die von Vater und Tochter. Dabei könnte sie eben seine Tochter sein. Er sog die Luft durch geweitete Nasenlöcher ein. Seine dünne hagere Gestalt war kaum auszumachen in dem riesigen tiefen dunkelgrünen Ohrensessel. Irgendwann schlief er so ein.

oOo

Er erwachte bereits gegen 05:00 Uhr morgens und schreckte hoch, mit leichten Schmerzen in Beinen und Rücken. Er streckte sich einigermaßen, blickte auf die Pergamentrollen zu seinen Füßen, die er wohl während des Schlafes hatte fallen lassen, legte sie auf den Sessel, starrte kurz darauf und ging dann ins Bad und spülte sich immer wieder kaltes klares Wasser ins Gesicht bis seine dünnen langen Finger neben der weiß-gelblichen Farbe ein helles Blau angenommen hatten. Er blickte auf und in den Spiegel, der es schon vor Jahren aufgegeben hatte mit ihm zu reden. Er sah fürchterlich aus. Zum ersten Mal seit Jahren war er sich seiner Visage, seinem fettigen Haar, seiner großen Hakennase, seinem schmalen Oberlippenbart und dem kleinen Spitzbart am Kinn, das etwas Abstand bewusst. Seine hohen Wangenknochen, die Wangen wie eingefallen, die leichte Blässe, nein käsig-bleich, er war kreideblich geworden… Kein Sonnenlicht seit Monaten. Er schaute an sich herab und seine Arme klatschten an seine Seiten, matt und leblos. Er würde keinen guten Ehemann abgeben. Er konnte es nicht charakterlich und durch sein Aussehen konnte er dies noch nicht einmal ausgleichen.

Das war doch alles Humbug. Sie würde kein zweites Mal zustimmen. Oder tat sie es aus Mitleid. 'Ja Mitleid.' es war die einzige Erklärung und er fühlte sich schäbig. Ein Gefühl, das er nicht mochte, dass ihn so schwach fühlen ließ, ihm Angst machte, er es dadurch scheute, er sich selbst in diesen Momenten nicht ausstehen konnte. Doch hier hatte er keinen Kanal, kein Ventil, an dem er es auslassen konnte. Er war sich selbst überlassen. 'Brauen, forschen.' dachte er. Aber es ging auf 06:00 Uhr zu. 'Erst wieder ab Mitternacht.' Eine verdammt lange Zeit bis dahin. Er könnte sich mit Feuerwhiskey besaufen. Aber das bedeutete Kontrollverlust und er hasste es, die Kontrolle zu verlieren, es war gleichbedeutend mit dem Verlust von Macht. Wieder etwas, was er hasste.

Er war sich selbst zu viel, nahm ein Buch aus dem Regal, fegte die Pergamentrollen mit einem Zauberstabschlenker hinfort und setzte sich also wieder in den Sessel, um sich mit Lesen abzulenken. Er arbeite kurze Zeit später weitere Theorien aus, neue Ansätze den Wolfbann-Trank weiter zu verbessern, arbeitete wie ein Besessener bis ihm die Schweißperlen auf die Stirn traten und nach etlichen Stunden die Buchstaben vor seinen Augen verschwommen. Er hatte weder sein Essen angerührt, dass ihm die Hauselfen gebracht hatten, noch großartig etwas getrunken. Er war wie weggetreten. Es war die Phase der Verletzbarkeit, des Verdrängens. Er kannte diese Phase, stand sie immer wieder tapfer durch, so auch jetzt.

oOo

Gegen 19:00 Uhr war er eingeschlafen und erwachte mitten in der Nacht, es war 3:43 Uhr. Er blickte müde auf, der Kopf schmerzte. Er war wütend. Kopfschmerzen, wieder so eine Schwäche, aber sein Vorrat an Tränken zur Behandlung dieser Lästigkeit waren allesamt aufgebraucht. Er nahm den Kamin ins Privatlabor und entdeckte dort das Päckchen mit den neuen Trankzutaten. Er hatte keine Bestellung aufgegeben, aber er sah, dass Ms Granger sich anhand seiner Forschungen und letzteren Bestellungen ungefähr bewusst war, was er gut gebrauchen konnte.

Er konzentrierte sich also auf das Päckchen, beschaute die Phiolen und Schachteln und sah eine Pergamentrolle am Boden. Zuerst räumte er alle Zutaten dorthin, wohin sie gehörten, trug die Menge in ein Buch ein, genauso wie er jedesmal die Entnahme genau dokumentierte. Dazu auch, wie viel er verbrauchte und wie viel er manchmal verschwendete, was recht selten war, denn er verschüttete kaum etwas.

Doch irgendwann stand er vor dem leeren Karton und blickte diese kleine Pergamentnotiz darin an. Ihm wurde bewusst, dass seine Kopfschmerzen weg waren. 'Nun gut, dann kann ich ja neue bekommen.' knurrte seine innere Stimme hämisch. Er griff vorsichtig danach, lehnte sich mit seinen Oberschenkeln nach vor an den Tisch, da er bereits wusste, dass es ihm wieder durcheinander bringen würde und nicht nur sein inneres Gemüt, sondern auch seine Physis etwas ins Schwanken bringen würde. Er kannte sich über die Jahre eben viel zu gut. Jeder andere Außenstehende hätte diese unscheinbar kleine Gewichtsverlagerung gar nicht bemerkt oder ihr keine Bedeutung beigemessen. Er war eben zu musterhaft alles zu kaschieren, was sein Inneres betraf und dennoch hatte Ms Granger es teilweise geschafft mehr aus den wenigen Momenten seines wahren Ichs zu lesen, als Dumbledore über all die Jahre hinweg.

Er wusste, wenn er sich jetzt noch einreden würde, dass sie das alles nur aus Zufall tat, könne er sich selbst auch einreden, er wäre nie ein Todesser gewesen. Es war hanebüchen.


Das Gestern ist vorbei, kannst Du darauf bauen?
Das Heute ist die momentane Begebenheit.
Die Gegenwart, das Jetzt, die Wirklichkeit.
Das Morgen braucht neues Vertrauen.

Hermione G.


Er seufzte, nahm eine Hand vor sein Gesicht und fuhr sich damit darüber. 'Ich kann das nicht.' schrie seine innere Stimme und er begab sich fluchtartig aus dem Labor, zurück in seine Räume, seine kleinen Mauern, so tief drunten unterm Schloss.

oOo

Mittlerweile hatte er die Aufzeichnungen von Hermione zu ihrem Hemm-Trank durchgearbeitet - fand einige Ansätze recht nützlich für seine eigenen Forschung am Wolfbann-Trank direkt - und war hier ganz Slytherin, das für sich zu nutzen. Doch machte er sich, so sehr er sich in seine eigenen Theorien verstrickte, auch mehr und mehr Gedanken, um das Projekt, welches Granger begonnen hatte. Irgendwann gab er es auf zweigleisig zu fahren. Er schnappte sich mehrere Blatt Pergament und ordnete Hermiones Aufzeichnungen neu, wenngleich sie beispiellos ohne Fehler waren, so hatte er jedoch seinen eigenen Denkstil.

Eine Woche später hatte er ihre Theorien so weit ausgefeilt, dass er nunmehr an zwei Projekten gleichzeitig arbeitete. Das von ihm und jenes von Granger. Irgendwie schienen beide Forschungen sich zu ergänzen. Kam er bei einem nicht weiter, nahm er das andere, und stockte dort sein Vorankommen, hatte er plötzlich eine eingebende Idee zum ersten Projekt.

Die Woche war also schneller rum als gedacht und Severus Snape abgelenkt, bis wieder ein Päckchen mit neuen Zutaten und einer Notiz auf dem Tische lagen.


Wo kein Fluss ist,
baue die Brücke des Vertrauens.

Hermione G.

Danke!


stand noch darunter und Snape wusste, dass wohl einige Zutaten, die er mit auf seiner Liste gehabt hatte, sie genau wissen ließen, dass er jetzt auch ihr Projekt aufgenommen hatte.

Severus seufzte. Wie konnte er jemals wieder einem Menschen vertrauen? Potter hatte ihn belogen und betrogen, Albus war stets ein guter Mentor, aber ließ ihn auch für seine Taten bitter sühnen, Minerva hatte ihn absichtlich aus Hogwarts hinausgeworfen, Nettle-Jones überging Severus Wunsch allein zu bleiben vehement. Und Hermione? 'Ja, Granger ist eine Ausnahme.' stellte er fest und dennoch, nur sein innig geliebtes dunkles Loch in den Kerkern war ihm momentan vertraut. Hermione war eine große Unbekannte…
Das einzige was ihn störte war, dass Granger kein einziges Mal persönlich bei ihm auftauchte. 'Sie macht sich rar… Meinetwegen, ich falle nicht darauf rein.' dachte er überzeugt von seiner stoischen Arroganz, niemals klein beizugeben.

oOo

Wieder verstrich eine Woche, von der Severus nicht mitbekam, dass es dieses Jahr einen fantastischen Frühling gab, der einen noch prachtvolleren Sommer ankündigte. Er wirkte des Nächtens wie ein verschrobener verrückter Wissenschaftler, der heimlich tüftelte und dabei die Welt um sich vergaß, wenngleich er diese mit seinen Erfolgen revolutionieren konnte, wenn er es denn wollte. Doch hatte er für die restliche Welt genauso wenig übrig, wie sie für ihn. Es scherte ihn keinen Deut, was andere dachten und dennoch hoffte er auf Anerkennung. Und weil man ihm keine gab, zahlte er es ihnen mit Verachtung und Distanziertheit heim und behielt sein Wissen stets für sich.

So hatte er fleißig die gesamte Woche lang geschuftet und war interessanterweise - da er überhaupt nicht auf andere Menschen zählte - punkt Montagmitternacht im Privatlabor, um seinen Blick sofort auf den einen Fleck des ersten Labortisches zu heften. Da war es: das Päckchen und … er machte es rasch auf, beachtete zum ersten Mal nicht die Zutaten, sondern suchte nach einem Pergament am Boden. Ja, da lag es, wie immer ganz unten und er entrollte es geschwind.


Arroganz und Stolz
Vernichten deiner Brücke Vertrauen.

Hermione G.


War auf dem Pergament zu lesen und Severus Augenbrauen formten einen schwarzen Balken. 'Kann Granger Gedanken durch das gesamte Schloss wahrnehmen?' schluckte er und fühlte sich ertappt. Er schielte hin und her und schaute und blickte. Er nahm sicherheitshalber seinen Zauberstab und durchsuchte das Labor nach irgendwelchen verdächtigen Gegenständen, die man zur Spionage nutzen konnte. Doch fand er kein Anzeichen eines heimlichen Guckauges, Allesseher, Spiktoskope, Feindgläser oder Langziehohren im Privatlabor.

Dennoch hatte er ab da das Gefühl nicht nur in seinen Träumen von ihr verfolgt zu werden, sondern auch während seiner Wachphase. Seine sonst so geliebten abgeschotteten Räumlichkeiten, waren jetzt wirklich zu einem Gefängnis geworden.

oOo

Wieder erlag Severus all seinen althergebrachten Versuchungen: Selbstgeißelung, Brauen, Gesellschaftsmissachtung, Brauen, Gerissenheit, Brauen, Griesgrämigkeit, Brauen…
Und wieder war eine ganze Woche hinüber, im wahrsten Sinne des Wortes, als er gierig und mit glitzernden Augen, das Pergament vom Kartonboden aufhob:


Schenke mir dein Vertrauen
Schenke mir deine Zeit
Ich möchte auf dich bauen
Ich bin dazu bereit.

Eine Stunde mit etwas Ruhe
Möchte ich mit dir verbringen
Versteckt in deiner Seelen-Truhe
Will ich nicht darum ringen.

Nicht nur eine Stunde Zeit
Hast du mir gerne gegeben
Ich war dazu aufnahmebereit
Um gemeinsam mit dir zu Leben.

Hermione


Severus runzelte die Stirn. 'Wie? heißt das jetzt, sie gibt auf? …Sie unterschreibt nur mit Vornamen?' Er las sich das Gedicht mehrfach durch. 'Warum erst so kurze Zeilen und jetzt gleich ein ganzes Gedicht?' Er grübelte und hatte die halbe Nacht damit zugebracht, sämtliche Interpretationen dieser Verszeilen aufzudecken. 'Zeit… zu wenig; nicht nur… noch mehr; war aufnahmebereit… jetzt nicht mehr; gemeinsam… ja oder nein… warum Leben groß? Das ist doch falsch? Macht sie Fehler? Niemals… nicht Hermione.' dachte er überzeugt. Er hatte gar nicht gemerkt, dass auch er jetzt wieder zu ihrem Vornamen übergegangen war.

In seinem Kopf brummte es. Es konnte so vieles bedeuten. Seine Zweifel die ihm jetzt kamen, waren nicht jene, ob sie ihn überhaupt wollte. Nein, hier ging es darum, ob er sie verlieren würde und das war etwas ganz anderes, als in den Wochen zuvor. Er blickte auf seine Wanduhr, die auf dem Zeiger das Datum vermittelte: es war bereits Anfang Juni und er schluckte schwer. Hermione musste also ab den nächsten Tagen tief in ihren Abschlussprüfungen stecken und dann stand nur noch der Abschlussball an. 'Sie geht, sie geht für immer!' hämmerte es in seinem Kopf und er bekam gar fürchterliche Kopfschmerzen, die ihm schwindelten und er sich schnell an einen Tisch lehnen musste, so dass ein Glas herunterfiel und eine Zutat sich flüssig auf dem Boden verteilte. Hastig und erschrocken putzte er das Malheur weg, atmete tief ein und aus und murmelte nur. "Hermione, du bringst mich noch ins Grab, meine Schöne."

Das da ganz oben in einer kleinen Ecke über der Türe jemand solch riesige blaufunkelnden Augen bekam und dazu ein Grinsen bis zu seinen Ohren hin, dass dieser Jemand sich an seinem Drops verschluckte und nur schwer verhindern konnte, entdeckt zu werden, war Severus nicht bewusst.

Doch so schnell wollte Severus nicht das Offensichtliche offenbaren, als er wenige Stunden später seine - für ihn glorreiche Idee - umgesetzt hatte. Er hatte seine gesamten Aufzeichnungen und Ausarbeitungen zu ihrem Projekt kopiert inklusive seiner Forschungen im Bereich des Wolfbann-Trankes und gut eingetütet per Briefeule an sie geschickt. Er lief nervös auf und ab. Doch kam keine Antwort…

oOo

Hermione hatte ausnahmsweise zugestimmt gehabt, sich mit Neville und Ginny am Freitagabend in den 'Drei Besen' zu treffen. Ab Montag waren Prüfungen. Sie kam in den Gastraum und sah dort auch George, Angelina und Draco. Ginny lief auf alle sogleich zu und begrüßte sie herzlich. Neville kam aus der Küche mit einer großen Platte herrlicher kleiner Häppchen und Hannah hinterher mit riesigen Krügen Butterbier. "Lasst es euch schmecken." sagte sie und umarmte Ginny und Hermione kurz. Dann erblickte sie eine wedelnde Hand am anderen Ende des Raumes und rief laut. "Schon unterwegs, Sir." und war fort.

Draco war recht nervös.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Hermione.
"Ja, Astoria wollte vorbeikommen."
"Nun dann…"
Er seufzte.
Hermione bemerkte, dass Draco wirklich verliebt schien. "Draco, ich habe dir nie gedankt… für das, was du für mich tun möchtest." bemerkte sie ruhig.
"Schon gut. Viele denken wir würden es nur tun, um uns eine reine Weste zu erkaufen. Nun, sollen sie reden." Er hob sein Glas an und prostete ihr zu.

Sie nickte. Beide waren nicht sehr gesprächig miteinander. Aber sie hatten ihren Frieden gemacht. Hermione betrachtete die Beziehung zu den Malfoys wie eine Geschäftliche, die man durchaus, als eine Hand wäscht die andere bezeichnen könnte. Sie wusste, dass Draco vielleicht ab und zu einmal versuchen würde, ihren späteren Beruf für sich nutzen zu wollen. Doch sie war bereit es zu riskieren, mit ihm darum zu streiten, dass er eben nicht immer alles haben konnte, was er wollte.

Neville erklärte allen hoch und breit, dass die bunten Beeren, die gerade in der Schule ihre Runde machten, gewiss keinen IQ von über zweihundert über Nacht entstehen lassen würden, sondern eher nur den Adrenalinspiegel steigerten und dem Schüler glauben ließen, er könnte das Wissen in sich aufsaugen, aber dann schnell schlapp machen würde.

Ginny sprach über das Quidditch-Schlussspiel, das einen Tag nach der letzten Prüfung stattfände und sie diskutierte sogleich mit Angelina, welche Taktik gegen die Slytherin-Ravenclaw Truppe wohl die beste wäre. Draco hörte mit Absicht und sehr auffällig weg.

George hatte ein paar seiner neuesten Erfindungen mitgebracht, was für einen großen Spaß sorgte und sich jeder wieder wie ein Elfjähriges Kind fühlen ließ. Sogar einige andere Gäste lachten und spaßten mit. Die Stimmung war ausgelassen und so feierten und aßen und tranken sie alle - manch einer ein klein wenig zu viel des Guten.

Dracos Freundin Astoria Greengrass war doch noch gekommen. Sie war ja bekanntlich jetzt in der sechsten Klasse und zu Ostern siebzehn geworden. Also durften sie und Draco offiziell miteinander ausgehen und so hatte sie heute, auch wenn es kein Hogsmeade-Wochenende war, die Schule verlassen können. Sie war zwar reinblütig wie Draco, aber nicht wie ihre Schwester Daphne in Slytherin, sondern in Ravenclaw gelandet. Die erste Greengrass in diesem Haus, seit über dreihundertfünfzig Jahren, wie sie erzählte.

Schnell fanden Astoria und Hermione heraus, dass beide gern Alte Runen als Schulfach hatten.
Astoria ging weiter. "Ich möchte das gern einmal beruflich machen, als Berater für alte Stätten." gab sie an und Draco seufzte.
"Ich weiß nicht, ob das so gut ist, dass du später mit alten Flüchen, Bannsprüchen und Weissagungen umgehen solltest - das ist gefährlich."
Sie schenkte ihm einen gütigen Blick. "Wir finden einen Weg, Schatz."
Er nickte, trank Butterbier. "Dich haben doch Wystania und Loli angesteckt oder?" fragte er spitz.
"Es ist gut so, Draco. Oder möchtest du lieber eine andere…" war sie leicht beleidigt.
"Nein, mein Schatz, nie im Leben."
"Wystania und Loli? Sie sind beide recht eigen, da sie doch mit den alten Traditionen aufgewachsen sind." meinte Hermione.
"Ja, sie gehören der", und sie beugte sich vor, "der 'Hexenschaft Herrlicher Harmonien' an. Ich bin noch am Tag meines siebzehnten Geburtstages beigetreten." flüsterte Astoria mit Stolz.
Draco hob seine Augenbraue. "Echt?" fragte er.
"Ja, was dagegen?" schnippte sie grinsend.
Er fasste sich an seinen Kragen. "Öhm, nö. Ich find's gut." und trank seinen Krug auf Ex aus, hob die Hand und bestellte für alle weiteres Butterbier. "Das geht heute auf mich." rief er Hannah zu, die mit einigen Auflaufformen Higgins bepackt ihn verwirrt anschaute und nur ganz langsam nickte. "Du hast das laut gesagt, Draco. Das haben jetzt alle gehört." rief sie ihm zu.
"Jepp, sollen auch alle." gab Draco an.
Und Neville klopfte ihm grinsend und heftig auf die Schulter. "Das Butterbier steigt dir wohl zu Kopf."
"Nein, nur meine Zukünftige." und beide lachten.
Astoria und Hermione schauten sich komisch an.
Doch Hermione kam zurück zu ihrem Interesse. "Du Astoria, Mrs Eldowney hat mir ja noch einmal eine Erinnerung an meine Pflichten zugeschickt, mit allen Formularen, Eheschließung und so. Also, da hat sie ganz unten genau mit dieser Mitgliedschaft unterschrieben."
Astoria riss die Augen auf. "Du bist das? Du bist die, die unsere…" Sie schaute sich um und wurde wieder leiser. "Du Hermione, wir alle hoffen, dass du die alten reinblütigen Gesetze abschaffst. Wir sind nämlich eine Gemeinschaft, die…"
Hermione nickte eifrig. "…die sich für gleiche Rechte von Hexen, Zauberern und teilweise sogar der freien Heirat unter Elfen einsetzt, dass sie nicht auf Lebenszeit einem gehören, sondern man sie nun ja... verkaufen kann."
"Ja, genau. Ein guter Hauself ist nur dann einer und treu ergeben, wenn er auch ein gewisses privates und sicheres Glück hat. Es macht gewisse Dinge einfacher." meinte Astoria offen.
Hermione mochte zwar mit dieser letzten Einstellung nicht einher gehen, aber wer hatte schon gesagt, dass der Berg nicht auch mal zum Propheten gehen sollte.
Beide stießen mit der nächsten Runde freundschaftlich an und die Feier ging munter weiter.

Alles in allem war dies ein gelungener Abend, an dem Hermione einmal nicht in der Schule wieder und wieder Lernstoff wiederholte. So hatte sie auch noch keine Ahnung, dass ein dickes Buch 'von Umschlag' auf ihrem Schreibtisch lag und der Absender vergebens auf Antwort wartete.

oOo

Es war bereits nach Mitternacht und Severus ersichtlich erbost. 'Sie liest wohl erst alles durch. Sieht sie denn nicht, was das bedeutet? Ich habe ihr all meine Aufzeichnungen vermacht, sie alle! Jeden Schnipsel, jeden einzelnen Gedanken und Buchstaben dazu…' Er blickte schnaubend zur Uhr, es war bereits halb zwei. Er gab es auf; arbeiten wollte er heute nicht. Er hatte die letzten Wochen so viel im Labor geackert, dass es ihm erst jetzt auffiel, dass es an seine Substanz ging. Also suchte er den Schutz unter der Bettdecke, um schlaflos vor sich hin in die Dunkelheit zu starren. Immer noch mit der kleinen Hoffnung, dass sie schnell antworten würde und seine Ohren auf jedwedes mögliche Geräusch einer flatternden Eule auf seine Wohnzimmertür gerichtet waren.

oOo

Hermione kroch unter ihrer Bettdecke hervor, ziemlich zerknirscht und mit Kopfschmerzen. Doch nicht Ginnys Augen funkelten sie an, sondern die von Nevan.
"Aha, du Schwerenöter…" griente er breit und gab ihr verschmitzt eine Phiole.
"Gegen Kopfschmerzen?" frage sie kraftlos.
"Ja." nickte er und sagte "Guten Morgen, Liebes."
"Ich weiß gar nicht mehr, wann ich nach Hause gekommen bin." murmelte sie gähnend und als Minerva die Vorhänge zurückzog, schloss Hermione stöhnend die Augen.
"So, Mione. Raus aus den Federn, wer lange feiern kann, kann auch früh aufstehen." und verkniff sich ein breites Grinsen, als sie Hermiones Vampir-artige Reaktion auf das Licht bemerkte.
"Warum? Es ist Samstag, heute wollte ich mich ausruhen, morgen alles noch mal für Arithmantik nachsehen und dann ist auch schon Montag." brummelte sie sich in die Kissen zurücklehnend.

Nevan seufzte. "Tja, Minerva, dann werden wir wohl allein einen Einkaufsbummel durch London machen müssen."
"Ja, sehe ich auch so. Habe ich dir schon gesagt, dass bei Florean's in der Eisdiele es den herrlichsten Karamell-Ingwer-Minze-Eisbecher gibt?"
"Nein, aber solange er ohne Ingwer ist, nehme ich ihn gern."
Sie seufzte. "Meine Plätzchen isst du aber."
"Die sind ja auch von dir - hausgemacht." und war aufgestanden und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Beide waren verstummt und schauten auf den gewuschelten Kopf zwischen Bettdecke und Kissen. Hermione blinzelte irgendwo dazwischen durch.
"Könnt ihr noch einen Moment warten… einen klitzekleinen?" fragte sie.
Nevan nickte, stellte einer weitere Phiole hin. "Ihr müsst ganz schön zugeschlagen haben." meinte er.
"Wird wohl so sein." murmelte sie und trank die nächste Flasche aus.
"Wer so laut den Schlossberg hochtorgelt…" tat Minerva pedantisch.
"Wie?" fragte sie.
Minerva nickte. "Aber ihr alle ward es gewesen." gab sie hinzu.
"Oh…" sagte Mione und schwang mühsam ihre Beine aus dem Bett.
"Ich glaube ich hole noch eine." sagte Nevan und ging.
Mione schaute zu Minerva, die nicht böse drein schaute, sondern eher damit kämpfte, sich ein Lachen zu verkneifen.
"Ich sage nichts weiter dazu, solange du nicht deine Prüfungen dadurch vermasselst, Liebes."
"Einverstanden."
Und Minerva huschte hinaus.

Hermione suchte schnell ein paar Sachen aus dem Schrank und als sie sie über den Stuhl vor dem Schreibtisch warf, sah sie erst jetzt darauf ein Päckchen liegen. Sie runzelte die Stirn. Sie erkannte Snapes Handschrift und öffnete es. Es waren seine und ihre Unterlagen zu den beiden Projekten.
"Mione?" hörte Nevan von draußen.
"Ja?" sie besann sich, hatte ja nur Unterwäsche an. "Warte, ich ziehe mich um." und zog sich rasch die Sachen an.
Sie flitzte hinaus, schnappte im Vorbeirennen die Phiole aus seiner Hand und rannte in Richtung Bad. "Fünf Minuten." meinte sie.
Er seufzte. "Wohl eher fünfzehn, wenn sie ordentlich aussehen will." brummelte er leise und ging bereits in Richtung Eingangshalle.

Als Hermione später dort ankam, drückte ihr Minerva ein paar Sandwiches und eine Flasche mit Kürbissaft in die Hand. "Für Unterwegs."
Hermione nickte.
Draußen wartete eine der Kutschen Hogwarts, die Thestrale brauchen auch ab und zu Ausflug.
"Mit der Kutsche?" fragte sie.
"Ja, wir fliegen nach London, ganz gemütlich. Oder möchtest du es auf dem Besen versuchen?" blickte Minerva sie ernst an.
"Nein, lieber nicht. Wo ist eigentlich Ginny?"
"Harry hat sie abgeholt, vor einer Stunde. Sie hat einige Tränke gebraucht und Harry musste laut lachen, weil sie immer noch mit zittrigen Beinen auf den Besen gestiegen ist." gestand Nevan.

Alle drei stiegen ein und die Fahrt ging los. Hermione hatte vor Schreck vergessen, dass da das Päckchen von Severus auf ihrem Schreibtisch lag. Sie seufzte und dachte daran, dass Severus bestimmt seit gestern Abend zumindest ein kleines Danke erwartet hätte.

oOo

Severus schlurfte fast schon in seinem gestaksten Schleichgang in sein Wohnzimmer. Er hatte dicke Augenringe und war todmüde. Sein Schreibtisch war leer und ins Privatlabor konnte er erst wieder ab Mitternacht. Er hob eine Augenbraue, fragte sich wozu all die Sorgen und der Ärger, kehrte um und fiel endlich in einen verbissen verbitterten Schlaf.

oOo

Hermione, Minerva und Nevan schlenderten eine recht belebte Winkelgasse entlang. Die vielen Touristen übertünchten die eigentlich stark dezimierte magische Bevölkerung in Großbritannien. Gemeinsam brachten alle drei Hogwarts'ler Stunden im Buchladen zu. Minerva hatte sich zwei Bücher über Verwandlungen ausgeguckt, während Nevan und Hermione sich gemeinsam ein paar gute Zaubertrankbücher aussuchten. Danach hatte Hermione bereits erste Blicke auf gute Rechtsbücher geworfen, die allesamt mehr als nur dicke Wälzer waren. Sie waren riesig und auch so schwer wie Bausteine. Minerva half ihr dabei und Nevan hielt ein Schwätzchen mit einer altem Herren, den er wohl von früher kannte.

Später waren sie bei dem herrlichen sonnenstrahlendem Wetter Eis essen. Minerva mit ihren geliebten Karamell-Ingwer-Minze-Eisbecher, Nevan einen ohne das Ingwer und Hermione einfach nur einen mit Vanilleeis und Karamellsoße, aber vielen Mandelstückchen darüber.
Minerva blickte zu Hermione. "Wie geht es voran? Alles gut vorbereitet?" fragte sie.
Hermione nickte. "Ich frage mich eigentlich schon die gesamte Zeit, warum ich so ruhig bin. Eigentlich war ich immer total nervös." meinte sie.
Nevan lächelte. "Weil du zu gut vorbereitet bist. Du braucht zu Recht nichts zu befürchten, Liebes."
Sie lächelte und schielte auf die Uhr.
"Hattest du noch etwas Bestimmtes vor?" fragte Minerva.
"Nun, könnten wir vielleicht eher zurück?"
"Und ich dachte du genießt den Ausflug?" spielte Nevan beleidigt.
"Doch, tue ich, nur… da ist ein Päckchen von Professor Snape gekommen. Ich hatte es heute Morgen erst zu spät gesehen, da wollten wir auch schon los." gestand Hermione und ihre Wangen röteten sich. Also aß sie ihr Eis zur Abkühlung schneller.
"Oh, was ist es denn?" fragte Nevan neugierig.
"Seine Aufzeichnungen zur Verbesserung des Wolfbann-Trankes, sowie die Fortführung meines Projektes."
Minerva machte große Augen. "Er hat dir seine gesamten Forschungen zugeschickt?" fragte sie schrill.
Hermione nickte.
"Wow." entkam es Minerva und Mione verschluckte sich fast, dass Minerva so ein Wort sagen konnte.
"Hm, dafür dass er sehr eigenbrötlerisch ist und mir eiskalt versicherte, er forsche nur allein, ist das ein wahres Zugeständnis." fügte Nevan an.
"Was für ein Zugeständnis?" fragte Hermione und wurde schon wieder leicht rot.
"Das er dich geistig als Partner akzeptiert und…" begann er, so dass Hermiones Wangen dunkelrosa wurden, und er sprach dann weiter, "du wohl eine Art akzeptabler Trankbrauer für ihn bist."
Sie nickte wie gelähmt. "Ja, das Brauen, natürlich." meinte sie leise.

Minerva fasste sich ein Herz. "Lasst uns wenigstens noch kurz zu Madame Malkin gehen." sprach sie.
Seufzend stand Hermione auf. Sie dachte nur noch an das Päckchen. Sie dachte, wenn Snape ihr die Forschungen jetzt zurückgab, dann nur, weil sie bald Hogwarts verlassen würde und das war's. So viel zu einer zweiten Chance.
"Was ist deine Lieblingsfarbe?" fragte Nevan, henkelte sie bei sich ein. Er hatte sehr wohl mitbekommen, dass Hermione nur einen Gedanken haben konnte: Severus Snape. Und trotz dass er äußerlich von dem Erscheinungsbild dieses ungeselligen Gastes in Hogwarts und dem Privatlabor nicht sonderlich angetan war, fand er, dass die beiden es miteinander versuchen sollten, insofern sie es denn wollten.
"Ich mag sehr gern rot." meinte Nevan schelmisch.
"Nun, rot wird am Abend wohl jeder tragen…" sagte Minerva, hob eine Hand, weil eine Hexe sie von der anderen Straßenseite grüßte und alle drei gingen weiter auf den Laden zu.
Sie blickte zu Minerva. "Ich mag es ganz dunkelgrün, fast schwarz… So wie die Schatulle."
"Gut, dann wird es Zeit für ein Abschlussballkleid." stellte Minerva fest und öffnete die Ladentür, so dass Nevan und Hermione eintreten konnten.
Und es schien zu wirken. Die kleine Ablenkung von Nevan und Minerva brachte Hermione wieder ein fröhliches Gesicht.

Geschlagene dreieinhalb Stunden später hatte sie ein Passendes gefunden. Es war schlicht lang, mit Gold eingewebten Fäden, die wie kleine verspielte Verzierungen dem Kleid einen eleganten Sternenstaub-artigen Schimmer bescherten. Man musste mit dem Auge ganz genau hinsehen, um die feinen Muster zu erkennen. Nevan war zwar davon überzeugt, das Silber besser passen würde, als Gold, aber die bösen Blicke beider Frauen, ließen ihn schnell verstummen und musste sich anhören, dass er ja gar keine Ahnung von Mode hatte.

Dabei war er mit seinen samtblauen Lapislazuli-Robe, den silbernen feinen, aber dezent gesetzten Saummuster und wundervollen kleinen abgesetzten Kragen und dazu einem schwarzen Reiseumhang, sowie den eleganten Schnitt seiner Sachen, soeben noch der Hingucker auf der Straße gewesen, als sie alle drei den Laden von Madam Malkin verlassen hatten. Er hatte es genossen und Minerva hatte seine Hand gepackt und er drückte fest zu.
'Na, wie sehe ich denn aus, ich Modemuffel?' blickte er sie an.
'Zu gut, mein Lieber, viel zu gut.' murmelte sie im Geiste zurück und seine braungrünen Augen blitzten kurz auf.

Als die drei Glücklichen wieder in Hogwarts ankamen, huschte Hermione sofort die Treppen hinauf und hetzte in ihre Räume. Ginny und Harry sprangen auf. Jeder zupfte sich seine Sachen zurecht und schaute woanders hin.
"Hi." meinte Ginny.
"Hallo." sagte Harry.
"Hallo ihr beiden Turteltauben." sprach Mione ernst.
Harry schaute auf. Er prüfte ihren Gesichtsausdruck.
"Ich habe ein Ballkleid." meinte Hermione ganz plötzlich stolz.
Ginny riss die Augen auf. "Und Harry und ich haben auch eines gekauft und schau mal, was für eine passende Kette ich noch dazu bekommen habe." strahlte Ginny und holte ihre Einkäufe hervor.
Harry fiel aufs Bett. 'Frauen!' seufzte er und sagte nur noch, um den beiden nicht den Spaß zu verderben. "Vergiss nicht die Ohrringe." brummelte er.
"Ja, ja." winkte sie ab und beide beschauten ihre Kleider und fachsimpelten um das passende Makeup.

oOo

Severus war nach Mitternacht, der Gong hatte gerade geschlagen, sofort im Privatlabor. Doch waren da dort nichts und niemand. Er war außer sich, hieb mit der Faust auf den Tisch. 'Also doch. Sie nimmt meine Unterlagen, macht ihren Abschluss und verschwindet. Wie konnte ich nur glauben, Träume werden wahr!' giftete er sich an.

oOo

Stunden später verabschiedete sich Harry innig von Ginny. Hermione nickte er zu.
"Danke, Harry." gab sie recht nüchtern an.
"Ja, wir sehen uns zum Ball." verstand er, dass es sich auf die Erinnerungen bezog und er ging.
"Er braucht 'ne Weile." gab Ginny zu verstehen.
"Ja, er tut fast so, als wäre es umgekehrt und ich…"
"Männer, sage ich nur."
"Ja, da hast du recht." und sie schaute wieder auf ihren Schreibtisch. "Ginny?"
"Hm?"
"Ich habe von Severus seine und meine Unterlagen zu den Trank-Projekten bekommen."
"Ist das gut oder schlecht?" fragte sie, weil Mione plötzlich so unsicher wirkte.
"Weiß ich nicht. Ich denke, es ist ein Abschied. Eigentlich wollte ich dich das fragen…" Sie strich über seine Handschrift.
Ginny stand auf und stellte sich neben sie. "Und… was, wenn es bedeutet, dass er dich akzeptiert? Ich denke Snape war nie jemand, der sich gern in die Karten schauen ließ. Jetzt zeigt er dir seine gesamten Theorien, an denen er seit Monaten tüftelt." gab die Rothaarige an.
Hermione seufzte. "Meinst du?"
"Ich ja, doch willst du es unversucht lassen?"
"Was unversucht?"
"Was es bedeuten könnte." blinzelte Ginny.
"Nein." seufze Mione.
"Gut, dann antworte ihm. Baut die Brücke gemeinsam." blickte Ginny zukunftsgewandt zu Hermione.


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Emma ist eine natürliche Schönheit – wenn sie also die ,normale‘ Hermine in ihrer Schuluniform spielt, müssen wir ihr Aussehen unter dem Make-up eher herunterspielen. Aber der Weihnachtsball erfordert natürlich das genaue Gegenteil – da konnten wir uns mit dem Make-up richtig austoben.
Amanda Knight, Maskenbildnerin