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Fanfiction

Harry Potter und die Zeitenwende - Dracoidae

von *Dea1963*

A/N: Liebe Leser, da ich zum Monatsende umziehe, muss ich die Geschichte bis zum November leider pausieren. Ich hoffe, ihr bleibt mir trotzdem treu. Viel Spass nun mit dem nächsten Kapitel. LG Dea







„Uuuuuuuuuuaaaaaaaaaaarrrrrrrchchchchchchchchch……“

Ein glühend heisser Flammenstoß fauchte in die klamme, diesige Morgenluft vor der Höhle. Mit dem schnappenden Laut eines zuschlagenden Fangeisens schloss die Bewohnerin ihre Kiefer, nachdem sie eben jene bei dem gewaltigen Gähnen fast ausgerenkt hatte. Blinzelnd schob sich die Nickhaut über die geschlitzten Pupillen, als die Drachin durch das unregelmäßige Felsentor der Höhle in den anbrechenden Morgen spähte. Ein unangenehm leeres Gefühl machte sich in der Magengegend bemerkbar und so kroch sie hinaus, um sich zuerst einen Morgenimbiss zu sichern.

Unten im Tal stieß ein Zauberer seinem langhaarigen Begleiter den Ellenbogen in die Rippen und fluchte:

„Beeil dich, das Mistvieh ist schon wach! Ich habe keine Lust, gegrillt zu werden!“

Der Jüngere legte den Kopf in den Nacken und der Pferdeschwanz fiel ihm lang den Rücken herunter. Die kaum wärmenden Strahlen der Morgensonne fingen sich in dem goldenen Ohrring und ließen diesen funkeln. Hoch über ihm setzte sich der tonnenschwere geflügelte Körper seiner Favoritin auf der Klippe zurecht, bereit, sich abzustoßen und herab zu kommen. Er senkte den Blick auf die kleine Viehherde herab, wedelte ein letztes Mal mit dem Zauberstab und zog sich dann zügig, aber bei weitem nicht so hastig wie sein Kollege von den Pferchen zurück.

Die Drachin würde wie immer herabstoßen wie ein beutehungriger Falke und sich aus den blökenden Schafen und Ziegen ihre Morgenfütterung holen. Überall auf den Felskämmen regten sich weitere dieser gewaltigen Geschöpfe und verließen ihre Schlafplätze. Aber bevor der ungarische Hornschwanz sich nicht seine Beute geholt hatte, würde kein anderer Drache zum Futterplatz kommen.

Azshara streckte sich noch ein letztes Mal und spreizte die Flügel weit, um den schwachen Aufwind einzufangen. Dann sprang sie ab, segelte mit der Eleganz eines Albatros in einem großen Halbkreis abwärts. Über den Köpfen der beiden Zauberer spuckte sie beiläufig einen Feuerball in die Luft, was den Älteren in lautes Fluchen ausbrechen ließ. Dann fiel sie wie ein Stein vom Himmel, um im nächsten Augenblick mit zwei fetten, vor Angst blökenden Schafen in den Klauen mit heftig flappenden Flughäuten wieder aufzusteigen. Noch im Steigflug biss sie mit einer ruckenden Bewegung einem der Tiere den Kopf ab und ließ diesen wie beabsichtigt den Magiern vor die Füße fallen.

„Ich sage dir, seit dieses Biest in England war, ist es gemeingefährlich! Irgendwann wird sie uns grillen und köpfen statt dieser lausigen Flohpelze!“

Der Ältere wechselte ins Rumänische und schimpfte halblaut vor sich hin. Charly dagegen folgte der Drachin mit bewundernden Blicken. Sicher, Drachen waren gefährliche Geschöpfe, aber er war überzeugt, dass diese Drachin alles andere als ein tumbes aggressives Tier war. Gelegentlich vermeinte er Intelligenz in den gelb flammenden Pupillen aufblitzen zu sehen und das Feuerspucken oder, wie eben, das Bewerfen mit Kadaverteilen hatte für ihn einen eher humorigen Aspekt, fast als würde sie der Hornschwanz necken wollen.

Bolgar, sein Kollege, hielt ihn für nicht ganz zurechnungsfähig ob dieser Ansichten. Für den Rumänen waren Drachen eine permanente Gefahr und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte man die Biester allesamt in den Käfigen lassen können, welche sich seit dem Rücktransport vom Trimagischen Turnier hinter der Drachenstation zu all dem anderen Gerümpel gesellt hatten. Der älteste Weasleysohn putzte sich mit einem wortlosen Zauber die Blutspritzer des Schafs von der Kleidung und ging dann zu seiner täglichen Routine über.

Azshara hatte mittlerweile dem zweiten Schaf durch ein Schließen der gewaltigen Klauen das Genick gebrochen und es so ebenfalls getötet. Genüsslich verschlang sie das vorher geköpfte Tier mit einigen Bissen, legte das andere auf den Klippenvorsprung vor der Höhle und hüllte es für einige Augenblicke in lohende Glut. Sie selbst bevorzugte ihre Beute roh und blutig, aber der alte Atropos vermochte mit den verbliebenen Zähnen das Tier nicht mehr zerreißen und so brachte sie ihm sein Mahl gut durchgebraten. Den beiden Zweibeinern wären die Gesichtszüge entgleist, hätten sie dieses geplante Handeln verfolgen können.

Der Duft des im eigenen Fell gebratenen Schafs ließ einige Artgenossen begehrlich die Köpfe in Richtung ihrer Höhle wenden, aber Azshara füllte sich die Lungen und ließ dann mit einem gewaltigen Brüllen die klare Luft erzittern. Hastig wandte sich ein peruanischer Viperzahn, der schon hinter einer nahen Felskante gelauert hatte, ab. Es war nicht ratsam, sich mit dem ranghöchsten Mitglied ihrer Gruppe auf einen müßigen Kampf einzulassen. Sie war ihm an Erfahrung und Größe weit überlegen und während er eine Auseinandersetzung nur verlieren konnte, würden die anderen derweil das blökende Vieh restlos erlegen und davontragen. Erst jetzt ließ er sich in die Bergluft fallen und stürzte sich in das Getümmel bei den Pferchen, um sich seinen Anteil zu sichern.

Azshara hatte den Braten mittlerweile zu einem Felsüberhang geflogen, der sich nach Süden hin öffnete. Unter ihm ruhte ein gewaltiges fahles Geschöpf mit milchigen Augen und grausam vernarbtem Gesicht. Die fast zu einem beinernen Weiß ausgebleichten Schuppen machten es unmöglich, die Rasse des Patriarchen zu bestimmen. Witternd hob er den Kopf, als die Drachin das noch brutzelnde Schaf neben ihm fallen ließ. Er mochte alt und fast blind sein, aber immer noch stieß er zielsicher und schneller als eine angreifende Kobra zu. Die Knochen krachten, als er den Hammel herunterwürgte. Dann ließ er sich träge wieder auf die Vorderpranken sinken, drehte den Kopf in Richtung der Morgensonne und schloss die Augen.

Still seufzend kehrte Azshara zu ihrer Höhle zurück. Die Zweibeiner hatten zwar bemerkt, dass sich ihre Gruppe um ein weiteres Mitglied erweitert hatte, aber bislang hatte sich keiner von ihnen in die Nähe des hoch aggressiven, weissen Riesen gewagt. Und so war es ihnen bislang verborgen geblieben, dass der den Kobolden von Gringotts entkommene Drache nach langen Wochen den Weg von England bis ins rumänische Reservat gefunden hatte. Nachdenklich legte sich Azshara ebenfalls in die Sonne und dachte nach. Seit langer Zeit schon hatten die Drachen ein stillschweigendes Abkommen, dass niemand ihrer Art dieser zweibeinigen felllosen Spezies offenbaren würde, dass diese nicht die einzige intelligente Lebensform dieser Welt war.

Die Dracoidae waren den Humanoiden durchaus ebenbürtig in ihrer Intelligenz und verfügten über eine eigene Sprache. Aber im Gegensatz zu den rastlosen Zweibeinern reichte es den Drachen, ihr Revier zu verteidigen und ihren Trieben zu folgen. Solange sie sich satt fressen und ihre Gelege sicher ausbrüten konnten, genügte es ihnen, hie und da zu philosophieren und sich über die Andersartigkeit der Zweibeiner zu amüsieren. Hinzu kam eine magische Fähigkeit, die den Zauberern offensichtlich fehlte: Die Drachen hatten zwar eine eigene Sprache, verständigten sich aber ähnlich den magischen Postvögeln lieber auf telepathischem Weg.

Auf dieser Ebene empfing der Hornschwanz seit einigen Stunden beunruhigende unfokussierte Signale. Sie stammten von dem jungen Stachelbuckelweibchen, das erst vor wenigen Jahren zu ihnen gestoßen war. Es war in Obhut der Zauberer geschlüpft und ihm fehlte die so notwendige Prägung auf die eigene Art. So war Norberta unter ihren Artgenossen fast eine Ausgestoßene, denn sie vermochte sich nicht wirklich auszudrücken und der eigentümliche Drachenkodex war ihr auch nach den hier verlebten Jahren immer noch fremd. Azshara lauschte den Signalen nach und begriff plötzlich.

Vor wenigen Tagen erst hatten die Zweibeiner mit großen Getue das junge Weibchen in eine besonders trockene gemütliche Höhle im Brutgehege abgesondert und ihm zwei merkwürdig gefärbte Eier untergeschoben. Bislang war dies dem Hornschwanz gleichgültig gewesen, denn sie war weder in Paarungs- noch in Brutlaune. Aber nun empfing sie neben den stammelnden Impulsen Norbertas auch noch einen feinen Gedankenfaden, der durchdrungen war von panischer Todesangst. Azshara hatte schon mehrfach erfolgreich gebrütet, was nicht unerheblich dazu beigetragen hatte, sich an die Spitze der Rangordnung dieser Gruppe zu setzen. Und sie erkannte, dass das Stachelweibchen Gefahr lief, in seiner Unerfahrenheit einen unverzeihlichen Fehler zu begehen.

Aufbrüllend schwang sie sich in die Luft und schoß wie von einer Harpune abgeschnellt über die Gehegebegrenzung der Bruthöhlen, um auf wenige Meter Entfernung vor der kauernden Norberta aufzusetzen. In ihrem Kopf tobte mittlerweile der telepathische Kontakt… und offensichtlich war die junge Drachin nicht imstande, diese Signale aufzufangen oder korrekt zu interpretieren.

Norberta war durch die untergeschobenen Eier und auch durch das Einsetzen ihrer Geschlechtsreife von einem Tag zum nächsten in Brutlaune geraten. Der Instinkt gebot ihr, das Gelege mit ihrem Feuer warm zu halten. Es fehlte ihr die Erkenntnis, dass diese Eier nicht von ihrer Art waren. Und durch die fehlende Prägung war ihre telepathische Fähigkeit bestenfalls rudimentär vorhanden und so erreichten sie die Gedankenschreie der Schlüpflinge nicht. Die vor ihrer Bruthöhle landende Matriarchin reizte sie aufs Äußerste und der letzte die Eier bestreichende Feuerstoß erreichte so die Temperatur flüssiger Lava.

Norberta wirbelte herum und griff mit weit aufgerissenem Rachen an. Azshara war viel zu erfahren, um sich von dem jugendlichen Ungestüm auch nur beeindrucken zu lassen… sie wich dem Flammenstoß aus und hüpfte mit nur halb geöffneten Schwingen hoch. Die sengend heiße Luft erzeugte genug Auftrieb, um die Flughäute kurz zu blähen und so genügte ein einziger Flügelschlag und der Hornschwanz schoß die anvisierte Strecke mehr vorwärts als abwärts. Jäh faltete Azshara die Flügel zusammen, die Spitzen fast über dem Rücken kreuzend. Jeglichen Auftriebs beraubt, krachte sie mit all ihrem Gewicht auf Norberta herunter, krallte sich mit den Hinterläufen an deren Flügeln fest, diese zur Unbeweglichkeit fixierend. Mit den Vorderpranken umfasste sie Norbertas Hörner und drückte ihren Kopf fest auf den steinigen Boden.

Derart an den Boden genagelt vermochte Norberta den Unterkiefer nicht mehr weit genug herunter zu klappen, um die Feuerdrüsen zu aktivieren. Ihrer wichtigsten Waffe, des Feuers, beraubt, blieb ihr nur noch, zu fauchen und zu knurren. Sich wie eine Schlange windend, versuchte sie dem unbarmherzigen Griff der Matriarchin zu entkommen… vergeblich. Plötzlich senkte sich direkt neben ihrem aufgerissenen rechten Auge der Kopf der Matriarchin herab, denn der Hornschwanz verfügte über einen ausgesprochen gelenkigen Hals.

Fußballgroß lag die gewaltige bernsteinfarbige Pupille von Azsharas linkem Auge nun auf Armlänge und gleicher Höhe neben dem rechten weit aufgerissenen Auge Norbertas. Der direkte Blickkontakt war von der Älteren gewollt. Denn so konnte sie mit ihrem telepathischen Sinn wie mit einem Legilimens der Magier in den Geist der Jüngeren vordringen und den beabsichtigten telepathischen Kontakt ohne Mitwirkung Norbertas etablieren und aufrecht halten. Diese war alles andere als begeistert, als sich die fremde Präsenz in ihr Bewusstsein drängte. Dann jedoch erreichte sie endlich das erste Mal in ihrem jungen Leben die mentale Stimme eines anderen Drachen in vollem Umfang.

Einige scheinbar ewig währende Augenblicke später glitt Azshara seitlich von Norbertas Rücken, ohne den mentalen Kontakt abzubrechen. Mit ihrer langjährigen Erfahrung gelang es dem Hornschwanz, die gedanklichen Schreie der Schlüpflinge an die fast kopfblinde Norberta weiter zu geben. Dann fügte sie ihre letzte Wahrnehmung hinzu… und der Stachelbuckel krümmte sich wie unter heftigen Schmerzen und mit wachsendem Entsetzen zusammen.

Der letzte Feuerstoß Norbertas, durch die jäh einsetzende Aggressivität ungewollt heiß, hatte die Stimme des schwächeren Schlüpflings zum Verstummen gebracht. In namenlosem Grauen wurde Norberta bewusst, dass sie, wenn auch völlig unbeabsichtigt, das eine Jungtier noch in seiner Schale getötet hatte. In den Augenwinkeln begannen sich faustgroße Tropfen zu bilden…. Und dann perlten Drachentränen herab. Sobald sie den Boden erreichten, verfestigten sich die Tränen zu einer rasch erhärtenden perlmutternen Substanz: Drachenperlen!
Jeder Tränkemeister hätte mit Freuden alles riskiert, um in den Besitz eines solchen Kleinods zu gelangen!

Eine der Perlen rollte zur Seite und kam halb in einem kleinen Wandspalt zu liegen. Norberta wandte sich von den Eiern ab und brüllte ihren Schmerz in das Reservat hinaus. Der dabei in die Luft entweichende Feuerstoß vernichtete die am Boden liegenden Drachenperlen rückstandslos, nur die eine, welche zur Wand gerollt war, blieb unversehrt. Schuldbewusstsein und Kummer fluteten den Geist der Drachin. Das erste Mal in ihrem jungen Leben nutzte sie die telepathische Kommunikation bewusst, die von Azshara errichtete mentale Brücke nutzend.

„Es tut mir leid“

Dann verschloss Norberta ihren Geist, wandte sich von den Eiern ab und überließ diese der Matriarchin. Mit schwerfälligen Flügelschlägen verliess sie das Brutgehege und kehrte in ihre eigene kleine Höhle nahe der Drachenstation zurück.

Die schwere, ja plump anmutende Landung des Stachelbuckels ließ Bolgar und Charly aufblicken. Der Rumäne wirbelte herum und spähte zum Brutgehege herüber, um dann wieder in wildes Fluchen auszubrechen. Statt der relativ umgänglichen Norberta hockte dort nun das aggressivste Weibchen, der ungarische Hornschwanz, neben dem kostbaren Gelege. Bolgar wusste aus der Vergangenheit, wie nachdrücklich die Matriarchin jedes Mal ihr Gelege verteidigt hatte. Ihre Wildheit war es ja, weswegen sie für die erste Aufgabe des Trimagischen Turniers ausgewählt worden war!

Charly war mit langen Sätzen zum Brutgehege geeilt. Er kannte die Individualdistanz des Hornschwanzweibchens sehr gut und bremste seine langen Sprünge rechtzeitig ab. Die Drachin war dabei, das eine Ei mit Hilfe ihrer Furcht erregenden Reißzähne zu öffnen. Mit ausgesprochener Vorsicht knackte sie die Schale und begann, einen eigentümlich schurrenden Laut von sich zu geben. Der Riss in der Schale knackte plötzlich und ein Schalenbruchstück glitt zu Boden. Das Ei erzitterte jäh und in Charlys Ohren schmerzte es furchtbar. Auch der Hornschwanz zuckte wie unter einem Hieb zusammen, wich aber nicht zurück. Dann löste sich die Schale der Eispitze, zerkrümelte förmlich, und ein bläuliches, flügelloses Drachenjunge glitt heraus.

Das Jungtier verharrte eine Weile, pumpte mit dem noch winzigen Brustkorb heftig die Leben spendende Luft in seine Lungen. Für einen kurzen Augenblick erwiderten die noch verschleiert wirkenden Babyaugen den intensiven Blickkontakt des noch immer schnurrenden Weibchens. Dann wandte sich das Junge ab und kroch zu dem anderen Ei. Dessen Schale hatte seinen eigentümlichen Glanz verloren. Deutlich zeichneten sich die Spuren des tödlichen Feuerstoßes auf der nun fahl weißen Schale ab. Das noch eifeuchte Junge verharrte vor dem, was seiner Schwester zum Sarg geworden war. Dann hob sich die lange spitze Schnauze und sein schmerzerfüllter Schrei schrillte durch die Höhle. Die Tonhöhe stieg rasant an und erreichte binnen weniger Herzschläge den unhörbaren Ultraschallbereich.

Charly hatte staunend zugeschaut. Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten war es einem Menschen gelungen, aus nächster Nähe Zeuge einer Drachengeburt zu werden. Und das Verhalten des Schlüpflings wertete Charly als Beweis für seine These, dass Drachen über eine hoch entwickelte Intelligenz verfügten. Zu offensichtlich war die Tatsache, dass dem Drachenbaby der Tod seines Geschwisters bewusst war und dass es darüber trauerte. Auch die ungewöhnliche Schlüpfhilfe des Hornschwanzes stützte diese These.

Für gewöhnlich bestrich der ungarische Hornschwanz sein Gelege solange mit seinem Feuer, bis seine Nachkommen sich den Weg in die Welt selbst bahnten. Das ungewöhnliche Vorgehen der alten Drachin bewies in den Augen des Weasleys, dass sich das Geschöpf durchaus bewusst war, diese Eier anders behandeln zu müssen. Wie sonst war es zu erklären, dass sie nicht versucht hatte, wie sonst mittels ihres Feuers den Jungen aus der Schale zu helfen? Sie musste erkannt haben, dass diese Eier einer anderen Art entstammten und dass…

Charlys Gedankengang brach jäh ab, als der Hornschwanz seine Flügel spreizte. Die Krallen griffen das überlebende Jungtier und die Matriarchin schwang sich in die Höhe. Mit flappendem Flügelschlag strich sie knapp über die Gehegeeinzäunung hinweg und drehte nach Osten. Dort öffnete sich das Drachental zu einem großen, mit Gras bewachsenem Kessel. In dessen Mitte lag ein etwas schlammiger Tümpel, der den Viehherden als Tränke diente.


Für gewöhnlich mieden die Drachen den schlammigen Talgrund. Das Hornschwanzweibchen jedoch setzte gezielt neben dem Ufer auf und gab das fest mit den Krallen umschlossene Jungtier frei. Dieses zögerte keinen Moment, sondern verschwand wie der Blitz im flachen Wasser. Man konnte an der sich kräuselnden Oberfläche recht gut verfolgen, wohin sich der kleine Caledonier wandte. In kreisenden Bewegungen stöberte er durch den Teich und dann tauchte er auf mit einem zappelndem Fisch im Maul. Er warf diesen in die Höhe, fing ihn mit weit sperrenden Kiefern auf und schluckte ihn im Ganzen herunter. Dann tauchte er wieder ab. Das Schauspiel wiederholte sich mehrmals, dann war das Jungtier offensichtlich fürs Erste gesättigt und kroch wieder an Land.

Zögernd krabbelte es auf den geduldig wartenden Hornschwanz zu, der erneut schnurrte wie ein überdimensionales Schmusekätzchen. Wieder griffen die Klauen zu und diesmal flog die Drachin zu ihrer Höhle, wo sie vor nur einer Stunde nichts ahnend erwacht war. Dort angekommen zog sich das Jungtier in eine schattige Nische an der Höhlenrückwand zurück und rollte sich zusammen. Die Matriarchin legte sich quer vor den Eingang, den Schlaf des Schlüpflings bewachend, und begann, sich mit sichtlich angewidertem Ausdruck im schuppigen Gesicht mit Hilfe der langen Zunge Bauch und Klauen vom Uferschlamm zu säubern.

Charly war der Drachin mit dem rasch herbei gerufenen Besen gefolgt und hatte mit ausreichendem Abstand alles beobachtet. Nun war er sich sicher, dass der Hornschwanz das eroberte Jungtier als sein eigenes anerkannte und lenkte seinen alten Shootingstar zum Brutgehege. Trauernd über den unersetzlichen Verlust des vorletzten Caledoniers barg er das versengte Ei und brachte es unbehelligt in die Drachenstation. Sein Kollege Bolgar glänzte durch Abwesenheit. Der Rumäne verrichtete nur die ihm explizit auferlegten Arbeiten und verschwand dann regelmäßig aus dem Reservat. Das Wohlergehen seiner drachischen Schützlinge war ihm völlig nebensächlich, viel lieber zweigte er regelmäßig Schafe und Hammel aus den Herden ab und betrieb damit einen lebhaften Handel.

Endlich sank die Schreibfeder herab und der Rotschopf versiegelte den langen Brief. Sorgfältig verpackte er das verbrannte Ei mit dem Schreiben in ein stabiles Paket und warf eine Handvoll Flohpulver in den Kamin. Dann lockte er den Adlerbussard von seinem Block, der den Reservatszauberern als Postvogel diente. Das dunkle Tier hatte einen deutlich ins Rot spielenden rostfarbenen Kopf und hörte auf den russischen Namen Ogon. Charly hatte es von einem Durmstrang-Absolventen erworben, dem der Vogel zu widerspenstig gewesen war. Der in der Übersetzung „Feuer“ lautende Name traf das Temperament des Raubvogels recht gut.

„Schhhh, mein Hübscher… heute hast du etwas ganz Besonderes zuzustellen“ halblaut murmelnd befestigte der Drachenpfleger das kostbare Päckchen an den Ständern und fuhr mit seinem Selbstgespräch fort.

„Wenn ich dich über das Flohnetzwerk bis an die europäische Grenze von Santiago schicke, bist du viel schneller am Ziel. Ich hoffe, dass du mich nicht gleich wieder beißt…“

Er bot dem Vogel seinen linken Unterarm. Ogon hatte mit schräg gelegtem Kopf gelauscht und hüpfte überraschend bereitwillig auf die dargebotene Sitzgelegenheit. Ohne Widerstand ließ er sich zum Kamin tragen und nachdem Charly „Grenzstation Santiago, Spanien“ in die grün lodernden Flammen gerufen hatte, sprang das Tier in die auflohende magische Glut, um im einsetzenden Wirbel zu verschwinden.


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