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Fanfiction

Albus Potter und das Auge Slytherins - Sucher gesucht

von Lancelot

Kapitel 10: Sucher gesucht

„Genau wie das Wanzenkraut gehört auch der Irrwurz zur Familie der Farne. Selbst die Muggel schrieben den Farnen in früheren Zeiten magische Kräfte zu, auch wenn sie diese nicht wirklich nutzen konnten. Die Muggellegende, dass einige Farne, wenn man sie um Mitternacht zu sich nimmt, unsichtbar machen können, ist in der Tat eine Legende und entspricht nicht im Mindesten der Wahrheit. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Pflanzen keine außergewöhnlichen Kräfte entfalten können. Ich möchte dies an einem kleinen Beispiel demonstrieren…“.
Professor Longbottom unterbrach seinen Vortrag und blickte die Erstklässler, die sich in einem der Gewächshäuser der Schule versammelt hatten, resigniert an. Niemand interessierte sich heute Morgen für Pflanzenkunde. Nicht nach dem, was am vergangenen Abend während der Halloween-Party geschehen war. In der ganzen Schule herrschte eine gedrückte Stimmung, aber gleichzeitig waren die Schüler ganz erpicht darauf, weitere Einzelheiten über den mysteriösen Tod von Rodolphus Lestrange zu erfahren. Dies führte sogar soweit, dass sich William mit zwei Slytherins über dieses Thema austauschte, statt Professor Longbottoms Ausführungen zu folgen. Und auch die anderen Schüler waren alles andere als aufmerksam.
„Also gut, es hat ja eh keinen Sinn.“ Mit einem Seufzer stellte Professor Longbottom sein ausgesprochen schönes Exemplar eines Irrwurzes zurück auf den Tisch mit den anderen Farnen. „Was wollt Ihr wissen?“
Einige der Schüler hatten nicht sogleich realisiert, dass der Professor das Thema gewechselt hatte und tuschelten weiter oder hingen einfach nur ihren Gedanken nach. Sobald Albus jedoch die erste Frage gestellt hatte, war es plötzlich mucksmäuschenstill in der Klasse und Professor Longbottom wurde nun die ungeteilte Aufmerksamkeit all seiner Schüler zuteil.
„Wie ist Rodolphus Lestrange ums Leben gekommen, Professor?“
„So, so. Ihr wisst also schon, um wen es sich bei dem Toten handelt“, sagte Professor Longbottom bedächtig. „Eigentlich wollte die Schulleiterin dies erst heute Mittag bekannt geben.“
Albus erschrak. Er wollte auf keinen Fall Perrin und Wood, die ihnen diese vertrauliche Information weitergegeben hatten, in Schwierigkeiten bringen. Aber erleichtert stellte er fest, dass Neville nachsichtig lächelte und sich anschickte, die Frage, die alle brennend interessierte, zu beantworten.
„Soweit wir wissen, ist Lestrange getötet worden. Vermutlich durch einen Fluch.“
Die meisten Schüler hatten nach dem Vorfall mit Nott, der im Tagespropheten ausführlich behandelt worden war, nichts anderes erwartet, und dennoch traf die Gewissheit sie wie ein lähmender Schlag. Es dauerte einige Augenblicke, ehe William die Stille, die zwischen den zahlreichen Pflanzen des Gewächshauses entstanden war, durchbrach.
„Wer ist eigentlich dieser Lestrange, Professor? Ich habe zwar seit gestern Abend einiges gehört, aber wie verlässlich das war, weiß ich nicht wirklich.“
Nevilles Gesichtsausdruck veränderte sich auf eine Art, die Albus nicht zu deuten wusste, die ihn jedoch unerklärlicherweise erschaudern ließ. Waren es Schmerz, Hass, Wut oder Furcht, die sich für einen kurzen Augenblick in dem gutmütigen Gesicht widerspiegelten, das Albus schon so lange kannte und das ihm eigentlich so vertraut war? Albus konnte es nicht sagen.
„Rodolphus Lestrange war ein Todesser.“ Professor Longbottoms Tonfall war sachlich und ernst zugleich. „Und ich übertreibe sicherlich nicht, wenn ich behaupte, dass er einer der treuesten Anhänger Voldemorts war. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Bellatrix und seinem Bruder Rabastan hat er - wie viele andere Todesser auch - schreckliche Verbrechen begangen.“
„Dann ist es eigentlich nicht so schlimm, dass er … tot ist?“ Die letzten Worte hatte Alexander nur noch geflüstert.
Dieses Mal zögerte Professor Longbottom ein wenig mit seiner Antwort und schien seine Worte sehr bedächtig zu wählen. „Nun, Lestrange ist sicher kein großer Verlust für die magische Gemeinschaft. Aber natürlich geht es nicht an, dass irgendjemand durch die Gegend läuft und Menschen umbringt. Um Gerechtigkeit herzustellen gibt es die Abteilung für magische Strafverfolgung im Zaubereiministerium, die Verbrecher verhaftet und anklagt. Und es gibt Gerichte, die Urteile fällen und Strafen aussprechen.“
„Sie haben Bellatrix und Rabastan erwähnt, Professor.“ Terrence war der nächste, der voller Neugierde eine Frage an Neville richtete. „Was ist mit den beiden passiert? Sind sie auch tot?“
„Bellatrix wurde während der entscheidenden Schlacht gegen die Anhänger Voldemorts getötet.“ Neville hielt für einen kurzen Augenblick inne und Albus glaubte zu bemerken, dass sein Blick auf Rose fiel und sich ein kaum bemerkbares Lächeln auf seinem Gesicht abzeichnete. „Was aus Rabastan geworden ist, kann ich nicht sagen“, fuhr der Professor fort. Genau wie Rodolphus ist er nach Voldemorts Ende untergetaucht. Möglicherweise ist er noch am Leben. Aber ob er sich in Großbritannien aufhält, oder ob er ins Ausland geflohen ist und jetzt dort lebt, weiß ich nicht.“
„Professor…“ Bisher waren die Slytherins nur still dagesessen und hatten sich an dem Gespräch nicht beteiligt. Nun schickte sich jedoch Cameron an, eine Frage zu stellen. „Haben Sie vielleicht eine Vermutung, wer Rodolphus Lestrange umgebracht haben könnte? Ich meine, gibt es jemanden, der einen Grund für eine solche Tat hätte?“
Die Art wie Cameron seine Frage stellte, ließ Albus beinahe glauben, er würde gar nicht fragen, um eine Antwort zu bekommen. Vielmehr vermittelte Camerons Auftreten den Eindruck, als kenne er bereits die Antwort und wolle lediglich Professor Longbottom herausfordern. Aber wahrscheinlich täuschte sich Albus und es war einfach nur Camerons überhebliche Art, mit der er allen anderen verdeutlichen wollte, dass er mehr wusste als sie und ihnen in allen Belangen überlegen war.
Dennoch schien Neville tatsächlich für einen kleinen, kaum wahrnehmbaren Moment verunsichert zu sein, ehe er Cameron fixierte und mit fester Stimme antwortete: „Selbstverständlich gibt es viele, die einen Grund gehabt hätten, Rodolphus zu töten. Wie ich bereits sagte, haben die Lestranges viele grausame Verbrechen begangen und sich viele erbitterte Feinde geschaffen. Aber all das liegt so lange zurück, dass ich kaum glaube, dass es sich hier um einen Racheakt handelt. Oder siehst Du das anders, Vance?“
Jetzt war es Cameron, der etwas zögerte und kurz mit sich selbst zu ringen schien, ehe er eine Antwort gab. „Nein, Professor, Sie haben sicherlich Recht.“
Irgendetwas war zwischen Neville und Cameron unausgesprochen geblieben, dessen war sich Albus nun sicher. Aber er wusste beim besten Willen nicht, worum es dabei ging. Aus Roses nachdenklichem Gesichtsausdruck schloss Albus, dass auch sie etwas bemerkt hatte. Als er ihr einen fragenden Blick zuwarf, zuckte sie jedoch lediglich mit den Schultern.
„Glauben Sie wir sind in Gefahr, Professor Longbottom?“ Denises Stimme zitterte, als sie die Frage formulierte. Und auch einige der anderen Schüler blickten ausgesprochen besorgt drein. „Ich meine, immerhin war es bereits der zweite Todesfall. Und dieses Mal ist es direkt in Hogwarts geschehen. Außerdem ist das, was man über diese Todesser hört mehr als nur ein bisschen beunruhigend…“.
„Ich verstehe, dass Du Dir Sorgen machst, Denise. Und sicher fühlen sich die meisten Schüler in dieser Situation ähnlich wie Du.“ Professor Longbottom blickte eindringlich in die Gesichter seiner Schüler. „Aber Hogwarts ist sicher. Wenn Ihr Euch an die Sicherheitsvorschriften haltet und ein wenig aufmerksam seid, wird Euch nichts geschehen. Inzwischen sind zwei Auroren in der Schule eingetroffen, die den Vorfall untersuchen und zusätzlich zu unserer Sicherheit beitragen. Professor McGonagall wird Euch die beiden beim Mittagessen vorstellen und zu den Vorkommnissen Stellung nehmen. Deshalb ist heute auch Anwesenheitspflicht für alle Schüler in der Großen Halle.“
Die Anwesenheitspflicht war natürlich völlig überflüssig, denn allein die Tatsache, dass sich Auroren in Hogwarts aufhielten und die Schulleiterin angekündigt hatte, sich zum Fall Lestrange zu äußern, sorgte dafür, dass die Tische aller vier Häuser zur Mittagszeit voll besetzt waren und sich die Gespräche der Schüler um ein einziges Thema drehten.
„Cameron hat gerade behauptet, der Dunkle Lord sei zurückgekehrt und bestrafe nun die Todesser, die damals nicht treu zu ihm standen“, erzählte Denise, die inzwischen noch verängstigter aussah als zuvor.
„Das ist doch ganz großer Quatsch“, widersprach Louis entschieden. „Dieser Cameron will Dir lediglich Angst einjagen. Voldemort ist tot. Basta.“
„Aber irgendjemand muss Nott und Lestrange umgebracht haben“, warf eine Drittklässlerin ein, deren Namen Albus nicht kannte.
„Stimmt“, kam Dominique ihrem Bruder zu Hilfe, „aber es war ganz bestimmt nicht Voldemort. Und alles andere ist reine Spekulation. Hilft uns also nicht wirklich weiter…“.
„Vielleicht erfahren wir gleich ein wenig mehr“, wurde Dominique von Ramesh unterbrochen, denn gerade betrat Professor McGonagall gemeinsam mit einer unbekannten Hexe und einem unbekannten Zauberer die Halle. Sicherlich handelte es sich bei den beiden um die angekündigten Auroren.
Die Schulleiterin begrüßte kurz ihre anwesenden Kollegen und wies den beiden Fremden zwei freie Plätze am Lehrertisch zu, da einige der Lehrer nicht da waren. Denn neben Professor Trelawney, der Lehrerin für Wahrsagen, die Albus noch kein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte, fehlten auch die Professoren Flitwick, Sinistra, Valerian und Topshot sowie Hagrid. Albus fragte sich, ob diese wohl irgendwo im Schloss oder außerhalb des Schlosses Wache hielten. In diesem Falle schätzte die Schulleiterin die Lage in Hogwarts zumindest nicht als ungefährlich ein.
„Liebe Schülerinnen und Schüler“, begann Professor McGonagall, sobald in der Großen Halle Ruhe eingekehrt war. „Wie Euch durch die jeweiligen Vertrauensschüler bereits mitgeteilt wurde, ist es gestern Abend zu einem bedauerlichen Vorfall auf unserem Schulgelände gekommen. Während der Halloween-Party hat unser Wildhüter Hagrid am Rande des Verbotenen Waldes einen Leichnam entdeckt. Bei dem Toten handelt es sich um Rodolphus Lestrange, einen ehemaligen Anhänger Voldemorts. Lestrange ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen.“
Die Klarheit mit der Professor McGonagall diese Worte aussprach, rief bei einigen Schülern in der Großen Halle erschrockene und entsetzte Reaktionen hervor, aber dennoch hatte Albus den Eindruck, dass die meisten bereits von Lestrange und der Art seines Todes gehört hatten. Die inoffiziellen Informationskanäle von Hogwarts funktionierten demzufolge bestens.
Im Folgenden gab die Schulleiterin noch einige Fakten zur Person Rodolphus Lestranges bekannt, ohne dass für Albus etwas Neues dabei gewesen wäre, und erläuterte nochmals die Sicherheitsmaßnahmen und Verhaltensregeln für die kommenden Tage. Schließlich kam sie auf die beiden Auroren zu sprechen.
„Zu guter Letzt möchte ich Euch zwei Gäste vorstellen, die Hogwarts vorübergehend beherbergen wird. Es handelt sich um Mrs. Serafina Finnigan und Mr. Ramsey Patton, zwei Auroren, die das Ministerium geschickt hat, um den Todesfall zu untersuchen und für unseren Schutz zu sorgen. Auch wenn wir eigentlich ganz gut auf uns selbst aufpassen können.“ Bei ihrem letzten Satz hatte Professor McGonagall ihre Stimme zwar ein wenig gesenkt, aber dennoch so laut gesprochen, dass jeder im Saal die Bemerkung verstanden hatte.
Die beiden Auroren erhoben sich und traten neben die Schulleiterin. Serafina Finnigan trug auffallend schrille Klamotten sowie eine modische und gleichzeitig sehr wilde Kurzhaarfrisur. Mit einem offenen, freundlichen Lachen blickte sie die Schüler in der Großen Halle an. Mit ihrer rechten Hand deutete sie ein Winken an, schien sich jedoch nicht ganz sicher zu sein, ob dies der Situation angemessen war. Für eine Aurorin schien sie ziemlich jung zu sein, was möglicherweise dazu beitrug, dass sie Albus augenblicklich sympathisch war. Ramsey Patton war deutlich älter, mit kurzem weißem Haar und einem ebenso weißen, kurz gestutzten Bart. Trotz seines Alters wirkte er durchtrainiert und drahtig.
„Ich bitte Euch alle, unsere beiden Gäste bei ihrer Arbeit so gut wie möglich zu unterstützen“, fuhr Professor McGonagall fort. „Möglicherweise werden sie dem ein oder anderen von Euch in den nächsten Tagen ein paar Fragen stellen. Vielleicht hat jemand etwas von Euch in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches beobachtet. Dann wendet Euch bitte direkt an Mrs. Finnigan und Mr. Patton. Die beiden sind für jeden Hinweis dankbar und Ihr könnt eventuell zur Aufklärung dieses Vorfalls beitragen.“
Es konnte niemanden überraschen, dass der Nachmittagsunterricht an diesem Tag nicht gerade von hoher Aufmerksamkeit und Konzentration geprägt war. Professor Topshot gelang es heute nicht einmal, seine Erstklässler mit dem weiteren Einüben des Schockzaubers in seinen Bann zu ziehen. Die weißen Blechdosen, die er erneut aufgestellt hatte, blieben in dieser Unterrichtsstunde weitgehend ungefährdet, denn kaum einem Schüler gelang auch nur annähernd eine akzeptable Ausführung des Schockzaubers. Albus, der in der letzten Stunde bei Professor Topshot noch so geglänzt hatte, brachte einen einzigen, allerdings äußerst kümmerlichen, roten Lichtblitz zustande, der kaum stark genug war, die getroffene Dose ins Wanken zu bringen. Ähnlich erging es auch Cameron, Malfoy und Rose, die - verglichen mit den anderen Schülern - mit dem Zauberspruch noch am Besten zurecht kamen.
Nach Verteidigung gegen die dunklen Künste zogen sich Albus und Rose in eine etwas abgelegene Ecke des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes zurück, um endlich einmal in Ruhe über die Ereignisse der vergangenen Stunden sprechen zu können.
„Es ist wohl kein Zufall, dass innerhalb weniger Monate zwei Todesser gewaltsam ums Leben gekommen sind. Oder was meinst Du, Rose?“ Albus hatte es sich in einem der roten Plüschsessel gemütlich gemacht und begann seine Figuren auf einem Schachbrett aufzustellen. Die beiden hatten nicht wirklich vor zu spielen, aber wenn sie einfach nur so da saßen, würden sich bald einige der anderen Gryffindors zu ihnen setzen.
„Da gibt es sicherlich einen Zusammenhang zwischen den beiden Verbrechen“, antwortete Rose. „Aber natürlich gibt es viele Möglichkeiten, worin ein solcher Zusammenhang bestehen könnte.“
„Ehrlich gesagt fallen mir da gar nicht so viele Möglichkeiten ein.“ Albus zog wie mechanisch einen seiner Bauern, ohne im Geringsten bei der Sache zu sein. „Außer vielleicht eine Art Bestrafung.“
Als Rose ihn nur fragend anschaute, fuhr Albus fort: „Na ja, so ähnlich wie Cameron gerade versucht, es zu verbreiten. Dass irgendjemand - natürlich nicht Voldemort - ehemalige Todesser bestraft, die dem Dunklen Lord damals nicht treu waren.“
„Ich weiß nicht recht.“ Rose schien wenig überzeugt von Camerons und Albus' gemeinsamer Theorie zu sein. „Nach dem, was wir über Nott wissen, könnte es durchaus ehemalige Anhänger Voldemorts geben, die in ihm einen Verräter sehen und ihn möglicherweise bestrafen wollen. Aber Rodolphus Lestrange scheint doch eher ein überzeugter und loyaler Todesser gewesen zu sein. Außerdem haben wir keinerlei Hinweis darauf, wer sich gerade berufen fühlen könnte, im Namen Voldemorts zu töten.“
„Und warum er dies ausgerechnet jetzt tun sollte“, ergänzte Albus zustimmend. „Was Du sagst ist schon richtig, aber einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden muss es geben.“
„Na ja, theoretisch wäre es natürlich möglich, dass es sich einfach um einen Zufall handelt, aber wie schon gesagt, glaube ich das auch nicht.“
„Vielleicht handelt es sich um eine Art Fehde zwischen ehemaligen Todessern“, wagte Albus einen neuen Vorstoß. „Ich meine, schwarze Magier, die darum kämpfen, wer das Sagen in diesen Kreisen hat. Dann wären durchaus noch mehr Opfer zu erwarten.“
Rose rieb sich die Augen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie intensiv nachdachte. „Ich will eigentlich nicht zu viel auf das geben, was Cameron so von sich gibt“, meinte sie zögerlich. „Aber mal abgesehen von seiner Voldemort-ist-zurück-und-bestraft-Verräter-Theorie, an die Cameron selbst nicht glaubt, hat er heute morgen in Kräuterkunde noch etwas anderes angedeutet. Und da schien er wirklich etwas zu wissen - oder er glaubte zumindest etwas zu wissen.“
Albus erinnerte sich gut an das Gespräch zwischen Cameron und Neville, da er selbst ebenfalls den Verdacht gehegt hatte, dass hinter Camerons Frage mehr steckte als es oberflächlich betrachtet den Anschein hatte.
„Es müssen nicht unbedingt ehemalige Todesser sein, die Nott und Lestrange auf dem Gewissen haben“, fuhr Rose fort. „Es könnte auch jemand sein, der unter den Anhängern Voldemorts gelitten hat, und sich nun rächen will.“
„Aber auch dann bleiben die selben Fragen unbeantwortet“, wandte Albus ein. „Warum gerade jetzt? Und wer? Und…“
„Du hast Recht.“ Rose seufzte ein wenig niedergeschlagen. „All unsere Überlegungen sind löchrig und somit wenig schlüssig. Wir wissen einfach zu wenig. So wie es scheint, wissen wir auch weniger als Cameron. Und genau das müssen wir ändern.“ Rose schien ihre Entschlossenheit schnell wieder gefunden zu haben. „Das bedeutet, dass wir zuerst mehr über die Zeit Voldemorts und seiner Anhänger herausfinden müssen. Ich werde gleich heute noch in die Bibliothek gehen und mit den Recherchen beginnen. Da müssten sich doch schnell ein paar informative Bücher finden lassen.“
Diese Herangehensweise an das Problem war typisch für Rose - erst einmal soviel wie möglich darüber in Erfahrung bringen, sprich darüber zu lesen. Albus, den die Aussicht auf stundenlange Aufenthalte in der Bibliothek wenig begeisterte, bemühte sich, sofort eine Alternative zu präsentieren.
„In Büchern werden wir lediglich die offizielle Version über die Zeit Voldemorts erfahren“, gab sich Albus Mühe überzeugend zu klingen. „Deshalb sollten wir vielleicht auch andere Quellen in Betracht ziehen.“ Rose blickte ihn verwundert aber gleichzeitig aufmerksam an.
„Kein schlechter Gedanke. Es wäre in der Tat möglich, dass die vorhandenen historischen Abhandlungen bei einem so aktuellen und gleichzeitig sensiblen Thema lückenhaft sind.“ Manchmal hörte sich Rose kein bisschen wie eine elfjährige Hexe an, dachte Albus ein wenig amüsiert. „Also woran hast Du sonst noch gedacht, Albus?“
Es war ihm tatsächlich gelungen, Roses Vertrauen in Bücher ein klein wenig zu erschüttern. Das bedeutete jedoch nicht, dass er wirklich konkrete Pläne hatte. Andererseits gab es durchaus eine recht nahe liegende Möglichkeit, mehr über die nähere Vergangenheit zu erfahren.
„Nun, wir sollten Leute fragen, die die Zeit Voldemorts und den Kampf gegen die Todesser selbst miterlebt haben. Das ist spannender als Bücher lesen - und Erfolg versprechender. Wir könnten zum Beispiel Hagrid fragen.“
Albus' wenig euphorische Haltung Büchern gegenüber brachte ihm einen kritischen Blick von Rose ein, aber dennoch fand sie seine Idee gut.
„Einverstanden. Sprechen wir Hagrid auf das Thema an, wenn wir ihn das nächste Mal besuchen. Wir sollten aber nicht außer Acht lassen, dass Hagrid grundsätzlich zwar gerne erzählt, dass es aber durchaus Themen gibt, bei denen er abblockt. Erinnere Dich an unseren Versuch, etwas über Bletchley heraus zu bekommen“, gab Rose zu bedenken.
„Ich denke, Neville weiß auch eine Menge über die Todesser“, spann Albus ihre Überlegungen weiter. „Schließlich hat er zusammen mit unseren Eltern gegen sie gekämpft. Und er ist bestimmt auskunftsfreudiger als unsere besorgten Eltern.“
Rose nickte erneut zustimmend und so beschloss Albus noch ein weiteres Thema anzugehen, von dem er wusste, dass Rose es von sich aus nicht erwähnen würde.
„Außerdem wäre da noch Luise Nott. Sie könnte uns eventuell wertvolle Informationen über ihren Großvater geben.“ Albus hatte den kleinen Streit mit Rose wegen ihrer Mitschülerin längst vergessen und die Möglichkeit, sich mit der Enkelin eines der beiden Mordopfer zu unterhalten, durfte man seiner Auffassung nach nicht ungenutzt lassen. Rose lächelte ihn dankbar an.
„Wenn wir von Luise etwas erfahren könnten, wäre das natürlich sensationell. Aber das wird verdammt schwer.“ Rose runzelte nachdenklich ihre Stirn. „Ich meine, sie ist eine Slytherin. Folglich wird sie nicht besonders viel von uns halten, geschweige denn uns Informationen über ihre Familie geben.“
„Andererseits scheint sie nicht zu der Gruppe um Cameron und Eunice Filmore zu gehören“, meinte Albus ein wenig zuversichtlicher. „Und wir müssen ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und sie direkt nach ihrem Großvater fragen. Versuchen wir einfach mal ein bisschen mit ihr ins Gespräch zu kommen und uns langsam vorzutasten.“
„OK. Einen Versuch dürfte es in der Tat wert sein“, war Rose einverstanden. „Trotzdem glaube ich nicht, dass es einfach wird.“
„Wenn es einfach wäre, wäre es ja auch kein Job für Weasley und Potter.“ Albus war nicht ganz so optimistisch wie er gerade klang, aber immerhin war es ihm erneut gelungen, ein Lächeln auf Roses Gesicht zu zaubern.
Denn verbleibenden Abend verbrachte Rose dennoch in der Bibliothek, um sich der verfügbaren Literatur über Voldemort und die Zeit seiner Schreckensherrschaft zu widmen. Am nächsten Morgen beim Frühstück waren dann alle Schülerinnen und Schüler damit beschäftigt, das Neueste zu diesem Thema zu lesen, denn selbstverständlich behandelte der Tagesprophet den Mord an Rodolphus Lestrange in seiner neuesten Ausgabe ausführlich.
„Die wissen auch nicht wirklich etwas Konkretes“, brummte James ein wenig enttäuscht vor sich hin und faltete die Zeitung, die er gerade gelesen hatte, nicht allzu sorgfältig wieder zusammen. „Was die schreiben ist doch alles reine Spekulation.“
Die meisten Gryffindors, die mit am Frühstückstisch saßen nickten zustimmend und auch Albus teilte die Auffassung seines Bruders, dass der Tagesprophet keine neuen Erkenntnisse im Fall Lestrange zu bieten hatte. Eine Journalistin namens Hillary Hoax-Willington hatte den Leitartikel zum Thema unter der Überschrift Serienkiller richtet Todesser - Wer wird der nächste sein? geschrieben und auf einer der hinteren Seiten folgte ein Interview von Roger Riley mit Kingsley Shacklebolt, dem Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung.
Hillary Hoax-Willington beschäftigte sich größtenteils mit der Familiengeschichte der Lestranges, die offenbar schon immer der schwarzen Magie zugeneigt waren und Voldemort von Beginn seines Aufstiegs an unterstützt hatten. Dabei konzentrierte sie sich vor allem auf Rodolphus' Ehefrau Bellatrix, die offenbar das schillerndste und interessanteste Mitglied der Familie war. Ob dies daran lag, dass die Journalistin in der Kürze der Zeit nicht genug Informationen über Rodolphus sammeln konnte, oder ob sie einfach dachte, Bellatrix gäbe die spannendere Story ab, konnte Albus nicht sagen. Der Rest des Artikels bestand jedenfalls in dem Versuch, eine möglichst brutale, wenn auch wenig einleuchtende, Mordserie zu konstruieren, was in völlig haltlosen Spekulationen darüber gipfelte, wer das nächste Opfer sein würde.
Das Interview mit Kingsley Shacklebolt war weitaus seriöser, brachte Albus und den anderen Lesern des Tagespropheten aber dennoch kaum neue Erkenntnisse. Zu den laufenden Ermittlungen wollte sich der Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung aus ermittlungstechnischen Gründen nicht konkret äußern und an Spekulationen beteiligte er sich verständlicherweise ebenfalls nicht. Vielmehr war er darum bemüht, die magische Bevölkerung zu beruhigen und die beiden Todesfälle nicht überzubewerten. Die Auroren würden ihre Bemühungen noch einmal intensivieren und sicher bald erste Ergebnisse vorweisen können. In der Zwischenzeit sorge das Ministerium für die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler von Hogwarts, auch wenn es keinerlei Hinweise dafür gebe, dass der Mord an Rodolphus Lestrange in einen Zusammenhang mit der Schule für Hexerei und Zauberei gebracht werden könne.
„Ich habe gehört, dass die Auroren schon einige Schüler befragt haben“, unterbrach Henry Gwildor Albus' Gedanken.
„Habe ich auch gehört“, pflichtete James Henry bei. „Sie haben mit Victoire und O'Malley gesprochen.“
„Na ja, das heißt nicht viel“, wandte Louis ein, ohne seinen Blick von dem Artikel im Tagespropheten abzuwenden, den er gerade las. „Die beiden sind unsere Schulsprecher. Da ist es zu erwarten, dass die Auroren sich mit ihnen unterhalten.“
„Das denke ich auch. Aber ich habe gesehen, dass Chambers in das Büro, welches von Finnigan und Patton benutzt wird, gegangen ist“, wusste Ian Frobisher zu berichten. „Vielleicht hat der ja etwas mit der Sache zu tun?“
„Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen“, erwiderte James lachend. „Dean Chambers ist doch einer der Ravenclaw-Vertrauensschüler, oder nicht?“
„Ist er“, bestätigte Louis noch immer tief in seine Zeitung versunken.
„Sag mal, was liest Du da eigentlich, Louis?“, wollte Rose der Ursache für die Unaufmerksamkeit ihres Cousins auf den Grund gehen.
„Da steht ein interessanter Artikel über Gringotts im Wirtschaftsteil. Es geht um eine Sache an der Dad beteiligt ist, er wird aber nicht erwähnt. Und dann hab ich noch mein Horoskop gelesen. Wollte mal etwas Zuverlässiges über die Zukunft erfahren - als kleine Abwechslung zu Trelawnys Unterricht.“
„Ich habe sowieso nicht verstanden, warum Du Wahrsagen gewählt hast“, meinte James kopfschüttelnd. „Das ist doch kein ernstzunehmendes Unterrichtsfach. Und schon gar nicht bei dieser Lehrerin…“
Albus kannte Professor Trelawny lediglich vom Hörensagen, gesehen hatte er sie noch nie. Aber die Tatsache, dass sie sich nie am Lehrertisch blicken ließ und äußerst zurückgezogen in ihrem entlegenen Turmzimmer lebte, schien nicht das einzig Merkwürdige an ihr zu sein.
„Eigentlich ist Wahrsagen ganz in Ordnung“, antwortete Louis ganz gelassen. „Kaum Stress, wenig Hausaufgaben und die Trelawny lässt einen weitgehend in Ruhe, wenn sie es nicht gerade auf einen abgesehen hat. Und in diesem Schuljahr ist Joshua Szymanski ihr Opfer. Andauernd prophezeit sie ihm, dass ihm großes Unglück widerfahren werde. Bisher ist er aber noch ganz munter.“
Louis hatte nun endlich den Tagespropheten zur Seite gelegt und setzte plötzlich eine bedeutsame Miene auf.
„Was die beiden Auroren betrifft, habe ich übrigens eine Information, die Euch interessieren wird.“ Louis legte eine kurze dramatische Pause ein, ehe er beinahe im Flüsterton weiter sprach. „Sie haben auch zwei Slytherins befragt. Das habe ich selbst gesehen. Und wir wissen ja alle, dass den Slytherins nicht zu trauen ist und die beiden vielleicht in der Sache mit drin hängen.“
Einige der Schüler, die Louis' Worten aufmerksam gelauscht hatten, bekamen große Augen und rückten noch näher an ihn heran.
„Wer sind die beiden Slytherins, die von den Auroren befragt wurden?“, stellte James die Frage, die alle brennend interessierte. „Bestimmt war Derek Vaisey dabei, der ist ein ganz übler Bursche. Oder dieser Stark, dem traue ich auch nicht über den Weg.“
„Keiner von beiden“, antwortete Louis langsam und bedächtig. „Es waren Gareth Maitland und Geraldine Goyle.“
„Das ist nicht Dein Ernst“, lachte Dominique laut heraus und löste auf diese Weise einen großen Teil der Spannung, die sich gerade aufgebaut hatte.
„Selbstverständlich ist das mein Ernst“, erwiderte Louis entrüstet und warf seiner Schwester einen wenig freundlichen Blick zu.
„Gareth Maitland soll etwas mit Lestranges Tod zu tun haben? Diese Vorstellung ist bestenfalls erheiternd.“ Dominique lachte noch immer und schien gefallen daran gefunden zu haben, ihren Bruder zu necken. „Und die kleine Goyle ist gerade einmal im zweiten Jahr.“
„Ach! Und das bedeutet wohl, dass man sie nicht für voll nehmen muss und ihr nichts zuzutrauen ist?“ Es war Rose, die sich in die Auseinandersetzung der beiden Geschwister einmischte. Und im Stillen war Albus der Auffassung, dass sie durchaus Recht hatte.
„Aber so war es doch gar nicht gemeint, Rose“, war Dominique bemüht, die Wogen zu glätten.
„Genauso hat es sich aber angehört“, versuchte Louis die Chance, die sich ihm durch seine plötzlich gewonnene Verbündete bot, sogleich auszunutzen. „Und außerdem haben die Goyles ja durchaus eine sehr zweifelhafte Vergangenheit, wenn es um dunkle Machenschaften geht.“
Die Auseinandersetzung zog sich noch eine Weile hin, entwickelte sich jedoch immer mehr zu einem reinen Familienzwist der Weasleys, so dass die übrigen Gryffindors schnell das Interesse verloren, zumal in Kürze der Unterricht beginnen würde.
Dennoch bestimmten der Fall Lestrange und die daraus resultierende Anwesenheit der beiden Auroren in Hogwarts weiterhin die Gespräche und wohl auch die Gedanken der Schüler. Das einzige, was zumindest bei einem Teil der Schüler ähnlich viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, waren die anstehenden Ausscheidungen für die Quidditch-Mannschaften. Bei den Gryffindors fand dieses bedeutsame Ereignis noch am selben Abend statt, und nicht nur Michael Shaw, der Kapitän des Gryffindor-Teams, war ausgesprochen erleichtert, dass sich Professor McGonagall dazu entschlossen hatte, die Mannschaftsausscheidungen nicht abzusagen.
Denn gerade bei den Gryffindors standen in diesem Jahr einige bedeutsame Veränderungen an, hatten doch gleich drei Teammitglieder am Ende des vergangenen Schuljahres ihren Abschluss gemacht, so dass mindestens deren Positionen neu zu besetzen waren. Auch die langjährige Sucherin Mary-Anne Paltrow hatte die Schule verlassen und Albus wusste, dass James sich nichts sehnlicher wünschte als ihren Platz in der Mannschaft einnehmen zu können. James würde auch mit großer Begeisterung als Jäger oder Treiber spielen, aber sein großer Traum war die Position des Suchers, die sein berühmter Vater in dessen Schulzeit so erfolgreich bekleidet hatte.
Als Albus seinen Bruder vor wenigen Stunden im Gemeinschaftsraum getroffen hatte, war dieser bereits kreidebleich und überaus nervös gewesen. Um ihn ein wenig zu beruhigen, hatte er James versprochen, am Abend zum Ausscheidungstraining zu kommen und ihn zu unterstützen. Unglücklicherweise war Albus über seinen Astronomie-Hausaufgaben eingenickt und hetzte nun durch die schier endlos langen Gänge von Hogwarts, um rechtzeitig zum Eingangstor zu gelangen, wo sich die anderen Gryffindors mit Neville verabredet hatten, um gemeinsam zum Spielfeld zu gehen. Denn in der derzeitigen Situation war es keinem Schüler erlaubt, das Schloss alleine zu verlassen.
Als Albus vollkommen außer Atem die Eingangshalle erreicht hatte, sah er sofort, dass er zu spät war und die anderen offenbar bereits losgegangen waren. Mit William und Terrence hatte er am Nachmittag noch darüber gesprochen, dass er vorhatte zum Quidditch zu gehen. Aber er war fast eine Viertelstunde überfällig, so dass es nicht verwunderlich war, dass die übrigen Gryffindors nicht auf ihn gewartet hatten. Und Rose hatte es vorgezogen, auch diesen Abend in der Bibliothek zu verbringen, um ihre Recherchen voranzutreiben.
Albus wusste nicht, was er tun sollte. Einerseits konnte er James nicht im Stich lassen, zumal er seinem Bruder versprochen hatte, ihm an diesem wichtigen Abend beizustehen. Andererseits war es nun einmal streng verboten, das Schloss zu verlassen, und Albus drohten mit Sicherheit ernsthafte Konsequenzen, sollte er dieses Verbot ignorieren. Von der Gefahr, in die er sich möglicherweise begab, ganz zu schweigen. Vorsichtig schaute sich Albus um und schlich zum Eingangstor. Einen Blick nach draußen zu riskieren, war sicherlich nicht verboten. Langsam öffnete er das mächtige Tor und war überrascht, wie leicht und lautlos es sich bewegen ließ. Die für die Jahreszeit typische Mischung aus Kälte und Feuchtigkeit kroch augenblicklich in die Eingangshalle hinein und ließ Albus erschaudern.
In der Ferne sah er das Quidditchstadion, das von einem magischen Licht hell erleuchtet war. Dem Stadion gegenüber liegend konnte Albus die bedrohlichen Umrisse des Verbotenen Waldes ausmachen. Natürlich hatte er von den Gefahren gehört, die darin lauerten. Und irgendwo ganz in der Nähe war vor gerade einmal zwei Tagen ein Mord geschehen. Aber wenn er den direkten Weg nahm, würde er in Null-Komma-Nichts dort sein, ohne dem Verbotenen Wald allzu nahe zu kommen. Albus nahm all seinen Mut zusammen und schlich nach draußen auf die oberste Stufe der großen Steintreppe, die nach unten führte. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, so dass er auch seine Schritte sicherer setzen konnte. Doch noch ehe er das Ende der Treppe erreicht hatte, vernahm er plötzlich ein leises Geräusch. Angestrengt blickte er sich um und spürte gleichzeitig, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Dann erkannte Albus eine schemenhafte Figur, die langsam durch die Dunkelheit auf ihn zukam. Instinktiv griff er nach seinem Zauberstab. Gleichzeitig schoss ihm jedoch der Gedanke durch den Kopf, dass es wohl das Beste wäre, sofort zu versuchen ins Schloss zurück zu rennen. Er tat jedoch nichts dergleichen, sondern blieb wie versteinert stehen und spürte, wie ihn zunehmend Panik ergriff und seine Gedanken lähmte.
„Potter!“
Der Schatten, in dem er bereits einen mordenden Todesser gesehen hatte, sprach ihn mit leiser, kalter Stimme an, und Albus` Panik war augenblicklich verschwunden. Für einen ganz kurzen Moment war er beinahe erleichtert, als er Professor Bletchleys Stimme erkannte.
„Was tun wir den hier nach Einbruch der Dunkelheit außerhalb der Schule? Wissen wir denn nicht, dass das verboten ist?“
Professor Bletchley versuchte seiner Stimme etwas ironisch Besorgtes zu verleihen, was ihm nicht besonders gut gelang, wie Albus fand. Nichtsdestotrotz genoss der so verhasste Lehrer die Situation. Und natürlich wusste Albus, dass dies daran lag, dass er sich selbst in große Schwierigkeiten gebracht hatte.
„Sie glauben wohl, Verbote gelten für Sie nicht? Mögen sich doch die anderen daran halten, ein Potter kann sich einfach darüber hinweg setzen.“
Bletchley klang nun wieder gewohnt kalt und gehässig.
„Schon Ihr berühmter Vater hielt nicht besonders viel von Regeln und besaß genug Arroganz, sich jederzeit über sie hinwegzusetzen, wenn sie ihm nicht in den Kram passten.“
Es war das erste Mal, dass Bletchley ihn so direkt auf seinen Vater ansprach. Und obwohl es eigentlich zu dunkel war, um wirklich etwas erkenne zu können, meinte Albus Verachtung und Boshaftigkeit in den Augen seines Lehrers blitzen zu sehen.
„Allerdings“, fuhr Professor fort, „war er niemals so dumm wie Sie es offensichtlich sind, Potter. Glauben Sie tatsächlich, dass das Ministerium Auroren nach Hogwarts entsendet, um einen kürzlich begangenen Mord aufzuklären, und dass die Schulleitung verschärfte Sicherheitsmaßnahmen erlässt um die Schüler zu schützen - und dann bleibt das Eingangstor zur Schule nach Einbruch der Dunkelheit einfach unverschlossen und unbewacht? Ich hätte selbst Sie für ein wenig klüger gehalten.“
Albus sackte innerlich in sich zusammen. Natürlich hatte Bletchley vollkommen Recht mit dem was gerade gesagt hatte. Albus war wirklich dumm gewesen und hatte sich wie ein naiver, kleiner Erstklässler verhalten.
„Also wollen wir einmal sehen, ob Ihnen Ihr Name auch in diesem Fall hilft, oder ob die Schulleiterin die Courage hat, Sie direkt von der Schule zu verweisen.“
Der Triumph, der in Bletchleys Stimme lag, machte Albus Angst. Würde er wirklich von der Schule verwiesen werden? Weil er - idiotischerweise - versucht hatte, das Schloss zu verlassen?
Plötzlich bemerkte Albus, dass sich Bletchley umdrehte und er die Hand mit seinem Zauberstab anhob. Aus Richtung des Quidditchstadions kam jemand durch die Dunkelheit und ging geradewegs auf sie zu.
„Da bist Du ja, Albus“, sprach ihn eine Frau, deren Stimme er nicht kannte, fröhlich an. „Es tut mir Leid, dass ich zu spät bin. Aber wie ich sehe, war Professor Bletchley so freundlich, hier mit Dir zu warten.“
Albus erkannte nun Serafina Finnigan, die Aurorin, die ihnen Professor McGonagall vorgestellt hatte, und die ihm auf Anhieb sympatisch gewesen war. Und auch wenn er keinen blassen Schimmer hatte, was ihr Auftritt gerade zu bedeuten hatte, war er ausgesprochen froh, dass sie in dieser heiklen Situation auftauchte - zumal Bletchley mit einem Mal ein Gesicht machte, als hätte er Magenschmerzen.
„Wollen Sie damit ausdrücken, dass Sie hier mit Potter verabredet waren, Mrs. Finnigan?“, presste er gequält heraus.
„Genau, Professor. Ich wollte Mr. Potter zum Quidditchfeld begleiten, da er sich das Ausscheidungstraining anschauen wollte.“
„Ein Schüler sollte sich jedoch nach Einbruch der Dunkelheit nicht außerhalb des Schlosses aufhalten.“ Professor Bletchley warf einen betont missbilligenden Blick auf Albus. „Das ist schließlich strengstens verboten.“
„Da haben Sie selbstverständlich Recht“, stimmte die Aurorin Professor Bletchley zu und schenkte ihm ein charmantes Lächeln. „Aber das können wir Albus kaum vorwerfen. Schließlich habe ich ihn warten lassen und er wollte sicherlich nur nachsehen, wo ich bleibe. Glücklicherweise waren Sie ja zur Stelle, Professor, um mein kleines Versäumnis auszubügeln.“
Professor Bletchley, der offenbar keine Chance mehr sah, Albus zur Schulleiterin zu bringen um einen Schulverweis zu erwirken, brummte lediglich noch etwas Unverständliches vor sich hin, machte jedoch keine weiteren Anstalten, Albus und Serafina Finnigan aufzuhalten.
„So Albus, dann lass uns gehen. Sonst verpassen wir noch die entscheidende Phase des Ausscheidungstrainings.“
Erleichtert aber vollkommen verwirrt folgte Albus der Aurorin, die sich mit entschlossenem Schritt in Richtung des hell erleuchteten Stadions aufgemacht hatte. Sobald sie jedoch außer Hör- und Sichtweite Professor Bletchleys waren, wurden die Schritte der jungen Frau deutlich langsamer und sie grinste Albus triumphierend an.
„Na, wie haben wir das gemacht? Perfekt würde ich sagen.“
„Vielen Dank, Mrs. Finnigan, dass Sie mich aus dieser Lage gerettet haben“, brachte Albus mühsam heraus, „aber ich verstehe nicht so ganz…“.
„…warum ich zum Schloss gekommen bin um Dir zu helfen?“, vollendete die Hexe Albus` Frage. „Nun erstens bin ich eine Aurorin und somit immer zur rechten Zeit am rechten Ort.“
Albus war sich nicht ganz sicher, ob sie das ernst meinte oder ob sie versuchte ihn auf den Arm zu nehmen.
„Zweitens dachte ich, dass es meiner Karriere nicht schaden kann, wenn ich dem Sohn meines Chefs ein wenig unter die Arme greife. Und drittens…“.
Jetzt gelang es Serafina Finnigan endgültig nicht weiter, eine ernste Miene aufzusetzen. Stattdessen musste sie laut lachen, ehe sie weitersprechen konnte.
„Und drittens habe ich vorhin während des Trainings ein wenig mit Deinen beiden Mitschülern Terrence und William geplaudert und die beiden haben mir erzählt, dass Du Dich wohl verspätet hast. Und da sie, als sie das Schloss verlassen hatten, sahen wer dort Wache hielt, haben sie wohl genau das befürchtet, was dann auch geschehen ist.“
„Nämlich, dass ich so dumm sein würde, Professor Bletchley direkt in die Arme zu laufen.“ Albus lief es noch einmal kalt den Rücken herunter, als er daran dachte, wie diese Sache auch hätte ausgehen können.
„Also ich muss Ihnen wirklich noch einmal danken, Mrs. Finnigan. Ohne Sie wäre ich jetzt wahrscheinlich in großen Schwierigkeiten.“
„Keine Ursache. Das Ganze hat mir großen Spaß gemacht. Aber jetzt musst Du mir einen Gefallen tun.“
Albus hatte keinen blassen Schimmer, wie er einer Aurorin behilflich sein könnte. Aber gleich was es auch war, er würde es tun.
„Nenn mich Serafina. Wenn Du Mrs. Finnigan zu mir sagst, denke ich immer, meine Schwiegermutter steht hinter mir. Und wenn ich realisiere, dass sie das nicht tut, fühle ich mich extrem alt.“
„Aber gern doch, Mrs. Finnigan“, antwortete Albus und musste laut lachen, als sich Serafina augenblicklich umdrehte und vergeblich nach ihrer Schwiegermutter Ausschau hielt.
Die Tribünen des Quidditchstadions waren nicht übermäßig gut gefüllt, aber es hatten sich doch einige Gryffindors eingefunden, um diese wichtige Trainingseinheit zu verfolgen. Albus winkte William und Terrence zu und nahm sich vor, sich ausdrücklich bei den beiden dafür zu bedanken, dass sie an ihn gedacht und ihm gewissermaßen Serafina zu Hilfe geschickt hatten. Des Weiteren konnte Albus Madam Chang und Professor Longbottom ausmachen, die wohl nicht nur anwesend waren, weil sie sich beide für Quidditch interessierten. Und schließlich erblickte er auch James, der unter dem prüfenden Blick Michael Shaws hoch in der Luft waghalsige Flugmanöver vollführte und versuchte, kleine goldene Bälle zu fangen, die ein anderer Gryffindor-Spieler in den dunklen Nachthimmel hinaus feuerte.
„Das sieht wirklich gut aus, was Dein Bruder da macht“, meinte Serafina anerkennend. „Zu Beginn des Trainings war er noch ziemlich nervös und unsicher. Aber jetzt müsste er Euern Kapitän eigentlich überzeugen.“
„Ja, James ist echt gut“, stimmte Albus zu. „Im Gegensatz zu mir hat er wohl das Talent unserer Eltern geerbt.“
Albus hatte sich nie viel daraus gemacht, dass seine Quidditchfähigkeiten im Gegensatz zu denen seines Bruders bestenfalls durchschnittlich waren. Aber nachdem er in den vergangenen Wochen mitbekommen hatte, welche Bedeutung dieser Sport für die meisten Schüler in Hogwarts hatte und da er nun selbst auf der Tribüne des Stadions saß, in dem sein Dad einst so große Erfolge gefeiert hatte, bedauerte er doch ein wenig, dass er selbst nie hier spielen würde und dass ihn die anderen nie so bewundernd beobachten würden, wie sie gerade James beobachteten.
„Mein Mann hat mir erzählt, was für ein großartiger Sucher Dein Dad war. Seamus und Dein Vater waren im gleichen Jahr in Hogwarts.“
„War Dein Mann auch in Gryffindor?“ Es war für Albus noch immer ein merkwürdiges Gefühl, sich so vertraut mit der jungen Aurorin zu unterhalten.
„Aber klar. Sonst hätte ich ihn gar nicht geheiratet“, antwortete Serafina mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich glaube er und Dein Dad haben sogar im selben Zimmer geschlafen.“
„Und Du warst auch in Gryffindor?“, fragte Albus weiter und fand zunehmend Gefallen an der netten Unterhaltung.
„Ich war gar nicht in Hogwarts. Den Großteil meiner Kindheit und Jugend habe ich in Italien gelebt, wo ich auch zur Schule gegangen bin. Denn natürlich gibt es auch dort eine Schule für Kinder mit magischen Fähigkeiten. Sie heißt Mentecello und ist nicht ganz so groß wie Hogwarts, ? aber auch sehr schön. Meine Mutter ist jedenfalls Italienerin, musst Du wissen. Mein Vater Engländer. Die Ferien habe ich aber fast immer bei meinen Großeltern in der Nähe von Newcastle verbracht. Schon als kleines Mädchen habe ich England geliebt, auch wenn ich die mediterrane Sonne natürlich schon ab und zu vermisse. Und als ich dann die Chance erhielt, mich nach meinem Schulabschluss hier zur Aurorin ausbilden zu lassen, habe ich zugegriffen.“
„Aurorin zu sein ist derzeit bestimmt super spannend“, beschloss Albus bei diesem Thema zu bleiben. Vielleicht konnte er ja etwas über den Fall Lestrange in Erfahrung bringen, das er noch nicht wusste.
„Keine Frage. Die Todesfälle der beiden ehemaligen Todesser sind schon eine interessante Abwechslung zur alltäglichen Routinearbeit. Wobei die Angelegenheit für mich verglichen mit den meisten meiner Kollegen nicht ganz so emotional ist. Schließlich habe ich die Zeit Voldemorts nicht wirklich miterlebt. Zum einen weil ich eben größtenteils nicht in England gelebt habe, aber vor allem weil ich damals noch ein kleines Mädchen war. Als Dein Dad Voldemort besiegt hat, bin ich noch nicht einmal nach Mentecello gegangen.“
Das bedeutete, dass Serafina einige Jahre jünger als ihr Ehemann und Albus` Vater sein musste, wie Albus kurz überschlug.
„Und habt Ihr hier in Hogwarts schon etwas über den Tod Rodolphus Lestranges herausbekommen?“
Albus versuchte möglichst unschuldig zu klingen, musste jedoch erkennen, dass Serafina sofort bemerkte, was er vor hatte.
„Du weißt genau, dass ich darüber mit Dir nicht reden darf. Aber Du hast ja die besten Kontakte zur Führungsebene des Ministeriums, die man sich vorstellen kann. Versuchs doch mal damit…“.
Zumindest war Serafina ob des Versuchs, etwas aus ihr herauszubekommen nicht sauer, denn sie behielt ihr fröhliches Lachen bei, richtete ihren Blick jedoch wieder auf das Quidditchfeld, wo Michael Shaw alle Teilnehmer des Trainings zu sich gerufen hatte.
„Schau Albus. Sieht so aus, als sei das Training beendet. Wahrscheinlich wird gerade bekannt gegeben, wer es ins Team schafft.“
In der Tat war plötzlich eine ungewöhnliche Stille im ganzen Stadion eingekehrt und fast alle Zuschauer blickten erwartungsvoll auf die Traube von Quidditchspielern, die sich in der Mitte des Spielfelds versammelt hatten. Lediglich William und Terrence hatten sich vom Spielfeld abgewandt und kamen zu Albus und Serafina gelaufen.
„Hast Du es doch noch her geschafft?“, wollte Terrence wissen. „Wir hatten schon befürchtet, dass Bletchley Dir in die Quere kommen würden.“
„Ist er auch. Aber zum Glück habt Ihr ja für meine Rettung gesorgt.“ Dankbar nickte Albus sowohl seinen beiden Mitschülern als auch Serafina zu.
Gerade als Terrence etwa erwidern wollte, kam Bewegung in die Quidditchspieler auf dem Feld, so dass er von William unterbrochen wurde.
„Glaubt Ihr James hat es geschafft?“
Sobald Albus seinen Bruder zwischen den anderen Gryffindors ausgemacht hatte und den Stolz und die Freude in James` Gesichtsausdruck sah, war er der erste, der antwortete.
„Er hat es geschafft. Da bin ich mir ganz sicher.“
Und Albus sollte Recht behalten. Nach vielen Jahren setzte James die Tradition seines Vaters und Großvaters fort. Wieder einmal war ein Potter Sucher im Quidditchteam des Hauses Gryffindor.


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