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Fanfiction

Albus Potter und das Auge Slytherins - Schuleinkäufe

von Lancelot

Kapitel 3: Schuleinkäufe

Ginny zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus ihrer Tasche, als sie plötzlich angerempelt wurde. Sie warf dem älteren Zauberer, der davon scheinbar nichts mitbekommen hatte, einen bösen Blick zu, musste aber augenblicklich die nächste Attacke einstecken. Dieses Mal von einer jungen Hexe, die in der einen Hand drei Tüten und in der anderen Hand ihren Besen sowie einen leeren Eulenkäfig trug.
„Tschuldigung“, brachte sie angestrengt heraus und ließ den Käfig fallen, „bin etwas überladen“.
„Kein Problem“, antwortete Ginny leicht resignierend, hob den Käfig auf und drückte ihn der jungen Frau wieder in die Hand. Diese bedankte sich freundlich und stolperte weiter in die Richtung, aus der Ginny und Albus gekommen waren.
„Nie wieder an einem Samstag in die Winkelgasse“, grummelte Ginny und warf nun endlich einen Blick auf das Blatt Papier, das sie inzwischen auseinander gefaltet hatte.
„Das ist die Liste mit den Büchern und Gegenständen, die Du für das erste Schuljahr benötigst, Al“, informierte sie ihren Sohn, während sie das Papier überflog.
„Ah, hier. Beginnen wir mit dem Zaubertrankkessel. Das passende Geschäft ist gleich hier am Anfang der Winkelgasse.“
Zielstrebig betrat Ginny Reuben Richters Kesselladen - hochqualitative Zaubertrankkessel und magische Gefäße aus eigener Produktion wie ein großes Schild über dem Eingang versprach. Im Innern des Geschäfts war ähnlich viel Betrieb wie draußen auf der Straße. Mehrere Verkäufer, die alle eine grün-purpurne Uniform trugen, berieten die Kunden des Ladens und klärten sie ausführlich über Beschaffenheit und Funktionen der unterschiedlichen Zaubertrankkessel auf. Und Kessel gab es wahrlich in allen Größen und Ausführungen. Zu seiner Linken sah Albus riesige Exemplare aus reinem Eisen, rechts standen Kupferkessel in den unterschiedlichsten Größen und ein Stück weiter vorn gab es Kessel, die - wie ein Plakat anpries - aus einer geheimen Legierung bestanden, die deutlich bessere Ergebnisse garantierte als die üblichen Materialien. Eine Treppe führte in das Obergeschoss, wo es - wie Albus einem Schild mit goldenen Buchstaben entnehmen konnte - exquisite Zaubertrankkessel sowie Sonderanfertigungen gab.
„Wir brauchen einen aus Zinn, Standardgröße 2“, riss Ginny Albus aus seinen Beobachtungen und schleppte ihn weiter in das Geschäft hinein. In der Abteilung für Schul- und Ausbildungskessel wurde Ginny schnell fündig, ohne einen der emsigen aber beschäftigten Verkäufer bemühen zu müssen.
„Der ist aber ziemlich klein“, wandte Albus ein, ohne freilich seine Mutter auf diese Weise beeindrucken zu können.
„Diese Art Kessel ist von Hogwarts vorgeschrieben. Und die Größe ist vollkommen ausreichend, glaub mir.“
„Aber da gibt's noch andere. Die sind genauso groß, aber besser.“ Eigentlich interessierte sich Albus nicht allzu sehr für Zaubertrankkessel, aber zum einen wollte er sich nicht so schnell geschlagen geben und zum anderen wollte er in der Schule die besten Voraussetzungen haben. Nicht dass seine Zaubertränke am Ende schlechter waren als die der anderen Schüler.
Also zeigte er seiner Mutter ein Regal mit Kesseln, die ebenfalls für den Schulgebrauch gedacht waren. Eine gut aussehende, blonde Verkäuferin erklärte gerade einem Vater und seiner Tochter, dass diese Kessel ebenfalls aus Zinn seien und somit den Vorschriften von Hogwarts entsprächen. Allerdings sei ein klein wenig von einem magischen Metall aus den westlichen Anden beigemischt und der Kessel sei in einem besonders aufwendigen alchemistischen Verfahren hergestellt, so dass der schulische Erfolg geradezu garantiert sei.
Dies schien nun auch Albus ein wenig dick aufgetragen zu sein. Und Ginny reagierte wie erwartet.
„Das ist doch fauler Zauber“, raunte sie Albus nicht übermäßig leise zu. „Damit will Reuben Richter nur Geld verdienen. So ein Kessel kostet das Doppelte und bringt nichts.“
Und als sie sich ein wenig weiter von der Verkäuferin und ihren Kunden entfernt hatten, fügte Ginny hinzu: „Hoffe lieber, dass Du einen guten und verständnisvollen Lehrer für Zaubertränke bekommst, Albus Severus. Das ist viel wichtiger als so ein überteuerter Kessel.“
Albus war irritiert. Seine Mum nannte ihn Albus oder - seiner Meinung nach - zu häufig Al, aber mit seinen beiden Vornamen redete sie ihn eigentlich nie an. Albus hatte den Verdacht, dass sie gerade einen Scherz auf seine Kosten gemacht hatte, den er allerdings nicht verstand. Er überlegte kurz, seine Mutter danach zu fragen. Ginny war jedoch bereits an der Kasse und bezahlte die zwei Galleonen und zwölf Sickel für den Zinnkessel, so dass Albus beschloss, seine Frage zumindest vorerst zurück zu stellen.
Als nächstes gingen Ginny und Albus in die Apotheke, die sich direkt gegenüber von Reuben Richters Kesselladen befand. Dort erstanden sie einige grundlegende Zaubertrankzutaten sowie einen kompletten Satz Glasphiolen und eine Waage - alles unerlässliche Ausrüstungsgegenstände für das Erlernen der Kunst des Brauens von Zaubertränken.
„Jetzt besorgen wir Deine Bücher, Albus“, setzte Ginny die Einkaufstour zielstrebig fort. Sie schien die Sache nun möglichst schnell hinter sich bringen zu wollen. Wäre es nach Albus gegangen, hätten sie sich viel mehr Zeit lassen können. Er fand die Geschäfte und das ganze Treiben in der Winkelgasse ausgesprochen spannend. Der größte Andrang herrschte vor dem Sportgeschäft Qualität für Quidditch, wo sich vor dem Schaufenster eine große Traube aus jungen aber auch einigen älteren Zauberern gebildet hatte, so dass Albus nicht erkennen konnte, was dort Interessantes angeboten wurde.
Albus hätte sich auch gerne die verschiedenen Eulen in Eeylops Eulenkaufhaus angeschaut, obwohl er natürlich keine Eule benötigte. Voll Zuneigung dachte er an seinen treuen Waldkauz Pete, der zu Hause in Godrics Hollow auf ihn wartete. Aber Albus' Mum war nicht aufzuhalten und hielt lediglich vor dem Schreibwarengeschäft kurz inne, um zu überlegen ob man von dort etwas bräuchte.
„Eine Schreibfeder hast Du bereits und Tinte und Pergament haben wir mehr als genug daheim“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Albus. „Aber hier“ - und nun wandte sich Ginny an Albus - „ist Flourish und Blotts, die Zauberbuchhandlung. Hier werden wir alle Bücher finden, die auf Deiner Buchliste stehen.“
Mit diesen Worten gab sie Albus die Ausrüstungsliste von Hogwarts und machte sich in der Buchhandlung sogleich auf die Suche nach dem ersten der aufgeführten Werke. Albus war fasziniert von Flourish und Blotts. Über zwei Stockwerke hinweg stapelten sich die unterschiedlichsten Bücher, die man sich vorstellen konnte, in riesigen Regalen bis zur Decke. Wahllos zog Albus ein kleines Buch in einem dunkelgrünen Einband aus einem der Regale - Von Bombay nach Kalkutta. Ein magischer Reiseführer - und blätterte ein wenig darin herum. Er entdeckte die Fotographie eines Fakirs, der auf seinem Nagelbrett saß und Albus freundlich zuwinkte. Des Weiteren wurde eine alte indische Tempelanlage beschrieben und erklärt, und die Autorin, eine gewisse Yamuna Jackson, hatte mehrere landestypische Kochrezepte beigefügt.
Albus stellte das Buch wieder zurück und konzentrierte sich nun auf seine Bücherliste für die Schule:
Lehrbuch der Zaubersprüche Band 1 von Miranda Habicht
Geschichte der Zauberei von Bathilda Bagshot (ergänzt und überarbeitet von John Wilbur Winterton)
Theorie der Magie von Adalbert Schwafel
Verwandlungen für Anfänger von Emeric Wendel
Grundlagen der Kräuterkunde von Pomona Sprout
Zaubertränke und Zauberbräue von Arsenius Bunsen
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind von Newt Scamander
Dunkle Kräfte: Ein Kurs zur Selbstverteidigung von Quirin Sumo

Einige der Titel hörten sich äußerst spannend an und Albus konnte es kaum erwarten, darin zu schmökern, auch wenn sich die Erzählungen von James über dessen Schulbücher zumeist nicht allzu positiv anhörten. Aber zuerst einmal musste er die Bücher finden, und als er sich umblickte wurde ihm klar, dass er inzwischen auch seine Mutter aus den Augen verloren hatte. Da sich Ginny sicherlich auf die Suche nach den Büchern gemacht hatte, beschloss Albus als erstes einmal, seine Mum zu suchen, und quetschte sich zwischen mehreren Kunden des hoffnungslos überfüllten Buchladens hindurch. Im hinteren Teil von Flourish und Blotts war der Andrang etwas geringer und nach einigen Minuten hatte Albus seine Mutter ausfindig gemacht. Ginny hatte bereits mehrere Bücher unter ihren Arm geklemmt und unterhielt sich angeregt mit einer Hexe, die in etwa in ihrem Alter sein durfte.
„Ich hätte Dich wirklich nicht erkannt, Susan“, meinte Ginny gerade, als Albus in Hörweite des Gesprächs kam.
„Bei Dir ist es wahrscheinlich einfacher“, antwortete die Hexe, die von Ginny mit Susan angesprochen worden war. „Die langen roten Haare - und Dein Gesicht hat sich auch kaum verändert. Außerdem bist Du natürlich eine Berühmtheit.“
„Ich weiß“, erwiderte Ginny mit einem gequälten Lächeln, „die Frau von Harry Potter. Aber das große Aufsehen hat in den letzten Jahren zum Glück etwas nachgelassen“.
„Ist das Dein Albus?“, fragte Susan, als sie den Jungen bemerkt hatte, der sich neben Ginny stellte. Offenbar war er bereits Thema des Gesprächs gewesen.
„Ja, das ist er - mein jüngerer Sohn.“ Dann wandte sich Ginny an Albus und deutete auf ihre Gesprächspartnerin: „Und das ist Mrs. Bones, Susan Bones.“
„Ledgerwood“, korrigierte Susan Albus' Mutter, „ich heiße jetzt Ledgerwood. Freut mich, Dich kennen zu lernen, Albus.“
„Natürlich.“ Ginny blickte Susan ein wenig verlegen an. „Du bist verheiratet. Für einen Moment habe ich mich wohl ein wenig in der Vergangenheit verloren.“
„Macht ja nichts. Aber ja…“, begann Susan nun zu erzählen, „ich bin schon lange verheiratet. Mit Mark Ledgerwood, einem Muggel. Ich hatte seit meiner Hochzeit nur noch wenig Kontakt mit der magischen Welt. Wir, das heißt Mark, meine Tochter Amelia und mein Sohn Edgar, leben in einem kleinen Muggeldorf und sind dort sehr glücklich. Aber nun hat Amelia ihren Brief von Hogwarts erhalten und ich möchte ihr natürlich nicht die Chance vorenthalten, sich zu einer voll qualifizierten Hexe ausbilden zu lassen.“
„Vermisst Du den Umgang mit anderen Hexen oder Zauberern gar nicht. Für mich ist wäre ein Leben unter Muggeln nicht vorstellbar.“
„Sicher vermisse ich das ein oder andere. Und es ist auch schön, heute seit langem wieder einmal in der Winkelgasse Einkäufe zu machen. Aber wie Du weißt, hat meine Familie in der magischen Welt viel mitgemacht. Meine Eltern haben nie wirklich verkraftet was meinem Onkel und seiner Familie und meiner Tante widerfahren ist und sich fast komplett von der Außenwelt abgekapselt. Und auch für mich selbst war es unglaublich schwer. Da hat mir der Abstand, den mir die Muggelwelt geboten hat, sehr geholfen.“
Ginnys Gesichtszüge waren plötzlich hart geworden. Albus konnte sich nicht erinnern, seine Mutter jemals so gesehen zu haben.
„Verzeih, Susan. Meine Frage war unsensibel.“
„Das ist kein Problem. Harrys Familie und Deine Familie haben auch gelitten, genauso wie viele andere. Und die wenigsten sind in die Muggelwelt geflohen. Für mich war es jedoch ein guter Weg. Allerdings ist das alles inzwischen natürlich lange her. Manchmal kommt mir das, was damals geschehen ist, nur noch wie ein Traum vor.“
„Du hast deine Kinder nach ihnen benannt.“
„Nun, ich habe einiges verdrängt. Aber ich wollte die Vergangenheit nie vergessen. Und ich bin nach wie vor stolz auf Onkel Edgar und Tante Amelia. Sie haben das richtige getan. - Da kommt ja meine Tochter Amelia.“
Mrs. Ledgerwoods Blick war auf ein braunhaariges Mädchen gerichtet, das zwei Bücher in den Händen trug und über das ganze Gesicht strahlte.
„Ich habe die Bücher von Wendel und Sprout gefunden, Mum. Ich glaube wir haben jetzt alles.“
Mrs. Ledgerwood machte ihre Tochter mit Ginny und Albus bekannt und schlug vor, dass die beiden Kinder gemeinsam die Bücher besorgen sollten, die Albus noch fehlten. Offenbar wollten sich die beiden Frauen gerne noch ein wenig länger unterhalten.
„Holen wir zuerst das Geschichtsbuch. Das ist, glaube ich, ganz am anderen Ende des Ladens. Und auf dem Rückweg nehmen wir dann Verwandlungen für Anfänger mit. Davon habe ich ja gerade ein Exemplar für mich selbst gebracht.“ Amelia schien Freude daran zu haben, Albus bei der Büchersuche zu helfen.
„Albus ist ein komischer Name. Den habe ich ja noch nie gehört“, sagte Amelia, fügte aber schnell hinzu: „Ist aber cool, der Name!“.
Albus war verwundert. Sein Name war zwar außergewöhnlich und er hatte gerade gehört, dass Amelia und ihre Familie in einem Muggeldorf lebten, aber jeder kannte doch den Namen Albus Dumbledore.
„Dumbledore? Nein, nie gehört“, erwiderte Amelia, als Albus sie auf seinen berühmten Namenspatron ansprach. „Leider weiß ich so gut wie nichts über die Zauberwelt. Erst als die Eule mir den Brief von Hogwarts brachte, habe ich erfahren, dass Mum und ich Hexen sind. Mein Dad ist ein Muggel, aber Mum hat mir inzwischen einiges über die magische Welt erzählt, vor allem über Hogwarts. Sie war wie die meisten aus meiner Familie in Hufflepuff, aber es gab auch einige Gryffindors und ein paar Ravenclaws unter meinen Zauberervorfahren.“
„Meine Eltern waren beide in Gryffindor. Ich denke, alle aus meiner Familie, die ich kenne, waren in Gryffindor.“ Albus genoss es, sich über Hogwarts zu unterhalten, vor allem mit jemandem, der anders als sein großer Bruder James weniger über die Schule wusste als er selbst.
„Ich bin jedenfalls super aufgeregt. Zaubern zu lernen ist einfach unglaublich spannend, aber ich kenne dort keinen Menschen - das heißt Du bist der erste, den ich jetzt kennen gelernt habe.“ Amelia schien gern und viel zu reden, aber Albus fand sie ganz nett.
„Du brauchst nicht aufgeregt zu sein“, redete er ihr beruhigend zu, als ihm einfiel, dass er noch vor wenigen Stunden seinem Dad sein eigenes, fast identisches Leid geklagt hatte. „Hogwarts ist eine tolle Schule. Aber ein wenig nervös bin ich natürlich auch. Vielleicht kommen wir ja in das gleiche Haus.“ Das hätte Albus wirklich gefallen, solange es sich um Gryffindor und nicht um Hufflepuff handeln würde.
„Meine Mum hat mir vorhin eine Eule gekauft, damit ich meinen Eltern regelmäßig schreiben kann. Jetzt muss ich mir nur noch einen schönen Namen für sie überlegen.“
„Wo ist Deine Eule?“, fragte Albus nach.
„Mein Dad passt auf sie auf. Ich denke, er wird ziemlich froh sein, wenn wir wieder bei ihm sind. Ich glaube die ganze Situation macht ihm ein wenig zu schaffen. Dass seine Tochter auf eine Zauberschule geht und so. - Hier liegt übrigens das Buch, das Du noch brauchst.“
Amelia nahm ein Exemplar von Geschichte der Zauberei von einem der Stapel, die auf einem Tisch mit lauter historischen Werken aufgeschichtet waren, und gab es Albus.
„Danke. Dann brauchen wir jetzt nur noch das Verwandlungsbuch.“
„Stimmt“, antwortete Amelia und schlug schwungvoll die entsprechende Richtung ein. „Es geht da lang. Komm mit, Albus.“
Albus musste grinsen. Amelia erinnerte ihn an seine Mum. Beide schleiften ihn mit ähnlich großer Energie und Entschlossenheit durch die Geschäfte der Winkelgasse.
Wenig später verließen Ginny und Albus Flourish und Blotts, nachdem sie sich von Mrs. Ledgerwood und Amelia verabschiedet hatten. Auf ihrem Einkaufsprogramm stand nun Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten, wo Albus seine Schulkleidung erhalten sollte.
„Mum“, fragte Albus vorsichtig, kurz bevor sie das Bekleidungsgeschäft betraten, „was ist damals mit Mrs. Ledgerwoods Onkel und Tante geschehen?“
Ginnys Blick wurde wieder ernster. Sie nahm ihren Sohn ein wenig zur Seite und erzählte mit leiser Stimme: „Susans - Mrs. Ledgerwoods - Onkel Edgar und seine Familie wurden von Anhängern Voldemorts getötet, weil Edgar zu jenen gehörte, die Voldemort Widerstand leisteten. Ihre Tante Amelia starb viele Jahre später eines gewaltsamen Todes. Sie war eine bedeutende Persönlichkeit im Zaubereiministerium und ebenfalls eine Gegnerin der schwarzen Magie. Man nahm damals an, dass sie von Voldemort persönlich ermordet wurde.“
„So wie Oma Lily und Opa James?“ Albus stockte beinahe der Atem.
„Ja, Albus. Wie Deine Großeltern.“
„Weiß Amelia davon?“ Er musste unweigerlich an das fröhliche, unbeschwerte Mädchen denken, dass er gerade erst kennen gelernt hatte.
„Ich weiß es nicht. Ihre Mutter hat nichts dergleichen erwähnt. Aber vielleicht ist es besser, wenn sie nicht zu viele Neuigkeiten auf einmal erfährt. Du hast ja mitbekommen, was sie alles erst seit kurzem weiß.“
Albus war noch in seine Gedanken versunken und antwortete nicht.
„Aber komm jetzt, Al“, wechselte seine Mutter daraufhin wieder das Thema, „lass uns zu Madam Malkins gehen, wir haben noch ein bisschen was vor uns.“
In dem alteingesessenen Bekleidungsgeschäft für Zauberer und Hexen erfuhren Ginny und Albus, dass Madam Malkins, die Begründerin und Namensgeberin, den Laden im vergangenen Jahr verkauft hatte. Sie war zu ihrer Tochter und ihren Enkelkindern nach Wales gezogen, wo sie nun ihren wohlverdienten Ruhestand genießen wollte. Die neuen Besitzer, Mr. und Mrs. Odcutter, hatten jedoch den Namen ihrer Vorgängerin für das Geschäft beibehalten.
„Schließlich hat unser Bekleidungsgeschäft einen guten Namen“, wie Mrs. Odcutter Ginny gegenüber stolz bemerkte. „Warum sollten wir den ändern?“
Glücklicherweise hatte das Ehepaar nicht nur den Namen, sondern auch den Service und die Qualität von Madam Malkins beibehalten, so dass Albus und Ginny schon nach kurzer Zeit mit maßgeschneiderter und gut sitzender Kleidung für den neuen Hogwartsschüler das Geschäft wieder verlassen konnten.
„Jetzt fehlt Dir nur noch ein Gegenstand von der langen Hogwartsliste“, sagte Ginny und lächelte ihren Sohn an. „Es ist aber der wohl wichtigste von allen.“
Albus wusste natürlich was noch fehlte. Die Sache, auf die er sich am meisten freute - er würde gleich seinen Zauberstab bekommen. Und Zauberstäbe kaufte man selbstverständlich bei Ollivanders. Vorbei an Florean Fortescues überfülltem Eissalon und dem großen schneeweißen Gebäude der Zaubererbank Gringotts gingen Ginny und Albus bis fast ans Ende der Winkelgasse, bis sie vor dem bekannten Fachgeschäft für Zauberstäbe standen. Das Ladenschild verkündete stolz in leuchtend goldfarbenen Buchstaben Ollivanders: Beste Zauberstäbe aus eigener Herstellung seit 382 v. Chr. Das Schaufenster war sehr einfach gestaltet. Auf einem einzigen purpurroten Kissen lag ein Zauberstab. Als Albus und Ginny das Geschäft betraten, wurden sie durch das helle Läuten einer Ladenglocke begrüßt. Der kleine Verkaufsraum war sehr alt und dunkel, und die Einrichtung bestand lediglich aus einem einzigen, storchenbeinigen Stuhl, einem Verkaufstresen sowie zahlreichen bis zur Decke reichenden Regalen, die mit länglichen Pappschachteln gefüllt waren. Albus spürte die außergewöhnlich vibrierende Atmosphäre des Raumes. Aus irgendeinem Grund kribbelte es ihm im Nacken.
Ein blasser Zauberer von vielleicht 40 Jahren, der eine dunkle Hornbrille mit außergewöhnlich dicken Gläsern trug, überreichte gerade einer sehr alten Hexe einen Zauberstab: „Bitte sehr, Mrs. Podmore. Wir haben ihn repariert. Er müsste jetzt eigentlich wieder einwandfrei funktionieren. Probieren Sie ihn doch bitte kurz aus.“ Der Zauberer lächelte freundlich, doch die alte Dame reagierte nicht auf seine Worte. Offenbar hatte sie ihn nicht verstanden.
„Probieren Sie den Zauberstab bitte aus“, wiederholte der blasse Zauberer nun deutlich lauter.
„Ah… ausprobieren. Sicher, Mr. Ollivander“, antwortete die Hexe nun ebenfalls mit sehr lauter Stimme und nahm den Stab entgegen, schien aber nicht recht zu wissen was sie jetzt tun sollte.
„Ein einfacher, kleiner Zauberspruch dürfte genügen, Mrs. Podmore“, versuchte ihr Gegenüber zu helfen. Mrs. Podmore reagierte wiederum nicht und begann stattdessen in ihrer mit braunem Filz überzogenen Handtasche zu kramen. Mr. Ollivander verdrehte leicht genervt die Augen, was hinter seinen dicken Brillengläsern ausgesprochen lustig aussah, so dass sich Albus sehr zusammen reißen musste, um nicht lauthals los zu lachen. Die ganze Situation war ohnedies schon ein wenig skurril.
Inzwischen war es Mrs. Podmore gelungen, ein antikes kupferfarbenes Hörrohr aus ihrer Handtasche zum Vorschein zu bringen, welches sie nun an ihr rechtes Ohr hielt.
Mr. Ollivander wiederholte seine Bitte: „Probieren Sie einen einfachen Zauberspruch, Mrs. Podmore - als Test.“
„Schreien Sie doch nicht so, junger Mann“, erwiderte die Hexe und Albus konnte sich das Lachen nun nicht mehr verkneifen, so dass er sich abwenden und durch das Schaufenster auf die Straße blicken musste. Als er sich wieder umdrehte, bemerkte er, dass sich seine Mutter ebenfalls um ihre Selbstbeherrschung bemühen musste.
„Einen einfachen Zauberspruch. Als Test“, wiederholte Mrs. Podmore Mr. Ollivanders Worte. “Sicher. Was könnte ich nur...? Ah ja, ich weiß.” Sie richtete ihren Zauberstab auf eines der Regale und rief mit krächzender Stimme: “Accio Zauberstab.”
Im selben Augenblick setzten sich mehrere Schachteln aus dem Regal in Bewegung, öffneten sich und die darin eingepackten Zauberstäbe flogen unkontrolliert durch den Verkaufsraum, ehe sie, wie auch die Pappschachteln, zu Boden fielen.
„Wunderbar!“, sagte Mr. Ollivander etwas zu schnell, „der Zauberstab funktioniert bestens.“
Aber auch Mrs. Podmore schien mit dem Ergebnis ihres Zauberspruches überraschend zufrieden zu sein. Sie bedankte sich bei Mr. Ollivander, drehte sich um und verließ ein wenig zittrig aber zielstrebig das Geschäft. Ginny und Albus schien sie überhaupt nicht zu bemerken und auch Mr. Ollivanders Bemerkung, dass er ihr die Rechnung zuschicken würde und sie ihren Zauberstab in Zukunft nicht mehr zum Festbinden ihrer Balkonblumen benutzen und somit wochenlang Regen und Sonnenschein aussetzen solle, bekam Mrs. Podmore nicht mehr mit.
Erleichtert wandte sich Mr. Ollivander nun Albus und Ginny zu. „Verzeihen Sie das kleine Durcheinander und seien Sie willkommen bei Ollivanders. Bei uns bekommen Sie den Zauberstab, der zu Ihnen passt.“
Mit einem gekonnten Verscheuchezauber schickte Mr. Ollivander zuerst die verstreuten Zauberstäbe zurück in ihre Schachteln und diese dann in das Regal, aus dem Mrs. Podmore sie etwas unkontrolliert herausgerufen hatte.
„Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?“
„Mein Sohn benötigt einen Zauberstab“, antwortete Ginny und deutete auf Albus.
„Ja sicher“, meinte Mr. Ollivander. „Hogwarts - nehme ich an?“
Und als Albus zustimmend nickte, fuhr er fort: „Dann handelt es sich um Ihren ersten Zauberstab Mr. …?“.
„… Potter“, ergänzte Albus.
Der Name Potter verfehlte seine Wirkung nicht. Mr. Ollivander war offensichtlich freudig überrascht.
„Mr. Potter, wir haben Sie bereits erwartet. Es ist uns eine große Ehre, dass Sie sich für uns entschieden haben. Ich muss Sie beide allerdings bitten, sich noch einen kurzen Augenblick zu gedulden, aber ich habe strikte Anweisung, meinen Großonkel zu holen. Er möchte es sich auf keinen Fall entgehen lassen, Ihnen selbst bei der Auswahl Ihres Zauberstabs behilflich zu sein.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand durch eine kleine Tür hinter dem Verkaufstresen, die wohl zur Werkstatt des Ladens führte.
„Mr. Ollivander, also der alte Mr. Ollivander, hat bereits Deinem Dad und mir genauso wie auch schon Deinen Großeltern ihre Zauberstäbe verkauft - wahrscheinlich so ziemlich jeder Hexe und jedem Zauberer, die Du kennst“, erklärte Ginny ihrem Sohn. „Und er ist wirklich der größte Experte auf diesem Gebiet.“
Nachdem Albus und Ginny einen kurzen Moment gewartet hatten, kam Mr. Ollivander senior langsamen Schrittes in den Verkaufsraum.
„Guten Tag“, sagte er mit leiser, sanfter Stimme und sprach dann zuerst Albus' Mutter an. „Ah, Ginny Weasley. Verzeihung - Potter natürlich. Es kommt mir vor, als wären Sie erst kürzlich hier gewesen, um Ihren eigenen Zauberstab zu kaufen - Rotbuche mit einem Kern aus Drachenherzfaser, neun Zoll. Ein schöner Stab, sehr elastisch und widerstandsfähig. Ich hoffe, Sie sind noch zufrieden?“
„Das bin ich, Mr. Ollivander. Er funktioniert nach wie vor einwandfrei.“
„Das freut mich zu hören“, erwiderte Mr. Ollivander mit einer Spur Stolz in der Stimme. Dann blickten seine großen, blassen Augen Albus eindringlich an. „Sie müssen Albus Potter sein. Harrys Sohn.“
„Ja, Sir“, bestätigte Albus ein wenig schüchtern.
„Sie haben die Augen Ihres Vaters, Mr. Potter. Ich habe einiges zusammen mit ihm erlebt. Aber als ich ihn das erste Mal sah, war er so alt wie Sie jetzt und stand hier wo Sie jetzt stehen, um seinen ersten Zauberstab zu kaufen. Einen ganz besonderen Stab, wie ich hinzufügen muss. Stechpalme mit der Feder eines Phönix, elf Zoll, federnd. Ein mächtiges Werkzeug in der Hand eines begabten Zauberers.“
„Es ist schade, dass Ihr Vater nicht hier ist“, fügte Mr. Ollivander nach einer kurzen Pause hinzu. „Ich hätte ihn gerne wieder gesehen.“
„Mein Mann wollte eigentlich mitkommen. Er wurde jedoch kurzfristig ins Ministerium gerufen“, erklärte Ginny. „Ich weiß, dass er Sie ebenfalls sehr gerne wieder gesehen hätte, Mr. Ollivander.“
„Nun, der Beruf geht selbstverständlich vor, insbesondere wenn es sich um einen so wichtigen wie den Ihres Mannes handelt. Aber Sie haben noch eine Tochter, nicht wahr? Wenn Sie unser Geschäft dann wieder beehren, habe ich vielleicht die Chance auf ein kleines Gespräch mit Mr. Potter.“
„Wir werden den Zauberstab für unsere Lily ganz bestimmt bei Ihnen kaufen.“ Ginny lächelte den alten Mann freundlich an. „Aber vielleicht ergibt sich ja schon vorher die Gelegenheit, Harry zu begegnen.“
„Das würde mich wirklich freuen“, entgegnete Mr. Ollivander, ehe sein Tonfall plötzlich geschäftlich wurde.
„Jetzt aber zu Ihnen, Mr. Potter. Lassen Sie uns einen passenden Zauberstab für Sie finden.“
Der alte Zauberer zog ein langes Bandmaß mit silbernen Strichen aus der Tasche. „Welche Hand ist Ihre Zauberhand?“
„Die rechte, nehme ich an“, antwortete Albus.
„Nun dann wollen wir mal. Strecken Sie Ihren Arm aus. Gut.“ Er maß Albus von den Schultern bis zu den Fingerspitzen, dann vom Handgelenk zum Ellenbogen, von der Schulter bis zu den Füßen, vom Knie zur Armbeuge und schließlich von Ohr zu Ohr. Während er mit dem Maßband arbeitete, erklärte er: „Jeder Zauberstab von Ollivander hat einen Kern aus einem mächtigen Zauberstoff, Mr. Potter. Wir benutzen Einhornhaare, Herzfasern von Drachen und Schwanzfedern von Phönixen. In letzter Zeit experimentieren wir auch mit Schwanzhaaren von Thestralen. Die Resultate sind vielversprechend aber noch nicht ganz ausgereift. Nun, jedenfalls sind keine zwei Zauberstäbe identisch, ebenso wie kein Einhorn, Drache, Phönix oder Thestral dem anderen aufs Haar gleicht. Dementsprechend werden Sie mit dem Stab eines anderen Zauberers niemals so hervorragende Ergebnisse erzielen wie mit Ihrem eigenen, den wir Ihnen nun aussuchen werden.“
Zu seiner Überraschung bemerkte Albus, dass das Maßband seine Arbeit inzwischen von selbst tat und gerade den Umfang seines Halses abmaß.
„Wenn ich sage, dass wir Ihnen nun einen Zauberstab heraussuchen wollen, ist dies eigentlich nicht ganz richtig“, setzte Mr. Ollivander seinen kleinen Vortrag fort. „Denn im Grunde ist es natürlich der Zauberstab, der sich den Zauberer aussucht.“
Mit seinen großen, silbernen Augen musterte er Albus eindringlich. „Einen kleinen Augenblick, Mr. Potter“.
Langsam und etwas schwerfällig schlich Mr. Ollivander nun zwischen den Regalen herum und nahm einige Schachteln herunter. Albus' Nervosität wurde größer. Gleich würde er seinen eigenen Zauberstab in den Händen halten.
„Probieren Sie zuerst einmal diesen Stab, Mr. Potter. Mahagoni und Drachenherzfaser. Zwölf Zoll. Äußerst stabil. Nehmen Sie ihn einfach in die Hand und schwingen Sie ihn durch die Luft.“
Albus nahm den Stab vorsichtig an sich und schwang ihn leicht verunsichert ein wenig hin und her. Als nichts passierte, riss ihm Mr. Ollivander den Zauberstab sofort wieder weg und drückte ihm den nächsten in die Hand. „Eschenholz und Phönixfeder. Neun Zoll. Eine besonders feine Arbeit.“
Doch das Ergebnis war das gleiche wie bei dem Stab zuvor - nämlich keines. Albus probierte weiter und weiter, aber nichts geschah. Bei einem Zauberstab aus Elfenbein mit einem Kern aus Phönixfeder spürte Albus ein leichtes Vibrieren, aber nach kurzem Überlegen legte Mr. Ollivander auch diesen wieder zurück in die Schachtel. Das Ausprobieren ging weiter, die Schachteln stapelten sich zunehmend auf dem Verkaufstresen und Albus überkam ein Gefühl der Verzweiflung. Vielleicht gab es für ihn einfach keinen passenden Zauberstab. Vielleicht war seine Zauberkraft nicht stark genug, um mehr als ein schwaches Vibrieren auszulösen. Mr. Ollivander schien den Mut jedoch nicht zu verlieren. Im Gegenteil. Er schleppte Schachtel um Schachtel heran und ließ in seiner Begeisterung, die Bestandteile und Vorzüge eines jeden Stabes zu erklären, kein bisschen nach.
„So, Mr. Potter. Hier hätten wir das nächste Modell. Kastanie und Einhornhaar. Dreizehn Zoll, leicht biegsam. Die Arbeit meines Großneffen, aber ein äußerst leistungsfähiger Stab.“
Albus ließ auch diesen Zauberstab durch die Luft gleiten, aber wiederum ohne jegliches Ergebnis.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Potter. Wir werden den richtigen Zauberstab für Sie finden.“ Mr. Ollivander schien Albus' wachsende Niedergeschlagenheit bemerkt zu haben. „Aber die Auswahl eines Zauberstabes ist wegweisend für das ganze Leben eines Zauberers und demzufolge keine einfache Entscheidung. Eine solche Entscheidung braucht ihre Zeit. Probieren Sie doch einmal Weidenholz mit Drachenherzfasern. Elf Zoll, äußerst elastisch. Vielseitig einsetzbar.“
Kaum hatte Albus den Stab ergriffen, fühlte er plötzlich eine angenehme Wärme in seine Finger strömen. Und als er den Zauberstab nur ein wenig anhob, schossen rote und goldene Funken aus der Spitze hervor und veranstalteten ein wahres Feuerwerk. Ginny jubelte laut und klatschte in die Hände, während Mr. Ollivander sehr sachlich feststellte: „Ich denke wir haben einen Zauberstab für Sie gefunden, Mr. Potter. Gratuliere.“
Albus empfand eine unermessliche Erleichterung und betrachtete seinen neuen Zauberstab mit einer Mischung aus Stolz und Freude. Nun war er bereit für Hogwarts, bereit ein richtiger Zauberer zu werden.
Mr. Ollivander packte den Stab ein, und nachdem Ginny vierzehn Galleonen bezahlt hatte, geleitete er die beiden mit einer Verbeugung aus seinem Geschäft hinaus.
„Beehren Sie uns bald wieder Mrs. Potter. Und Ihnen, Mr. Potter, viel Vergnügen mit dem neuen Zauberstab.“ Albus winkte ihm noch einmal zu, dann drehte er sich um und folgte seiner Mutter, die bereits wieder zielstrebig weiter marschierte.
Die Abendsonne stand inzwischen tief am Himmel und die Winkelgasse hatte sich deutlich geleert. Von der hektischen Betriebsamkeit des Tages war kaum noch etwas zu spüren. Die Läden hatten alle noch geöffnet, aber einige der Händler, die ihre Verkaufsstände am Straßenrand aufgebaut hatten, packten bereits zusammen.
„Mum, wir haben jetzt alles was wir brauchen, oder?“
„Dein Bruder fehlt uns noch“, antwortete Ginny ein wenig schelmisch, „aber ich bin sicher, dass James ganz brav bei Onkel George auf uns wartet. Also auf zu Weasleys Zauberhafte Zauberscherze.“
Albus mochte seinen Onkel George, auch wenn dieser von Zeit zu Zeit ein wenig wunderlich war. Und natürlich war er geradezu begeistert vom größten Scherzartikelladen in ganz Großbritannien. Es gab nichts, was man dort nicht kaufen konnte und fast alles brachte einen Riesenspaß. Jedenfalls solange man nicht selbst davon betroffen war.
Als Albus und Ginny Weasleys Zauberhafte Zauberscherze betraten, sahen sie, dass hier noch ziemlich viel Betrieb herrschte. Zahlreiche junge Hexen und Zauberer standen mit großen Augen vor den Regalen, die mit bunten Süßigkeiten mit allerlei Nebenwirkungen und verschiedensten Scherzartikeln gefüllt waren - von Klassikern wie Langziehohren und Juxzauberstäben bis hin zu den letzten Neuigkeiten, die Albus noch gar nicht kannte, die aber äußerst spannend aussahen. Albus beobachtete gerade eine junge Mutter, die vergeblich versuchte ihre beiden kleinen Söhne aus dem Laden hinauszuziehen und einen sehr verzweifelten Eindruck machte, als jemand nach ihm rief.
„Hey Al, hast Du einen Zauberstab bekommen, oder müssen Mum und Dad einen bei Kwikzaubern für Dich bestellen?“
James hatte ihn entdeckt und grinste ihn herausfordernd an. Er hatte seine Schulsachen tagsüber selbst gekauft und amüsierte sich nun mit seinen beiden Freunden Henry Gwildor und Ramesh Narayan im Laden von Onkel George.
„Na klar habe ich einen Zauberstab.“ Albus' Selbstbewusstsein war inzwischen wieder deutlich angewachsen. „Bald wirst du meine Flüche zu spüren bekommen.“
„Ich zittere schon, kleiner Bruder. Aber es ist schön, dass ich nun nicht mehr der einzige Potter in Hogwarts bin. Ein bisschen Verstärkung kann dort nicht schaden.“ Und schon war James wieder verschwunden, wahrscheinlich auf der Suche nach irgendwelchen Scherzartikeln, die Albus schon bald das Leben schwer machen würden.
Gerade als Albus sich selbst daran machen wollte, die neuesten Artikel von WZZ in Augenschein zu nehmen, tauchte seine Mutter wieder auf. „Komm, lass uns Onkel George noch kurz hallo sagen und dann wird es auch schon Zeit für uns zu gehen. Wir wollen nicht allzu spät bei Oma und Opa eintreffen.“
Also verließen Albus und Ginny zusammen die Verkaufsräume und gingen in das Büro, in dem George, der gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Ron die Geschäftsleitung von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze inne hatte, die meiste Zeit arbeitete. Ein wenig enttäuscht blickte Albus zurück auf die riesigen Wühltische und hohen Regale, in denen er jetzt viel lieber herumgestöbert hätte.
Nachdem Ginny zweimal vergeblich angeklopft hatte, schaute sie Albus achselzuckend an und verdrehte leicht die Augen, ehe sie energisch die Tür zu Georges Büro öffnete. Onkel George saß hinter seinem Schreibtisch und zuckte zusammen, als Albus und Ginny den Raum betraten. Ganz offensichtlich war er tief in seine Arbeit versunken gewesen. Vor ihm stapelten sich mehrere Pergamentrollen mit Grafiken, Tabellen und vielen Zahlen.
„Ich hab euch gar nicht kommen hören“, stammelte er noch immer ein wenig verwirrt. Er nahm seine Brille ab, die er seit einigen Jahren zum Lesen tragen musste, stand auf und umarmte seine Schwester. Dann drückte er Albus' Hand.
„Hallo Ginny, hi Albus. Setzt Euch.“ Er zeigte auf das Sofa, das in der Ecke des geräumigen Büros stand und ließ sich selbst in einen großen, gemütlichen Sessel fallen. „Ich nehme an, Ihr wollt James abholen, bevor er mir den ganzen Laden leer räumt.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen bei diesen Worten, aber Ginny nahm die Sache offenbar ernster.
„George, Du weißt genau, dass Du den Jungs nicht unbegrenzt Spielsachen schenken sollst. Wie sollen sie da lernen, dass man nicht immer alles haben kann.“
„Spielsachen ist wohl nicht ganz der richtige Ausdruck für…“.
„Du weißt was ich meine“, unterbrach Ginny ihren Bruder unsanft. „Jetzt hat sich James natürlich wieder die Taschen mit Weasleys hochwertigen Zauberscherzartikeln vollgestopft und ich kann dafür sorgen, dass er alles wieder auspackt und zurück räumt. Das macht mich sehr beliebt bei meinem Ältesten.“ Albus fand, dass sich seine Mutter ein wenig zu sehr in Rage redete. Onkel George hatte es doch nur gut gemeint und er war nun einmal sehr großzügig, was seine Neffen und Nichten betraf. Aber Ginny war noch nicht am Ende.
„Ich hoffe, James hat sich ansonsten heute Nachmittag anständig verhalten?“
George zögerte einen kurzen Augenblick, ehe er antwortete. „Ja, ja. Absolut anständig, keine Klagen.“
„Du hast keine Ahnung, was er die ganze Zeit gemacht hat. Bist nicht ein einziges Mal aus Deinem Büro herausgekommen, nicht wahr?“. Ginnys Stimme klang eher resigniert als wütend.
„Nun ja“, antwortete George, „es gibt viel Arbeit, die sich nicht von selbst erledigt.“
„Du arbeitest viel zu viel, George.“ Ginny hatte sich nun endgültig wieder beruhigt und das Gespräch entwickelte sich in eine andere Richtung. Es ging um das bevorstehende Familientreffen der Weasleys am folgenden Tag.
Albus' Gedanken wanderten wieder in Richtung des Verkaufsraums, in dem nur wenige Meter entfernt jede Menge Vergnügungen auf ihn warteten, während er hier saß und sich zunehmend langweilte. Sein Blick schweifte in Onkel Georges Büro umher. Vom etwas überfüllten Schreibtisch abgesehen, befand sich der Raum in einem ziemlich ordentlichen und aufgeräumten Zustand. In den Regalen standen Bücher und Aktenordner und an den Wänden hingen mehrere Urkunden und Auszeichnungen. Auf einer Urkunde aus dem Jahr 2001 stand zu lesen, dass George Weasley von der Redaktion der Zeitung „Die magische Welt der Wirtschaft“ zum Jungunternehmer des Jahres ernannt worden war. Und auf einer weiteren Urkunde von 2002 wurde Weasleys Zauberhafte Zauberscherze als „etablierte Unternehmung mit zukunftsweisendem Konzept und vielversprechenden Gewinnaussichten“ bezeichnet.
Albus empfand das Büro als ziemlich steril und ungemütlich. Aber er wusste, dass Onkel George unter dem Dach des Gebäudes seine Wohnung hatte, auch wenn er diese noch nie gesehen hatte. Dort, so war er überzeugt, war es sicher recht bequem und behaglich.
Ginny und George sprachen noch immer über den bevorstehenden Sonntag, schienen sich aber wiederum nicht ganz einig zu sein. Anscheinend hatte Onkel George keine große Lust zum Mittagessen in den Fuchsbau zu kommen, was Ginny wenig begeisterte.
Albus musterte nun Onkel George ein wenig genauer. Er war wie immer gut, aber nicht übertrieben modisch oder elegant gekleidet. Sein typisches feuerrotes Weasley-Haar wurde an einigen Stellen ein klein wenig dünner. Albus fragte sich, ob sein Opa Arthur früher wohl so ähnlich ausgesehen hatte. Er nahm sich vor, dies in einem der alten Fotoalben zu überprüfen. Und schließlich blieb sein Blick auf Onkel Georges Ohr haften, das heißt auf der Stelle, an der Onkel Georges Ohr einst gewesen war. Onkel Ron hatte ihm, James und Lily einmal erzählt, dass Onkel George sein Ohr vor langer Zeit durch einen Fluch im Kampf gegen Anhänger Voldemorts verloren hatte. Aber Einzelheiten kannte Albus nicht. Er nahm sich vor auch darüber ein wenig mehr heraus zu finden.
„Also Bruderherz, ich erwarte Dich morgen.“ Ginnys energische Stimme unterbrach Albus' Gedanken. „Denk ein bisschen an Mum. Sie wäre enttäuscht, wenn Du nicht kommen würdest.“ Und an Albus gerichtet fuhr sie fort: „Ich werde mich jetzt noch um James kümmern und dann verschwinden wir.“
Sobald Ginny das Büro verlassen hatte, öffnete George einen der Schränke und holte eine purpurfarbene, edel aussehende Schachtel heraus, die er Albus gab. „Das ist für Dich, Neffe. Das aktuelle Hogwarts Einsteiger-Set von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze im Deluxe-Design. Darin enthalten sind die drei unentbehrlichen Schreibfedern für einen Erstklässler: eine selbstauffüllende Schreibfeder, die das lästige Nachfüllen von Tinte erspart, ein Rechtschreibchecker mit Autokorrekturfunktion und eine Schlaue-Antwort-Feder, die auch dann eine gutklingende Antwort schreibt, wenn Dir selbst keine einfällt. Die magischen Effekte halten nicht ewig, aber dank unserer patentierten Bearbeitungsmethode für verzauberte Gegenstände außergewöhnlich lang.“
Albus öffnete die Schachtel und betrachtete voller Begeisterung die drei Schreibfedern darin. Sie sahen wirklich ausgesprochen elegant aus und würden in der Schule sicherlich wertvolle Dienste leisten. James besaß einen alten Rechtschreibchecker, der aber nicht mehr richtig funktionierte und inzwischen vorzugsweise Fehler in richtig geschriebene Wörter einbaute. Albus war sich sicher, dass sein Bruder sehr neidisch auf das neue Set sein würde.
„Vielen Dank, Onkel George“, bedankte er sich überschwänglich, „das ist ein tolles Geschenk.“
„Ist schon recht. Als Mitglied der Weasley-Familie musst Du in der Schule schließlich angemessen ausgerüstet sein. Und erzähl deinen Mitschülern ruhig, wo man diese hilfreichen Utensilien kaufen kann.“ Bei seinen letzten Worten zwinkerte George mit den Augen, aber Albus wusste, dass sein geschäftstüchtiger Onkel es durchaus ernst meinte.
„So Albus, jetzt geh zu Deiner Mum und Deinem Bruder. Aber such Dir im Laden noch etwas aus, bevor Ihr geht. Deine Mum hat zwar gesagt, dass ich Dir nur einen Scherzartikel erlauben darf, aber das Schreibfeder-Set habe ich Dir ja gewissermaßen aufgezwungen - als Werbegeschenk.“ Onkel George zwinkerte erneut verschmitzt mit den Augen und Albus fand seine Logik sehr überzeugend.
„Nochmals vielen Dank, Onkel George.“
„Ich wünsch Dir eine gute Zeit in Hogwarts, Albus. Und nun geh schon.“
George schloss schnell die Tür seines Büros hinter Albus, der sich zurück auf den Weg in die Verkaufsräume machte und sich den Kopf darüber zerbrach, was er sich aus der verlockenden Vielfalt dort aussuchen sollte.
Inzwischen hielten sich nur noch wenige Kunden im Laden auf. Es war bereits spät und Weasleys Zauberhafte Zauberscherze würde bald schließen. Albus schlenderte zwischen den Regalen umher, als er die lauten Stimmen von James und Ginny vernahm. Offenbar stritten die beiden miteinander. James war sicherlich sauer, dass er auf Drängen seiner Mutter alle Scherzartikel wieder zurücklegen musste. Aber Albus wurde schnell klar, dass sich der Streit inzwischen um ein anderes altbekanntes Thema drehte.
„Mit meinem alten Nimbus kann ich einfach nicht mithalten, Mum. Das hab ich Dir doch schon tausendmal erklärt. Ich brauche einen neuen Besen.“ Albus konnte seinen Bruder zwar nicht sehen, aber wusste genau, welch verzweifelten Gesichtsausdruck er bei diesen Worten zu machen pflegte.
„Von wegen alter Nimbus.“ Ginnys Stimme war schneidend. Ihre Geduld war für den heutigen Tag aufgebraucht. „Dein Dad und ich, wir haben Dir den teuren Nimbus 2020 letztes Jahr auf deinen Wunsch hin gekauft und wir werden Dir bestimmt nicht jedes Jahr einen neuen Besen kaufen.“
„Aber Michael Shaw hat den aktuellen Nimbus 2025 und Ian Frobisher sogar einen Feuerblitz Thunder. Das ist ein echter Profi-Rennbesen.“
Im Gegensatz zu Albus war James ein talentierter Quidditchspieler, aber er hatte es bisher nicht in die Mannschaft von Gryffindor geschafft. Nun war es eigentlich nichts Außergewöhnliches für einen Schüler, der gerade in die dritte Klasse kam, kein Teammitglied zu sein. Aber Albus wusste, dass James darunter litt, dass von ihm Besonderes erwartet wurde. Harry Potter war der jüngste Sucher gewesen, den es jemals in der Geschichte von Hogwarts gegeben hatte, und Albus und James waren mit den Erzählungen von den sportlichen Erfolgen ihres Vaters gewissermaßen aufgewachsen. Und auch ihre Mutter war eine äußerst erfolgreiche Spielerin gewesen. James war dagegen auch in seinem zweiten Jahr nicht in die Mannschaft aufgenommen worden, obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte.
Ginny hatte das unfruchtbare Gespräch mit James inzwischen mit einem elterlichen Machtwort beendet und auch ihren jüngeren Sohn zu sich gerufen. Albus hatte sich noch keinen Weasley-Zauberscherz ausgesucht und hätte gerne noch etwas mehr Zeit gehabt, aber ihm war klar, dass seine Mum in ihrer momentanen Stimmung keinen Widerspruch dulden würde. Also griff er einfach in das Regal, neben er dem gerade stand und nahm eine kleine, braune Schachtel heraus, ehe die drei Potters den Laden verließen. Erst als sie wieder draußen in der Winkelgasse waren, konnte er einen genaueren Blick darauf werfen. Er hatte eine Schachtel mit Langziehohren erwischt - nicht gerade das neueste aus dem Sortiment von Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen.


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