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Per Aspera Ad Astra - Fluch

von NoctiVagux

Per Aspera Ad Astra
oOooOooOo

Per Aspera Ad Astra
--- 17. Fluch ---
im April 1999


Hermione war immer noch ganz aus dem Häuschen. Bis kurz nach Mitternacht hatte sie bei Nevan verbracht, zusammen mit Minerva und alle drei hatten gemeinsam Hermiones berufliche Zukunft gefeiert.

In der Großen Halle hatten sich bereits zum Abendbrot einige Lehrer gefragt, wo die beiden Professoren und Ms Granger nur wären und Pomona strahlte einfach nur. "Das ist Familiensache, werte Kollegen." und erntete mehr als überraschte Blicke ein, bis auf Leroux-Ducret, die nur verständlich lächelte.

oOo

Hermione Granger war also mit ihren neunzehn Jahren eine junge muggelstämmige Hexe, die von einigen reinblütigen Familien in ihren Vorhaben unterstützt werden würde. Zwar wusste sie, dass darunter einige sicherlich nur fadenscheinig handelten. Doch durch Loli Leroux-Ducret und Draco, aber auch Narzissa - die selbst jetzt mit einem Muggel verheiratet war - hatte sie mehr Unterstützung, dass magische Recht zu reformieren, als sie es sich je erträumt hatte.

'Wie konnte ich die gesamte Zeit meinen Gerechtigkeitssinn nur so vernachlässigt haben?' rügte sie sich und ging die feuchten Kerkergänge bis zum Privatlabor, sich ein paar kleine feine verbale Schelten verpassend. Dabei schaute sie ab und zu auf die neue Bestellliste, die ihr Nevan gegeben hatte. Sie notierte sich mental ganz nebenher ein paar zusätzliche Zutaten, die sie selbst benötigte und fasste mit ihrer freien Hand nach dem Brief, den sie immer in ihrer linken Robentasche trug.

Es war der Brief, den sie geschrieben hatte, um Snape die Nachricht über Lily Edwards Tod zu berichten. Sie hatte es die letzten Tage noch nicht fertig gebracht ihn ganz zu vollenden. Unfertig wie er war, glaubte sie, dass vielleicht in einem unerwarteten Moment ihr die passenden restlichen Worte einfallen würden. Also trug sie ihn immer bei sich, was ihr ein komisches Gefühl vermittelte. Sie überspielte dabei die Tatsache, dass sie so eine zweite Chance hinauszögerte, aus Angst er könne es kein zweites Mal wagen, sie zu fragen, oder wenn sie fragte, er sie ablehnte.

Die Zweifel waren groß; die Angst, dass Snape zu verletzt war; sie eiskalt auflaufen lassen würde, riesig. Sie selbst war genauso eine Gefangene im Panikraum der Desillusionen, wenngleich beider Enttäuschungen auf Harrys Täuschungen basierten - es fühlte sich so real an. Sie seufzte leise, war vor dem Labor angekommen. Ein mattes Lächeln kam ihr über die Lippen und sie murmelte. "Per aspera ad astra".

Als sie Nevans Pergament vor sich nahm und Snapes Liste auf dem Tisch sah und seine Zutaten hinzugefügt hatte, verschwand sie in der Vorratskammer, um die restliche Bestände noch einmal zu überprüfen, denn die Liste war bereits drei Tage alt. Wieder schwebten Pergament und Feder neben ihr und sie notierte sich alles, überprüfte die Haltbarkeit, kontrollierte Verschlüsse, was immer mit einem Aufblitzen ihrer haselnussfarbenen Augen versehen war, geröteten Wangen oder in irgendeiner Form auf der Unterlippe zu kauen. Manchmal bog sich auch eine Augenbraue nach oben oder unten.

Irgendwann räusperte sich jemand. Beide Augenbrauen waren bei ihr sofort oben und sie blickte die Leiter hinab. Severus Snape, wie immer in seiner schwarzen langen Robe mit der Knopfleiste in der Mitte, die mit den vielen darauf befindlichen Knöpfen von Hals bis zum unteren Saum reichte, stand da. Wie immer waren seine breiten Schultern leicht nach vorn gebeugt, was wohl daran lag, dass er - wenn er seinen Umhang trug - diesen wie Fledermausflügel mit seinen Armen vor seiner Brust verschränkte. Dennoch hatte er seine Hände hinter seinem Rücken ineinandergelegt. Er wirkte irgendwie ruhig und gelassen, frei von Abweisung und Zuneigung. Sie versicherte sich seines Blickes, sah ihm tief in die Augen. Seine Augen funkelten sie an und ihre Knie begannen zu erweichen. Sie hielt sich sporadisch am spröden Leiterholz fest.

"Guten Abend, Professor Snape." sagte sie höflich, aber mit respektierlicher Zurückhaltung.
"Guten Abend, Ms Granger. Ich brauche Zutaten." Er rührte sich nicht von der Stelle.
Sie nickte und stieg die Leiter herab.
"Die Fledermausohren sind verdorben." sagte er kühl.
"Ja, danke für den Hinweis." Sie hob ihre Liste und meinte: "Ich habe es bereits notiert." Sie drängte sich seitlich an ihm vorbei, was dazu führte, dass ihr das Herz bis in die Kehle hinauf schlug, ihre Nasenflügel sich automatisch kurz weiteten und sie seinen Duft aus diversen herben Kräutern aufsog.
Er schielte auf sie herab, bewegte sich kein Stück, nur seine Augen folgten ihr aufmerksam. Sie ging - benommen von der Dufteskapade - zu einem der freien Labortische und notierte - sich zusammenreißend und konzentrierend - weiter.

Severus trat ein Stück aus dem Türrahmen hervor und schaute auf sie, als hätte er jahrelang kein anderes menschliches Wesen gesehen. Hermione bemerkte nicht, wie er sie heimlich hinter seinem fettigen Haar verbergend, beobachtete. Er schaute kurz in die Vorratskammer, entdecke sein Ziel, machte einen langen Arm, fischte nach der Zutat, die er brauchte. Doch sein Kopf drehte sich wieder zu Hermione.

Hermione strich sich eine ihrer wirren und widerspenstigen Locken hinter das Ohr, winkelte kurz ein Bein an, um sich mit dem Fußspann an der Wade des anderen zu kratzen, was Severus ein Mundwinkelzucken bescherte und er fast daneben gegriffen hätte und gerade noch so mit leisem Klappern, ein Desaster verhinderte. 'Toll, du riskierst es schon wieder auf der Krankenstation zu landen. Reiß dich zusammen! Das war nur ein Traum, mehr nicht… DU hast dich für Edwards entschieden. UND SIE WILL DICH NICHT!' wetterte er gegen sich selbst.

Hermione, zuerst und wieder voll und ganz auf ihre Zutatennotizen konzentriert, wurde abermals langsam und sicher nervös. 'Was macht er da drin nur so lange? Oder ist er schon wieder weg? Vorhin hatte es noch geklappert. Doch jetzt?' Als sie gerade zu ihm schielte und in Gedanken um ihn versank, herrschte er mit alter Manier - ohne Umhangaufbauschen, dieser fehlte ja, weil er kein Lehrer mehr war - heraus und Hermiones Kopf ging ruckartig auf ihre Liste zurück und sie tat geschäftig. Ihr Herz schlug bis an die Kerkerdecke. Wie lange hatte sie das vermisst, dass er wieder mal seine alten Gepflogenheiten ans Tageslicht beförderte. Sie nestelte ungeschickt schnell die Liste in ihre Robentasche und huschte aus dem Labor hinaus. Sie brauchte schnellstens einen Ortswechsel - einen Raum, der sie nicht länger in Panik versetzte - und hatte dabei nicht bemerkt, dass ihr unvollendeter Brief im Labor auf die kalten Steinplatten hinab segelte, während die Labortür rasch ins Schloss fiel.

Snape schaute verwirrt hinterher. Er seufzte. 'Toll, da versucht du einmal selbstsicher zu wirken und nicht wie ein weinerlicher Taugenichts und verschreckst sie. Klasse, du Idiot!' schaute er grimmig und bemerkte mit Blick auf die Tür, dass da unten etwas Helles lag - ein Pergament. Severus dachte zuerst, er habe Hermione so sehr mit seinem alten Gebaren erschreckt, dass sie gar ihre Zutatenliste hatte fallen lassen und hob sie auf. Eine Eule an sie würde das Problem schon beheben. Doch war es ein Brief, einer an ihn… von ihr… und er stutzte.

Wieder blickte er auf die Tür. Langsam drehte er sich um, versiegelte seine Braukünste mit einem Stasiszauber und verschwand durch den Kamin in seine dunkle Höhle, genannt Wohnzimmer, als hätte er - wie Schlangen nun einmal sind - seine Beute geschnappt und würde sie sich in seinem privaten Gefilde jetzt genüsslich einverleiben. Er suchte den ihm altbekannten Schutz und rutschte wenig später nervös auf dem Sessel vor dem Kamin im Wohnzimmer hin und her.

Immer wieder wurden seine Lippen schmal und seine Augenbrauen vollzogen diverse Wellenformen, bis er endlich den Brief mit einem ruckartigen und blitzschnellen Zucken aufmachte. Doch entnahm er den Brief nicht. Er wischte sich seine feuchten Hände an seiner Robe ab und nestelte an dem Brief, der einfach nicht so leicht aus dem Umschlag wollte. Als er es endlich fertig gebracht hatte, holte er tief Luft und entfaltete das Papier zur vollen Größe. Das darin enthaltene Dokument legte er beiseite. Es schien irgendein offizielles Formular zu sein und war ihm jetzt gewiss nicht von großer Bedeutung. Er bemerkte, dass der Brief von ihr unvollendet war… was seine Neugier nur noch steigerte.


Sehr geehrter Professor Snape,

ich kann von mir nicht behaupten, dass es mir zusteht, Ihnen diese Nachricht zu übermitteln. Dennoch hat mich Kingsley gebeten, dass ich es sein sollte, die Ihnen diese traurige Botschaft überbringt.
Ich habe lange damit gerungen - mit mir - ob ich vielleicht doch nicht den Zaubereiminister darum bitten möchte, es zu tun.
Zwei Wochen vor Ostern hatte Lily Edwards einen Klassenausflug und ist dabei tödlich verunglückt.
Ich verstehe die Trauer, die Sie jetzt empfinden werden, da so der Wunsch auf eine Rehabilitation schwindet. Doch mich stimmt es traurig, dass Sie jetzt nicht mehr ihre Hoffnung haben, Lily Edwards ein guter Vormund und Freund zu sein. Es klingt vermessen, doch kenne ich Ihre Worte, die Sie an Ms Edwards Großtante gerichtet haben.
Ich weiß, es mag ungewöhnlich sein, dass gerade ich - die glaubte, Sie würden mich nur deshalb nicht gewählt haben, weil ich Sie nicht hatte sterben lassen, um endlich ihre Schuld endgültig beglichen zu haben - diesen Brief schreibe.
Sie fragen sich jetzt sicherlich 'Wovon spricht sie hier?'.
Ich habe, so wie auch Sie es taten, einen Heiratsantrag gemäß der neuen Gesetzmäßigkeiten und ihrer Restriktionen gestellt.
Dieser Antrag galt allein Ihnen Severus - niemals einem anderen -, so wie Ihr erster mir gegolten hatte.
Doch erinnern Sie sich noch? Harry hatte Ihnen persönlich meine angebliche Absage überbracht.
Nun, er mag damit eine Straftat begangen haben und wird sie auch gebührend aussitzen, doch tat er es in dem Glauben, dass wir beide einander nicht würdig seien - vielmehr, dass Sie Severus meiner nicht würdig sind.
Harry tat es ohne meine Zustimmung.
Eine Restriktion besagt, dass die Frist zu einer vollzogenen Eheschließung zum Einunddreißigsten im siebten Monat des Jahres 1999 endet, insofern beide Parteien zur Eheschließung physisch und psychisch im Vollbeitz ihrer magischen oder nichtmagischen Kräfte sind.
Meinen NEWT-Abschluss werde ich bis dahin haben und könnte für eine Ausbildung Großbritannien verlassen.
Doch hängen an diesem Land meine Gedanken und an vielen Menschen, die hier leben, mein Herz.
Das, was für Sie Severus 'per aspera ad astra' ist - und ich fand es im Zweiten Schuljahr heraus, als ich den Vielsafttrank heimlich braute -, ist für mich 'lumini meo in aetate obscura' und ich wünschte, dass ich es eher erfahren hätte und eher den Mut gehabt hätte, Ihnen die Wahrheit zu sagen oder wenigstens zu schreiben.
Jetzt, wo eine zweite Möglichkeit…


Und da endete der Brief. Severus schluckte. Der Brief war irgendwie formell und dennoch so gehaucht persönlich nahegehend, dass ihm ein kalter und heißer Schauer gleichzeitig den Rücken hinunterlief. Und an der Stelle, wo die alles entscheidenden Worte stehen sollten, die ihm so wichtig waren und er so die Worte förmlich begierig aufgesogen hatte, da endete der Brief abrupt.
Er lehnte im Sessel - für Stunden - regungslos und blickte auf das Formular. 'Könnte es sein… Könnte es wirklich sein, dass sie…? Ein Neuer? Ist das die zweite Möglichkeit? Eine zweite Chance?' Er wischte sich übers fahle Gesicht.

Er wollte es verdrängen und begab sich zu Bett. Jetzt waren ihm seine dunklen Träume an sie lieber, als dass er dieses Formular in der Hand halten wollte. Doch konnte er nicht schlafen und nachdem er sich mehrmals hin und her gewälzt hatte, so dass sein Kopf vor Schmerz zu zerplatzen drohte, sprang er auf, rauschte in das Wohnzimmer zurück und schnappte nach dem Formular. 'Ein neuer Heiratsantrag von ihr?' dachte er und sein Herz hämmerte wild gegen seine Brust.

Er sank augenblicklich zu Boden. Sein Gesicht versteinerte, seine Augen wirkten wieder leer. Das Dokument flatterte in die leicht glimmende Asche im Kamin, wo die vage Hitze die Schrift zuerst auffraß. All die Panik auf Hoffnung war in Desillusionen untergegangen und zogen ihn in die dunkle Tiefe seines inneren Leidens hinab. Es war nur die notariell beglaubigte Kopie der Sterbeurkunde Lily Edwards…

Seine Hoffnungen erstarben und fröstelnd begab er sich ins Bett, um leise und einsam, sich vor weiteren Träumen an haselnussbraune Augen zu fürchten. Doch war er zu müde dagegen anzukämpfen und gab sich machtlos dem Schlaf hin. Granger war ihm ein Fluch…

oOo


Hermione wollte sich weiter auf ihre Bestellliste konzentrieren aber sie schaffte es nicht. Sie rieb sich die Hände an ihrem Umhang ab und gab es auf. Sie flüchtete in die anbrechende Nacht hinaus, hatte dann bemerkt, wie Ginny und Harry kichernd am See entlang schlichen und gemeinsam das Schloss betraten. Sie waren wohl gerade eben erst angekommen. Ein jeder hielt einen Flugbesen in seiner Hand.

Hermione hielt sich versteckt, wollte allein sein und dennoch hatte Harrys Lachen Zorn in ihr ausgelöst. Er wusste gar nicht, was er da eigentlich alles zerstört hatte. Er selbst schien glücklich, schwebte mit seinem Besen und Ginny obenauf und sie und Severus lagen zerstört am Boden, niedergetrampelt von der Egomanie eines arroganten Emporkömmlings. Sie verstand Severus Hass auf James Potter - Harrys Vater - und warum es ihm so schwer fallen musste, nicht zu glauben, dass Harry ihm sehr ähnelte. Harry tat mit seinen eigenmächtigen Aktionen schließlich alles dafür. Sie versank in Gedanken, hatte sich ins Gras unter einen Baum in der Nähe des Sees gesetzt und starrte auf den schwarzen, teerartig schimmernden See hinaus, der leicht vom Mond beschienen, das kleine Licht am Firmament in sich aufsog.

Sie sprach einen Wärmezauber auf sich, doch wirklich warm wurde ihr nicht. Ihr Gemüt fröstelte, ihr Herz stach wie in Eis getaucht, und ihre Tränen brannten aus den Augen wie heiße Lava. Es war eine ungestüme natürliche Macht, die sie einnahm - Liebe, Sehnsucht, Zweifel… und sie gab sich diesen Gewalten hin.

oOo

"Mione?" fragte jemand leise.
Sie reagierte nicht wirklich. Hoffte, er würde sie doch nicht entdeckt haben, als sein sie im Dunkel nur eine Illusion aus der schattigen Umgebung heraus. Doch setzte er sich neben sie und blickte mit ihr zusammen auf den See.
"Ich habe einen Brief an Snape geschrieben. Ich wollte ihn persönlich vorbei bringen. Minerva meinte, er sei immer von Mitternacht bis früh im Privatlabor oder auch an den Tagen, weil Ferien sind. Nur war er nicht da. Ich habe ihn auf dem Labortisch bei den Kesseln hingelegt." murmelte er leise.
Hermione schien wie eine Statue zu sein. Nur ihre Tränen verrieten sie deutlich.
Harry seufzte. "Mione, ich…" Er blickte auf das Gras vor sich, dann wieder über den See.
"Ich möchte deine Freundschaft nicht missen. Ich habe mit Albus, Minerva und Nevan gesprochen." Er schluckte. "Ich hatte keine Ahnung, dass…"
Doch kamen seine Worte bei ihr nicht an.
"Es ist schön, dass ihr zu einer Familie zusammen gefunden habt." Er kam sich irgendwie lächerlich vor, als redete er mit sich selbst.
"Nun, ich habe auch von Albus erfahren, wie es Snape geht. Und wie es dir geht und dass du wohl die einzige bist, die ihn zur Zeit irgendwie erreicht. Vielleicht…" Er stand auf, ging ein paar Schritte nach vorn, blickte über den seidenartigen Schimmer der Seeoberfläche.
Hermione war auch aufgestanden und wollte gehen.
"Albus meinte, dass Snape den Brief gefunden habe, den du bei dir hattest, als du heute das Privatlabor verlassen hast. Er sagte, es sei wichtig, dass ich dir das sagen sollte." Erwartungsvoll blickte Harry seitlich zu ihr und sie hielt im Gehen kurz inne.

Hermione rannte ganz plötzlich los. Doch Harry fing sie ab und riss am Arm herum.
"LASS MICH LOS?" keifte sie.
"WAS STEHT IN DEM BRIEF?" forderte er schreiend.
"Ich wollte, dass ich eine zweite Chance bekomme, wollte es ihm erklären, weil du zu feige warst, ihm die Wahrheit zu sagen." giftete sie ihn an.
Harry zog seine Augenbrauen zusammen. Er ließ sie abrupt los, schnappte sich seinen Besen, hatte dieses verschmitzte Lächeln aufgesetzt und war schneller am Portaleingang des Schlosses, als Hermione ihm hinterher sehen konnte.

oOo

Harry rannte die Treppen in die Kerker hinab, polterte überfallartig in das Privatlabor und schnappte seinen Brief. Er riss ihn auf und suchte im Raum nach Feder und Tinte und krakelte schnell ein paar Zeilen hinzu. Zufrieden mit sich machte er den Brief wider zu.

"Sehr klug, mein Junge." murmelte jemand über der Tür.
"Albus?" fragte er.
"Ja, Harry."
"Du beobachtest ihn?"
"JA, ich sorge mich um ihn. Doch das weißt du ja bereits." zwinkerte dieser und es schien als könne selbst das Portrait Dumbledores mit seinen blauen gemalten Augen geradezu anfunkeln.
"Ich wollte…" erklärte er hastig und nervös, schielte kurz zu dem Brief.
"Ich weiß und ich wollte sehen, ob du es auch verstanden hast." lächelte der alte Schulleiter gütig.
Harry blickte beschämt zu Boden. "Ich denke, wenn ich den Brief hier lasse, dann… Hermione ist vollkommen aufgelöst."
"Dann gib ihn Minerva. Sie mag zwar neuerdings ungern in der Nacht geweckt werden, aber da es um Severus geht, würde sie gar auf den Mond fliegen, um ihm etwas Gutes zu tun." zuckten seine Mundwinkel nach oben.
Harry nickte wie gelähmt. "Minerva hält eigentlich große Stücke auf Snape, nicht wahr?"
"Ja, das tut sie und sie schämt sich, dass ihre Aktion ihn in Gefahr gebracht hatte."
Harry runzelte die Stirn. "Als sie ihn aus Hogwarts schmiss?"
"Ja… sie ist wie ich eine sehr gute Legilimentikerin. Auch wenn sie streng sein mag, so hat sie im Herzen ein tiefes Feingefühl und eine enorme Willenskraft - als Gryffindor sehr verständlich. Doch nur wenige Gryffindors bewahren sich auch einen kühlen Kopf, was bei Legilimentik sehr bedeutend ist." Albus Augen funkelten hellblau auf, als er sich an den alten Wagen im Bild lehnte.
Harry nickte mit verzogener Miene.
"Beeile dich, Phineas sagt…" und Albus hielt seine Hand ans Ohr und drehte den Kopf näher an den Bildrand, "Hermione ist auf dem Weg. Nimm den Geheimgang, gleich in der nächsten Nische links. Zieh an der unteren dicken Franse am Teppich und er öffnet sich. Er führt direkt in den siebten Stock."
Harry nickte und machte sich sofort los.

oOo

'Klopf, klopf', hallte es dumpf bis in das Schlafzimmer hinein.
"Hm…" murmelte jemand tief und seufzte hinterher.
'Klopf, klopf', klang es stärker, dröhnte fast schon unnachgiebig und wieder pochte es lauter 'Klopf, Klopf'.
"Minerva, für dich." brummelte Nevan aus den Kissen heraus.
"Wieso für mich? Woher willst du das wissen?" seufzte sie und zog die Bettdecke über den Kopf.
"Weil es deine Wohnung ist, Liebes." zog er ihr die Bettdecke wieder weg und gab ihr einen verheißungsvollen und sehnsüchtigen Kuss in den Nacken.
Sie seufzte laut auf, was einem Schnurren sehr nahe kam. "Und so willst du mich aus den Federn locken?"
"Nein, nur dass du schnell wiederkommst." neckte er sie.

Es raschelte und kurz darauf huschte jemand mit einem Schottenmuster karieten Morgenmantel zur Tür. "Harry?" fragte sie erstaunt und hatte noch damit zu kämpfen ihren verschlafenen Blick mit mehr Schärfe zu würzen.
"Ähm… ja. Dies ist ein Brief an Snape. Er erklärt alles was ich getan habe. Wichtig ist, dass Mione ihn nicht in die Finger kriegt. Sie scheint kalte Füße zu bekommen. Also, bringen Sie ihm bitte persönlich den Brief." ratterte er geschwind herunter.
"Persönlich." murmelte sie nach.
"Ja, bitte Minerva. Bei Fragen einfach Albus auf den Nerv gehen, Gute Nacht und… Entschuldigung für die Störung." nuschelte er und huschte geschwind fort.

Sie schüttelte den Kopf. 'Was hatte der alte Kauz schon wieder angestellt', dachte sie. Gerade als sie die Tür schließen wollte, klirrte es und ein dumpfes Geräusch hallte durch den Gang.
Sie war augenblicklich hellwach, legte den Brief auf die Kommode, rief laut "Nevan, es ist etwas passiert!" wollte los, drehte sich um, verpasste dem Brief einen Sicherheitszauber und rannte dann mit gezücktem Zauberstab los.

Kurz hinter ihr kam auch schon Nevan mit großen Schritten auf das Geschehen zu. Harry war zu einem elenden Häufchen zusammengeschnürt.
Hermione stand daneben und blickte auf ihn kalt herab. "Wo ist er?" fragte sie.
"Weiß nicht, muss ihn verloren haben." log er.
"Hermione!" sagte Nevan streng.
"Bleibt wo ihr seid" warf sie den beiden Lehrern einen kurzen bestimmenden Blick zu. "Was hast du jetzt wieder angestellt, was hast du nun wieder vor, kaputt zu machen?!" keifte sie leise und dunkel.
"Nichts, im Gegenteil. Ich versuche es wieder gut zu machen." meinte Harry und ihm quetschten die dicken Eisenketten bereits die Luft ab. Die Ketten waren wie flüssiges Metall - einige brennend heiß, andere eisig kalt. Der Schmerz musste grausam sein.

Es knackte und eine Rippe war gebrochen. Harry biss die Zähne zusammen, kämpfte den Schmerz weg, um sich weiter auf seine einst beste Freundin zu konzentrieren.
"Hermione Jean Granger, gib mir sofort deinen Zauberstab." wetterte Minerva und war zwischen beide gegangen.
Hermione war erschrocken. Es war als würde sie aus einer Trance erwachen. Sie bekam es mit der Angst, zittrig gab sie Minerva ihren Zauberstab und Nevan sprach den befreienden Fluch.
"Also Schwarze Magie dieser Form hätte ich nicht von dir erwartet, Liebes." meinte er enttäuscht und blickte ersichtlich erbost zu ihr.
Mione drehte den Kopf weg, ihr liefen die Tränen hinunter und sie wollte nur weg von hier. Sie rannte davon. Nevan nickte Minerva zu und diese ging eilend hinterher. Sie fing sie ab und Mione wollte aber nicht mit ihr reden, sie verschwand in Ginnys und ihrem Zimmer.

Ginny wachte auf, sprach einen Lichtzauber, der alle Kerzen entzündete und sah die verstörte Hermione und eine wütende Minerva die ihr folgte.
"Oh…" murmelte sie und schnappte sich ihren Bademantel. "Ich muss mal ganz dringend auf Toilette." nuschelte sie und tapste geschwind und mit halbgeöffneten Augen verschlafen hinaus.

oOo


"Hermione, setz dich, sofort!" mit einem Schwenk war die Tür laut zu und Mione bockte. "Setzen, habe ich gesagt!" war Minerva fuchsteufelswild.
Mione tat es sehr widerwillig. Minerva schnippte wieder mit dem Zauberstab und es dampften auf dem Nachtschrank zwei riesige Tassen heiße Schokolade, dazu zwei Schalen mit Mousse au Chocolat. Minerva setzte sich auch auf das Bett, richtete die Kissen entsprechend und nahm ihre flache Hand neben sich. Sie klopfte ein paar Mal auf die Decke.
"Was soll das werden?" murmelte Mione.
"Wir reden - von Frau zu Frau." sprach sie streng und hob eine Augenbraue.
Ein tiefer Seufzer verließ Hermiones Lungen und sie huschte unter die Decke.

Mione nippte ein paar Mal am heißen Kakao.
"Ich habe für vieles Verständnis, doch das ging definitiv zu weit." gab Minerva gebieterisch von sich. "Einen schwarzmagische Fluch…" sie seufzte bitter auf.

Mione weinte trockene Tränen. Noch immer war sie zornig und nicht bereit, sich diese Standpauke anzuhören. Doch Minerva schwieg vor sich hin. Minuten verstrichen. Irgendwann griff Hermione nach ihrer Schale schokoladig-süßer Sünde und löffelte ab und zu etwas davon. Minerva tat es ihr gleich. Dann begann Mione zu ihr zu schielen und bemerkte, dass Minervas Blick getrübt war, ihr zum ersten Mal die sonst so kleinen Fältchen, eher tief wirkten, voller Sorge waren und… Minerva schien sich für Mione zu schämen. Es stach in ihrem Herzen. Sie konnte das nicht mehr mit ansehen. Sie stellte, weil ihr ganz plötzlich übel schien, die Schale laut polternd hin, verdeckte mit ihren Händen ihr Gesicht und schluchzte einfach drauf los, ohne ein Wort, ohne irgend etwas.

Minerva blickte über ihre Brillengläser und erkannte, dass Mione einfach nur verzweifelt war, aufgelöst und langsam begreifend, was sie soeben getan hatte. Sie nahm die Brille ab, legte sie zur Seite, drehte sich zu Hermione um und wollte ihre eine losgelöste Haarsträhne aus ihrem Zopf hinters Ohr klemmen. Doch sie wich vor der Berührung zurück. Minerva wollte ablassen, doch versuchte sie es ein weiteres Mal und Hermione ließ sie gewähren. Langsam nahm Minerva sie in ihre Arme.

"Ich… ich habe damals den… meine Eltern…" brach es irgendwann aus ihr heraus. Minerva hielt sie einfach nur fest.
"Ich weiß es. Ich wusste es schon damals, als du hier in Hogwarts persönlich die Unterlagen zur Wiederaufnahme deiner Schulausbildung vorbei gebracht hattest. Kingsley kam damals besorgt zu mir, als er es erfahren hatte. Wir alle waren schockiert, als das mit deinen Eltern passierte."
Doch Hermione schüttelte den Kopf. "Nein, das meine ich nicht." und löste sich von ihr etwas. "Ich, habe doch einen getötet." sagte sie.
Minerva blickte sie offenen Blickes an und Mione prüfte ihren Blick genau. "Hermione, Liebes." Minerva seufzte und Hermione glaubte, dass Minerva genau wie ihre Eltern sich nun von ihr abwenden könnte.
Sie schluckte und wollte bereits wieder in ihre panische Starre verfallen.
Doch Minerva nahm Hermiones Hand in ihre. "Schau auf diese Hand… Sie hat getötet, genauso wie auch deine und dennoch bin ich… bist auch du in der Lage dazu, dass es sich nicht wiederholen muss, nicht wenn wir es zu verhindern wissen und wir wissen warum es geschehen ist - aus Notwehr."

Hermione streichelte ihre Hand. Minerva schmunzelte.
"Sie sieht nicht so aus, als dass sie es könnte." nuschelte sie leise vor sich hin.
"Und doch hat sie es getan und zwar mit meinem Bewusstsein. Ich weiß, es erschüttert einen zutiefst, wenn man diesen Fluch ausspricht. Und wenn er seine Wirkung erzielt, dann weiß man ganz genau, dass man es auch wirklich so gewollt hat. Ich denke, für uns ist dies die schwerste Last, die wir damit auf uns nehmen, denn wir müssen uns damit eingestehen - ob wir wollen oder nicht - dass es so passiert ist und wir zum Töten fähig sind." hüllte Minerva die junge Gryffindor mit gemessenen Worten leise ein.
Hermione schaute auf. "Das ist nicht menschlich." meinte sie.
"Nein, das ist es nicht. Doch unter den Umständen der damaligen Zeit…"
"Es sind billige Rechtfertigungen." entgegnete Hermione harsch und Minerva hob ihre Augenbraue.
Hier trafen jetzt zwei vehement tugendhaft tickende Frauen aufeinander, die durch und durch Gerechtigkeit beanspruchten.

"Hätten sie aufgehört, wenn du es nicht getan hättest?" kam sie ihr mit Logik.
"Nein." sagte Mione.
"Hätten sie deine Eltern verschont, wenn du ihnen nicht gezeigt hättest, dass du bereit warst, beide mit allen Mitteln zu schützen?"
"Nein." seufzte Hermione leise und senkte ihren Kopf.
"Hattest du deine Eltern lieber sterben sehen als diese Angreifer?"
"Nein."
"Warum hast du es getan?" fragte mit neutralem Blick.
"Weil ich Angst um meine Eltern hatte. Weil ich wollte, dass sie aufhören ihnen Schmerzen zu zufügen, qualvoll und grausam Flüche auf sie abfeuerten." war Hermione wieder aufgewühlter.
"Genau, grausam sind sie gewesen. Warst du grausam zu ihnen?"
"Ich habe einen von ihnen getötet." schluckte sie schwer.
"Wie definierst du grausamen Tod und grausame Folter?"
Hermiones Gebilde aus Schuld bröckelte.
"Wie Hermione definierst du natürlichen und gewaltsamen Tod? Und wie unterscheidet sich gewaltsamer Tod von grausamer Folter bis zum Tode hin?" Minerva blickte sie ernst an. "Es ist niemals schön und es ist schwer damit umzugehen. Diese Last, die du dir selbst auflegst, nur du kannst sie dir nehmen, wenn du bereit dazu bist."
"Es ist so schwer… Es tut so weh."
"Ja, doch möchte ich dir gern helfen, wenn du es zulässt und Nevan auch." gab Minerva ihr einen zarten Kuss ins Haar.
"Er wird mich hassen."
"Nein, das ganz bestimmt nicht. Er ist sicherlich sehr enttäuscht. Doch niemals würde Nevan dich hassen." gab Minerva bedeutsam zu verstehen.
"Aber der jetzige Fluch war… das war Folter." murmelte Hermione und schluchzte wieder los.
Minerva schloss sie in ihre Arme. "Wir waren rechtzeitig da." meinte sie.
"Aber…"
"Mione, höre zu." Minerva hatte Hermiones Kinn gehoben. "Nach all dem, was Harry gemacht hat, ehrlich gesagt, ich würde ihm dafür den Hintern versohlen und geteert und gefedert im Ministerium abliefern mit dem Schild 'Ich bin Schuld' darauf. Und ich möchte nicht wissen, was Molly und Ginny - und beide zusammen sind mehr als eine geballte Kraft - mit ihm angestellt haben, um ihn zur Vernunft zu bringen." fand Minerva strengere Worte, in denen durchaus auch eine gewisse Empörung zu vernehmen war.
"Er ist ja nicht aus freien Stücken zur Vernunft gekommen." keimte pure Enttäuschung in Hermione auf.
"Ich denke, das ist er schon. Nur eben… Harry braucht manchmal die harte Tour." gestand Minerva ein.
"Er hat wohl doch ein klein wenig zu viel von seinem Vater." meinte Hermione und wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht.
"Ja, vielleicht. Doch kann jeder nur dazulernen, wenn er sich mit der Vergangenheit beschäftigt und diese akzeptiert. Dann kann man es später auch besser machen."
"Ich kann das nicht mit einem Fingerschnipsen." flackerte Hermiones Perfektionismus in ihren Augen auf, als hätte sie kläglich versagt und begann sich zu schämen.
"Das brauchst du auch nicht. Gib dir selbst etwas Zeit, Ok? Nicht alles gelingt auf Jetzt und Sofort. Und wenn etwas ist…" schaute ihr Minerva tief in die Augen und hatte ihre Hände an Hermiones Gesicht geführt, immer wieder ein paar kleine feuchte Tränen wegwischend.
"…Sind du und Nevan für mich da." versuchte Hermione etwas Hoffnung zu schöpfen.
"Genau." und Minerva gab ihr einen Kuss an die Schläfe.

Sie schloss die Augen und wiegte Hermione hin und her. "Weißt du, für einen Moment glaubte ich dich zu verlieren und es erinnerte mich an Severus, als er doch seinen falschen Freunden mehr vertraute als Lily. Mein Herz wäre beinahe stehen geblieben. Jage mir nicht mehr so einen Schrecken ein, Liebes."
"Ich versuche es." murmelte Hermione ersichtlich ergriffen und umarmte Minerva inniger.
"Danke." flüstere diese sanft.

Hermione seufzte und umklammerte sie mehr. "Er hat meinen Brief, meinen unvollendeten."
"Wer und welchen Brief?" fragte Minerva und löste sich leicht von ihr.
"Den, worin ich schrieb, dass Lily Edwards tot ist und ich… ich ihm sagen wollte, dass ich um eine zweite Chance bitten möchte und dabei habe ich mich beim Schreiben verheddert. Sonst weiß ich immer genau, was ich schreiben muss, aber hier… da… Ich wollte nicht, dass es so aussieht, als würde ich den Tod der Kleinen für mich ausnutzen. Doch der Brief war noch nicht fertig… und dann kam Harry, erfuhr das und wollte seinen Brief zurückziehen oder so…" stammelte sie nervös und hilfesuchend.
"Nein, er bestand darauf, dass ich ihn persönlich an Severus gebe." besänftigte Minerva Hermione etwas.
Hermione löste sich von ihr. "Was?"
"Ja." nickte sie zuversichtlich.
"Was steht…?"
Minerva schüttelte den Kopf. "Ich gebe ihn Severus, was auch immer darin stehen mag."
"Das wirst du nicht…" funkelten Hermiones Augen auf.
"Weißt du denn was darin steht?" fragte Minerva mit gütigem Blick und gehobener Augenbraue. Hermione kaute auf der Unterlippe und schüttelte nur den Kopf.

oOo

Ginny ging gähnend den Gang entlang, seufzte und als sie um die Ecke bog, blickte sie auf Poppy, die Harry mit dem Zauberstab behandelte und Nevan, wie er gerade diesen versuchte mit Vorsicht in eine schwebende Position zu bringen.
"Harry!" rief sie und alle drei blickten auf. "Was hast du angestellt?" bellte sie und stemmte ihre Fäuste in die Hüfte.
"Ich nicht, Mione war es." schlotterte er durch seine Zähne.
Ginny jedoch beäugte ihn genauer. "Und warum liegst der große Harry Potter, der Voldemort besiegt hat, am Boden und krümmt sich vor Schmerzen?" fragte sie und es viel ihr mehr als nur schwer, nicht auf ihn zu zustürzen und ihn zu umsorgen. Doch Ginny reichte das ewige Hin und Her der beiden. Sie blieb standhaft und spielte die Strenge.
"Sie hat mir einen Fluch verpasst und…" hustete er schwer.
"Geschieht dir Recht."
"Wie?" Harry wollte sich aufrichten, doch Nevan hielt ihn an der Schulter fest und Poppy verleierte die Augen, sprach einen ihm unbekannten Starrezauber auf ihn und er konnte nur noch sprechen, aber sich nicht mehr bewegen. "Ich hatte sie am See getroffen und da wollte ich alles ins Reine bringen. Doch sie… sie war wie in Trance, hörte gar nicht zu. Da bekam ich Wut, weil ich doch…"
"Natürlich, wieder einmal läuft es nicht nach deinem Plan und schon gehen mit dir die Thestrale durch." brummte Ginny mit sehr übler Laune.

Poppy und Nevan waren mit den Patienten jetzt unterwegs in Richtung Krankensaal.
Ginny wetterte nebenher schreitend weiter. "Wann begreifst du endlich, dass es Menschen gibt, die eben auch vieles durchgemacht haben und nicht einfach alles so leicht wegstecken können. Manche brauchen Zeit, um ihre Situation auszuloten."
"Toll und ich bin dann wohl der Sandsack für die beiden." fauchte er.
"Wen meinst du mit beiden?" fragte sie und hatte nur auf Hermione spekuliert.
"Hermione und Snape." sprach er mit einer Natürlichkeit, als wären die beiden schon längst verheiratet und hätten gar Kinder.
"Ach, wieso nennst du beider Namen plötzlich in einem Zug?" fragte sie spitz.
"Ich gebe ja zu, dass ich versucht habe, es Snape zu erklären - in einem Brief. Doch Hermione bekommt wohl kalte Füße und da habe ich Minerva den Brief gegeben, dass sie ihn nur persönlich Snape geben kann. Ich hatte die Idee…"
"Und was hast du NOCH geschrieben?" funkelte sie ihn, mit der gleichen Weasley-Strenge wie ihre Mutter hat, an.
"Ich habe noch etwas dazu geschrieben, ja und…" wich er aus.
"Wann denn, bitteschön?" fragte sie und wollte es jetzt genau wissen, wenn ihr Verlobter schon mal nicht so einfach davonlaufen konnte.
"Nachdem ich ihr am See sagte… dass ich ihr von Albus ausrichteten sollte…" stammelte und verhedderte er sich zunehmend.
"WAS solltest du ausrichten?" zog sie ihre Augenbrauen zusammen.
"Dass…" er hielt inne und blickte sie an, als wäre sie eine Verschwörerin. "…Du weißt was in dem Brief von Hermione an Snape steht." stellte er grimmig fest.
"Ja, nur dass er unvollendet ist und sie nicht so recht wusste, wie sie es ihm erklären sollte - einfach alles -, ohne dass er wieder oder gar noch mehr Hass auf dich hat. Das hat ihr ganz schön zu schaffen gemacht." murmelte Ginny.
Harry riss die Augen auf. "Oh…" und schluckte.
"Also, was hast du geschrieben?" klang sie streng.
"Das, was auch immer Mione geschrieben haben mochte, ich die Schuld an den vermasselten Heiratsanträgen trage und habe dazu auch noch die Originaldurchschläge gepackt und…" Harry war immer leidiger und leiser geworden.
"Ja-ha?" hakte sie nach und ließ kein gestrenges Auge von ihm.
"Und… ja… Und das sie ihn liebt." stob er die entscheidenden Worte aus sich heraus, als müsse er ekelig schleimige Schnecken spucken.
Ginny fielen fast die Augen aus. "Das hast du NICHT getan, oder?" wisperte sie mit vibrierender Stimme, als habe sie sich soeben verhört.
"Doch, habe ich. Dann weiß er wenigstens woran er ist."
Ginny wusste nicht, ob sie ihn rütteln sollte oder lachen. "Na prima, du schaffst es von einem Schlamassel ins nächste zu rutschen." seufzte sie kopfschüttelnd.
"Warum denn das?" empörte er sich eine Oktave höher. Er verstand in diesem Moment Frauen gar nicht mehr. 'Das war es doch, worum es beiden ging, oder nicht?' dachte er sich.
"Ich glaube, wenn wir mal Nachwuchs haben, bist du das Sorgenkind davon." atmete Ginny laut aus.
"Kinder? Wie kommst du denn jetzt darauf?" kam es schrill von Harry und hatte riesige Augen wie ein Hauself.
Nevan musste sich ein Kichern verkneifen, genauso Poppy, die beide Harry in ein Krankenbett legten. Ginny blickte daraufhin böse.
Er verdrehte die Augen. "Und ich dachte Voldemort sei mein Untergang." brummte er und fing sich sofort eine Schlag von ihr in die Seite ein, dass er vor Schmerz aufstöhnte.
"Ms Weasley, verbale Attacken sind das eine, aber DAS unterlassen Sie bitte!" schnarrte Poppy streng.

oOo

"Etwas Schreckliches steht im Brief." gab eine andere Stimme an.
Mione riss den Kopf herum.
"Ich habe mit Harry den Brief ausgearbeitet. " sagte Ginny, prüfte Hermiones Reaktion darauf und schlich leise hinein.
Minerva nickte, dass das Ok sei.
"Und was ist schrecklich daran?" keuchte Hermione zittrig und rappelte sich etwas auf.
"Das er etwas eigenmächtig hinzugefügt hat, natürlich - so wie immer," und Ginny schüttelte den Kopf, als würde sie Harry für verrückt erklären, "ohne seinen Verstand zu gebrauchen."
"Und was bittschön? Das er alles zurücknimmt?" rief Hermione und war wieder zur Jung-Löwin geworden.
"Dann bräuchte er den Brief erst gar nicht an Severus weitergeben wollen." mahnte Ginny ihre Freundin und Hermiones Wut verrauchte etwas.
"Was Ginny, was steht denn nun drin?" hielt selbst Minerva es kaum aus, so auf die Folter gespannt zu werden.

Ginny kam langsam auf das Bett zu. "Werd' bitte nicht böse, Mione." blinzelte sie kurz.
Mione funkelte sie an, dass sie endlich mit der Sprache rausrücken sollte und sie sonst noch wütender werden würde.
Ginny rollte mit den Augen. "Das mit dem Fluch meine ich nicht. Er hat es verdient."
Minerva riss die Augen auf.
"Ist doch so." verteidigte sich Ginny. "Er hat mal eine ordentliche Gehirnwäsche gebraucht. Ich habe sogar noch Salz in die Wunde gestreut, wie der große Harry Potter der Voldemort bezwungen hat, sich so schnell überrumpeln lassen kann."
"Das hast DU ihm gesagt?" tat Mione ungläubig und auch Minerva hob beide Augenbrauen, aber mit einem feinem Grinsen, was Ginny etwas irritierte, ihre ehemalige Hauslehrerin so zu sehen.
"Ja, ich weiß, mir tat es ja auch weh, ihn da so in seinem Mitleid und der unterdrückten Wut, der Schmach und so daliegen zu sehen… doch scheint er das zu brauchen, um zu kapieren." nickte sie anerkennend, über ihre eigene Entscheidung sinnierend.
"Ihr vertragt euch aber wieder." meinte Hermione besorgt.
"Haben wir bereits." winkte Ginny gelassen ab.
"Oh…" murmelte sie darauf.
Die beiden schienen ein seltsames Paar zu sein. Mione kam zum Thema zurück. "Also, was hat er geschrieben?"
Ginny wusste nicht ob sie jetzt traurig sein oder lachen sollte. "Er hat noch hinzugefügt, dass du Snape liebst." war es aus ihr heraus.

Mione fiel in die Kissen, zog die Bettdecke über sich und murmelte immer nur. "Nein, nein… bitte lass' das nicht wahr sein, bitte nicht." Minerva saß da und wusste nicht wie sie einigermaßen neutral bleiben konnte.
Dennoch tätschelte sie sanft Hermiones Schulter.
Ginny blickte Minerva an. "Ist doch so."
Diese nickte nur und es war für sie schwer, ein Lachen zu unterdrücken. 'Junge Liebe, was für Höhen und Tiefen…'
"Das ist doch nicht schlimm, oder, Professor?" fragte Ginny vorsichtig.
"Nein, ganz und gar nicht." beschwichtige Minerva mit schmalen Lippen etwas überanstrengt. Noch immer musste sie ein breites Grinsen unterdrücken - vielmehr schon ein Aufjubeln.
"Er würde ihr Schwiegersohn oder so ähnlich werden." meinte Ginny gewichtig und sprach das aus, was Minerva eigentlich definitiv der kleinen Weasley verschweigen wollte.
Doch die Weasleys - zumindest die Frauen in dieser Familie - hatten schon immer ein gewisses Feingefühl für die Beziehungen anderer, die sie untereinander verheimlichten. Nur bezog sich das Feingefühl nicht auf Verschwiegenheit, sondern reale Konfrontation mit den vermeintlichen Tatsachen.
"Ich glaube das beschreibt das Verhältnis das Severus und ich zueinander haben sehr gut." nickte sie mit Perlmutt aufblitzenden Augen.
Ginny lachte. "Oh Mann, was für eine Familie und ich dachte schon unsere ist schräg."
Mione hatte die Bettdecke wieder hierunter gezogen. "Ihr macht euch darüber auch noch lustig?" fragte sie vollkommen verständnislos.
"Nein, tun wir nicht." meinte Ginny geschwind und Minerva nickte nur heftig mit sehr, sehr schmalen Lippen und warmen Augenglanz.

oOo

Die Nacht war für Harry grausam. Es keimten alte Erinnerungen auf, wie er nach manchem Quidditchspiel hier gelegen hatte. Doch die deutlichste war, die aus dem ersten Schuljahr, als er aufwachte und Dumbledore bereits wieder gegangen und dann Hermione und Ron ihn besuchten. Damals hatte er beiden erklärt, was sie nicht verstanden hatten - warum Dumbledore es zugelassen hatte sich in Gefahr zu begeben. 'Ich glaube, er wollte mir eine Chance geben. Er weiß wohl mehr oder weniger alles, was hier vor sich geht. Ich wette, er hat recht gut geahnt, was wir vorhatten, und anstatt uns aufzuhalten, hat er uns gerade genug beigebracht, um uns zu helfen.' hallten seine eigenen Worte in ihm wider. Das war es, was er verloren hatte, das auch er andere einfach gehen ließ, wenn sie es wollten. Von anderen verlangte er dies, sich ihm genau so gegenüber zu verhalten. Doch selbst gestand er es anderen nicht ein.

Harry drehte sich auf die Seite und dachte daran, wie weit dies geführt hatte. Hermione musste wohl gedacht haben, dass er wieder alles daran setzen würde, dass die beiden nicht zusammenfanden. "Denkt sie so schlecht von mir?" murmelte er leise.
"Ja, leider." sagte Minerva ruhig und setzte sich zu ihm aufs Bett. "Ich komme gerade von ihr." meinte sie und Harry drehte sich um. "Wie geht es deiner Rippe?" fragte sie.
"Poppy hat sie gerichtet und sie wächst über Nacht zusammen. Ich kenne das, ist nicht meine erste." gab er an.
Minerva nickte milde. "Ich möchte dich gern um etwas bitten, Harry." fing sie ruhig an.
"Ja?" fragte er.
Minerva hatte ihre Hände in den Schoß gelegt und beschaute ihre Fingernägel, bevor sie durch ihre quadratischen Brillengläser hindurch einen recht neutralen Blick aufgesetzt hatte. "Ich weiß, dass es immer wieder zum Streit zwischen euch beiden kommt, wenn ihr aufeinander trefft. Doch vielleicht sind Worte nicht genug, um es zu kitten. Noch immer steht das Denkarium von Albus im Schulleiterbüro. Es ist dort gut versteckt. Ich denke, du weißt genau wo."
Er nickte.
Sie stand auf, klopfte ihm leicht auf die Schulter. "Gute Nacht." und war bereits ein paar Schritte gegangen.

Harry schaute hinterher. Nie hatte er seine ehemalige Lehrerin so grübelnd erlebt. Es tat ihm weh, dass er erst jetzt erkannte, wie sehr Hermione ihr wirklich ans Herz gewachsen war und sie wohl mit eine wichtige Rolle in Hermiones Leben spielte. Vor allem gerade jetzt, wo Hermione ihre Eltern verloren hatte und mit den Nachwirkungen des Krieges und dem Verlust vieler Freunde und Bekannter klarkommen musste. Jeder Mensch brauchte einen Halt und einen Ort, wohin er sich flüchten konnte, um sich geborgen zu fühlen. Harry wusste dies, wie es war seine Eltern zu verlieren und dass er später in den Weasleys eine Familie gefunden hatte, die er durch seine Familie nennen konnte. Nur hatte Harry seine Eltern nie persönlich gekannt. Wie schwer musste es da sein, wenn man einst glücklich war und dann alles zerbrach. Bei den Dursleys hatte er nie das Gefühl von Familie - es war eine Katastrophe bei ihnen zu sein - und war froh gewesen ihnen endgültig den Rücken zu zukehren.

Ihm kam die Erinnerung wieder, die Nevan geseufzt hatte, als er allein mit ihm auf Poppy wartete. "Was bedeutete das Murmeln von Professor Nevan, dass die vierte Kristallkugel wohl nie ihren Besitzer erlangen wird? Was sind das für Kugeln? Wozu vier, hat das eine besondere Bedeutung?" fragte er und Minerva drehte sich um.
"Drei sind vergeben - bilden eine Familie, auch wenn diese drei Menschen nicht miteinander blutsverwandt sind. Die vierte ist für den, von dem wir hofften, ihn vom Dunkel ins Licht zu führen." und sie schloss die Flügeltüren leise hinter sich.
'Oh Mann, wenn sie Schulleiter werden, werden sie wohl alle schrullig.' dachte er mit Fragezeichen im Gesicht und legte den Kopf wieder auf das Kissen.
Harry grübelte und schlief irgendwann ein. Seine Träume waren seltsam.


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg