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Fanfiction

Per Aspera Ad Astra - Das verflixte siebte Jahr

von NoctiVagux

Per Aspera Ad Astra
--- 5. Das verflixte siebte Jahr ---
im Herbst 1998


Die Einsortierung der Erstklässler, die in Hogwarts eingeschult wurden, fiel dieses Jahr sehr spärlich aus - in Schülerzahl und Feierlaune.

Neben Ginny, die ihr reguläres siebtes Jahr vor sich hatte, wiederholten neben Hermione auch Neville Longbottom und Draco Malfoy ihren Schulabschluss. Mehr waren von Hermiones altem Jahrgang nicht geblieben oder wollten nicht an die Schule zurück. Die stark dezimierte Magierwelt Großbritanniens spiegelte sich auch in der Einsortierungszeremonie wider. Die vier Häuser zählten zwanzig junge Hexen und Zauberer für das erste Schuljahr - fünf je Haus. Die restlichen Klassen waren auch recht klein geblieben. Die Haustische nahmen im Jahre Eins nach Voldemorts Tod nur knapp ein Drittel von dem ein, wie es hier einst in den vergangenen Jahren zugegangen war. Viele Kinder hatten Eltern oder Verwandte und Bekannte verloren und zogen es vor ihre Ausbildung für ein Jahr auszusetzen - ein Angebot des Zaubereiministeriums - oder mussten mit der Verwandtschaft auswandern, wenn diese sich nicht dem neuen Gesetz der Zwangsheirat fügen wollten. Die Stimmung war nur ein wenig ausgelassen. Es vermittelte ein klitzekleines bisschen die Einkehr von Beständigkeit und Alltag - etwas, was jedem Hiergebliebenem nach diesem Krieg gut tat.

Es gab neue Namen, neue Lehrer. Zaubertränke unterrichtete jetzt ein gewisser Nevan Nettle-Jones, der interessanter Weise auch der neue Hauslehrer Slytherins wurde. Für Muggelkunde war ein Professor Jamie Ashwell vorgestellt worden, der aus den Vereinigten Staaten hierher gekommen war. Professor Flitwicks leeren Stuhl übernahm eine junge Professorin aus Frankreich mit dem wohlklingenden Namen Loli Leroux-Ducret. Sie jedoch übernahm nicht die Hauslehrerschaft für Ravenclaw, sondern für Gryffindor. Ginny hatte von Fleur erfahren, dass sie vier Jahre vor Fleur den Abschluss auf Beauxbatons und dabei den besten Abschluss seit fünf Jahrzehnten gemacht hatte und daher so schnell in das Lehramt erhoben worden war. Der einzige, der jemals noch jünger sein Lehramt in Hogwarts begonnen hatte, war Severus Snape - ein Ausnahmetalent im Tränkebrauen. Doch seine Ära war vorüber. Verteidigung gegen die Dunklen Künste wurde einem Simon Fairchild zugesprochen und er stand zugleich dem Hause Ravenclaw vor.

oOo

Man lebte sich schnell oder auch langsam ein und Hermione blühte alsbald wieder über ihren Büchern auf - einem Hobby, welches ihr Beständigkeit schenkte, sie nicht verletzen konnte, ihr Sicherheit gab. Madame Pince seufzte nur, als sie Hermione jeden Tag und jeden Abend in der Bibliothek fand, vertieft in Büchern, als könnten diese das ewige Leben versprechen. Selbst vor den Schuljahresprüfungen war Hermione nie so oft in der Bibliothek gewesen, wie sie es jetzt tat. Und das 'oft' bedeutete hier, dass es jede freie Minute sein musste, die Hermione nicht irgendwo im Unterricht verbrachte. Sie ließ gar Essenszeiten in der Großen Halle unbeachtet verstreichen. Madame Pince konnte dies nicht länger so mit ansehen.

Ginny hatte zu ihrer persönlichen Zerstreuung versucht, irgendwie eine Quidditch-Mannschaft aufzubauen. Doch mit so wenigen Schülern im Haus, war das verdammt schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, da nicht viele die Schnelligkeit, Kraft und Teamgeist für Quidditch aufbrachten. Eines Tages stand sie vor dem Büro ihrer Hauslehrerin Professor Leroux-Ducret und machte einen Vorschlag.
"Was halten Sie davon, wenn jeweils zwei Häuser eine Quidditchmannschaft bilden. Gut, es ist dann kein richtiger Wettbewerb, aber ein bisschen Quidditch würde es wenigstens sein, Professor? Die Schüler brauchen Abwechslung. Noch nie in der Geschichte dieser Schule, hat es keine Quidditch-Turniere gegeben."
"Hm, das scheint keine so schlechte Idee zu sein. Ich werde die anderen Lehrer fragen, Ms Weasley." nickte die große schlanke Blondine. Sie erhob sich elegant und öffnete Ginny die Tür.
"Danke." meinte sie und huschte mit strahlendem Gesicht hinaus.

oOo

"Wie du siehst, ist alles so eingerichtet, wie du es dir gewünscht hast." gab Shaklebolt kühl an.
Severus, immer noch sehr wackelig auf seinen Beinen, nickte gelassen. Nur seine Augen huschten in jede Ecke, in die kleinen dunklen Nischen, um sich zu vergewissern, dass es auch zu hundert Prozent seinen Vorgaben entsprach. Es war wirklich alles so, wie er sich gewünscht hatte.
"Danke." gab er leise an und setzte sich in den Sessel. Zum ersten Mal seit Monaten durfte er wieder einen Zauberstab in der Hand halten - seinen. Er erhob ihn, hielt inne, zog die Augenbraue hoch und mit einem kleinen Wink, loderte ein kleines Feuer im Kamin auf. Sein Gesicht warf riesige Schatten. Er starrte hinein, ignorierte den Minister.
"Wenn du etwas brauchen solltest, gib die Anweisungen den Hauselfen oder nutze Minervas Eule Pallas. Mit dem Glöckchen auf dem Kaminsims, kannst du sie zu dir rufen. Dir steht leider keine eigene zu." erklärte Kingsley letzte wichtige Dinge.

Severus nickte etwas, drehte seinen Kopf zur Seite und sah draußen im Flur Minerva stehen. Er wandte sich sofort von ihr ab und Shaklebolt schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf, als sie einen Schritt näher kam. Er schloss sachte die Tür und ließ Severus allein in seinem Verließ.

Minerva hatte es nicht fertig gebracht, so wie eigentlich gewollt, dass sie Severus darauf ansprach, was sie ihm zuletzt an den Kopf geworfen hatte, als er durch das Fenster sprang und floh und zum Dunklen Lord gelangen wollte. Sie hatte es noch nicht einmal geschafft, ihn hier auf Hogwarts zu begrüßen, hatte Kingsley vorgeschickt und war selbst im Hintergrund geblieben. Minerva hatte ihn als Feigling beschimpft und sie war damit so sehr im Unrecht gewesen. Für eine Frau wie sie, mit einem sonst so stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, warf es einen riesigen Schatten auf ihre Seele. Minerva glaubte, Snape würde wie eh und je mit seiner kalten arroganten Art auf sie herabblicken oder eine stichelnd sarkastische Bemerkung loswerden wollen. Doch nichts dergleichen war geschehen. Er sah aus wie eine leere Hülle, geküsst von einem Dementor. Es lief ihr kalt den Rücken hinunter.

Am Treppenaufgang wartete Kingsley.
"Wie hat er seine Räume aufgenommen, Kingsley?" fragte sie vorsichtig, als sie aus ihren Gedanken erwachend, den Blick von der verschlossenen mit schweren Anti-Fluchtzaubern versehene Tür abwendete und sich zu ihm begab.
"Geht so. Er hat nur 'Danke' gesagt." seufzte er.
"Er ist sehr in sich gekehrt, seit Ms Granger ihm die Absage erteilt hat." erklärte er auf dem Weg zu ihrem Büro.
"Wie, er wollte dass Ms Granger ihn heiratet?" fragte sie perplex.
"Ja, in der Tat. Dabei dachte ich, dass sie es tun würde. Immerhin verdankt er ihr sein Leben und ich hatte wirklich den Eindruck, dass sie es wollte als sie bei mir im Büro war. Sie… Er war ihr einziger Kandidat." gestand er ihr offen.
"Ja, in der Tat… das ist seltsam. Vielleicht wollte er so seine Lebensschuld bei ihr begleichen." murmelte Minerva leise. Noch nie hatte eine Hermione Granger sich etwas fest vorgenommen und dann wieder verworfen. Selbst das Projekt mit den Elfen hatte sie nie wirklich aufgegeben. Dass Hermione Snape gewählt hatte, schien ihr logisch, da er der einzige unter den Verurteilten war, der alles andere als ein treuer Gefolgsmann Riddles bezeichnet werden konnte.

"Und wen hat er jetzt gewählt? Er wird schließlich nur für eine Weile hier sein." fragte sie, als sie in ihrem Büro angekommen waren und sie ihm Plätzchen und Tee anbot.
"Lily Edwards."
Minervas Augenbrauen kletterten bis zu ihrem streng zusammen genommenen schwarzen Haar hinauf. "Sie…?" Minerva schluckte.
"Ja, sie hat die Augen von Lily Potter." gab Kingsley zu.
"Die Kleine ist aber auf Beauxbatons." verstand die Schulleiterin nicht, wie eine Französin mit auf der Liste stehen konnte.
"Da ihre Eltern jedoch britische Staatsbürger waren, ist sie eine Kandidatin. Ihr Vormund ist noch hier in Großbritannien und demnach hat sie auch noch unsere Staatsbürgerschaft." meinte er und Minerva verstand. "Das Interessante ist", und Kingsley nahm sich nebenbei einen Keks, "dass Severus mir einen Brief gegeben hat, für ihre Großtante, ihre einzige Verwandte, die noch lebt."
"Und was wollte er ihr mitteilen?" war sie neugierig.
"Nun, selbst die Tante war von dem Brief doch sehr gerührt. Er teilte ihr mit, dass er Lily wie eine Tochter behandeln würde, nicht mehr und nicht weniger, außer Lily bestünde darauf, die Ehe ernst zu nehmen. Dann würde er seinen Pflichten als Ehemann nachkommen."
Minerva schluckte hart. Sie konnte sich Severus nicht als Vater vorstellen. "Nun, es ist nobel." gab sie an.
Kingsley seufzte. "Er ist der einzige unter den Todessern, der so etwas in Betracht zieht. Das weißt du Minerva. Die anderen würden erst gar nicht nach Pflichten fragen, schon gar nicht höflich." schnaubte er.
Sie nickte. "Ja, ich weiß. Dennoch stehen diese Zwangsehen unter zwölfjähriger strenger Beobachtung, Kingsley. Keiner der Todesser, die ein Opfer geheiratet haben, kann sich Fehler erlauben." und beide lenkten so das Thema auf das Ministerium, wie es dort zuging, wie es um die Ausbildung neuer Zauberer stand, auch um Harry.

"Harry muss eins, zwei Mal bei Severus gewesen sein." plauderte Shaklebolt, als er sich Tee nachgoss.
"Harry Potter bei Severus Snape? So schnell… Harry hat zwar vor uns allen und Voldemort gesagt, dass er ihn für mutig hielt, aber danach verlor er kein Wort mehr über Severus. Molly hatte erwähnt, dass Harry mit den Erinnerungen sich etwas schwer tut. Ich dachte, dass die beiden nur etwas mehr Zeit bräuchten. Schön, dass beide miteinander reden." Minerva war recht erstaunt, dass Harry neuerdings so schnell einsichtig war und das Kriegsbeil zwischen beiden begraben konnte. Wenn sie daran dachte, welche Mühen Albus nicht gescheut hatte, um Harry sanft mitzuteilen, dass Severus auf der guten Seite stand… 'Seltsam…' grübelte sie.
"Ja, nur habe ich den Eindruck, dass die Erinnerungen, die Severus Harry geschenkt hat, leider nicht zu einer Besserung ihres Verhältnisses geführt haben."
"Warum nicht? Du sagtest doch eben… Harry wäre bei ihm gewesen." fragte Minerva mehr sich selbst als ihr gegenüber und sinnierte. Denn das war nun doch eine Wendung.
"Ich denke, Harry verkraftet es nicht, dass ein Severus Snape lieben kann. Dass er alles nur für Lily getan hat. Harry ist wohl der Meinung, das dieses Privileg nur im zusteht."
"Wie bitte? Severus war stets sehr streng, gut arrogant auch dazu. Ich bin als Lehrer auch streng und es macht mich nicht unbeliebt. Ich wusste, dass beide schwer daran taten, zusammen zu arbeiten. Doch Severus musste dies tun, damit er als Spion wieder in Riddles Reihen auch glaubwürdig aufgenommen werden konnte. Es war nicht zu vermeiden, dass Harry da einiges zu persönlich nahm, über die Jahre gesehen…" Minerva knabberte an einem Plätzchen und sinnierte, alte Erinnerungen kamen wieder. "Das klingt beinahe wie die Rivalität, die Severus schon mit seinem Vater hatte." seufzte Minerva.
"Ja, in der Tat. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Crawfurd hatte aus der Ferne eine Stimme wahrgenommen. Es war Harry, der Snape sprach. Doch was er sagte, hatte er nicht mitbekommen. Sie waren jedoch laut geworden, besonders Harry." brummte Kingsley und beide lehnten sich in den Sesseln zurück, schauten ins Feuer und hingen ihren Gedanken nach.

oOo

Der Schulbetrieb in Hogwarts nahm seinen gewohnten Gang mit kleinen und neuen Nebenwegen für manchen Schüler. Neville hatte angefangen Madame Sprout in den Gewächshäusern zu helfen, als die Nächte immer kälter wurden. Er war ausgesprochen gut in Kräuterkunde und so vertraute Sprout ihm ihre zart besaiteten Pflänzchen an. Er hatte wahrlich einen grünen Daumen.

Ginny hatte sich die Erlaubnis erkämpft, einmal pro Woche bei ihrem Bruder George in Hogsmeade vorbei schauen zu dürfen, um ihm bei seinen Abrechnungen zu helfen. Er mochte ein guter Erfinder in Sachen Scherzartikeln sein, aber seitdem Fred nicht mehr war, ließ der Geschäftssinn etwas nach. Molly hatte sie daher darum gebeten, öfters mal nach dem Rechten zu sehen und ein gütlicher Brief an die alte Freundin Minerva, war da die richtige Unterstützung.

Draco entwickelte eine Vorliebe für Zauberkunst und war vor allem daran interessiert, innenarchitektonisch aufzublühen. Er half Professor Leroux-Ducret bei Projekten, die jetzt mehr und mehr Einzug in Hogwarts fanden, da durch die kleinere Schülerzahl, man sich mehr auf diese wenigen konzentrieren konnte und somit - den kleinen und größeren Rabauken - eine optimale Förderung anbot.

Und Hermione? Sie lernte und lernte, immerzu und immerfort. Madame Pince hatte sogar Professor Leroux-Ducret bereits darauf angesprochen, dass die junge Frau in der Bibliothek versauern würde, wenn sie nicht bald eine erfüllende Aufgabe erhalten würde. Als die Hauslehrerin, dies dann der hiesigen Schulleiterin und einstigen Hauslehrerin Gryffindors Minerva McGonagall erzählte, war diese doch sehr überrascht. Denn wenn eine Pince schon sagte, Bücher sind jemandem nicht genug und sollte mal aus der Bibliothek raus, dann musste da was Wahres dran sein. Doch wie sollte Minerva Hermione aus der Bibliothek bekommen? Lernen, Fleiß und Wissen; wo bekam das eine Hermione Granger noch, außer in den mit altem Pergament und geheimnisvoller Schrift bis and die Decke vollgestopften meterlangen Reihen einer hiesigen alten Schulbibliothek?

Eines Abends, als Hermione wieder einmal über den Büchern in der Bibliothek eingeschlafen war, weckte sie jemand, sanft an ihrer Robe an der Schulter zupfend.
"Ms Granger, ich denke, es Zeit für Sie ins Bett zu gehen?"
Sie blickte verschlafen auf und schaute in die braungrünen Augen von Professor Nettle-Jones. Rasch war sie munter und aufgestanden. "Ich muss aber noch die Bücher wegräumen." schaute sie auf die drei riesigen Stapel, die wie wackelige Türme auf dem Tisch kindshoch empor ragten.
Er blickte mit einem Augenleuchten auf ihre Unterlagen und Ausarbeitungen und seufzte. "Gut, aber nur, wenn ich Ihnen helfe."
Sie lächelte verlegen. "Danke, Sir." und beide machten sich daran zu schaffen, nicht all zu viel Chaos zu hinterlassen, um Madame Pince nicht zu sehr zu verärgern.
"Hm, Zaubertränke der Orients?" fragte er als er sich einen Buchtitel genauer ansah.
"Ja, ich brauche etwas Beschäftigung." und tippte sich an die Schläfe. Das Hermione hier saß, um ihre Träume zu vergessen, sich so vom Schlafen abhielt und dann ja doch wieder einschlief und träumte, dass sagte sie nicht.
"Nun, beschränkt sich das auf die Theorie allein?" fragte er amüsiert.
"Nein, doch leider hat man ja nur im Unterricht Zeit für das Tränkebrauen und da stehen andere auf dem Programm." räumte sie ein paar Bücher zusammen und suchte den richtige Ort für diese im Regal. Sie schien dabei einen bedrückten Eindruck zu machen.
Er nickte. "Ja, in der Tat. Die Praxis vermag dem vermittelten Wissen Brücken zu schlagen."
Sie räumten gemeinsam weiter auf bis alles wieder an Ort und Stelle zu sein schien.
"So, da wird Madame Pince uns schon einmal keinen Kopf abreißen." grinste er. "Gute Nacht, Ms Granger." und er verschwand.

Hermione fand ihren Zaubertranklehrer nett. Er war ruhig, stets ausgeglichen, gab den Schülern beim Brauen Tipps. Er hatte etwas Gemütliches und dennoch waren seine Augen wachsam, so dass kein Schüler einen Kessel in die Luft jagte. Zudem war er der Hauslehrer Slytherins und seither war dieses Haus fern jeglicher Arroganz oder Überheblichkeit. Doch manchmal vermisste sie die kleinen Kabbeleien der Häuser. Dieses Jahr schien alles anders. Man fasste sich mit Samthandschuhen an. Sie hatte den Professor und Draco öfters gemeinsam lachen sehen und das Überraschende daran war, dass Draco nicht dieses fiese Grinsen aufgesetzt hatte. Es war offen, erleichtert, frei. 'Menschen können sich ändern, Mione. Warum nur nicht er? Bin ich auch nur ein unwürdiges Schlammblut und er geht lieber nach Azkaban, freiwillig?' fragte sie sich. Es war bis zum heutigen Tag ihre einzige Erklärung dafür, dass Snape ihren Antrag abgelehnt hatte.

oOo

Am Wochenende, der Oktober war kalt und nass heran gebrochen, überraschte Hermione ein Termin bei der Schulleiterin.
"Was möchte sie denn?" fragte Mione nervös.
Ginny blickte aus dem Quidditch-Magazin auf, denn sie trainierte mit ihrer Mannschaft - aus Gryffindors und Hufflepuffs bestehend - für das Spiel kurz vor Halloween. "Das hat McGonny nicht gesagt, aber sie schien irgendwie… erfreut?" sinnierte sie, wenngleich eine lächelnde Minerva McGonagall absurd war.
"Professor McGonagall und erfreut?" fragte Mione ungläubig zurück.
"Für ihre Verhältnisse war sie gar aus dem Häuschen." feixte Ginny.
"Danke, du bist mir eine großartige Hilfe." seufzte Hermione, blickte auf die Uhr und machte sich los.

Zu ihrer Überraschung kam noch eine weitere hinzu: Professor Nettle-Jones. Minerva, im großen runden Büro der Schulleiter einquartiert, bat Hermione sich zu setzen.
"Schön, dass du kommen konntest, Hermione." strahlte die Schulleiterin wirklich mit einem angenehm warmen Gesichtsausdruck.
"Danke, Professor und weswegen haben Sie mich hierzu eingeladen?" Hermione war die Sache nicht ganz geheuer, denn sie wusste um keinen Schimmer, was die beiden Professoren mit ihr vorhatten.
Minerva seufzte, blickte genau auf Hermione. "Hermione, noch vor wenigen Monaten, während der Verhandlungen, da hast du mich geduzt. Wir sollten es auch in Zukunft beibehalten, zumindest in so kleinen Runden."
Hermione lief rot an. "Ja, gern." Es lockerte sie etwas auf.

"Nun, Professor Nettle-Jones hat mir erzählt, dass du gern brauen würdest." blickte Minerva, gespannt auf Hermiones Reaktion, ihr wieder tief in die Augen.
"Nun ja, ich würde schon gern mehr Praxis sammeln wollen." gestand Hermione etwas schüchtern ein.
"Genau, das ist unser gemeinsamer Vorschlag." klinkte sich ihr Zaubertrank-Professor mit ein.
"Wie meinen Sie das?" fragte Hermione neugierig.
"Sie wissen doch, dass Madame Pomfrey mit Einbruch der Kältewelle wieder mehr verschnupfte Nasen, durch das Quidditch, mehr gebrochene Knochen und durch die kleinen Unterrichtsunfälle, noch ganz andere Dinge wieder hinbiegen muss." begann Nettle-Jones.
Die junge Gryffindor nickte ihrem Professor zu.
"Nun denn," strahlte die Schulleiterin, "Nevan, sage es ihr doch bitte selbst."
Er räusperte sich kurz. "Ms Granger, was halten Sie davon, eigenständig das Tränkelabor der Schüler benutzen zu dürfen, um Stärkungstränke, Skele-Wachs und Heiltinkturen für die Krankenstation herzustellen?"
Sie riss die Augen weit auf. "Darf ich das?"
"Wenn du es möchtest?" meinte Minerva.
"Sehr gern." nickte sie enthusiastisch und Augen leuchtend - etwas, dass Minerva so herzlich seit über einem Jahr nicht mehr bei ihr gesehen hatte.

"Es gibt nur eine Bedingung." wurde Minerva wieder streng.
"Die wäre?" fragte sie.
"Sie müssen sich um die Bestellungen der Vorräte im Trankunterricht und meinem Privatlabor kümmern, in die Apotheke in Hogsmeade gehen, dort alles abholen und die Zutaten einsortieren. Die Vorratskammer der Schüler steht Ihnen frei zur Verfügung. Mein Privatlabor möchte ich jedoch gern für eigene Forschungen nutzen. Sie können die Zutaten in ein separates Päckchen legen. Ich nehme sie dann mit." sagte er väterlich.
"Das ist alles?" fragte sie wie gelähmt, denn es bedeutete, dass man ihr eine verantwortungsvolle Aufgabe zugestehen würde, mit der sie sich selbstständig die Zeit einteilen konnte. Und jetzt würden nicht nur Neville und Ginny allein stets von ihren Sonderaufgaben erzählen können. "Nun, das mit den Vorräten für die Schüler verstehe ich, doch auch Ihr Privatlabor?" murmelte sie.
"Hm, es ist ein Labor wie jedes andere auch." zuckte Professor Nettle-Jones mit den Schultern. "Ja, was haben Sie erwartet?" fragte er glucksend zurück, als Hermione auf ihre Hände starrte.
"Ach, nichts - nur alte Gewohnheiten, Erinnerungen an… alte Zeiten. Das Privatlabor war stets Tabu Nummer eins." winkte sie ab und Minerva merkte durchaus, dass sich diese alten Gewohnheiten, auf jemanden bezogen, der tief unten abgeschottet im Kerker hauste. Nevan Nettle-Jones hob nur eine Augenbraue und beobachtete genau, wie Minerva darauf reagierte. Er fragte sich, was die Schulleiterin mit dieser jungen Frau verband.

Hermione verabschiedete sich von beiden Professoren und rannte die Treppen des Schulleiterturmes hinab, flitzte durch die Gänge und kam japsend in ihrem und Ginnys Zimmer an. Sie holte kaum Luft, als sie ihrer Freundin die Neuigkeit verkündete.
"Das heißt, wenn ich zu George gehe, kannst du mitkommen und in die Apotheke gehen und danach gehen wir in die Drei Besen." begeisterte sich Ginny, gleich ein paar Ecken weiterdenkend.
Mione nickte. "Ja, wir dürfen vieles allein machen und jetzt auch noch gemeinsam."
Sie fiel Ginny um den Hals. So viel Begeisterung hatte die Rothaarige nun doch wieder nicht erwartet, aber es freute sie, dass ihre beste Freundin, endlich nicht mehr in der Bibliothek alsbald zum Inventar gehören würde… 'und es lenkt sie ein wenig von ihren Depressionen ab.' seufzte sie und strich Hermione über den Rücken.
"Wir sind ja auch schon erwachsen." warf Ginny wie eine Selbstverständlichkeit ein und beide machten einen ausgelassenen Abend auf ihrem Zimmer, anstoßend auf das Kommende.

oOo

"Sie hat sehr verhalten reagiert, als es darum ging, auch das Privatlabor mit Vorräten zu versorgen." sprach Albus die Gedanken Minervas laut aus und blickte aus seinem großen Bilderrahmen zu ihr hinüber.
"Verstehst du, warum sie Severus abgesagt hat?" fragte sie ihn und knabberte an einem ihrer geliebten Ingwer-Plätzchen.
"Nein und er ist immer noch in sich gekehrt?" fragte er mit einem seltsamen Blick, als dachte er angestrengt darüber nach, was Minerva ihn da überhaupt gefragt hatte. Albus wirkte abwesend, verträumt, sinnierend.

Minerva seufzte. Albus war, seitdem er hier im Bild verweilte, skurriler als er es zu Lebzeiten war. Ob es an den Ölfarben lag? Sie wusste es nicht.
"Ja, Nevan?" fragte sie, als auch ihr neugewonnener Freund und Kollege genauso seltsam in Grübeleien verstrickt schien und er schaute beunruhigt auf, sagte aber kein Wort. "Danke." flüsterte sie zuversichtlich, dass er die Idee mit dem Brauen und der Zutatenbeschaffung hatte und dennoch blieb er betrübt.
"Schon gut, Minerva. Es ist nur traurig zu wissen, dass diese junge Frau einen so brillanten Verstand hat und ihn an nichts verschwendet."
Minerva erkannte, dass Nevan auf Hermiones Fähigkeiten aufmerksam geworden worden war. Doch in welchem Maße, bekam sie erst jetzt zu hören.
"Ich habe in der Bibliothek ein paar Blicke auf ihre Notizen werfen können. Das ist bereits mehr als fortschrittliches Zaubertrankbrauen. Wenn man bedenkt, dass sie das alles - diese Theorien - allein ausgearbeitet hat, ganz ohne die Hilfe eines Mentors… Sie könnte eine richtig gute Forscherin werden."
Minerva nickte und plötzlich riss sie die Augen auf, als hätte jemand Senf als Plätzchen-Füllung genommen.
"Siehst du Minerva, du brauchst mich gar nicht so oft, wie du immer denkst." griente Albus, strich sich durch den Bart und ging. "Schönen Abend noch ihr beiden."

Nevan schmunzelte schüchtern. Er fand, dass dieser ehemalige Schulleiter ein wirklich komischer alter Kauz gewesen sein musste.
"Könntest du Severus dazu animieren, in ein Forschungsprojekt mit dir einzusteigen?" fragte sie mit Begeisterung.
"Hm, aber nur wenn ich dich dazu animieren kann, mal auf ein Gläschen Elfenwein in die 'Drei Besen' einzukehren."
Sie errötete. "Nevan!"
"Ja, Minerva?" klang er ernst.
Sie zögerte etwas. "In Ordnung." meinte sie.
"Sehr schön." konnte er seine Freude nur schwer verbergen.
Beide nippten an ihrem Tee und versuchten diese privat gewordene Konstellation irgendwie zu überbrücken.

Nach einer kleinen Weile der Besinnung, was dies für beide Lehrer persönlich bedeuten konnte, machte Nevan den ersten Schritt in Richtung aktuelle Vorgehen.
"Doch wie willst du Severus Snape das schmackhaft machen?"
"Nun ja, Severus hat nie viel Geld ausgegeben, musste aber sein Geld einem guten Zweck spenden. Jetzt hat er gar nichts mehr und könnte ein paar Galleonen gut gebrauchen. Ich komme zur Zeit für seinen Aufenthalt auf. Mit einem guten Artikel in der Zeitung…"
"Ah, ich verstehe. Ja, er ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet." gestand Nevan ein.
"Genauso wie du auch." gab sie ernst zurück.
"Danke. Ich werde sehen, was sich tun lässt. Aber du musst ihn zuerst bearbeiten, Minerva."
"Ja, werde ich. Gute Nacht, Nevan." lächelte sie ihn seltsam warm an.
"Gute Nacht, Minerva." wurden seine Wangen rot und er ging.

oOo

Es klopfte und er erhob sich, legte das Buch zur Seite und öffnete seine Tür. Shaklebolt trat aus dem kleinen Flur ein, dahinter nach einem etwas längerem Gang war die dicke eiserne Tür, die immer geschlossen blieb und ihn an ein Gefängnis erinnerte. Doch er hatte es so gewollt. Lieber auf ein paar Quadratfuß zaubern können, als nie mehr.
"Was führt dich hier her?" fragte er und musterte den Zaubereiminister genau.
"Ich habe einen Vorschlag zu machen."
"Bitte, setz dich." zeigten seine dünnen langen Finger auf einen freien Sessel vor dem Kamin.
Kingsley nahm Platz. der Raum war im Halbdunkel gehalten, als wäre Severus Anwesenheit auf Hogwarts geheim und er dürfte kein Aufsehen erregen.
"Tee?"
"Nein danke, Severus." Er schaute sein Gegenüber unverblümt an. "Vielleicht war ich ein wenig zu streng, was die Sicherheitsvorkehrungen betrifft. Außerdem geht es darum, dass Minerva bereitwillig deine Unterkunft bezahlt. Ich weiß, sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihr mittels eines Erlasses, dieses Privileg nehme…"
Snape schaute starr vor sich hin und begann monoton leise: "Wenn sie nicht mehr bereit ist, ihre Schuldgefühle in Galleonen zurückzubezahlen, soll sie es sein lassen und hätte mich nicht nach Hogwarts einladen sollen. Immerhin war es auch ihr Vorschlag, dass ich dies als Verbleib der nächsten eineinhalb Jahre sehen kann."
Kingsley nickte. "Es ist ihre Art, dir zu zeigen, dass sie dich nicht aufgegeben hat." meinte er.

Severus nahm einen Schluck Tee, abwesend wirkend und ohne Leben in sich. Alles schien an ihm vorbei zu rauschen, ihn nicht zu berühren. Er hatte sich abgeschottet, sah nie einen Menschen. Warum er jedoch Kingsley Shaklebolt in seiner Nähe duldete, wusste keiner so recht. Vielleicht, weil er einst einer der größten Befürworter Dumbledores war und dies mit Konsequenz.

Severus hatte einmal ein Gespräch zwischen Kingsley und Albus belauscht, als sie sich im Grimmauld-Platz unterhielten. Kingsley hat Albus stets über alles berichtet und oftmals Ratschläge eingeholt. Er hatte Albus bewundert und Albus bewunderte dessen standhafte Haltung und die Gradwanderung, die er im Ministerium vollführte, um weiterhin Informationen sammeln zu können. Er verstand etwas von Politik, genauso wie Albus und beide waren Macher und nicht nur Redner, ohne sich von der Kleinkariertheit der Bürokratie einvernehmen zu lassen. Sie respektierten sich gegenseitig.

Severus schaute Kingsley kühl an. "Wenn dem so wäre, würde Minerva sich nicht verstecken."
"Heißt das, du möchtest sie sehen?" war Kingsley überrascht erfreut.
"Nein, möchte ich nicht." nahm er dem Minister die Hoffnung und hatte wie ein Roboter reagiert - ohne Emotion.
"Nun denn, Severus. Der Zaubertranklehrer Professor Nettle-Jones hat mich gefragt, ob wir es nicht zulassen könnten, dass du an einem Forschungsprojekt mitarbeitest. Unter seiner Aufsicht wird es sicherlich keine Probleme geben, dass deine Zunft…"
"Ich arbeite nicht mit anderen zusammen, gleich gar nicht unter Aufsicht." unterbrach Snape ihn mit monoton einschläfernder Stimme.
Kingsley trank ein paar Schluck Tee. Severus verpasste ihm durch seine gleichgültig unbeteiligte Art eine Gänsehaut. Der scharfe Schneid seiner tiefen Stimme fehlte. Das kalte Leuchten seiner Augen die aufgeweckt lauerten war erloschen. Kingsley wurde bewusst, dass es wirklich eine gute Idee schien, dass Minerva und Nevan versuchten, diesen Mann wieder ins Leben zurückzuholen - raus aus der Finsternis.
"Denke darüber nach, Severus. Minerva wird - so weit habe ich sie überzeugen können - in Briefkontakt mit dir treten. Mehr nicht. Alles weitere", Shaklebolt stand auf und blickte auf den hageren Mann in dem riesigen Sessel vor sich, "liegt in deinen Händen." Er verließ die kleine Wohnung fast geräuschlos.
So ließ er Snape da zurück wo er war - einsam und verlassen.

oOo

In der Nacht wurde Severus munter. Er hatte wie seit schon langem nicht mehr einen Traum gehabt, der so real schien, dass er mit wild klopfendem Herzen in die Dunkelheit seines kleinen Schlafzimmers lauschte. Ansonsten hatte er diese Träume schon irgendwie jede Nacht, nur eben nicht so brachial real, als hätte ihm jemand eisig kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. Doch schon bald merkte er, dass er allein war. Er drehte sich auf die Seite und starrte müde ins Nichts.

Früher konnte er jeden Abend seinen Kopf von seinen Gedanken befreien. Eine Methode die ihm als Okklumentiker half, viele Erinnerungen aus seiner Vergangenheit zu verbannen und einen recht ruhigen Schlaf zu finden. Doch seitdem er die Erinnerungen an Lily nicht mehr so deutlich in sich spürte, alles nur noch verschwommene Bilder waren, hatte jemand anderes ihren Platz eingenommen und er verstand nicht warum. Hermione Granger war präsenter denn je und er bezeichnete sich selbst als jämmerlichen Waschlappen, wie er nur vom Regen in die Traufe kommen konnte.

Trotz alledem hatte er im Juli die wahnwitzige Idee gehabt, es zu versuchen, alles auf eine Karte zu setzen. Der Dank für sein aufopferndes Bemühen um sie, war ihre Absage gewesen. War er wach, wollte er sie hassen, schlief er, träumte er sehnsüchtig, dass sie ihn nicht hasste. Es war vermaledeit und er fraß es in sich hinein, ertränkte sich im Schmerz und hoffte, es würde ihn für immer betäuben - gar nichts mehr zu fühlen.

oOo

Minerva rang mit sich. Geschlagene drei Stunden wanderte sie nun schon vor dem weißen Pergament auf und ab. Und endlich fasste sie sich ein Herz, setzte sich und nahm entschlossen die Schreibfeder zur Hand:


Guten Tag Severus,

ich habe entschieden, dass Du zukünftig die Bibliothek unserer Schule und das Privatlabor des Tränkemeisters eigenständig nutzen darfst. Unter der Bedingung, dass Du Dich an einem von Professor Nettle-Jones der Zaubertrank-Zunft eröffnetem Forschungsprojekt anschließt, stehen Dir folgende Nutzungszeiten zur Verfügung:

Bibliothek von Hogwarts: montags bis sonntags von Mitternacht bis sechs Uhr am Morgen,
Tranklabor der Lehrkraft: montags bis sonntags von Mitternacht bis sechs Uhr am Morgen.

Ich bitte Dich zu beachten, dass das Betreten der Verbotenen Abteilung Dir strengstens untersagt ist. Sie wurde von Madame Pince bereits mit entsprechenden Zaubern belegt und von Ministeriumsangehörigen geprüft. Bei Zuwiderhandlung kann es Deinen Anspruch auf eine mögliche Rehabilitation verwirken.

Aus gegebenem Anlass möchte ich Dich auch darauf hinweisen, dass die Rechnungen für Deine Unterkunft durch mich in einer Höhe von monatlich sechsundsechzig Galleonen beglichen werden. Die Unkosten für Deine Zaubertrank-Versuche sollten dreiunddreißig Galleonen je Monat nicht übersteigen. Weitere Gelder werden nur nach einer Prüfung deiner Vorhaben genehmigt. Vielleicht wird es Dir möglich sein, bei Erfolg Deiner Forschungen und Ergebnisse, dieses Darlehen schnellst bald zurück zu zahlen.

Mit freundlichen Grüßen,
Minerva McGonagall.

oOo

Severus war recht erstaunt, als er ein flatterndes und gurrendes Geräusch vernahm. Wie viele Monate hatte er kein lebendes Tier mehr erblickt, geschweige denn eine Briefeule. Er wusste, dass dieses kleine Biest nur einer Hexe gehören konnte: Minerva McGonagall. Er blickte sie an, so wie sie erwartungsvoll hoffte, einen Keks zu bekommen. Snape stand schließlich auf, gab der kleinen Eule, die restlichen Sandwichkrumen seines Abendbrotes - was recht spärlich ausfiel - und sie flatterte verdrießlich sofort zurück durch das magisch versiegelte Fenster über der Tür. Den Brief ließ er unberührt auf seinem Schreibtisch liegen. Er scheute vor dem, was darin stehen mochte. Entweder würde sie ihn um Verzeihung bitten, ihn als Verräter und Feigling beschimpft zu haben oder sie würde es erst gar nicht erwähnen und sich gewöhnlichen Förmlichkeiten hingeben. Weder das eine noch das andere wollte er lesen und wissen.

oOo

Hermione stand nervös in der Vorratskammer. Seit zwei Wochen hatte sie die neue Aufgabe inne und immer noch war es für sie Ungewöhnlich in dem Reich zu hantieren und sich zu bewegen, in dem einst Severus Snape seinen Umhang aufwallen ließ. In der Hand hielt sie einen Zettel für einen Stärkungstrank, der auf der Krankenstation gebraucht wurde. Ihr Zaubertrankprofessor betrat das Labor und schielte kurz in die Kammer.
"Alles gefunden?" fragte er gespannt.
"Nein, ich überlege noch." sagte sie und kam unverrichteter Dinge wieder heraus. Sie kaute auf der Unterlippe und ging die Liste durch.

Nettle-Jones war mittelgroß, hatte ein paar graue Haare, einen gutmütigen Blick und weiche Gesichtszüge, jedoch ein recht eckiges Kinn und gerade Nase.
"Darf ich Ihnen helfen?" fragte er und sie schaute überrascht auf.
Seit Schuljahresanfang verglich sie ihn stets und ständig mit Snape und je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr vermisste sie die flüsternd leise und tiefe Stimme, die dunklen undurchdringbaren Augen, die immer alles sahen und die Ohren, versteckt hinter der schwarzen schulterlangen Matte aus fettig-krausem Haar, die immer alles hörten sowie die große Hakennase, die sanft über die Kessel glitt und jede noch so feine Nuance falscher Dosierung von Zutaten herausfilterte.
Nettle-Jones dagegen war nett und irgendwie väterlich und das war auch schon alles, was diesen Mann beschrieb. Nur eines fand sie etwas komisch: Das er ihr stets aufmerksam zuhörte, auf sie einging - beinahe, als mochte er sie.

"Ich wollte den allseits bekannten Aufpäppelungstrank brauen." sagte sie.
"Gut, dann fangen wir an."
Es war ungewöhnlich für Hermione, aber es tat gut mit jemandem zusammen zu brauen. Sie unterhielten sich nebenher über einige interessante Orte, wo die Kräuter und Substanzen herkamen, die sie verwendeten und waren bald beim Thema Reisen angelangt.
"Dieses Kraut, der Känguruapfel, wächst nur in Australien." nahm er ein paar Blüten davon aus dem Glas und schnitt sie in kleine dünne Streifen.
"Australien…" murmelte Hermione und konnte es nicht verhindern, dass ganz plötzlich Tränen rollten.
"Kommen Sie." meinte er und schob sie durch den Raum in sein Wohnzimmer. "Hier, ein Tee, der beruhigt." und setzte sich auf die Couch.
"Ich sollte mit der Arbeit weitermachen." gab sie an, als dürfte sie gar nicht hier sein,
"Nein, heute nicht. Sie bedrückt etwas und ich habe das Gefühl, dass sie jemanden zum Reden brauchen." suchte Nettle-Jones aufmerksam und gütig ihren Blick.
"Ich rede mit Ginny darüber." übertönte die laute Standuhr, die zu Mitternacht schlug, fast Hermione.
"Ja, natürlich, sie ist immerhin ihre beste Freundin." gab er verständlich an.

Hermione seufzte. Es war ihr wie eine Ausrede über die Lippen gekommen. Ja, Ginny war ihre beste Freundin. Doch manchmal, da vermisste Hermione einfach nur den gut gemeinten Ratschlag ihrer Eltern, ihres Vaters. 'Scheint wohl zu stimmen, das besonders die Väter mit den Töchtern und die Mütter mit den Söhnen am besten klarkommen.' dachte sie im Stillen und eine innere Sehnsucht und Trauer wuchs in ihr ganz plötzlich schmerzhaft heran.

Nevan Nettle-Jones bemerkte, dass Hermione mit Gedanken verstrickt war, die sie wohl gern für sich behalten wollte. Und dennoch schien sie wie auf dem Sprung zu sein, als könnte ein kleiner Gedanke ihre Lippen verlassen wollen. Er lehnte sich gespannt zurück, genoss die Stille und das Knistern der Holzscheite im Kamin. Einfach mal nur Ruhe und Entspannung zu haben, konnte wundersame Wirkungen erzielen. So verspannt wie Hermione jeden Tag aussah, hätte sie es definitiv bitter nötig, dachte Nettle-Jones besorgt.

Beide bemerkten nicht, das nebenan einer sich in das Labor gesellte und sich endlich wieder jenen Dingen widmen konnte, die ihm etwas Sicherheit vermittelten.

Snape schaute sich im Labor um. Er atmete die Luft tief ein. Gut einen Monat lang hatte er eine Theorie aufgestellt, wie man Entgiftungstränke verbessern könnte. Die Phönixtränen, die Hermione ihm einst pur in der Hütte verabreicht hatte, wollte er nunmehr in den Trank integrieren. Phönixtränen waren jedoch sehr flüchtig, also brauchte er eine starke Grundkomponente, die die Wirkung der Tränen in sich aufnahm. Er entschied sich - und das war das Makabere daran - es mit den gemahlenen Zähnen einer Schlange und fein geriebenem Bezoar zu versuchen. Dazu musste er das dadurch entstandene Pulver mit den Phönixtränen vermischen und wieder eintrocknen lassen, nachdem er Balata-Harz als verbindende Substanz hinzugefügt hatte. So könnte eine Art Konservierung entstehen. Dazu hatte er alte Werke von Sushruta gelesen, der mit Bezoarsteinen schon vor vielen hundert Jahren experimentiert hatte - und das erfolgreich.

Es wirkte. Die Tränen des Phönix waren immerhin zu fast dreißig Prozent konserviert - für eine knappe Woche. Ein besseres Ergebnis war einfach nicht möglich. Das ausgerechnet Granger ihn mit ihren wundersamen Augen darauf gebracht hatte… Nun ja, es schmerzte die Erinnerung, aber sein Ehrgeiz als Tränkebrauer war geweckt worden und es war eine erleichternde Ablenkung von seinen Träumen, seinen schwammigen Erinnerungen, die er versuchte wieder klarer zu sehen und doch immer wieder nur bei den braunen haselnussfarbenen Augen landete, anstatt der Grünen.

Er kramte gerade ein paar Messer und Schneidebretter hervor, blickte sich um, wo ein Mörser stand, ging an der Tür zu seinem ehemaligen Privaträumen vorbei und hörte leises Stimmengemurmel. Er hielt inne und lauschte.

Hermione hatte nach einiger Zeit sich es ein wenig gemütlicher im flauschigen Sessel gemacht und fand tatsächlich offene Worte. "Meine Eltern habe ich nach den Beerdigungen und gleich nach dem Sieg wieder nach Hause gebracht. Jedoch warteten schon einige flüchtige Todesser auf uns. Meine Eltern wurden schwer verletzt und mich hatten sie auch erwischt." gab Hermione zu verstehen. Warum sie plötzlich so einfach davon anfing zu sprechen. Sie fand sich selbst ganz seltsam.
Der Professor nippte an seinem Tee und stellte die Tasse seelenruhig auf die Untertasse zurück. Er hatte aufmerksam zugehört. Hermione konnte dies geradezu in seinem Gesicht ablesen, was sie noch mehr erleichterte.
"Daher diese Narbe an Ihrer rechten Hand." sagte Professor Nettle-Jones verstehend.
Sie lächelte matt, als wären es Jahre alte Erinnerungen. "Ja." und verschwieg, woher sie diese genau hatte.
"Geht es Ihren Eltern wieder gut?" fragte er vorsichtig.
"Ja, Kingsley Shaklebolt und das St Mungos haben geholfen. Doch meine Eltern sind seither der magischen Welt sehr abgeneigt. Ich glaube sie werden nicht damit fertig, dass ich mich dennoch dazu entschlossen habe, hier zu bleiben." klagte sie verloren.
"Nun, das wird sich vielleicht eines Tages legen. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit."
Hermione schüttelte den Kopf. "Nein!" gab sie bestimmend von sich. "Wenn diese Todesser nicht gewesen wären, wäre das alles erst gar nicht passiert. Anstatt sie nur zu betäuben, so dass sie die Flüche lösen konnten, um dann meinen Eltern Schaden zufügen zu können, hätten sie ALLE einfach bekommen sollen, was sie verdienten - den Todesfluch." ihre Stimme war fest und unnachgiebig ihr Gesichtsausdruck.
"Ich denke, sie werden niemandem mehr Schaden zufügen können, da sie der Kontrolle des Ministeriums unterstellt sind." versuchte ihr Lehrer sanfte Worte zu finden, dass sie nicht so reden sollte.
"Menschen die einmal so grausam gewesen waren, sind es auch weiterhin. Sie haben keine Rehabilitation verdient." meißelte Hermione ihre Worte kalt und unnachgiebig in den Raum.

Professor Nettle-Jones beugte sich vor und flüsterte, weil Hermione den Kopf gesenkt hatte und auf ihre Finger starrte. Er hatte Angst, dass wenn er auch nur ein falsches oder zu laut gesprochenes Wort sagte, sie die Flucht ergreifen könnte. Sie schien keinen gutgemeinten Rat annehmen zu wollen und er wollte sie nur beschwichtigen.
"Sehen Sie das wirklich so, Hermione? In jedem Menschen steckt auch etwas Gutes. Nur manchmal, wenn diese es nicht einsehen würden, wäre es sehr, sehr schade. Jeder Mensch fürchtet irgendwann einmal Veränderungen. Das heißt noch lange nicht, dass er dazu nicht in der Lage ist, die Veränderungen eines Tages zu meistern. Die Zeit, Abstand, neue Bekannte, Erfahrungen… Alles beeinflusst uns und wirkt auf manches Gemüt Wunder. Geben Sie ihnen Zeit, Hermione." und er ergriff ihr Kinn und hob es an mit einem sanften Lächeln in seinem Gesicht. "Geben Sie sich Zeit, so viel sie möchten."

Dieser Blick, den er ihr hier schenkte, diese gütigen Augen, die sie nicht verurteilten, sondern versuchten sie zu verstehen, ihr etwas Mut zu geben und ein klein wenig Halt, war das, was sie seit Monaten so sehr vermisste. Es war als öffnete sich ein Ventil und da er - auch wenn nur ihr Professor - hier war, so konnte sie nicht anders.
Sie schüttelte nur mit dem Kopf und das war ihre Antwort - ein letztes Wehren.
Die Tränen liefen und sie fiel ihm um den Hals und ließ sich trösten. Es war als würde ihr Vater sie umarmen. Auch wenn das hier ihr Professor war, so gab er ihr für Momente dieses Gefühl, das sie so sehr vermisste - ihre Eltern, die einst stolz auf sie waren und ihr einen Halt gaben, wenn sie mit ihren jungen Jahren nicht so ganz wusste, wie sie das Erwachsensein hinbekommen sollte.

oOo

Severus wich von der Tür zurück. Er schaute auf diese gebannt, beinahe manisch, drehte sich um, ließ seine Unterlagen und Utensilien dort stehen und liegen, wo er es hingetan hatte und huschte durch den Kamin in sein kleines behütetes und verdunkeltes Verlies zurück. Er hatte genug gehört und wusste nun ganz genau, dass Hermione Granger wohl nur aus einer dummen Laune heraus, sein Leben gerettet haben konnte. In Wirklichkeit verabscheute sie Männer wie ihn und wenn er noch weitere zwanzig Jahre darauf verschwenden würde, Gutes zu tun, sie würde ihm kein Stück Glauben schenken, dass es ernst gemein war. 'Genau wie Lily.' dachte er und sackte augenblicklich in seinem Sessel zusammen - starr vor Trauer und Leere.


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