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Fanfiction

Albus Potter und das Auge Slytherins - Ankunft in Hogwarts

von Lancelot

Kapitel 5: Ankunft in Hogwarts

Dieses Jahr schien es überraschend schnell Herbst zu werden. Der Morgen des ersten September war frisch und golden wie ein Apfel, und während die kleine Familie über die holprige Straße auf den großen verrußten Bahnhof zuwackelte, glitzerten der Qualm von Autos und der Atem der Fußgänger wie Spinnennetze in der kalten Luft. Zwei große Käfige klapperten oben auf den schwer beladenen Gepäckwagen, die die Eltern schoben: Die Eulen darin schrien empört, und das rothaarige Mädchen, das sich an den Arm ihres Vaters geklammert hatte, lief heulend hinter ihren Brüdern her.
„Nicht mehr lange, dann darfst du auch gehen“, sagte Harry zu ihr.
„Zwei Jahre“, schniefte Lily. „Ich will jetzt gehen.“
Die Pendler starrten neugierig auf die Eulen, als sich die Familie auf die Absperrung zwischen den Bahnsteigen neun und zehn zuschlängelte. Seit Monaten hatte sich Albus auf diesen Tag gefreut und nun fühlte er sich schrecklich. Lily heulte schon den ganzen Morgen herum, James nutzte jede Gelegenheit seine Geschwister zu ärgern und selbst Mum und Dad schienen ein wenig angespannt zu sein. Und am schlimmsten war, dass Albus sich selbst kaum wieder erkannte. Er war nervös und verlor schon bei der geringsten Kleinigkeit die Beherrschung.
„Ich will nicht! Ich will nicht nach Slytherin!“
James zog ihn schon den ganzen Morgen mit diesem Thema auf. Und leider hatte er damit Albus' Nerv getroffen. Er hatte wirklich Angst davor, dass er in das Haus Slytherin einsortiert werden würde. Vor allem nach dem, was er in der vergangenen Woche erfahren hatte.
„James, nun lass mal gut sein!“, sagte Ginny.
„Ich hab' nur gesagt, dass es bei ihm sein könnte“, erwiderte James und grinste seinen jüngeren Bruder an. „Das stimmt doch auch. Er könnte nach Slytherin kommen…“.
Aber James begegnete dem Blick seiner Mutter und verstummte. Die fünf Potters steuerten auf die Absperrung zu. Mit einem etwas hochnäsigen Blick über die Schulter auf seinen jüngeren Bruder übernahm James den Wagen von seiner Mutter und rannte los. Einen Moment später war er verschwunden.
Albus war froh, für kurze Zeit mit seinen Eltern alleine zu sein. „Ihr schreibt mir doch?“, fragte er zaghaft. Der Gedanke monatelang alleine ohne Mum und Dad zu sein beunruhigte ihn - bei aller Vorfreude, die augenblicklich sowieso nicht allzu groß war.
„Jeden Tag, wenn du möchtest“, antwortete seine Mutter.
„Nicht jeden Tag“, sagte Albus rasch. „James meint, dass die meisten nur etwa einmal im Monat Briefe von zu Haus kriegen.“ Und Albus wollte von den anderen Schülern schließlich nicht für ein Muttersöhnchen gehalten werden.
„Wir haben James letztes Jahr dreimal die Woche geschrieben“, sagte Ginny.
„Und glaub am besten nicht alles, was er dir über Hogwarts erzählt“, warf Albus' Dad ein. „Dein Bruder macht gern mal Späße.“
Seite an Seite schoben sie den zweiten Gepäckwagen und beschleunigten allmählich ihre Schritte. Als sie die Barriere erreichten, zuckte Albus, doch der Zusammenprall blieb aus. Stattdessen tauchte die Familie auf Bahnsteig neundreiviertel wieder auf, der durch den dichten weißen Dampf verschleiert war, welcher aus dem scharlachroten Hogwarts-Express quoll. Undeutliche Gestalten schwärmten durch den Nebel, in dem James bereits verschwunden war.
„Wo sind sie?“, fragte Albus beklommen und starrte auf die verschwommenen Wesen, an denen sie auf ihrem Weg über den Bahnsteig vorbei kamen. Sie waren nicht gemeinsam mit Ron, Hermine und Rose nach London gefahren, sondern wollten sie hier auf dem Bahnsteig treffen.
„Wir finden sie schon“, beteuerte Ginny.
Albus hoffte inständig, dass Rose den Zug nicht verpassen würde. Onkel Ron hatte sich ein Muggelauto zugelegt und die dazugehörige Fahrprüfung bestanden. Allerdings hielt sich das Gerücht, er habe dem Prüfer einen Verwechslungszauber auf den Hals gejagt. Jedenfalls beherrschte er das Auto fahren nicht sehr gut und Albus hielt es durchaus für möglich, dass der Londoner Verkehr seine Fähigkeiten überstieg.
„Ich glaube, da sind sie, Al“, sagte Ginny plötzlich.
Eine Gruppe von vier Leuten am allerletzten Waggon tauchte aus dem Nebel auf. Ihre Gesichter waren erst zu erkennen, als Harry, Ginny, Lily und Albus direkt vor ihnen standen.
„Hi“, sagte Albus und er klang ungeheuer erleichtert.
Rose, die bereits ihren brandneuen Hogwarts-Umhang trug, strahlte ihn an. „Aufgeregt, Albus? Du siehst ein wenig nervös aus?“
„Ehrlich gesagt schon. Ich hatte es mir einfacher vorgestellt.“
„Was meinst du mit ?einfacher'?“
„Na ja, nach Howarts zu gehen.“ Es fiel Albus schwer dies zuzugeben, selbst Rose gegenüber. „Ohne Mum und Dad. Ohne zu wissen was auf mich zukommt.“
„Keine Angst. Wir schaffen das schon.“ Rose klang zuversichtlich. Sie schien keine Zweifel zu haben. Sie nahm Albus' Arm und zog ihn noch ein Stück weiter zur Seite. „Gestern Abend habe ich nochmals mit Dad geredet. Du weißt schon - wegen der Sache mit Nott. Aber er hat wieder nichts erzählt. Ich fürchte meine Mum ist misstrauisch geworden und hat ihm klar gemacht, dass er nicht mit mir über die Sache reden soll. Allerdings weiß ich inzwischen was das dunkle Mal bedeutet. Hab es in einem Buch gefunden.“
Rose wurde in ihren Ausführungen von Lily und Hugo unterbrochen, die eine angeregte Diskussion darüber führten, in welches Haus der Sprechende Hut sie stecken würde, wenn sie endlich nach Hogwarts gehen würden.
„Wenn du nicht nach Gryffindor kommst, enterben wir dich“, sagte Ron, „aber mach dir bloß keinen Stress.“
„Ron!“
Lily und Hugo lachten, aber bei Albus krampfte sich der Magen schmerzhaft zusammen und mit ernstem Blick schaute er zu Rose. Selbst ihr schien nicht nach Lachen zumute zu sein.
„Er meint es nicht so“, sagten Hermine und Ginny, aber Ron schenkte ihnen keine Beachtung mehr. Er suchte Harrys Blick und nickte verstohlen zu einer etwa fünfzig Meter entfernten Stelle hin. Der Dampf hatte sich für einen Moment gelichtet und vor dem wabernden Nebel hoben sich deutlich die Umrisse dreier Menschen ab.
„Schau, wer da ist.“
Albus erkannte einen Mann mit weißblondem Haar, in einen dunklen Mantel gehüllt, der bis zur Kehle zugeknöpft war. Obwohl er noch nicht sehr alt war, wurde seine Stirn schon etwas kahl, was das spitze Kinn noch deutlicher hervorhob. Neben ihm standen offenbar seine Frau und sein Sohn, welcher seinem Vater ausgesprochen ähnelte. Der Mann bemerkte, dass Harry, Ron, Hermine und Ginny ihn anstarrten, worauf er kurz nickte und sich wieder abwandte.
„Das ist Draco Malfoy“, erläuterte Hermine, als sie die fragenden Blicke von Albus und Rose bemerkte. „Er ist mit uns zusammen nach Hogwarts gegangen. Ein Slytherin.“
„Und das ist also der kleine Scorpius“, sagte Ron mit leiser Stimme. „Pass bloß auf, dass du ihn in jeder Prüfung schlägst, Rosie. Gott sei Dank hast du den Grips deiner Mutter geerbt.“
„Ron, um Himmels willen“, sagte Hermine, halb streng, halb belustigt. „Hetz sie doch nicht gegeneinander auf, noch ehe sie mit der Schule angefangen haben!“
„Du hast Recht, tut mir leid“, sagte Ron, konnte es sich jedoch nicht verkneifen, hinzuzufügen: „Sieh aber zu, dass du dich nicht allzu sehr mit ihm anfreundest, Rosie. Opa Arthur würde es dir nie verzeihen, wenn du einen Reinblüter heiraten würdest.“
„Hey!“ James war wieder aufgetaucht; er war seinen Koffer, seine Eule und den Gepäckwagen losgeworden und platzte offensichtlich vor Neuigkeiten.
„Dahinten ist Teddy“, sagte er atemlos und wies über die Schulter zurück in die wogenden Dampfwolken. „Hab ihn eben gesehen! Und ratet mal, was er macht? Er knutscht mit Victoire!“
Er starrte zu den Erwachsenen hoch, offenbar enttäuscht, dass sie gar nicht reagierten.
„Unser Teddy! Teddy Lupin! Knutscht mit unserer Victoire! Unserer Cousine! Und ich hab Teddy gefragt, was er da treibt …“
„Du hast sie gestört?“, sagte Ginny. „Du bist ja haargenau wie Ron…“
„… und er meinte, er wäre gekommen, um sie zu verabschieden! Und dann hat er zu mir gesagt, dass ich verschwinden soll. Er knutscht mit ihr!“, fügte James hinzu, als ob er Sorge hätte, sich nicht klar ausgedrückt zu haben.
„Oh, es wäre wunderbar, wenn sie heiraten würden!“, flüsterte Lily entzückt. „Dann würde Teddy wirklich zu unserer Familie gehören.“
„Er kommt ja jetzt schon ungefähr viermal die Woche zum Abendessen“, sagte Harry. „Warum laden wir ihn nicht einfach ein, bei uns zu leben, und lassen es damit gut sein?“
„Jaah!“, sagte James begeistert. „Mir macht es nichts aus, ein Zimmer mit Al zusammen zu haben - Teddy könnte meins kriegen!“
„Nein“, sagte Harry bestimmt, „du und Al werdet euch erst dann ein Zimmer teilen, wenn ich das Haus zum Abriss freigebe.“ Dann blickte er auf seine Uhr. „Es ist fast elf, ihr steigt jetzt besser ein.“
James verpasste seinem Bruder noch einen freundschaftlichen Tritt und eine letzte Neckerei. „Wir sehen uns später, Al. Nimm dich vor den Thestralen in Acht.“
„Ich dachte, die wären unsichtbar? Du hast gesagt, die wären unsichtbar!“ Albus musste erneut gegen das Gefühl von Panik ankämpfen. Thestrale - er konnte nicht noch etwas brauchen, worüber er sich Sorgen machen musste.
Aber James lachte nur, erlaubte seiner Mutter, ihn zu küssen, umarmte flüchtig seinen Vater und sprang dann auf den sich rasch füllenden Zug. Er winkte noch einmal, dann spurtete er den Gang entlang, um nach seinen Freunden zu suchen.
„Vor Thestralen muss man keine Angst haben“, erklärte Harry Albus. „Das sind freundliche Wesen, die sind überhaupt nicht gruselig. Außerdem werdet ihr nicht in den Kutschen zur Schule gefahren, sondern in den Booten.“
Ginny küsste Albus zum Abschied. „Wir sehen uns an Weihnachten.“
„Mach's gut, Al“, sagte Harry, als sein Sohn ihn umarmte. „Vergiss nicht, dass Hagrid dich für nächsten Freitag zum Tee eingeladen hat. Treib dich nicht mit Peeves rum. Kämpf mit keinem, ehe du gelernt hast, wie es geht. Und lass dich von James nicht auf den Arm nehmen.“
All dies waren jedoch nicht die Dinge, die Albus beschäftigten. Nach wie vor hatte er vor allem eine drückende Sorge.
„Was ist, wenn ich ein Slytherin werde?“ Er flüsterte die Worte nur. Zum einen schnürte ihm der Abschiedsschmerz den Hals zu, zum anderen wollte er nicht, dass außer seinem Vater jemand die Frage hörte.
Harry kauerte sich nieder, so dass Albus' Gesicht ein wenig über seinem eigenen war. Albus schaute in die Augen seines Vaters, die seinen eigenen so sehr glichen. Er hatte sich schon oft anhören müssen, dass er das einzige von Harry Potters Kindern war, das seine Augen und die seiner verstorbenen Großmutter Lily geerbt hatte. Dieser Vergleich war ihm zunehmend auf die Nerven gegangen, aber in diesem Moment des Abschieds hatte das Bewusstsein, diese Ähnlichkeit mit seinem Vater zu haben, etwas Beruhigendes.
„Albus Severus“, sagte Harry leise, „du bist nach zwei Schulleitern von Hogwarts benannt. Einer von ihnen war ein Slytherin, und er war wahrscheinlich der mutigste Mann, den ich je kannte.“
„Aber nur mal angenommen…“
„… dann wird das Haus Slytherin einen ausgezeichneten Schüler gewonnen haben, nicht wahr? Es spielt für uns keine Rolle, Al. Aber wenn es dir wichtig ist, dann kannst du dich für Gryffindor und gegen Slytherin entscheiden. Der Sprechende Hut berücksichtigt deine Wahl.“
„Wirklich?“
„Bei mir hat er das auch getan“, sagte Harry.
Das hatte Albus nicht gewusst und es beruhigte in ein Stück weit. Er nahm sich vor, dem Sprechenden Hut zu sagen, dass er auf jeden Fall ein Gryffindor sein wollte. Albus blickte noch einmal um sich und sah die zahlreichen Eltern, die ihren Kindern Abschiedsküsse und letzte Ratschläge und Ermahnungen gaben. Dann sprang er in den Waggon und seine Mutter schloss die Tür hinter ihm. Er bemerkte, dass einige Schüler ganz in seiner Nähe - so wie Rose und er selbst - aus den Fenstern des Zuges lehnten, und dass eine Vielzahl von Gesichtern, im Zug wie auf dem Bahnsteig, offenbar Harry zugewandt war.
„Warum glotzen die alle so?“, wollte Albus wissen, während er und Rose die Hälse reckten, um einen Blick auf die anderen Schüler zu werfen.
„Mach dir darüber keine Gedanken“, sagte Ron. „Es ist wegen mir. Ich bin extrem berühmt.“
Albus, Rose, Hugo und Lily lachten. Albus wusste, dass sein Dad berühmt war, weil er vor Jahren Voldemort besiegt hatte. Und er war es durchaus gewohnt, dass Harry ungewöhnliche Reaktionen bei einigen Hexen und Zauberern hervorrief. Aber er hatte nicht erwartet, dass dies bei seinen zukünftigen Mitschülern und deren Eltern der Fall sein würde.
Albus schaute zurück zu seinen Eltern und zu Lily, die unentwegt winkten. Er winkte zurück bis Gleis neundreiviertel und die Menschenmenge darauf vollständig aus seinem Blick verschwunden waren. Als er seine Eltern nicht mehr sah, musste er einmal schlucken. Aber er fühlte sich jetzt überraschend zuversichtlich und gut. Hogwarts konnte kommen.
„Lass uns zwei Plätze suchen, Albus.“ Rose hatte sich bereits wieder den praktischen Dingen zugewandt und schleppte Albus hinter sich her. Der Zug war so voll mit Schülern, dass die beiden bis ins vorletzte Abteil laufen mussten, ehe sie freie Plätze fanden. Dort saßen bereits zwei Mädchen und ein Junge, die jedoch nichts dagegen hatten, dass Albus und Rose sich zu ihnen gesellten. Offenbar kannten sich die anderen drei Schüler gegenseitig nicht, denn die Fahrt verlief zunächst ohne jegliche Unterhaltung. Auch Rose war ungewöhnlich still. Sie schien ein wenig lesen zu wollen und holte gerade ihre Ausgabe von Geschichte der Zauberei hervor, obwohl sie - da war sich Albus ziemlich sicher - das ganze Buch bereits von vorn bis hinten durchgelesen hatte. Da öffnete sich die Tür des Abteils erneut und ein Junge mit einer außergewöhnlich wilden Frisur und zerrissenen Jeans kam herein.
„Hi Leute, ist der Platz da noch frei?“
Rose nickte und der Junge hievte seinen Koffer auf die Gepäckablage und setzte sich.
„Cool!“ Er blickte seine Mitreisenden kurz an und grinste ein wenig frech aber nicht unfreundlich. „Ich bin Howard, aber alle nennen mich Howie. Geht ihr auch in die erste Klasse? Ihr seht so aus.“
Der große, dunkelhaarige Junge, der am Fenster saß, antwortete zuerst. „Ja, ich gehe auch in die erste Klasse. Das hier ist alles völlig neu und sehr ungewohnt für mich. Ich heiße übrigens Jonathan.“
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Howard, „Hogwarts ist ne ziemlich coole Schule. Ich kenne ein paar Leute, die dort hingehen. Denen gefällt's.“
„Ich denke auch, dass Hogwarts eine gute Ausbildung bietet“, schaltete sich das Mädchen, das gegenüber von Jonathan saß, in die Unterhaltung ein. „Die Schule hat aber definitiv auch ein paar Schwachpunkte. Meine Eltern waren beide in Hogwarts und kennen sich da aus.“
„Ich meine gar nicht so sehr die Schule. Es ist vielmehr so, dass alles neu für mich ist - Zauberstäbe, Zaubertrankkessel, Eulen und Kröten als Haustiere. All das kannte ich bisher nicht. Und deine Eltern waren beide in Hogwarts, sind also richtige Zauberer?“
„Selbstverständlich“, antwortete das angesprochene Mädchen knapp und etwas herablassend, wie Albus fand.
„Dann sind deine Eltern beide Muggel?“, erkundigte sich Howard bei Jonathan.
„Meine Eltern sollen was sein?“
„Muggel“, erklärte nun Rose. „So nennen Hexen und Zauberer die Menschen, die keine magischen Fähigkeiten haben. Meine Großeltern, also die Eltern meiner Mum, sind auch beide Muggel. Das ist also nichts Außergewöhnliches.“
Das etwas pummelige Mädchen mit den lockigen, blonden Haaren, das bisher noch nichts gesagt hatte atmete erleichtert auf. „Da bin ich aber froh. Meine Eltern sind nämlich auch beide, ähm Muggel. Ich hatte schon befürchtet, dass ich die einzige bin, die nicht aus einer Zaubererfamilie stammt. Ich heiße Denise. Freut mich euch kennen zu lernen.“
„Freut mich auch, Denise. Ich heiße Rose.“
„Ich bin Albus.“
Denise kicherte und wurde gleich darauf ein wenig rot im Gesicht. „Entschuldige, aber das ist ein sehr außergewöhnlicher Name.“
„Albus? Albus Potter?“, fragte das Mädchen, das sich bisher noch nicht vorgestellt hatte. Ihre Stimme klang nun kalt und feindselig.
Albus erschrak ein wenig und nickte.
„Albus Potter? Voll cool!“ Howards Reaktion auf den Namen Potter war eine völlig andere. „Wenn meine Mum das erfährt, flippt sie aus. Sie ist ein Fan von deinem Dad musst du wissen. Echt abgefahren.“
Während Denise und Jonathan verständnislos dreinschauten, konnte sich Rose ein Grinsen nicht verkneifen. Das andere Mädchen stand dagegen auf und verließ das Abteil. „Ihr entschuldigt mich. Ich brauche etwas frische Luft.“
„Die ist aber komisch drauf.“ Howard starrte Albus noch immer begeistert an.
„Da haben wir wohl eine Kandidatin für Slytherin.“ Auch Rose's Stimme klang nicht gerade freundlich, als sie dies sagte.
„Slither Inn?“
„Slytherin“, half Albus und genoss das Gefühl, mehr über Hogwarts zu wissen als Jonathan und Denise. Üblicherweise war die Situation umgekehrt und er selbst dürstete nach Erklärungen und Berichten über die Zaubererschule. „Das ist eines der vier Häuser von Hogwarts. Die anderen drei sind Ravenclaw, Hufflepuff und Gryffindor. Jeder Schüler wird durch den Sprechenden Hut einem Haus zugeteilt.“
„Und Slytherin ist das mieseste der Häuser, sagt meine Mum.“ Howard verzog das Gesicht zu einer wilden Grimasse. „Wenn ich dorthin komm, verlasse ich die Schule sofort wieder.“
„Was ist so schlimm an Slytherin?“ Denise war die Sorge anzusehen dorthin zu müssen, so dass Rose sich bemühte, sie wieder etwas zu beruhigen.
„Nun, Slytherin hat einige böse Zauberer hervorgebracht, sicherlich mehr als die anderen Häuser. Aber das bedeutet nicht, dass jeder, der nach Slytherin kommt böse ist oder wird.“
„In welchen Häusern waren eure Eltern?“, wollte Denise von Albus und Rose wissen.
„Gryffindor!“ Die Antwort kam von beiden gleichzeitig und Stolz schwang in beiden Stimmen mit.
„Ich glaube, dann will ich auch nach Gryffindor.“ Denise blickte nun wieder etwas zuversichtlicher drein. „Ihr kommt also alle aus richtigen Zaubererfamilien. Das ist echt unglaublich. Ihr wisst über alles Bescheid und könnt bestimmt schon toll zaubern. Ich beneide euch wirklich.“
„Ich komme nicht wirklich aus einer Zaubererfamilie“, begann Howard zu erzählen. Meine Mum ist eine Hexe, aber mein Dad ist ein Muggel. Wir wohnen in einem kleinen Ort in Wales, in dem größtenteils Muggel wohnen. Meine Freunde sind eigentlich alle Muggel, aber es gibt dort schon auch ein paar Zauberer, die ich kenne.“
„Und zaubern können wir alle noch nicht“, ergänzte Rose. „Dürfen wir auch gar nicht bevor wir nach Hogwarts gehen und selbst dann ist es nur in der Schule gestattet. Also Albus und ich haben auch erst letzte Woche unsere Zauberstäbe bekommen.“
Die Unterhaltung der fünf Erstklässler wurde unterbrochen, als lautes Geklirre und Geklapper vom Gang des Zuges zu hören war, und kurz darauf eine ältere Frau mit Grübchen in den Wangen die Tür des Abteils öffnete.
„Eine Kleinigkeit vom Wagen gefällig, ihr Lieben? Ich habe Getränke, Süßigkeiten und einiges mehr.“
„Cool!“ Das schien eindeutig Howards Lieblingswort zu sein. „Ich nehme eine große Packung Feuerdrachen und Bubbels Besten Blaskaugummi.“
„Mit Feuerdrachen kann ich leider nicht dienen, mein Junge. Aber wie wär's stattdessen mit einer Schachtel Schokofrösche?“
Howard nahm die Schokofrösche und auch die anderen deckten sich großzügig mit Reiseproviant ein. Vor allem Jonathan und Denise, die weder Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen noch Lakritz-Zauberstäbe, Kürbispasteten oder Nessellimonade kannten, waren überaus begeistert und kauften von allem etwas, wobei sie einige Schwierigkeiten hatten mit dem unbekannten Zauberergeld zurecht zu kommen.
„So etwas habe ich wirklich noch nie gegessen“, meinte Jonathan und nahm einen weiteren großen Bissen von seiner Kürbispastete. „Schmeckt aber gut.“
Sie unterhielten sich kauend und schmatzend weiter und insbesondere die Bohnen jeder Geschmacksrichtung brachten ihnen eine Menge Spaß. Die drei Zaubererkinder hatten Jonathan und Denise in die Falle tappen lassen und sie nicht gewarnt, dass man wirklich mit allen Geschmacksrichtungen rechnen musste. Während Denise mit Olivengeschmack noch Glück hatte, erwischte Jonathan Leber. Seine Reaktion darauf löste großes Gelächter bei den anderen aus und sie probierten nun mit Spannung eine Bohne nach der anderen. Schließlich blieben noch die Schokofrösche übrig, die außergewöhnlich lebensecht aussahen, so dass sich Denise kaum traute in einen hinein zu beißen.
„Schaut hier“, erklärte Rose den beiden, die noch nie ihrem Leben Schokofrösche gesehen hatten. „In den Schokofröschen sind Bildkarten von berühmten Hexen und Zauberern zum Sammeln. Und auf der Rückseite der Karte findet ihr ein paar Informationen zu der jeweiligen Persönlichkeit.“
„Ich habe Gunhilda von Gorsemoor“, sagte Denise sobald sie ihren Frosch hinuntergeschluckt hatte und begann sogleich die Rückseite der Karte vorzulesen. „Gunhilda von Gorsemoor (Heilerin, 1556 bis 1639). War eine unermüdliche und sehr begabte Heilerin, die sowohl für ihre Strebsamkeit als auch für ihre ausgeprägte Hilfsbereitschaft bekannt war. Sie entwickelte mehrere Methoden zur Bekämpfung magischer Krankheiten, von denen die berühmteste ihr Verfahren zur Heilung von Drachenpocken ist, welches bis heute erfolgreich angewendet wird.“
Als Denise ihre Sammelkarte umdrehte, traute sie kaum ihren Augen. „Sie ist weg“, stellte sie verblüfft fest. „Gunhilda ist verschwunden.“
Howard lachte. „Bilder und Photos in der Zauberwelt sind anders als gewöhnliche Muggelbilder. Die Personen darauf bewegen sich und können auch verschwinden. Gunhilda wird aber mit Sicherheit zurückkommen, keine Angst.“
„Das ist echt krass“, erwiderte Denise ganz aufgeregt. „Ich fange sofort an zu sammeln. Dann lerne ich auch gleich etwas über die magische Welt.“
„Eigentlich sind Schokofrosch-Karten aber ziemlich out. Ich sammle Power-Monster-Karten. Die sind echt cool. Die gibt es in jeder Packung Feuerdrachen. Und die sind auch …“
„… echt cool“, ergänzte Albus. Die anderen lachten, während Howard verdutzt dreinschaute, ohne sich jedoch aus dem Konzept bringen zu lassen.
„Ja, genau. Die speien Feuer, wenn man die Packung aufreißt. Die berühmten Hexen und Zauberer sammelt jedenfalls niemand mehr.“
„Ich schon“, erwiderte Albus, „und ich kenne noch ein paar andere, die ebenfalls sammeln. Ich hab Celestina Warbeck bekommen. Die hab ich aber schon mindestens dreimal. Du kannst sie für deine Sammlung haben, Denise.“
„Danke. Ich lese gleich mal, wer Celestina war … oh ist. Sie lebt ja noch.“
Die fünf aßen weiter Schokofrösche und Denise bekam von allen die Bildkarten, so dass sie ihre Sammlung gleich gewaltig ausbauen konnte. So besaß sie schon bald Balfour Blane, Leopoldina Smethwyck, Newt Scamander, Circe, Merlin und noch einige andere. Eine Sammelkarte ließ Rose jedoch unauffällig verschwinden, wie Albus bemerkte. Er warf einen kurzen Blick darauf und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als er das Bild von Onkel Ron erkannte.
„Das ist ja echt peinlich“, flüsterte Rose ihm zu.
Albus empfand das immer ähnlich, wenn er eine Sammelkarte mit dem Bild seines Dad sah. Aber er fragte sich doch, ob man den eigenen Eltern damit nicht unrecht tat. Schließlich waren Harry, Ron und Hermine ja nicht zufällig in die Sammelreihe aufgenommen worden, sondern weil sie den mächtigsten schwarzen Magier aller Zeiten besiegt hatten.
Jonathan, der den letzten der Schokofrösche aß, sagte plötzlich überrascht: „Der hier heißt ja wie du, Albus.“
„Oh, du hast Dumbledore.“ Albus wusste sofort Bescheid und lächelte. „Eigentlich heiße ich eher wie er. Meine Eltern haben mich nach ihm benannt. Mein Dad sagt, Dumbledore war einer der größte Zauberer, die es je gab.“
„Er war Schulleiter in Hogwarts als unsere Eltern dort zur Schule gingen“, ergänzte Rose, „aber du kannst ja mal vorlesen, Jonathan.“
„OK. Albus Dumbledore - gilt bei vielen als der größte Zauberer der jüngeren Geschichte. Dumbledore war lange Jahre Schulleiter von Hogwarts, Großmeister des Zaubergamot und Vorstand der internationalen Zauberervereinigung. Sein Ruhm beruht vor allem auf seinem Sieg über den schwarzen Magier Grindelwald, auf der Entdeckung der sechs Anwendungen für Drachenmilch und auf seinem Werk über Alchemie, verfasst zusammen mit seinem Partner Nicolas Flamel. Seine letzten Jahre widmete Dumbledore vor allem dem Kampf gegen den dunklen Zauberer Voldemort, an dessen Vernichtung er erheblichen Anteil hatte.“
„Scheint ja ein echt cooler Typ gewesen zu sein, dieser Dumbledore“, sagte Howard bewundernd. „Hat wohl die ganzen bösen Zauberer zur Strecke gebracht.“
„Davon scheint es ja schon einige zu geben“, meinte Denise und klang nun wieder ein wenig beunruhigt.
„Nun, es gibt sicher immer böse Menschen“, erwiderte Rose, „ob es nun Muggel oder Zauberer sind. Aber einen wie Grindelwald oder gar Voldemort haben wir derzeit zum Glück nicht.“
Albus musste an die Worte seines Vaters denken, die er und Rose vor einigen Tagen erlauscht hatten. Sein Dad schätzte die Lage als ziemlich friedlich ein, auch wenn es möglicherweise wieder den ein oder anderen Zauberer gab, der sich mit schwarzer Magie beschäftigte. Aber, dachte Albus für sich, irgendwann würde es wohl wieder einen wie Grindelwald oder Voldemort geben. Man konnte nur hoffen, dass sich dann auch erneut ein Zauberer wie Dumbledore finden würde.
Die fünf Erstklässler unterhielten sich noch einige Zeit angeregt weiter, während sich draußen die Landschaft, die am Fenster des Zuges vorbei flog, veränderte und zunehmend wilder wurde. Statt der ordentlich angelegten Felder und Wiesen, waren mehr und mehr dichte Wälder, verschlungene Flüsse und dunkelgrüne Hügel zu sehen. Das unsympathische dunkelhaarige Mädchen mit den langen, geflochtenen Zöpfen, das nur kurz an die frische Luft hatte gehen wollen, kam erst nach einigen Stunden wieder zurück in das Abteil, als Rose endlich aufmerksam das Buch Geschichte der Zauberei studierte, während die anderen abwechselnd dösten und aus dem Fenster schauten.
Auch Albus hatte gerade geschlafen, als eine laute Stimme durch den Zug hallte: „In fünf Minuten erreichen wir Hogwarts. Bitte lassen Sie ihr Gepäck und ihre Eulen und anderen Tiere im Zug. Es wird alles für Sie zur Schule gebracht.“
Albus war augenblicklich hellwach und nun doch wieder ein wenig nervös.
„Ihr solltet eure Umhänge anziehen. Wir sind gleich da“, ermahnte Rose ihre Mitreisenden, die noch immer Muggelkleidung trugen. Sie und das dunkelhaarige Mädchen waren die einzigen, die bereits angemessen für Hogwarts gekleidet waren.
Kurz darauf bremste der Zug und kam zum Stillstand. Die große Schar von Schüler drängelte sich auf durch den Gang des Zuges hinaus auf den kleinen Bahnsteig, der bereits in der Dunkelheit lag. Abends war es hier bereits empfindlich kalt. Am Ende des Bahnsteigs erspähte Albus den Lichtschein einer Laterne und von dort war wenige Augenblicke später eine vertraute Stimme zu hören.
„Erstklässler! Erstklässler hier rüber! Die andern Schüler gehn bitte direkt zu den Kutschen, ihr kennt ja den Weg. Erstklässler zu mir!“
Es war Hagrid, der die neuen Schüler in Empfang nahm und Albus war froh, gleich zu Beginn ein bekanntes Gesicht zu sehen. Als Hagrid ihn und Rose erblickte ging ein Strahlen über sein bärtiges Gesicht und er winkte ihnen zu.
„Auf geht's. Sind alle Erstklässler da? Dann mir nach. Und passt auf, wo ihr hintretet.“
Die Schüler, die Hagrid das erste Mal sahen, waren von dessen riesiger Gestalt ganz offenbar beeindruckt und starrten ihn ehrfürchtig an. Sie folgten ihm einen steilen, dunklen Pfad hinunter, was in der Dunkelheit, die sie umgab, gar nicht so einfach war, so dass viele Schüler nur rutschend und stolpernd vorankamen. Kaum jemand sprach ein Wort. Als der enge Pfad jedoch zu Ende war und sie am Ufer eines großen schwarzen Sees standen, gab es plötzlich von allen Seiten begeisterte Ausrufe. Drüben auf der anderen Seite des Sees, auf der Spitze eines hohen Berges, die Fenster funkelnd in der rabenschwarzen Nacht, thronte ein gewaltiges Schloss mit zahlreichen Zinnen und Türmen.
„Das ist Hogwarts“, rief Hagrid den Erstklässlern zu. „Beeindruckend, nicht wahr?“
Die meisten Schüler nickten zustimmend und Albus konnte Howards Stimme aus dem Pulk heraushören. „Voll cool!“
„Wir nehmen die Boote da vorn“, rief Hagrid und deutete in Richtung Ufer. „Aber nicht mehr als vier in einem Boot.“
Albus, Rose und Denise sprangen zu einem Mädchen, das sie nicht kannten, in eines der Boote.
„Alle drin?“, rief Hagrid, der ein Boot für sich allein hatte. „Na dann - Vorwärts!“
Die kleinen Boote setzten sich gleichzeitig in Bewegung und glitten über den dunklen See. Alle schwiegen und die meisten starrten noch immer beeindruckt hinauf zu dem großen Schloss. Albus wurde bewusst, dass dies für die nächsten Jahre eine Art zweites zuhause für ihn und die anderen sein würde. Noch immer war er nervös und hatte ein wenig Angst vor dem was auf ihn zukommen würde. Aber die Tatsache, dass Rose bei ihm war, dass er bereits einige nette Mitschüler kennen gelernt hatte und die Anwesenheit Hagrids verliehen ihm eine gewisse Sicherheit und Optimismus. Langsam fühlte er das, was er eigentlich in den vergangenen Monaten immer gefühlt hatte, wenn er an Hogwarts gedacht hatte - nämlich unbändige Vorfreude.
„Vorsicht! Köpfe runter!“, rief Hagrid, als die ersten Boote den Felsen erreichten, auf dem das Schloss gebaut war. Sie duckten sich und die kleinen Boote fuhren durch einen Vorhang aus Efeu hindurch, welcher sich unmittelbar vor dem Felsen auftat. Sie glitten durch einen dunklen Tunnel, der offenbar direkt unter das Schloss führte, bis sie eine Art unterirdischen Hafen erreichten und aus den Booten kletterten. Wieder folgten sie Hagrids Lampe, die die einzige Lichtquelle darstellte. Dieses Mal marschierten sie einen langen Felsgang nach oben und kamen schließlich auf einer weichen, feuchten Wiese im Schatten des Schlosses heraus. Sie gingen nun eine große Steintreppe hoch und versammelten sich vor dem riesigen Eichentor des Schlosses.
„Alle da?“, vergewisserte sich Hagrid. Dann hob er seine gewaltige Faust und klopfte dreimal an das Schlosstor, welches sich sogleich öffnete. Vor ihnen stand eine große Hexe mit schwarzen Haaren, die von wenigen grauen Strähnen durchzogen waren, und einem dunkelblauen Umhang, auf den silberne Sterne gestickt waren. „Ich bringe Ihnen die Erstklässler, Professor Sinistra“, sagte Hagrid fröhlich.
„Danke, Hagrid. Ich werde sie hinein begleiten. Wir sehen uns gleich in der Großen Halle.“ Mit Hilfe ihres Zauberstabs zog Professor Sinistra die beiden Torflügel weit auf, so dass alle Erstklässler bequem durch das Tor in die große Eingangshalle gehen konnten. Die Halle wurde durch Fackeln an den Wänden beleuchtet und die Decke war so hoch, dass Albus sie nicht erkennen konnte. Am anderen Ende der Halle führte eine gewaltige Marmortreppe in die oberen Stockwerke, aber Professor Sinistra brachte die Erstklässler in eine kleine, leere Kammer neben der Eingangshalle. Dann musterte sie die neuen Schüler kurz, ehe der Anflug eines Lächelns ihre Lippen umspielte.
„Willkommen in Hogwarts“, sagte Professor Sinistra in einem feierlichen Ton. „Das Bankett zur Eröffnung des Schuljahrs beginnt in Kürze, doch bevor ihr eure Plätze in der Großen Halle einnehmen könnt, findet zuerst die Einteilung in die vier Häuser der Schule statt. Dies ist eine äußerst wichtige Zeremonie für alle Erstklässler, denn ihr werdet für eure ganze Schulzeit diesem einen Haus angehören. Es ist gewissermaßen eure Familie in Hogwarts.
Die vier Häuser heißen Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Jedes Haus hat seine eigene ruhmreiche Geschichte und jedes hat bedeutende Hexen und Zauberer hervorgebracht und jedes Haus bietet euch die Gelegenheit gemäß eurer Talente eine erstklassige Ausbildung zu erwerben. Während eurer Zeit in Hogwarts sammelt ihr mit euren Leistungen Punkte für das Haus, dem ihr angehört. Verletzt ihr die Regeln, werden eurem Haus Punkte abgezogen. Am Ende des Jahres erhält das Haus mit den meisten Punkten den Hauspokal, eine große Auszeichnung, deren Gewinn euch Ansporn sein sollte. Ich hoffe, jeder von euch erweist sich dem Haus, welchem er oder sie zugeteilt wird, als würdig.
Die Einführungsfeier, an der auch die anderen Schüler teilnehmen, beginnt gleich. Ich gehe kurz nachschauen und komme zurück um euch zu holen, sobald alles vorbereitet ist. Bitte bewahrt solange angemessene Ruhe.“
Sie verließ die Kammer und ließ überwiegend nervöse und angespannte Erstklässler zurück. Einige der Schüler aus Muggelfamilien unterhielten sich leise und spekulierten darüber, wie die Einteilung in die Häuser wohl aussehen würde. Albus hatte keine Lust, es ihnen zu erklären. Jetzt würde das kommen, wovor er am meisten Angst hatte. Er versuchte sich Mut zu machen. Wenn er in wenigen Minuten am Tisch bei den anderen Gryffindors sitzen würde, dann würde alles andere auch gut werden - wenn…
In solche Gedanken versunken bemerkte Albus plötzlich, dass eine Gruppe Schüler ihn unverhohlen anstarrte. Unter ihnen war das Mädchen, das ihm bereits im Zug mit einer gewissen Feindseligkeit begegnet war sowie der blonde Malfoy-Junge, den er in London am Bahnsteig gesehen hatte. Aber es war keiner der beiden, sondern ein eher unscheinbarer braunhaariger Junge mit Brille, der auf Albus zukam und sich vor ihm aufbaute.
„Du bist also Potter?“ Es war eher eine abschätzige Feststellung als eine Frage. „Dann werden wir wohl nicht im gleichen Haus landen.“
Das Mädchen aus dem Zugabteil grinste höhnisch und ein paar, die um sie herum standen, taten es ihr gleich. Albus fühlte sich überrumpelt. Er wusste nicht, wie er diese Situation einordnen und darauf reagieren sollte. Die anderen Schüler hatten jegliche Unterhaltung eingestellt und alle Augen waren auf Albus und diesen Jungen gerichtet, den er nicht kannte. Albus blickte zu Rose, die aber schwieg und ihn lediglich aufmunternd anschaute.
„Nein, wohl nicht. Und ich denke, das ist ganz in meinem Sinn.“ Albus' Erwiderung klang mutiger als er sich fühlte, aber er realisierte, dass einige der anderen Schüler ihm bewundernde Blicke zuwarfen.
„Nichtsdestotrotz möchte ich mich vorstellen. Damit du weißt, mit wem du es zu tun hast. Mein Name ist Cameron, Vance Cameron. Solltest du dir merken, Potter.“
„Meinen Namen kennst du ja bereits, Cameron“, hörte sich Albus sagen. Aber Vance Cameron grinste lediglich noch einmal höhnisch, drehte sich dann um und ging zu seinen Freunden zurück.
„Gut gemacht“, flüsterte Rose Albus zu, der sich allerdings gar nicht gut fühlte.
„Was sollte das?“
„Weiß ich auch nicht genau.“ Rose zuckte leicht mit den Schultern. „Aber ein paar Leute hier mögen dich wohl nicht besonders.“
„Die kennen mich doch überhaupt nicht.“
Als Rose etwas erwidern wollte kehrte Professor Sinistra zurück und Albus verdrängte augenblicklich den Gedanken an Vance Cameron. Gleich würde die Einteilung stattfinden und darauf kam es jetzt an.
„Die Einführungsfeier beginnt nun. Stellt euch in einer Reihe auf und folgt mir“, wies Professor Sinistra die Erstklässler an.
Hintereinander marschierten sie nun hinter Professor Sinistra zurück durch die Eingangshalle auf eine große Doppeltür zu, die offenbar in die Große Halle führte, in der die Zeremonie stattfinden würde. Von dort hörte Albus bereits zahlreiche Stimmen, die durcheinander sprachen und großen Lärm machten. Dort hatte sich wohl die ganze Schule versammelt und wartete auf den Einzug der neuen Schüler. Aber deutlicher noch als den Lärm der älteren Schüler hörte Albus seinen Herzschlag, der lauter und schneller wurde.


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