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Fanfiction

Albus Potter und das Auge Slytherins - Expelliarmus

von Lancelot

Kapitel 19: Expelliarmus

Der Februar hatte noch einmal frostige Kälte nach Hogwarts gebracht, so dass sich der übrig gebliebene Schnee in weißes Eis verwandelte und hartnäckig Dächer, Wiesen und Bäume bedeckte. Albus, Terrence und Rose hatten sich eigentlich im Gemeinschaftsraum zusammen setzen wollen, um ihren Besuch bei Aberforth Dumbledore zu planen, denn am nächsten Wochenende stand für die älteren Schüler ein Nachmittag in Hogsmeade an. Und die drei waren sich einig, dass dies die beste Gelegenheit sein würde, unbemerkt in den Eberkopf zu gelangen. Doch leider war der Gemeinschaftsraum, wie meist an Sonntagnachmittagen im Winter, brechend voll mit lärmenden Gryffindors, so dass eine gewissenhafte und gleichzeitig vertrauliche Planung kaum möglich war.
Deshalb hatten sich Albus und Terrence in einen kleinen Raum im siebten Stock des Schlosses zurück gezogen und warteten dort auf Rose, die sich ein wenig verspätet hatte. Die beiden Jungen waren dick angezogen und hatten sich jeder eine große Tasse mit dampfender, heißer Schokolade mitgebracht, denn im Gegensatz zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum, gab es hier kein prasselndes Kaminfeuer, das eine angenehme, wohlige Wärme verbreitete. Es war trotz der dicken Mauern des Schlosses empfindlich kalt in der Kammer, von der Albus annahm, dass sie von niemandem regelmäßig genutzt wurde.
Albus hatte den Raum vor den Weihnachtsferien zufällig entdeckt, als er ebenfalls an einem Wochenende mit Kendrick und William durch das alte Schloss gezogen war. Nun hatte er sich daran erinnert, und er, Terrence und Rose hatten beschlossen, sich hierhin zurück zu ziehen. In der Mitte des Zimmers stand ein kleiner Tisch, um den vier Stühle gruppiert waren. An einer Wand stand ein dunkelgrünes Sofa, das ziemlich alt und zerschlissen aussah. Über dem Sofa hing ein Gemälde, welches eine Frau in einem weißen Gewand zeigte, die vor einer von antiken Säulen umrandeten Villa unter einem Olivenhain auf einer grünen Wiese lag und schlief. An der Wand gegenüber stand ein Regal mit Büchern aus unterschiedlichsten Fachbereichen, wie Albus beim Überfliegen einiger Buchtitel festgestellt hatte. Eine recht große Anzahl der Bücher waren allerdings Zauberschachbücher wie Magische Meisterpartien oder Der Weg zum Erfolg – wie man widerspenstige Figuren zähmt.
Albus hatte außerdem einen Ordner entdeckt, in welchen feinsäuberlich Artikel aus dem Tagespropheten und der Zeitschrift Zauberschach in Großbritannien und Irland eingeklebt waren. In den Artikeln ging es fast ausschließlich um die internationalen magischen Schulschachmeisterschaften der letzten Jahrzehnte, offenbar ein Wettkampf zwischen verschiedenen Zauberschulen auf der ganzen Welt. Während Albus ein wenig in dem Ordner herumblätterte, schaute Terrence aus dem kleinen Fenster der Kammer nach draußen, wo es bereits langsam zu dämmern begann.
„Da fliegen doch tatsächlich ein paar Verrückte bei dieser Eiseskälte mit ihren Besen umher“, sagte er herzhaft gähnend. „Glaubst du, dass das eine der Quidditch-Mannschaften ist, die heute trainiert?“
„Sonntags?“, erwiderte Albus ohne aufzublicken. „Nun, den Hufflepuffs würde ich es zutrauen. Ich glaube, die wollen es dieses Jahr wirklich wissen.“
„Wird ihnen aber nichts bringen. Schließlich haben wir mit den Slytherins bereits den Titelverteidiger besiegt. Und vor allem haben wir einen Potter als Sucher.“ Terrence grinste verschmitzt und setzte sich zu Albus an den Tisch. „Was schaust du dir da eigentlich an?“
„Das sind alte Berichte über Zauberschachturniere, an denen Hogwarts teilgenommen hat“, erläuterte Albus. „Und hier habe ich etwas Interessantes entdeckt.“
Er schob den Ordner in Terrences Richtung, damit dieser mit hinein schauen konnte.
„Auf diesem Foto hier ist die Schachmannschaft von Hogwarts abgebildet. Und derjenige ganz rechts ist mein Onkel Bill. Ich wusste gar nicht, dass er so ein guter Schachspieler war. Es heißt hier, dass die Hogwarts-Mannschaft Großbritannien und Irland bei den internationalen magischen Schulschachmeisterschaften in Marrakesch zufriedenstellend vertreten habe und das Erreichen der Zwischenrunde durchaus als Erfolg zu werten sei.“
„Zwischenrunde klingt jetzt nicht unbedingt überragend“, merkte Terrence lachend an.
„Stimmt. Aber diesen Berichten zufolge sind wir in den meisten Jahren bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Großbritannien scheint keine der ganz großen Schachnationen zu sein. Die Siegerteams kamen eher aus Ländern wie Russland, Bulgarien oder Indien.“
„Weißt du eigentlich, wer momentan in der Schachmannschaft von Hogwarts ist?“, wollte Terrence wissen. „Es gibt doch sicherlich noch ein Team, oder nicht?“
„Es gibt auf jeden Fall einen Zauberschachclub an der Schule“, wusste Albus zu berichten. „Da haben wir sicherlich auch eine Schulmannschaft. Aber ich habe keine Ahnung, wer in der Mannschaft spielt. Über die letzten Jahre gibt es in dem Ordner jedenfalls keinerlei Berichte. Die scheinen alle älter zu sein.“
Albus blätterte noch ein wenig weiter zurück und entdeckte in einem Artikel in Zauberschach in Großbritannien und Irland plötzlich einen weiteren Namen, den er kannte.
„Hör mal zu, Terrence. Das hier ist ebenfalls recht interessant“, sagte er und begann aus dem Bericht vorzulesen. „Aus britischer Sicht war sicherlich Quirinus Quirrell die positive Überraschung des diesjährigen Turniers. Auch wenn er nicht ganz an die schachspielerische Brillanz seines Bruders Marcius heranreicht, welcher die Mannschaft von Hogwarts vor fünf Jahren sensationell und in unvergessener Manier in das Finale der internationalen magischen Schulschachmeisterschaften geführt hatte, ließ er sein außergewöhnliches Talent dennoch mehrfach aufblitzen. Letztlich ist es größtenteils ihm zu verdanken, dass das Team von Großbritannien und Irland die Zwischenrunde erreichte und sich auch in den Partien gegen Indien, Moldawien und Algerien durchaus achtbar schlug.“
„Dieser Quirinus Quirrell war Lehrer in Hogwarts, als mein Dad das erste Jahr hier zur Schule ging“, erläuterte Albus, als er Terrences fragendes Gesicht sah. „Er hat damals versucht, den Stein der Weisen für Voldemort zu stehlen, aber mein Dad hat das verhindert. Ich wusste allerdings nicht, dass Quirrell auch Schüler in Hogwarts war.“
„Jedenfalls scheint er ein ziemlich guter Schachspieler gewesen zu sein“, meinte Terrence, als die Tür zu dem kleinen Raum geöffnet wurde und Rose, bewaffnet mit einem Stapel Papier und einem dampfenden Becher, eintrat.
„Entschuldigt, dass ich mich etwas verspätet habe, aber ich war noch kurz…“
„… in der Bibliothek.“, ergänzte Terrence feixend.
„Richtig“, erwiderte Rose mit einem Lächeln, von dem Albus nicht genau wusste, ob es eher Erheiterung oder Unmut ausdrücken sollte. „Aber von euch hat sich ja wohl keiner auf dieses Treffen vorbereitet, oder etwas doch?“
Da weder Albus noch Terrence es für angebracht hielten, auf diese Frage zu antworten, fuhr Rose fort.
„Da bisher noch keiner von uns in Hogsmeade gewesen ist, habe ich uns drei verschiedene Pläne des Ortes kopiert. Ich denke, dass dieser hier der brauchbarste sein dürfte.“
Sie faltete ein großes Blatt Papier auseinander und legte es auf den Tisch, um den die drei nun herum saßen. Dann nahm sie ihren Zauberstab zur Hand und deutete damit auf die ausgebreitet Karte.
„Hier seht ihr das Schloss und den Weg nach Hogsmeade. Ich gehe davon aus, dass die älteren Schüler das Schulgelände durch dieses Tor hier verlassen werden. Wahrscheinlich wird ein Lehrer das Tor verschließen, sobald alle Schüler hindurch sind. Das bedeutet für uns, die wir der Schülergruppe unter Albus‘ Tarnumhang folgen werden, dass wir eng an den anderen dran bleiben und uns ziemlich beeilen müssen. Wir werden zwar unsichtbar sein, dürfen aber natürlich mit niemandem zusammenstoßen.“
Albus wäre niemals auf die Idee gekommen, sich über solche Einzelheiten im Voraus Gedanken zu machen. Aber er war Rose äußerst dankbar, dass sie es tat. Schließlich war ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken, unerlaubt das Schulgelände zu verlassen und einfach so in Hogsmeade herum zu spazieren. So sah Albus alles, das dabei half zu verhindern, dass sie erwischt würden, als äußerst förderlich und sinnvoll an. Und je sicherer er sich fühlte, desto mehr empfand er das Kribbeln, das sich einstellte, wenn er an das bevorstehende Abenteuer dachte, als angenehm.
Rose zeigte nun den beiden Jungen auf der Karte die wichtigsten und bekanntesten Attraktionen von Hogsmeade, darunter das Wirtshaus Drei Besen, Zonko’s Scherzartikelladen sowie der Honigtopf, der wohl berühmteste Süßigkeitenladen Großbritanniens. Der Eberkopf schien glücklicherweise etwas abseits der Hauptattraktionen des Dorfes zu liegen, so dass dort wohl kaum allzu viele Hogwartsschüler anzutreffen sein würden.
Für den Rückweg beschlossen Albus, Terrence und Rose den Geheimgang auszuprobieren, den Albus‘ Dad seinem Sohn gegenüber erwähnt hatte. Leider hatte Harry dabei lediglich gesagt, dass dieser Gang im Keller des Honigtopfes endete, nicht jedoch wo er im Schloss begann. Somit konnten die drei ihn nicht für den Hinweg nutzen, waren sich jedoch einig, dass es äußerst wertvoll sein konnte, einen solchen Geheimgang zu kennen. Natürlich waren auch damit einige Probleme verbunden, schließlich wusste keiner von ihnen wie groß der Keller des Honigtopfes war, geschweige denn, wo genau sich der Zugang zu dem geheimen Tunnel befand. Doch mit Hilfe des Tarnumhangs würde es sicherlich möglich sein, die Örtlichkeit genau und gleichzeitig unbemerkt in Augenschein zu nehmen.
Ehe jedoch die drei Gryffindors ihre Pläne in die Tat umsetzen konnten, musste Albus in der folgenden Woche zunächst eine mehr als unangenehme Unterrichtsstunde und deren Nachwirkungen überstehen. Und dabei handelte es sich keineswegs um Verwandlung. Ganz im Gegenteil – seit der verwirrenden nächtlichen Begegnung mit Professor Bletchley hatte Albus keine einzige bösartige Bemerkung mehr ertragen müssen und er hatte sogar den Eindruck, dass der Lehrer für Verwandlung die Gryffindors nicht mehr viel schlechter behandelte als die Schüler aus seinem eigenen Haus. Diese überraschende Entwicklung, für die Albus keinerlei Erklärung hatte, erfüllte ihn zwar mit einer gewissen Skepsis, er genoss es aber nichtsdestotrotz, dass die Verwandlungsstunden seither deutlich entspannter verliefen.
Die Schwierigkeiten begegneten Albus in einem anderen Schulfach, in dem er sich ansonsten eigentlich sehr wohl fühlte. Dennoch kamen sie nicht gänzlich überraschend, hatte Professor Topshot doch bereits in der letzten Unterrichtsstunde angekündigt, seinen Schülern den Entwaffnungszauber beibringen zu wollen. Zunächst hatte sich Albus sogar darauf gefreut, diesen Zauber, der für seinen Dad eine solch bedeutsame Rolle gespielt hatte, zu lernen. Er hatte jedoch nicht ansatzweise damit gerechnet, welch hohe Wellen Professor Topshots Ankündigung in Teilen der Schülerschaft schlagen würde.
Nahezu alle Erstklässler aus dem Haus Gryffindor aber auch zahlreiche Ravenclaws und Hufflepuffs hatten Albus auf den legendären Expelliarmus angesprochen, mit dem sein Dad Voldemort in der Schlacht von Hogwarts vernichtet hatte. Dabei schien es keinen großen Unterschied zu machen, ob die Schüler aus Zaubererfamilien oder aus Muggelhaushalten stammten. Und offenbar hatten auch mehrere ältere Schüler, die Albus teilweise gar nicht kannte, mitbekommen, dass in seiner Klasse der Expelliarmuszauber auf dem Programm stand. Und sie schienen alle davon überzeugt zu sein, dass Albus diesen Zauberspruch, der quasi das Markenzeichen von Harry Potter gewesen war, mit Leichtigkeit beherrschen würde. Als ob eine solche Fähigkeit vererbt werden würde.
Je häufiger Albus auf den Expelliarmus angesprochen wurde, desto mehr Sorgen machte er sich, ob er diesen Erwartungen gerecht werden würde. Bereits mit seinem bescheidenen Talent für das Besenfliegen hatte er einige Mitschüler und sicherlich auch manche Lehrer enttäuscht. Allerdings hatte das Fliegen für ihn selbst keine wirklich große Bedeutung gehabt. Den Expelliarmuszauber wollte Albus jedoch unbedingt beherrschen. Und am liebsten würde er ihn auf solch beeindruckende Weise vorführen können wie damals den Schockzauber in jener Unterrichtsstunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste, den er gleichzeitig mit seinem Erzfeind Cameron abgefeuert hatte.
Unglücklicherweise begann Professor Topshot seinen Unterricht über den Entwaffnungszauber genau so, wie Albus es sich schlimmer kaum hätte vorstellen können. Er erzählte dieses Mal keine Geschichte darüber, wie er selbst in einem mitreißenden Duell einen mächtigen Hexenmeister mit Hilfe des Expelliarmuszaubers entwaffnet hatte, wie er dies üblicherweise bei der Einführung eines neuen Zaubers tat. Stattdessen präsentierte Professor Topshot auf seine ihm eigene theatralische Art eine zweifelsohne dramatische Begebenheit aus der Vergangenheit von Albus‘ Dad.
„Ihr alle kennt das berühmte Duell zwischen Lord Voldemort und Harry Potter, welches vor beinahe 20 Jahren hier in unserer Schule stattfand und das Ende des dunklen Lords bedeutete“, begann er im abgedunkelten Klassenzimmer mit getragener Stimme zu erzählen. „Und ihr alle wisst, welchen Zauberspruch Harry Potter benutzte, um Voldemort zu besiegen. Aber diese beiden großen Zauberer standen sich hier in Hogwarts nicht das erste Mal gegenüber und Harry Potter benutzte nicht zum ersten Mal besagten Zauberspruch. Vielmehr ereignete sich bereits einige Jahre zuvor ein Aufeinandertreffen der beiden, unmittelbar nach Lord Voldemorts Rückkehr aus dem Reich der Toten. In tiefster dunkler Nacht fand sich der Hogwartsschüler Harry Potter auf einem kleinen düsteren Friedhof Auge in Auge mit dem gefährlichsten schwarzen Magier jener Zeit wieder. Seine Situation war aussichtslos. Er wusste, dass die magischen Fähigkeiten des dunklen Lords seinen eigenen weit überlegen waren. Er wusste, dass der dunkle Lord entschlossen war ihn zu töten. Er wusste, dass ihn Avada Kedavra, der Todesfluch, erwartete.“
Albus stöhnte innerlich auf. Er war sich sicher, dass hinter Topshots Aufführung keine böse Absicht steckte. Trotzdem empfand er das Ganze als eine große Show auf seine Kosten. Er war lediglich froh, dass sich Topshot nicht auch noch eine Brille aufgesetzt und eine Narbe in Form eines Blitzes auf die Stirn gezaubert hatte. Am meisten schockierte ihn jedoch, dass es dem Professor augenscheinlich gelang, die Klasse in seinen Bann zu ziehen. Die meisten Schülerinnen und Schüler starrten mit voller Aufmerksamkeit auf ihren Lehrer und lauschten andächtig seinen Worten. Lediglich Cameron schaute feixend in Albus‘ Richtung, Malfoys Blick schien nachdenklich ins Leere zu gehen und Rose schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf.
„Doch Harry Potter war nicht bereit aufzugeben und sein Schicksal einfach so zu akzeptieren. Umringt von zahlreichen Todessern und Auge in Auge mit dem mächtigen dunklen Lord beschloss er sich zu verteidigen. Und er wählte einen Zauberspruch, der nicht zu den kompliziertesten wohl aber zu den wirkungsvollsten seiner Art zählt und schleuderte Voldemorts Avada Kedavra seinen Expelliarmus entgegen. Diese weise Entscheidung rettete Harry Potters Leben und ermöglichte ihm die Flucht aus einer nahezu ausweglosen Situation.“
Der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste machte eine kurze Pause und blickte feierlich zu seinen Schülern hinab. Dann fuhr er in etwas sachlicherem Ton fort.
„Und es ist genau dieser Expelliarmuszauber, ein äußerst effektiver Entwaffnungszauber, den wir in der heutigen Unterrichtsstunde erlernen wollen. Finden Sie sich jeweils zu zweit zusammen, dann zeige ich Ihnen, wie der Zauberspruch funktioniert und Sie können ihn gemeinsam üben.“
„Halbwahrheiten und Fehler“, murmelte Rose erbost, als Professor Topshot aufgehört hatte zu sprechen. „Und so jemanden haben wir als Lehrer…“
Albus wollte nicht darüber nachdenken, was sie meinte, sondern beschloss, seine volle Aufmerksamkeit lieber Professor Topshots Erklärungen zu widmen, damit er bloß nichts verpasste, was ihm helfen konnte, den Expelliarmuszauber gut auszuführen.
Als er jedoch wenig später Terrence gegenüberstand, seinen Zauberstab schwang und Expelliarmus rief, passierte zunächst gar nichts. In jedem Zweierteam sollte einer der beiden Schüler seinen Zauberstab lediglich ganz leicht mit Daumen und Zeigefinger festhalten und ihn schon bei der geringsten Auswirkung des Entwaffnungszaubers fallen lassen. Terrences Stab aus Erlenholz machte jedoch nicht die kleinste Bewegung. Nur die Tatsache, dass auch bei den anderen Erstklässlern bisher nichts passiert war, gab Albus wieder etwas Mut, so dass er es angestrengt weiter versuchte.
Kurz darauf fiel dann aber doch ein Zauberstab zu Boden und sofort richteten sich alle Blicke auf Alexander, der mit leeren Händen und verwirrtem Gesichtsausdruck da stand, sowie auf William, der offenbar den ersten erfolgreichen Entwaffnungszauber der Klasse ausgeführt hatte.
„Ent… Entschuldigt“, brachte Alexander allerdings nach einigen Momenten des Staunens mühsam heraus, „aber mir ist der Stab bloß herunter gefallen.“
Während Williams selbstzufriedener Gesichtsausdruck in sich zusammen fiel und der Enttäuschung wich, war vom Rest der Klasse ein kollektives Aufstöhnen zu hören. Doch kurz darauf fiel der nächste Zauberstab zu Boden. Dieses Mal war es der Stab von Eunice Filmore, was bedeutete, dass ihr Übungspartner Benjamin Pucey als erster tatsächlich Wirkung mit seinem Expelliarmus erzielt hatte. Allerdings war sich Albus nicht ganz sicher, ob Alexanders Missgeschick Filmore nicht auf die Idee gebracht hatte, ihren Zauberstab absichtlich fallen zu lassen. Doch wie auch immer, Pucey erhielt ein begeistertes Lob von Professor Topshot und zehn Punkte für Slytherin.
In der Folgezeit fielen mehr und mehr Stäbe, während Albus mehr und mehr verkrampfte. Er spürte selbst, dass er weit davon entfernt war, einen erfolgreichen Zauber auszuführen. Aber es gelang ihm inzwischen überhaupt nicht mehr, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er achtete mehr darauf, wem von den anderen Schülern ein rudimentärer Expelliarmus gelang und ob ihn die anderen aufgrund seines Versagens bereits anstarrten oder sich über ihn lustig machten.
Schließlich wurde getauscht und die jeweils anderen Partner versuchten sich am Entwaffnungszauber. Erneut dauerte es eine gewisse Zeit, aber dann waren die ersten fallenden Zauberstäbe zu hören. Es hatten bei weitem nicht alle Erstklässler in dieser Unterrichtstunde erste Erfolgserlebnisse mit dem Expelliarmus, aber Albus realisierte niedergeschlagen, dass es doch einige waren, die sich offenbar auf einem guten Weg befanden.
Plötzlich spürte Albus, dass sein Zauberstab, den er wie verlangt mit Zeigefinger und Daumen locker festhielt, ganz leicht zu vibrieren begann. Offenbar hatte Terrences letzter Expelliarmus-Versuch Wirkung gezeigt, doch anders als von Professor Topshot vorgegeben ließ Albus seinen Zauberstab nicht fallen sondern presste seine beiden Finger stärker zusammen. Es war mehr ein Reflex als eine bewusste Entscheidung gewesen, doch als Albus langsam und wie in Trance realisierte, was er da gerade getan hatte, war er über sich selbst schockiert. Gönnte er seinem Freund diesen kleinen Erfolg nicht, nur weil ihm selbst der Zauberspruch nicht gelang? War er derart neidisch auf Terrence, dass er sich zu einer solchen Handlung hinreißen ließ? Trotz allem ging es nur um einen Zauberspruch. Das Entsetzen, welches Albus über sich selbst empfand, ließ ihn immerhin wieder klarer denken.
Für einen Moment überlegte er, ob er vielleicht bei Terrences nächstem Versuch seinen Zauberstab einfach fallen lassen sollte. Doch Albus kam nicht dazu, diesen Gedanken zu Ende zu führen, denn in diesem Augenblick rief jemand besonders laut „Expelliarmus“ und ein leuchtender scharlachroter Blitzstrahl schoss durch den Klassenraum. Der Blitz traf Warrington mit einer solchen Wucht, dass dieser einige Meter nach hinten geschleudert wurde und gleichzeitig sein Zauberstab in hohem Bogen durch die Luft flog. Triumphierend schaute Cameron in die Runde, wobei sein Blick besonders lange auf Albus ruhte. Die Slytherins klatschten und jubelten vor Begeisterung. Und auch die Gryffindors waren von Camerons Expelliarmus ganz offensichtlich beeindruckt. Selbst in Roses Gesichtsausdruck spiegelte sich nur dürftig unterdrückte Anerkennung wider.
„Exzellent, Mr. Cameron. Ganz ausgezeichnete Vorstellung.“
Professor Topshot überschlug sich ebenfalls beinahe vor Begeisterung.
„Einen solchen Expelliarmus habe ich wahrlich noch nie in der ersten Unterrichtsstunde zu diesem Thema gesehen. Zwanzig Punkte für Slytherin.“
„Na ja, auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“, murmelte William laut genug, so dass alle im Klassenzimmer ihn verstehen konnten.
Camerons Antwort war ein erneutes lautes „Expelliarmus“ sowie ein roter Blitzstrahl, welcher den überraschten William traf, entwaffnete und noch weiter durch den Raum schleuderte als den deutlich schwereren Warrington.
„Gibt es noch jemanden, der Zweifel an meinem Expelliarmuszauber hat?“, fragte Cameron herausfordernd und triumphierend zugleich. „Potter vielleicht? Oder Weasley?“
Albus bemerkte, dass Rose sich ihm zuwandte, wohl um ihn vor einer möglichen unbedachten Handlung zu bewahren. Doch Albus dachte keinen Augenblick darüber nach, sich in dieser Situation von Cameron provozieren zu lassen. Zum einen fühlte er sich durch den eindrucksvollen Erfolg seines Erzfeindes wie gelähmt. Zum anderen war er überzeugt davon, dass Cameron den Zauber auch gegen ihn erfolgreich anwenden und nur noch mehr triumphieren würde. Außerdem machte Professor Topshot dem Ganzen nun ein Ende.
„So geht das nun aber nicht, Mr. Cameron“, wies er den Slytherin-Schüler lapidar zurecht, wirkte aber nur noch mehr von dessen Leistung beeindruckt.
„Eigentlich müsste er Slytherin die gegebenen Hauspunkte wieder abziehen“, schimpfte Rose leise vor sich hin. „Wohin soll das führen, wenn jeder mit irgendwelchen Zaubersprüchen auf seine Mitschüler los geht?“
Doch Albus wusste, dass aus Rose lediglich die Wut über Camerons grandiose Vorstellung sprach. Eigentlich war sie der Auffassung, dass er jeden einzelnen Punkt verdient hatte.
Camerons Darbietung machte, wie nicht anders zu erwarten, innerhalb kürzester Zeit die Runde in der ganzen Schule. In gewisser Weise sorgte sein glanzvoller Triumph sogar dafür, dass kaum jemand von Albus‘ komplettem Versagen Notiz zu nehmen schien, obwohl im Vorhinein doch viele von Harry Potters Sohn erwartet hatten, dass er den Expelliarmuszauber problemlos beherrschen würde. Dennoch half es Albus nicht allzu sehr, dass sich der Spott und die höhnischen Bemerkungen in Grenzen hielten. Er war von sich selbst zutiefst enttäuscht und die Tatsache, dass ausgerechnet Vance Cameron der Held der Stunde war, machte alles nur noch schlimmer.
Glücklicherweise stand am folgenden Samstag der heimliche Ausflug nach Hogsmeade an, bei dem Albus, Terrence und Rose beabsichtigten, Aberforth Dumbledore über das Geheimnis seines Bruders zu befragen. So hatte Albus etwas, auf das er sich konzentrieren konnte und das ihn vom Grübeln und Zweifeln abhielt, auch wenn er sich durchaus Sorgen darüber machte, ob alles gut gehen würde. Der erste Teil von Roses Plan war allerdings perfekt aufgegangen. Unter dem Tarnumhang versteckt, war es den dreien problemlos gelungen gemeinsam mit den älteren Schülern das Gelände von Hogwarts zu verlassen. Nun folgten sie einfach in einem sicheren Abstand der Schülergruppe, die von Professor Sinistra und Madam Chang begleitet wurde.
Schon bald hatten sie die Hauptstraße von Hogsmeade erreicht und Professor Sinistra schärfte den Schülern noch einmal ein, wann und wo man sich treffen würde, um am späteren Nachmittag gemeinsam zum Schloss zurück zu gehen. Dann löste sich die Gruppe auf und die Jungen und Mädchen schwärmten aus, um sich auf unterschiedlichste Art und Weise zu vergnügen.

„Es ist wirklich bitterkalt“, meinte Terrence zitternd. „Ich hätte mich wärmer anziehen sollen.“

„Nun der Tarnumhang schützt vor neugierigen Blicken, aber nicht vor Kälte“, erwiderte Rose schmunzelnd.

Sie hatte ihre Kopie des Plans von Hogsmeade mitgebracht und dirigierte nun die beiden Jungen in die richtige Richtung. Sobald die drei die Hauptstraße des Dorfes verlassen hatten, war kaum noch jemand zu sehen. Dennoch trauten sie sich zunächst nicht, den Tarnumhang abzustreifen, auch wenn dies natürlich mehr Bewegungsfreiheit bedeutet hätte. Aber Hogsmeade war nicht allzu groß und so standen Albus, Terrence und Rose schon nach kurzer Zeit vor dem Eberkopf.

Das Wirtshaus sah allerdings nicht annähernd so aus wie Albus es sich vorgestellt hatte. Es machte von außen einen ziemlich schäbigen und heruntergekommenen Eindruck. Über dem Eingang war an einer rostigen Aufhängung ein Holzschild befestigt, auf welchem ein äußerst abstoßender blutender Eberkopf zu sehen war.

„Ich denke, wir sollten den Tarnumhang ablegen bevor wir hineingehen“, meinte Rose, während sie sich prüfend umschaute. „Drinnen sind sicherlich einige Gäste, da können wir nicht einfach so aus dem Nichts auftauchen. Hier draußen ist dagegen keine Menschenseele zu sehen.“

Albus und Terrence stimmten Rose zu, doch plötzlich sichtbar zu sein, bedeutete für Albus ein Gefühl der Verletzbarkeit, welches ihm erneut verdeutlichte, welches Risiko sie bei ihrem heimlichen Ausflug eingingen. Auf der Straße war niemand zu sehen, aber wer konnte schon mit Sicherheit sagen, wer möglicherweise aus einem der benachbarten Häuser hinausspähte. An die die zahlreichen magischen Möglichkeiten des Tarnens wollte Albus besser gar nicht denken.

Vorsichtig öffneten die drei die schwere Eingangstür, die direkt in den Schankraum des Eberkopfs führte. Drinnen war es überraschend dunkel, was wohl daran lag, dass die Fenster des Wirtshauses niemals geputzt wurden und somit kaum Tageslicht durchscheinen ließen. Überhaupt machte die ganze Gaststätte einen äußerst vernachlässigten und ungepflegten Eindruck und roch zu allem Überfluss auch noch unangenehm nach Ziegendreck.

„Raus hier!“, zischte Terrence plötzlich und verpasste Albus einen unsanften Stoß, welcher diesen durch noch nicht wieder ganz geschlossene Eingangstür ins Freie zurück beförderte.

„Sag mal, spinnst du?“, beschwerte sich Albus aufgebracht und auch Rose blickte Terrence verständnislos und leicht irritiert an.

„Was ist denn los“, wollte sie wissen, noch bevor sich die drei Gryffindors den Tarnumhang wieder übergeworfen hatten.

„Habt ihr ihn nicht gesehen?“, fragte Terrence keuchend, ohne auf eine Antwort zu warten. „Dort drinnen sitzt Bletchley!“

„Bletchley ist im Eberkopf?“ Albus wollte es nicht glauben. Offenbar tauchte der Lehrer für Verwandlung immer dann auf, wenn Albus nicht damit rechnete und es gleichzeitig am unpassendsten war. „Hat er uns gesehen?“

„Ich glaube nicht“, antwortete Terrence, „aber ganz sicher bin ich mir nicht. Er saß schon mit Blickrichtung zur Tür, war allerdings ziemlich in ein Gespräch vertieft.“

„Mit wem hat sich Bletchley denn unterhalten?“, wollte Rose wissen, nachdem sich die drei mit Hilfe des Tarnumhangs wieder unsichtbar gemacht hatten.

„Kann ich nicht sagen.“ Terrence schüttelte nachdenklich den Kopf. „Es war ein Mann, aber ich konnte nur seinen Rücken und Hinterkopf sehen. Und sobald ich Bletchley erkannt habe, habe ich eh Panik bekommen und wollte nur noch so schnell wie möglich raus aus dem Wirtshaus.“

„Nun, ich denke, wir haben Glück im Unglück gehabt“, meinte Rose und kramte ihren Plan von Hogsmeade wieder hervor. „Immerhin scheint uns Bletchley nicht entdeckt zu haben, sonst wäre er wohl heraus gekommen, um uns dingfest zu machen.“

„Aber unser Plan, mit Aberforth zu sprechen ist glorreich gescheitert“, erwiderte Albus mit einem Anflug leichter Verzweiflung. „Jetzt müssen wir bis zum nächsten Wochenende warten, an dem die älteren Schüler wieder nach Hogsmeade dürfen. Das wird erst in über einem Monat sein.“

„Es ist zweifellos ärgerlich“, pflichtete Rose ihm bei, „aber ich hoffe, wir müssen nicht ganz so lange auf ein Gespräch mit Dumbledores Bruder warten.“

Gespannt sahen Albus und Terrence Rose an, ohne zunächst zu ergründen, woher sie ihren Optimismus nahm. Doch noch ehe sie zu einer Erklärung ansetzen konnte, erkannte Albus, worauf seine Cousine hinaus wollte.

„Der Geheimgang!“

„Richtig“, stimmte Rose zu. „Schließlich war es von Anfang an das zweite Ziel unseres heimlichen Ausflugs, den Geheimgang vom Honigtopf nach Hogwarts zu finden. Und wenn wir das erst einmal geschafft haben, können wir uns jederzeit unentdeckt nach Hogsmeade in den Eberkopf schleichen. Na ja, vielleicht nicht jederzeit, aber wir werden mit Sicherheit in naher Zukunft einen geeigneten Zeitpunkt finden.“

Trotz des gerade erlebten Fehlschlags empfanden die drei nun wieder ein wenig Zuversicht und machten sich angeführt von Rose in Richtung des Honigtopfes auf. Je weiter sie sich der Hauptstraße von Hogsmeade näherten, desto mehr Hexen und Zauber begegneten ihnen, ohne sie jedoch unter ihrem Tarnumhang ausmachen zu können. Der erste Hogwartsschüler, der ihnen entgegenkam, noch ehe sie die Hauptstraße erreicht hatten, war Dean Chambers, der Vertrauensschüler aus dem Hause Ravenclaw.

„Was treibt der sich denn so alleine hier herum?“, fragte Albus mit einem Hauch von Ironie in der Stimme. "Ist doch sonst gar nicht seine Art, die Einsamkeit zu suchen.“

Aber schon im nächsten Moment mussten Rose, Terrence und Albus einer Gruppe von Mädchen aus Hufflepuff und Gryffindor ausweichen, ehe sie Madam Chang entdeckten, die gerade Derwisch und Banges, einen Laden für Zauberutensilien aller Art, verließ. Natürlich war Hogsmeade am heutigen Tag voll von zahlreichen Hogwartsschülern und auch einigen Lehrern.

„Da wir unglücklicherweise erfolglos mit unserem Versuch waren, Aberforth einen Besuch abzustatten, haben wir jetzt immerhin etwas mehr Zeit als gedacht“, begann Terrence vorsichtig, den beiden anderen einen Vorschlag zu unterbreiten. „Wir könnten also durchaus einen kurzen Blick in Zonkos werfen. Ich hab gestern beim Mittagessen gehört wie Ian Frobisher von dem Laden geschwärmt hat. Dort muss es ein Riesensortiment der tollsten Scherzartikel geben.“

„Oh ja, das wäre super!“, stimmte Albus begeistert zu. „Und vielleicht könnten wir uns auch noch die Heulende Hütte ansehen. Die soll eines der berühmtesten Gebäude ganz Großbritanniens sein, weil es dort wirklich spukt.“

„Sagt wer? Ian Frobisher?“ Rose unterbrach den enthusiastischen Plausch der beiden Jungen mit einem sarkastischen Kopfschütteln. „Und ganz davon abgesehen sind wir hier nicht auf einem Klassenausflug. Zu dritt unter dem Tarnumhang sind eure Ideen doch eher schwer umzusetzen. Und am Ende werden wir noch entdeckt.“

Trotzdem ließ sich Rose schließlich dazu überreden, zumindest einen Blick in Zonkos zu werfen. Die Heulende Hütte musste dagegen am heutigen Tag auf einen Besuch der drei Gryffindors verzichten. Schon nach kurzer Zeit musste sich Albus allerdings eingestehen, dass der Aufenthalt in dem berühmten Scherzartikelladen bei Weitem nicht so amüsant war, wie er es sich erhofft hatte. Rose hatte wieder einmal Recht behalten und es erwies sich als ziemlich mühsam, gemeinsam unter dem Tarnumhang durch die gut besuchten Einkaufsräume zu manövrieren. Des Weiteren war es kaum möglich, sich miteinander zu unterhalten und über die verschiedenen magischen Scherzartikel auszutauschen. Und zu guter Letzt kam Albus zu dem Ergebnis, dass Zonkos nicht ansatzweise mit Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen mithalten konnte - weder was das Sortiment noch was die Einkaufsatmosphäre betraf.

Den Honigtopf fand Albus dagegen äußerst faszinierend. Die Regale, die bis zur Decke des Ladens reichten, waren gefüllt mit den verführerischsten Leckereien, die man sich vorstellen konnte: Schokoriegel in allen erdenklichen Größen und Formen, Kekse mit Nougatfüllung, Zuckerglasur oder Sahnehäubchen sowie Bonbons in so vielen schillernden Farben, dass Albus beinahe dachte, er befände sich in einer märchenhaften Schatzkammer voll funkelnder Edelsteine. Außerdem gab es natürlich Süßigkeiten mit magischen Spezialeffekten wie zischende Wissbies, Pfefferkobolde, Eismäuse und Schokofrösche. Die meisten Schüler gruppierten sich um einige riesige, kugelförmige Glasgefäße, in denen sich Flüssigkeiten in den grellsten Farben befanden. Offenbar handelte es sich um eine ganz neue Limonade oder einen Sirup, den Albus noch nicht kannte. Wenn man die Flüssigkeit trank, kamen einem jedenfalls seifenblasenartige Gebilde in der Farbe des Getränks aus Mund, Nase und Ohren. So stiegen über Henry Gwildor gerade giftgrüne Blasen auf und Joshua Szymanski spukte lachend und gleichzeitig hustend ebensolche in einem schimmernden Violett aus.

„Wir sollten so langsam den Keller gehen und den Geheimgang ins Schloss finden“, mahnte Rose, die sich jedoch ganz offensichtlich ebenfalls köstlich amüsierte.

„Zwischen dem Regal mit den Pralinen und den Körben mit den getrockneten Kakerlaken ist ein Durchgang“, flüsterte Terrence. „Vielleicht geht es dort in den Keller.“

Die drei versuchten ihr Glück und fanden tatsächlich sogleich eine Treppe, die nach unten in einen überraschend großen Lagerraum führte, in welchem zahlreiche Kisten, Kartons, Fässer und Körbe gestapelt waren. Sicherlich wurde dort der Nachschub für all die Süßigkeiten aufbewahrt, die oben im Laden verkauft wurden.

Leider hatte Albus‘ Dad keine genaueren Hinweise darauf gegeben, wo genau der Zugang zu dem geheimen Gang im Keller des Honigtopfs zu finden sei. Also beschlossen die drei, den Tarnumhang abzulegen und sich auf die Suche zu machen. Unglücklicherweise erwies sich dies als viel schwieriger als Albus es sich vorgestellt hatte und nahm reichlich Zeit in Anspruch. Während sich Terrence vor allem darauf konzentrierte die Wände des Kellers zu untersuchen, nahmen Rose und Albus den Boden in Augenschein.

„Ich fürchte, wir müssen die ganzen Kisten und Kartons verrücken und auch darunter suchen“, meinte Rose gerade ziemlich verzweifelt, als polternde Schritte auf der Kellertreppe zu hören waren.

Erschrocken sprang Albus hinter mehrere Holzfässer, die ihn glücklicherweise komplett vor neugierigen Blicken verbargen. Sein Herz pochte heftig und kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er hörte, wie jemand den Vorratskeller betrat und wohl einige Kisten öffnete und wieder verschloss.

„Wo sind nur diese blöden Pfefferminz-Schneebälle“, brummte ein Mann missmutig vor sich hin. Es schien sich um einen Mitarbeiter des Honigtopfs zu handeln, der die zur Neige gehenden Süßigkeiten im Verkaufsraum auffüllen sollte. Ganz offensichtlich hatte er auch Terrence und Rose nicht entdeckt und Albus‘ Puls beruhigte sich langsam wieder. Er beschloss, sich ein Bild von der Lage zu machen und spähte vorsichtig hinter den Fässern hervor.

Da der Mann die Pferfferminz-Schneebälle auf die Schnelle nicht finden konnte, zog er es anscheinend vor, ein kleine Ruhepause zu machen. Er hatte sich auf eine der Kisten gesetzt und sich eine Pfeife angesteckt. Er trug wie alle Mitarbeiter des Süßwarenladens eine honigfarbene Schürze, hatte einen Schnauzbart und war ziemlich untersetzt. Von Terrence und Rose war nichts zu sehen und sehr zu seiner Erleichterung konnte Albus auch den Tarnumhang nirgendwo ausmachen. Hoffentlich hatte einer der beiden anderen ihn bei sich gehabt oder an sich genommen, als der untersetzte Mann den Keller betreten hatte.

Albus zog sich wieder in sein Versteck zurück und setzte sich auf den Boden. Es blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. Inzwischen verbreitete sich ein eher unangenehm riechender Duft nach Pfeifentabak im ganzen Raum und hin und wieder ließ der Mann ein zufriedenes Grunzen hören. Er schien die Pause zu genießen und ziemlich in die Länge zu ziehen. Albus fragte sich gerade, wie spät es in der Zwischenzeit wohl war, als er eine kleine Unebenheit im Boden bemerkte, genau an der Stelle, an der er Platz genommen hatte. Er wischte etwas von der Staubschicht, welche den Boden bedeckte, zur Seite und entdeckte einen schmalen Spalt, der mit dem Auge kaum wahrzunehmen war. Albus legte etwas mehr vom Boden frei und jubilierte innerlich. Er hatte den Zugang zu dem geheimen Gang nach Hogwarts gefunden.

Leider half ihnen das zunächst nichts, denn der Mitarbeiter des Honigtopfs saß nach wie vor gemütlich paffend mitten im Vorratskeller und Albus wollte es nicht riskieren, sich aus seinem Versteck herauszuschleichen und die anderen über seine Entdeckung zu informieren.

In diesem Moment hörte er eine flüsternde Stimme.

„Pssst. Nicht erschrecken!“

Albus zog seinen Zauberstab hervor und begann langsam aufzustehen.

„Ich bin’s. Rose.“

Und tatsächlich erschien Albus‘ Cousine plötzlich wie aus dem Nichts und deutete auf den Tarnumhang, den sie bei sich trug.

„Weißt du, wo Terrence sich versteckt hat?“, fragte sie so leise, dass Albus sie kaum verstehen konnte.

Er schüttelte den Kopf und hob stattdessen die Falltür, die er entdeckt hatte, ganz leicht an, um Rose zu zeigen, dass der Geheimgang gefunden war.

„Prima“, flüsterte diese. „Dann müssen wir jetzt nur noch mit Hilfe des Tarnumhangs Terrence finden und wir können durch die Falltür verschwinden.“

Doch in diesem Augenblick ertönte aus Richtung des Ladens eine laute Stimme zu ihnen herunter.

„Jenkins! Wo bleiben Sie denn mit den Pfefferminz-Schneebällen? Sind Sie etwa wieder eingeschlafen?“
Offensichtlich war jemand ziemlich ungehalten und Albus vermutete, dass es sich dabei um den Besitzer des Honigtopfs handelte. Jenkins schreckte jedenfalls aus seinem Dämmerzustand auf und versuchte etwas unbeholfen seine Pfeife auszumachen.

„Ich komme sofort, Boss“, erwiderte Jenkins kleinlaut und machte sich nun sehr hektisch auf die Suche nach der richtigen Kiste. „Sind nicht so leicht zu finden, diese Schneebälle.“

Doch dieses Mal war er dann doch erfolgreich und balancierte schließlich mehrere silberblaue Schachteln, die wohl mit den leckeren Pfefferminzbällchen gefüllt waren, die Treppe hinauf. Kaum war Jenkins verschwunden, tauchte auch schon Terrence auf, der sich hinter der Weihnachtsdekoration des Honigtopfes, welche nun im Keller verstaut war, versteckt hatte.

Somit konnten die drei nun endlich den Geheimgang betreten und sich auf den Weg ins Schloss machen. Nachdem der Gang zunächst noch ein wenig weiter nach unten führte, ging es eine lange Strecke ziemlich eben weiter und der Weg folgte schon bald mehreren eng verschlungenen Windungen. Die drei marschierten schweigend hintereinander her und Albus war froh, dass sie in einer der vergangenen Stunden bei Professor Flitwick den Lumoszauber gelernt hatten, denn die erleuchteten Zauberstäbe waren ihre einzige Lichtquelle. Er fragte sich, wo im Schloss sie wohl herauskommen würden. Wahrscheinlich, so nahm er an, in einem der Verliese oder jedenfalls einem der unteren Stockwerke. Doch kurz nachdem Albus diese Überlegung angestellt hatte, begann der Gang steil anzusteigen und der feuchte Erdboden wurde steinern und glatter. So erwies sich das letzte Teilstück als ziemlich schwierig und anstrengend.

„Hier ist das Ende des Gangs“, meinte Terrence schließlich keuchend.

Die drei standen vor einer Felswand und sahen sich ziemlich ratlos an. Mit Hilfe ihrer leuchtenden Zauberstäben suchten sie die Wand ab, doch sie konnten nichts finden. Keine Tür, kein Hebel oder sonst etwas, das ihnen weiterhalf.

„Ich bin davon ausgegangen, dass es kein Problem wäre ins Schloss zu gelangen, sobald wir erst einmal den Geheimgang gefunden hätten“, sagte Albus mit aufkeimender Verzweiflung.

„Davon sind wir alle ausgegangen, statt vernünftig darüber nachzudenken. Ansonsten hätten wir diese Möglichkeit vorausgesehen.“ Rose setzte sich auf den steinernen Boden und rieb sich kurz die Augen. „Es muss hier eine Möglichkeit geben, einen Zugang zum Schloss zu öffnen.“

Auch Albus setzte sich, während Terrence etwas unkoordiniert mit bloßen Händen die undurchdringbare Felswand abtastete.

„Nicht unbedingt“, wandte Albus nach einer Weile ein. „Der Zugang könnte inzwischen verschlossen worden sein. Vielleicht hat Filch ihn entdeckt. Oder einer der Lehrer. Und die sehen es bestimmt nicht gerne, wenn wir Schüler eine Möglichkeit haben, uns unbemerkt aus Hogwarts hinaus zu schleichen.“

„Du hast Recht“, pflichtete Rose ihm bei. „Das wäre denkbar. Und selbst wenn der Geheimgang noch funktioniert, sind wir offensichtlich nicht in der Lage herauszufinden wie.“

„Dann sollten wir so schnell wie möglich hier verschwinden“, sagte Terrence mit entschlossener Stimme. „Wir müssen zurück in den Honigtopf und mit den anderen Schülern zurück ins Schloss. Und ich fürchte wir haben dazu nicht mehr viel Zeit. Wenn wir uns nicht beeilen, werden wir vor einem verschlossenen Tor stehen und jede Menge Schwierigkeiten bekommen.“

Leider sollte sich Terrences Befürchtung bewahrheiten. Durch den Tunnel kamen die drei auf dem Rückweg zwar sehr schnell voran, aber im Keller des Honigtopfs stießen sie erneut auf einen Mitarbeiter des Süßwarenladens. Dieser bemerkte sie glücklicherweise nicht und arbeitete auch deutlich zügiger als Jenkins, dennoch kostete die Verzögerung Albus, Terrence und Rose wertvolle Zeit. Als sie am Treffpunkt, den Professor Sinistra und Madam Chang den älteren Schülern vorgegeben hatten, ankamen, waren sie eine gute Viertelstunde zu spät. Sie ließen jede Vorsicht außer Acht und rannten sichtbar und so schnell sie konnten in Richtung Schloss. Doch sie kamen unweigerlich zu spät und standen verzweifelt und erschöpft vor dem eisernen Tor, welches den Zugang zum Schulgelände von Hogwarts bildete.

„Mist, jetzt stecken wir in der Klemme“, fluchte Terrence und rüttelte an dem Eingangstor, das sich aber natürlich nicht so einfach öffnen ließ. „Was können wir jetzt tun?“

„Ich fürchte, da gibt es wenig“, erwiderte Albus niedergeschlagen. „Irgendwann werden sie uns vermissen und nach uns suchen. Und dann wird sicherlich auch jemand hier herauskommen und uns hinein lassen. Und wir werden eine Menge Ärger bekommen.“

Die drei Ausreißer mussten jedoch bei Weiten nicht so lange warten, wie Albus befürchtet hatte, denn nur kurze Zeit später kam Neville mit einer kleinen Gruppe von Zweitklässlern, denen er vermutlich etwas über magische Pflanzen erläuterte, über das Schulgelände gelaufen. Albus verspürte ein wenig Erleichterung, denn immerhin mussten sie nicht Professor Bletchley oder Professor McGonagall bitten, ihnen das Tor zu öffnen.

Auch Rose gewann der Situation augenblicklich etwas Positives ab.

„Wir haben Glück, dass uns jetzt schon jemand begegnet“, erklärte sie eilig. „Bisher vermisst uns sicher noch niemand und somit weiß Neville nicht, dass wir zu dritt sind. Das bedeutet, dass wir den Tarnumhang unbemerkt ins Schloss zurückbringen können, wenn einer von uns darunter schlüpft und heimlich mit den anderen das Schulgelände betritt.“

„Und wer soll das machen?“, fragte Terrence.

„Du“, antwortete Albus ohne zu zögern. Und als Terrence widersprechen wollte, fuhr er fort. „Rose und mir wird nicht viel passieren, schon gar nicht wenn Neville die Bestrafung übernimmt. Und außerdem haben wir jetzt überhaupt keine Zeit zum Diskutieren.“

Der wahre Grund, warum Albus Terrence die Strafe ersparen wollte und sie selbst bereitwillig auf sich nahm, war jedoch ein anderer. Er hatte noch immer ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil er Terrence den kleinen Erfolg beim Expelliarmuszauber nicht gegönnt hatte. Eigentlich wusste Albus, dass er Terrence die Wahrheit hätte sagen müssen, aber er fürchtete, dass dies einen Schatten auf ihre Freundschaft werfen würde und so konnte er sich nicht dazu durchringen. Deswegen versuchte er nun auf andere Weise, seinen Fehler wiedergutzumachen und sein Gewissen ein wenig zu beruhigen.

Terrence warf sich also widerwillig den Tarnumhang über und Albus und Rose traten direkt an das Tor zum Schulgelände und machten Neville auf sich aufmerksam. Als dieser sie herein lies und sie ihm erzählten, dass sie heimlich und ohne Erlaubnis nach Hogsmeade gegangen waren, um sich dort wie die älteren Schüler die Geschäfte und Läden anzuschauen, reagierte Neville zu Albus‘ Entsetzen ganz anders als er es erwartet hatte. Neville sprach kaum ein Wort und schickte Albus und Rose lediglich in den Gryffindorturm. Aber sein ganzes Verhalten machte deutlich, dass er ganz offensichtlich wirklich wütend war. Und das war für Albus fiel schlimmer als es eine harte Bestrafung gewesen wäre. Gesenkten Hauptes schlichen er und Rose ins Schloss hinein. In den letzten Tagen war wirklich alles schief gelaufen und Albus hatte sich in Hogwarts noch nie so niedergeschlagen und schlecht gefühlt wie an diesem Abend.


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Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
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