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Fanfiction

Per Aspera Ad Astra - Das Auge sieht, was es sucht

von NoctiVagux

Per Aspera Ad Astra
oOooOooOo

Per Aspera Ad Astra
--- 14. Das Auge sieht, was es sucht ---
im April 1999


Hermione hatte mit den diversen Aufgaben in Hogwarts - das Lernen für das siebte Schuljahr war ihr ein Leichtes - genügend Zufluchtsmöglichkeiten, sich von all den Ängsten nicht mehr zu sehr einvernehmen zu lassen. In Ginny und Nevan hatte sie zwei Menschen gefunden, mit denen sie ab und zu einmal über Privates redete und ihnen einen kleinen Einblick in ihre aufgewühlte Gefühlswelt gab. Mit Minerva besprach sie nur Alltägliches. Dennoch vermochte sie bis heute nicht jenes Thema anzusprechen, das sie ganz tief im Inneren berührte - Ron und Severus Snape. Die Konstellation war das Verworrene daran und auch manch anderer Zusammenhang damit.

Zwar hatte Hermione Ginny eingestanden, dass sie in Snape mehr oder weniger verliebt sei, doch schien es nur eine Art Sympathie zu sein. Eine respektvolle, aus der sich vielleicht mehr entwickeln könnte. Ginny wartete daher bis heute vergebens darauf, dass Hermione sich dem endlich stellte und sagte, was sie nun ganz genau für Snape empfand und dabei konnte Ron nicht außen vor gelassen werden. Denn solange Hermione nicht wirklich dazu bereit war, den Tod Rons nicht als ihre Schuld anzusehen, konnte sie auch nicht frei über ihre Gefühle zu Severus Snape verfügen und diese genauer definieren.

Noch immer stellte Hermione Vergleiche an, warum sie Snape retten konnte und Ron nicht. Warum sie einst geglaubt hatte Ron zu heiraten und nun Snape als eine Art logischen Ersatz annehmen würde. Hermione versuchte mit allen Mitteln Ron eine gewisse 'letzte Ehre' zu erweisen, indem sie ihn einfach nicht losließ und somit das Verhältnis ihrer Emotionen und Gedanken zu Severus weiterhin blockiert waren.

Und dann waren da noch die Entfremdung von ihrer Familie und der Konflikt, wie nah sie Nevan und vielleicht auch Minerva an sich heranlassen würde. Sie wusste nicht, ob sie jemals behaupten könnte, dass Nevan für sie ein Vater sei, oder Minerva eine Mutter, denn es bedeutete, dass sie ihre richtigen Eltern für immer aufgeben würde. Soweit war sie noch nicht, wenngleich ihr das besondere Verhältnis zu Nevan ausgesprochen gut tat. Das bemerkte sogar sie.

oOo

Ginny hatte mit der Aufgabe George zu unterstützen, dem innigen Bande mit ihrer Familie und durch die Verlobung mit Harry - gleich im Sommer nach der finalen Schlacht - auch ihren Halt gefunden. Wenngleich sie und Harry in letzter Zeit des Öfteren einen bitteren Streit geführt hatten, stand es für beide außer Frage, dass Worte wie Trennung und Entlobung zur Debatte standen. Es gab halt nicht nur rosige Zeiten und wer kein Risiko eingeht, kann auch keine Chance erhalten, alles wieder ins Lot zu bringen. Hier in der Schule hatte sie viele Freunde mit denen sie letztes Schuljahr Seite an Seite gekämpft hatte - so zum Beispiel Neville oder eben Hermione, mit der sie sich ein Zimmer teilen durfte, und Draco hatte sie akzeptiert.

Da jeder wusste wer Hermione und Ginny waren, fielen die anderen Mädchen entweder in Scharen über sie her, um etwas über Harry zu erfahren oder warfen beiden bitterböse neidische Blicke zu. In ihrem gemeinsamen Zimmer hatten sie Ruhe vor dieser Meute kichernder Mädchen.

Neville war mittlerweile in Kräuterkunde ein Ass. Madame Sprout, die an den sonnenbeschienen Tagen mal ab und zu eine Verschnaufpause in den brütend warmen Gewächshäusern brauchte und aus diesen dann regelrecht floh, übernahm er gern ihren Unterricht. Für das letzte Trimester - nach Ostern würde es beginnen - hatte man ihm sogar angeboten, dass er die ersten drei Klassenstufen komplett übernehmen dürfte. Er nahm es an, denn es war einerseits die beste Prüfungsvorbereitung für die Abschlussprüfung durch die Praxis, andererseits hatte er durch die nunmehr fehlenden Kräuterkundestunden - Madame Sprout wusste nicht mehr, was dem wissbegierigen Burschen beibringen sollte - Zeit andere Fächer zu lernen. Zudem, die Klassenstufen waren von der Schülerzahl recht klein und meist unterrichtete man aufgrund der geringen Anzahl einen Jahrgang komplett in einem Fach. Die Lehrer liebten im Moment ihre neuen Freiheiten und konnten sich eher und mehr auf eigene wissenschaftliche Interessen konzentrieren.

Jeder hatte also seine Nische gefunden und tief in den Kerkern hatte einer seine kleine Nische im Dunkeln und kaltfeuchter Düsternis aufgeschlagen, abgeschottet von der gesamten Welt - Severus Snape.

oOo

Heute war der erste Tag im April - Gründonnerstag und viele Schüler fuhren mit dem Hogwarts-Express nach Hause. Zwar waren seit Anfang der Woche bereits Ferien gewesen, doch einige waren noch ein paar Tage geblieben, um wenigstens etwas für die kommenden Abschlussprüfungen zu tun, die in zwei Monaten vor der Tür standen.

Hermione hatte die meiste Zeit in dieser Woche in ihrem kleinen Zimmer über Georges Laden zugebracht. Sie hatte nach dem Gespräch mit Harry, Ginnys Vorschlag George zu heiraten und dem imaginären Thema Ersatzeltern, etwas Abstand gebraucht. Der Ruf nach Selbstständigkeit in Form einer kleinen Wohnung war ihr da genau recht. Wenngleich sie nur einen Katzensprung von Hogwarts entfernt war - es war ihr eigenes kleines Reich.

Hermione hatte die Einladung der Weasleys über die Ostertage bei ihnen zu verbringen angenommen und dass sie heute mit Ginny in den Fuchsbau reisen würde und wollte sich von George verabschieden.
"Guten Morgen." meinte George und drehte das Schild an der Ladentür mit einem Schlenker seines Zauberstabes um, dass sie jetzt geöffnet hatten.
"Morgen." klang Hermione hundemüde.
George blickte heimlich zu ihr. Er wusste, dass sie die gesamte Zeit gelernt hatte und bereits jetzt die Prüfungen mit Belobigung bestehen könnte. Sie bemerkte es und lächelte matt.
"Wir werden einen Weg finden, dass du Großbritannien nicht verlassen musst, Mione." sagte er tröstend.
"Ja, ich weiß."
George ging zu ihr hinüber. "Einen Tee?" und nickte nach hinten in das kleine Büro mit Küchennische.
"Gern." gab sie an und war froh, dass er kein Mann war, der dieses Thema auf die Goldwaage legte, sondern damit ganz natürlich umzugehen wusste.

"Möchtest du das überhaupt?" fragte er und drei Stück Zucker plumpsten in seine Teetasse.
"Was?" fragte sie und hatte den Zuckerstückchen zugesehen, wie sie sich auflösten.
"Heiraten." sagte er schlicht.
"Nun ja, wenn ich dadurch hier bleiben kann… Doch… Was ist mit dir?"
Er nickte und versank mit seinem Blick gedankenverloren in seiner Tasse. "Ich weiß, dass es nicht einfach ist oder werden wird - was auch immer… Nur, dass ich nicht möchte, dass du dabei unglücklich bist."
Hermione hatte das Wort Ron bereits auf den Lippen und George schien seinen Namen imaginär auf ihrer Stirn zu sehen.
"Und ich denke keineswegs, dass es etwas mit Ron zu tun hat." sprach er leise.
Hermione hatte George nie ernst gesehen. Er war stets neckend und vom Schabernack durchtrieben gewesen, bis Fred gestorben war und ab da war auch ein Teil von ihm mit fort gegangen.
Hermione blickte zu ihm auf. "Ich… ich werde es bedenken."
Er nickte. "Gut."
"Ähm, wenn ich weg bin, könntest du dich um meine Post kümmern?" fragte sie.
"Ja, gern. Die Adresse hier ist ja noch immer deine Offizielle."
"Ja, das ist sie." lächelte sie offen. Sie stand auf und drehte sich um. "Was die Trankzutaten betrifft…"
"Das hast du mir vorgestern vorgebetet und gestern und… Ich weiß wie ich sie prüfen muss. Keine Bange, wenn ich meine Werkstoffe auf Qualität prüfe, dann nehme ich leicht abgewandelte Zauber, die du entwickelt hast."
"Echt?" fragte sie und er nickte.
"Warum sollte ich mir einen Kopf machen, wenn es bereits ein anderer getan hat. Das ist doch nicht schlimm, oder?" fragte er und hatte doch wieder ein klein wenig dieses spitzbübische Aufblitzen in seinen Augen.
"Nein, ganz und gar nicht." Sie ging lächelnd nach Hogwarts zurück, denn sie wollte mit Ginny gemeinsam in den Fuchsbau reisen.

oOo

Alles war vorbereitet. Ginny war bepackt wie ein Esel und Hermione hatte nur eine kleine Tasche dabei, denn sie wollte bei den Weasleys nur kurz vorbei schauen. Ostersonntag noch würde sie wieder nach Hogsmeade zurückkehren. Beide standen vor dem Eingangsportal und warteten auf Neville - der sie bis zu den Toren Hogwarts begleiten wollte, um dann nach Hogsmeade in Richtung 'Drei Besen' abzubiegen - aber er ganz plötzlich umdrehte und unbedingt etwas aus den Gewächshäusern mitnehmen wollte, bevor er abreiste.

Hermione hielt inne, denn als sie ihre Schulleiterin sah, bemerkte sie, dass sie Jemanden, ja ganz beinahe völlig vergessen hätte. "Minerva?" fragte sie, als sie gerade aus dem Portal schritt und auf dem Wege zu Hagrids Hütte war.
"Ja?" drehte sie sich in Hermiones Richtung und ging auf sie zu, Hermione ihr etwas entgegen.
"Wer wird in den Ferien eigentlich Professor Snapes Bestellungen für seine Forschungen entgegen nehmen? George übernimmt ja nur die Qualitätskontrolle."
"Hagrid macht das dann." sagte sie.
"Ja, natürlich." murmelte sie und Minerva betrachtete sich Hermione genauer.
Noch wusste die junge Gryffindor nicht, wie stolz die Schulleiterin auf die Kleine war, dass sie es geschafft hatte, dass Severus so einiges medizinisches Ãœbel erspart blieb. Sie rieb Hermiones Oberarm.
"Hagrid gibt sich die größte Mühe, dass nichts mit den Zutaten passiert, ganz sicher. Außerdem prüft George die Ware in der Apotheke, bevor Hagrid sie dann abholen kann. Es ist alles in perfekter und gut organisierter Ordnung, Hermione." lächelte die Direktorin.

Sie nickte nur und verstand den kleinen amüsierten Seitenhieb auf ihren Perfektionismus. Sie wollte bereits gehen, weil Ginny drängelte und dies durch ihr hin und her tänzeln von einem Bein aufs andere zur Schau stellte. Doch drehte sie sich um. "Minerva, bitte versucht mit Professor Snape klarzukommen." bat sie und die Schulleiterin war ersichtlich überrascht, dass Hermione sich an sie wendete und nicht an Nevan.
"Hast du eine Minute?" fragte Minerva leiser.
"Ginny, warte noch. Ich bin gleich da." rief sie zu ihrer Freundin, die den Kopf hochriss und nur ganz langsam nickte.
"Klar doch, Mione. Nev ist eh noch nicht in Sicht." und Ginny pflanze sich auf ihren Koffer. 'Na endlich reden die auch mal miteinander.' freute sie sich erleichtert und schielte zu beiden herüber wie sie einen Spaziergang über die Wiese machten.

Minerva ging ein paar Schritte. Sie genoss dabei die ersten wärmeren Sonnenstrahlen dieses Jahres und dass sich langsam vom Winter erholende Gras unter ihren Füßen, versuchte sein grünes Kleid zu erneuern. Ein paar Gänseblümchen blühten hie und da. Hermione blickte den Hang hinab, der zum See führte. Ganz nach rechts wollte sie nicht schauen, jenem Ort, wo Ron gestorben war.

"Wenn Severus dich nicht akzeptiert hätte, dann wären heute Heiler Kilgore und ein Medi-Zauberer aus St Mungos hier erschienen, um ihn in eine Heilanstalt für psychisch Gestörte einzuliefern." sagte Minerva ruhig und schaute nun auch in die Landschaft hinein und sich dann umdrehte.
Hermione bemerkte, wie Minerva stehen geblieben war und ihre Augen auf der jungen Gryffindor ruhten. Ihr Blick war dabei seltsam gelassen und so hielt auch sie inne.
"War es so schlimm? Er machte eher den ganz alten, gewöhnlichen Eindruck. Zuvor einen eher ruhigen und entspannten…" fragte Hermione vorsichtig und wusste wieder einmal nicht, ob sie nun ihrer Wahrnehmung vertrauen konnte oder nicht.
"Ja, das war es." gestand Minerva sorgenvoll und erleichtert zugleich, dass Severus Abreise und Einweisung abgewendet werden konnte.

Selten war Hermione Minerva McGonagall so offen und menschlich begegnet. Es gab ihr innerlich einen kleinen Anstoß, selbst offen zu sein und wenn es allein nur aus Gerechtigkeit ihrer Lehrerin gegenüber war. "Nun, er…" Hermione suchte in der erwachten Natur nach den richtigen Worten, "Professor Snape hatte die Tür zur Vorratskammer aufgerissen, mich angesehen, als wäre ich seine Nemesis oder auch nur ein Eindringling - sein Blick war wie eine Prüfung und Feststellung zugleich und beides wollte er nicht haben - und schlug sie wieder zu. Dann herrschte lange Zeit Ruhe und ganz plötzlich gab es einen Hieb auf die Tür und als ich mich hinaus traute, pinnte ein Zettel mit einem silbernen Schneidemesser daran. Ich weiß nicht, ob man das als Akzeptieren bezeichnen könnte." erzählte Hermione wie Snape wirklich auf Hermione reagiert hatte.
"Er hat dich wenigstens nicht persönlich angegriffen." lächelte Minerva erleichtert und selbst verletzt zugleich schauten ihre Augen eher trübe drein.
Hermione suchte Minervas Blick. "Und Du? Wie geht dir? Er hat dich immerhin verletzt. Nevan hat es mir erzählt. Er war sehr besorgt um dich." und ihr fiel es schwer offen über private Gefühle mit ihrer einstigen Löwin-Mutter zu reden. Zudem hatte sie endlich das 'Du' so akzeptierend ausgesprochen und hier benutzt, was Hermione ein komisches Kribbeln bescherte, aber ein gutes. Denn das war hier nicht Minervas abgeschottetes Büro oder Nevans Wohnzimmer.
Minerva sog scharf die Luft ein und Hermione glaubte, dass sogleich die Schulleiterin sprechen würde. Auch Minerva hatte das 'Du', gesprochen im ganz persönlichen, nur allzu deutlich vernommen.
"Es war nicht einfach." gestand Minerva offen ein und ihr Gesicht verließ endgültig die Strenge und Zurückhaltung der Schulleiterin. Nur ihre quadratische Brille erinnerte Hermione stetig daran, dass es eben die gestrenge Frau war, die kein Unrecht zuließ.
Sie blickte sich um, sah eine kleine Bank an einem der Gewächshäuser und lud Hermione ein, sich doch zu setzen. Minerva brauchte ein klein wenig Schutz.

Beide nahmen auf der von der Sonne angewärmten Bank Platz. Minerva rieb sich die Oberschenkel, bedachte Hermione mit einem kurzen Blick und nahm schließlich ihre Brille ab. Ein seltenes Bild bot sich Hermione und eines, das Minerva zum ersten Mal richtig menschlich wirken ließ. Denn ohne Strenge, ohne die ehrfürchtig respektvolle Erscheinung, saß hier und jetzt eine Frau, die auch ihre Sorgen und Ängste hatte - dennoch immer elegant wirkend. "Ich war sehr aufgelöst und verletzt. Ich kenne Severus seitdem er Hogwarts als Elfjähriger betreten hatte und er war stets ein Außenseiter und suchte sich leider Freunde, die ihm nicht gut taten, aber er von ihnen und ihrer Einstellung fasziniert war."
Hermione fiel auf, dass Minervas Beziehung zu Severus, weitaus tiefer gehen musste, wenn sie so weit ausholte. Viele Lehrer kannten sich oberflächlich - mal wusste man von anderen hier etwas Privates, mal erzählte da jemand dort etwas Neues. Doch da Minerva stets an der Seite Dumbledores war - egal ob als seine Stellvertreterin oder loyale Freundin - so kannte sie Severus unter der Belegschaft mit am Besten.
"Es ist immer traurig mit ansehen zu müssen, wie kluge Köpfe sich auf dunkle Pfade begeben. Doch wo hört das Lehrersein auf und wo fängt die Einmischung an? Ich war Gryffindor, Horace Slughorn damals der Hauslehrer Slytherins. Er hatte nie einen Sinn für rechtschaffende Erziehung, aber wohl für vorteilhafte Geschäftsbeziehungen. Er nutzte die Jungen und Mädchen aus, indem er ihnen etwas Ruhm und Einzigartigkeit durch seinen Slugh-Klub verschaffte. Dennoch heimste er die Lorbeeren ein. Nie redet ein Hauslehrer dem anderen in seine Methoden hinein. Slytherin bleibt Slytherin und Gryffindor eben Gryffindor - so war die Regel."

Sie beugte sich etwas vor, drehte ihre Brille in ihrer Hand hin und her. "Kinder sind naiv. Sie glauben schnell viel und alles, wenn man nur weiß, was sie begeistert. Severus war nicht anders und es war sein Untergang. Später als Albus ihn als Lehrer nach Hogwarts zurückbringen wollte und dies auf der Lehrerkonferenz berichtete, war ich zu anfangs auf Albus sauer. Ich konnte nicht fassen, dass er einen Todesser einstellte, der auch noch die Verantwortung übertragen bekommen hatte, einem Haus vorzustehen, nicht nur für ein paar Stunden zu lehren."

Minerva begann - sich erinnernd - zu Lächeln. "Doch wollte ich mich nicht einvernehmen lassen und übte mich in strenger Toleranz. Ich wartete bis ich Severus persönlich sah. Er schien gebrochen zu sein und dennoch war da etwas in ihm. Etwas, was er bald lernte zu verstecken. Er war nicht mehr der kleine schüchterne Junge, sondern versteckte seine Unsicherheiten hinter Zynismus und boshafter Arroganz - seinem Schutzschild - und es schien zu wirken. Es war seine Methode sich irgendwie zwanghaft den Respekt zu verschaffen, den man ihm all die Jahre nicht geschenkt hatte."

Minerva seufzte laut auf. "Als ich Severus zu Weihnachten sah, sein Blick… war er nur noch ein Schatten seiner Selbst. Wo einst immer noch ab und zu wenigstens einmal, dieser Lebensfunke war, war nichts mehr davon übrig. So als sei er damals in der Hütte gestorben, für immer. Das er handgreiflich wurde, nun ja, es war seine Art, mich davon abzuhalten, dass ich mich ihm näherte. Er hatte erkannt, dass ich noch sehr genau weiß, wie schwer ihm Lilys Tod damals gefallen war. Albus kam damals - kurz nach Severus Einstellung als Lehrer - öfters übermüdet aus den Kerkern zum Frühstück in der Großen Halle an und ich wusste, dass er die gesamte Nacht über versucht hatte Severus aufzubauen, weiterzumachen… und er endlich und für immer die Gedanken aufgeben müsse, diese an ein schnelles Ende seines Lebens zu verschwenden. Er erinnerte ihn stets an den Eid, den Severus ihm geschworen hatte, denn anders konnte er zu Severus nicht durchdringen."

Sie blickte betrübt auf das satte Grün am Boden. "Es fiel Albus schwer, Severus gerade mit dieser Last des Schwures, bei der Stange zu halten. Doch sollte er auch für seinen Fehlgang der letzten beiden Jahre sühnen. Albus hatte nie darüber gesprochen und ich sprach ihn nicht darauf an. Doch wenn man so viele Jahre mit all diesen Menschen unter einem Dach lebt, da entsteht auch so etwas wie Familie. Ich weiß nicht, ob Albus wusste, dass ich ebenfalls ein guter Legilimentiker bin. Ich denke ja, er wusste es durchaus. Doch wie er eben war, überließ er es jedem selbst, wie weit er sich hinauswagte… die Entscheidungen selbst traf."

Hermione lauschte gespannt und Minerva schenkte ihr einen wissenden Blick. "Als ich erfuhr, dass Harry in der Nähe sei, ganz nah an Hogwarts, musste etwas geschehen. Ich bemerkte wie Severus nervös wurde. Er dachte nur noch an seine Aufgabe und irgendwie musste er zu Voldemort gelangen. Mein Vorgehen war nicht sehr edel und als ich… zuerst wie viele auch dachte, er sei in der Hütte diesen sinnlosen Tod gestorben…"

Ihr versagte die Stimme. Hermione ergriff ihre Hand und versuchte sie irgendwie zu trösten. Minerva schluckte und sog die Luft scharf ein. Vor ihrem geistigen Augen spielten die Erinnerungen ihren Gefühlen Streiche, als wäre das alles erst gestern passiert. Doch Minerva fasste sich wieder rasch.

"Und es gelang Severus auch", fuhr sie an ganz anderer Stelle fort, "indem er sich in die Materie der Zaubertränke so sehr vertiefte und darin bald ein Meister wurde. Nur eines machte ihn immer nervös - das Lob der anderen Tränkemeister. Er wurde nie an einer Zunftschule ausgebildet und so glaubte er stets härter arbeiten zu müssen, um sich zu beweisen und dachte, er wäre nicht gut genug. In seinem Inneren hingegen, trotz dieser Selbstzweifel, redete er sich heimlich Großes ein - zu Recht. Wie du siehst, ist erst vor ein paar Monaten überhaupt sein allererster Artikel in 'Zaubertränke Heute' erschienen. Sehr seltsam, wenn man bedenkt, wie er doch sonst immer hinter einem Merlin-Orden Erster Klasse her war."

Wieder blickte die Ältere Gryffindor seitlich kurz zu Hermione. "Ich denke", kam Minerva zum eigentlichen Thema Hermiones zurück, "er wollte, dass ich nicht Gleiches tat, wie Albus damals, der ihm in seinen schweren Zeiten zur Seite gestanden hatte. Es muss für einen jungen Mann wie Severus sehr schwer sein - der früher stets als Schwächling bezeichnet wurde -, nun nach so vielen Jahren wieder, in diese für ihn schreckliche Welt einzutauchen. Doch wie mir scheint, möchte er es allein mit seinen Dämonen aufnehmen."

Minervas Worte sprachen eine tiefe Wahrheit aus, die Hermione erschauderte. "Weißt du, Hermione, ich habe Severus diese Sticheleien all die Jahre über immer gern verpasst - dieser Häuserkampf - der zwischen uns war. Dadurch loderte etwas Leben in ihm auf. Es ist seltsam, dass ein Slytherin so stupide kämpferisch werden kann, wie ein Gryffindor, wenn man ihn nur an der richtigen Stelle kitzelt."

Sie schmunzelte etwas.
Hermione ebenso. "Dafür haben wir Gryffindors wohl ein Händchen." gestand Hermione.
"Ja, in der Tat." griente Minerva verschmitzt, wobei Hermione mit rosa Wangen dazu nickte und beide verstanden einander.

Doch Hermione kam ein unschöner Gedanke. "Was, wenn er mich hasst, weil ich ihn gerettet habe?" fragte sie und suchte Minervas Blick, als wäre ihre Antwort, der einzige Strohhalm für sie.
Minerva sah sie eindringlich an. Sie umfasste Hermiones Hände kraftvoll mit ihren und streichelte darüber. "Denke niemals so etwas, Hermione. Niemals! Severus mag damit noch nicht klarkommen, aber er hat wohl festgestellt, dass da jemand ist, der an ihn dachte, als es darauf ankam und eine Entscheidung gefällt hat: Das er leben soll. Ich denke, das hat ihm Auftrieb und die Willenskraft geschenkt, weiterzuleben."

Hermione lächelte gebrochen, also ging Minerva noch ein Stück weiter. "Severus hatte gerade all jene Erinnerungen verloren und seinen Geist an eine Grenze gebracht, die nicht jeder Mensch einfach so überlebt. Und doch war und ist da etwas gewesen, dass ihm mit einem Male dazu bewegte, es zu versuchen und er hatte es geschafft. Lily hatte ihn damals aufgegeben, zu Recht. Du Hermione hast ihm eine zweite Chance gegeben."
Hermione seufzte und schüttelte den Kopf. "Nein, das war Albus."
Minerva hob eine Augenbraue. "Nein, Albus nutzte Severus Verletztheit aus, um ihn für sich zu gewinnen. Ich weiß, dass ich Albus immer vertraut habe, doch manchmal gingen auch unsere Meinungen auseinander. Als ich anfang eures eigentlichen siebten Schuljahres in Albus Büro schlich, unterhielt er sich gerade mit Severus, der gerade sein Amt angetreten hatte und er kommandierte Severus herum, verwies ihn auf seinen Schwur und das er durchhalten müsse, alles nur damit Harry gewinnen konnte. Ich war schockiert, denn wieder sah ich den Elfjährigen, der verzweifelt und allein damit klarkommen musste. Er hat eine wirklich zweite Chance erst mit dem Ende des Krieges und dem Loslassen längst vergangener Erinnerungen erhalten. Er hatte stets mit diesen quälenden Erinnerungen gelebt und jetzt sind sie nicht mehr. Doch was ist jetzt? Er kann neu anfangen und hier in Hogwarts hat er wenigstens für diesen Moment ein klein wenig Alltag zurück. Ich glaubte, dass das Brauen ihn nach und nach wieder in die Bahn bringen würde und ich - auch wie Albus - ihm eine Hand reichen könnten. Meine hat er ausgeschlagen, deine nicht. Du, Hermione bist ihm da unten im Dunkel der Kerker das kleine Licht."

Schnell wendete sich Hermione von ihr ab und Minerva kam nicht umher, sie fest in ihre Arme zu schließen. Es war so brachial, was Minerva ihr da alles erzählte und es war so warm und mitfühlend, verständlich ausgesprochen. Es berührte Hermione zutiefst und traf sie an einer Stelle, wo sie jenen Punkt ihrer Fassung überschritt. Tränen bahnte sich den Weg hinauf in ihre haselnussbraunen Augen. Es war ein erleichternder Schrei ihres Herzens und ihrer Seele zugleich.
"Ich… dachte es sei immer Ron und nun… weiß ich nicht, was ich fühlen soll." heulte sich Hermione an Minervas Hals aus.
Die Ältere strich ihr sanft über den Rücken, wiegte sie in ihren Armen hin und her.
"Severus habe ich gerettet, Ron nicht." und wimmerte leise vor sich hin.
"Du bist nicht Schuld, an Rons Tod. Das ist Dolohov." sprach Minerva in Hermiones lockigen Wuschelkopf.
"Aber ich hätte ihn retten können, ich stand nur ein paar Meter daneben."
Minerva löste sich von der Kleinen aufgewühlten Person vor sich und hielt streichelnd ihre Oberarmen. "Kannst du dich denn nicht mehr daran erinnern?" fragte sie ungläubig.
"Doch…" meinte sie und Minerva schien ganz plötzlich zu verstehen.
"Hermione…" Doch sie reagierte nicht. Also nahm sie ihr Kinn in die Hand und hob ihren Kopf etwas an. "Hermione du standest unter einem Erstarrungszauber. Du hättest Ron nicht retten können. Remus hatte dies bemerkt und dich so schnell wie möglich von diesem Fluch befreit, bevor Antonin Dolohov auch dich töten konnte."
Hermione schaute Minerva mit den Augen einer Hauselfe an. "Remus…" wisperte sie.
"Es war Krieg Hermione, ein fürchterlicher und grausamer Krieg und wir - alle die leben - sollten ihrer Opfer gedenken, indem wir unser Leben glücklich fortführen und nicht in Selbstgeißelung schwere seelische Ketten anlegen." sprach Minerva mit gütigem und aufmunterndem Blick.
"Es ist so schwer." murmelte Hermione und wischte sich rasch ein paar Tränen von ihren glühenden Wangen ab. Das war alles so emotional für sie.
"Ja, es braucht seine Zeit. Doch ist da Nevan, da sind deine Freunde und auch ich bin für dich da." Wieder schloss sie die junge Frau in ihre Arme.

Minerva waren diese Worte erstaunlicherweise wie eine Selbstverständlichkeit über die Lippen gekommen. Wie lange hatte sie die Scheu davor gehabt, Hermione offen gegenüberzutreten, ohne den bürokratischen Schutz eines Schulleiterin-Titels. Sie hätte sich diese Angst erst gar nicht einreden brauchen, stellte sie fest und es war befreiend.
"Danke." brachte Hermione erleichtert heraus, als fielen all ihre Schatten der Vergangenheit von ihr ab.
"Ich danke dir, Liebes." erwiderte die Ältere sanft und strich ihr sanft eine letzte trocknende Träne aus dem Gesicht.

Dieses Mal leuchteten Hermiones haselnussbrauen Augen auf und sie umarmte Minerva, wie sie sonst immer nur Nevan umarmte. "Huch…" gab Minerva von sich und Hermione sagte: "Wir Gryffindors sind eben stürmisch." und beide lachten lauthals los.

oOo

"Es ist schön, beide so zu sehen, Nevan." sagte Sprout leise und andächtig und Neville wischte sich den Dreck aus dem Gesicht.
Auch er blickte die beiden Frauen auf der Bank an. Die Kräuterkundler waren gerade aus einem der Gewächshäuser gekommen und hatten den Zaubertrankprofessor still und stumm in Gedanken vertieft und beobachtend an einem Strauch stehen sehen. Nevan hatte dem Gespräch beider Frauen, die ihm so sehr und innig am Herzen lagen, heimlich gelauscht war einfach nur gerührt und ihm stiegen die Tränen in die Augen, was die anderen beiden neben ihm mit einem merkwürdigen Lächeln bedachten.
"Kein Wort, zu niemandem." sagte er schnell.
"Keine Angst, einen weinerlichen Slytherin kauft mir sowieso keiner ab." meinte Neville und hielt seinen Topf mit der Glimm-Stachelbeeren besonders gut fest.
Pomona seufzte. "So, ich wünsche euch schöne Ostern. Man sieht sich in ein paar Tagen." und verabschiedete sich mit erhobener Hand und einem Büschel Kräutern in dieser.
"Frohe Ostern, Sir." und auch Neville ging, um eine gelangweilte Ginny vor der Eingangstreppe aufzufinden.

"Wurde aber auch Zeit." gab Ginny an und Neville flüsterte ihr etwas ins Ohr.
"Echt? Wirklich?"
Er nickte strahlend und schaute dann ernster auf sie herab. "Aber kein Wort. Das weißt du nicht von mir, Ginny."
"Keine Bange, ich weiß schon wie es aus Mione rausbekomme, ohne dass sie es merkt. Sie steht im Fuchsbau unter meiner Kontrolle." gab sie nach alter Molly Weasley Art von sich.
"Das bezweifle ich auch nicht, wenn man in Weasleys heimischen Gefilden tagtäglich deiner Neugier ausgesetzt ist." säuselte Neville und handelte sich einen Faustschlag gegen seinen Oberarm ein.
"So denkst du von mir, du Kräuterling?" fragte sie schroff und grinste dabei.
"Nun, Freunde sind da, um auch mal die Wahrheit auszusprechen." grinste er zurück und beide warteten auf Mione und gönnten ihr die glücklichen Momente.


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