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Fanfiction

Per Aspera Ad Astra - Klärende Gespräche, Teil 2

von NoctiVagux

Per Aspera Ad Astra
oOooOooOo

Per Aspera Ad Astra
--- 11. Klärende Gespräche, Teil 2 ---
im März 1999


Harry kam nach einem vierundzwanzig Stunden Marathon in 'Krauchen durch die magischen Dungeons Londons' von der Arbeit nach Hause und konnte nicht glauben, dass die Ausbilder einen durch dreckige Löcher schickten, in denen alles Mögliche an magischen Kleinviehzeug krauchte, einem durch die Venen die Beine hinauf schlängelte und Finger anknabbern konnte. 'Überlebenstraining… die haben sie doch nicht mehr alle. Eine feuerspuckende Ratte, Abwassergeister, stechende Schleimlinge… was noch alles…?' grummelte er vor sich hin und wollte nur noch unter die Dusche und seine verschmutzten und stinkenden Kloake-Roben ausziehen.

Harry hatte bis dato nur Muggel-Abwasserkanäle gekannt und war in dem Glauben in diesen Exkurs gestartet, dass es nicht schlimmer werden könnte. Er hatte sich geirrt. Noch immer schmerzte sein Rückgrat von den Schleimschlingen, die sich so glitschig um seinen Brustkorb gespannt hatten und wie tausend feine Kakteennadeln seine Haut perforieren wollten, dass er wie eine dicke Schleimkugel sich nur noch mit letzter Mühe durch einen Zauber daraus hatte befreien können, um danach in die gelbgrünen Augen einer großen Feuerratte zu schauen, die ihm in seiner Schrecksekunde seine strubbligen Haare angesengt hatte.

Erschöpft und frisch geduscht kam er in die Küche, wo bereits Arthur und Molly gemeinsam für ein Essen für ihn und sich hantierten. Arthur las nebenher Zeitung, Molly sortierte ihren Einkauf in die Schränke, während sie das späte Mittagessen - es war Nachmittag - mit magischen Hilfsmitteln vorbereitete und Arthur dazu drängte endlich mal den Tisch zu decken. Ein Messer schnitt das Gemüse, ein Kochlöffel schaute, wie weit die Kartoffeln fertig gekocht waren. Harry wohnte während seiner Ausbildung zum Auror im Fuchsbau der Weasleys und Molly bemutterte ihn von vorn bis hinten.

"Harry, deine Post und… ein Brief von Hermione ist dabei." strahlte sie und selbst Arthur nickte zuversichtlich.
Er nahm seine Post entgegen und entdeckte Hermiones Brief. Rasch öffnete er ihn und flog mit seinen grünen Augen schnell darüber. Zuerst wollte er nicht antworten, ihre Anspielungen waren zu deutlich.
Doch Molly stand plötzlich neben ihm. "Solltet ihr beide nicht einmal miteinander reden? Über alles? Sie ist deine Freundin, Harry. Deine beste wohlgemerkt." Ihr warmer zuversichtlicher Blick drängte ihn zum Überlegen und Überdenken, dass Eis vielleicht doch zu brechen. Doch seine innere und sture Stimme brüllte 'Niemals!'.

Er war erschrocken, dass sie ihn dabei ertappt hatte, dass er genau daran dachte - weiter zu schweigen. Und dass sie wahrscheinlich wussten, was los war, ließ ihn die Schamesröte ins Gesicht steigen.
Er seufzte. "Ich weiß es nicht." gestand er schwer ein.
Für einen Moment hatte er geglaubt, dass Molly und Arthur hinter sein Geheimnis gekommen waren. Doch bezogen sich Mollys Worte eher darauf, dass Harry mit Hermione wohl den Kontakt scheute, weil sie Snape gerettet hatte, Ron nicht und Harry die Liebe seiner Mutter für sich allein beanspruchen wollte.

"Du weißt, dass wir hier alle unter einem Dach leben und auch so manchen Streit miterleben." Arthur klopfte ihm auf die Schulter. "Es ist ihr Leben, ihre Entscheidung und du solltest dich einfach damit abfinden, dass sie Snape das Leben gerettet hat. Das sie ihn ablehnte nun ja… Sie wird mit Sicherheit… Ist das fair?" blickte er ihn eindringlich an, als ahne auch Arthur etwas.
"Sie hätte auswandern müssen und warum sympathisiert hier jeder mit Snape? Er hat sie nicht verdient!" sagte Harry schnell und eifrig.
"Harry, sie war sich der Konsequenzen bewusst, als sie sich auf die Liste der Heiratswilligen hatte setzen lassen. Warum sie jedoch den einzigen nicht wählte, der noch einigermaßen menschlich akzeptabel ist…? Außerdem ist sie mit ihren Eltern in Streit auseinander gegangen." versuchte Arthur ihm etwas Vernunft zu zeigen.

Harry schaute auf. Er wusste nicht was er denken sollte, dass man Snape als 'akzeptabel' sah, schluckte er hinunter. Er wusste, dass Molly und Arthur Snapes Arbeit für den Orden anrechneten, und er ihre Meinung dazu nicht ändern könnte. "Wie schlimm ist es? Ich wollte Mione damals nicht danach fragen, als ich sie bei ihren Eltern besucht hatte und zu Weihnachten, da wollte sie ja gar nicht erst hier bleiben. Ich hatte da so etwas im Gefühl, dass es nicht mehr so war wie früher." blickte er besorgt zu den beiden Weasleys.
Molly blickte Arthur kurz an. "Ich habe mal mit Minerva gesprochen, als ich sie zufällig in der Winkelgasse getroffen hatte. Sie sehen Hermione nicht länger als ihre Tochter an. Doch mehr wusste sie nicht." gestand sie ihm.
"Sie sind wieder nach Australien ausgewandert." gab Arthur hinzu. "Ginny hatte es mal erwähnt."
"Ginny!" kam es bitter von Harry. Da hatte seine Verlobte ihm doch glatt verschwiegen.

Arthurs Miene wurde ernster. "Harry, du hast mit deinem Verhalten, so ungern ich das jetzt auch sage, vielen Menschen vor den Kopf gestoßen, ohne dass diese Personen dir wirklich Böses wollten. Ich weiß nicht genau, was da alles vorgefallen ist… Doch scheint es mir, dass dein Anteil an dem Scheitern der Ehe von Severus und Hermione sehr groß ist. Du weißt, dass Kingsley eine Untersuchung anberaumt hat, oder?" mahnte Arthur sanft.
Harry herrschte hoch. Diese Wendung des Gesprächs missfiel ihm. Arthur glaubte doch nicht wirklich, dass Snape und… und was sollte das überhaupt mit der Untersuchung als nächsten Satz? Das war für Harry zu viel. "Ihr denkt doch nicht, dass etwa ich etwas damit zu tun habe?" schrie er empört.
Molly seufzte. "Zumindest hat deine stete Abneigung gegenüber Severus, Hermione dazu bewogen ihm abzusagen. Sie weiß selbst nicht was sie denken oder fühlen soll. Das habe ich als Frau tief im Gefühl. Ron starb, Snape lebt - und du hast es ihr indirekt unter die Nase gerieben." und blickte ihren Mann mit Strenge an, dass er hätte das Thema nicht SO auf den Tisch hätte bringen sollen.
"Habe ich nicht!" keifte Harry.
"Harry, ich habe es selbst gehört, nach den Verhandlungen, als du Hermione angesehen hast, als wäre sie nicht bei Verstand, nur weil sie Severus gelobt hatte."
"Na und? Wie kann man sein übelgelauntes Benehmen auf einmal auch nur schönreden. Und warum hat mir damals keiner gesagt, dass er noch lebt?" verteidigte er sich.
"Da ist nichts schön geredet worden. Du hast ihr gesagt, dass du es nicht fassen kannst, einem Mann im Gerichtssaal Zuspruch zu geben, vor dem Ron jahrelang gezittert hat und so seinen Tod jetzt ehrst. Ist es da so unverständlich, dass Kingsley es vorzog, dir nicht zu sagen, wie es um Snapes wirklich stand?" war Molly dazwischen gegangen und blitzte Harry mit einem sehr unfassbaren an.
Harry bekam riesige Augen. "Ist doch so." Blieb er stur wie ein Thestral.

Molly und Arthur schüttelten den Kopf. "Ab diesem Tag, war der Kontakt von Hermione zu dir komischerweise so gut wie abgebrochen. Es war das I-Tüpfelchen, nachdem du sie schon auf der Beerdigung zurecht weisen wolltest." meinte Arthur dazu recht streng.
Harry schnappte nach Luft.
"Und…" er blickte zu Molly, als bräuchte er eine Erlaubnis von seiner Frau, "Ich wollte Severus einmal im Krankenhaus besuchen. Cassius Crawfurd - Severus Arzt und Betreuer damals - hatte es mir in der Mittagspause erzählt, dass er im St Mungos aufgewacht sei. Ich war gerade auf dem Weg zu ihm, als du fuchsteufelswild herausgekommen bist." Ich hatte mich mit Crawfurd gerade über die Sicherheitsvorkehrungen unterhalten.
"Deshalb bin ich verdächtig?" rief er laut aus.
"Nein, doch Shaklebolt meinte, dass Severus sich heimlich freute, als er den Antrag an Hermione abgeschickt hatte. Er war ganz aus dem Häuschen, so sagte es auch der Medi-Zauberer Crawfurd und das will schon etwas heißen. Denn Severus war im Krankenhaus eher als ruhig und unscheinbar bekannt, bis auf wenige extreme Albträume, in denen er die halbe Belegschaft auf Trab gehalten hatte."
"Wer weiß, was er sich von der Verbindung versprochen hatte und Albträume…" blaffte Harry laut aus seinen Lungen, "die hat er verdient. Mir hat er schließlich auch welche beschert."
"Harry, Kingsley sagte auch, dass Hermione bei ihm im Zaubereibüro war, nicht nur einmal, und sie beide ein stilles Abkommen getroffen hatten… Sie hatte sich für Snape entschieden und sogar den Antrag bei Kingsleys persönlich abgeholt." versicherte das Weasley Oberhaupt dem jungen Mann, dass dieser sich um Kopf und Kragen redete.
"Dann hat sie eben seinen Namen doch nicht eingesetzt…" knurrte Harry auf verlorenen Posten.
"Leider sind die Formulare so erstellt, dass der Name nicht mehr zu löschen ist - seiner stand bereits darauf. Und warum bitteschön hast du ihm die Absage Hermiones übermittelt?" zog Arthur seine buschig rote Augenbraue nach oben.
Harry schaute den Fußboden an.
"Harry, Mrs Eldowney wurde das Gedächtnis gelöscht… Das sind schwerwiegende Vergehen. Das wird geahndet." seufzte sein zukünftiger Schwiegervater schwer.

Molly meinte, dass dieses Verhör endlich zu Ende sein sollte, denn Harry war von seiner Zornesröte jetzt etwas blasser geworden.

"Hattest du Hermione denn mal darauf angesprochen, was ihre Beweggründe für den Antrag waren oder auch die von Severus?" meinte die rothaarige Frau mit ruhigem Ton, deckte den Abendbrottisch und lenkte ab.

Denn Harry begriff eines jetzt gewiss mit Sicherheit: das ein Verfahren eingeleitet worden war und wenn man herausfand, dass er die Unterlagen gefälscht hatte, dann bedeutete es das Ende seiner Karriere als Auror. Soweit hatte er damals seine Konsequenzen nicht bedacht gehabt. Es schlug ihm bitter auf den Magen. Die Fragen von Arthur waren ja bereits wie ein Verhör und er hatte damals im Krankenhaus auch nicht gewusst, dass Arthur auf die Idee kommen könnte, einen wie Snape zu besuchen. Das Hermione in engen Kontakt mit Kingsley persönlich gestanden hatte und er davon nichts gewusst hatte, geschweige denn es dieses Stillschweigen zwischen den beiden gegeben haben musste, ärgerte ihn nur noch mehr.

Er ließ sich auf einen Stuhl nieder. "Nein, ich war zu… zu verletzt und… Snape hat mich schikaniert - auch mit den Erinnerungen. Hermione war verletzt durch Rons Tod und hat mich damit auch verletzt… einfach alles." brummte er und griff sich ins Haar, um dann seinen Ellenbogen auf den Tisch zu stemmen und seinen Kopf abzustützen. Er fixierte die Holzmaserungen auf der Oberfläche.

Die gesamte Zeit hatte er all diese Gedanken und Gefühle für sich behalten und nun stürzte es wie ein Kartenhaus über ihm zusammen. Dennoch fühlte er sich immer noch im Recht, das Richtige getan zu haben: für ihn stand fest, dass ein Snape, so sehr er auch verliebt sein mochte, noch lange nicht das Recht dazu hat Verrat zu begehen, die Prophezeiung an Riddle zu geben, ein Todesser zu werden und dann geläutert, wenn es zu spät war, zu Dumbledore zu kriechen. Alles nur weil sein Vater Lily bekommen hatte - sie es ja so gewollt hatte - er besser im Quidditch war und Lily nie im Leben ein Schlammblut nennen würde, trotz dass er reinblütig war. Und dann noch das alles entscheidende: Harrys Vater hatte sich, wenngleich ohne Zauberstab, Voldemort entgegen gestellt und Snape, der mit Sicherheit wusste, zu welchem Haus er ging, der hat zugesehen, hat nichts gemacht!
Für Harry blieb Snape eine falsche Schlange und ein feiger Hund zugleich.

"Wir alle werden einmal im Leben verletzt. Aber deswegen für andere Entscheidungen zu treffen…?" half Arthur jetzt seiner Frau beim Tischdecken und stelle die Gläser neben die Teller.
Harry kam dieser Satz wie eine alte Erinnerung vor. Albus Dumbledore hatte auch immer diese Devise gehabt und verteidigt und hatte Harry damit beinahe zur Weißglut gebracht, weil er ihm per du nie die Entscheidung abgenommen hatte, sondern stets Harry dazu bewogen hatte, diese selbst zu treffen.
Er dachte an sein letztes Treffen mit Dumbledore, als dieser in einer Art Zwischenwelt in King's Cross auftauchte und Harry glaubte, er selbst sei gerade gestorben. 'The Greater Good' hallte es in seinem Kopf wider und ihm wurde schlecht dabei. Harry hatte gewollt, dass alles für jeden nach dem Krieg gut und besser wurde, die ihm etwas bedeuteten und es waren nicht viele geblieben - die lebten. Dabei hatte er vergessen, die Menschen in seiner Nähe zu fragen, ob sie es selbst überhaupt wollten. Er hatte sein eigenes Bild von 'The Greater Good' geschaffen…

So hatten Arthur und Molly also lange genug geschwiegen. Beide hatten gedacht, dass Harry und Hermione sich zu Weihnachten wieder näher kommen könnten. Leider hatte es nicht funktioniert. Und bald würde Ostern sein…

Ohne weitere Worte, das Geschirr klapperte, Percy kam nach Hause und stöhnte vor Stress, aßen sie wenig später ihr gemeinsames und sehr frühes Abendbrot, beziehungsweise verspätetes Mittagessen.
"Ich muss noch mal ins Ministerium. Ich glaube ich habe eine Akte falsch abgelegt." meinte Harry, hatte sein Essen kaum angerührt und war auch schon fort.
Percy schaute verdutzt. "Was hat er denn? Er hat sich doch noch nie um die Akten geschert."
"Hm, keine Ahnung. Junges Volk eben." meinte Arthur.
"Für wie alt hältst du mich denn? Und außerdem, ich bin immer sehr ordentlich, was Akten betrifft und bekomme kein Lob dafür." brummelte Percy komisch.
Molly lachte, gab ihm einen Kuss auf den Kopf und wirbelte seine Haar durcheinander. "Nachtisch, du überaus akkurate Akten-Assel?"
"Gern." grinste Percy begierig auf Mollys leckere Muffins. "Krieg ich diese Akten-Assel auch als Abzeichen?" fragte er spitz und Molly stellte ihm drei Muffins hin.
"Dafür gibt es drei Akkurate-Akten-Assel-Muffins zur Belohnung."
"Wie ein Schulbub bist du." meinte Arthur und gab ihm einen leichten Schlag mit der Faust auf den Oberarm, als er seinen Sohn mit den leuchtenden Augen sah, der begierig auf die Muffins vor sich starrte.

oOo

Harry kam in Hogwarts an und Minerva war überrascht gewesen, dass sie kurz vor Abendbrot eine Eule erhalten hatte.
Harry sah seine ehemalige Hauslehrerin lächelnd an, als er über das Flohnetzwerk, das Schulleiterbüro betrat.
"Harry, schön dich zu sehen." stand sie auf, ging um den Tisch, während er noch seinen Umhang von der Asche befreite.
"Danke, es ist auch mir eine Freude, Minerva." und gab ihr die Hand.
Sie bemerkte sofort, dass seine Ausbildung sehr zu seinem Vorteil war und ihm ein recht selbstsicheres und bestimmendes Auftreten beschert hatte, wo er früher einst nur angestrengt und verbissen, kiefermahlend dagestanden und stumm genickt hatte.
"Wie kommt es, dass du uns so plötzlich besuchst? Es ist doch alles in Ordnung, Harry?" war sie neugierig, aber ihre Augenbrauen schienen eher Besorgnis zu vermitteln. Zudem hatte sie mit ihren hellgraublauen Augen, die wie Perlen schimmerten einen so intensiven Blick aufgesetzt, wie Harry ihn immer nur von Dumbledore gekannt hatte.
"Ich habe seit meinem Ausbildungsbeginn nur sehr wenig Zeit gehabt Hermione zu sehen und Weihnachten hatte sie andere Pläne gehabt. Ich habe jetzt welche und wollte das einmal nachholen." erklärte er nüchtern.
Minerva nickte nur, drehte sich mit ihrer samtenen dunkelgrünen Robe um und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. 'Als würde er aus einem anderen Sternensystem anreisen müssen…' dachte sie und war der Meinung, dass enge Freunde, so wie Harry und Hermione es waren, immer einen Weg finden würden in Kontakt zu treten.

"Es beginnt gerade die Abendbrotszeit, wenn du möchtest, dann kannst du mit uns allen gemeinsam…" begann sie einladende Worte zu formen.
"Nein, danke, Minerva. Ich bin ganz froh, dass es ruhiger um mich geworden ist."
"Ja, natürlich." tat sie verständlich und merkte, dass Harry das Thema für beendet sah. Sie schaute kurz auf die Pergamente vor sich und dann zu Harry. Ihre weißlichen Perlenaugen röntgen ihn genau. "Dann warte hier. Ich gehe Hermione und Ginny…"
"Nur Hermione, Ginny dann später." gab er ihr geradezu Anweisungen.
"Gut." nickte sie bedächtig. Es erschienen Braten und Bratkartoffeln für ihn, sowie Wackelpudding und
Kürbissaft.

Minerva hatte die Tür hinter sich geschlossen. Harry wirkte auf eine verborgene Art angespannt und leicht reizbar. Ein Verhalten, dass er nur dann hatte, wenn ihn etwas schwer beschäftigte. 'Nur, was? Warum sind Harry und Hermione nicht mehr so gute Freunde, wie einst früher…?' sinnierte sie, während sie zum Abendbrot in die Große Halle ging.

"Hermione." sagte sie, als sie am Tisch der Gryffindors vorbeikam.
"Ja, Professor?"
"Harry wartet in meinem Büro auf Sie. Er isst noch zu Abendbrot und erwartet Sie dann in circa dreißig Minuten."
Ginny horchte auf, was Minerva durchaus mitbekam. Sie nickte nur sanft. Ginny strahlte. Die Direktorin hatte es zwar leise gesprochen, aber da die beiden Mädels immer zusammen hockten, blieb keiner der beiden etwas verborgen.
"Ist es wegen dem Brief, den du gestern Abend noch geschrieben hattest?" fragte Ginny neugierig.
"Ja, sieht wohl so aus, oder?"
"Du solltest öfters Briefe an Harry schreiben, dass er mal hier vorbei schaut." kicherte Ginny und Hermione schüttelte lächelnd den Kopf.
"Du gibt mir aber auch Zeit, mit ihm meine Dinge zu besprechen, oder?" warnte sie.
Ginny verzog das Gesicht. "Aber nicht lange!" spielte sie die Strenge und rührte genüsslich in ihrem Essen herum, mit den Gedanken schon bei ganz anderen Dingen.

oOo

Harry lief zur Zeit allein im Schulleiterbüro auf und ab. Immer wieder dachte er an Hermiones Worte '…vielleicht… wenn ich auf IHN DAS NÄCHSTE MAL TREFFE…' Er raufte sich die Haare. 'Sie hat ihn doch gesehen, oder… Ist das nur so daher gesagt und es bezieht sich auf die Heulende Hütte?'

Die gesamte letzte Nacht - bevor er sein Ausbildungsmarathon gehabt hatte -, hatte er zum ersten Mal seit langem keine Träume gehabt, wie seine Mutter sich vor seinen Augen für Snape entschied und zu Harry meinte, dass das alles all die Jahre so geplant gewesen sei und das Schicksal sich so für Harry erfüllt habe - so wie die Prophezeiung es vorausgesagt hatte. Ihm gruselte, wenn seine Mutter je in Snape verliebt gewesen wäre. Und jetzt hätte seine beste Freundin - eine genauso intelligente Gryffindor, wie es einst seine Mutter gewesen war, ebenso gütig und viel zu ehrlich - beinahe diesen Muggelstämmig hassenden Bastard geheiratet. Er war froh gewesen diese Träume nicht mehr zu haben und jetzt hatte Hermione alles und mit einem male wieder aus den abgründigen Tiefen ans Tageslicht gezogen. Er schnaubte.

Insgeheim wusste Harry natürlich, dass das alles - diese lächerlichen Träume, so gespenstig sie ihm auch waren - Humbug war. Dennoch, es waren seine manifestierten Ängste, die ihm im Traum erschienen und bis jetzt hatte er noch nicht den Mut aufgebracht gehabt, dagegen zu rebellieren, sondern hatte seine Energie darauf verschwendet diese durch seine Taten eher noch zu schüren, anstatt direkt die Konfrontation mit den betreffenden Personen zu suchen. Hinzu kam, dass Harry immer noch nicht verstand, wie Hermione Ron hatte sterben lassen können. Nie hatte er es ausgesprochen, aber unterschwellig war das Thema für ihn stets aktuell. Seiner Meinung nach, hätte eine so intelligente Hexe wie Hermione es hunderte Male geschafft, dass Ron heute noch leben könnte. Und ihn beschlich damals schon das Gefühl, dass Hermiones Gefühle wohl nicht so echt gewesen sein können und er deshalb starb. Aber Snape, den hatte sie gerettet.

Harry setzte sich hin, beschaute das Essen und sein Magen knurrte los. Also begann er Happen für Happen seinen Gedanken nachhängend die einst so geliebte Schulküche Hogwarts zu genießen.

So hatte er also auch Träume gehabt, wie eine gackernde Hermione ihm sagte, dass Harry ein Narr ist und sie schon immer eine Schwäche für eher intelligente Männer gehabt hatte, als solchen Büchermuffeln wie Ron, die nur Quaffel im Kopf hatten und der Traum ging sogar soweit, dass Snape und sie glücklich waren und Harry mit seinen Erinnerungen an seine Mutter allein gelassen, dieses Glück verabscheute… Und als er eines Tages zu den beiden kam, er mit ansehen musste, wie Snape Hermione schlecht behandelte und sie Schlammblut schimpfte und wusste, das Glück war nur gespielt, weil Snape eben doch der ekelhafte Todesser geblieben war… Und sogar noch eines drauf setzte und meinte, dass er immer noch Lily liebte und so schloss sich der Kreis. Er hasste seine Träume, hasste seine Ängste und fütterte seine Vorurteile damit.

Denn wieder hatte Harry Wut auf seine Gefühle: er war der Sohn Lilys und Snape nicht sein Vater. Und Snape hatte kein Recht darauf, für seine Mutter so zu fühlen und schon gar kein Recht darauf, so über Hermione zu sprechen.

Es raschelte Bonbonpapier und riss Harry aus seinen Gedanke heraus.
"Hallo, Harry. Alles in Ordnung?" fragte Albus.
"Ja, alles bestens." blickte er irritiert auf und legte seine Gabel zur Seite, wischte sich mit einem Tuch den Mund ab und schmunzelte zu Dumbledore hinauf.
"Hm… Was führt dich hierher?"
"Hermione." seufzte Harry und trank darauf einen riesigen Schluck Kürbissaft, stand wieder einmal auf und lief auf und ab.
"Oh, nicht deine Verlobte Ginny Weasley?" war er überrascht.
"Nein, auch mit, aber…" Harry blieb stehen.
"Hast du davon gehört, dass Hermione und Snape heiraten wollten und dann doch wieder nicht? Ich finde das so schade. Der arme Junge hätte es verdient, nach all den Jahren, armer Severus. Zum zweiten Mal von einer Frau abgelehnt. Er konnte noch nie gut mit Niederlagen umgehen. Er setzt sehr wenig Vertrauen in andere Menschen und er hatte deiner Mutter vertraut und auch deiner besten Freundin. Schade, ich dachte auch er findet endlich mal sein Glück." plauderte Albus einfach so seine Sorgen aus dem Rahmen hinaus und fischte sich nebenher einen Zitronen-Bonbon aus seinem Schälchen.

"Ich kümmere mich nicht um Snape." sagte Harry genervt.
"Aber Hermione, warum hat sie es nicht getan?" fragte Albus seufzend.
"Sie hat Ron geliebt." stand es für Harry fest und in Stein gemeißelt.
"Ach, hat sie das gesagt?" blickte Albus grübelnd drein.
"Nein." blubberte es kaum verständlich aus Harry heraus, als wolle er die Wahrheit verhindern.
"Und woher weißt du es dann?" fixierte der ehemalige Schulleiter Harry recht seltsam.
"Das hat man doch gesehen, so wie die beiden sich benommen haben." war für ihn die Ausrede perfekt.
"Ah ja… das Benehmen sagt alles." nickte Dumbledore. "Demnach sind du und Hermione NIE Freunde gewesen, wenn man euer derzeitiges Verhalten beurteilt."
"Wer sagt das?" fragte Harry empört, denn das war doch gelogen. Harry und Hermione sind nicht nur gemeinsam zur Schule gegangen, sondern waren in einer Klasse und haben zusammen Horkruxe gejagt.
"Andere Bilder." zuckte der alte Weißbart und nahm lässig wirkend in seinem Sessel im Bild Platz.
"Woher wollen die das wissen?" entrüstete sich Harry harsch.
"Sie sehen euer Benehmen. Ob bei Kingsley im Büro, bei Arthur und Molly im Wohnzimmer, Flur, bei anderen Menschen eben. Wie ihr miteinander zu den Verhandlungen umgegangen seid. Überall hängen Bilder und sie erzählen einander, was sie sehen." artikulierte Dumbledore mit schwingender Hand über seinem Kopf, den Bonbon noch zwischen den Fingern haltend um ihn sich dann genüsslich in den Mund zu stecken.
"Ach, und seit wann…" Harry hielt inne.

Albus plauderhaftes Benehmen schwang in Ernst und Nüchternheit um. "Harry, dir möchte ich im Moment eigentlich keinen weiteren Rat geben. Doch eines solltest du dir genau überlegen."
Harry war überrascht, dass Dumbledore sich ihm zum ersten Mal verweigerte. Es war bitter, denn der ehemalige Schulleiter wirkte enttäuscht und sehr ernst. Er wusste also, dass er Mist gebaut hatte - großen, aber er nahm es ihm nicht ab, die Dinge irgendwie heimlich für ihn ins Gerade zu rücken. Das musste er schon selbst.
"Und was, bitteschön?" war er daher nicht gut gelaunt.
"Das man den Menschen, den man begegnet ist und lieben gelernt hat, auch wieder verlieren kann. Doch das weißt du schon bereits."
"Es gibt Portraits so wie dich." entgegnete Harry kalt.
Albus schüttelte seufzend den Kopf. "Das ist nicht vergleichbar Harry, das weißt du auch."
Harry atmete laut aus, nahm eine Scheibe vom Braten und aß sie murrend vor sich hin.
"In fünfzig Jahren werde ich noch genauso denken wie jetzt - kein Stück weiter. Erfahrungen sammeln, bleibt nur den Lebenden vorbehalten, Harry. Meine Entwicklung meines Geistes, fand ihr Ende mit meinem Tod. Möchtest du nur noch Bildern sprechen für den Rest deines Lebens? Für mich persönlich Harry, wäre das kein Leben mehr." blickte Dumbledore sehr von all seinen Erfahrungen gezeichnet auf Harry herab.

Harry wusste genau was Dumbledore gemeint hatte und gerade, weil er selbst noch in der Lage war, die Dinge selbst zu bestimmen und sein Umfeld zu beeinflussen, schien ihm sein Handeln gerechtfertigt. Er änderte sich, baute und schraubte an einer besseren Zukunft für alle und nur Hermione und Snape schienen im Moment von der Rolle und würden es ihm eines Tages schon noch danken.

oOo

Harry war nervös. Als Minerva die Tür öffnete und Hermione hereintrat, nickte er der Direktorin kurz zu. Sie hatte Verständnis, dass Harry Potter nicht in der gesamten Schule gesehen werden wollte. Eine Traube von Mädchen und sogar kleineren Jungs, die ihn anhimmelten wie die Muggelkinder dies bei Action- und Fantasy-Helden taten, war ihm einfach unangenehm. Er war hier aus privaten Gründen, also ging es niemanden etwas an.

"Setz dich doch." meinte er etwas steif.
"Schön dich zu sehen, Harry." wahrte auch Hermione die N-Ettikette.
"Ja, dich auch." Er war kurz angebunden.
Albus gluckste. "Sorry, ihr beiden. Ich habe vergessen ein paar Bonbons mitzunehmen… Bin schon wieder weg." zwinkerte er Hermione kurz und gütig zu und schlich summend aus seinem Bild heraus. So wurde ihr bewusst, dass Harry zuvor noch mit Dumbledore gesprochen haben musste. Es stimmte sie etwas milder und sie wurde lockerer.

"Warum willst du es wirklich wissen, Mione?" platzte es aus Harry heraus.
"Was denn?" war sie jedoch perplex, als Harry sie sogleich so heftig anfuhr.
"Was mit Snape ist?" fragte er zurück, als wüsste er genau, was sie vorhabe. "Warum interessiert es dich?" fragte er kommandierend.
Mione schaute sich den aufgebrachten jungen Mann an. "Ähm, ich habe mich ja sicherheitshalber schon mal vorher dafür entschuldigt, aber dass du ihn noch so sehr hasst?"
"Du nicht?" Harry wollte wissen, auf wessen Seite sie stand.
"Harry, was ist denn nur los?" Hermione verstand seine harsche Art überhaupt nicht. "Harry, was ist los?" klang sie immer mehr irritiert und energischer zugleich.

"Du wusstest doch, dass wenn du hier bleibst, du auch mit dem Gesetz konfrontiert werden würdest, dass du einen dieser Gefolgsleute Voldemorts heiraten müsstest, nachdem deine Eltern und du selbst von ihnen persönlich angegriffen worden ward." lief er vor ihr auf und ab und redete mit ihr, als würde sie zu einem Rapport angetreten sein und er ihr die Leviten lesen wollen.
"Ja, das wusste ich." nickte sie langsam und gedehnt ausatmend. Sie sah es bereits jetzt als Fehler, Harry geschrieben zu haben.
"Nun, Nott und Narzissa Malfoy haben sich ja schnell jemanden aus Muggelkreisen gesucht. Draco zog wieder einmal seine Schlinge aus dem Kopf, weil er vor Gericht auf Menschenrechte pochte. Da ist er seinem Vater wohl sehr ähnlich. Da bleiben ja nicht mehr viele, die du so gut kennen würdest, dass man sie als AKZEPTABEL bezeichnen könnte, oder nicht?" wetterte er.
"Ja, ich weiß mittlerweile, dass Narzissa durch ihre Liaison mit diesem Immobilienmakler auch Kontakte zu den anderen heiratswilligen Muggeln geknüpft hatte. Nott wusste also schon, wen er nehmen würde. Draco heiratet eben in seinen Kreisen und Menschenrechte sind die Grundpfeiler jeder Demokratie. Er hat ein Recht darauf." Hermione verschwieg es, dass Draco eigentlich nicht sehr erpicht war, jemanden zu heiraten, den er nicht liebte. Doch wenn sie das jetzt laut sagen würde… Harry würde es gewiss falsch verstehen. Zudem ging es ihn einfach nichts an.
Harry schnaubte. "Das heißt also, du hast darauf spekuliert, dass du Snape heiraten MÜSSTEST!" stellte er mit einer kaum vor Zorn unterdrückten Stimme fest.
Hermione riss die Augen auf. „Sag mal spinnst du? Denkst du das wirklich, dass es auf ein MÜSSEN ankommt? Du tust ja so, als würde ich mich in Schande begeben!" Sie brüllte und war aus ihrem Sessel hochgerauscht.
Harry wich einen Schritt zurück. "Ja, verdammt und so ist es doch auch!" schrie er ihr plötzlich entgegen und hatte sich prompt eine Ohrfeige eingefangen.
Er hob seine Hand und strich über die Striemen auf seiner Wange.

Hermione hielt es in seiner Gegenwart kaum noch aus und stand jetzt an einem Fenster mit dem Rücken zu ihm und stierte hinaus - die Arme vor der Brust verschränkt.

"Harry, was soll die ganze Aufruhr? Er hat sich doch für diese Lily Edwards entschieden." klang sie verbittert.
Der Schmerz, der in ihr schwelte, blieb ihm dabei nicht unerkannt. Harry schwieg.
"Ich meine, was regt es dich auf, wenn er es doch eh nicht getan hat? Und glaube mir, wir hätten einen Weg gefunden miteinander auszukommen. Er liebt das Brauen, so wie ich auch. Er ist Wissenschaftler, so wie ich auch eine theoretische Ader habe… Außerdem hat er durch mich eine Lebensschuld bei mir und…" Nein, mehr durfte Harry nicht erfahren.
"Du hast Ron geliebt, Mione! Ron, verdammt noch mal! Ist er dir denn gar nichts mehr wert?!" konterte er mit kalter Anklage.
Hermione schüttelte den Kopf, noch immer in das Weite da draußen schauend. "Wir alle haben Menschen verloren, die uns nah waren. Ich denke sogar Snape hat das erlebt." flüsterte sie.
Harry schwieg wieder.

Er wanderte vor dem Schreibtisch der Schulleiterin auf und ab. Immer wieder wechselte sein Blick vom Fußboden zu Hermione und zurück. Er rang mit sich, schnaubte, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und dabei die eine so zur Faust geballt, dass seine Finger weiß hervortraten. "Da ich die Erinnerungen an meine Mutter jetzt in mir trage, hat er kaum noch welche an sie. Das ist Fakt und wenn die Heiler nicht so gute Erfahrungen mit Gedächtnisverlusten in den letzten Jahren gesammelt hätten, um zu wissen, wie man das Fortschreiten einer Art Demenz eines angegriffenen Gehirns entgegenwirken kann, wäre er heute nur noch ein Schatten seiner selbst." murmelte Harry.

"Er erinnert sich nicht mehr? Ich denke er hat noch Bezugspunkte zu ihr?" fragte sie verwirrt und hatte sich kurz zu ihm umgedreht.
"Doch schon, aber nicht mehr so genau. Er mag noch ein Bild von meiner Mutter im Kopf haben. Doch löst das keine Gefühle in ihm aus, außer Leere und das es Vergangenheit ist. Das heißt noch lange nicht… Es ist wie mit einem Geist, dessen Abdruck auf Erden bleibt. Bei Snape sind es Abdrücke von Erinnerungen, die sogar nach und nach verblassen können. Dennoch, hat er wohl direkt nach dem Abgeben seiner Erinnerungen neue bekommen." gab er nur sehr schwer zu.
Hermione drehte ihren Kopf langsam und seitlich zu ihm um und er nickte.
"Deine, Mione…. Wie du ihn gerettet hast. Du warst ihm ein Licht im Dunkeln und daher wollte er dich vielleicht heiraten, weil er glaubte, dass du… vielleicht mehr in ihm sehen könntest. Du hast ihren Platz eingenommen unfreiwillig für ihn und…" redete er mit schwere Mühe über das Thema und drohte dabei mit seiner Stimme bald einzuschlafen, so schleppend hörte es sich an.
Hermione hob eine Augenbraue.
"Soweit ich weiß", und er schloss kurz die Augen, wischte sich mit der Hand über sein Gesicht, er holte sogar tief Luft, bevor er sie wieder öffnete und sie einen wässrigen Schimmer hatten, "hat meine Mutter sich von ihm abgewendet, als sie erfuhr, in welchen Kreisen er sich bewegte. Du hingegen scheinst dies nicht zu tun. Du hast ihm geholfen und… stehst noch heute zu ihm, etwas das meine Mutter nicht getan hatte: Sie hatte ihn aufgegeben. Du hältst zu ihm. Dies gibt ihm wohl die Hoffnung, im Leben noch etwas wert zu sein. Er liebt Anerkennung und du erkennst ihn an. Nicht nur durch seinen Mut, sondern auch mit den Fehlern die er hat. Die Fähigkeit zu verzeihen… Dumbledore meinte, dass meine Mutter sie hatte… Nein, nicht wirklich. Du hast sie." Er drehte sich weg, hatte seine Hände auf den Schreibtisch gepackt, ließ den Kopf hängen.

"Du hast dich dazu belesen?" fragte sie.
"Okklumentik ist Teil der Aurorenausbildung, genauso Gedächtniszauber, wie man sie erkennt, auf was man achten muss, welche Erinnerungen echt sind, welche gefälscht, Hermione. Du weißt doch, so schnell schau ich nicht freiwillig in Bücher. Zudem habe ich seine Akten eingesehen, ein Vorteil als Ministeriumsmitglied." ratterte er schnell hinunter.
Sie lachte auf. "Oh, ja. Manches ändert sich nicht."
"Ja, genau…" lachte er und fügte bitter an "…und ein Snape nie."

Beide schauten sich komisch an. Harry, weil er endlich sagte, wie es war und Hermione, weil sie erkannte, dass sie nie wieder die Freundschaft verbinden würde wie von einst. Seine Uneinsichtigkeit schmerzte und spiegelte sich als Enttäuschung in ihrem Gesicht wider. Wogegen Harry jetzt eher verbissen seine Zähne zusammenbiss - unnachgiebig auf seinem Standpunkt verharrend.

Nach einer Weile drehte sie sich ganz zu ihm um und er suchte den Boden ab.
"Was ist?" fragte sie leise.
"Verdammt! Er hat seine Liebe verloren, so wie du… und er hat Hoffnung gesehen, eine machbare, beständige und realistische. Aber das ist keine Liebe, das ist nur ein Zweckmittel. Du bist nur ein Mittel zum Zweck für ihn. Er ist Slytherin, wie alle anderen auch. Hätte Dumbledore ihm nicht den Eid abgenommen, hätte er niemals all diese Pflichten auf sich genommen. Dumbledore mag seine schwache Situation damals ausgenutzt haben, doch freiwillig? Nie im Leben hätte er es dann gemacht." und es schwang mehr in seiner Stimme mit.
Sie drehte sich um. Sie wollte nicht das er sah, was sie wirklich fühlte.

Er fuhr fort. Er versuchte jetzt zumindest die Freundschaft zu retten, auch wenn davon nicht mehr übrig zu sein schien. "Mione", trat er auf sie zu, "er hatte dich ausgewählt, aber ich habe ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich habe meinen Ruf dazu benutzt, dass er dich nicht bekommt. Und dir habe ich auch eine Absage zukommen lassen. Die Sache ist bereits aufgeflogen und Kingsley ermittelt. Ich habe bevor ich hierher bin… meine Kündigung und ein Schuldbekenntnis auf Kingsleys Schreibtisch gelegt. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür." gestand er ohne richtig Luft dabei zu holen.

Wenn er seine Taten moralisch schon nicht für falsch hielt, so sollte sie zumindest rechtlich gesehen, die Wahrheit erfahren. Sie nickte stumm. Er blickte sie an, hoffte darauf, dass sie was sagte, reagierte. Nichts geschah. Er fühlte sich zunehmend schlecht, sein Gewissen nagte doch irgendwo tief in ihm.

Er machte noch einen Schritt auf sie zu, hob die Hände um sie an den Oberarmen zu fassen, aber sie wich etwas zurück. Er versuchte es noch einmal mit ihr zu reden. "Ich denke er hat diese Lily nur gewählt, weil… weil er…" er brach ab. "Hermione ich habe damals seine Gedanken gesehen, Gedanken, die er mir einfach so gab, um zu verstehen. …um zu verstehen, was die letzten sieben Jahre zwischen ihm und mir abgelaufen ist, um zu verstehen, warum er was getan hat und welche Rolle er und ich darin einnehmen. Das war einfach zu viel für mich. So viele Emotionen, geballt auf einmal zu bekommen. All das, was er all die Jahre unterdrückt hatte, das brach auf einem Schlag über mich herein. Und er behauptete, dass er wahre Liebe empfände, weil er dieses schwere Los auf sich genommen hat und ich? Ihr Sohn, was habe ich all die Jahre durchmachen müssen, als DER GROSSE HARRY POTTER?! Auch ich hatte ein Recht darauf, zu behaupten, dass ich aus wahrer Liebe handelte, weil meine Mutter mit ihrer Liebe, mich vor Voldemort geschützt hatte. Doch ihn nicht. Er hatte sie verraten und sie hatte ihn Jahre zuvor abgewiesen. Ich war der Meinung, ihm stünde diese Liebe nicht zu." Er schluckte. Es sprudelte teils zwanghaft, teils erleichtert aus ihm heraus. Da er nun damit angefangen hatte, erzählte er einfach weiter. Ihm war egal, wie oft er sich wiederholte. Es musste halt zig-fach aus ihn heraus, vielleicht blieb in seinem Kopf ja endlich mal etwas davon hängen.

"Ich sah in seinen Erinnerungen, dass er einst in meine Mutter verliebt war, dass diese Liebe durch einen dummen Jungenfehler von ihm nicht erwidert worden war, dass er aber immer noch an diese Liebe glaubte und meine Mutter bis zum damaligen Tage, als er mir diese Gedanken gab, liebte. Und dennoch scheint seit dem Tag, als du ihm das Leben gerettet hast…" Er raufte sich die Harre. Er merkte, dass ihn die Sache so fertig machte, dass er sich schon wieder wiederholte. Er schwankte zwischen Akzeptanz und Wiederstand, es endlich zu zugeben.

"Niemand hatte ihn je großartig beachtet, eher gefürchtet wegen seinem Charakter, seinem Hang zu den Dunklen Künsten." Er biss sich auf die Unterlippe, fixierte Hermione kurz. "Du aber schon. Du, Hermione hast ihn beachtet, beachtet als Mensch. Du hast es schon damals im Unterricht getan, hast ihn sogar vor Ron und mir verteidigt, wenn wir über ihn hergezogen sind. Siehst du das denn nicht? Das sind jetzt seine kreisenden Gedanken. Das ist ihm jetzt erst alles bewusst geworden. Erst war es meine Mutter, doch er hat durch seine Gedächtnisverlust schmerzlich von ihr lassen müssen und du bist an ihre Stelle getreten und er erkannte wohl, dass er hier keine Luftschlösser baute, sondern hier sich ihm die Chance bot, dass es Realität werden könnte. Ist das nicht merkwürdig? Kaum die erste Liebe verloren - für die er ja angeblich alles nur gemacht hat - und dann schwenkt er auf dich über? So schnell und kaum aus dem Koma erwacht? Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Die Liebe zwischen dir und Ron hingegen hat sich über Jahre entwickelt. Das ist wahre Liebe."

Hermine hatte immer noch ihre Arme um sich geschlungen und schaute seitlich ins Feuer des Kamins, aber sie hörte aufmerksam zu. Er sagte all die Dinge, von denen sie sich einredete, dass sie nicht stimmten, dass sie nur ein Lückenbüßer gewesen wäre und wenn Snape schon einen Ersatz suchte, dann wollte er nicht sie haben, sondern eine Person, die wenigstens Lily hieß. Das Stechen in ihrem Herzen war mittlerweile in ein Taubheitsgefühl übergegangen. Doch noch immer stand sie da, hörte zu wie zur Salzsäule erstarrt.

"Ich denke, dass er durch deine Abweisung - sich für diese Lily entschied. Das einzige, was ihm blieb war ein Name aus der Vergangenheit, um meine Mutter trotz verlorener Erinnerungen wieder näher zu sein. Vielleicht hofft er, dass so seine Erinnerungen wiederkommen und vielleicht auch die Gefühle, die er einst für sie empfunden hatte."
Hermione starrte immer noch ins Feuer und so versuchte es Harry krampfhaft weiter.

Er redete sich schon die Seele aus dem Leibe. "Als ich es fertig gebracht hatte, dass man dich außen vorbehalten würde, wollte ich Druck auf ihn ausüben. Ich bin ins St Mungos und drohte ihm. Shaklebolt erzählte mir später, das Severus freiwillig jemand anders genommen habe und dass er in dem Schreiben an die Familie von Lily - verschlüsselt überbracht von Kingsley persönlich - sich wie ein Vater, aber nie wie ein Ehemann gegenüber verhalten würde." Er seufzte. "Da hatte ich erste Zweifel, ob das, was ich getan hatte, richtig gewesen war. Aber ich ignorierte es einfach. Es war alles noch so frisch, die neuen Erinnerungen, die Angst er könnte dich vielleicht doch noch wie meine Mutter von dir stoßen…" und Harry schüttelte über sich selbst den Kopf. "…und der Stress mit deinen Eltern." flüsterte er.

"Er denkt wohl, dass so wie meine Mutter ihn einst abgewiesen hatte, nun… du es auch getan hast." murmelte er nur noch, fischte aus seiner Robe Lily Edwards Akte. "Hier, die Akte von Lily Edwards - Snapes Zukünftiger, vielleicht verstehst du jetzt…"
Sie nickte, nahm sie, schaute auf das Photo, das die Kleine mit einem fröhlich aufgeweckten Lachen und den grünen Augen zeigte und gab sie Harry wieder.
"Ja." sagte sie flüsternd. Sie ging aus dem Raum und ließ Harry einfach stehen.
Vollkommen aufgelöst stand er da, blickte neben die Tür und war erstarrt. Es lief nicht so, wie er es gewollt hatte.


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Als ich das erste Harry-Potter-Buch las, habe ich mir meinen Bademantel angezogen und so getan, als ob ich Harry wäre. Ich rannte im ganzen Haus herum uuund... kann nicht fassen, dass ich das gerade erzählt habe.
Matthew Lewis