von kaherashico
Bequem liegend verfolgte er vom Bett aus interessiert, wie sie vorm Spiegel stand und ihre Haare zusammenband. Kritisch betrachtete die junge Frau das Ergebnis, nickte dann aber kaum merklich. James verzog das Gesicht. Ihm gefiel die wilde, rote Mähne besser, wenn sie ihr ungezähmt auf die Schultern fiel und dabei ihr schönes Gesicht umrahmte. Er griff nach seinem Zauberstab und murmelte etwas. Daraufhin löste sich die Schleife in Lilys Haar. Ihre rechte Hand schnellte nach oben und versuchte zu retten, was noch zu retten war, doch vergeblich. Seufzend begann sie ihre Arbeit von vorn und bürstete ihr Haar streng zurück. Als sie abermals damit fertig war, spürte sie, wie die Schleife sich schon wieder lockerte. Die junge Hexe runzelte die Stirn. Das war doch nicht normal. Wütend drehte sie sich zu James um.
„Lass das!“
„Was denn?“, wollte der grinsend wissen.
Sein Zauberstab lag unberührt auf dem Nachtisch. Lily musterte ihn misstrauisch, doch er hielt ihrem durchdringenden Blick ohne zu blinzeln stand. Schließlich widmete sie sich kopfschüttelnd wieder ihrer Frisur und versuchte erneut, jene zu richten.
Der junge Potter hingegen war nun vollständig wach und fand, seine Frau könnte ihm ruhig mehr Aufmerksamkeit schenken als ihren Haaren.
„Accio!“
Lily wirbelte herum. James hielt das grüne Band in seiner Hand und schwenkte es triumphierend.
„Wenn du es wieder haben willst…“, er ließ den Satz offen, doch sein verschmitzter Gesichtsausdruck sprach Bände.
Halb verärgert, halb belustigt sah sie ihn an.
„Ach ja?“ Was hatte sie nur für einen Kindskopf geheiratet.
„Ja-ah!“ Genüsslich zog er das Wort in die Länge.
Dann kam Lily auf ihn zu. Erwartungsvoll sah er sie an. Die Hexe beugte sich langsam zu ihm herab. Das verführerische Lächeln vernebelte seine Sinne. Ihr Gesicht war so nah, dass ihre Lippen sich fast berührten. Der Zauberer spürte ihren sanften Atem. Ein wohliger Schauer überkam ihn.
„Mach die Augen zu!“, hauchte sie. Was er konnte, konnte sie schon lange!
James wunderte sich zwar, tat aber wie geheißen.
Lily lächelte hinterhältig und zog blitzschnell an dem grünen Zipfel, der aus seiner Hand heraushing.
Obwohl sich seine Quidditchreflexe sofort bemerkbar machten, bekam er das Ende nicht mehr zu fassen.
„He, so war das aber nicht gemeint!“, protestierte er schmollend.
„Immer wachsam!“, zitierte seine Frau tadelnd Alastor Moody, ebenfalls erbitterter Widerstandskämpfer und Mitglied des Phönixordens.
James grummelte etwas Unverständliches und sah demonstrativ in eine andere Richtung. Lily biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzulachen.
Kopfschüttelnd band sich die junge Hexe, diesmal ohne weitere Unterbrechung, die Haare zusammen. Aus dem Augenwinkel betrachtete sie ihn im Spiegel und musste unwillkürlich grinsen. James würde wohl immer ein trotziger Junge bleiben. Wie er so da saß, die Arme beleidigt verschränkt, war sie fast versucht ihn in den Arm zu nehmen und zu küssen. Aber auch nur fast.
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