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Harry Potter und die Zeitenwende - Die Boten der Apokalypse

von *Dea1963*

Hastig stolperte Hermine vom Teppich fort… die Darmwinde des mitgereisten Kamels rochen, dass ihr fast das Frühstück wieder hochkam. Während sie ihrem Zaubertranklehrer folgte, schweifte sie in Gedanken weit ab. Jetzt war sie schon zum dritten Male mehr oder weniger freiwillig geflogen, hatte sich der tief sitzenden Flugangst gestellt. Den Thestralritt nach Hogwarts hatte sie seinerzeit kaum mitbekommen, da sie in Gedanken völlig auf den kommenden Kampf im Ministerium fixiert war. Auf dem Flug nach Ancona hatte sie das Gespräch mit Snape und nicht zuletzt der Plüschuhu in ihren Armen ausreichend abgelenkt. Und von dem Moment an, wo sich Harrys Onkel vorgestellt hatte, war die Aviophobie ohnehin einer kochenden Wut gewichen.

Die Hexe war auch bei dem soeben beendeten Flug mit dem Öffentlichen Teppich durch Snapes Vortrag so abgelenkt, dass es diesmal nicht einmal zur so vertraut-gehassten Angststarre gekommen war. Überrascht konstatierte sie, dass jene grauenhaften Erinnerungen an das Rammstein-Unglück zwar noch vorhanden waren, sie aber eine innere Distanz dazu gewonnen hatte. Dann fiel ihr ein, dass ihr Vater bei seinen Panik-Patienten gerne eine schrittweise Konfrontationstherapie versuchte. Der Gedankenflug endete jäh, als sie unvermutet in Snapes Robe hineinrannte. Dieser war inzwischen in Shëngjins magischem Viertel bei der örtlichen Apotheke angelangt und stehen geblieben.

Der scharfe Blick, der sie streifte, ließ die gestotterte Entschuldigung schon im Ansatz verstummen. Wusste sie doch nur zu gut, dass Snape Unaufmerksamkeit für vorsätzliche Dummheit hielt und verabscheute. Der Unterhaltung in der Apotheke konnte sie zuerst nicht folgen, da der Apotheke und der Tränkemeister in rasch fließendem Arabisch verhandelten. In ihr wallte es auf wie eine steife Brise und plötzlich… verstand sie jedes Wort! Außerdem keimte tief in ihr jäh die feste Überzeugung, bei Bedarf auch diese ihr eigentlich fremde Sprache problemlos sprechen zu können.

Severus hatte von Mehmet al Massoud, den er auch offensichtlich schon seit etlichen Jahren kannte, inzwischen Bronzebarts Aussage bestätigt bekommen. Die heurige Ausbeute an brauchbarem Dianthuskraut war erschreckend gering. Die Ursache kannte der Albaner allerdings ebenfalls nicht, er vermutete jedoch offen den Krieg der Muggel als Grund. Der Tränkemeister nickte nachdenklich, erstand eine kleine Phiole eines fertigen Tranks und verließ den Laden wieder. Zielstrebig führte ihn sein Weg durch die Muggelstadt zum nördlich gelegenen Strandabschnitt. Die Junghexe hatte Probleme, mit den weit ausholenden Beinen ihres Lehrers Schritt zu halten, immer wieder musste sie rennen.

Endlich erreichten sie die Bucht und starrten auf das sich ihnen bietende Bild. Viele Eimer tragende Muggel waren quer über den Strand verteilt unterwegs und hoben mit behandschuhten Händen kleine schwarze Kugeln auf, diese in die Eimer werfend. Der gesamte Strand war übersät damit, stellenweise war der Strand mehr schwarz als weiß. Plötzlich wurden sie von einer energisch aussehenden jungen Frau angesprochen.

„Oh hallo, seid ihr auch zum Helfen gekommen? Holt euch dahinten bei dem Jeep einen Eimer und ein paar Handschuhe, sagt Taner, Ipek habe euch geschickt.“

Snape stand wie angenagelt, sein Gesicht ein einziges Fragezeichen. Mit dem grünen auf Ipeks Weste prangenden Schriftzug wusste er nichts anzufangen. Er schoss einen raschen Blick zu Hermine herüber, die begreifend die Küste hinunterblickte und auf dem Rücken eines anderen Muggels ein ihrer bekanntes schwarzweißes Logo mit einem Pandabären über drei Buchstaben erblickte. Inzwischen waren einige weitere Muggel, offensichtlich Touristen, hinzugekommen. Diese folgten der Aufforderung der energischen jungen Frau, holten sich die Arbeitsutensilien von dem geparkten Fahrzeug und begannen ihrerseits, die stacheligen Kugeln aufzuheben.

Unauffälligkeit um jeden Preis war dem Slytherin durch die jahrzehntelange Tätigkeit als Doppelspion in Fleisch und Blut übergegangen. Gerade wollte er in den sauren Apfel beißen und sich zu den gebückt schuftenden Muggeln gesellen, als Hermines helle Stimme nachdrücklich um nähere Informationen bat. Die Muggel-Koordinatorin rief noch etwas in Richtung des Jeeps, wischte sich eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn und drehte sich seufzend zu den beiden Magiern um.

„Wir stehen hier vor einer weiteren Umweltkatastrophe, wissen Sie. Im Frühling hat die wegen dem Kosovo-Konflikt hier kreuzende amerikanische Flotte unerlaubterweise ihre Abfälle ins Meer verklappt. Dann hatten wir im Sommer eine massive Algenblüte hier an der Küste. Dadurch, dass gut zwei Drittel der Anliegergemeinden mit ihren vielen Hotels ihre Abwässer ungeklärt ins Meer leiten, sind dieses Jahr die Algen förmlich explodiert…“ eine matte Handbewegung lenkte den Blick der beiden Magier auf das Meer. Statt wie gewohnt kristallblau in der Sonne zu funkeln, schwappte es grünlich-schaumig, mit jeder Welle weitere Stachelkugeln anschwemmend.

„Kurz darauf mussten wir feststellen, dass sich in dieser Bucht die Algenart Caulerpa taxifolia extrem vermehrt hat. Es wurden dann immer mehr tote Seeigel angeschwemmt, inzwischen kann man von einem Massensterben sprechen.“

Fassungslos kramte Hermine ihr Bücherwissen hervor: „Aber Seeigel ernähren sich doch von Algen.“

Die Greenpeace-Aktivistin lächelte müde, das hatte sie schon so oft gehört. Geduldig erklärte sie:

„Das ist richtig. Aber wie gesagt haben wir es mit Caulerpa taxifolia zu tun. Diese Algenart ist aus dem Indopazifik eingeschleppt worden und wird auch Killeralge genannt. Sie überwuchert die hiesigen einzigartigen Seegraswiesen und vernichtet dadurch auch die Lebensgrundlage der Seeigel.“

Snape wurde es beinahe übel. Was die Muggel da so beiläufig als „hiesige Seegraswiesen“ bezeichnete, war nichts anderes als das Dianthuskrautvorkommen, welches mit den Seeigel in Symbiose lebte. Er platzte heraus: „Und was unternehmen sie dagegen?“

Ipek begann zu erzählen.

„Eigentlich ist die Schlauchalge hierzulande ja eine Aquarienpflanze und gelangte 1984 unbeabsichtigt aus dem Ozeanografischen Institut in Monaco ins Mittelmeer. Von dort wurde sie durch den Schiffsverkehr im gesamten Mittelmeer verbreitet, letztes Jahr erreichte sie bereits die kroatischen Küsten. Da die Alge giftig ist, hat sie im Mittelmeer keine natürlichen Feinde. Zuerst hoffte man, das im Verhältnis zur Ursprungsheimat deutlich kühlere Wasser würde die Ausbreitung der Neophyten bremsen, aber sie tritt sogar an der verhältnismäßig kühlen Côte d'Azur auf. Es wurde versucht, die Algen abzudecken und mit Chlor zu vernichten…aber das tötete auch alle anderen Tiere und Pflanzen im Anwendungsgebiet. Von Hand abpflücken erwies sich als kontraproduktiv, weil kleinste abgerissene Algenteilchen bereits komplett neue Pflanzenbestände hervorbringen, wenn sie zu Boden sinken. Im Augenblick können wir hier nur Schadensbegrenzung betreiben, in dem wir die angeschwemmten toten Seeigel einsammeln. Helfen sie uns?“

Auf dem sonst eher maskenhaften Gesicht des Tränkemeisters war die Erschütterung deutlich zu sehen. Trotzdem lehnte er das Hilfegesuch mit vorgeschobenem Bedauern und dem ehrlichen Hinweis auf dringende Termine ab und blieb dabei deutlich höflicher, als man es sonst von ihm kannte. In dauergebückter Haltung für Muggel an einem Strand herumkriechen und von Hand tote Tiere einsammeln? Nein, ohne ihn! Ohne das leidige Geheimhaltungsstatut wäre das gesamte Problem mit einigen speziell fokussierten Evanescos zu lösen gewesen. Er wandte sich ab und winkte Hermine hinter sich her, zurück ins magische Viertel von Shëngjin. Dort angelangt transferierte er ihre Kleidung kommentarlos in die üblichen Roben zurück, suchte den lokalen Gasthof auf, ließ sich einen Raki Rrushi servieren und versank in Schweigen. Dianthuskraut war ausschließlich im östlichen Mittelmeer heimisch und was er soeben erfahren hatte, war mehr als besorgniserregend. Bislang jedenfalls war ihm noch nicht zu Ohren gekommen, dass magische Pflanzen durch unmittelbare oder mittelbare Mitwirkung der Muggel vom Aussterben bedroht waren. Aber hier war höchste Gefahr im Verzug. Das albanische Ministerium musste aktiv an einer Problemlösung mitarbeiten, denn Dianthuskraut konnte in den Trankrezepten nicht substituiert werden und ließ sich nicht in Gewächshäusern kultivieren.

Der hochprozentige Traubenschnaps brannte noch immer in seiner Kehle, als er vom Wirt angesprochen wurde. Hermine verstand diesmal vom ersten Augenblick an, was die beiden Männer miteinander sprachen, obwohl auch diesmal Arabisch gesprochen wurde. Mahmoud, der Wirt, informierte seinen britischen Gast darüber, dass der Rasende Strigoi im Anflug sei und wohl noch diesen Abend weiterreisen würde.

Anflug? Hermine schluckte. Hatte der Professor nicht von einer Kutsche gesprochen? Das Bild der Beauxbaton-Kutsche tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Hatte Madame Olympe nicht erwähnt, dass die riesigen geflügelten Rösser nur Single Malt Whisky tranken? Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass diese Tiere für ein öffentliches magisches Verkehrsmittel im Baltikum zum Einsatz kamen. Wie Recht sie mit diesem Gedanken hatte, erwies sich eine halbe Stunde später, als der Rasende Strigoi schräg vom Himmel herabsank.

Hermine konzentrierte sich auf ein seltsam, tausendfach hallendes Geräusch, es schien an Hufgetrappel und Wiehern zu erinnern, klang jedoch, als käme es aus riesigen, vielfach gegliederten Kavernen. Das immer lauter werdende Geräusch ließ ihr kalten Schweiß den Rücken herunter rinnen und die Luft in ihren Lungen gefrieren.
Am Himmel nahm ein zuerst transparenter Schatten immer mehr Gestalt an. Kaum verdichteten sich die Schemen zu einer riesigen schwarzen Kutsche und vier ebenso gewaltigen Rappen, als die Kutsche direkt über ihren Köpfen eine enge Kurve zog und mit lautem Krachen und Funken unter Rädern und Hufen aufsetzte. Damit endete jedoch nicht der Schrecken. Von einigen bunten Symbolen abgesehen war die Kutsche nicht nur schwarz, nein sie war unverkennbar ein Leichenwagen, deren Kutscher problemlos einem schlechten Dracula Film entsprungen sein könnte. Buckel, knöchernes Gesicht, schütteres, strähniges Haar, tief liegende Augen in dunklen Höhlen und wächserner Haut.

Auch Severus Augen rundeten sich erstaunt, er wusste zwar vom Strigoi, hatte ihn aber noch nie benutzt. Rumpelnd setzte die Kutsche vor ihnen auf.

„Das ist ja ein Leichenwagen!“ platzte die Hexe heraus. Und dann erblasste sie wie noch nie zuvor. Jetzt erst nahm sie wahr, welche Art von Zugtieren als Vierspänner vorgespannt war. Sie hatte einmal flüchtig von Nachtmahren in einer Randnotiz gelesen, aber noch nie auch nur ein Abbild davon gesehen. Obwohl sie nicht religiös war, kam ihr unvermittelt ein Satz aus der Johannesoffenbarung in den Sinn: ?Als sich das vierte Siegel auftat, sah ich ein fahles Pferd. Und der darauf saß, des Name hieß Tod und die Hölle folgte ihm nach.'
Vor ihr ragten in der Tat pferdeähnliche Geschöpfe auf, das Fell so schwarz, dass es das Tageslicht zu verschlingen schien. Die Mähnen, Schweife und Fesseln waren dagegen nicht aus langen Haaren, nein es waren Flammen, die fahl-silber brannten, die furchteinflößenden Tiere jedoch nicht verletzten. Auch aus Augen und Nüstern schien Feuer zu lodern. Hinter den Ohren ragten eng seitlich anliegende und nach unten-hinten gebogene Hörner, die aussahen, als wären sie aus halb verrotteten Knochen gedrechselt worden. Links und rechts der Wirbelsäule ragten hauchdünne fledermausartige Flügel hervor, wobei diese aus schwarzem Rauch zu bestehen schienen.
Die junge Gryffindor zitterte, ihre Gedanken rasten. Was war das nur? Kreaturen der Geisterwelt oder gar Geschöpfe aus verstofflichter Angst? Dies waren keine Pferde, sondern magische Kreaturen, die Furcht und Schrecken unter den Zauberern verbreiteten... Nachtmahre, lebendig gewordene Albträume. Das linke Leittier ließ einen hohl klingenden Laut ertönen, dieses wiehernde Geräusch jagte der Hexe einen Schauer der Furcht über den Rücken und ließ ihr Blut fast zu Eis erstarren. Das gruselig-hallende Geräusch schien die Umstehenden förmlich in endlose Schwärze saugen zu wollen.
 Die Ausstrahlung des blanken Horrors, den die Tiere verbreiteten, wurde noch durch die silbern aus dem Inneren leuchtenden Augen sowie den Flammen und dem schwarzen Rauch, der aus ihren Nüstern strömte, wenn sie ausatmeten, verstärkt. Hermine glaubte, in einen Horrorfilm der Muggel versetzt worden zu sein.
Snape hatte den Anblick wesentlich schneller verdaut. Als Todesser hatte er Furcht einflößendere Szenarien als diese gesehen und dass Nachtmahre grauenvoll ausschauten und klangen, wusste er im Gegensatz zur Junghexe sehr wohl. Er trat zum Kutschbock vor, neben dem der Lenker des Rasenden Strigoi, Ygor Tamasi, stand. Hermine schüttelte sich. Denn Tamasi sah dem buckligen Namensvetter Ygor aus den alten Frankensteinfilmen so ähnlich wie ein Zwillingsbruder.

Sie bekam mit, wie Snape zwei Fahrkarten nach Schloss Bran verlangte und nun reichte es ihr endgültig.

Hermine trat unwillkürlich einen Schritt zurück. „NEIN, Professor! Besen, Thestrale, Flugzeuge und Teppiche, alles habe ich gelernt zu tolerieren. Das hier jedoch ist kein Transportmittel, dass ist ein einziger Alptraum. Gegen diese Viecher sind Thestrale ja Kuschelmonster. NEIN, ohne mich!“ Die schrill ansteigende Stimme verriet die sie überwältigende, alles beherrschende Panik.

Instinktiv legte Severus der jungen Hexe einen Arm um die Hüfte, um sie an einer kopflosen Flucht zu hindern. Ihre Kleidung war am Rücken triefnass, als ob sie im Regen gestanden hätte. Sie zitterte wie Espenlaub und bäumte sich gegen seinen festen Griff auf.

„Beruhigen sie sich, wir müssen mit dem Rasenden Strigoi reisen, unser Zeitplan lässt keine Alternativen zu.“ Versuchte sie ihr Lehrer zu disziplinieren.

„NEIN, nein, bitte nicht“ hauchte Hermine nur noch und versuchte ein letztes Mal, sich mit aller Kraft aus der Umarmung zu befreien. Plötzlich verdrehten sich ihre Augäpfel und glitten nach oben weg, übergangslos rutschte die junge Frau in seinem Arm zusammen. Er levitierte ihr Gepäck, trug jedoch die ohnmächtige Hexe selbst.

Die ?Schaffnerin` des Strigoi, eindeutig eine Roma, schien derartige Zusammenbrüche gewohnt zu sein. Jedenfalls verlor sie kein Wort über des Zauberers doppelte Last, kassierte und wandte sich dem Kutscher zu. Severus setzte sich in eine Ecke und lagerte Hermine quer auf einer der Sitzbänke mit ihrem Kopf auf seinem Schoß, um sicher verhindern zu können, dass sich die Schülerin in seiner Obhut verletzte.

Ihm war zwar durchaus bewusst, wie furchteinflößend Nachtmahre wirken konnten, aber gerade dem intellektuellen Kopf des Goldenen Trios hatte er dann doch mehr Nervenstärke zugetraut. Mochte er auch der Hauslehrer von Slytherin sein… einem verstörten Teenager seelischen Zuspruch zukommen zu lassen zählte gewiss nicht zu seinen Stärken. Seine Slytherins hatte er mit seinen Todesblicken und scharfen Bemerkungen gut unter Kontrolle gehalten, dank seiner ausgesprochen subtilen Vorgehensweise war es ihm sogar gelungen, etliche Hogwartsabsolventen der Schlangen nicht in Voldemorts Klauen geraten zu lassen, aber die Mädchen seines Hauses waren noch nie Rat suchend an ihn herangetreten.

Auch sonst hielt sich seine Erfahrung im Umgang mit an der Grenze zur Hysterie stehenden Frauen doch sehr in Grenzen. Seit dem Fiasko mit Lili hatte er sich vom anderen Geschlecht konsequent ferngehalten. Doch nun musste er sich mit einer kurz vor einem ausgewachsenen Nervenkollaps stehenden Junghexe nicht nur abgeben…nein, er musste sie beruhigen, weil sonst der Fortgang und damit der Erfolg ihrer Reise gefährdet war.

Severus war sich der Wirkung seiner Stimme bewusst, setzte er sie doch stets gezielt ein. So begann er leise und beruhigend auf Hermine einzureden um sie über ihr Unterbewusstsein zu beruhigen. Dabei war der samtige Bariton von einer Sanftheit, die niemand jemals beim Horror nächtlicher Schüleralbträume je auch nur vermutet hätte. Der beiläufig gewirkte Muffliato verhinderte, dass sie belauscht wurden.

„Miss Granger, sie wissen sicher von Harry, dass Lily die einzige Frau in meinem Leben war und ist. Durch meine Schuld kam sie ums Leben. Ich war wie Sie vom Wissen fasziniert und wie Sie habe ich nicht erkannt, dass manches Wissen nur durch Erfahrung gewonnen werden kann. Erfahrung, für die man unsagbares Grauen durchleben muss… das ist das Wesen schwärzester Magie.“

Snape atmete tief durch, die in ihm aufsteigenden Erinnerungen raubten ihm erneut den Atem. Aber dann half ihm der fast ein Leben lang kultivierte Zynismus und er fuhr etwas schärfer im Ton fort:

„Sie stehen an einem Scheidepunkt, Miss Granger. Entweder sie lernen, diese Erfahrungen zu ertragen, damit umzugehen und trotzdem weiter zu machen, oder sie werden daran jämmerlich zu Grunde gehen. Wenn es Ihnen gelingt, sich statt ihrer nervigen Besserwisserei Selbstkontrolle und einen disziplinierten Geist anzueignen, dann werden Sie zu Recht als die klügste Hexe von Hogwarts seit Rowena Ravenclaw angesehen.

Dazu müssen Sie jedoch lernen, ihre so verletzliche Seele zu schützen. Dies ist das einzig Positive, was mir James Potter je vermittelt hat: Die Fähigkeit, sich nicht von Emotionen beherrschen zu lassen. Deswegen konnte der Dunkle Lord in mir nicht lesen… seine Legilimentik orientierte sich an den Gefühlen seiner Opfer, da er sich an ihrer Angst berauschte wie an einer Droge.“

Noch einmal atmete Snape tief durch und äußerte dann erstmals laut, was er sich selbst bisher kaum je eingestanden hatte.

„Ohne Lilys Tod wäre ich genauso geworden wie er. Ihr Tod hat mich vor der Verdammnis gerettet. Und ich würde bedenkenlos töten, um nicht erneut auf diesen Irrweg getrieben zu werden.“ Dann sah er ihr scharf ins Gesicht und fiel in sein altes Gehabe zurück.

„Wenn Sie irgend jemandem etwas hiervon berichten…“ zischte er halblaut, als Hermines Augen flatterten und sie ihn zaghaft und doch herausfordernd anlächelte.

„Werden sie mich dann töten, Professor?“

„Wie viel haben Sie mitbekommen?“

„Ich denke nahezu alles, obwohl ich einen großen Teil wie in einem Traum gehört habe.“

Severus schwieg lange. Noch nie hatte er es ertragen, wenn man ihn nicht respektierte… die Folge der Demütigungen, die er seit frühester Jugend erleben musste und die von der Potter-Truppe in seiner Hogwartszeit auf das Perfideste gesteigert worden waren. Endlich räusperte er sich, er hatte zu viel von sich Preis gegeben, um seine Begleiterin in altgewohnter Manier zusammen zu stauchen.

„Nun, das hängt davon ab ob Sie mich nun noch respektieren?“

„Ich, meinen Mentor nicht respektieren? Bin ich irre? Wenn ja, tun sie es bitte gleich, ich könnte es nicht ertragen.“

Der Professor schluckte trocken. In den braunen Augen sah er bedingungsloses Vertrauen und das erschütterte ihn. Er hatte sich seit jener Halloween-Nacht nicht mehr für vertrauenswürdig gehalten. Schuldgefühle und Selbsthass hatten ihn verbittert und verhindert, dass er sich selbst verzieh. Andere Menschen hatte er aus denselben negativen Emotionen heraus nicht an sich heran gelassen und so waren die tiefen Wunden seiner Seele nie verheilt. Nicht einmal Dumbledore war es gelungen, vollständig an ihn heran zu kommen.

Snape hatte durchaus mitbekommen, dass Miss Granger ihn all die Jahre vor ihren Freunden verteidigt hatte, in ihm nicht das eiskalte Monster sah, als dass er sich selbst empfunden hatte. Ihr Mitgefühl und nun das Vertrauen, dass sie ihm zu schenken bereit war… ein erster schützender Balsam legte sich auf die wunden Stellen seiner Seele. Harrys Legilimentik im St. Mungos hatte den Selbstvorwürfen die Schärfe genommen und sein Leben gerettet, die Freundlichkeit dieser Junghexe erreichte sein Innerstes. Harry Potter und er hatten miteinander Frieden geschlossen und so hatte Severus nach Lucius den zweiten Freund in seinem Leben gefunden.

Verwundert konstatierte er, dass ihm etwas an der Freundschaft zu dieser brillanten Junghexe lag und er reichte ihr die Hand.

„Auf gute Zusammenarbeit.“

Hermine schlug ein „Auf gute Zusammenarbeit.“

Keiner von Beiden sprach darüber, dass Hermine blieb wo sie war und Severus Anwesenheit ihr den Halt gab, der nötig war, ihre Panik zu kontrollieren.

Als der Strigoi rumpelnd und schüttelnd am Ziel aufsetzte, schwiegen sie noch immer. Severus levitierte wie selbstverständlich das gesamte Gepäck und reichte Hermine mit der Eleganz eines geborenen Gentlemans die Hand, um ihr beim Ausstieg aus dem gruseligen Gefährt Halt zu bieten.

Vor ihren Augen erhob sich Schloss Bran in der herabsinkenden Dunkelheit wie eine Kulisse, die Hermine sofort vertraut vorkam. Für den Moment vergaß sie den Horror des Rasenden Strigoi, übersah das forschende Maul eines der Nachtmahre, der an ihrem noch nach Angstschweiß riechendem Umhang zupfen wollte. Dieses Schloss… impulsiv brach es aus ihr heraus.

„Was kommt als Nächstes? Vlad Dracul, der Vampirfürst, höchstpersönlich?“


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