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Fanfiction

Albus Potter und das Auge Slytherins - Professor Slughorns Weihnachtsgesellschaft

von Lancelot

Kapitel 15: Professor Slughorns Weihnachtsgesellschaft

Albus schleppte bereits die dritte Kiste Elfensekt den weiten Weg vom unterirdischen Gewölbekeller, in dem der Zaubertränkeunterricht stattfand, in Professor Slughorns Büro. Eigentlich war eine solche Kiste aus edlem Holz, in der sich sechs Flaschen befanden, nicht übermäßig schwer und mit der ersten Kiste hatte Albus auch keine Probleme gehabt. Inzwischen wurde es aber richtig anstrengend und Albus überlegte, ob er nicht einen Schwebezauber versuchen sollte, wie er ihn bei Serafina beobachtet hatte, als sie ihre Akten transportierte. Er beschloss jedoch, lieber kein Risiko einzugehen, vermutete er doch, dass es sich bei dem Sekt um ein außergewöhnliches und ziemlich teures Getränk handelte. Folglich quälte er sich weiter und bereute es, nach dem Unterricht alleine im Klassenzimmer zurückgeblieben zu sein, um das Gespräch mit Professor Lister zu suchen.
Albus hatte etwas mehr über sein Zaubertränkebuch erfahren wollen, von dem er überzeugt war, dass es sich dabei um den verzauberten Gegenstand handelte, der ihn mehrfach in einen plötzlichen, unkontrollierbaren Schlaf versetzt hatte. Es konnte kein Zufall sein, dass das Buch plötzlich verschwunden und wenige Tage später genauso plötzlich wieder aufgetaucht war. Albus war sich sicher, dass es in dieser Zeit verflucht worden war. Außerdem hatten sich drei der Schlafattacken während des Zaubertränkeunterrichts ereignet, als er das Buch benutzt hatte. Der vierte Vorfall hatte sich während Verwandlung zugetragen, aber Albus meinte, das Buch an diesem Tag bei sich gehabt zu haben, auch wenn er sich nicht mehr daran erinnern konnte, ob er es möglicherweise berührt und so den Fluch ausgelöst hatte.
Auch Serafina war der Auffassung gewesen, dass sich Albus` Annahmen durchaus logisch anhörten und hatte das Buch an sich genommen. Über die Weihnachtstage wollte sie es einer gründlichen Überprüfung unterziehen um herauszufinden, ob es wirklich verhext worden war. Aber Serafina konnte natürlich nicht herausfinden, wer das Buch mit einem Zauber belegt hatte. Deshalb hatte Albus mit Professor Lister sprechen wollen, der ihm das Buch schließlich zurück gegeben hatte. Leider hatte sich dieser Versuch als vollkommen erfolglos erwiesen, denn Lister konnte Albus nichts sagen, was dieser nicht sowieso bereits wusste - nämlich dass der Lehrer für Zaubertränke das Buch wenige Tage nach dessen Verschwinden plötzlich im Klassenzimmer entdeckt und Albus daraufhin ausgehändigt hatte. Er hatte niemanden gesehen und konnte sich auch an nichts Außergewöhnliches erinnern.
Stattdessen hatte Professor Lister ihn dazu verdonnert, ihm ein wenig bei den Vorbereitungen für Professor Slughorns Weihnachtsparty zu helfen, deren Organisation er offensichtlich übernommen hatte. Und dabei hatte Albus nicht einmal eine Einladung zu der begehrten Veranstaltung erhalten. Auch James war wieder leer ausgegangen, obwohl sich Albus sicher war, dass sein Bruder in diesem Jahr fest mit einer Teilnahme gerechnet hatte. Aber wenigstens hatte es Albus nun geschafft, keuchend die letzte Kiste Sekt ins Büro des ehemaligen Lehrers für Zaubertränke zu schleppen, wo dessen Nachfolger ihn bereits erwartete.
„Ah, Mr. Potter“, empfing Professor Lister ihn strahlend, „da bringen Sie ja den Rest des edlen Tropfens. Der gute Horace hat Geschmack, das muss man ihm lassen. Dieser Sekt ist einfach herausragend. Kein Wunder bei dem Aufwand, den die Elfen bei der Herstellung betreiben.“
Lister sprach nun mehr zu sich selbst als zu Albus, der langsam wieder zu Atem kam und sich ein wenig in Professor Slughorns Büro umsah.
„Ich frage mich nur, wie Horace immer wieder an diese Raritäten kommt. Er hat wohl nach wie vor die besten Beziehungen. Professor Valerian und ich wollten ihn davon überzeugen, in diesem Jahr etwas mehr auf die Vorzüge der Muggelküche zu setzen, aber diesbezüglich zeigt sich der alte Horace leider nicht allzu aufgeschlossen. Nichtsdestotrotz wird seine Weihnachtsgesellschaft auch in diesem Jahr wieder ein kulinarisches Erlebnis. Dafür werde ich schon sorgen.“
In der Tat stapelten sich neben den drei Sektkisten zahlreiche weitere Kisten, Fässchen, Schachteln und Dosen, in denen Albus allerlei Köstlichkeiten vermutete. Viel mehr faszinierten ihn jedoch die Größe und Ausstattung des Raumes, in dem sie sich befanden.
„Beeindruckend, nicht wahr“, meinte Professor Lister, der Albus` bewundernden Blick bemerkt hatte. „Professor Slughorns ehemaliges Büro ist deutlich größer als die anderen Arbeitszimmer der Lehrer. Aber Sie sollten den Raum erst einmal morgen Abend sehen, wenn wir noch ein wenig magisch nachgeholfen haben. Er wird noch größer sein und Decke und Wände werden mit smaragdgrünen, karmesinroten und goldenen Behängen geschmückt sein, so dass es aussehen wird, als befänden sich alle Gäste in einem riesigen Zelt.“
Albus bedauerte es inzwischen ein wenig, dass er bei der Party nicht dabei sein konnte und all dies nicht sehen würde.
„Aber eines verstehe ich nicht, Professor“, fragte Albus verwundert nach. „Ist dieser Raum jetzt nicht das Arbeitszimmer eines anderen Lehrers?“
„Nein, ist er nicht“, antwortete Lister während er begann, einige der Schachteln zu öffnen und deren Inhalt zu kontrollieren. „Als Nachfolger von Professor Slughorn hätte ich das Zimmer damals als Büro übernehmen können. Es war mir aber zu groß und ich glaube meinen anderen Kollegen ging es ebenso. Und seit Professor Slughorn dann einige Jahre nach seiner Pensionierung die Tradition seiner Weihnachtsgesellschaften wieder aufgenommen hat, ist es wohl gewissermaßen für ihn reserviert.“
Inzwischen hatte Lister aus einer rosafarbenen Dose, die mit gelben und himmelblauen Blümchen verziert war, ein mit dicker Zuckerschicht überzogenes Konfekt zum Vorschein gebracht und sich in den Mund gesteckt.
„Möchten Sie auch eines dieser delikaten Fondants kosten, Mr. Potter?“, bot er Albus genüsslich kauend an. „Kommt direkt aus Frankreich und schmeckt ganz wundervoll nach Lakritz und Herzkirsche.“
Ein wenig widerstrebend probierte Albus die Süßigkeit und fand, dass sie vor allem nach jeder Menge Zucker aber durchaus ganz gut schmeckte.
„Ein Genuss, nicht wahr?“, schwärmte Lister und nahm sich sogleich noch ein zweites Stück. „Jeden Augenblick müsste Professor Valerian eintreffen und den Cassislikör mitbringen, der so exzellent mit diesem Fondant harmoniert.“
Dies war nun definitiv das Signal für Albus, sich zu verabschieden und so schnell wie möglich zu verschwinden. Noch ein zweiter Lehrer, der beim Anblick dieser ganzen Leckereien aus dem Häuschen geriet und möglicherweise mit Professor Lister zusammen versuchte, Albus zum Feinschmecker zu bekehren war eindeutig zu viel, auch wenn es die beiden gut meinten. Ehe Albus endgültig die Flucht ergriff, kam ihm jedoch eine Idee, so dass er noch einmal auf Slughorn zu sprechen kam.
„Diese Party, die Professor Slughorn gibt und die Sie organisieren, wird wohl sehr beeindruckend werden.“
„Das muss sie auch“, bestätigte Lister nicht ohne Stolz. „Horace hat schon immer darauf geachtet, dass seine Gesellschaften außergewöhnlich sind. Und ich glaube bei aller Bescheidenheit sagen zu dürfen, dass ich in den letzten Jahren durchaus ein wenig dazu beigetragen habe. Aber Horace wird nicht jünger und braucht inzwischen meine Unterstützung bei der Organisation seiner berühmten Veranstaltung.“
„Wie lange war Professor Slughorn eigentlich Lehrer in Hogwarts?“, stellte Albus die Frage, die ihn eigentlich interessierte.
„Nun“, meinte Lister und packte etwas aus durchsichtigem Cellophanpapier aus, von dem sich Albus nicht sicher war, ob es sich erneut um ein Konfekt oder eher um ein Stück Käse handelte. „Ich unterrichte seit neun Jahren in Hogwarts, was bedeutet, dass Professor Slughorn seit dieser Zeit in Pension ist. In seiner zweiten Pension um genau zu sein.“
„In seiner zweiten Pension?“, war Albus verwirrt.
„Oh ja, eine interessante Geschichte, die Horace gerne erzählt.“
Professor Lister war es inzwischen gelungen, die Cellophanfolie vollständig zu entfernen. Liebevoll betrachtete er die unbekannte Delikatesse, ehe auch sie den Weg in seinen Mund fand. Der Duft, der penetrant in Albus` Nase strömte, ließ keinen Zweifel zu. Es handelte sich eindeutig um Käse.
„Ich weiß nicht genau, wann Professor Slughorn seine Unterrichtstätigkeit in Hogwarts begonnen hat. Es muss jedoch vor einer kleinen Ewigkeit gewesen sein, schließlich ist er bereits über hundert Jahre alt. Ein stolzes Alter, selbst für einen Zauberer. Jedenfalls beschloss er zu einem Zeitpunkt in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen, zu dem er noch in einer solch guten körperlichen Verfassung war, dass er seine Freiheit angemessen genießen konnte. Das dürfte vor etwas über dreißig Jahren gewesen sein. Auf dem Höhepunkt des Kampfes gegen Voldemort, wollte Dumbledore seinen alten Freund und Kollegen jedoch wieder in Hogwarts haben und bat ihn, seinen alten Posten als Lehrer für Zaubertränke wieder einzunehmen. Seinem Pflichtgefühl folgend entsprach Professor Slughorn dieser Bitte, kehrte in die Schule zurück und unterstützte Dumbledore bei seinem Kampf gegen die Todesser.“
Mit einer verschwörerischen Miene winkte Lister Albus etwas näher zu sich und sprach mit gedämpfter Stimme weiter, obwohl sich außer ihnen niemand in dem ausladenden Raum befand.
„Unter uns gesagt, bezweifle ich ein wenig, ob der gute Horace wirklich eine solch bedeutsame Rolle in diesem Krieg hatte, wie er es gelegentlich darstellt. Besonders mutig schien er mir eigentlich nie zu sein. Aber auf dem Gebiet der Zaubertränke ist er in der Tat ein Experte, der seinesgleichen sucht. Deswegen fragte ihn wohl auch Professor McGonagall, die nach dem Ende des Krieges Schulleiterin wurde, ob er nicht auch weiterhin dazu bereit wäre, in Hogwarts zu unterrichten. Und erneut ließ Professor Slughorn die Schulleiterin und seine Schule nicht im Stich. Ich bin sicher, dass ihm wirklich einiges an dieser Schule liegt.“
„Und Sie meinen, er kannte Albus Dumbledore wirklich gut, Professor?“
„Ja, das glaube ich schon. Die beiden waren wohl wirklich so etwas wie Freunde. Mindestens jedoch sehr gute Kollegen. Aber warum interessieren Sie sich eigentlich so sehr für diese Dinge, Mr. Potter.“
Albus stockte einen kurzen Moment, hatte aber schnell eine Antwort parat.
„Nun, meine Eltern haben mich doch nach Albus Dumbledore benannt. Deswegen interessiere ich mich eigentlich für alles, was ihn und seine Zeit betrifft.“
„Verstehe“, meinte Professor Lister beiläufig und widmete seine Aufmerksamkeit einem großen geflochtenen Korb, der mit glasierten Feigen und Datteln gefüllt war.
Albus hatte die Gelegenheit genutzt und sich rasch von seinem Lehrer für Zaubertränke verabschiedet, ehe diesem noch weitere Aufgaben oder gar Verkostungen für ihn einfielen. Ein weit schwerer Gang lag am gleichen Abend ohnehin noch vor Albus, stand doch das letzte Nachsitzen bei Professor Bletchley an. Und während er sich auf dem Weg zum meistgehassten Lehrer der Schule befand, malte sich Albus aus, welche Bestrafung sich dieser wohl für den letzten der sechs Abende ausgedacht hatte. Mit vorweihnachtlicher Milde konnte er bei Bletchley jedenfalls kaum rechnen.
„Ah, Mr. Potter. So spät noch unterwegs?“ Es war Professor Topshot, der gerade aus einem der Klassenzimmer kam und einen gutgelaunten Eindruck machte. „Ich hoffe, Sie sind heute Abend nicht auf der Suche nach irgendwelchen Einbrechern, die sich unbemerkt durch das Schloss schleichen.“
„Ganz bestimmt nicht, Sir“, antwortete Albus leicht gequält. „Ich bin lediglich auf dem Weg zum Nachsitzen bei Professor Bletchley.“
„Das ist sehr schade. Ich hätte Ihnen gerne etwas gezeigt, das Sie bestimmt interessieren würde“, meinte Topshot bedauernd. „Aber vielleicht wäre es ja möglich…“
Er dachte einen Moment lang nach, ehe er Albus listig angrinste.
„Warten Sie doch einen Moment hier auf mich, Albus. Ich werde versuchen, Ihnen dieses überflüssige Nachsitzen zu ersparen. Professor Bletchley wird mir wohl kaum eine kleine Bitte abschlagen.“
Albus war sich dessen nicht so sicher, aber Topshot war augenblicklich verschwunden, so dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als auf seine Rückkehr zu warten. Da ihn der Professor mitten in einem der Gänge des Schlosses hatte stehen lassen, setzte sich Albus einfach auf den steinernen Boden, der wärmer war als er erwartet hatte, und betrachtete ein wenig die Gemälde, die ihm gegenüber an der Wand hingen. Das größte der Gemälde zeigte ein hübsches Burgfräulein, welches Albus ein bisschen an seine Cousine Victoire erinnerte. Sie saß zusammen mit zwei Zofen im blühenden Rosengarten eines Schlosses und ließ sich von einem Hofnarren etwas auf einer Laute vorspielen. Gelegentlich unterbrach der Narr sein Spiel, um die Damen mit einem Scherz zum Lachen zu bringen oder Albus frech die Zunge heraus zu strecken.
Wenn Topshot ihm tatsächlich das Nachsitzen bei Bletchley ersparen würde, wäre dies natürlich ganz großartig. Hatte diese letzte noch anstehende Bestrafung doch schwer auf Albus gelastet und gewissermaßen eine letzte große Hürde vor der reinen Vorfreude auf die Weihnachtsferien dargestellt. Albus war auch recht zufrieden mit dem, was er über Professor Slughorn herausgefunden hatte. Die Information, dass er ein guter Freund von Dumbledore gewesen war, war schon nicht unbedeutend. Noch bemerkenswerter war jedoch der lange Zeitraum, während dem diese Freundschaft bestanden hatte. Vielleicht wusste Slughorn tatsächlich etwas über einen geheimnisvollen Gegenstand, den Dumbledore während des von Rose identifizierten Zeitraumes in Hogwarts versteckt hatte. Auch Terrence und Rose, mit denen sich Albus noch kurz unterhalten hatte, bevor er sich auf den Weg zu Bletchley machte, hielten diese Neuigkeit durchaus für eine mögliche Spur. Und um ehrlich zu sein, war es derzeit ihre einzige brauchbare Spur. Rose hatte zwar weitere Nachforschungen über das Schwert Gryffindors angestellt, war dabei jedoch auf keinerlei interessante Hinweise gestoßen. Außerdem hatte sie mit Professor Flitwick gesprochen, der schließlich während des in Frage kommenden Zeitraums bereits in Hogwarts unterrichtet hatte. Aber auch dieses Gespräch war ergebnislos geblieben. Professor McGonagall zu interviewen hielten sie - nach dem was sie über die Einstellung der Schulleiterin zu Topshots Projekt erfahren hatten - nicht für sinnvoll. Und weitere Ansatzpunkte hatten sie derzeit leider nicht.
Folglich hatten Albus, Terrence und Rose beschlossen, sich mit Professor Slughorn zu unterhalten und ihn nach dem Objekt zu fragen, das Yaxley und sein Komplize möglicherweise stehlen wollten. Leider hatte keiner von ihnen eine Einladung zur Weihnachtsgesellschaft des Professors erhalten, was sicherlich die einfachste Möglichkeit gewesen wäre ihn anzusprechen. Immerhin wussten sie jedoch wann und wo die Party stattfinden würde. Vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit, den ehemaligen Lehrer abzupassen und ihn zu bitten, ihnen ein paar Fragen zu beantworten.
Während Albus auf dem Boden sitzend seinen Gedanken nachhing, bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung und dachte zunächst, es wäre Professor Topshot, der zurückkehrte. Sogleich realisierte er jedoch, dass es sich nicht um einen Menschen, sondern um einen lautlos den Gang entlang schwebenden Geist handelte.
„Hallo Zübeyde“, erinnerte er sich an den Namen der jungen Frau, die ihm der Fast Kopflose Nick auf der Halloweenparty vorgestellt hatte.
„Hallo“, antwortete sie mit einer außergewöhnlich sanften Stimme. „Du bist Albus, nicht wahr? Der Junge, der die Einbrecher vertrieben hat.“
Das war normalerweise der Punkt, an dem Albus einhakte und versuchte, die Geschichte über den Einbruch zumindest einigermaßen richtig zu stellen. Dieses Mal verzichtete er jedoch darauf. Irgendwie gefiel es ihm, wenn Zübeyde so über ihn sprach.
„Sir Nicholas hat mir schon einiges über Dich und vor allem über Deinen Vater erzählt. Ihr entstammt offenbar einer Familie von großem Heldenmut.“
Nun war es doch etwas zu viel für Albus.
„Na ja, mein Dad ist wohl schon ein Held“, entgegnete er vorsichtig, „aber was mich betrifft, ist das wohl etwas übertrieben.“
„Du bist auch noch bescheiden. Wie reizend.“
Zübeyde schenkte Albus ein bezauberndes Lächeln, was jedoch seltsamerweise dazu führte, dass dieser sich ein wenig merkwürdig fühlte.
„Wie lange bleibst Du denn in Hogwarts?“, erkundigte sich Albus recht unvermittelt, obwohl er meinte sich erinnern zu können wie Nick gesagt hatte, dass sie bis Weihnachten bleiben würde.
„Die Weihnachtstage verbringe ich noch hier, dann muss ich Hogwarts wieder verlassen.“
„Das hörst sich so an, als würdest Du es bedauern, nicht länger bleiben zu können.“
„Das ist richtig“, antwortete Zübeyde seufzend. „Es gefällt mir ausnehmend gut hier. Durch die vielen Schüler ist alles so lebendig und abwechslungsreich. Außerdem haben mich Sir Nicholas und die anderen Geister, die hier leben, sehr freundlich aufgenommen. Selbst der Blutige Baron, der mir anfangs eher ablehnend gegenüber stand, scheint mich inzwischen zu akzeptieren. Das Schloss, das ich mein zuhause nenne und in das ich bald wieder zurückkehren muss, ist im Vergleich zu Hogwarts dunkel und trostlos.“
„Und warum bleibst Du nicht einfach für immer hier, wenn Du Dich in Hogwarts wohler fühlst?“, wollte Albus verwundert wissen.
„So einfach ist das nicht, Albus. Ein Geist kann den Ort, an dem er lebt nicht einfach wählen wie es ihm beliebt und er kann sich schon gar nicht frei bewegen. So legte die Geisterbehörde des Ministeriums für mich das Schloss, in dem ich hier in England lebte und früh den Tod fand, als meinen Aufenthaltsort fest. Erst in diesem Jahr hat die Behörde auf Betreiben von Sir Nicholas und dank der freundlichen Unterstützung Professor McGonagalls die Bestimmungen gelockert, so dass ich nun einige Wochen des Jahres in Hogwarts verbringen darf.“
Albus hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, dass das Zaubereiministerium auch für Geister zuständig sein könnte und dass es auch für sie Vorschriften und Regeln gab. Am liebsten hätte er Zübeyde gefragt, wieso sie so jung gestorben war. Er war sich jedoch nicht sicher, ob sie dies nicht als taktlos ansehen würde und wollte sie nur ungern verärgern.
„Und Du bist wirklich eine Prinzessin, wie Nick gesagt hat?“, erkundigte er sich stattdessen.
„Das ist richtig“, antwortete Zübeyde und machte eine Bewegung, als wolle sie sich an die steinerne Wand lehnen, was jedoch dazu führte, dass ihr perlweißer, transparenter Körper für einen Moment teilweise in der Wand verschwand. „Allerdings muss man konstatieren, dass der Begriff des Prinzen oder der Prinzessin im Osmanischen Reich recht inflationär benutzt wurde. Dennoch stammte ich aus einer vornehmen Zaubererfamilie aus der Gegend von Adrianopel, das die Osmanen Edirne nannten. Entsprechend wurde ich standesgemäß nach England verheiratet, wofür es politische Gründe gab, die ich damals nicht verstand und die mich heute nicht weiter interessieren.“
Albus fand es nicht einfach, im Gesicht eines Geistes dessen Gefühle abzulesen. Genaugenommen war er sich nicht einmal sicher, ob Geister überhaupt Gefühle hatten. Aber Zübeyde machte ihm jetzt einen ziemlich traurigen Eindruck, was Albus ausgesprochen bedauerte, lag diese Gefühlsregung doch an dem Gespräch, das sie mit ihm führte.
„Meine Ehe war leider weder glücklich noch von langer Dauer“, berichtete die Prinzessin weiter. „Und an dem Ort dieser schrecklichen Verbindung als Geisterwesen Jahrhunderte zu verbringen, war in der Tat eine Qual, auch wenn sich das Zeitgefühl eines Geistes sicherlich von dem eines lebendigen Menschen unterscheidet. Umso mehr erfreut es mich, jetzt zumindest einen Teil meiner Existenz in Hogwarts verbringen zu können.“
Zübeyde lächelte wieder, was Albus ein wenig erleichterte. Dennoch war er entsetzt über das entsetzliche Schicksal, das diese junge Frau erleiden musste.
„Ich verabschiede mich an dieser Stelle. Jemand kommt hierher und ich nehme an, es ist jemand, den Du erwartest.“
Albus schien etwas verdutzt dreinzuschauen, denn Zübeyde hielt eine Erläuterung für angebracht.
„Nun, ich nehme nicht an, dass Du ohne jeden Grund in diesem verlassenen Gang auf dem Boden sitzt, Albus. Leb wohl.“
Albus brachte immerhin ein Nicken und ein leises „Tschüss“ zustande, als auch schon Professor Topshot den Gang entlang kam und ihm mit einem ziemlich breiten Grinsen im Gesicht zuwinkte. Albus benötigte einen Moment, um sich gedanklich von Zübeydes Geschichte zu lösen und zu Topshot und Bletchley zurückzukehren. Aber schließlich verbesserte sich seine Laune ganz deutlich, denn dem Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste war deutlich anzusehen, dass er Erfolg gehabt hatte. Heute Abend würde Albus nicht bei dem verhassten Professor Bletchley nachsitzen müssen.
Stattdessen saß er kurze Zeit später im Büro Professor Topshots, hatte eine dampfende Tasse Tee sowie einen Teller mit Pfefferminz-Schneebällen vor sich stehen und fühlte sich ausgesprochen entspannt.
„Vielen Dank, dass Sie mir das Nachsitzen heute Abend erspart haben, Sir.“
„Kein Problem“, antwortete Topshot, der nun ebenfalls Platz nahm, nachdem er eine kleine Holztruhe aus einem seiner Schränke genommen und vor sich auf den Tisch gestellt hatte. „Professor Bletchley schuldete mir noch einen kleinen Gefallen und war gerne bereit, Ihnen diese lästige Strafe zu erlassen. Außerdem würde ich Ihnen gerne etwas zeigen, Albus.“
Bei diesen Worten deutete er auf die hölzerne Truhe, ohne sie jedoch zu öffnen.
„Sie wissen sicherlich, dass Hogwarts ein ganz besonderes Schloss ist“, erläuterte der Professor mit geradezu ehrfürchtiger Stimme. „Außergewöhnlich alt, mysteriös und voller faszinierender Magie. Mag sein, dass ich als Amerikaner mehr als Ihr Europäer von alten Schlössern und Burgen gefesselt bin. Dennoch bin ich mir sicher, dass Hogwarts tatsächlich noch einige Geheimnisse verbirgt.“
Albus hatte keinen blassen Schimmer, worauf sein Lehrer hinaus wollte. In jedem Fall hörte es sich spannend an, was bei Topshot allerdings nicht wirklich außergewöhnlich war.
„Ich denke, dass Sie sich, genauso wie ich, für die Dinge interessieren könnten, die sich in dieser Kiste befinden“, fuhr der Professor fort. „Es handelt sich um Gegenstände, die ich während der Jahre, die ich nun bereits in Hogwarts lebe und unterrichte, gesammelt habe.“
Topshot öffnete in der ihm eigenen theatralischen Art die Truhe und nahm mehrere Objekte heraus, die er vor Albus auf den Tisch legte. Zunächst konnte sich Albus des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich dabei um eine Ansammlung wertlosen Trödels handelte. Bei genauerem Hinsehen entdeckte er zwischen Plaketten aus unterschiedlichsten Materialien, undefinierbaren Figuren, Steinen jeglicher Art und Größe und sonstigen Gegenständen schließlich doch ein paar Dinge, die recht interessant aussahen.
„Hier haben wir beispielsweise etwas ziemlich Bemerkenswertes“, sagte Topshot und deutete auf ein Objekt, das in der Tat außergewöhnlich war. Es handelte sich um ein zylinderförmiges Gebilde, das in etwas halb so lang, dafür jedoch doppelt so umfangreich wie ein Zauberstab war. Es schien aus blau leuchtendem Edelstein zu bestehen und hatte einen Schaft in etwa wie ein Dolch, der den Zylinder im Verhältnis von einem Drittel zu zwei Drittel teilte. Albus war sich sicher, dass es sich hierbei nicht um eine Klinge handelte, obwohl der kürzere, gerade Teil durchaus einem Griff ähnelte, während der längere Teil leicht gewellt war.
„Was ist das für ein Gegenstand?“, fragte er interessiert.
„Das weiß ich nicht, wie ich zugeben muss“, antwortete Professor Topshot. „Aber in jedem Fall besteht dieses Objekt aus echtem Saphir und ich könnte mir gut vorstellen, dass es sich dabei um ein Artefakt mit magischen Kräften handelt. Leider konnte ich diesbezüglich bisher noch nichts herausfinden.“
Als nächstes nahm Professor Topshot eine goldene Münze, drehte sie ein paar Mal in seinen Fingern und legte sie schließlich direkt vor Albus auf den Tisch.
„Das ist eine Galleone, nicht wahr?“, meinte dieser ein wenig enttäuscht. An diesem in der Zaubererwelt gebräuchlichen Zahlungsmittel schien nichts außergewöhnlich zu sein.
„Das ist richtig“, stimmte Topshot zunächst bedächtig zu, „und diese Galleone ist nicht einmal übermäßig alt. Ungefähr dreißig Jahre, würde ich schätzen. Aber…“ Die Stimme des Lehrers wurde merklich lauter und ließ große Begeisterung erkennen. „… diese Münze ist mit Sicherheit verhext. Und zwar mit einem Proteus-Zauber.“
Albus hatte noch nie von einem solchen Zauber gehört, was sich offenbar deutlich in seinem Gesichtsausdruck widerspiegelte, denn Professor Topshot setzte sogleich zu einer Erklärung an.
„Der Proteus-Zauber sorgt dafür, dass sich Gegenstände, welche auf diese Art verzaubert wurden, nachahmen. Das bedeutet, dass es irgendwo weitere dieser Galleonen gab oder noch gibt. Und wenn diese verändert werden, verändern sich alle anderen ebenfalls.“
„Und wozu soll das gut sein“, wollte Albus wissen, während er die Münze genauer in Augenschein nahm.
„Zumeist wird der Proteus zur schnellen und unauffälligen Kommunikation verwendet“, erläuterte der Professor. „Man könnte beispielsweise die Seriennummer dieser Galleone verändern und somit über einen Zahlencode den Besitzern der anderen Münzen eine Nachricht zukommen lassen.“
„Theoretisch jedenfalls“, ergänzte Topshot verdrossen. „Denn leider ist es mir bisher nicht gelungen, diese Münze zu verändern. Derjenige, der sie verzaubert hat, muss eine ziemlich wirkungsvolle magische Sicherung verwendet haben, die jegliche Veränderung für Unbefugte verhindert. Es muss sich ohnehin um einen sehr fähigen Zauberer gehandelt haben, war es doch bereits außerordentlich schwierig für mich, überhaupt herauszufinden, mit was für einem Zauber die Galleone belegt war.“
„Und jemand anderes hat ebenfalls keine Veränderung an einer der übrigen Galleonen vorgenommen?“, kam es Albus in den Sinn.
„Nein, leider nicht. Ich habe das regelmäßig überprüft seit ich diese Münze besitze. Es hat sich jedoch nichts getan.“
Nachdem Professor Topshot die Galleone zurück in die kleine Truhe gelegt hatte, brachte er einen schmalen Armreif zum Vorschein, der sorgfältig in ein weißes Tuch eingewickelt war.
„Dies ist möglicherweise das geheimnisvollste Stück meiner Sammlung und mit Sicherheit das wertvollste. Schau Dir den Armreif genau an. Er ist koboldgearbeitet und aus einem ganz besonders hellen Silber, das beinahe durchsichtig zu sein scheint.“
Topshot rückte ganz nahe an Albus heran und sprach mit gesenkter Stimme, beinahe so als würde er befürchten belauscht zu werden.
„Was dieses Schmuckstück jedoch so einzigartig macht, sind die fein eingestanzten Zeichen auf der Innenseite des Armreifs. Es handelt sich dabei um Runen, deren Bedeutung nicht einmal Professor Haynesworth zweifelsfrei entschlüsseln konnte.“
Professor Haynesworth unterrichtete das Fach Alte Runen, aber Albus wusste nur recht wenig über ihn. Er war ziemlich alt, unterrichtete jedoch noch nicht allzu lange in Hogwarts. Albus erinnerte sich, dass James den Namen einige Male erwähnt hatte, als es um die Entscheidung bezüglich seiner Wahlfächer ging. Am Ende hatte er sich jedoch gegen Alte Runen entschieden.
„Meiner Ansicht nach spricht dies dafür, dass es sich hierbei um außergewöhnlich alte Runenzeichen handelt“, setzte Topshot seine Ausführungen fort. „Dies wiederum lässt den Schluss zu, dass es sich auch bei dem Armreif um ein besonders altes und somit besonders bemerkenswertes Artefakt handeln dürfte.“
Albus war sich nicht wirklich sicher, was er von der seltsamen Sammlung Professor Topshots halten sollte. Der Großteil der Gegenstände, die der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste in seiner Truhe aufbewahrte, war wertloser Plunder. Davon war Albus überzeugt. Insofern fiel es ihm nicht ganz leicht, den Professor und seine Begeisterung für die angeblichen Geheimnisse von Hogwarts ernst zu nehmen. Andererseits empfand Albus den Gedanken, dass das alte Schloss noch einige Rätsel in sich barg, die es zu entdecken und zu entschlüsseln galt, als durchaus reizvoll. Und einige der Dinge, die Topshot offenbar in Hogwarts entdeckt hatte, waren tatsächlich nicht uninteressant, wie Albus fand.
„Wo haben Sie denn all diese Gegenstände gefunden, Professor?“, wollte Albus wissen, während er den Armreif noch einmal ganz genau in Augenschein nahm.
„Das werde ich Ihnen nicht verraten, Albus“, meinte Topshot lachend. „Ich denke, ich habe Ihnen bereits genug gezeigt und möchte Ihnen schließlich noch ein paar Geheimnisse übrig lassen, die Sie entdecken können. Wie ich höre, stellen Sie sich bei entsprechenden Nachforschungen gemeinsam mit Miss Weasley und Mr. Clark bereits ziemlich geschickt an.“
„Sie meinen unsere Ermittlungen für Ihr Schulprojekt, Sir?“
„Genau die meine ich. Die Abschlusspräsentationen stehen ja nun kurz bevor und ich bin mir sicher, dass Ihre Gruppe diese mit Bravour meistern wird. Aber natürlich würde mich schon jetzt interessieren, wie Ihre neuesten Erkenntnisse aussehen. Zumal mir bewusst ist, dass Sie bei der offiziellen Präsentation möglicherweise nicht alles, was Sie herausgefunden haben, den anderen Schülern mitteilen können. Schließlich verfügen Sie und Mr. Clark über Informationen bezüglich des Einbruchs, die vertraulich behandelt werden müssen.“
Da Professor Topshot tatsächlich daran interessiert zu sein schien, was Rose, Terrence und er ermittelt hatten, erläuterte Albus die Annahmen, die Rose entwickelt hatte und von denen sie bei ihren Nachforschungen ausgegangen waren. Außerdem berichtete er von den Gesprächen mit Hagrid und Neville, während er seine Unterhaltung mit Serafina lieber für sich behielt, schließlich wollte er die Aurorin nicht in Schwierigkeiten bringen.
Topshot zeigte sich sehr beeindruckt von der Arbeit seiner drei Schüler, aber Albus wurde sich während des Gesprächs sehr deutlich der Tatsache bewusst, dass sie zwar ein paar durchaus bemerkenswerte Dinge erfahren hatten, aber letztlich ohne jegliches konkretes Ergebnis dastanden. Albus` einzige Hoffnung vor Weihnachten noch etwas Brauchbares herauszufinden, war Professor Slughorn, der schließlich viele Jahre lang gemeinsam mit Dumbledore in Hogwarts unterrichtet hatte. Vielleicht konnte er ihnen Informationen darüber geben, ob Dumbledore etwas in seinem damaligen Büro versteckt hatte, das nun die Aufmerksamkeit Yaxleys und möglicherweise noch weiterer Todesser auf sich zog. Wirklich optimistisch war Albus jedoch nicht, so dass er Professor Topshot gegenüber die Idee mit Slughorn lieber nicht erwähnte, zumal sie bisher ja nicht wirklich einen konkreten Plan hatten, wie sie dem ehemaligen Lehrer mögliche Informationen entlocken wollten.
Am folgenden Abend hatten sie schließlich einen solchen Plan, aber wirklich überzeugend fand Albus diesen nicht. Rose und er wollten sich einfach vor Professor Slughorns Büro, in dem an diesem Abend dessen große Weihnachtsgesellschaft stattfand, auf die Lauer legen und darauf hoffen, dass sich dort eine Möglichkeit bieten würde Slughorn anzusprechen. Terrence hatte selbst angeregt, dass es wohl besser wäre, wenn Albus und Rose diese Aufgabe alleine angehen würden. Schließlich hatte der Begründer des Slug-Klubs eine offensichtliche Schwäche für berühmte Schüler und wenn man einen Blick auf die Eltern von Rose und Albus warf, gehörten beide sicherlich in diese Kategorie. Terrence war davon überzeugt gewesen, dass sie ohnehin eine Einladung zu der Party erhalten hätten, wenn sie nur etwas älter wären.
In ihrem Plan waren Albus, Terrence und Rose davon ausgegangen, dass es genügen würde, wenn sie sich zwei Stunden vor Beginn der Weihnachtsgesellschaft auf die Lauer legen würden. Sie hatten angenommen, dass Lister und Valerian sich um die unmittelbaren Vorbereitungen der Party kümmern würden und rechneten damit, dass Professor Slughorn selbst erst später eintreffen würde. Dann wollten sie ihn ansprechen und fragen, ob er ihnen möglicherweise etwas über Dumbledore und einen geheimnisvollen Gegenstand sagen könne. Inzwischen waren die zwei Stunden jedoch beinahe vergangen und Professor Slughorn war nicht aufgetaucht. Stattdessen hatten sie beobachtet, wie Lister und Valerian, mehrere Schüler, die offenbar bei der Party helfen sollten, und inzwischen auch mehr und mehr Gäste den Veranstaltungsraum betreten hatten.
„Ich fürchte, dass es eine bescheuerte Idee war, uns hierher zu stellen und Slughorn abzupassen“, flüsterte Rose ungewohnt ratlos. „Vielleicht sollten wir einfach verschwinden und ihn morgen in seinem Zimmer aufsuchen.“
„Wir haben aber keinen blassen Schimmer, wo Slughorn untergebracht ist“, erwiderte Albus. „Und außerdem würde es hier eher nach einem beiläufigen Treffen aussehen.“
„Im Moment sieht es nach überhaupt keinem Treffen aus. Wahrscheinlich ist Slughorn schon lange in seinem ehemaligen Büro, während wir hier herumstehen und auf ihn warten.“ Rose stieß einen missmutigen Seufzer aus. „Die ganze Situation ist eh schon peinlich genug.“
In der Tat empfand es auch Albus als zunehmend unangenehm in dem breiten Gang herumzustehen und vergeblich auf den alten Lehrer zu warten. Sie hatten sich zwar hinter einer der Ritterrüstungen so unauffällig wie möglich postiert, aber ein echtes Versteck war das nicht. Glücklicherweise kamen die meisten Schüler in kleinen Grüppchen und waren in Gespräche vertieft, so dass sie Albus und Rose gar nicht bemerkten. Einige andere gingen sicherlich davon aus, dass sie Einladungen besaßen und lediglich auf jemanden warteten. Dennoch fühlte sich Albus zunehmend unwohl in seiner Haut, und als er sah, wer gerade den Gang entlang kam, verbesserte sich seine Stimmung auch nicht gerade.
Die Theorie, dass das Alter eine entscheidende Rolle dabei spielte, ob man eine der begehrten Einladungen erhielt oder nicht, erwies sich jedenfalls gerade als nicht haltbar. Die überwiegende Mehrheit der Gäste, die Albus und Rose von ihrem Beobachterplatz vor Slughorns Büro aus beobachteten, gehörte zwar wie erwartet den oberen Schulklassen an. Etwas überrascht erblickten die beiden jedoch, wie nun Eunice Filmore in Begleitung einiger älterer Slytherin-Schüler auf die Eingangstür zusteuerte und den beiden Türstehern, die ziemlich lächerliche Uniformen tragen mussten, ihre Eintrittskarte vorzeigte.
„Wieso, bei Merlins Bart, erhält die denn eine Einladung?“, wollte Albus verdutzt wissen.
„Soweit ich weiß, kommt sie aus einer ziemlich angesehen Zaubererfamilie“, antwortete Rose leise.
„Dann tut sie also nicht nur so übertrieben vornehm. Sie ist es sogar wirklich.“ Albus verdrehte die Augen.
„Ich fürchte so ist es“, meinte Rose grinsend. „Wahrscheinlich reinblütig bis in den letzten Nebenzweig des edlen Familienstammbaums. Wer waren eigentlich die anderen Slytherins, mit denen sie gekommen ist? Einer von ihnen war Derek Vaisey. Und den dunkelhaarigen Jungen meine ich ebenfalls zu kennen, komme aber gerade nicht auf seinen Namen.“
„Er heißt Geoffrey Stark und ist Vertrauensschüler“, wusste Albus Bescheid. „Er war derjenige, der damals bei meiner Prügelei mit Warrington gemeinsam mit Victoire dazu kam und mich festgehalten hat.“
„Richtig, ich erinnere mich“, stimmte Rose kopfnickend zu.
„Und die anderen beiden sind genauso wie Vaisey im Quidditch-Team der Slytherins. Stan Bole ist der Kapitän, Harriert Melton die Sucherin.“
„Vertrauensschüler, Quidditchspieler und Abkömmlinge aus vornehmen Familien“, meinte Rose mit leicht bitterer Stimme. „Sarah hat schon recht - Slughorn versammelt hier wirklich die angesehensten und vielversprechendsten Schüler um sich. Die arme Sarah ist vielleicht sogar die einzige Vertrauensschülerin, die nicht zu der Party eingeladen wurde.“
„Wahrscheinlich sogar“, pflichtete Albus ihr bei und deutete in Richtung eines Jungen, der offensichtlich ebenfalls auf dem Weg zu der Party war und das Abzeichen eines Vertrauensschülers auf der Brust trug. Im Gegensatz zu den Slytherins zuvor gingen er und die Schülerin, die ihn begleitete, jedoch nicht direkt in Professor Slughorns Büro, sondern kamen auf Albus und Rose zu.
„Du bist Albus Potter, nicht wahr?“
Albus schaute ein wenig verblüfft drein und nickte vorsichtig.
„Hab mir schon gedacht, dass Du auch eingeladen bist. Einen Potter lässt sich Slughorn natürlich nicht entgehen. Und schon gar nicht, wenn er wie Du zum Helden avanciert. Ich bin übrigens Dean. Dean Chambers. Freut mich, Dich endlich mal richtig kennen zu lernen. Sicherlich läuft man sich im Schloss gelegentlich über den Weg, aber wenn man nicht im gleichen Haus oder zumindest im gleichen Jahrgang ist, bleiben die Bekanntschaften häufig doch etwas oberflächlich.“
„Ich freue mich auch, Dich kennen zu lernen“, brachte Albus mühsam heraus. Und ehe er klarstellen konnte, dass er überhaupt keine Einladung erhalten hatte, setzte Dean Chambers seinen Redeschwall bereits fort.
„Ich war bereits letztes Jahr bei Slughorn eingeladen. Ganz großartige Party, muss ich sagen. Der Mann hat durchaus Stil. Ich denke, wir können auch in diesem Jahr wieder einiges erwarten. Darf ich Dir übrigens Sue Palmer vorstellen. Sie ist wie ich in Ravenclaw und begleitet mich heute Abend.“
Da nun ganz offenbar erwartet wurde, dass Albus Rose vorstellte, kam er dem pflichtschuldig nach. Allerdings hatte Dean bereits zwei Schülerinnen entdeckt, die gerade dabei waren, Professor Slughorns Büro zu betreten, und die er offensichtlich kannte. Er packte seine Begleiterin bei der Hand und zerrte sie mit sich, um die beiden Schülerinnen zu begrüßen.
„Der Junge ist aber ziemlich überdreht“, sagte Rose leise, als Dean und Sue außer Hörweite waren.
„Kann man wohl sagen“, pflichtete Albus ihr bei. „Zum Glück sind wir ihn schnell wieder los geworden.“
Aber da kannte er Dean Chambers schlecht, denn dieser winkte nun wie wild in Albus` und Roses Richtung und forderte die beiden auf, zum Eingang zu kommen.
„Wir müssen ihm sagen, dass wir gar nicht eingeladen sind“, meinte Rose resigniert und marschierte mit einer sonderbar widerwilligen Entschlossenheit auf Dean zu.
„Wir haben gar keine Einladung“, wisperte sie ziemlich verschämt. Es war nicht zu übersehen, dass ihr die Situation, in der sie sich befanden, wirklich ausgesprochen unangenehm war.
„Es genügt vollkommen, wenn Albus eine Einladung hat“, antwortete Dean, der augenscheinlich schon wieder abgelenkt war und nicht richtig zugehört hatte. „Jeder Gast darf eine Begleitung mitbringen.“
„Das Ganze ist ein Missverständnis…“, setzte nun Albus an, wurde jedoch sofort von Dean unterbrochen, noch ehe sich dieser ihm wieder richtig zugewandt hatte.
„Ich verstehe.“ Der Ravenclaw-Vertrauensschüler strahlte ihn auf eine selbstbewusste und dennoch nicht unsympathische Art an. „Du hast tatsächlich Deine Einladung nicht dabei, um die Dich beinahe jeder Schüler dieser Schule beneiden dürfte. Aber kein Problem, ich mach das schon.“
Albus wurde nun langsam aber sicher ungehalten und hätte Dean am liebsten am Kragen gepackt und ihn durchgeschüttelt bis er ihm endlich richtig zuhören würde. In genau diesem Moment konnte er jedoch an den beiden Türstehern vorbei einen Blick auf die Party erhaschen, die bereits im Gange war. Und dabei sah Albus Professor Slughorn, dem sie folglich vergebens aufgelauert hatten und der sich angeregt mit ein paar seiner Gäste unterhielt. Ohne groß nachzudenken ließ er Dean gewähren und hielt stattdessen Rose davon ab, den Ravenclaw-Schüler in seinem Tatendrang zu stoppen.
„Spinnst Du?“, raunte sie ihm entsetzt zu, als die beiden, ohne so recht zu wissen wie ihnen geschah, schon von Dean durch die Eingangstür in Professor Slughorns ehemaliges Büro gezerrt wurden. Albus hatte nicht gehört, was Dean den Türstehern gesagt hatte, aber es hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Rose und er waren tatsächlich auf der so begehrten Weihnachtsgesellschaft.
Albus bedankte sich bei Dean, der ihm lediglich freundlich lächelnd zunickte und sogleich mit seiner Begleiterin ins Getümmel verschwand. Albus` Begleiterin schien von ihrer Anwesenheit auf der Party dagegen wenig begeistert zu sein.
„Spinnst Du?“, wiederholte sie empört aber glücklicherweise so leise, dass niemand sonst sie hören konnte. „Was soll denn das, uns ohne Einladung hier hereinschmuggeln zu lassen?“
„Na ja“, flüsterte Albus betreten zurück, „ich dachte, wir könnten…“
Statt den Satz zu beenden, deutete er vorsichtig in die Richtung, in der Slughorn stand und noch immer in ein Gespräch mit einigen Schülern vertieft war. Er konnte erkennen, wie Rose innerlich mit sich kämpfte und abwechselnd den Ausgang, Professor Slughorn und Albus ins Visier nahm.
„Wenn wir auffliegen, sind wir erledigt“, stellte sie schließlich überraschend nüchtern fest, machte jedoch keine Anstalten, die Party sofort wieder zu verlassen. Albus war einerseits erleichtert, andererseits wusste er, dass Rose recht hatte. Wenn herauskam, dass sie sich ohne Einladung hereingeschlichen hatten, würden sie eine Menge Ärger kriegen und zum Gespött der ganzen Schule werden. Mindestens.
„Wir werden so schnell wie möglich mit Slughorn sprechen und dann diese Party sofort wieder verlassen“, übernahm Rose, nun da sie sich entschieden hatte das Risiko einzugehen, augenblicklich das Kommando. „Das können wir allerdings nicht tun, solange er von so vielen Schülern umringt ist. Bis wir unsere Chance erhalten sollten wie uns so unauffällig wie möglich verhalten und uns vor allem von Leuten fernhalten, die uns gut kennen und eventuell wissen, dass wir gar nicht eingeladen sind.“
Rose hatte jedoch kaum ausgeredet, als ihnen auch schon Michael Shaw aus einiger Entfernung zuwinkte und ihnen kurz darauf ihre Cousine Victoire einen fragenden Blick zuwarf. Glücklicherweise konnten sie beiden aus dem Weg gehen und somit ein möglicherweise unangenehmes Gespräch vermeiden. Albus gelang es sogar, sich ein klein wenig zu entspannen und die Räumlichkeit und das bunte Treiben um ihn herum in Augenschein zu nehmen.
Wie Professor Lister am Tag zuvor beschrieben hatte, sah es so aus, als fände die Party nicht in einem Lehrerbüro sondern in einem großen Zelt statt. Die goldenen, smaragdgrünen und karmesinroten Wand- und Deckenbehänge waren in der Tat äußerst beeindruckend. Und von der Mitte der Decke hing eine reich verzierte goldene Lampe herab, in welcher echte Feen als glitzernde Lichtflecke flatterten und die den gesamten Raum in ein angenehmes, rotes Licht tauchte. Aus einer entfernten Ecke drang dezente Klavier- und Violinenmusik und mehrere Hauselfen schlängelten sich durch die zahlreichen, zusammenstehenden Grüppchen, die gemeinsam aßen, tranken und sich unterhielten. Ein wenig amüsiert dachte Albus, dass die Hauselfen, die fast vollständig unter schweren silbernen Servierplatten verborgen waren, wie kleine wandernde Tische aussahen. Ganz offensichtlich hatte Professor Slughorn nicht nur Schülerinnen und Schüler sowie einige der Lehrer zu seiner Gesellschaft eingeladen, denn einige der Gäste waren deutlich älter, wie Albus feststellte. Für einen Moment dachte er sogar, Annabelle Swift erkannt zu haben, die in den vergangenen beiden Jahren zur besten Sucherin der Quidditch-Liga gewählt worden war, obwohl ihr Team, die Appleby Arrows, den Titel nicht errungen hatte.
Gerade als Albus sich einen Becher mit einer honigfarbenen, sprudelnden Flüssigkeit von einem der Hauselfen genommen hatte, um in der stimmungsvollen Partyumgebung weniger aufzufallen, stieß Rose ihm energisch gegen die Schulter, so dass er ein wenig seines Getränkes verschüttete. Er drehte sich um und erkannte sofort was Rose von ihm wollte. Die Schüler, mit denen sich Slughorn die ganze Zeit unterhalten hatte, waren weitergegangen und der ehemalige Professor stand nun alleine da und beobachtete mit zufriedener Miene, wie sich seine Gäste amüsierten.
„Los geht's“, flüsterte Rose Albus zu. „Wir müssen zu ihm hinüber gehen. Er wird nicht lange allein dort herumstehen. Hoffen wir nur, dass er nicht so genau weiß, wer alles auf seiner eigenen Gästeliste steht und uns nicht sofort hinauswerfen lässt.“
Albus wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass es etwas ganz anderes war, Professor Slughorn auf seiner Party, auf der sie gar nicht sein dürften, anzusprechen, als draußen auf dem Gang, wie sie es ursprünglich vorgehabt hatten. Plötzlich hielt Albus es für vollkommen verrückt, sich heimlich auf diese Weihnachtsgesellschaft zu schleichen und sich möglicherweise in große Schwierigkeiten zu bringen, nur für die vage Aussicht vielleicht an eine Information zu kommen, die sie am Ende wohl doch nicht zu einem echten Ziel führen würde. Aber nun gab es kein Zurück mehr.
„Ich hoffe, Ihr fühlt Euch auf meiner kleinen Veranstaltung wohl, meine jungen Freunde“, sprach Professor Slughorn Albus und Rose mit einem freundlichen Lächeln an, als sich die beiden zu ihm gesellt hatten.
„Ja, Sir. Es ist alles ganz wundervoll und sehr beeindruckend“, antwortete Rose ziemlich schüchtern. „Aber Ihre Partys sind ja auch in der ganzen Schule legendär.“
„Nun, man tut was man kann, nicht wahr? Wie in jedem Jahr sind schließlich auch einige nicht ganz unbedeutende Gäste meiner Einladung gefolgt. Und denen möchte man ja doch etwas bieten.“
Rose schien den richtigen Ton getroffen zu haben, denn der ehemalige Lehrer mit dem schneeweißen Walross-Schnurrbart begann vergnügt zu plaudern. Überhaupt machte er am heutigen Abend einen viel besseren Eindruck als damals, als Albus ihn das erste Mal in der Großen Halle gesehen hatte. Die Party schien ihm gut zu tun und ließ ihn deutlich vitaler und jünger erscheinen.
„Außerdem ist es, so denke ich, mittlerweile durchaus gerechtfertigt von einer Tradition zu sprechen, die untrennbar mit Hogwarts verbunden ist“, redete Slughorn gut gelaunt weiter.
„Wissen Sie noch, wann die erste Party dieser Art stattgefunden hat, Professor?“, bemühte sich Albus, das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken.
„Die allererste?“ Slughorn schien kurz nachzudenken, musste dann jedoch herzhaft lachen. „Das ist schon so lange her, mein Junge, dass ich Dir diese Frage wirklich nicht genau beantworten kann. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch vor der Geburt Deiner Großeltern war.“
„Sicherlich war damals noch Albus Dumbledore Schulleiter von Hogwarts?“, fragte Rose geschickt nach.
„Dumbledore?“ Der wohlbeleibte ehemalige Lehrer wirkte belustigt. „Nein, das war lange bevor Dumbledore Schulleiter wurde. Allerdings war der gute Albus damals bereits ein Kollege von mir. Er unterrichtete Verwandlung, während ich mich der Kunst des Brauens von Zaubertränken widmete. Wir waren übrigens, wie ich in aller Bescheidenheit hinzufügen darf, bis zu seinem tragischen Tod sehr gute Freunde.“
„Das ist ja ganz wunderbar“, entfuhr es einer äußerst begeisterten Rose. Albus hätte nicht gedacht, dass sie solch schauspielerische Qualitäten besaß. „Sie müssen nämlich wissen, Sir, dass wir uns ganz besonders für Dumbledore interessieren. Wir machen derzeit ein Schulprojekt über ihn und sind dabei auf einen sehr interessanten Punkt in Dumbledores Lebensgeschichte gestoßen. Leider kommen wir mit unseren Recherchen nicht weiter, so dass es für uns ein ganz besonders großer Glücksfall ist, einem so bedeutenden Zeitzeugen wie Ihnen zu begegnen. Wären Sie vielleicht so nett, Professor, uns eine Frage über Ihren Freund zu beantworten?“
„Aber wirklich nur eine einzige Frage, junge Dame. Ich muss mich schließlich auch noch um meine anderen Gäste kümmern.“
Slughorn fühlte sich von Albus` und Roses Interesse offensichtlich geschmeichelt, aber selbstverständlich wollte nicht zu viel Zeit seiner Party mit zwei Erstklässlern verbringen und sich mit ihnen über alte Zeiten unterhalten.
„Selbstverständlich, Sir. Dafür haben wir vollstes Verständnis“, gab sich Albus alle Mühe, es Rose nach zu tun und Slughorn bei Laune zu halten.
„Also wir meinen herausgefunden zu haben“, begann Rose zu erläutern, „dass Dumbledore einen wertvollen oder mächtigen Gegenstand in Hogwarts versteckt hat. Das muss in der Zeit geschehen sein, nachdem Voldemort seine Macht durch den Angriff auf Harry Potter verloren hat. Es könnte durchaus mehrere Jahre danach geschehen sein, vielleicht jedoch auch schon kurz vor diesem Angriff. Wie Sie sehen, können wir den in Frage kommenden Zeitraum nur unzureichend eingrenzen. Deswegen hoffen wir, dass Sie, als enger Vertrauter Dumbledores, uns möglicherweise helfen können.“
„Für mich hört sich das nach dem Stein der Weisen an“, antwortete der ehemalige Lehrer sofort und Albus hatte den Eindruck, dass Slughorn bereits das Interesse an dem Thema verlor, weswegen er sofort nachhakte.
„Der kann es aber nicht gewesen sein, Professor. Es muss außer dem Stein noch etwas gegeben haben, das in Verbindung mit Dumbledore steht. Und wir würden gerne wissen, was für ein Objekt das war.“
Slughorn seufzte ungeduldig, schien jetzt jedoch zu versuchen, in seiner Erinnerung zu kramen. Nachdenklich blickte er Albus an, ehe plötzlich ein gewisses Interesse in seiner Mimik zu erkennen war.
„Wer bist Du eigentlich, mein Junge. Du erinnerst mich an jemanden. Vor allem die Augen meine ich zu kennen.“
Albus stöhnte innerlich auf.
„Verzeihen Sie, Sir. Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Albus Potter und das ist Rose Weasley.“
Albus hatte befürchtet, dass es Probleme geben würde, wenn Slughorn ihre Namen hören und realisieren würde, dass weder Rose noch er zu der Party eingeladen waren. Aber die Reaktion Professor Slughorns auf Albus` Namen überstieg dessen schlimmste Befürchtungen bei weitem. Die freundlichen, gutmütigen Gesichtszüge des ehemaligen Lehrers wurden augenblicklich ganz hart, als seien sie plötzlich eingefroren. Lediglich seine Augen hatte er vor Entsetzen weit aufgerissen und machte sofort einen Schritt zurück, fast als fürchtete er sich vor Albus und Rose.
„Sie beide wurden nicht zu dieser Party eingeladen“, presste Slughorn mühevoll heraus. „Bitte gehen Sie.“
Völlig schockiert stand Albus einfach nur da und starrte den alten Lehrer fassungslos an.
„Entschuldigen Sie, wir wollten nicht…“, stammelte er, wurde jedoch von Slughorn unterbrochen, der sich nun etwas besser im Griff zu haben schien und mit festerer Stimme sprach.
„Sie sind hier nicht erwünscht. Verlassen Sie meine Party.“
Albus konnte noch immer nicht glauben, was hier gerade passierte und schaute zu Rose, die jedoch mindestens genauso konsterniert war wie er selbst. Inzwischen blickten einige der umstehenden Gäste in ihre Richtung und Albus war klar, dass sie sofort verschwinden mussten, ehe sie noch mehr Aufmerksamkeit erregten. Er packte Rose am Arm und versuchte sie so beiläufig und unauffällig wie möglich zum Ausgang zu ziehen. Dennoch hatten mit Sicherheit einige der Anwesenden bemerkt, dass etwas Unangenehmes vorgefallen war.
Ob einige Schüler oder Lehrer etwas von dem Vorkommnis mitbekommen hatten, interessierte Albus in diesem Augenblick jedoch kaum. Er warf einen letzten Blick auf Slughorn, der ihn noch immer entsetzt anstarrte, und fragte sich, wie es zu einer solch heftigen Reaktion kommen konnte. Kurz darauf hatte er zusammen mit Rose das in ein Zelt verwandelte Büro verlassen und die beiden fanden sich, nur noch von den neugierigen Blicken der beiden Türsteher beobachtet, auf dem menschenleeren Gang wieder. So schnell wie möglich machten sie sich in Richtung des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes davon.
„Was war denn das?“, fragte Albus, der nach wie vor ziemlich durcheinander war. Rose und er hatten sich in zwei der weichen Sessel in der Nähe des nur noch schwach brennenden Kaminfeuers im Gemeinschaftsraum fallen lassen. Außer ihnen war fast niemand mehr hier. Lediglich ein paar Jungen aus der vierten Klasse spielten an einem der weiter entfernten Tische ein Kartenspiel und zwei Mädchen, die offenbar gemeinsam gelernt hatten, zogen sich gerade in ihren Schlafsaal zurück.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Rose und blickte zu den Kartenspielern, um sicher zu gehen, dass diese sie nicht belauschten. „Ich weiß nur, dass ich diesen Abend am liebsten sofort aus meinem Gedächtnis streichen würde.“
„Slughorns Verhalten war doch nicht normal, oder was meinst Du?“, erkundigte sich Albus leise.
„Nein. Das war es ganz bestimmt nicht. Andererseits kennen wir ihn letztlich überhaupt nicht und ich könnte mir schon vorstellen, dass er sehr empfindlich ist, was Einladungen zu seiner so bedeutenden Weihnachtsgesellschaft betrifft. Vielleicht reagiert er eben genauso auf Leute, die sich auf seine Partys schleichen.“
Albus war sich ziemlich sicher, dass es eine andere Erklärung für Slughorns heftige Reaktion geben musste. Seiner Meinung nach ging es nicht darum, ob sie eingeladen waren oder nicht. Es hatte irgendetwas mit ihm zu tun, denn sobald er seinen Namen genannt hatte, hatte Professor Slughorn ausgesehen, als sei er vom Blitz getroffen worden. Allerdings war er dem ehemaligen Lehrer noch nie zuvor begegnet. Albus konnte sich nicht wirklich einen Reim auf die ganze Angelegenheit machen.
„Wir können nur hoffen, dass diese Geschichte jetzt nicht in der ganzen Schule die Runde macht“, meinte Rose niedergeschlagen. „Potter und Weasley haben sich bei der Party eingeschlichen, weil sie es nicht ertragen haben, nicht eingeladen worden zu sein. Ich höre schon das Gerede. Das wäre einfach zu peinlich. Wenn Filmore etwas mitbekommen hat, wird sie sich diese Chance bestimmt nicht entgehen lassen.“
Der Abend war wirklich ein völliger Reinfall gewesen. Denn schließlich hatten sie außer der Tatsache, sich möglicherweise zum Gespött der gesamten Schule gemacht zu haben, auch nicht das Geringste von Professor Slughorn in Erfahrung bringen können. Es war wohl von Anfang an ein unreifes Hirngespinst gewesen, den Einbruch aufklären oder zumindest etwas wirklich Bedeutendes herausfinden zu wollen. All ihre sogenannten Ermittlungen hatten letztlich zu keinen brauchbaren Ergebnissen geführt und Slughorn war ihre letzte Hoffnung gewesen. Albus fühlte sich deprimiert und leer. Er war inzwischen wirklich froh, dass es in drei Tagen nach Hause in die Weihnachtsferien ging. Er war gerne in Hogwarts, aber gerade jetzt konnte er gut ein paar Tage auf die Schule und alles was damit zusammen hing verzichten.


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