von *Dea1963*
In einem leer stehenden Klassenzimmer trafen sich einige Schüler, um gemeinsam an dem Projekt für Muggelkunde zu arbeiten. Lavender Brown, die Patil-Zwillinge aber auch Dean und Seamus hatten einiges an Modemagazinen und Muggelzeitungen zusammengetragen. Deans Mutter, welche den Muggelberuf einer Damenschneiderin gelernt hatte, hatte ihrem Sohn außerdem einen langen Brief geschrieben. Dessen Informationen wollte Dean gerade den anderen vortragen, als die Tür geöffnet wurde. Drei Slytherins lugten herein und die Wortführerin stellte trocken fest:
„Oh, modische Beratung, wie man Gold mit Rot kombiniert?“ Dean konterte gelassen. „Nö, derzeit überlegen wir noch, ob wir Konfektionskleidung, Pret-a-porter-Modelle oder Haute Couture wählen.“
„Ach… du kennst den Unterschied?“ Noch immer klang die Sly etwas blasiert. Der dunkelhäutige Gryffindor war das erste Mal in seinem Leben richtig stolz auf den Beruf seiner Muggelmutter und sagte das auch. Wider Willen waren die Schlangen beeindruckt und fragten nach weiteren Informationen, denn sie hatten nur einige Teeniezeitschriften von einem Muggelkiosk zur Hand und ob die Bekleidung aus der mit ?Girl' und ?Bravo' titulierten Druckerzeugnisse wirklich tauglich waren, bezweifelten sie insgeheim dann doch.
Rasch entbrannte eine lebhafte Diskussion, aus der sich dann ein geschickter Kompromissvorschlag herausschälte. Die Alltagskleidung würde durchgehend aus Konfektionsmodellen bestehen, die von Dean als City- und Businesslook bezeichnete Auswahl für den gehobeneren Anspruch aus diversen Kollektionen der Modedesigner und die Abendgarderobe würde nach Ideen der Haute Couture zusammengestellt werden. Deans Mutter hatte nicht nur Magazine, sondern auch diverse Schnittmuster geschickt und die Schüler begannen, die verschiedenen Modelle auf magischem Weg herzustellen. McGonagall hätte ihre helle Freude daran gehabt, mit welchem Eifer alte Umhänge und sogar einige von Filchs Putzlumpen in die geforderten Ensembles verwandelt wurden.
Die Magazine der Schlangen erwiesen sich dann doch noch als hilfreich. Denn Seamus erinnerte daran, dass sich auch in der Muggelwelt nicht jeder hochwertige teure Mode würde leisten können und dass dort die Jugend einen anderen Geschmack hatte als die Erwachsenen. Unter Zuhilfenahme der Schnittmuster und aller anderen Informationen entstand schließlich eine geschmackvoll zusammengestellte Kollektion in allen drei von Professor Savage geforderten Kategorien.
Padma wollte den Ablauf der Vorführung überwachen, Lavender Brown und die Hufflepuff Megan Jones erklärten sich bereit, sich um Frisuren und Make-up zu kümmern, Dean und die Wortführerin der Slytherins, Tracey Davis, wollten als Conferenciers auftreten. Parvati übernahm es, über das neue schwarze Brett einige Mitschüler als Models anzuwerben und Seamus würde sich um Musik und Beleuchtung kümmern. Das Projekt hatte etwas zuwege gebracht, das wohl einmalig war: Schüler aus allen vier Häusern arbeiteten Hand in Hand friedlich zusammen.
In der Großen Halle endete nach fast zwei Stunden die Schachpartie zwischen Draco und Astoria. Nach einem heißen langem Gefecht ihrer beiden Intellekte legte die Schülerin ihren König auf die Seite, denn der Blonde hatte sie endlich schachmatt gesetzt. Anerkennende Pfiffe und Applaus stiegen von der Schülertraube auf und der Kopf des Schachclubs, ein Ravenclaw, bot Draco den Beitritt an. Mit einem ungewohnt warmen Gefühl im Bauch nahm Draco dankend an und lud seine Gegnerin dann zu einem Spaziergang an den See ein.
Am sandigen Ufer entlang schlendernd bewegte sich ihre Unterhaltung bald von spanischer Verteidigung und Königsgambit fort zur jüngsten Vergangenheit. Zögernd tasteten sie sich dabei aneinander heran, denn auch die Greengrass-Familie war in den Sog der Todesser geraten. Astorias Vater war wegen einer taktisch wichtigen Position im Ministerium zur Mitarbeit erpresst worden und das Mädchen hatte das Trauma der Bedrohung noch lebhaft in Erinnerung. Draco berichtete leise von seinen Erfahrungen mit der Ächtung seiner Familie und erzählte schließlich auch von seinem Entschluss, den Stolz seiner Familie nicht über Manipulation und Geld, sondern über harte Arbeit wieder herzustellen.
Beide fanden Gefallen am jeweils anderen und sie beschlossen, den morgigen Tag mit einem gemeinsamen Besuch im Hogsmeade zu verbringen. Lange noch beobachteten sie den Kraken, der mit den Sonnenflecken auf dem Seewasser spielte. Dabei begann Astoria ein wenig zu frösteln, sie war leicht kälteempfindlich. Ganz Kavalier nahm Draco seinen Umhang ab und legte ihn ihr über die Schulter, um sie dann vorsichtig um die Schulter fassend an sich heranzuziehen. Sich so eng umschlungen haltend traten sie den Rückweg ins Schloss an. Dabei trafen sie am Portal auf Harry und Ginny, die auch vor der sinkenden Temperatur ins Warme flüchten wollten.
Astoria entdeckte die Freundin ihrer Schwester am schwarzen Brett, wie diese einen bunten Zettel aushängte. Sie zog Draco an der Hand hinter sich her zur Infotafel, dicht gefolgt von Ginny und Harry, denn auch die Löwin wurde von der weiblichen Neugierde geplagt. Der Zettel stammte von der Schülergruppe, welche die Muggelmode präsentieren wollte. Daphne Greengrass' Name stand bereits darauf und Astoria wollte sich und Draco ebenfalls eintragen. Obwohl dieser sich anfangs sträubte, konnte er dem bittenden Ausdruck der nebelgrauen Augen nichts abschlagen. Harry erlitt das selbe Schicksal, denn auch Ginny begeisterte sich für die Idee und so fanden sich beide Jungen als Teilnehmer auf der Liste wieder. Die beiden Mädchen verschwanden Richtung Halle, denn sie hatten Hunger.
Der völlig überrumpelte Harry brummte vor sich hin, dass er sich auf dem Besen sicher wohler fühlen würde als auf einem ?Catwalk'. Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und stichelte gutmütig, dass Catwalk und Löwe doch schon von Namen her zusammenpassen würden. Ein Wort gab das andere bis Harry etwas aufgebracht meinte: „Kannst du es denn besser?“
In einem Anflug der früheren Arroganz warf Draco seine blonden Haare zurück. „MIR steht elegante Kleidung jedenfalls. Ob man das von dir sagen kann, weiß ich nicht“ Etwas zweifelnd betrachtete er Harrys Klamotten. Dieser hatte sich zwar in der Winkelgasse neue Schuluniformen besorgt, aber die ausgeleierten Klamotten von Dudley hatte er noch immer nicht ersetzt. „Soll ich es darauf ankommen lassen?“ schnappte er deswegen leicht gereizt. Warnend ertönte in Dracos Hinterkopf eine leise Stimme. Dieser Gryffindor hatte ihm am Bahnhof die Hand gereicht, als er von fast allen anderen zurückgestoßen worden war. Und so machte er einen Vorschlag.
„Pass auf, Potter. Du kommst morgen Vormittag mit nach Hogsmeade und ich kleide dich vernünftig ein. Wenn du dann elegant aussehen solltest, dann… dann gehe ich mit dir gemeinsam über diesen Laufsteg und führe die Muggelmode vor!“ Die beiden jungen Kampfhähne standen sich gegenüber und blitzten sich an. Plötzlich huschte ein Lächeln über Harrys Züge und er konterte: „Dann nennst du mich aber Harry und nicht mehr Potter, darauf bestehe ich.“ Wieder nervte da ein leises Stimmchen in Dracos Hirnwindung und so stimmte er zu: „Ok. Dann bin ich aber auch Draco und nicht mehr das Frettchen, verstanden?“
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
