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Harry Potter und die Zeitenwende - Vom Himmel hoch, O Engel kommt

von *Dea1963*

Diese erste Zeile ihres Lieblingsliedes aus der Weihnachtszeit schoß ihr durch den Kopf, als sie mühsam ihre Augen öffnete. Der gewaltige Adrenalinstoß, der noch immer durch ihre Adern pulste, ließ ihr das Herz bis in den Hals schlagen und ihre Lungen pumpten, als habe sie die Treppen des London Tower im Laufschritt erklommen. Benommen blinzelte sie gegen die Morgensonne und schluckte schwer, denn der atemberaubende Anblick war keineswegs eine Halluzination ihrer überreizten Sinne.

Von der hinter ihm aufgehenden Sonne förmlich in eine Gloriole gleißenden Lichts gehüllt, ragte vor ihr die Gestalt eines geflügelten Wesens auf. Die elegant geschwungenen Flügel prangten schwanengleich in reinem Weiß, der Körper dagegen war der eines wohlgestalteten Mannes mit schmalen edlen Gesichtszügen. Genaueres konnte sie wegen des blendenden Lichts der Morgensonne nicht ausmachen, dafür nahm sie verwundert wahr, dass sie auf einem flauschig und wattig weichem Etwas ruhte.

Fahrig tastete sie umher und stellte fest, dass sie offensichtlich in einer Höhle in einem Nest lag, gepolstert mit weißen Flaumfedern und würzig duftendem Moos. Genau über ihr war ein Loch sichtbar, vereinzelt rieselten Kalkbröckchen auf sie hernieder. Die Nacht im Kloster, die Flucht vor den rasenden Mönchen und ihr Irrweg durch den Morgennebel standen ihr jäh wieder vor Augen. Ihr Atem stockte, als das Erinnerungsvermögen ihr den Schock und das Bild des unvermittelten Absturzes lieferte.

„Beruhige dich“ erklang unvermittelt eine warme melodische Stimme. Hermine blinzelte erneut, aber das Bild vor ihren Augen änderte sich nicht. Vor ihr stand ein Geschöpf, welches in jeder Kirche und von jedem alten Meister der Malerei sofort als eines jener Geistwesen identifiziert worden wäre, welche nach der Diktion aller drei großen Weltreligionen durch Gott geschaffen wurden und diesem untergeordnet sind.

Die anglikanisch getaufte Hermine war keineswegs tief religiös, aber der fromme Kinderglaube an die Engel war ihr in jungen Jahren sehr tröstlich gewesen, wenn ihr Unerklärliches geschah. Heute wusste sie natürlich, dass es sich bei den beängstigenden Begebenheiten um frühe Manifestationen ihrer Magie gehandelt hatte. Aber als kleines Mädchen hatte ihr allerdings die Überzeugung, dass es jene Himmelsboten gab, mehr geholfen, das Erlebte zu begreifen und zu verarbeiten, als rein rationale Logik. Und nun stand da ein Wesen vor ihr, das einem der berühmten Gemälde Michelangelos aus der Sixtinischen Kapelle entstiegen zu sein schien. Gerade als ihr Verstand seine Arbeit wieder aufnahm, tauchte hinter der geheimnisvollen Kreatur das optisch genaue Gegenteil auf: eine völlig in flatterndes schwarz gehüllte Gestalt, scheinbar aus dem Nichts auftauchend.

Severus Snape war nach der schockierenden Erkenntnis, dass seine junge Adeptin offensichtlich in der wilden Bergwelt der Karpaten abgestürzt war, auf die Knie gesunken. Sein messerscharfer Verstand raste auf der Suche nach einem rettenden Einfall. Seine sonst so sorgfältig unterdrückten Emotionen heizten seine Phantasie an und lieferten Bilder eines blutig zerschmetterten Körpers der jungen Hexe. Ein laut protestierendes „NEIN“ hallte durch seinen fieberhaft arbeitenden Verstand. Es konnte, es durfte nicht sein, dass wieder eine zauberhafte junge Hexe durch sein Verschulden den Tod gefunden hatte! Die vor vielen Jahren mühsam verdrängten und erst in letzter Zeit ansatzweise verarbeiteten Schuldgefühle und darauf resultierenden Depressionen drängten sich an die Oberfläche des vielschichtigen Zauberers.

Doch Severus Tobias Snape wäre nicht der kühle selbst beherrschte Magier gewesen, den die Welt kannte, wenn er nicht diese tiefschwarzen Gemütsbewegungen in den Griff bekommen hätte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hob er das verstörte Gesicht und die Züge verhärteten sich zu jener nichts sagenden, leicht höhnisch wirkenden Maske, die so vielen Jahrgängen von Schülern nachts in Albträumen erschien. Er hatte sich seinerzeit die magischen Manipulationen der Schwerkraft, die selbst entwickelten Flugzauber des Dunklen Lords abgeschaut und bei seiner überstürzten Flucht durch Hogwarts Fenster auch einmal selbst genutzt. Entschlossen federte er hoch und zog seinen neuen und so überaus potenten Zauberstab aus Pyramideneiche. Auf sich selbst weisend murmelte er jene kühne Kombination des Wingardium Leviosa mit dem Mobilcorpus und schwebte mit flatternder Robe wie der sprichwörtliche Racheengel aus der islamistischen Mystik in das Loch im Fels hinab.

Dabei zeigte sich, dass der Kalkfelsen nur noch eine dünne Schicht über einem großen runden Schacht gebildet hatte. Unter Hermines Gewicht hatte der Boden nachgegeben und die Junghexe in die Tiefe fallen lassen. Durch dieses Loch abwärts schwebend rundeten sich die nachtschwarzen Augen erstaunt. Den ungesagten Zauber in Gedanken korrigierend wurde aus dem lotrechten Abstieg eine gebogene Flugbahn und der Tränkemeister landete mit seiner im Luftzug wallenden schwarzer Kleidung und kampfbereit ausgerichtetem Zauberstab auf doppelter Armlänge hinter jenem merkwürdigen Geschöpf, das vor der jungen Gryffindor stand.

Dem intensiv forschenden Blick Snapes entging nicht, dass dieser rein äußerlich nichts zu fehlen schien. Mit weit aufgerissenen Augen und sich auf den Gesichtszügen deutlich abzeichnenden, widerstreitenden Gefühlen starrte sie auf die geflügelte Gestalt. Die lateinischen Worte des Wesens hallten durch die Höhle und der Slytherin registrierte beiläufig, dass jeder Operntenor für eine derart klangvolle Stimme seine Seele verkauft hätte. Dann hoben sich nicht nur die linke, sondern beide Augenbrauen jäh vor Überraschung, als ihr unbekanntes Gegenüber leise auflachte und zu sprechen anfing.

„Nein, Miss Granger und Professor Snape, ich bin weder ein Cherubim noch ein Seraphin. Ich entstamme weder dem Himmel ihrer Religion noch ihrer Phantasie. Allerdings gaben mir ihre Artgenossen schon vor sehr sehr langer Zeit den Namen Azrael.“ Leicht amüsiert klangen die Worte des Geflügelten in reinem Oxford-Englisch an die Ohren der entgeisterten Magier. Jetzt erst gewahrten die beiden Reisegefährten, was jener geheimnisvolle Azrael in seinen zur Schale gewölbten Händen hielt: Die kleine australische Jungeule Tiziana. Der Kläfferkauz-Nestling fiepte leise und fortwährend vor sich hin. Dabei schien das Tier seinem Beschützer etwas mitzuteilen, denn dieser lauschte aufmerksam mit leicht geneigtem Kopf und konzentriertem Gesichtsausdruck. Dann richteten sich die silbrigen Augen anerkennend auf die beiden so überraschend durch die Höhlendecke herab gekommenen Gäste.

„Traumfeder hat mir gerade berichtet, dass Sie beide ihr das Leben gerettet haben und sie der Gewalt eines habgierigen Händlers entrissen. Ohne sie wäre sie gewiss verhungert oder kurzerhand umgebracht worden, denn jenes verabscheuungswürdige Individuum hat ihre Mutter ohne geeignetes Futter elend umkommen lassen.“ Diesmal hielt sich die Überraschung des Tränkemeisters in Grenzen, denn der erfahrene Legilimentor erkannte, wieso Azrael scheinbar reinstes Englisch zu sprechen schien. Die melodischen Laute aus dem Mund hörten sich eher nach einer Mischung aus Harfen und Posaunen an, die Worte jedoch entstanden im Geist der beiden Magier. Und Snape hatte zu oft unter Voldemorts geistigen Attacken gelitten, um nicht zu erkennen, dass die scheinbar verbale Kommunikation auf telepathischem Wege statt fand.

Da ihr geflügelter Gastgeber, denn in dessen Nisthöhle waren sie ungewollt gelandet, keinerlei feindselige Absichten zu hegen schien, ließ Severus den Zauberstab sinken, ging mit wenigen langen Schritten auf die in dem Nest liegenden Hermine zu und reichte ihr seine Hand. Diese griff danach wie nach einem vertrauten rettenden Anker und wurde mit einem energischen Ruck hoch gezogen. Das warme Prickeln eines Diagnosezaubers lief über ihren Körper und auf den strengen Zügen ihres Professors zeichnete sich kurz Erleichterung ab.

„Sie sind unverletzt, wie es scheint.“ Stellte er snapeisch knapp fest und wandte sich dann endgültig dem noch ungelösten Rätsel zu.

Stunden später saßen drei schweigende Figuren um ein anheimelnd flackerndes Feuer in der Höhle. Azrael hatte sie rückhaltlos über sich und seine Herkunft aufgeklärt. Er bezeichnete seine Art als Vogelmensch, genauer als Sylphide. Die Sylphiden zählten zu den humanoiden magischen Geschöpfen, wusste Professor Snape zu berichten. Sein eigener Lehrer in Pflege magischer Geschöpfe, der im Ruhestand lebende Professor Kesselbrand, hatte seinerzeit davon berichtet, wenn er auch die tatsächliche Existenz dieser in Legenden erwähnten Spezies angezweifelt hatte. Azrael hat darüber leise aber herzlich gelacht.

Die Sylphiden waren wie die Drachen ausgesprochen langlebige Geschöpfe mit entsprechend geringer Geburtenrate. Nach einigem Zögern gab der Geflügelte zu, nach menschlichen Maßstäben über tausend Jahre alt zu sein. Er berichtete, dass die nichtmagischen Menschen in ihm und seinen damals noch lebenden Gefährten jene im Buch Jesaja und den Offenbarungen des Johannes zitierten Wesen um den Thron Gottes zu sehen glaubten. Daher stammte auch sein Name.

„Meinen Eigennamen könnte euer Mund weder formen noch aussprechen.“ Ließ er seine beiden Gäste wissen.

Hermine hatte sich inzwischen gefangen und stellte Fragen über Fragen. So bekam sie aus ihrem Gastgeber heraus, dass dessen Vater, der zusätzlich zu den großen Flügeln am Rücken über ein zweites Flügelpaar an den Füßen hatte, Erwähnung in der griechischen Mythologie gefunden hatte: Die alten Griechen hielten ihn für den Boten ihrer olympischen Götter und gaben ihm den Namen Hermes. Später wäre er wegen der Farbe seiner Flügel bei den Menschen in Ungnade gefallen und gnadenlos gejagt worden.

Auf die interessierte Nachfrage der Junghexe erzählte Azrael, dass die zunehmende Christianisierung des Eurasischen Raums zu großen Problemen für die Sylphiden geführt hätte. Diese hätten nämlich individuell verschieden geformte und gefärbte Flügel besessen, so wie die Menschen unterschiedlich in Haut- und Haarfarbe seien. So habe man Azraels Vater wegen der fledermausähnlichen Flügel, die zudem noch nachtschwarz gewesen waren, den Rufnamen Luzifer gegeben und ihn als gefallenen Engel und Ausgeburt der Hölle gnadenlos verfolgt. Schließlich wären die nichtmagischen Menschen mit ihrer Jagd erfolgreich gewesen und Luzifer hätte einen qualvollen Tod auf dem Scheiterhaufen erlitten. Obwohl sich die Sylphiden zunehmend von der Welt der Menschen in die heimische Wildnis der karpatischen Bergwälder zurück gezogen hatten, waren sie doch immer wieder aufgespürt und als falsche Propheten vor die Inquisition gezerrt, verurteilt und hingerichtet worden.

In ihren Kindertagen war Hermine in der Schule auch religiös unterwiesen worden. Ihr Verstand weigerte sich, ein derart brutales Vorgehen zu akzeptieren, obwohl sie durchaus von den Hexengerichten wusste. Sie wollte wissen, worauf sich denn die Anklagen der Inquisitoren hauptsächlich gegründet hatten. Azrael lächelte traurig.

„Unsere Art ist … anders. Wissen Sie, was Hermaphroditen sind?“

Die Junghexe nickte zögernd, während Snape trocken anmerkte, dass es seines Wissens funktionierende Hermaphroditen nur in der Pflanzenwelt und bei Fischen und einzelnen Krötenarten gäbe.

„Es sind zwar vereinzelte Fälle von doppelgeschlechtlichen Individuen, so genannten Zwittern, auch bei Menschen dokumentiert, aber diese sind … nun ja, nicht funktionsfähig.“ Ein leichter Hauch von verlegener Röte flog über die bleichen Wangen. Auch wenn der Professor über den wissenschaftlichen Aspekt der Intersexualität völlig sachlich referieren konnte, war es ihm doch peinlich, ausgerechnet dieses Thema mit einer attraktiven jungen Hexe zu besprechen. Hermine war da wesentlich offener erzogen worden, ihr lebhafter Geist fand bereits einen passenden Bezugspunkt.

„Ovid beschrieb in seinen Metamorphosen, wie aus dem Sohn Aphrodites und Hermes' durch die feste Umarmung der verliebten Nymphe Salmakis ein zweigeschlechtliches Wesen entstand, und deutet dies als Ursprung der Zwitterbildung.“ Gab sie ihr Wissen wieder.

Diesmal war es Azrael, der tatsächlich ein wenig errötete und dann verlegen lächelte. Die Hexe erinnerte sich an die gehörte Information, dass Azraels Vater von den Griechen als der Götterbote Hermes angesehen worden war und vergaß ihre gute Erziehung: Mit herabsinkendem Unterkiefer starrte sie den Sylphiden sprachlos mit offenem Mund an. Der Geflügelte bestätigte dann das Unglaubliche. Die in den griechischen Legenden verankerte Erinnerung entsprach größtenteils den Tatsachen. Der damals noch jugendliche Sylphide hatte sich unsterblich in eine Angehörige des Wasservolkes, eine Nixe, verliebt.

Da im Schwarzen See von Hogwarts eine ganze Siedlung Meermenschen existierte, zweifelten weder Hermine noch Snape den Wahrheitsgehalt der Erzählung an. In seinem Hinterkopf bedachte Snape die Wahl des Sylphiden mit einem spöttischen ?Geschmäcker sind ja individuell verschieden', denn die grünhäutigen Seemenschen waren in seinen Augen abstoßend hässlich. Der scharfe missbilligende Seitenblick Azraels machte ihm aber schnell klar, dass er da einen gefährlichen Faux pas begangen hatte. Durch die telepathisch unterlegte Kommunikation hatte der Vogelmensch den spöttisch-gehässigen Gedanken nämlich deutlich wahrgenommen.

Hermines wissensdurstige Fragerei entspannte die Situation zum Glück deutlich, lenkte sie doch vom gedanklichen Fehltritt des Tränkemeisters ab. Dieser zog seine okklumentischen Barrieren hoch, um nicht noch einmal unangenehm aufzufallen. Denn dass der Sylphide über ein gewaltiges magisches Potential verfügen musste, konnte der Slytherin regelrecht spüren.

Inzwischen hatte sich der Morgennebel völlig verflüchtigt und Azrael bot seinen unvermuteten Gästen ein aus Waldfrüchten und Nüssen bestehendes Frühstück an. Für die Jungeule, die sich vertrauensvoll in seine feingliedrigen Hände gekuschelt hatte, klaubte er aus den Felsritzen seiner Höhle diverse Spinnen hervor und atzte den Nestling damit. Hermine beobachtete dies mit einem deutlichen Anflug von Eifersucht. Sie hatte Tiziana gegenüber starke Gefühle entwickelt und betrachtete diese fast wie ein eigenes Kind. Völlig überraschend hörte das Tier plötzlich auf zu sperren, wandte ihr die großen honigfarbenen Augen zu und baute einen kurzen, aber intensiven Augenkontakt auf.

Hermine spürte etwas an ihrem Bewusstsein zupfen, es fühlte sich fast so an wie das Legilimens des Tränkemeisters, nur nicht so energisch, sondern viel zarter, wie eine sanfte warme Brise. Plötzlich fiepte die Eule entschlossen und brachte dann erstmals den fast bellenden Laut ihrer Spezies hervor, als sie sich energisch aus dem sanften Griff von Azraels Händen heraus kämpfte und zur Hexe herüber zu flattern versuchte. Dieser erste Flugversuch endete zwar fast in einem Absturz, der von den rasch zugreifenden Händen Hermines verhindert wurde, aber rein gefühlsmäßig war es für alle Beteiligten wie die ersten Schritte eines Kleinkinds oder das erste gezielte „Mama“ eines Babys.

Selbst Severus konnte eine Träne der Rührung nicht verhindern, zu herzergreifend war die Szene. Dann jedoch begann er nun seinerseits nachzuforschen.

Azrael beantwortete die Fragen offen und ehrlich. Seines Wissens war er im eurasischen Raum der letzte lebende Sylphide. Die Hexenjagd der mittelalterlichen christlichen Kirche hatte seine Art völlig ausgerottet und ohne eine paarungswillige Gefährtin war seine Spezies zum Aussterben verurteilt. Zudem neigte sich noch mittlerweile gut tausend Jahren seine Lebenserwartung dem Ende zu, wie er zugab. Die schneeweiße Farbe seines Gefieders war das sichtbare Zeichen des Alters, denn nach eigenen Angaben war er dereinst stahlblau gewesen.

Er hatte nach dem Tode seines Vaters und den Nachstellungen durch die Nichtmagischen völlig abgeschieden in der bis zum heutigen Tage unzugänglichen Höhle gelebt. Nicht einmal die Mönche des Bergklosters hatten von seiner Existenz etwas geahnt… bis auf den alten Abt. Etwas an der Formulierung des Geflügelten ließ Severus stutzen und er hakte nach. Nun war es an Azrael, erstaunt zu schauen und er schenkte den beiden Magiern einen intensiven, bis auf den Grund der Seele dringenden Blick.

„Ja wisst ihr denn nicht um das Wesen eurer Magie?“ wollte er wissen.

Beide Magier tauschten einen etwas irritierten Blick. Magie war existent und die Art ihrer Existenz wurde bestenfalls auf den Zauberkunstseminaren der magischen Hochschulen diskutiert. Dann erinnerte sich de Tränkemeister an jenen Exkurs des Gründerporträts aus seinem Büro und er zitierte dessen Worte. Hermine jedoch stand die Szene vor Augen, als Kreacher ihr, Ron und Draco gegenüber von Elementarmagie gesprochen hatte und sie ergänzte dementsprechend die Ausführungen ihres Lehrers. Ein leises Lächeln legte sich um Azraels Lippen.

Dann bestätigte er den atemlos lauschenden Magiern nicht nur, dass sich Magie aus den elementaren Kräften der vier Elemente zusammen setzte, sondern ergänzte zudem, dass er selbst beziehungsweise seine Art ebenso wie die magischen Vögel zu den so genannten Luftwesen gehöre. Dann sah er Hermine in die Augen und sagte leise:

„Aus diesem Grund hat Traumfeder dich als Mutterersatz akzeptiert. Denn deine magischen Kräfte sind elementarer Natur und dem Wesen der Luft zugehörig.“

Die Junghexe schnappte nach Luft. In ihrem Gedächtnis klang die raspelnde Stimme Salazars auf, die ihnen damals in Snapes Räumen offenbart hatte, dass die Gründer mit Hilfe elementarer Magie die Zauberschule Hogwarts errichtet hatten. Auch die Offenbarungen Kreachers über die Existenz der Elementarmagie standen ihr wieder vor Augen. Wie seinerzeit Ron in Snapes Labor wiederholte sie eine Aussage des alten Hauselfen:

„Elementarmagie kann man nur von Elementarwesen lernen. Woher hätte ich wissen sollen, dass ich … Luftmagie beherrsche?“

Azrael nickte gedankenvoll und begann einige Erklärungen.

„Du…. Verzeih die vertrauliche Anrede, aber durch dein Element sind wir so eng miteinander verbunden, wie Blutsverwandte. Also, du bist tatsächlich eine Luftmagierin. Wie ich in deinen Erinnerungen sehe, hat es bereits einige Manifestationen deiner elementaren Kräfte gegeben. Es ist auch richtig, dass du erst durch den engen Kontakt zu einem Luftwesen diese Kräfte wirst entwickeln können.“

Severus unterbrach die Ausführungen des Sylphiden in gewohnt rüder Art. Er erhob Einspruch und unterstellte, motiviert durch sein fast schon pathologisches Misstrauen, dass dieser ihnen Märchen auftischte. Dann verstummte er jedoch jäh, denn Azraels Stimme erklang plötzlich ausschließlich in seinem Kopf.

„Ein ewiger Skeptiker, nicht wahr? Wisse, die wortlose Geistkommunikation gehört ursprünglich zum Wesen der Luftmagie. Ihr Zauberer habt daraus eine Wissenschaft gemacht, die ihr Legilimentik und Okklumentik nennt und unabhängig vom Vorhandensein elementarer Fähigkeiten nutzt. Und wie ich sehe, bist du in Beidem ein Meister.“

Dann fuhr der Geflügelte laut fort.

„Die Luftmagie nimmt unter den Elementarzaubern eine Sonderstellung ein. Das alte Volk der Griechen hat daraus den Brauch des delphischen Orakels ebenso entwickelt wie die Sage von den Moiren. Daraus entstand unter den Römern die Legende der drei Parzen. Tatsächlich unterteilt sich die Luftmagie in drei Zweige: Die Sehende, die Wissende und die Kündende. Die Gabe des Sehens ist sowohl unter den Sylphiden wie auch unter den magischen Menschen die seltenste Form der Luftmagie. Ihr nennt es die Prophetie, die Kunst der legendären Kassandra.“

Sowohl in Hermines als auch in Snapes Kopf formte sich das Bild der in wallende Tücher gehüllten und bebrillten Gestalt Sybill Trelawneys. Diese führte ja ihre Abstammung tatsächlich auf jene trojanische Königstochter Kassandra aus der Ilias zurück. Azrael, der dank seiner Kräfte diesen Gedankengängen gefolgt war, schmunzelte leicht und fuhr fort.

„Der zweite Zweig der Luftmagie ist die Wissende. Soweit ich das beurteilen kann, ist dies auch deine Begabung, Hermine. Dein unstillbarer Wissensdurst lässt dich alles an Wissen aufsaugen, was deine Sinne nur zu erfassen vermögen. Und dank deiner magischen Befähigung vermagst du daraus Erkenntnisse zu gewinnen, die anderen verborgen bleiben würden.“

Dies war eine treffende Charakterisierung der jungen Hexe und beide Magier nickten leicht zu den Worten Azraels.

„Der dritte und letzte Zweig ist das Künden. Derart Begabte vermögen nur durch das Wort andere auch wider besseren Wissens zu überzeugen und zu leiten. In eurem Geist, Professor Snape, erkenne ich die verblassenden Spuren der Berührung eines derart begabten Luftmagiers. Selbst mir ist die Existenz des so genannten Dunklen Lords bekannt geworden, gehört er doch von seiner magischen Begabung her meiner Art an.“

Der Sylphide verzog ein wenig angewidert seine Lippen.

„Hätte er sich nicht ein Geschöpf der Erde, eine Schlange, sondern ein Luftwesen zum magischen Gefährten gewählt, wäre euer Land für lange Zeit in eine Periode grausamer Finsternis gestürzt worden. Ihr verdankt es dem Misstrauen eines weiteren Luftmagiers, dass diesem Dunklen Lord das Wissen um die Existenz und vor allem die Potenz der Elementarmagie verborgen blieb.“

Erstaunt sah Severus auf. Die Worte des Hermaphroditen konnten nur bedeuten, dass ein Mitglied des inneren Kreises entsprechend elementar begabt war. Sein Verstand begann, einzelne Puzzleteile zu identifizieren und zusammen zu fügen. Nur ein weiterer Todesser hatte ähnlich ihm selbst intensiv Wissen gesammelt und für den Schwarzmagier geforscht und er sprach den Namen seines alten Freundes laut aus:

„Lucius!“

Ein bestätigendes Nicken folgte. Offensichtlich hatte Azrael die Geschehnisse in England sehr aufmerksam verfolgt. Auf die entsprechende Nachfrage Snapes sagte er leise:

„Meine Lebensspanne neigt sich dem Ende zu. Und die Kenntnis der Magier um die elementaren Kräfte ist geschwunden. Wann immer ich das Auftauchen eines luftmagisch Begabten gespürt habe, habe ich dessen Werdegang verfolgt in der Hoffnung, mein Wissen weitergeben zu können. Lucius Malfoy verfügt nur über eine rudimentäre Begabung, auch wenn seine magische Kraft beachtlich ist. Aber eure junge Adeptin hier hat das volle Potential einer Wissenden und hat sich in Traumfeder, die sie Tiziana nennt, eine der Luftmagie angehörende magische Gefährtin gewählt. Gemeinsam werden sie, so Hermine es will, die gesamten magischen Möglichkeiten dieses Zweiges der Elementarmagie entwickeln und nutzen können. Und ihr seid ihr der geeignetste Lehrer dazu, seid ihr doch selbst ein Elementarmagier.“

Die feurigen Manifestationen seiner Magie vor Augen stieg in Severus eine Ahnung auf, welches sein Element sein musste. Seine jagenden Gedanken wurden jedoch plötzlich von der kläglich klingenden Stimme Hermines unterbrochen:

„Luftmagierin, ich? Bedeutet das auch, dass ich… fliegen muss?“


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