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Fanfiction

Albus Potter und das Auge Slytherins - Zaubertränke und Kräuterkunde

von Lancelot

Kapitel 7: Zaubertränke und Kräuterkunde

Der nächste Morgen begann für Albus wenig erfreulich. Zwar hatte er tief und fest geschlafen und fühlte sich gut erholt, als er aufstand, um seinen ersten Schultag anzugehen. Auf dem Weg zum Frühstück in der Großen Halle verloren er und Kendrick, dem er im Gemeinschaftsraum begegnet war, jedoch völlig die Orientierung. Die Gänge, Treppen und Türen von Hogwarts schienen plötzlich alle gleich auszusehen, und die zahlreichen Hexen und Zauberer in den Gemälden an den Wänden waren ebenfalls keine große Hilfe. Die meisten von ihnen gaben zwar bereitwillig Auskunft, ihre Hinweise waren allerdings äußerst widersprüchlich und verwirrend. Als sich schließlich eine der Treppen, auf der Albus und Kendrick gerade nach unten stiegen, völlig selbständig und überraschend bewegte und die Richtung veränderte, waren die beiden Jungen endgültig verloren. Glücklicherweise trafen sie nach einiger Zeit weiteren, ziellosen Umherirrens zwei ältere Ravenclaw-Schülerinnen, die sich köstlich über die beiden Erstklässler amüsierten, aber gerne bereit waren, ihnen den Weg in die Große Halle zu zeigen.
Dort angekommen wurden sie bereits von Rose und Denise erwartet, die Albus bereits vermisst hatten.
„Was ist mit Euch los? Ihr seid spät dran.“
Obwohl Rose freundlich und mit einem Augenzwinkern gefragt hatte, war es Albus peinlich, sich gleich am ersten Morgen in Hogwarts nicht zurecht gefunden zu haben.
„Wir haben uns wohl ein wenig verlaufen“, antwortete er kleinlaut.
„Zum Frühstücken habt Ihr jetzt jedenfalls keine Zeit mehr“, sagte Rose mit einem Blick auf ihre Uhr. „Der Unterricht beginnt gleich. Kommt dieses Mal besser mit uns.“
Und dass Denise nun begann, das Frühstück, das sie gerade verpasst hatten, in den höchsten Tönen zu loben und ausführlich zu beschreiben, welche Köstlichkeiten sie gerade gegessen hatte, verbesserte Albus' Laune auch nicht gerade.
Wenig später saßen Albus, Rose und die anderen Gryffindors gemeinsam mit den Hufflepuffs im Klassenzimmer für Zaubertränke und warteten gespannt auf den Beginn ihrer ersten Schulstunde. Das Klassenzimmer war eigentlich ein Gewölbekeller, der tief im Inneren von Hogwarts lag. Der Keller war durch einige Fackeln an den Wänden nur schwach ausgeleuchtet und vermittelte eine etwas gruselige Atmosphäre. Ringsherum standen in alten verstaubten Regalen Gläser, Flaschen und sonstige Behälter, in denen Albus unterschiedlichste Zutaten für Zaubertränke vermutete. Außerdem konnte Albus einige unermesslich dicke Bücher und mehrere Zaubertrankkessel ausmachen.
Wie die anderen Schüler hatte er seinen eigenen Kessel vor sich gestellt und auch sein Exemplar von Zaubertränke und Zauberbräue bereit gelegt. Von der anderen Seite des Klassenzimmers winkte ihm Howard Smith zu und an einem der Tische erkannte Albus Amelia Ledgerwood, die er in der Winkelgasse kennen gelernt hatte. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Professor Lister betrat ein wenig schwer atmend, aber durchaus voller Energie den Raum.
Das erste, was Albus an Professor Lister auffiel, war dessen enorme Körperfülle, die unter dem weiten Umhang des Professors nicht zu verstecken war. Listers eigentlich dunkelbraunes Haar war an den Schläfen schon ein wenig grau und ließ ihn älter wirken als er in Wirklichkeit war. Mit neugierigen Augen blickte er seine Schüler an und lächelte ihnen freundlich zu.
„Seien Sie willkommen in den dunkelsten Kellern von Hogwarts, meine Damen und Herren.“, begann Lister mit einer Stimme, die bei weitem nicht so tief war wie Albus erwartet hatte. „Die Räumlichkeiten hier unten sind nicht allzu gemütlich, wie ich zugeben muss, aber sobald die Feuer entzündet sind, auf denen Ihre Tränke brodeln werden, wird es wärmer und auch ein wenig heller werden.“
Lister hielt einen Moment inne, ehe er weiter sprach.
„Das Fach Zaubertränke unterscheidet sich ein wenig von Ihren anderen Unterrichtsfächern. Wir werden hier kaum mit dem Zauberstab arbeiten, auch wenn wir natürlich nicht völlig auf ihn verzichten können. In meinem Unterricht geht es jedoch viel mehr um umfangreiches Wissen über Zutaten für Zaubertränke und Details beim Befolgen von Rezepten. Sie werden lernen, welche Zutaten die richtigen sind, wann und wo sie geerntet oder besorgt werden können, in welcher Reihenfolge und zu welchem Zeitpunkt sie dem Sud beizumischen sind und in welcher Richtung und wie häufig ein Trank umgerührt werden muss. Es wir auf Temperaturen, Färbungen und Konsistenzen zu achten sein. Und nicht jedes Blubbern ist einfach nur ein Blubbern.“
Lister grinste in die Runde und blickte in einige sorgenvolle Schülergesichter.
„Aber haben Sie keine Angst. Sie werden auch kreativ sein können und neue Dinge entdecken. Und wir haben ausreichend Zeit, um alles zu lernen, was sie können müssen. Und…“ Nun schien es, als würde er jedem einzelnen tief in die Augen schauen wollen. „… es lohnt sich! Kunstvoll gebraute Zaubertränke entfalten unermessliche magische Kräfte, wie Sie schon bald erkennen werden. Die größten Zauberer haben sich bevorzugt mit dieser komplexen Wissenschaft befasst und zollen ihr größten Respekt.“
Erneut ließ Lister seinen Blick durch das Klassenzimmer schweifen, als wolle er sich von der Wirkung seiner Worte überzeugen.
„So lassen Sie uns also beginnen. Man unterscheidet zwei grundsätzliche Arten von Zaubertränken.“
Albus bemerkte, wie neben ihm Rose ein Rolle Pergament hervorgeholt und begonnen hatte mitzuschreiben. Er beschloss, es ihr gleich zu tun.
„Die meisten Zaubertränke entfalten ihre magischen Kräfte ohne den zusätzlichen Einsatz von Zauberei. Sie werden gebraut, eventuell gelagert und schließlich getrunken oder aufgetragen. Heute beschäftigen wir uns allerdings mit einem Trank, der den exsolventen Tränken zuzuordnen ist. Um seine Wirkung zu entfalten, benötigt er gewissermaßen einen auslösenden Zauber. Der Trank an sich ist nicht kompliziert und somit für Anfänger gut geeignet, den auslösenden Zauberspruch werde ich selbst am Ende beisteuern. Wir können also beginnen.“
Voller Elan schwang Lister seinen Zauberstab und wie aus dem Nichts erschien plötzlich eine Tafel direkt hinter ihm, auf welcher ein Stück Kreide ganz von selbst die Zutaten sowie deren benötigte Menge anschrieb. Ein zweiter Schlenker mit dem Zauberstab - und vor den Schülern lagen augenblicklich die benötigten Zutaten auf den Tischen.
„Haben Sie keine Angst, Sie können bei diesem Trank nicht allzu viel falsch machen. Achten Sie lediglich darauf, dass Sie alles schön klein und gleichmäßig schneiden.“ Listers Worte schienen die Erstklässler, die offenkundig vor Erstaunen gebannt dasaßen, aus ihrer Starre zu befreien und alle gingen emsig daran, ihre Zutaten zusammen zu suchen, abzuwiegen und klein zu schneiden.
Albus fand, dass die meisten der Pflanzen, die er fein säuberlich zerkleinerte, nicht gerade viel Magisches an sich hatten. Und Howard Smith schien ähnliche Gedanken zu hegen.
„Sieht ein bisschen aus wie die Gemüsesuppe meiner Mum“, meinte er, während er Karotten würfelte. Einige der Schüler lachten laut auf, die meisten mussten zumindest grinsen.
„Nun, Mr. …“, setzte Professor Lister an.
„Smith, Sir“, ergänzte Howard.
„Also, Mr. Smith“, Professor Lister hatte ebenfalls herzlich mitgelacht, „ich hoffe doch, dass ihre Mutter weder Plagentinen noch Zwillingskraut für ihre Gemüsesuppe verwendet. Wir hingegen benötigen beides für unseren Trank. Außerdem kommt es häufig nicht so sehr auf die magischen Kräfte der einzelnen Bestandteile an, sondern vielmehr auf deren Kombination.“
Neben Albus meldete sich Rose, um eine Frage zu stellen.
„Miss Weasley, nicht wahr?“
„Ja, Professor.“
„Nur zu, fragen Sie ruhig. Das gilt übrigens auch für alle anderen. Ich bin schließlich da, um Ihre Fragen zu beantworten. Auch wenn ich mir ab und zu das Recht herausnehmen werde, die ein oder andere Frage an Sie zu richten.“
„Wie heißt eigentlich der Trank, den wir gerade zusammenbrauen? Und welche Wirkung hat er?“, wollte Rose wissen.
„Die Frage nach der Wirkung unseres Zaubertranks ist selbstverständlich sehr berechtigt, Miss Weasley, ich werde sie aber dennoch erst am Ende unserer heutigen Stunde beantworten. Den Namen des Tranks verrate ich Ihnen aber bereits jetzt. Er heißt Coloratum Minor und ist durchaus ein nettes, kleines Gebräu.“
Nachdem die meisten Zutaten geschnitten und einige wenige ausgepresst waren, kam alles in den Zaubertrankkessel und wurde mit Wasser und eingedickter Milch aufgefüllt und erhitzt. Neugierig spähten die Schüler in die Kessel der anderen und verglichen die Ergebnisse mit ihren eigenen Flüssigkeiten. Albus fand, dass es in allen Kesseln ziemlich gleich aussah.
„Sie können ihre Tränke nun ruhig ein wenig vor sich hin köcheln lassen“, ergriff Professor Lister wieder das Wort, „und sich in der Zwischenzeit um das Wichtigste kümmern - die Farbgebung. Wählen Sie ein Obst oder ein Gemüse mit einer möglichst kräftigen Farbe und pressen Sie es aus. Dann vermischen Sie den gewonnen Saft mit dem Fett eines Moorschweines und geben es in Ihre Kessel. Und schließlich rühren Sie, bis alles eine schön rahmige Konsistenz bekommt. Die schönste Farbe und die beste Konsistenz erhalten je fünf Punkte als Belohnung.“
Albus entschied sich für ein paar schöne dunkle Brombeeren als Farbgeber, die er - wie von Lister vorgegeben - gemeinsam mit dem ungewöhnlich dunkel aussehenden Schweinefett in seinen Kessel gab. Das Umrühren erwies sich dann allerdings als deutlich schwieriger als Albus es sich vorgestellt hatte. Zuerst ließ sich das wenig ansehnliche Gemisch fast gar nicht rühren, dann wurde es ganz schnell so flüssig, dass es mit der „rahmigen Konsistenz“, die Lister gefordert hatte, kaum etwas zu tun hatte. Immerhin nahm der Trank nun langsam eine recht ansehnliche dunkelblaue Färbung an.
Rose verließ sich bei der Farbgebung nicht nur auf eine Zutat, sondern mischte sorgfältig mehrere Ingredienzen zusammen, wobei Kirschen und Tomaten die Grundlage darstellten. Ein wenig neidische stellte Albus fest, dass man den Trank von Rose durchaus als „rahmig“ bezeichnen konnte.
„So, meine Damen und Herren, es ist Zeit für die Bewertung Ihrer Arbeit“, dröhnte Professor Lister durch das Kellergewölbe und blickte neugierig in die Kessel der Schülerinnen und Schüler.
Als Lister zu Kendricks Kessel kam, verzog er das Gesicht und rümpfte die Nase. „Haben Sie faule Eier für Ihren Trank benutzt, Mr. Towler? Das stinkt ja erbärmlich.“
Und Alexander Abercrombie musste sich die Frage gefallen lassen, ob er überhaupt einen Farbgeber beigemischt habe.
Mit Albus' Trank schien der Professor recht zufrieden zu sein. „Ein wenig dünn, aber die Farbe hat sich gut entwickelt, Mr. Potter.“
„Und wie sieht Ihr Trank aus, Miss Weasley?“ Der entzückte Gesichtsausdruck Listers, ließ die Antwort auf die ihm selbst gestellte Frage sogleich erahnen. „Wundervoll! Unglaublich! Die Farbe ist sehr kräftig ausgeprägt und die Konsistenz ist nahezu perfekt. Sie erhalten fünf Punkte für Gryffindor, Miss Weasley. Glückwunsch.“
Die anderen fünf Punkte erhielt eine Hufflepuff-Schülerin, der es irgendwie gelungen war, ein außergewöhnlich grelles Pink zusammenzubrauen. Dann forderte Lister alle Schüler auf, einen kräftigen Schluck ihres eigenen Zaubertrankes zu nehmen und sprach dann zur Bewegung seines Zauberstabs laut und deutlich: „Colorate.“
Umgehend bemerkte Albus ein leichtes Kribbeln auf seiner Kopfhaut und beobachtete, wie die Köpfe seiner Mitschüler in eine Art weißen Nebel gehüllt wurden. Als sich der Nebel nach und nach bei allen mit einem dezenten „Plopp“ auflöste, war das Ergebnis sehr kurios. Bei allen hatte sich die Haarfarbe komplett verändert und die Färbung ihres Zaubertranks angenommen, was in den meisten Fällen äußerst lustig aussah. Williams Rastazöpfe erstrahlten in einem ziemlich grellen Grün, die Haare von Terrence waren nun hellblau und Denises Locken hatten ein mattes Orange angenommen. Ziemlich übel hatte es Kendrick getroffen, dessen Haare völlig fleckig waren und außerdem ein wenig unangenehm rochen. Alexanders Haare hatten dagegen fast all ihre Farbe verloren und waren jetzt fahlgrau.
„Deine sind dunkelblau, Albus“, teilte ihm William mit, während er sich ein paar Tränen, die er vor lauter Lachen vergossen hatte, aus dem Gesicht wischte. „Sieht echt cool aus.“
Die einzige, die ihre Haarfarbe kaum verändert hatte, war Rose. Ihr rotes Haar leuchtete lediglich noch ein wenig kräftiger als sonst und sah richtig gut aus. Als Albus in ihr zufriedenes Gesicht blickte, konnte er sich des Verdachts nicht erwehren, dass Rose in der heutigen Unterrichtsstunde nicht zum ersten Mal von Coloratum Minor gehört hatte.
Sobald sich alle einigermaßen beruhigt hatten und die letzten Lacher verklungen waren, meldete sich Professor Lister noch einmal zu Wort.
„Ich fürchte, ich muss mich ein wenig bei Ihnen entschuldigen für diesen kleinen Scherz auf Ihre Kosten. Aber ich denke, Sie haben heute einiges gelernt und spätestens morgen früh haben all Ihre Haare die alte Farbe wieder. Und verraten Sie Ihren Mitschülern aus den beiden anderen Häusern nicht zu viel, damit Sie ihnen nicht die Überraschung und mir die Freude kaputt machen.“ Professor Lister schaute seine Schüler noch einmal lachend an, ehe er wieder ernst wurde.
„Ich hoffe, Sie haben heute außer den ersten handwerklichen Fähigkeiten für das Brauen von Zaubertränken noch etwas gelernt. Trinken Sie keine Zaubertränke, deren Wirkung Sie nicht kennen und schon gar nicht von Leuten, denen Sie nicht vertrauen. Denn manche Zaubertränke sind mächtige Gifte und andere können gefährliche Nebenwirkungen haben. Deswegen verspreche ich Ihnen hiermit, dass Sie in meinem Unterricht von nun an keine unbekannten Tränke mehr vorgesetzt bekommen.“
„Was Sie allerdings bekommen“, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu, „sind Hausaufgaben. Lesen Sie bis zur nächsten Unterrichtsstunde bitte das erste Kapitel in Arsenius Bunsens nach wie vor höchst lehrreichem Buch Zaubertränke und Zauberbräue.“
Auf dem Weg zu den Gewächshäusern hinter dem Schloss waren die Erstklässler mit ihren bunt gefärbten Haaren natürlich eine Belustigung für die anderen Schüler, auch wenn die älteren Jahrgänge keineswegs überrascht waren. Sarah Perrin, der sie in der Eingangshalle begegneten, erzählte ihnen bereitwillig, dass Professor Lister die neuen Erstklässler in jedem Schuljahr auf diese Weise in das Fach Zaubertränke einführte.
Mit großer Schadenfreude nahmen die Slytherins, mit denen Albus und die anderen Gryffindors gemeinsam Kräuterkunde hatten, die gefärbten Haare auf.
„Ist das der neue Look des ehrenwerten Hauses Gryffindor?“, stichelte Cameron augenblicklich. „Sieht sehr schick aus. Steht Euch gut.“
„Solltest Du auch mal probieren“, ließ sich William gar nicht erst einschüchtern. „Kann ja nur besser werden.“
Cameron überhörte Williams Einwand einfach. Dafür stellte sich Philipp Warrington, der die anderen Erstklässler um mindestens einen Kopf überragte und ziemlich kräftig aussah, in drohender Haltung direkt neben Cameron, der sich nun an Kendrick wandte und dessen fleckiges und übelriechendes Haar ins Visier nahm.
„Und was ist mit Dir los, Towler? Warum sehen Deine Haare nicht anders aus als zuvor?“
Kendrick, der unter Listers kleinem Scherz und seinem eigenen Misserfolg beim Zaubertrankbrauen von allen Schülern am meisten litt, lief rot an, schnaubte vor Zorn und wollte auf Cameron losgehen. Augenblicklich hielten ihn jedoch Albus und William fest, und Terrence redete beschwichtigend auf ihn ein: „Lass gut sein, Kendrick. Das ist dieser Idiot gar nicht wert.“
In diesem Moment öffnete Professor Longbottom die Tür des Gewächshauses von innen, so dass die Zwistigkeiten unterbrochen wurden und Gryffindors und Slytherins ihre erste gemeinsame Unterrichtsstunde beginnen konnten.
Zu Beginn des Unterrichts empfand Albus es als ein wenig befremdlich, Neville, den er von zahlreichen Besuchen bei seinen Eltern kannte und mit dem er früher herumgetollt war oder Schwarzmagier und Auror gespielt hatte, nun in der Rolle des Lehrers zu sehen. Aber dies änderte sich schnell, als Professor Longbottom ruhig und sachlich einen Überblick über das Fach Kräuterkunde gab und zum Einstieg einige interessante Pflanzen vorstellte.
So erfuhren Albus und seine Mitschüler, dass sie in diesem und den folgenden Schuljahren lernen würden, welche magischen Pflanzen es gibt, wie sie zu züchten und zu pflegen sind und wozu sie im täglichen Leben, vor allem aber im Bereich der Heilkunde und der Herstellung von Zaubertränken, zu gebrauchen sind.
„Hier haben wir beispielsweise eine meiner Lieblingspflanzen“, erklärte Professor Longbottom und hielt einen kleinen, grauen Kaktus in die Höhe. „Mimbulus Mimbeltonia. Wie Ihr seht, hat diese magische Kakteenart keine Stacheln sondern Beulen. In der freien Natur kommt sie in Persien und Assyrien vor, gedeiht aber bei entsprechender Pflege auch in unserem Klima recht gut. Wenn Ihr genau hinschaut, könnt Ihr sehen, dass sie leicht pulsiert. Wird die Mimbulus Mimbeltonia gereizt oder fühlt sich bedroht, verspritzt sie aus ihren Beulen grünen Schleim, der zwar nicht giftig aber ziemlich eklig ist und nach ranziger Jauche stinkt. Dieser Schleim findet Verwendung als Bestandteil einer äußerst wirkungsvollen magischen Wundsalbe. Und mit einer Essenz, die aus dem pulsierenden Herzen der Mimbulus Mimbeltonia hergestellt wird, können Verletzungen, die durch einige der übelsten Flüche hervorgerufen werden, sehr erfolgreich bekämpft werden.“
Nachdem Professor Longbottom seinen Schülern noch eine Fangzähnige Geranie und einige Kartoffelbauchpilze gezeigt hatte, führte er sie in einen Teil des Gewächshauses, in dem einige kleine, noch unbenutzte Beete angelegt waren.
„In diesen Beeten werdet Ihr das Schuljahr über selbst einige Pflanzen und Kräuter heranziehen und pflegen. Immer drei Schüler bearbeiten gemeinsam ein Beet und sind somit gemeinsam für das erfolgreiche Gedeihen ihrer Pflanzen verantwortlich. Bildet jetzt bitte die Gruppen und sucht euch ein Beet aus.“
Albus arbeitete mit Rose und Denise zusammen, die sich bereits auf ein gemeinsames Beet geeinigt hatten. Auch die anderen Gruppen fanden sich schnell. Schließlich blieben jedoch Alexander und zwei Slytherins übrig. Als Alexander sich anschickte, auf die beiden zuzugehen, fuhr ihn der eine der beiden Slytherins heftig an.
„Bleib bloß weg, Du Idiot. Wir werden doch nicht mit einem Gryffindor zusammenarbeiten.“
Alexander wurde schlagartig noch blasser als er sowieso schon war und blieb wie angewurzelt stehen. Gerade als William etwas erwidern wollte, mischte sich Professor Longbottom ein, der offenbar mitbekommen hatte, dass es ein Problem gab.
„Was ist denn los, Jungs?“, fragte er freundlich.
„Pucey will nicht zusammen mit Alexander in eine Gruppe“, klärte William Professor Longbottom auf. „Er hat etwas gegen Gryffindors.“ Professor Longbottom betrachtete zuerst Pucey und dann den eingeschüchtert dreinschauenden Alexander. Sein eben noch freundlicher Gesichtsausdruck war verschwunden.
„Du hast also etwas gegen Gryffindors, Benjamin?“, wandte sich Professor Longbottom an Pucey, den Slytherin-Schüler, der gerade Alexander so heftig attackiert hatte. „Dann sollte ich Dich der Fairness halber darüber informieren, dass ich selbst ein Gryffindor-Schüler war und nun Hauslehrer von Gryffindor bin. Wenn Du es also nicht erträgst, von mir unterrichtet zu werden - jetzt wäre der richtige Zeitpunkt mir dies mitzuteilen.“
Albus war überrascht und auch ein wenig erschrocken über Nevilles Reaktion. Er hatte ihn noch nie mit solch schneidender Stimme sprechen hören, und auch die älteren Schüler hatten Professor Longbottom als äußerst gutmütigen Lehrer beschrieben. Aber anscheinend hatte Pucey einen empfindlichen Punkt bei Neville getroffen.
Professor Longbottoms Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Pucey hatte seinen Kopf gesenkt und starrte auf den Boden, ohne jedoch etwas zu sagen. Stattdessen ergriff Cameron das Wort. „Ich bin sicher, Professor, dass Benjamin gerne Ihren Unterricht besucht. Und er wird auch mit Alexander in einer Gruppe zusammenarbeiten. Schließlich sind die Abercrombies eine ehrenwerte Zaubererfamilie. Nicht wahr, Benjamin?“
Pucey brachte nicht mehr als ein schwaches Nicken zustande, aber dies schien Professor Longbottom zu genügen.
„Gut“, meinte er versöhnlich, „lassen wir es darauf beruhen. Es muss jedoch allen klar sein, dass wir alle gemeinsam Hogwarts sind. Und auch wenn es zwischen den Häusern eine durchaus wünschenswerte Konkurrenz gibt, müssen wir letztendlich doch alle zusammenhalten.“
Der Rest des Unterrichts verlief ohne weitere Zwischenfälle und die Schüler waren damit beschäftigt, Knöterich in ihren Beeten anzupflanzen. Als Albus auf Roses Anweisung hin die dritte Kanne Wasser über den frisch gesäten Knöterich gegossen hatte, meinte Denise leise und mit einem vorsichtigen Blick in Richtung Pucey und Cameron:
„Nach dem, was Ihr gestern im Zug über die Slytherins erzählt habt, habe ich mit einigem gerechnet. Aber die sind ja noch feindseliger und aggressiver als ich erwartet hatte.“
„Ich bin ehrlich gesagt auch ein wenig überrascht“, pflichtete Albus ihr bei. „James hat zwar immer üble Geschichten über die Slytherins erzählt, aber normalerweise übertreibt er ganz gern ein wenig.“
„Vielleicht sind wir bisher nur den üblen Exemplaren begegnet. Ich kann mir kaum vorstellen, dass alle so schlimm sind wie Pucey oder Cameron“, flüsterte Rose.
„Cameron hat immerhin darauf gedrängt, dass Pucey Alexander schließlich in seiner Gruppe akzeptiert hat“, sagte Denise, während sie begann den Rechen und die kleine Schaufel, die sie benutzt hatten, zu säubern.
„Ich traue Cameron nicht“, erwiderte Rose nachdenklich. „Ich denke eher, ihm war klar, dass es keinen Sinn macht, sich mit einem Lehrer anzulegen. Cameron ist nicht dumm.“
„Aber er hat sogar Alexanders Familie gelobt“, wollte sich Denise nicht so schnell geschlagen geben.
„Nun“, antwortete Rose immer noch zweifelnd, „er hat die Abercrombies ehrenwert genannt. Ich denke jedoch, er hat eigentlich reinblütig gemeint. Denn soweit ich weiß, ist Alexanders Familie in der Tat eine ziemlich alte Zaubererfamilie.“
„Was bedeutet das - reinblütig?“, wollte Denise wissen.
„Es bedeutet eigentlich, dass man nur magische Vorfahren hat und keine Muggel“, begann Rose zu erklären. „Aber ich weiß gar nicht, ob es überhaupt noch Familien gibt, die diesem Anspruch gerecht werden. Das ganze ist sowieso totaler Quatsch, schließlich sind muggelstämmige Zauberer genauso begabt wie sogenannte Reinblüter oder Halbblüter.“
„Es gibt aber einige Zauberer, für die es wichtig ist, ob jemand reinblütig ist oder nicht“, ergänzte Albus. „Die meisten davon sind überraschenderweise Slytherins. Die würden am liebsten nur den reinblütigen Hexen und Zauberern das Ausüben von Magie gestatten.“
„Dann mögen die jemanden wie mich wohl nicht besonders.“ Denise wirkte ziemlich schockiert über das, was sie gerade erfahren hatte.
„Wohl nicht“, antwortete Albus und lächelte ein wenig gequält, „aber darauf solltest du eher stolz sein. Und bei uns Gryffindors spielt das sowieso keine Rolle.“
Der Unterricht war damit für den heutigen Tag beendet, der Nachmittag des ersten Schultags noch frei. William, Terrence und Kendrick hatten Professor Longbottom nach dem Vorfall im Kräuterkundeunterricht zum Helden erklärt und erzählten die Geschichte voll Begeisterung allen Gryffindors, die sie trafen.
Am nächsten Morgen saßen Albus und die meisten anderen Gryffindors beim Frühstück in der Großen Halle, als er plötzlich ein Geräusch vernahm, das mehr und mehr zu einem tosenden Rauschen wurde. Als er aufblickte sah er an die hundert Eulen umherfliegen, die Briefe, Päckchen und Zeitungen in ihren Schnäbeln trugen und auf die Tische fallen ließen.
„Die Post“, meinte Denise, die das Schauspiel bereits am Tag zuvor miterlebt hatte, gelassen und nahm einen kräftigen Schluck heiße Schokolade. Weder für Albus noch für Rose war etwas gekommen, aber Terrence hatte einen Brief erhalten und schaute äußerst überrascht drein.
„Von meiner Tante Karen.“, meinte er ungläubig. „Ich hätte nie gedacht, dass sie mir schreibt. Jedenfalls nicht so bald, und nicht mit der Eulenpost. Sie ist ein Muggel und hat keinen Schimmer von der magischen Welt.“
„Die Angehörigen von muggelgeborenen Schülern erhalten von der Schulleitung einige Informationen über Hogwarts, musst Du wissen.“ Marcus Wood hatte Terrences Überraschung mitbekommen und teilte ihm bereitwillig sein Wissen mit. „Dazu gehört auch die Information, wie man Kontakt zu den Schülern aufnehmen kann.“
„Es gibt eine Adresse, an die man Briefe mit der Muggelpost schicken kann und die dann nach Hogwarts weitergeleitet werden“, ergänzte eine Schülerin, die - soweit Albus wusste - im gleichen Jahr wie James war. „Meine Eltern sind auch beide Muggel.“
„Trotzdem“, meinte Terrence noch immer verdutzt, „meine Tante mag mich eigentlich nicht besonders, obwohl ich bei ihr lebe. Vielleicht auch weil ich bei ihr lebe. Meine Mum ist schon vor vielen Jahren gestorben“, fügte er erklärend hinzu, „und mein Dad arbeitet in Dubai. Ich sehe ihn fast nie.“
Terrence öffnete seinen Brief und begann zu lesen, während Albus bemerkte, dass ein Raunen durch die Große Halle ging, in der sich inzwischen zahlreiche Schüler zum Frühstück eingefunden hatten. Die aufkommende Unruhe war geradezu mit Händen zu greifen, ohne dass Albus jedoch wusste, was die Ursache dafür war. Er blickte zu Rose, Denise und William, aber die blickten ebenso verständnislos drein wie er selbst.
„Hier Albus. Das musst Du Dir anschauen. Ist der Hammer.“ Es war Louis, der vom Tisch der Gryffindors aufgestanden war und Albus ein Exemplar des Tagespropheten, der gerade mit der Post gekommen war, in die Hand drückte. Sofort sprang Albus die Schlagzeile auf der ersten Seite ins Auge: Mord an geständigem Todesser - Zufall oder Racheakt?
Albus blickte kurz auf und sah, dass sich überall, wo ein Tagesprophet lag, Trauben von Schülern bildeten um gemeinsam zu lesen. Auch um ihn selbst herum hatten sich einige Gryffindors versammelt und Rose, die direkt neben ihm saß, warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Albus las weiter:
Bereits vor einigen Tagen wurde der Leichnam des ehemaligen Todessers Samuel Nott in seinem eigenen Haus gefunden. Das Zaubereiministerium bestätigte inzwischen, dass man von einem Verbrechen ausgehe. Wann genau die Tat begangen wurde, wollte Kingsley Shacklebolt, Leiter der Abteilung für Magische Strafverfolgung, nicht bekannt geben. Wie der Tagesprophet aus sicherer Quelle erfahren hat, ist das Ministerium jedoch schon seit längerem über diesen Vorfall informiert.
Samuel Nott war der einzige Todesser aus dem engeren Kreis um Lord Voldemort, der sich den Strafverfolgungsbehörden nach einer zunächst erfolgreichen Flucht ins Ausland freiwillig stellte. Dies legt die Vermutung nahe, dass es sich bei der Mordtat um einen Racheakt anderer Todesser handelt, welche Notts Verhalten als Verrat betrachten. Damit wirft dieses Verbrechen jedoch eine Reihe von Fragen auf: Gibt es noch oder wieder aktive Todesser in Großbritannien? Muss die Bevölkerung mit weiteren Taten dieser Art rechnen? Was gedenkt das Ministerium zu tun, um den Mord aufzuklären und die Menschen in diesem Land zu schützen? Lesen Sie hierzu auf Seite 2 ein ausführliches Interview, das unser Mitarbeiter Roger Riley mit Harry Potter, dem Leiter der Aurorenzentrale im Zaubereiministerium, geführt hat. Eine ausführliche Biographie Samuel Notts mit Hintergrundinformationen zu seinem Gerichtsverfahren finden Sie auf Seite 3. Des Weiteren bietet der Tagesprophet auf den Seiten 3 und 4 einen informativen Überblick über den Aufstieg und Niedergang des dunklen Zauberers, der sich selbst Lord Voldemort nannte.
Neben dem kurzen Text war ein großes Photo von Samuel Nott abgedruckt, das offenbar während der Gerichtsverhandlung aufgenommen worden war, da es Nott in Handschellen und in Begleitung von zwei Auroren zeigte.
„Blätter um, Albus. Wir wollen das Interview mit Deinem Dad lesen“, brüllte ihm William aufgeregt ins Ohr und die anderen Schüler stimmten lautstark zu. Albus war selbst neugierig auf das Interview. Das riesige Photo von seinem Dad, das ihn anlächelte als er die Seite umgeschlagen hatte, begeisterte ihn allerdings weniger. Der Name Potter brachte ihm sowieso schon mehr Aufmerksamkeit ein als ihm eigentlich recht war. Was ihm da gerade noch fehlte, war ein großes Interview mit seinem Vater im Tagespropheten.
R. Riley Mr. Potter, zuerst einmal vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, uns einige Fragen zu dem Mord an Samuel Nott zu beantworten.
H. Potter Nun, das mache ich gerne und hoffe, ich kann zu einer umfassenden und sachlichen Berichterstattung beitragen.
R. Riley Mr. Potter, was können Sie uns über die genauen Tatumstände berichten?
H. Potter Einzelheiten kann ich hierzu leider nicht bekannt geben, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden. Aber unsere bisherigen Untersuchungen haben eindeutig ergeben, dass es sich um ein Verbrechen handelt.
R. Riley Sie sprechen also von Mord?
H. Potter Lassen Sie es mich ein wenig vorsichtiger formulieren: Samuel Nott kam gewaltsam ums Leben.
R. Riley Die nahe liegendste Erklärung ist, dass es sich um einen Racheakt ehemaliger Todesser - also Anhänger Voldemorts - handelt. Sehen Sie das nicht auch so, Mr. Potter?
H. Potter Für diese These gibt es keine konkreten Hinweise. Vielmehr sprechen einige Überlegungen dagegen. Erstens spielen Todesser seit dem Ende Voldemorts keinerlei Rolle mehr. In den vergangenen 19 Jahren gab es genau zwei Ereignisse, die in Zusammenhang mit ehemaligen Todessern gebracht werden können. Zum einen hat sich - wie sicherlich in Ihrer Zeitung zu lesen sein wird - Samuel Nott aus freien Stücken den Auroren gestellt. Zum anderen gab es den dilettantischen und somit missglückten Ausbruchsversuch Fenrir Greybacks aus Askaban, bei dem dieser von den Wachen getötet wurde.
Zweitens stellt sich die Frage, warum eventuelle Todesser so lange mit ihrer angeblichen Rache gewartet haben sollten. Nott wurde bereits vor vier Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Da wäre mehr als genug Zeit gewesen, um eine solche Tat früher zu begehen.
Und drittens dürften die Todesser, die damals den Auroren entkommen sind, froh sein, dass sie sich verborgen halten konnten. Ich glaube kaum, dass sich einer von ihnen wegen Nott in Gefahr begeben würde. Und wer auch immer diese Tat begangen hat, ist nun in größten Schwierigkeiten, denn das Aurorenbüro wird diesen Fall sorgfältigst untersuchen und alles daran setzen, um den Täter ausfindig zu machen.
R. Riley Sie müssen aber zugeben, Mr. Potter, dass nach dem Tod Voldemorts zahlreiche Todesser entkommen konnten, von denen durchaus einer oder mehrere mit dem aktuellen Fall zu tun haben könnten.
H. Potter Nun, zuerst einmal muss ich vorausschicken, dass ich in der Zeit, von der Sie sprechen, gerade meine Ausbildung zum Auror begonnen hatte und in die Jagd nach Todessern nicht involviert war. Deshalb kann ich mich hierzu nicht wirklich detailliert äußern. Aber selbstverständlich haben Sie recht, dass damals einige Todesser entkommen sind, was sicherlich auch daran lag, dass das Ministerium unter Voldemorts Kontrolle war und sich erst neu organisieren musste, ehe eine effektive Jagd nach den entkommenen Todessern möglich war. Dennoch sitzen einige von ihnen in Askaban oder sind nicht mehr am Leben.
R. Riley Mr. Potter, durch den gewaltsamen Tod Samuel Notts ist das Thema ?Voldemort' natürlich wieder aktuell geworden und unsere Leser interessieren sich sehr dafür. Noch immer sind jedoch einige Details darüber, wie Sie damals den Dunklen Lord besiegen konnten, nicht bekannt. Vielleicht könnten Sie diese Gelegenheit nutzen, die magische Gemeinschaft darüber aufzuklären.
H. Potter Das ist ein netter Versuch, Mr. Riley. Und mir ist klar, dass es als Journalist ihre Aufgabe ist, Dinge herauszubekommen. Aber ich muss Sie enttäuschen. Es gibt gar nicht so viele Geheimnisse, das allermeiste kann man in gut recherchierten Geschichtsbüchern nachlesen. Und ein paar kleine Geheimnisse würde ich schließlich gerne noch für mich behalten. All dies spielt jedoch in der derzeitigen Situation keine bedeutsame Rolle. Wichtig ist nur, dass die magische Gemeinschaft den aktuellen Fall richtig einzuordnen weiß und sich keine unnötigen Sorgen macht.
R. Riley Wir werden die Angelegenheit natürlich weiterverfolgen, Mr. Potter. Einstweilen Vielen Dank für dieses Gespräch.
H. Potter Gerne geschehen.
Überall um Albus herum begannen die Schüler, die das Interview bereits zu Ende gelesen hatten, angeregt darüber zu diskutieren. Fast niemand konnte jedoch mit dem Namen Nott etwas anfangen, und viele - vor allem Muggelgeborene - wussten gar nicht oder nur sehr oberflächlich über Voldemort und die Todesser Bescheid. Dennoch übte der Mord offenbar eine große Faszination auf die Hogwarts-Schüler aus.
„Das Interview hört sich eigentlich gar nicht wie mein Dad an“, meinte Albus ein wenig verwundert.
„Etwas Geschriebenes zu lesen ist immer anders als jemanden wirklich reden zu hören, denke ich.“ Rose hatte den Artikel und das Interview natürlich ebenfalls sehr aufmerksam gelesen. „Außerdem musste Dein Dad als Leiter des Aurorenbüros äußerst professionell sein. Und ich finde, das hat er echt gut gemacht.“
„Absolut“, pflichtete William Rose bei. „Ist schon cool, so einen Vater zu haben.“
„Du weißt bestimmt jede Menge über Todesser. Nicht wahr, Albus?“ Es war Alexander, der ganz leise und vorsichtig die Frage stellte, auf die Albus bereits gewartet hatte. Albus bemerkte, dass um ihn herum einige Mitschüler näher kamen und gespannt lauschten. Gleichzeitig schien Rose unmerklich mit dem Kopf zu schütteln.
„Eigentlich weiß ich gar nicht viel über dieses Thema“, antwortete Albus zögernd. „Bei meinem Dad ist das wohl wie bei den meisten Eltern - sie wollen unangenehme Dinge am liebsten komplett von ihren Kindern fernhalten.“ Während Albus dies sagte, wurde ihm bewusst, dass an diesem als Ausrede gedachten Satz ziemlich viel Wahres dran war.
„Aber ein bisschen was weißt Du doch bestimmt“, wollte sich William nicht so leicht abspeisen lassen.
„Egal was Albus weiß oder nicht weiß - jetzt haben wir keine Zeit dafür“, schaltete sich Rose ein. „Der Unterricht beginnt jeden Moment. Wir sollten uns beeilen.“
Ein Blick auf die Uhr erlaubte keinen weiteren Widerspruch. Vielmehr eilten die Gryffindors im Laufschritt in Richtung Klassenzimmer und waren an diesem Morgen nicht die einzigen, die nicht ganz pünktlich zum Unterricht erschienen.
Als man sich nach dem Vormittagsunterricht zum Mittagessen in der Großen Halle wieder traf, hatten neue Themen den Fall Nott bereits aus dem Bewusstsein vieler Schüler gedrängt, so dass sich die Gespräche zumeist um andere Dinge drehten. Die neuen Gryffindors hatten inzwischen ihre erste Astronomiestunde bei Professor Sinistra erlebt und waren vom interessanten Unterricht der ernsthaften Lehrerin durchaus angetan, auch wenn es an diesem Vormittag nur um das theoretische Studium der Positionen unterschiedlicher Sterne und Planeten gegangen war. Die praktische Arbeit mit dem Teleskop würde erst am Donnerstag beginnen, wenn der Unterricht abends im hohen Astronomieturm angesetzt war.
Weit mehr Gesprächsstoff bot jedoch die erste Doppelstunde in einem anderen Fach.
„Der Typ ist echt abgedreht“, sagte William voller Begeisterung und meinte damit ganz offenbar Professor Topshot, der Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtete. „Was der schon alles erlebt hat.“
„Wenn er das wirklich alles erlebt hat, was er uns heute morgen erzählt hat.“ Rose schien davon nicht überzeugt zu sein.
„Welche Geschichte hat er denn zum Besten gegeben?“, beteiligte sich Louis interessiert an dem Gespräch. „Seinen Kampf mit dem texanischen Sanddrachen oder seine Erlebnisse mit der Jackson-Bande?“
„Vergiss nicht die Feuermähren oder den alten indianischen Medizinmann - wie hieß der gleich noch mal?“ James kannte offenbar auch einige von Professor Topshots Abenteuern.
„Topshot ist wirklich der coolste Lehrer hier“, wandte sich Henry Gwildor an die Erstklässler. „Der hat wenigstens schon richtig was erlebt und in seinem Unterricht ist immer was los.“
„Und was hat er Euch jetzt erzählt?“, kam Louis noch einmal auf seine Frage zurück.
„Er hat uns genau erklärt wie er die Feuermähren gefangen hat, die James gerade erwähnte“, antwortete William und Albus ergänzte: „Und es ging um einen Fluch, den er brechen musste, um mehrere Farmer von einer nordamerikanischen Sumpfhexe zu befreien.“
„Glaubt Ihr, dass all diese Erzählungen wahr sind?“ Wie Rose schien auch Terrence ein wenig daran zu zweifeln.
„Wahrscheinlich nicht“, versuchte James realistisch einzuschätzen, „aber sie sind auf jeden Fall super spannend - was man nicht von allem behaupten kann, was wir hier in der Schule geboten bekommen.“
„Ist Topshot eigentlich sein richtiger Name?“, wollte Denise noch wissen. „Ich finde der hört sich erfunden an.“
„Keine Ahnung“, antwortete Louis, „aber auf jeden Fall passt er zu ihm.“
„Absolut“, ergänzte Henry, der Professor Topshots größter Fan zu sein schien. „Schließlich ist er ein Meister im Duellieren und legt viel Wert darauf, dass seine Schüler dies ebenfalls lernen. Ihr werdet sehen, dass er mit Euch auch schon bald das Duellieren trainieren wird. Er ist eben ein Mann der Praxis und unterrichtet nicht nur trockene Theorie wie die meisten anderen Lehrer.“
„Genau genommen unterrichtet er fast überhaupt keine Theorie“, mischte sich nun auch Ramesh Narayan ein, der bisher geschwiegen hatte.
„Na und? Hauptsache ist doch, wir können uns verteidigen, wenn es darauf ankommt. Und ich finde, Topshot hat immer wieder abwechslungsreiche Ideen für seinen Unterricht. Erinnert Ihr Euch noch an das Projekt über den Riesenkraken im Großen See?“
Albus hatte genug gehört und war zu dem Schluss gekommen, dass er sich wohl nur selbst eine Meinung über Professor Topshot und dessen Unterricht würde bilden können. Aber zunächst interessierte er sich mehr für die am Nachmittag bevorstehende Doppelstunde Verwandlung bei Professor Bletchley, von dem er lediglich wusste, dass er der Hauslehrer von Slytherin war und sich bei den älteren Gryffindor-Schülern äußerst geringer Beliebtheit erfreute. Beides trug nicht gerade dazu bei, Albus' Vorfreude auf dieses Unterrichtsfach zu steigern. Was ihn dann allerdings in Verwandlung wirklich erwartete, übertraf seine schlimmsten Erwartungen bei weitem, denn Professor Bletchley hatte ganz offensichtlich nicht nur etwas gegen Gryffindors im Allgemeinen, sondern gegen die Familie Potter im Speziellen.
Dies wurde bereits deutlich, als der Professor zu Beginn der Stunde die Namen der Schüler vorlas, sie kurz aber eindringlich musterte und gelegentlich einen Kommentar abgab. Unter den ersten Schülern hatte lediglich der Name „Filmore, Eunice“ Professor Bletchley zu einer positiven Äußerung bewegen können, die allerdings weniger der Slytherin-Schülerin selbst als vielmehr ihrem Vater galt. Ähnlich war es bei einem weiteren Schüler.
„Malfoy, Scorpio.“ Professor Bletchley nickte anerkennend und sagte in einem vertraulichen Tonfall, den man ihm bisher gar nicht zugetraut hätte. „Ich kenne Ihren Vater sehr gut, Malfoy. Ist nicht unumstritten, Ihre Familie, aber durchaus ehrenwert.“
Malfoy reagierte mit einem angedeuteten Lächeln, sagte aber nichts. Albus war nicht sicher, ob er den blassen Jungen mit dem weißblonden Haar überhaupt schon reden gehört hatte.
„Nott, Luise.“ Albus erschrak geradezu, als er den Namen hörte. Eine Schülerin mit dem Namen Nott war in seiner Jahrgangsstufe. Wie hatte ihm das bisher entgehen können? Und sie war in Slytherin. Ob sie möglicherweise die Enkelin…
„Potter, Albus“, sagte Professor Bletchley mit sehr lauter, verärgerter Stimme und offenbar nicht zum ersten Mal. Denn gleichzeitig erhielt Albus einen kräftigen Stoß von Rose, die neben ihm saß. Anscheinend war Albus so in Gedanken über Luise Nott versunken gewesen, dass er nicht mitbekommen hatte wie Professor Bletchley seinen Namen bereits vorgelesen hatte.
„Nun, Potter, erweisen Sie mir nun endlich die Ehre Ihrer Aufmerksamkeit. Das ist sehr freundlich von Ihnen.“ Professor Bletchleys Stimme war jetzt wieder ausgesprochen leise und sein Tonfall kalt und sarkastisch.
„Verzeihung“, stammelte Albus, der noch immer ein wenig verwirrt war.
„Wie könnte ich jemandem aus einer solch berühmten und angesehenen Familie nicht verzeihen.“ Einige der Slytherins kicherten spöttisch, was Professor Bletchley jedoch nicht zu einer Ermahnung veranlasste, sondern eher noch anzuspornen schien.
„Dennoch wäre ich Ihnen dankbar, Potter, wenn Sie mich mit Professor oder Sir ansprechen würden - wie es sich gehört.“
„Selbstverständlich, Sir.“ Albus bemühte sich, höflich zu antworten, aber langsam stieg Ärger in ihm auf. Sicher, er war kurz unaufmerksam gewesen, aber es gab für Bletchley eigentlich dennoch keinen Grund, ihn vor der ganzen Klasse so bloß zu stellen.
„Ich danke Ihnen, Potter. Und ich hoffe sehr, dass Sie Ihrem berühmten Namen mehr Ehre machen als Ihr Bruder. In seinem Fall muss man nämlich leider feststellen, dass weder seine Leistungen noch sein Benehmen entsprechend sind. Der Name allein genügt hier nicht. Merken Sie sich das, Potter.“
„Das werde ich --- Sir.“ Albus' Augen funkelten Bletchley nun herausfordernd an und das ?Sir' hatte er dieses Mal deutlich stärker betont als nötig gewesen wäre. Aber Professor Bletchley ging nicht weiter darauf ein, sondern erlaubte Albus lediglich sich zu setzen, ehe er sich dem nächsten Schüler zuwandte.
Für die ersten Unterrichtswochen kündigte Professor Bletchley an, dass die Schüler ihre Zauberstäbe getrost eingepackt lassen könnten, denn man müsse zuerst einmal die theoretischen Grundlagen der Verwandlung durcharbeiten. Dann erst könne man langsam damit beginnen, die Gestalt oder den Wesenszustand kleinster und einfachster Gegenstände zu verändern.
„Hört sich nicht gerade spannend an“, brummte Terrence leise vor sich hin, ehe er sich wieder dem recht komplizierten Text in Verwandlungen für Anfänger von Emeric Wendel widmete. Nachdem die Schüler den Anfang des Kapitels „Über die stoffliche Beschaffenheit der Dinge“ gelesen hatten, stellte Professor Bletchley Fragen zum Text, wobei er die einfacheren Fragen den Slytherins stellte und freigiebig Punkte für die Hauswertung verteilte, während er die schwierigen für die Gryffindor-Schüler aufhob. Die allerschwersten Fragen stellte er Albus, der nicht einmal ansatzweise eine davon beantworten konnte, so dass Professor Bletchley jedes Mal mit gespielter Verzweiflung den Kopf schütteln konnte.
„Wie soll aus Ihnen jemals ein annehmbarer Zauberer werden, Potter? Zehn Punkte Abzug für Gryffindor wegen Ihrer kaum zu überbietenden Inkompetenz.
Am Ende der Stunde saß Albus nur still da und starrte vor sich hin. Er war schockiert und unglaublich wütend zugleich.
„Nimm Dir das nicht so zu Herzen, Albus. Bletchley ist einfach ein Vollidiot.“, versuchte Kendrick ihn aufzumuntern und Denise stimmte ihm entrüstet zu: „Das war wirklich unfair von Professor Bletchley. Was der wohl gegen Dich hat?“
„Genau das frage ich mich auch“, sagte Albus kurz darauf zu Rose, als die beiden allein waren.
„Was meinst du?“
„Na, was Bletchley wohl gegen mich hat? Er war zu allen Gryffindors unfreundlich, aber sein Verhalten mit gegenüber war einfach unterirdisch. Er scheint mich echt zu hassen.“
„Ich weiß auch nicht, was mit dem los ist“, antwortete Rose schulterzuckend. „Aber du bist bei allen Slytherins ziemlich unbeliebt und er ist der Hauslehrer von Slytherin.“
„Ist ja auch egal“, meinte Albus leicht resigniert, „aber wir haben immerhin etwas Interessantes in Bletchleys ansonsten todlangweiligen Unterricht erfahren. Eine der Slytherin-Schülerinnen heißt Nott.“ In Albus' Stimme kehrte ein wenig Leben zurück. „Glaubst Du, sie könnte die Enkelin von Theodore Nott sein?“
„Das ist sie“, sagte Rose ganz kleinlaut und so leise, dass Albus sie kaum verstehen konnte.
„Das ist sie? Und Du hast das gewusst?“
„Nun, ich hätte es Dir früher sagen sollen.“ Rose war die Sache offenbar sehr unangenehm. „Mir ist der Name Luise Nott bereits am ersten Abend bei der Zuteilung aufgefallen. Ich habe dann ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass Theodores Enkelin tatsächlich Luise heißt und in unserem Alter ist. Und heute Mittag habe ich dann zufällig mitbekommen, wie einer der Slytherins sie auf ihren Großvater angesprochen hat. Sie wollte aber ganz offensichtlich nicht mit ihm darüber reden.“
„Das ist echt interessant, Rose. Aber das hättest Du mir wirklich früher sagen können.“ Jetzt war Albus richtig wütend. Er war daran gewöhnt, dass Rose meistens alles besser wusste als er selbst und die meisten anderen. Was ihn aber schon immer gestört hatte, war Roses Angewohnheit, von Zeit zu Zeit ihr Wissen für sich zu behalten und mit der Preisgabe auf den Moment zu warten, in dem sie am meisten glänzen konnte. Nach dem Ärger mit Bletchley brachte Roses Verhalten das Fass zum Überlaufen. Albus würdigte Rose noch eines letzten, zornigen Blickes, drehte sich dann um und marschierte schnellen Schrittes davon. Auch die Entschuldigungsversuche, die Rose ihm hinterher schickte, konnten ihn nicht mehr umstimmen.


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Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
Joanne K. Rowling