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Harry Potter und die Zeitenwende - Das Boot - Jagd auf die Royal Oak

von *Dea1963*

Das dürfte doch nicht wahr sein! Noch bevor er den Gedanken ganz zu Ende gedacht hatte, stieg es bereits erneut die Speiseröhre empor, gerade noch so eben konnte er sich über die Reling beugen und opferte erneut Poseidon. Das etwas schadenfrohe Grinsen der Fährbesatzung war wenig hilfreich und Ron bemitleidete sich selber. Den beiläufigen Bemerkungen der Matrosen hatte er entnehmen können, dass der Seegang doch recht milde war, aber nicht einmal der Tipp, trockenes Brot zu kauen und fest auf den Horizont zu schauen hatte de überreizten Magennerven beruhigt. Endlich legte die Seawitch mit einem lichten Rumms am Fähranleger von Mainland an.

Harry führte den leicht grünlich ausschauenden Ron vom Schiff, ein hilfsbereiter Matrose schob ihnen ihre Räder vom Schiff. Zum Glück war der letzte Adressentipp von Mr. Brown nichts anderes als die Hafenwirtschaft und so dirigierte er seinen Freund dort hin, platzierte ihn in der Gaststube auf eine Eckbank und holte dann ihre Räder vom Kai nach. Hinter ihnen lag ein scheinbar endloser Tag.

Ziemlich früh am Morgen waren sie frierend in dem klammen Zelt erwacht, hatten zusammengepackt und Benandonners Tal verlassen, um weiter nordwärts zu radeln. In der nächsten Ortschaft hatten sie das Glück, den Scottisch Postbus Fahrer überreden zu können, sie samt ihren Rädern mitzunehmen bis nach Wick. Die lange schaukelnde Fahrt durch einen durchweg grauen trüben Tag hatte die Stimmung nicht gerade gehoben. Das hastige Mittagessen an einer Fish-and-Chips-Bude zeigte Ron deutlich die Nachteile von Fastfood auf. Das Essen war fettig, versalzen und lag schwer im Magen. Die anschließende Fahrt mit der Fähre durch den wieder einsetzenden strömenden Regen hatte Rons Magen gründlich rebellieren lassen.

Als Harry in den Schankraum von „Gwynns Rest“ zurückkehrte, saß sein Freund nicht mehr alleine am Tisch. Ein silberhaariger alter Herr mit verschmitztem Zwinkern hatte sich zu dem leichenblassen Teenager gesetzt und hatte ihm einen Grog servieren lassen. Rons immer gesünder werdende Gesichtsfarbe bewies, dass dieser mindestens einen ordentlichen Schluck genommen haben musste. Harry glitt neben dem Freund in die Eckbank und stellte sich und Ron wie schon in den letzten Tagen kurz als Cousins vor, welche die Herbstferien für eine Radtour auf den Spuren alter Legenden nutzten. Der Wirt, der das Gespräch mit halbem Ohr mitbekommen hatte, begann zu schmunzeln.

Eine Viertelstunde und zwei Grogs auf Kosten des Hauses später waren die beiden Gryffindors wieder etwas schlauer. Nach Aussage des Wirtes ging der Name der Wirtschaft auf Gawain up Lot zurück. Gwynn war nichts anderes als die landläufige Kurzform vom Namen des Orkneyprinzen und so galt dieser Ritter der Tafelrunde als Namensgeber für die Hafenwirtschaft. In das gemütliche Gespräch platzte eine alte Frau hinein. Die etwas schrille Stimme beschwerte sich nörgelnd mit hartem Akzent:

„Her-beeeeeert, das ist unmöööög-lich! Es regnet schon wieder!“ Unmerklich die Augen verdrehend stellte der alte Herr am Tisch sich und seine Frau vor. Herbert und Else Kling stammten beide aus Hamburg und waren seit etlichen Jahren jeden Oktober Stammgäste in Scapa Flow. Herbert war einer der Teilnehmer des jährlichen Treffens vom 13. Oktober für die Veteranen des Uboot-Angriffs auf die Royal Oak. Nach der Art alter Männer begann er aus der Vergangenheit zu berichten.

In der Nacht vom 13. Auf den 14. Oktober war 1939 das deutsche U-Boot U47 unter Kapitänleutnant Prien in die Bucht eingedrungen und hatte in zwei Anläufen drei Torpedos auf die Royal Oak abgefeuert und diese erfolgreich versenkt. Herbert hatte als jüngster Torpedomaat auf dem Uboot gedient. Nach der Fahrt war er auf Grund schlechter Gesundheit zum Schreibdienst an Land versetzt worden.

Mittlerweile hatte sich ein weiterer Veteran zu der kleinen Gruppe gesetzt. Ihm sah man den alt gedienten Militär an, sein Gesicht wirkte trotz des fortgeschrittenen Alters immer noch, als würde er Eisen frühstücken. Als Herbert eine Redepause einlegte, stellte er sich mit singendem schottischen Dialekt vor.

„Ich heiße McCoy. Ich bin Soldat. Das war ich jedenfalls bis vor einigen Jahren. Dann sind mir die Kriege ausgegangen.“

„Leonard wurde pensioniert“ korrigierte Herbert, während Harry sich an seinem Grog verschluckte und losprustete. Natürlich hatte er das Filmzitat wieder erkannt und Leonard McCoy… das war doch der Schiffsarzt aus dieser alten Raumschiffserie! Das Funkeln in den Augen der beiden Veteranen und des Wirts verriet, dass die drei diesen Witz wohl nicht das erste Mal brachten. Der Schotte bestätigte dann aber trocken, dass er tatsächlich den Namen des fiktiven Schiffsarztes trug, allerdings war er Schiffsjunge auf der Royal Oak gewesen.

Die beiden früheren Gegner hatten sich nach dem Krieg zufällig kennen gelernt und mittlerweile verband sie eine Jahrzehnte alte Freundschaft. Herbert war nach dem Krieg in den Viehhandel seiner Familie eingestiegen, während Leonard sich die Pension mit geführten Bootstouren durch die Bucht von Scapa Flow aufbesserte. Der Untergang der Royal Oak war scheinbar ihr Lieblingsthema, denn rasch wurde aus dem lockeren Gespräch ein ausführlicher und detailreicher Bericht über jene schicksalhafte Oktobernacht. Herbert ließ sich lang und breit darüber aus, dass der dritte Torpedo des zweiten Angriffs eigentlich dem am Kai liegenden Schiff gegolten habe.

„Kaleu Prien hat die Silhouette als die des Zerstörers HMS Repulse identifiziert. Den Irrtum hat er erst sehr viel später erfahren, denn tatsächlich erwischte es die HMS Iron Duke.“ Der Deutsche nahm einen langen Schluck Bier und fuhr dann mit verschwörerischem Blinzeln fort.

„Übrigens sind die Chroniken nicht ganz korrekt. Offiziell heißt es ja, dass die beiden Torpedos des ersten Anlaufs nicht gezündet hätten. Das haben sie aber sehr wohl… die sind unter Wasser schon vor dem Ziel explodiert. Die hatten übrigens dieselben Aufschlagzünder wie die anderen auch, auch hier wird immer falsch berichtet. Die von der Royal Oak müssen echt gepennt haben, dass die die erste Unterwasserexplosion nicht mitbekommen haben.“

„Das ist nicht wahr!“ regte sich McCoy auf. „Ich hatte in der Nacht Wache! Kurz vorher hatten wir einige große, sich bewegende Objekte unter Wasser ausgemacht, der wachhabende Offizier hat sie aber als kleine Wale identifiziert. Schade um die Tiere, denn die habt ihr wohl erwischt.“

„Woher wissen Sie das denn, Sir?“ hakte Ron ein, in dem ein furchtbarer Verdacht aufkeimte.

„Naja, kurz darauf ist ja mein Schiff abgesoffen und ich schwamm ziemlich lange im kalten Wasser, bis mich ein Rettungstrupp auffischte. Und das Wasser… das war eine einzige blutige Suppe, ganz merkwürdig violett-rot verfärbt. Da trieben riesige Fleischfetzen auf dem Wasser, das konnte nur von den Tieren sein. Einer dieser Fetzen hatte blaue Haut…“ der Schotte stand auf, verschwand kurz hinterm Tresen und kehrte mit einem Rahmen zurück. Darin befand sich wie schon in der Salzigen Seeschlange ein etwa zwei Handtellergroßes Stück blauviolette Haut. Die beiden Jungzauberer starrten entgeistert darauf, denn es handelte sich eindeutig um Drachenhaut!

Else hakte mit ihrer schrillen Stimme ein und wollte wissen, ob denn schon wieder nur vom längst vergangenen Krieg geredet werden musste. Herbert verdrehte leicht seufzend die Augen und die beiden Veteranen kamen auf ihre Berufe, ihre Zeit nach dem aktiven Dienst zu sprechen. Der Deutsche hatte den am Boden liegenden Viehhandel seines Vaters übernommen und sich auf den Handel mit Wollschafen und mit Schafwolle spezialisiert. Als die Orkneys an der Grenze ihrer Kapazität angelangt waren, hatte er begonnen, sich in Übersee, genauer auf Neu Seeland, entsprechende Handelskontakte aufzubauen.

„Mehr Schafe konnten hier einfach nicht mehr gehalten werden“ zog er sein Resümee. „Futter zu importieren wäre zu teuer und die Viecher haben die Insel ohnehin ziemlich kahl gefressen.“

Ron und Harry wechselten einen langen Blick, denn sie erinnerten sich an die Aussage des Wassermannes, dass die „Wollträger der Muggel“ das Drachenkraut am Loch Ness nahezu ausgerottet hatten. Es schien mehr als unwahrscheinlich, dass die Caledonier bis in die heutige Zeit überlebt hatten.

McCoy waren die im Gepäck der Jungen mitgeführten Taucherbrillen aufgefallen und er sprach sie darauf an. Er hatte nach seinem Dienst das vom Vater geerbte Fischerboot umgerüstet und fuhr Touristen durch die Bucht, außerdem war er der örtliche Tauchspezialist. Er bot ihnen eine Tour zum Wrack der Royal Oak an.

Mit der vagen Hoffnung, vielleicht doch noch Spuren von lebenden Wasserdrachen zu finden, sagten die beiden Freunde zu. An Bord der ?Sea Cove' ließ sich McCoy Harrys Dekompressionstabelle vom Tauchgang im Loch zeigen. Diese überzeugte ihn fälschlicherweise davon, dass die beiden Jungs offensichtlich keine Anfänger waren. In seinem Alter meldeten sich die Gelenke schmerzhaft nach längerem Aufenthalt im kalten Seewasser und er zog es vor, an Bord zu bleiben. Bevor Harry und Ron ins Wasser gingen, schärfte er ihnen jedoch ein, nicht zu nah an das Wrack heran zu schwimmen.

„Es ist eine Gedenkstätte und somit ist der nähere Umkreis Sperrgebiet für Zivilisten“ klang seine eindringliche Warnung, bevor die Freunde hinab glitten in die etwas trübe Brühe der Bucht. Der Schotte hatte sie in die Nähe der sieben Wracks der kaiserlichen Hochseeflotte abgesetzt. Diese waren am 21. Juni 1919 auf Befehl vom deutschen Konteradmiral Ludwig von Reuter von den eigenen Besatzungen versenkt worden und mittlerweile ein beliebtes Ziel für Taucher. Allerdings standen sie bereits seit drei Jahren unter Denkmalschutz und es liefen Diskussionen, auch sie zum Sperrgebiet zu erklären.

Die beiden Gryffindors ließen das nächstgelegene Wrack der SMS Brummer unbeachtet liegen und tauchten in Richtung der Royal Oak, knapp über dem Seegrund dahin gleitend. Plötzlich bremste Ron ab und grub die Finger in den schlammigen Untergrund. Als sich die trübe Wolke etwas verzog, hielt er ein längliches Knochenfragment in den Fingern. Es handelte sich um das Stück eines Unterkiefers, bewehrt mit messerspitzen Zähnen. Die Eigentümlichkeit der Zähne bewies dem Rotschopf eindeutig, dass er die sterblichen Überreste eines Drachens gefunden hatte.

Harry begann den Untergrund mit forschendem Blick genauer zu prüfen und dann fanden sie auch die Reste des Drachenskeletts. Der untere Brustkorb war eingedrückt und der gesamte Hinterleib fehlte. Offensichtlich war das Geschöpf durch einen der explodierenden Torpedos zur Hälfte förmlich zerfetzt worden. Die wenigen noch vorhandenen Bruchstücke des Beckens verrieten Ron, dass es sich um einen Bullen gehandelt haben musste.

Forschend begannen sie immer größer werdende Suchkreise zu schwimmen und zählten schließlich die knöchernen Überreste von mindestens fünf Drachen. Keines der Skelette war vollständig, alle wiesen mehr oder weniger gravierende Verletzungen an den erhaltenen Knochen auf. Rons von Charly erworbenen Kenntnisse halfen, ein weiteres Männchen und drei Weibchen zu identifizieren. Unter der Maske zornrot werdend förderte er aus der Beckenregion eines Weibchens die zerdrückten Schalen dreier Eier hervor.

Die beiden Jungs sammelten einige kleine Bruchstücke der verschiedenen Skelette und alle Eierschalen auf, pfiffen in Anbetracht der Tauchtiefe auf die Geheimhaltung und schrumpften ihre Ausbeute magisch zusammen. Vielleicht konnte Professor Snape damit etwas anfangen, denn Haut und Fleisch waren längst nicht mehr existent und der Versuch, eine Schuppe in dem Bodenschlick zu finden, erwies sich als undurchführbar. In wachsender Verzweiflung zückte Harry schließlich seinen Stab und versuchte es vergeblich mit einem Accio Drachenschuppen.

Ein Blick auf die Taucheruhr trieb sie zur Eile an, sie kehrten zur SMS Brummer zurück und tauchten dort auf, nicht allzuweit von der ?Sea Cove' entfernt. McCoy nahm die schlotternden blau gefrorenen Tauchgäste auf, drückte ihnen heißen mit Rum versetzten Tee in Metallbechern in die Hände, um dann an den Bootssteg unterhalb der Hafenwirtschaft zurück zu kehren. Die Schweigsamkeit der beiden niedergeschlagen wirkenden Jugendlichen wunderte ihn nicht. Viele Tauchtouristen reagierten so, wenn ihnen das Ausmaß dieser Kriegsgeschehnisse und die Menschenopfer, die es gekostet hatte, bewusst wurden. Am Steg setzte er die beiden Gäste ab und ging dann seiner Wege.

Ron und Harry ließen sich ihr Abendbrot auf einem Tablett mitgeben und verschanzten sich in dem kleinen Zimmer, das ihre Unterkunft für diese Nacht sein sollte. Besorgt musterte der Weasley-Spross seinen besten Freund. Die unleugbare Tatsache, dass die Caledonier ebenfalls zu den Opfern des zweiten Weltkrieges zählten, machte beiden deutlich klar, dass sie auch hier keine verwertbaren Schuppen würden finden können. Und die Knochenfragmente und Eierschalen hatten über fünfzig Jahre im schlammigen Grund der Bucht gelegen.

Harry versank vor den Augen seines besten Kumpels in eine tiefe Depression. Den Verlust seiner Eltern hatte er nicht bewusst in Erinnerung, aber das Gefühl des Verlustes hatte ihn sein Leben lang begleitet. Der Tod seines Paten Sirius hatte nicht zuletzt wegen der überwältigenden Schuldgefühle lange an ihm genagt. Der gewaltsame Tod seines Mentors Dumbledore hatte ihn erneut aus dem Tritt gebracht. Aber die Vorstellung der im Koma dahinvegetierenden Ginny drohte den Jungen-der-bisher-alles-überlebte endgültig emotional über die Klippe zu jagen.

Das Wasser im Krug brodelte unvermittelt kurz auf… allerdings bemerkten es die Beiden nicht. Ron versuchte es mit einer altbewährten Methode: Er knuffte Harry heftig in die Rippen.

„Komm schon, lass dich nicht so hängen! Morgen suchen wir die ganzen Höhlen der Küste ab, vielleicht finden wir ja die Überreste eines Geleges, das nicht ein halbes Jahrhundert lang in Salzwasser gelegen hat.“

Harry stöhnte. Er würde nie eine große Leuchte in Zaubertränke werden, aber er hatte in den vergangenen Wochen tatsächlich von Snape alles über dessen Fach gelernt, was dieser ihm seit der ersten Klasse zu vermitteln versucht hatte. Ihm war klar, dass man Drachenschuppen nicht so einfach substituieren konnte und das sagte er dann auch.

Ron zuckte die Schultern und hielt mit der ihm eigenen Unbekümmertheit dagegen.

„Es hat noch nie jemand versucht, Harry. Und wir können Snape zumindest Zähne, Eierschalen und einige Knochen vom Wasserdrachen mitbringen.“

„Glaubst du wirklich, dass man die noch gebrauchen kann?“

Nachdenklich runzelte Ron die Stirn. Zum zweiten Male in seinem Leben wünschte er sich, besser im Unterricht aufgepasst zu haben. Dann hatte er eine Idee. Er hatte an jenem Bach die magische Ausstrahlung des Drachenkrauts fühlen können. Desgleichen an dem kleinen Wasserlauf, der ihnen den Weg zu Benandonners Tal gewiesen hatte. Und in der Salzigen Seeschlange hatte er förmlich sehen können, dass die dort ausgestellte Drachenhaut eben keine magische Aura mehr hatte.

Harry unterbrach die halblaut gemurmelten Ãœberlegungen erstaunt.

„Du kannst magische Auren spüren und sehen, Ron? Seit wann das denn?“

Verwirrt sah Ron ihn ratlos an.

„Ich weiß nicht. Ich sehe sie nicht, ich weiß einfach, dass sie da ist. Oder eben nicht…“

Dann nahm er rasch entschlossen die gefundenen, noch immer geschrumpften Drachenüberreste in die Hände und schloss die Augen. Als Tatmensch war es für ihn völlig ungewohnt, sich in sich selbst zurück zu ziehen und seinen Gefühlen nachzuspüren. Aber für seine Schwester und seinen besten Freund hätte er noch sehr viel mehr gewagt. Endlich gelang es ihm, die oberflächlich dahinjagenden Gedanken, die Sinneseindrücke und auch seine Stimmung auszublenden und in eine meditative Trance zu sinken. Er hatte das Gefühl eine Art inneres Auge zu öffnen und jäh sah er es…

Luft schnappend schreckte er auf, die Trance zerbrach. Mit vor Staunen weit gerundeten Augen konnte er etwas sehen, das er bis noch vor wenigen Augenblicken als Trelawney'sche Spinnerei verlacht hätte: Er konnte die Magie sehen! Eine schwache Aura aus farbigen Schlieren umgab Harry, seinen Zauberstab, ihn selbst…er sah auf die Drachenreste in seinen Händen hinab und konzentrierte sich. In den Handflächen vermeinte er plötzlich ein sehr schwaches Pulsieren zu spüren und die knochenweissen Fragmente nahmen kurz einen schwachen violetten Schimmer an.

Überwältigt sah er auf. Ein glutroter Sonnenstrahl der durchs Fenster leuchtenden Abendsonne blendete ihn und er musste blinzeln. Das magische Leuchten verschwand, doch war er sich sicher, es bei Bedarf wieder sehen und fühlen zu können. Aufgeregt berichtete er dem skeptisch lauschenden Harry, was ihm da soeben widerfahren war. Der Freund hörte ihm geduldig zu, blieb aber skeptisch. Zu sehr hatte ihn die Faselei des Turminsekts über angeblich Unheil verkündende Auren negativ beeinflusst.

Aber ein kleiner Funke Hoffnung stahl sich doch zurück in sein gequältes Herz. Wenn die Drachenknochen noch etwas Magie inne hatten… vielleicht vermochte ihr genialer Tränkemeister damit etwas anzufangen. Und Rons neu entdeckte Fähigkeit…wenn er wirklich magische Auren sehen konnte, vielleicht konnte man damit seiner Ginny helfen. Mit jäh neu erwachender Energie zog er seinen Kalender aus dem Gepäck und begann in Gedanken zu planen. Einen Tag noch konnten sie hier auf den Orkneys opfern, um nach Höhlen zu suchen, welche den Caledoniern möglicherweise als Brutstätte gedient haben mochten.

Dann würden sie den Five Coastal Path zurück radeln und ihre dürftige Ausbeute und niederschmetternden Forschungsergebnisse den anderen Freunden zeigen und berichten. Er stutzte kurz, als er gewahr wurde, dass er auch seinen Professor als Freund sah. Doch dann zuckte er schwach mit den Schultern. Er verdankte Severus Snape unendlich viel und der finstere Lehrer war seit seiner Rückkehr nach Hogwarts unmerklich an die Stelle Dumbledores als sein Mentor gerückt.

Wie es dem Slytherin und ihrer besten Freundin wohl in Albanien erging? Bislang hatten sie nur einmal kurz mit Draco eine Eulennachricht austauschen können und so war er gespannt darauf, ob das Lehrer-Schülerin-Duo erfolgreicher gewesen war als Ron und er. Leise seufzend war er inzwischen in das Bett gekrochen, zog sich die Decke über die Ohren, Rons leisen Gute-Nacht-Gruß überhörend, und reiste in Gedanken wieder zu seiner großen Liebe in der Thickey-Station. Ihm wurde dabei bewusst, wie viel Unterstützung er hatte, und mit einem dankbaren Gefühl an Snape, Draco, Neville und seine beiden besten Freunde wurde aus dem schwachen Hoffnungsfunken eine widerstandsfähige kleine Flamme. Der Abgrund der Verzweiflung, die Grenze zum Wahnsinn, wichen vor dem beständigen Leuchten zurück und er glitt in einen erholsamen Schlaf.

Ron hatte ihn besorgt vom anderen Bett aus beobachtet. Die immer heftiger auftretenden depressiven Anfälle Harrys hatten ihn zutiefst beunruhigt. Er wusste aus Erzählungen seines Vaters von diversen Nervenzusammenbrüchen einiger Ministeriumskollegen. Und drei waren davon nicht genesen… auch die ausgeklügeltsten Zaubertränke versagten bei diesen geistigen Erkrankungen. Von dem Heilerlatein hatte er genug verstanden, dass es sich mit Ginny ähnlich verhielt. Allmählich war das Gift des unglückseligen Trankes vom Organismus ausgeschieden worden. Aber ihr Geist verharrte im Koma und niemand vermochte zu sagen, ob die extremen Schmerzkrämpfe am Seeufer möglicherweise einen dauerhaften geistigen oder hirnorganischen Schaden hinterlassen hatten. Was ihre Magie anging, konnte vor ihrem Erwachen ohnehin nur spekuliert werden.

Eines jedoch nahm er sich fest vor: Wenn er sich diese Fähigkeit, magische Auren zu sehen und zu spüren, nicht nur einbildete, würde er versuchen, die Aura seiner Schwester zu sehen. Möglicherweise fand er die Ursache des Komas auf diese Weise. Und Harrys alter Elf verstand so viel mehr von Magie als je ein Zauberer geahnt hätte. Vielleicht konnte Kreacher ihm erklären, was es mit dieser Aurensicht auf sich hatte. Wieder sah er hinüber zu Harrys Bett und dann drang ein sanftes Schmatzen an seine Ohren und er lächelte erleichtert. Denn Harry hatte eben diese Eigenart, im Tiefschlaf gelegentlich leise dieses schmatzenden Geräusch von sich zu geben… tief Luft holend drehte er sich selbst in seine bevorzugte Schlafposition und kurz darauf gesellte sich ein dumpfes Schnarchen zur nächtlichen Geräuschkulisse der Orkneys.


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