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Fanfiction

Per Aspera Ad Astra - Lichtmess

von NoctiVagux

Per Aspera Ad Astra
--- 8. Lichtmess ---
im Januar 1999


Hermione war am verzweifeln. Sie brauchte eine bestimmte Zutat, die leider aus Versehen von einem Schüler ausgerechnet heute im Unterricht verdorben wurde - der Trankprofessor hatte daher vor, diese Substanz mit auf die Liste der Besorgungen zu setzen, die Hermione nun immer erledigte, als Dankeschön selbstständig brauen zu dürfen - eine Hand wäscht die andere.

Die halbfertige Liste lag zusammengerollt gleich im ersten Regal - so verzaubert, dass sie nur bestimmte Personen entwenden konnten. Sie seufzte. 'Na prima…' und las diese Zutat ganz unten erst neu dazugeschrieben. Also grübelte sie fieberhaft. Wenn sie in den nächsten dreißig Minuten nicht die Zutat hinzugeben würde, würde die Arbeit von einer ganzen Woche hinüber sein. Genau der Woche, in der sie Ferien gehabt hatte und somit ein riesiges Stück weiter gekommen war, ihre Heiltinktur zu perfektionieren. Sie schaute auf den Kessel, noch köchelte alles im vorgegebenen Rahmen, der den Trank gedeihen und reifen ließ.

Sie schrieb Professor Nettle-Jones einen Zettel, dass sie es ihr Leid täte, dass sie seinen privaten Vorrat plündern würde, würde es aber wieder gut machen und begab sich zum Privatlabor und als sie die Tür aufschwang, blickten sie zwei schwarze Augen starr und fast erschrocken an.

Nach einer halben Ewigkeit - so schien ihr und ihm zugleich - stammelte sie wie in Trance vor sich hin. "Professor… ähm… Mister, …Snape?…Hm…pf…"
Snape war genauso irritiert wie die junge Frau. Doch er fasste sich und seine Stimme wehte leise zu ihr, was ihm eine immense Mühe war und augenblicklich enorm viel Kraft kostete. "Was haben Sie NACH Mitternacht im Privatlabor des Tränkemeisters zu suchen, Miss Granger?"
Doch so sehr er sich darum bemüht hatte, seinen alten Lehrerton anzuschlagen - gerade auch weil sie ihn mit MISTER betitelt hatte - klangen seine Worte seltsam sanft und schüchtern; ganz so, wie er einst als Schuljunge selbst vor vielen Jahren hier durch die Gänge gewandelt war und Unterricht gehabt hatte.

Immer noch angewurzelt - sie; und immer noch festgewachsen - er; standen sie beide da, sich einfach nur ansehend und wenn Hermione im letzten Moment, sich nicht ihrer Aufgabe besonnen hätte, dem, was er vor Monaten nicht getan hatte, wären beider Träume aufgeflackert.
Doch so sagte sie einfach nur banal: "Ich suche eine Zutat, Mr Snape." und hatte den Zauber der Vergangenheit zerplatzen lassen. Er war kein Lehrer mehr, hatte keinen Titel, war ein Verurteilter und Gefangener - ein Todesser.

Severus schien diese Erkenntnis zu treffen und auch er besann sich, was sie vor Monaten nicht getan hatte. Er nickte bedächtig, wollte jetzt nur noch allein gelassen werden und zog sich innerlich zurück. Eine direkte Flucht vor ihr jedoch, das konnte er nicht. Diese Blöße war selbst einem Severus Snape fremd. Auch er hatte einen gewissen Stolz und wich daher kein Stück vom Fleck weg.

"Ich wusste, dass Sie hier untergebracht sind, also auf Hogwarts und…" versuchte Hermione die seltsam steife und zerbrechlich wirkende Situation zu besänftigen und auf Mitgefühl zu betten.
"Nehmen Sie, was Sie brauchen und gehen Sie." blieb er wie ein Eisklotz mit Gänsehaut auf sie blickend immer noch an seinem Platz im Raume.
Sie nickte knapp, hielt dabei die Luft an, als wäre die Geste bereits zu viel des guten Willen, fühlte sich unbehaglich und ging in den Vorratsraum für private Zutaten.

Snape starrte auf seinen Kessel, es blubberte darin geradezu unkontrolliert umher und spiegelte sich in seinen Augen wider. Er horchte aber genauso auf alles, was er aus dem Raum nebenan vernahm. Er hatte seine Atmung verlangsamt, um besser zu hören. Es war eine halbe Lähmung seinerseits. Noch nie - außer Albus Dumbledore und dieser klopfte immer an - war einfach so hier herein geplatzt; in all seinen Jahren nicht. Nevan ließ er außen vor. Dieser hatte es einmal gewagt, ihn für genau siebenundvierzig Sekunden zu stören und war seither in dem Labor nie wieder persönlich aufgetaucht, wenn Severus anwesend war.

Er machte nur eine Liste, was er brauchte und schickte es an Minerva. Diese schickte es an den Zaubertranklehrer und musste Severus die Zutaten besorgen. So waren seine Gedanken dazu. Dass Nettle-Jones die Liste wiederum Hermione gab, die dann die Besorgungen machte… Davon ahnte er nichts. Doch hier war sie - jetzt - so nah und nur durch seine Unnahbarkeit ferner denn je.

Snape lebte einsam und vollkommen abgeschieden, braute, experimentierte, las, schlief und aß selten, informierte sich über das Geschehen durch den Tagespropheten und mehr nicht. Er lehnte jeden Besuch ab, außer es waren Kingsley. Nettle-Jones vertraute er nicht mehr und der Zaubereiminister Kingsley Shaklebolt war zu beschäftigt mit seinem Amt. Und jetzt nach einem fast halben Jahr vollkommener Einsamkeit stand Granger hier im Raum - ganz plötzlich und unerwartet.

Immer wieder kamen ihm diese Gedanken: 'Sie ist hier. Ich möchte niemanden sehen. Bleib mir fern! Wo bist du nur?' Es fiel ihm zunehmend schwer, während seine Ohren sich in Richtung Vorratskammer konzentrierten, nicht auch seine Augen dorthin gleiten zu lassen.

Hermione kam aus dem Raum, schaute auf ihre Uhr, riss die Augen auf und merkte, dass die halbe Stunde bald rum war und sie die Zutat noch im Mörser zermahlen musste. Sie wollte eigentlich noch etwas Zeit mit ihm verbringen, ihn fragen 'Warum?' Doch hielt sie der Schmerz ihres Herzens davon ab. Sie hatte Angst, es könnte dabei zerspringen und niemals durfte das geschehen - niemals. 'Der Trank.' dachte sie, die Rettung aus diesem vernebeltem Traum aus Wirklichkeit.

Sie seufzte und genoss dennoch jede weitere Sekunde in diesem Raum mit ihm. "Es tut mir Leid…" begann sie…
"Gehen Sie, Ms Granger!" sagte er leise und sanft.
"Muss ich sowieso, Gute Nacht, Mr Snape." huschte es zaghaft über ihre Lippen.
Ihr schien der Sauerstoff in diesem Raum zu schwinden und damit die Kontrolle über sich. Die Tür ging zu und der Spuk war vorüber.

Snape war wieder allein und starrte immer noch auf die Tür und das Aufblubbern großer dicker Blasen im Kessel, brachte ihn, wieder einigermaßen in die Realität zurück. 'Muss ich sowieso… tolle Ausrede! Und wie kann sie es nur wagen, mich einfach nur mit MISTER anzureden, diese impertinente, kleine…' murmelte er in seinem Inneren. Wieder schien er nichts wert zu sein. Doch eines war ganz plötzlich anders. Anstatt einfach nur emotionslos sich in die Dunkelheit zu begeben, war er für Momente doch tatsächlich dazu übergegangen, seine altgewohnten Manieren zu pflegen: Zynismus und Boshaftigkeit.

Aber es verrauchte dieser kleine Anflug althergebrachter Charaktereigenschaften. Denn das 'Kleine' passte nicht mehr zu ihr. 'Hm, sie ist eine Frau geworden.' stellte er trocken fest und verschluckte sich hustend daran. Mit hochrotem Kopf verließ er fluchtartig das Labor, jenen Raum, wo er früher niemals solche unsittlichen Gedanken zu Stande gebracht hatte und jetzt wegen einer Granger auch nicht damit anfangen würde, sein Heiligtum zu entehren. Doch wusste er, das er schon einmal so über sie gedacht hatte. Es bereitete ihm Angst, dass es ihm damals nicht so recht aufgefallen war. Er brauchte Kontrolle und die fand er heute nicht mehr im Labor.

oOo

Hermione ging mechanisch in das Tranklabor der Schüler zurück. Hatte sie soeben Snape gesehen, gar gesprochen? Ihr Herz machte einen weiten Satz, als sie es realisierte. 'Ich habe Snape gesehen… Severus! Er sieht sehr… sehr ausgeruht aus, kreidebleich, äußerst mager, gar dürr… Aber so leer… so fern… so weit weg…' Auf den Trank konnte sie sich nicht mehr konzentrieren. Die halbe Stunde war rum, der Inhalt klebte wie Kaugummi am Boden fest.

Niedergeschlagen begab sie sich in ihre Räume. Alle Kraft war in den wenigen Minuten im Labor verraucht, wo sie mit sich und ihren Gefühlen zu Snape gekämpft hatte. Doch was waren das für Gefühle? Sie konnte es einfach nicht einordnen. Und der Trank? Tja eine ganze aufopferungsvolle Woche verloren - jeder Anfang war eben schwer.

Ginny blickte müde auf, war wohl schon halb eingeschlafen. "Kommst du erst jetzt aus dem Labor?" fragte sie und gähnte wie ein Löwe.
Mione nickte nur. "Snape war da." murmelte sie, legte sich mit ihren Roben, so wie sie war, hin und starrte die Wand an.
Ginny machte eine Öllampe an. "Wie?" war die Rothaarige quicklebend.
"Snape, er sieht gut aus." flüsterte Hermione vor sich hin, krampfhaft versuchend, dieses Bild ewig in sich zu tragen, diese Erinnerung an seine Augen.
"Gut." murmelte Ginny matt und dachte nur an fettige Haare, gelbe Zähne, dürre Gestalt und Häme im Gesicht.
"Gute Nacht, Ginny."
"Gute Nacht, Mione." Sie verstand, dass es besser war, eher morgen zum Frühstück zu fragen als jetzt. 'Nach all den Monaten und nun das.' Ginny schaute noch lange zu Miones Bett herüber. 'Es ist an der Zeit ein Lichtlein zu entzünden.'

oOo

Snape steigerte sich in etwas hinein. Zuerst war die Sehnsucht nach ihr groß, er zerfloss im Herzschmerz dahin und dann, ja dann kamen ganz plötzlich wieder jene Charakterzüge zum Vorschein, die schon eher einem Severus Snape zu zuschreiben waren. Da er die gesamte Zeit über allein gewesen war, befürchtete er, dass Miss-Neun-Mal-Klug ihn wieder im Labor besuchen würde. 'Besuchen?!' Das war die Idee. Doch wie konnte er es so verpacken, dass man ihm nicht nachsagen könnte, dass er Kontakt suchte? Da spürte er wohl doch ganz unerwartet einen kleinen Funken Licht in sich und dachte sich zudem zurecht, dass bei Nichterfolg, er Granger wenigstens an den Kopf werfen könnte, dass ihr einst so hochgelobter Gerechtigkeitssinn, schändliche Flecke bekommen hatte.

Nachdem er in seinem Wohnzimmer auf und abgewandert war, wie ein Schlange sein Vorgehen schleichend planend, griff er zu Pergament und Feder:


Sehr geehrte Minerva,

wie ich festgestellt habe, benutzt Ms Granger das Privatlabor des Tränkemeisters, um sich mit Zutaten daraus zu bedienen.
Sie überraschte mich letzte Nacht, als ich einige von höchster Sorgsamkeit zu betreuende Experimente durchführte.
Eine weitere Störung könnte den Erfolg zur Verbesserung des Trankes schmälern oder gar enorme Rückschläge verursachen.
Ich bitte Sie, Ms Granger zukünftig den Zutritt zum Labor zu verwehren, wenn Sie wirklich daran interessiert sein sollten, Ihr Darlehen zurück gezahlt zu bekommen.
Zudem beweist es, das Ihre getroffenen Sicherheitsvorkehrungen, gravierende Mängel aufweisen. Ich bitte Sie, dies zu beheben.

Mit freundlichen Grüßen,
Severus Snape.

oOo

'Er hat… bei Merlins Barte… er hat sie gesehen?' blickte Minerva McGonagall zuerst erschrocken und legte die flache Hand geradezu ehrfürchtig auf das Pergament auf ihrem Schreibtisch. Dann schmunzelte sie und merkte wie Albus große Augen machte und es beinahe den Anschein erweckte, er wolle sogleich aus seinem Bilderrahmen springen. Denn er hatte alles miterlebt, was in der Nacht zwischen Severus und Hermione geschehen war und er hüpfte innerlich auf und ab, dass es noch mehr solcher Momente geben sollte. Nur was in dem Brief stand…? Er schielte behände darauf.

"Neugierig?" fragte Minerva spitz.
"Hm… wenn man es so nimmt… Ja!" und stopfte sich schnell einen sauren Drops in den Mund.
Sie las es ihm vor und hörte den lauten Seufzer des Schulleiters.
"Er droht dir mit dem Darlehen?" gluckste er und Minerva winkte ab.
"Typisch Slytherin, aber damit ködert er mich nicht. Ich würde meinen letzten Sickel unter dem Teppich vorkramen, nur damit genau dass nicht eintritt, von dem er hofft, er hat mich damit in der Hand." war sie fest entschlossen, ihrem ehemaligen Kollegen die Stirn zu bieten.
"Du könntest es auch selbst noch einmal versuchen." blickte Albus hoffnungsvoll auf sie herab.
"Nein! Er hat mich brachial aus seiner Wohnung geschmissen. Poppy musste ganze drei Tiegel Kühlsalbe an meinem Arm verschwenden. Nevan ist nur nicht in Severus Wohnung gestürmt und hat ihn windelweich geflucht, weil er weiß wie es um ihn steht." entrüstete sie sich.
Er schmunzelte mit verständlichem Gesicht. "Nun, so ist Severus eben einmal."
"So war er bei dir nie, Albus." warf sie barsch zurück. Es war ein Verzweiflungsschrei. "Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Er schottet sich immer mehr ab."

"Nun, wie hat Ms Granger die Gegenwart von Severus wahr genommen?" sinnierte Albus Bart streichelnd.
"Was?" war sie gerade in Gedanken, als sie daran dachte, dass Nevan ihr erzählt, dass Hermione - so wie er sie einschätzt - nie im Leben Snapes Antrag abgelehnt haben könnte.
"Hermione?" wiederholte Albus langsam.
„Ach so, weiß nicht. Aber du warst doch dort, Albus, oder nicht?" blinzelte sie über ihre Brillengläser.
„Nun gesehen habe ich, was man sehen konnte. Nur leider hindert mich dieser dämliche Rahmen daran, herauszuklettern, mich unsichtbar zu machen und mal einen tiefen Blick in die haselnussbraunen Augen zu werfen." gab er ironisierend an. "Also mich würde es interessieren."

Minerva verstand. Albus wollte wissen, was genau in Hermione vorging und wie sie darauf reagieren würde, wenn man sie auf Severus direkt ansprach. Denn das könnte Vieles ans Licht bringen.
"Ach, wirklich? Nur interessieren?" murmelte sie wissend.
Seine Augen funkelten blau und leuchtend.
Mit einem kleinen Mundwinkelzucken murmelte sie mit einem beiläufigen Glattstreichen ihrer dunkelgrünkarierten Robe. "Nun, so gesehen… ich muss sicher gehen, dass sie nicht Ähnliches wie ich erlebte. Ich werde mich nach ihrem Befinden erkundigen müssen." und als sie zu Albus Bild schielte, war dieser bereits wieder gegangen.
"Der Mann ist unmöglich immer nur auf Achse und das in seinem Alter…" brabbelte sie und plötzlich tauchte er kurz wieder auf.
"Das habe ich gehört, Minerva."
"Raus jetzt, ich muss arbeiten."
Und er war Liedchen brummend verschwunden.
"Wie hältst du das nur mit ihm aus Phinneas?" fragte sie beiläufig, als dieser in seinem Stuhl zu gähnen anfing. Dieser zwirbelte seinen Spitzbart. "Nun, das Schloss ist groß und hat viele Bilder. Da fällt mir gerade ein…" Und ging auch wie aus heiterem Himmel fort.

oOo

Minerva ging mit ihrem stets strengen Gesicht, dem scharfen Blick und stechendem Gang, der dennoch elegant war, direkt auf Hermione zu. Sie war beim Mittagessen in Gespräche mit Neville und Ginny vertieft.
"Ms Granger, dürfte ich Sie nach dem Mittagessen in mein Büro bitten?" Hermione blickte lächelnd auf.
"Ja, Schulleiterin."
"Gut, 14:00 Uhr dann." und begab sich zum Lehrertisch.
Ginny schaute ihr etwas grübelnd hinterher. Neville, der jetzt interessanter Weise von einem Erstklässler in Beschlag genommen wurde, stand auf "Entschuldigt mich." und ging.
Ginny nutzte dies gleich zu Mutmaßungen. "Du, das hat doch nichts mit deinem kleinen Tete-A-Tete mit Snape zu tun, oder?"
Hermione blickte auf und hielt inne. Langsam führte sie die Gabel zurück zum Teller. "Warum? Sollte es das?"
"Nun, ich denke, Snape war nie ein Mensch, dem es leicht fiel, dass jemand unerwartet in seine Privatsphäre hineinplatzte. Das wird sich wohl kaum geändert haben, oder nicht?"
"Doch er war mir nicht böse, nur überrascht. Ich ja ebenso." verteidigte sich Hermione.
"Ja schon, nur… Ach ich weiß auch nicht." Ginny hatte eben so ihre Ahnungen und ganz plötzlich hatte Hermione ein flaues Gefühl in sich.
Wieder einmal dachte sie, dass Snape sie nur als Schlammblut sehen würde, dass er seine Isolation gewählt hatte, nur um nicht mit einem Menschen zweiter Klasse liiert zu sein. Sie blies Trübsal und rührte ihr Essen kaum noch an.

oOo

Die Direktorin schien sehr beschäftig zu sein, als Hermione hereintrat. Doch als die ehemalige Hauslehrerin ihren Lieblingsschützling entdeckte, vergaß sie alles um sich herum. Sie stand auf, bat sie in einem Sessel vor dem Kamin Platz zu nehmen und bot ihr Tee an. Dabei legte sie einen ihrer seltenen Lächeln auf.
"Hermione, ich habe hier einen Brief von Severus Snape erhalten." Sie reichte ihn ihr und Hermione stutzte.
Gespannt ruhten Minervas helle Augen auf der jungen Frau.
Doch leider klopfte es an der Tür und Filch schielte herein. "Ähm, Direktorin? Da gab es einen kleinen Unfall im dritten Stock. Wir benötigen kurz ihre Hilfe."
Seufzend stand sie auf. "Hermione, es dauert gewiss nicht lange." tätschelte sie geradezu fürsorglich ihre Schulter und ging geschwind hinaus.

Völlig entgeistert und aufgeregt zugleich saugte Hermione Wort für Wort auf, hatte sich dabei tief in den Sessel geschmiegt. Bei seiner Unterschrift schmolz sie innerlich dahin.
"Was schreibt er denn?" fragte eine tiefe und Hermione durchaus bekannte Stimme.
"Oh…" setzte sich Hermione rasch auf, fühlte sich ertappt, bekam kleine rosa Flecken auf ihrem Gesicht und lächelte verlegen.
Albus Augenbrauen wippten freudig auf und er lächelte seufzend und herzlich zurück.
"Guten Tag, Professor." sagte sie leise.
"Guten Tag, Hermione. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen."
"Ja, Sir. Wie geht es Ihnen, so mit all den anderen Schulleitern?" wollte sie etwas Konversation betreiben und von ihrer inneren Unruhe ablenken.
"Nun, recht gut. Phinneas und ich unternehmen viel. Doch leider musste er heute bei seiner Großtante vorbeischauen. Da bleibe ich lieber hier." plauderte er frei weg darauf los. "Sag, Hermione, was schreibt Severus eigentlich?"
"Sie möchten es wissen?" fragte sie und blickte auf das Pergament, als wäre es nicht Recht. "Nun… Sie vermissen ihn, nicht wahr?" wich sie ihm aus.
"Ja, in der Tat." nickte er sehr vertraulich.

Sie rang mit sich und gab nach. Sie konnte den alten Mann verstehen, dass auch er es erfahren wollte, was Severus zu sagen hatte und wie ihr schien, erzählte der Slytherin wohl sonst nicht fiel, wenn er da unten allein in seiner Isolation zubrachte.

Sie las den Brief vor und konnte es nicht verhindern, dass ihre Stimme beim Nennen seines Namens zitterte. 'Severus…' dachte sie und wieder erstickte die Tatsache die Hoffnung, dass sie nur ein Schlammblut war und er lieber ein Leben lang in den Kerkern hauste, als sie um sich haben zu wollen. Es war grausam. Ihr Einredungsvermögen schien von Tag zu Tag zu wachsen, um sich vielleicht so alles erklären zu können, warum er sie abgelehnt hatte.

"Hm… ich denke, dass die Einsamkeit ihn dazu getrieben hat." sinnierte Albus laut und strich seinen Bart glatt.
Hermione schaute ungläubig. "Aus Einsamkeit verfasst man doch nicht solch einen Brief." meinte sie.
Albus Augen blitzten auf.

Phinneas Nigellus lugte vorsichtig in Albus Bild hinein und sprach dazwischen. "Albus, Clutterton hat gesagt, du musst dir das unbedingt ansehen. Komm schon, darauf wartest du doch schon so lange." Dabei schien der alte Phinneas Nigellus Black ganz heimlichtuend seinen Bart zu zwirbeln.

Dumbledore verstand sofort und er entschuldigte sich rasch, als würde er gleich ein Quidditch-Spiel von Puddlemere United live sehen können. Er begab sich daraufhin aus seinem Bild. Hermione fand diesen Auftritt und komischen Abgang äußerst seltsam.

oOo

Minerva kam wieder, etwas genervt wirkend, aber gewann ihre gute Laune bei einer heißen Tasse Tee wieder zurück.
Sie beäugte Hermione in ihrem Sessel wieder aufmerksam und genau.
"Was denken Sie von dem Brief, Hermione?"
Doch Hermione wich dieser Frage geschickt aus. "Nun, also… ich habe Zutaten gesucht und ich habe Professor Nevan Nettle-Jones darüber in einem kleinen Brief informiert, dass ich die Substanz entwenden würde und auch wo. Mein Trank brauchte diese Zutat und ich hatte nicht gewusst, dass der Vorrat, der im Klassenraum am Abend zuvor noch da war, nicht mehr existierte. Daher ergriff ich diese Maßnahme und bediente mich im Privatlabor."
Minerva lächelte. "Hermione, Nevan hat mir davon berichtet, dass ihr Trank in einer kritischen Phase sei und sagte heute Morgen zum Frühstück, dass er es Ihnen vorher hätte sagen sollen, dass diese eine Zutat nicht mehr da ist, außer im Privatlabor. Er kennt schließlich ihre Ausarbeitungen aus dem Unterricht, die sehr detailliert sind, bevor sie ein Projekt beginnen."
Hermione nickte. "Zu spät, er ist hinüber." murmelte sie vor sich hin und trank ihre Tasse aus.
"Wie das?" war Minerva neugierig geworden und schenkte ihr zugleich nach.
Hermione zuckte nur mit den Schultern. "Ich muss wohl unvorsichtig gewesen sein."
Minerva konnte nicht glauben, dass Hermione jemals derartige Worte für sich beanspruchen würde. Sie schielte zu Albus Portrait, doch war dieser nicht darin zu sehen.
"Nun gut, jedem kann einmal ein Malheur passieren - selbst Severus, auch wenn er es immer verschwieg, wenn mal etwas nicht so klappte, wie er es wollte. Und er warf den Zauberstab nicht ins Korn. Du doch auch nicht, Hermione, oder?"
Hermione schaute sofort auf. "Nein, ich gebe nicht auf." war ihre Stimme fester geworden.
"Gut." lächelte ihre Schulleiterin. "Wir haben sogar beschlossen, dass du zukünftig - aber das nur in Ausnahmefällen - durchaus Zutaten aus dem Privatlabor entnehmen darfst. Du holst schließlich jede Woche die Bestellung aus der Apotheke in Hogsmeade ab." fügte die Direktorin an.
Hermiones Augenbrauen kletterten in ungeahnte Höhen, denn die gestrenge Frau schien noch etwas auf den Lippen zu haben.
"Dabei fügt es sich, dass du nun auch die Vorratskammer im Privatlabor selbst mit neuen Zutaten bestückst und nicht mehr als Päckchen deinem Lehrer übergeben musst."
Hermione nickte ganz plötzlich nur noch und wirkte in sich gekehrter.
"Doch, was sagt das Ministerium dazu?" fragte Hermione dann plötzlich und etwas verwirrt.
"Kingsley ist informiert. Keine Sorge." blieb Minerva zuversichtlich und wunderte sich, warum Hermione so wirkte, als suche sie Ausflüchte, Severus Snape nicht mehr zu begegnen.

Minerva seufzte und lehnte sich etwas im Stuhl zurück. Denn sie hatte erwartet, dass die junge Frau gerade jetzt geradezu überfreudig reagieren würde. Doch da hatte Minerva sich getäuscht. Dennoch, versuchte sie irgendwie das Gespräch nicht hier enden lassen zu wollen und ging das Risiko ein.
"Mir geht es vielmehr darum, wie Severus Snape auf die Idee kommt, dass du - während du eine Trankzutat aus einem angrenzenden Raum holst, dessen Tür gleich dem Eingang zum Privatlabor liegt - ihn hättest stören und seine Experimente gefährden können. Hast du eine Idee, Hermione?"
Hermione schaute irritiert. "Nein, daher verstehe ich das Ganze ja nicht." sprang sie auf den Gedanken-Zug mit auf.
"Siehst du, ich auch nicht." gab McGonagall an, klopfte sich dabei auf die Schenkel und stand auf. "Was immer Severus auch in seinem eigenbrötlerischen Verhalten dazu veranlasst haben sollte, dich vielleicht - wie er es zu Schulzeiten getan hat - zu beleidigen, lass dich nicht davon beeindrucken, Hermione."

Hermione stand nun auch auf und ihr Kopf schien von ihren vielen Gedanken, die allesamt um Severus kreisten, fast zu platzen. Sie stellte ihre Tasse ab. "Danke für den Tee, Minerva. Doch eigentlich war er einfach nur mit seinem Experiment beschäftigt. Er hat mich gar nicht beachtet, oder nicht wirklich." säuselte sie und war sich nicht mehr so sicher, wie er sie nun angeschaut hatte und wie nicht.
"Auch nicht angeschrien?" fragte die Schulleiterin, als sie die Frau zur Tür begleitete.
"Nein, er war nur überrascht, dass jemand den Raum betrat, so wie auch ich es war. Ich hatte zu dieser Zeit dort einfach niemanden erwartet und Mr Snape ebenso wenig." blieb Hermione abrupt stehen.
"Ja." murmelte McGonagall leise.
"Er sagte, ich solle holen was ich bräuchte und wieder gehen. Er war recht nett, keine fiese Spitze, kein schneidender Ton." erinnerte sich Hermione jetzt wieder und ihr huschte eine Gänsehaut über den Körper, als sie merkte wie sanft er doch die Worte ausgesprochen hatte. Doch das verschwieg sie. Eine Minerva McGonagall würde es ihr nicht abnehmen, dass Snape sanft war. 'Das bilde ich mir nur ein.' dachte sie verträumt.
"Ach so, sagte er das." und Minerva dachte, welch ein riesiger Unterschied es doch sein musste, ob Severus Minerva begegnete oder Hermione. Es versetzte ihr einen Stich im Herzen.

Dennoch blieb sie bei Thema und schaute auf die gut einen halben Kopf kleinere Hexe vor sich. Die ältere von beiden spürte, dass Hermione noch so einiges zu sagen hatte. Zumal Hermione wiederum wusste, dass Minerva Severus auch ein wenig kannte - einst als Kollege und Mitglied im Phönixorden.
"Und dann wollte ich noch etwas sagen, doch er unterbrach mich einfach." fuhr Hermione, sich alles von der Seele redend, fort.
"Er war darüber erbost und warf dir das sogleich mit seiner leisen bösen Art an den Kopf." schlussfolgerte McGonagall automatisch.
"Nein, nicht so wie damals im Unterricht, als er mich stets als Miss-Know-It-All betitelte. Er sagte es ruhig und leise. Einfach nur so, beinahe als könne er keinen Menschen in seiner Nähe ertragen. Nicht so bedrohlich und mit diesem gefährlichen Unterton, wie man es von ihm gewöhnt ist. Es war eben seine Meinung zu meiner Anwesenheit." schnatterte sie drauf los, als seziere sie den Moment gerade vor ihrem inneren Auge.
"Nun, die Einsamkeit tut ihm wohl doch gut." murmelte Minerva durch schmale Lippen und rückte sich ihre Brille zurecht.
Hermione runzelte die Stirn über diese trockene Bemerkung ihrer Schulleiterin.

Minerva legte einen Arm um Hermiones Schulter und begleitete sie weiter zur Tür.
"Schon gut, wer weiß schon, was in Severus Kopf vor sich geht." tätschelte sie wieder Hermiones Oberarm und schickte sie zur Tür.

Hermione stand bereits auf der Schwelle, als sie sich noch einmal umdrehte.
"Zu wem hat Mr Snape eigentlich Kontakt?" konnte sie ihre Neugier nicht länger verbergen. Für sie war es unvorstellbar - selbst für einen Severus Snape - dass dieser in absoluter Abgeschiedenheit vor sich hin lebte.
Minerva sah über ihre quadratischen Brillengläser auf ihre Musterschülerin fragend hinab. "Severus ist immer noch Professor und hat ein Recht auf seinen Titel." bemerkte sie erst jetzt, dass Hermione die gesamte Zeit seinen Titel außer Acht gelassen hatte.
Hermione runzelte die Stirn. "Heißt das, dass Severus Snape rehabilitiert wird? Ich dachte, das Gesetz ist unumstößlich?"
"Das ist es auch: Lex dura et durabilis!" bestätigte Minerva und verstand nicht ganz Hermiones Gedankengänge.
"Aber wieso hat er dann noch seinen Titel als Professor?" Hermione wusste, trotz dass sie sonst immer so geschwind im Denken war, hier gar nicht weiter.
Minerva glaubte zu verstehen und es machte ihr Angst, wenn sich der Verdacht bestätigen würde, dass Hermione die letzten Monate, falsche Informationen gehabt haben musste. Anders war dies nicht zu erklären. "Du kennst wohl nicht die gesamte Geschichte?" fragte Minerva.
"Wohl nicht wie es den Anschein hat, oder?" fragte Hermione ersichtlich verunsichert.

"Harry hat es dir also nicht gesagt?" war Albus ganz plötzlich in seinem Portrait aufgetaucht und hatte sich in das Gespräch einfach so mit eingemischt.
"Nein, was denn, Sir?" blickte sie ihn völlig irritiert an.
Albus seufzte und Minerva schluckte - beide hatten wohl eine schlimme Ahnung, aber versuchten ihre Blicke nicht allzu deutlich ausfallen zu lassen. Dennoch, fühlte sich Hermione irgendwie außen vor zu sein.

Minerva nickte kurz, als überlege sie, was sie als nächstes sagen solle und hatte dabei Albus mystische Blicke verstanden. Sie räusperte sich schließlich. "Nun denn, Severus hat entschieden Lily Edwards zu heiraten. Da sie jedoch erst in zwei Jahren siebzehn Jahre alt werden wird, muss er sich bis dahin einer der anderen Bedingungen fügen. In dem Falle entschied er, dass er hier auf Hogwarts sein möchte und daher ihm auch sein Professor-Titel erhalten bleibt."
"Ach, so ist das." murmelte Hermione und driftete sogleich in Gedanken ab. Sie blickte nicht einmal mehr in das Schulleiterbüro, stapfte die kreisende Wendeltreppe hinunter.
"Einen schönen Tag noch." versuchte Minerva nett zu sein, doch tat ihr die junge Frau auch leid.

Mit dem leisen Türschließen, setzte sich eine ganze Maschinerie von Gedankenphrasen in Hermiones Gehirn in Gang - genauso bei Minerva und Albus.

Minerva plumpste in den Sessel. "Hast du eine Ahnung, was hier vor sich geht?" fragte sie offen heraus und nahm ihre Brille ab. Sie stützte ihren Kopf mit der Hand an der Wange ab. Die Brille baumelte matt umher, genauso wie sie versuchte, ihre Gedanken in eine geordnete Form zu bringen.
"Ich denke vielleicht ja. Doch sicher bin ich mir nicht." gestand Albus und setzte sich in den Stuhl in seinem Bild. Er fischte sich einen Zitronenbonbon aus einem kleinen Schälchen und nuckelte ihn leise vor sich hin.
Minerva blickte auf. "Hermione dachte tatsächlich, dass er hier die Lösung gewählt hatte, in der er sich einer Heirat verweigert hätte." gab sie an.
Albus nickte.
"Und Severus?" fragte Minerva. "Weißt du Näheres?"
"Ich weiß nur, dass Shaklebolt gesagt hat, dass er zuerst Hermione bevorzugt hatte, Hermione ihm seinen Antrag absagte und er daraufhin der kleinen Edwards einen Antrag gestellt und Hermione mit keiner Silbe mehr erwähnt hatte." strich er seine Roben glatt und faltete seine Hände über dem Bart auf seinem Bauch zusammen.
"Hm…" grübelte Minerva laut. "Ja Kingsley hat eine Untersuchung anberaumt. Mrs Eldowneys Gedächtnis wurde verändert und die Dokumente von Hermiones und Severus Absagen… Nur Mrs Eldowney hätte sie ordnungsgemäß als Absage deklarieren können." grübelte sie laut. "Was machen wir? Es ihnen beiden sagen?"
"Nein", schüttelte Albus seinen Kopf, "es haben sich schon zu viele eingemischt - oder auch einer zu sehr. Das müssen wir noch herausfinden. Doch wenn wir jetzt offensichtlich einschreiten… Derjenige, der es kann, muss Zugang zu vielen Bereichen im Ministerium haben. Nicht viele können sich zu allen Abteilungen Zugang verschaffen."
"Ja", verstand sie, "beide sind schon genug durcheinander, durch dieses falsche Spiel. Doch wie bauen wir Vertrauen auf? Und, könnte dieser Jemand vielleicht von unserem Vorhaben etwas mitbekommen?"
"Ich denke, Minerva, du hast Severus schon lange keinen Brief mehr geschrieben. Alles andere überlege ich mir." schmunzelte er und sie rollte mit den Augen.
"Natürlich, schon viele Jahre nicht mehr… Der letzte musste wohl der Hogwarts-Brief gewesen sein für sein siebtes Schuljahr." und ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben.

oOo

Hermione ließ sich - der Realität vollkommen fern - schwebend von ihren Gedanken und der drehenden steinernen Treppe hinab tragen. Ihre Überlegungen fuhren jedoch weiter hinab, tief in die Kerker, wo Severus Snape gerade über ein paar Pergamentrollen darüber brütete, wie man den Wolfbann-Trank verbessern konnte. 'Er sucht sich eine, die jetzt noch nicht mal volljährig ist - ein Kind - und dann mit siebzehn… gleich heiraten?' Das saß. Sie hatte viel von ihm erwartet, was garstig und auch arrogant in seinem Tun und Handeln schien, aber Derartiges? Nein. Das überstieg sogar ihre Vorstellungen. 'So ein junges Ding und Snape - wie soll das denn funktionieren?'

So wanderte sie heute die gesamte Zeit nur durch das Schloss, überlegte, dachte nach und immer wieder kam ihr nur eine Antwort: Das er sich wohl nur bei Menschen sicher fühlen konnte, wenn er diese dominieren konnte, so wie seine Schüler. 'Aber mit so einem jungen Mädchen…' Nun, wenn sie ehrlich war, war sie auch gerade einmal neunzehn. Doch in zwei Jahren wäre sie bereits einundzwanzig. 'Mit Logik ist das nicht zu erklären.' gestand sie sich bitter ein.

Irgendwann, als ihre Füße sie hungrig in die Große Halle getragen hatten, wo sie geistesabwesend stochernd im Essen realisierte, dass sie Snape als Mann zu betrachten schien, anstatt als Nur-Person-Mit-Schlechten-Charaktereigenschaften oder Lehrer-Syndrom, war ihr das Essen vergangen. Sie sah Bilder vor sich, wie er diese junge Frau wirklich liebte, seelisch wie körperlich. Sie konnte sich nicht erklären wie und wann das passiert sein konnte. 'Damals als du dich auf den Antrag eingestellt hattest, dachtest du noch an den Lehrer, an den Professor und eine eher geistige Verbindung, geknüpft durch Bücher und Tränkebrauen und dem Wunsch, dass die Albträume endlich enden würden und ich einfach nur hier bleiben könnte, meine Ausbildung machen könnte.' Sie stand auf und Ginny, die ihr soeben etwas zuflüstern wollte, schaute plötzlich hinterher. 'Nanu? Was hat sie denn?' und ließ sie nicht aus den Augen bis sie aus der Halle war.

Hermione suchte das Tränkelabor auf. Sie brauchte Abwechslung und stürzte sich wieder in ihr Projekt, welches sie ja versaut hatte. Zudem standen neue und stärkere Aufpäppelungstränke für Poppy Pomfrey auf dem Tagesplan. Je mehr sie sich den gut einstudierten Bewegungen hingab - Zutaten schneiden, zermahlen, abwiegen, mischen und in den Trank geben -, desto ruhiger und entspannter wurde Hermione. Es war erholsam für sie und erzielte alsbald gute Fortschritte. Sie konnte bis zur offiziellen Bettruhe in Hogwarts einen ganzen Korb mit Aufpäppelungstränken bei Poppy abliefern, die voller Freude und Dankbarkeit ihr die Fläschchen abnahm.

oOo

Am Abend erhielt Severus Snape einen Brief von der Direktorin:


Sehr geehrter Severus,

als erstes soll ich Dich ganz herzlich von Albus grüßen. Er bat mich, Dir ein paar Süßigkeiten zukommen zu lassen.
Als nächstes habe ich mit Nevan gesprochen. Er findet, dass es Ms Granger durchaus erlaubt ist - wenn sie an ihren Projekten arbeitet und das Tränkeklassenzimmer dafür nutzt und wenn dortige Zutaten fehlen -, sich von den Zutaten im Privatlabor zu bedienen. Da sie auch die Bestellungen für Trankzutaten aus der Apotheke entgegennimmt, bitte ich Dich in Zukunft ihr persönlich Deine Liste zukommen zu lassen.
Sämtliche Sicherheitsbestimmungen werden gemäß der Auflagen des Zaubereiministeriums erfüllt.

Mit freundlichen Grüßen,
Minerva McGonagall


Severus fielen fast die Augen heraus. Sein Blick durchlöcherte das Pergament, auch wenn nicht wirklich. Könnte er allein durch seine Gedanken Feuersalven aus ihnen schießen, würde das Papier vor seiner Nase lichterloh aufflammen. 'Granger und Trankzutaten? Sie braut selbstständig ohne Aufsicht? Und… und kümmert sich um die Bestellungen? Ich dachte die beiden reden immer nur über Theorie. Doch eigene Forschungen? Selbstständiges Brauen? Die Bestellungen!' Das war doch der Gipfel. Wie konnte man einem Schüler nur zumuten, er wisse die differenten Qualitäten der einzelnen Zutaten genau zu kennen. Dafür braucht es Jahre, um einen wirklich guten Blick - dafür - und ein sicheres Händchen - darin - zu erlangen.

Er schnaubte leise. Es bedeutete, dass er sich darauf einstellen musste, dass Granger ein weiteres Mal unverhofft in das Labor platzen würde. Er hasste diesen Moment bereits jetzt, wenngleich er noch nicht eingetreten war. Einerseits wollte er sie wiedersehen, hatte ja mit seinem Brief den Stein ins Rollen gebracht, aber nun, wo er wusste, dass sie bereits den halben Zaubertrank-Trakt Hogwarts unter ihre Fuchtel gestellt hatte, fühlte er sich entblößt. Sie bewegte sich in jenen Räumen frei - und gar von der Schulleitung und dem Ministerium genehmigt - in jenen Gefilden, die einst sein Reich waren. Für Snape schien das ein Eroberungsfeldzug zu sein und glich einer Kriegserklärung seitens Minerva; er und Granger als Spielball der mächtigen Oberlöwin.

Die Schachtel mit Zitronendrops pfefferte er quer durch seinen Wohnraum. 'Ich will sie nicht sehen! Nie mehr!' und wieder tauchten sofort haselnussbraune Augen vor ihm auf, die sanften Hände, wie sie ihn rettete. Sein Verstand schrie noch lange 'Nein!' und sein Herz wimmerte ein zaghaftes 'Ja…'


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