von *Dea1963*
Schwatzend und summend strömten die Schüler in die große Halle. Diese erstrahlte in altem Glanz, lediglich die Haustische waren jeweils um einiges verlängert worden und reichten nun bis fast an die Empore. Dort saß bereits das versammelte Lehrerkollegium, einige alt vertraute Gestalten aber auch einige neue Gesichter blickten den hereinströmenden Jugendlichen entgegen. Allerdings fiel den älteren Schülern eine signifikante Änderung auf: Wohl hing hinter dem thronartigen Sessel der Schulleiterin das Hogwartsbanner, aber es war nicht ein einziges Hausbanner zu sehen.
Nachdem alle ihre Sitzplätze gefunden hatten, öffnete sich die Hallentüre weit und der Wildhüter Hagrid führte die Schar der Erstklässler herein. Wie immer wirkten diese nervös, angespannt aber auch freudig erregt, wie immer war da der übliche Tollpatsch, dessen tropfende Kleidung verriet, dass er während der Überfahrt entweder in den See gefallen oder vom Kraken mit einer Dusche bedacht worden war. Über 50 Kinder drängten sich in den Mittelgang, viele von ihnen war im vergangenen Jahr wegen des sich zuspitzenden Dunklen Krieges entweder von den Eltern daheim behalten worden oder hatten wegen ihres Blutstatus damals als Halbblüter oder Muggelgeborene keinen Hogwartsbrief erhalten. Als sie alle sich etwas beruhigt hatten, erhob sich Professor McGonagall, leise den Sonorus gegen den eigenen Hals sprechend. Da wegen des Platzmangels das Rednerpult nicht aufgestellt worden war, sprach sie direkt von ihrem Sitzplatz aus. Ihre Miene war noch ernster und strenger als sonst.
„Willkommen in Hogwarts, der Schule für Zauberei und Hexerei. All den älteren Schülern willkommen zurück zu einem Neuanfang.“ Hier brandete Beifall auf, denn allen war klar, dass die Schulleiterin damit den Sieg über Lord Voldemort meinte. Doch dann folgte eine schockierende Ansage der Schulleiterin.
„Wie mir von der Schulsprecherin Hermine Granger mitgeteilt wurde, haben einige von Ihnen im Bahnhof von Hogsmeade einen Mitschüler körperlich angegriffen und laut Madam Pomfrey ernsthaft verletzt. Leider hat sich Mr. Malfoy bisher geweigert, mir seine Angreifer zu nennen.“
Ein vielstimmiges Raunen flog durch den Saal, dazwischen erhob sich ein deutlich verständlicher Zwischenruf: „Was hat der Todesser auch in Hogwarts zu suchen…“ Peitschend fuhr die schottisch geprägte Stimme der Schulleiterin dazwischen.
„Mr. Stebbins jr., erheben Sie sich bitte!“ Zögernd stand der Zwischenrufer auf.
„Es war Lord Voldemort, der mit seinem Rassismus die Weltherrschaft anstrebte. Beabsichtigen Sie, diesen Rassismus unter anderer Prämisse fortzuführen?“ Die Worte waren vernichtend und die erboste Schulleiterin fuhr nun wieder an die Allgemeinheit gerichtet fort.
„Laut Madam Pomfrey müssen es mindestens drei, wenn nicht vier Schüler gewesen sein, die es sich in verabscheuungswürdiger Todessermanier nicht nehmen ließen, einen Mitschüler, der ihnen nicht genehm war, zu demütigen, zu misshandeln und schwer zu verletzen. Dies ist ein klarer Verstoß gegen die Schulregeln.“
Einen kurzen Blick über das Kollegium streifen lassend fuhr sie fort: „Sie, meine Damen und Herren Siebtklässler, werden Ende des Jahres unsere Schule mit dem UTZ verlassen. Vor Ihnen liegt die schwere Aufgabe, unsere Welt friedlich neu aufzubauen. Ihr Anderen seid die nachwachsende Generation, deren Aufgabe es sein wird, diesen Frieden zu erhalten. Nutzen Sie diese Chance und lassen sie sich nicht dazu verleiten, die fehlgeleiteten Einstellungen jener, die man Todesser nannte, in neuer Form wieder zu beleben. Hogwarts hat vier gleichberechtigte Häuser und ich werde nicht dulden, dass die Rivalitäten zwischen diesen Häusern derartige Ausmaße annehmen. Auch dulde ich nicht, dass Sie sich über das Urteil des Zauberergamots hinwegsetzen und eine wie auch immer geartete Selbstjustiz üben. Seien Sie sich dessen gewiss, dass Sie sich in diesem Fall nicht nur vor mir würden verantworten müssen, sondern dass Ihnen der sofortige und endgültige Schulverwies droht. Ich erwarte bis zum morgigen Frühstück, dass sich die Schläger, welche Mr. Malfoy angegriffen haben, freiwillig stellen.“ Die Schottin ließ mittels einer Kunstpause diese Ankündigung sacken um dann weiter zu sprechen.
„Kommen wir nun zur Einteilung unserer neuen Erstklässler durch den Sprechenden Hut“
Professor Sprout stellte einen Stuhl vor den Lehrertisch und legte den alten Filzhut bereit. Wie gewohnt öffnete sich die Krempe und das traditionelle und doch immer wieder jedes Jahr neu gedichtete Lied erklang.
Ich bin ein alter Hut, das ist wahr,
und doch sortiere ich euch Jahr für Jahr,
Über eure Eigenschaften weiß ich am besten Bescheid,
und verteile euch, also haltet euch bereit.
Sticht Tapferkeit bei euch hervor,
schick' ich euch gewiss nach Gryffindor
Seid fleißig ihr und auch loyal,
ist Hufflepuff die einzig richt'ge Wahl
Find ich euch besonders schlau
passt nach Ravenclaw ihr genau
Ehrgeiz, Stolz und Stärke ich in euch find,
gehört ihr nach Slytherin geschwind.
Doch ich bin noch nicht zu Ende,
merkt auf, ihr steht vor einer Zeitenwende.
Getrennt sind nicht länger Schwarz und Weiß,
ihr fragt, woher ich das nun weiß
Mit Forscherdrang und Toleranz
Wird lang Gespaltnes wieder ganz.
Beachtet, was euch golden wurd' verkündet,
Erfolg ihr habt, wenn ihr euch all verbündet.
Nun lasst uns nicht lang verweilen,
damit ich euch passend kann verteilen!
Das Lied des Hutes war wieder einmal überraschend, jedoch nur das Goldene Trio verstand die Anspielungen im letzten Teil wirklich.
Nachdem der Applaus sich gelegt hatte, griff Minerva McGonagall nach einem langen Pergament und begann mit der Zeremonie. Diesmal dauerte sie sehr lange wegen der hohen Schülerzahl, doch endlich waren 11 Gryffindors, 15 Hufflepuffs, 14 Ravenclaws und 10 Slytherins neu eingeteilt worden und das gewohnte Festmahl erschien auf den Tischen.
Während des Essens wurde an allen vier Tischen aufgeregt diskutiert, immer wieder flogen Blicke zum Tisch der Schlangen hinüber. Diese waren gegenüber den anderen Häusern deutlich in der Minderzahl, denn viele von ihnen waren dem Krieg zum Opfer gefallen. Voldemort hatte nicht gezögert, die Loyalität seiner Anhänger durch Entführung und Kindesmord zu erpressen. Der hohe Blutzoll, den die Slytherins hatten zahlen müssen, war für alle offensichtlich. Endlich war selbst Ron zu satt, um weiter essen zu können, und die Tische leerten sich.
Erneut erhob sich die Schulleiterin, um erneut das Wort an die Schülerschaft zu richten.
„Nachdem wir alle ausreichend gespeist haben, komme ich nun zu einigen Ankündigungen.
Der Verbotene Wald führt seinen Namen nicht umsonst, es ist Ihnen untersagt, diesen zu betreten. Unser Hausmeister Mr. Filch hat wie jedes Jahr eine Liste aller verbotenen Gegenstände an seiner Bürotüre ausgehängt und bittet um Beachtung. Wie immer ist das Zaubern, Hexen und Verfluchen auf den Gängen verboten. Die Vertrauensschüler sind für Gryffindor Dean Thomas, für Hufflepuff Hannah Abbott, für Ravenclaw Penelope Clearwater und für Slytherin Blaise Zabini. Schulsprecher sind Hermine Granger aus Gryffindor und Kevin Entwhistle aus Ravenclaw.
Wie Sie sehen, hat es auch im Lehrerkollegium einige Veränderungen gegeben. Der Vollständigkeit halber stelle ich Sie Ihnen alle vor.
Zauberkunst wird von meinem Stellvertreter Professor Filius Flitwick unterrichtet. Er ist auch Hauslehrer für Ravenclaw.
Geschichte der Zauberei erteilt ihnen Professor Cuthbert Binns.
Verwandlungen lernen Sie von mir.
Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtet ab diesem Jahr Professor Asatira Shaklebolt. Sie übernimmt das Haus Gryffindor.
Kräuterkunde lernen Sie bei Professor Pomona Sprout, Sie ist auch Hauslehrerin für Hufflepuff.
Pflege magischer Geschöpfe wird endgültig von Professor Wilhelmina Raue-Pritsche übernommen.
Muggelkunde ist ab diesem Jahr Pflichtfach für alle Jahrgangsstufen und wird von Professor Quentin Savage gelehrt, einem ehemaliger Auroren.
Zaubertränke unterrichtet sie Professor Severus Snape, Hauslehrer von Slytherin.“
Zunehmendes Raunen unterbrach die Vorstellung der Lehrkräfte und die Schulleiterin musste kurz zur Ordnung rufen, um den Rest des Kollegiums in stark verknappter Form vorzustellen.
„Wahrsagen Professor Sybill Trelawney, Besenflugstunden Madam Hooch, Astronomie Professor Aurora Sinistra, Arithmantik Professor Septina Vektor, Alte Runen Professor Bathsheda Babbling. Die Krankenstation untersteht Madam Poppy Pomfrey, die Bibliothek von Hogwarts leitet Madam Irma Pince, Wildhüter und Hüter der Schlüssel und Ländereien Hogwarts ist Rubeus Hagrid.
Folgen Sie bitte nun ihren Vertrauensschülern in die Gemeinschaftsräume, wir sehen uns alle morgen um neun Uhr zum Frühstück wieder hier in der Großen Halle. Ich wünsche Ihnen allen eine Gute Nacht und erwarte einige von ihnen aus genanntem Anlass im Schulleiterbüro.“
Applaus brandete auf, dann leerte sich die Halle und das Treppenhaus füllte sich mit lebhaft diskutierenden Schülern. Vor dem Porträt der fetten Dame verkündete Dean Thomas das aktuelle Passwort: ?Amnestia' und der Gemeinschaftsraum wurde von den Löwen gestürmt. Harry und seine Freunde belegten wieder ihre Stammplätze vor dem Kamin. Sie besprachen noch eine Weile die neue Zusammensetzung des Lehrerkollegiums, aber für tiefer gehende Gespräche waren sie alle zu müde. So verschwanden sie schließlich in ihre Schlafräume und nicht nur über im Gryffindorturm begann die Nachtruhe.
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