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Fanfiction

Gespräch am Schwarzen See - Gespräch am Schwarzen See

von vojka

Gespräch am Schwarzen See


Gedankenverloren laufe ich durch die Gänge Hogwarts'. Endlich bin ich alleine, keiner, der um mich herumläuft und mir sagt, wie froh er doch sei, dass ich Voldemort besiegt habe.

Ab und zu fange ich sogar an zu bereuen, dass ich das Angebot vom Ministerium nicht angenommen habe. Dann wäre ich jetzt nicht hier und müsste mich mit diesen ganzen Hohlköpfen herumschlagen. Hätte meine Ruhe und könnte endlich das tun, was ich will und nicht das, was jeder von mir erwartet. Ich wäre jetzt mitten in meiner Ausbildung zum Auror, den Beruf, den ich schon immer ausüben wollte. Aber will ich das wirklich noch? Ich schüttle meinen Kopf. Das ist jetzt nicht das Thema, über das ich nachdenken möchte. Es gibt Wichtigeres als das.

Ich weiß nicht, wohin mich meine Schritte führen werden, aber das ist mir auch egal. Ich will einfach nur meine Ruhe haben, keinen sehen und nichts hören. Ich will doch nur ein ruhiges Leben führen. Nicht jeden Tag auf der Titelseite des Tagespropheten stehen, nicht jede Woche etwas in der Hexenwoche über mich lesen. Ich möchte nur Harry James Potter sein, eine Familie haben, jemanden, der mich um meinet Willen liebt und nicht, weil ich der Junge der lebt, der Bezwinger des Unnennbaren oder sonst wer bin. Aber alle sehen in mir nur den Helden. Den, der ihnen den Frieden brachte. Auch, wenn noch lange nicht alles ruhig ist. Schließlich sind da draußen immer noch jede Menge Todesser, die es gilt nach Askaban zubringen. Das ist es doch, was ich will. Oder ist es wieder nur das, was die Leute von mir erwarten? Ich will diese ganzen Privilegien nicht, ich will doch nur ein ganz normaler junger Mann sein. Warum versteht das nur keiner?

Die erste Schulwoche war anstrengender als alle Duelle gegen Voldemort zusammen. Jeder wollte einmal mit mir reden. Nein, nicht mit mir, mit dem Jungen, der den Dunklen Lord getötet hat. Keiner war wirklich an mir interessiert. Keiner merkte, dass ich immer stiller wurde, immer weniger im Gemeinschaftsraum war, mich lieber in den Schlafsaal zurückzog. Selbst meine besten Freunde scheinen es nicht zu merken, oder aber sie wollen es einfach nicht merken, sind sie doch zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Ich gönne ihnen ihr Glück ja, aber wo bleibe ich, als ihr bester Freund, dabei?

Die einzige, die etwas bemerkt ist vielleicht noch Ginny, aber gerade sie möchte ich im Moment nicht sehen. Ich weiß nicht, was anders ist. Im letzten Jahr, als ich mit Ron und Hermine auf der Jagd nach den Horkruxen war, habe ich sie schmerzlich vermisst und nun? Nun nervt mich ihre Gegenwart. Ich fühle mich eingeengt. Ich liebe sie. Ich liebe sie sogar sehr, aber irgendwas ist anders als noch vor zwei Jahren.
Was hat sich geändert?
Sie kommt mir mit einem Mal so kindisch vor und ich frage mich manchmal, ob sie wirklich mich oder doch nur den Helden liebt. Ich weiß zwar, dass sie von dem Moment an, in dem sie mich das erste Mal sah, immerzu meine Nähe suchte. Dass sie sich am Anfang nur so komisch benahm, weil sie dort schon in mich verliebt war, aber galt diese Liebe wirklich mir und nicht bloß meinem Namen?

Ich bemerke erst, dass ich genau hier hin wollte, wo ich nun stehe, als meine Füße aufhören sich zu bewegen. Ich stehe am Schwarzen See, mal wieder. Dieser Ort hat einfach etwas Magisches an sich und zieht mich immer wieder in seinen Bann, genauso wie mich das sanfte Spiel der Wellen immer wieder zu beruhigen scheint. Ich bin froh, dass der Spätsommer dieses Jahr besonders schön ist, denn ich habe nur ein T-Shirt an und würde sonst wohl um diese Jahreszeit frieren. Zumindest dann, wenn ich an diese letzten Jahre denke, in denen es jetzt schon sehr viel kälter war.
Es scheint, als wäre die Welt mit dem Ableben Voldemorts nicht nur sicherer, sondern auch ein Stück weit wärmer geworden. Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass die Dementoren zurück nach Askaban gegangen sind, nachdem der Schwarzmagier gefallen war. Ich weiß es nicht. Und eigentlich interessiert es mich auch nicht.

Ich lasse meinen Blick schweifen, die rot leuchtenden Baumwippfel, die sich farbenfroh verabschieden und das Ende des Jahres ankündigen, die leicht unruhigen Wellen des Sees, die niemals still stehen. Ich finde einen umgefallenen Baumstamm, ein paar Meter vom Ufer entfernt, vor dem ich mich niederlasse und mit dem Rücken an ihn lehne. Die Sonne steht schon tief, doch es ist noch immer überraschend warm.
Meine Augen sind starr auf das Wasser gerichtet, genau wie die Wellen lasse ich nun auch meine Gedanken schweifen, lasse sie hervor quellen und will sie eigentlich auch gar nicht zurück halten. Endlich will ich über all das nachdenken, wozu ich in den letzten Wochen einfach keine Zeit fand, zu sehr war die Zaubererwelt damit beschäftigt, mich als ihren Held zu feiern, ohne mich gefragt zu haben.
Unweigerlich drehen sich meine Gedanken wieder um das Thema Zukunft.

Will ich immer noch Auror werden? Eigentlich hatte ich mir das ja nur überlegt, um die bestmögliche Chance zu haben diesen Irren zu erledigen, aber das ist jetzt nicht mehr wichtig, denn er ist tot und wird nie wieder kommen. Es sei denn, er hat noch einen Horkrux gemacht, von dem ich keine Ahnung hatte. Aber wenn das der Fall ist, soll sich jemand anderes um ihn kümmern. Ich will nicht mehr kämpfen.

Wenn ich die Zauberei und diese Welt nicht so lieben würde, würde ich meinen Zauberstab nehmen und ihn wegwerfen. In der Welt der Muggel lebt es sich doch auch sehr gut. Vielleicht ein paar Jahre untertauchen, einfach verschwinden.

Aber kann ich das wirklich tun? Was wäre dann mit Ron und Hermine? Außerdem zaubere ich viel zu gerne, als das ich diesen Schritt wirklich tun würde. Ich könnte auch reisen, mir die Welt ansehen und einfach nur das Leben genießen. Aber würde mich das glücklich machen? Einfach nur auf der faulen Haut liegen und nichts tun? Ich denke nicht. Außerdem könnte ich dann für Teddy nicht da sein. Und ich möchte ihm ein wirklicher Pate sein. Möchte ihn aufwachsen sehen und ihm helfen so ein wundervoller Mensch zu werden, wie es seine Eltern gewesen sind.
Ich vermisse Remus und Tonks. Wieder zwei Menschen, die ich liebe und die sterben mussten. Schon wieder kommen mir die Tränen, wenn ich an die vielen Menschen denke, die diesen Krieg nicht überlebt haben. So viele wundervolle Menschen haben ihr Leben gegeben um das meine und das vieler anderer zu retten. Und doch werden nicht sie verehrt, sondern ich.
Wäre der Krieg auch so ausgegangen, wenn Voldemort nicht mich, sondern Neville ausgesucht hätte? Diese Frage stelle ich mir in letzter Zeit öfters. Neville hat sich sehr verändert im letzten Jahr, während Ron, Hermine und ich nicht an der Schule waren. Er ist selbstbewusster, offener und mutiger geworden. Tritt mehr für seine Interessen und Ideen ein. Er steckt nicht mehr zurück und lässt sich auch nicht mehr so viel gefallen. Mir gefällt diese Seite an ihm. Hoffentlich bleibt er so.

Aber zurück zum Thema - meine Zukunft! Was macht mir wirklich Spaß? Worin bin ich gut? Quidditch! Aber das würde nur noch mehr Ruhm und Aufmerksamkeit bedeuten, nichts was ich möchte, egal wie viel Spaß mir dieser Sport auch macht, er wird immer nur mein Hobby bleiben. Ich werde in den nächsten Tagen zu Professor McGonagall gehen, vielleicht kann sie mir bei der Berufsfindung helfen. Schließlich hat sie jahrelang die Gryffindors beraten.

Zum Thema Zukunft gehört aber auch Ginny. Was empfinde ich für sie? Liebe, zweifelsohne. Aber warum ist es, seit der Krieg vorbei ist, so schwer zwischen uns? Warum fühle ich mich so komisch in ihrer Gegenwart, wenn sie mich umarmen will oder gar küssen? Was stimmt nicht mit mir?

„Hallo Potter, heute mal ohne Fanclub unterwegs?“ Ich fahre zusammen und nehme mit einem Schlag meine Umgebung wieder unnatürlich scharf wahr. Der Wind, die warmen Sonnenstrahlen, das leise Plätschern des Wassers - und Draco Malfoy, der schräg hinter mir steht.

„Malfoy, erschreck mich doch nicht so! Was willst du?“, frage ich ihn barsch und schaue ihn, wie ich finde, finster an.

„Ich will schon seit Schulbeginn mit dir reden, Harry.“ Seit wann nennt Draco mich Harry? Und seit wann denke ich bei Malfoy an Draco? Was ist hier los? Und vor allem seit wann ist er so nett zu mir?! Sonst hat er mich doch bei jeder Gelegenheit angepöbelt und versucht fertig zu machen. Was ist jetzt anders?

„Warum?“, will ich von ihm wissen und schaue wieder auf den See hinaus. So lässt es sich viel leichter reden.

Draco bleibt stumm. Ich drehe den Kopf ein wenig um ihn aus dem Augenwinkel heraus zu beobachten. Er hat sich mittlerweile neben mich gesetzt und schaut ebenfalls auf das Gewässer heraus. Seine Gesichtszüge wirken entspannter als früher, nicht mehr so aufgesetzt. Was ist aus dem Draco Malfoy geworden, den ich von früher kenne? Dieser hier scheint ein ganz anderer Mensch zu sein. Er wirkt so… erwachsen.

„Was ist los, Malfoy? Seit wann bin ich nicht mehr Potter, der Abschaum, der es nicht mal wert ist den Dreck hinter dir herzuputzen?“ Ich weiß nicht, was ich mit ihm anfangen soll. Verstehe nicht, was er von mir möchte. Warum kommt er erst her und spricht mich an, wenn er dann doch nur schweigt und auf den See hinaus starrt?

Immer noch sagt der Blonde nichts, aber er dreht den Kopf zu mir und schaut mich mit seinen silbergrauen Augen… traurig? Resigniert? Ängstlich? … an. Seit wann kann man in den Seelenspiegeln des Slytherins irgendwelche Emotionen ablesen? Seit wann trägt er die Maske des Eisprinzen nicht mehr? In meinem Kopf dreht sich alles. Zu viele Fragen schwirren darin herum. Und nun schafft es ausgerechnet Draco Malfoy mich noch mehr zu verwirren, noch mehr Chaos zu stiften.

„Malfoy, entweder sagst du mir jetzt, was du von mir willst oder du gehst und lässt mich wieder in Ruhe“, fahre ich ihn an.

„Schade, ich dachte du wärst erwachsen geworden und man könnte ein normales Gespräch mit dir führen Potter, aber scheinbar ist dem nicht so. Gryffindors sind eben doch nur mutige Trottel, nichts weiter.“ Ich schaue perplex zu, wie Draco aufsteht und sich abwendet um zu gehen.

„Hast du sie noch alle, Malfoy? Du kommst hier her zu mir. Sprichst mich an und schweigst dich dann, als ich frage, was du willst, aus und sagst mir jetzt, ich wäre kindisch?“

Ich starrte auf den Rücken meines Schulfeindes. Er war stehen geblieben, als ich ihn so angefahren habe. Ich kann einfach nicht glauben, dass er mir vorwirft, ich wäre nicht erwachsen. Ich war nie ein richtiges Kind, musste immer kämpfen für alles was ich wollte und liebte, aber ich wäre kindisch? Meint er das wirklich ernst?
Ich habe in den letzten Jahren mehr verloren, als er sich vorstellen kann. Er hat seine Eltern noch, sie lieben ihn, wie sie im Finalen Kampf nur zu deutlich zeigten. Ich hatte nie Eltern, nie einen Vater, zu dem ich aufschauen konnte, nie eine Mutter die mich liebevoll in den Arm genommen hat, wenn ich einen Alptraum hatte. Und alle Menschen, die einem Vater am nächsten gekommen wären, sind nun auch tot, werden nie wieder kommen.
Molly sieht mich zwar als einen ihrer Söhne, aber wenn das mit Ginny und mir auseinander gehen sollte und sie wegen mir traurig ist und Liebeskummer hat… Wird sie dann auch noch so zu mir sein? Wird sie mich dann immer noch als ein Mitglied ihrer Familie sehen?

„Hast du schon mal daran gedacht, dass es mir schwer fällt?“ Ich habe gar nicht bemerkt, dass sich der Blonde wieder umgedreht hat und nun wieder in meine Richtung sieht. Ich schaue ihm in die Augen und erschrecke. Furcht? In Malfoys Augen?

„Bitte, setz dich wieder. Wir können auch erst über was anderes reden, wenn es dir leichter fällt.“ Nun ist meine Neugier geweckt. Ich will wissen, warum er hier ist. Will den scheinbar neuen Draco Malfoy kennen lernen, den der sich die letzten Jahre immer hinter einer Maske versteckt hielt. Nach einem letzten bittenden Blick drehe ich mich wieder um und sehe noch, wie der Riesenkraken abtaucht.

„Wie waren deine Ferien?“, fragt er mich.

Etwas verwirrt über diese Frage wage ich einen Blick in seine Richtung, wende mich dann aber wieder dem See zu. „Besser als die letzten Jahre. Endlich kann ich machen was ich will, ohne Angst zu haben, dass da ein Irrer ist, der versucht mich umzubringen. Ich weiß zwar, dass da noch Todesser sind, die gerne ihren Meister rächen wollen, aber ich habe mich noch nie so frei gefühlt. Verstehst du, was ich meine?“ Warum erzähle ich ihm das eigentlich alles? Damit er sich wieder über mich lustig machen kann? Damit er wieder etwas hat, womit er mich vor der Schule lächerlich machen kann? Aber irgendetwas ist anders als sonst, auch wenn ich nicht weiß, was es ist.
„Wie waren deine Ferien?“

Ich sehe zu dem Slytherin hinüber, aber er scheint es nicht zu bemerken, denn nun ist er es, der seinen Blick ins Nirgendwo schweifen lässt. „Nach dem Prozess waren sie schön. Wir haben Urlaub in Griechenland gemacht. Es war schön. Ich habe meine Eltern ganz neu kennen gelernt.“ Ich muss ganz genau hinhören, um ihn zu verstehen, denn er wird immer leiser beim Sprechen.

„Harry?“

Ich sehe auf, war ich doch schon wieder in meinen Gedanken versunken. Ich nicke zum Zeichen, dass er weiter reden kann. Wieder hat er mich Harry genannt. Seltsam.

„Darf ich dich etwas fragen? Etwas Persönliches?“

„Fragen kannst du, ich muss ja nicht antworten, wenn ich nicht möchte.“ Ich grinse ihn an und er erwidert mein Lächeln ehrlich.

„Warum hast du damals mein Freundschaftsangebot ausgeschlagen?“

Verwundert sehe ich ihn an. Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. „Das hatte mehrere Gründe denke ich. Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung bei Madam Malkin?“

Draco nickt nur. „Ich war damals gerade mal eine Stunde in der Zaubererwelt. Außer Hagrid kannte ich noch niemanden. Aber nicht nur, dass er der erste Zauberer war, den ich getroffen habe, nein er war der erste Mensch, der freundlich zu mir war. Und dann warst da du und du warst so unglaublich arrogant. Du warst genauso wie die in der Muggelwelt zu mir. Hast von oben auf mich herabgesehen und das mochte ich nicht.“

Ich grinse, als ich bemerke, dass Draco einen leichten Rotschimmer auf den Wangen bekommt und erzähle einfach weiter. „Dann im Zug, ich hatte gerade Ron kennen gelernt und mit ihm Freundschaft geschlossen. Mein erster Freund überhaupt und du, du beleidigst ihn.“

„Ich verstehe das nicht, Harry. Du bist doch der Junge der lebt, du musst doch wie ein König behandelt worden sein.“

Ich lache freudlos auf. Klar, so denken viele, kaum jemand kennt die Wahrheit und das wird auch so bleiben. „Der äußere Schein trügt oft. Ich war bei den Muggeln eingesperrt und war froh, wenn sie mich nur ignoriert haben.“

„Oh.“

„Du warst auch der Grund, warum ich nicht nach Slytherin wollte.“ Ich sage das sehr leise und bin mir nicht sicher, ob er mich überhaupt verstanden hat.

„Was? Wie der Grund, warum du nicht nach Slytherin wolltest?“

Er hat mich also doch verstanden und sieht mich jetzt fast entsetzt an, was mich wieder zum Grinsen bringt. „Ja, der Hut wollte mich nach Slytherin stecken, aber ich wollte nicht. Nicht nur, dass dort die meisten Anhänger von dem Mann herkamen, der meine Eltern tötete und mich versuchte umzubringen, nein, da warst auch noch du. Und, entschuldige wenn ich das jetzt so sage, aber du warst einfach nicht der Mensch, mit dem ich viel zu tun haben wollte. Mir hat das verwöhnte Söhnchen gereicht, was ich die zehn Jahre davor zu Hause immer vor der Nase hatte, da wollte ich keinen neuen.“

Draco sieht mich nachdenklich an, weicht dann aber meinem Blick aus und sieht auf die Baumwipfel auf der anderen Seite, ein undefinierbarer Ausdruck tritt in sein Gesicht, welchen ich nicht zu deuten vermag.
So schweigen wir beide einfach, genießen die Stille und schauen einfach auf den See hinaus. „Wie ist das jetzt?“ will Draco schließlich leise wissen und durchbricht damit die angenehme Ruhe.

Kurz muss ich überlegen, was ich antworte. Wir reden zwar noch nicht lange, aber diese Zeit hat ausgereicht, um mir zu zeigen, dass er auch ganz anders sein kann. Dass sich wirklich ein Mensch hinter der Maske des Draco Malfoy versteckt. Ein Mensch, mit dem man wunderbar reden kann. „Wenn du magst, können wir versuchen Freunde zu werden. Wir haben noch fast ein Schuljahr Zeit, um uns neu kennen zu lernen.“

„Das würde mich freuen.“ Es klingt aufrichtig und ehrlich, berührt etwas in meinem Inneren auf angenehme Art und Weise. Habe ich soeben einen neuen Freund gewonnen? Jemanden, den ich jahrelang als Feind ansah, der im Krieg auf der anderen Seite zu stehen schien und jetzt erst erkenne ich den wahren Draco Malfoy? Ein seltsames Gefühl, aber ein Schönes. Ich lächle.

„Darf ich dich nun auch etwas fragen?“

Draco nickt nur. „Warum warst du so eklig all die Jahre zu mir? War es nur, weil ich den Meister deiner Eltern immer wieder in Schach gehalten habe, oder steckte da mehr hinter?“

„Ich war beleidigt“, fängt er nach einem Moment des Überlegens an, „beleidigt, weil du meine Freundschaft nicht angenommen hattest. Bis zu dem Moment habe ich alles bekommen, was ich wollte. Nur dich nicht als meinen Freund. Du wolltest nichts mit mir zu tun haben, wolltest mich ignorieren und das war ich nicht gewohnt. Am Anfang wollte ich nur mit dir befreundet sein, weil du der Harry Potter warst. Ich hoffte etwas von deinem Ruhm abzubekommen, aber über die Jahre änderte sich das. Und da wollte ich nur noch mehr in deiner Nähe sein. Und ich dachte mir, wenn ich es nicht als Freund kann, dann will ich es zumindest als Feind sein.“

„Was hat sich geändert?“

„Können wir darüber ein anderes Mal reden?“ Draco wird schon wieder leicht rötlich um die Nase und sieht schnell wieder auf den See hinaus.

„Ich werde dich später noch einmal danach fragen. Darf ich dir noch eine Frage stellen? Warum bist du so anders, als in den letzten Jahren?“

Ich sehe ein Lächeln in Dracos Gesicht. Eines, das ehrlich wirkt und nicht so aufgesetzt wie sonst. Es ist immer wieder faszinierend in dieses Gesicht zu sehen, wenn die Emotionen nicht versteckt werden. Die silbergrauen Augen, die mich gerade belustigt anfunkeln, das kleine Lächeln, was ein Grübchen auf seiner linken Wange entstehen lässt. Hatte er das schon immer?

Was denke ich da überhaupt?! Ich schüttle meinen Kopf um meine Aufmerksamkeit wieder meinem Gegenüber zu schenken.

„Ganz einfach, Harry, ich bin erwachsen geworden. Ich hab im letzten Jahr Dinge gesehen, auf die ich gerne verzichtet hätte. Ich weiß, dass es falsch war, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten und ein Todesser zu werden. Das weiß ich seit dem Astronomieturm. Eigentlich auch schon vorher, aber ich hatte Angst. Ich wusste, dass wenn ich nicht dem Dunklen Lord folge, meine Eltern werden drunter leiden müssen und das wollte ich nicht.“

Ja, ich verstehe, was Draco meint, hätte ich selbst doch nicht anders gehandelt um die Menschen, die ich liebe, zu schützen. Ich hätte alles getan, die Hauptsache war, dass es ihnen gut ging. Ich stehe erst an zweiter Stelle.

„Warum hast du meinen Eltern geholfen? Warum hast du dich für sie eingesetzt? Ich bin dein Feind-“

„Du meinst, du warst mein Feind, Draco. Wollten wir nicht von vorne anfangen?“ Schon wieder blitzen diese silbergrauen Seelenspiegel mir entgegen. Man könnte sich glatt darin verlieren. Mir war nie aufgefallen, was für schöne Augen er hat.

„Gut, vielleicht bin ich jetzt nicht mehr dein Feind, aber beim Prozess war ich es noch und trotzdem hast du dich für mich und für meine Eltern eingesetzt, hast es geschafft, dass keiner von uns nach Askaban muss. Warum? Ich verstehe das nicht. Wir haben dir soviel Leid zu gefügt.“

Ich lächle ihn an, auch wenn es wahrscheinlich reichlich verzerrt wirkt. „Es ist ganz einfach. Wenn deine Mutter nicht gewesen wäre, die mich im Verbotenen Wald für tot erklärte, obwohl ich es nicht war, wäre ich jetzt wirklich tot. Und du und dein Dad, ihr habt nicht gekämpft, zumindest nicht für den Dunklen Lord. Ihr habt noch rechtzeitig die richtige Seite erkannt. Außerdem, ich habe genug Menschen in diesem Krieg verloren. Ich wollte nicht, dass noch mehr darunter leiden müssen. Und eure Strafe war ja nicht gerade gering.“

Nun grinse ich. Ja, ich hatte mich für sie eingesetzt und hatte mit Kingsley Shakelbolt, dem neuen Zaubereiminister, eine Vereinbarung vor der Verhandlung getroffen, dass wenn die Malfoys alles zugeben, sie dann ohne Askaban davon kommen. Allerdings nicht ohne Strafe. Sie müssen ein Waisenhaus bauen, in dem Kinder, die während des Krieges ihre Eltern verloren haben, leben können. Aber nur bauen reicht nicht. Sie werden es leiten und für die Kinder da sein müssen. Bauen müssen sie es von ihrem eigenen Vermögen.

„Wir stehen zwar unter Beobachtung des Ministeriums und das wohl für den Rest unseres Lebens, aber ich glaube, besonders meine Mutter wird ihre Aufgabe lieben lernen. Mein Dad wird sich wohl nur um die Finanzen kümmern und wo meine Rolle in dem Haus sein wird, weiß ich noch nicht.“

„Aber du weißt wenigstens schon, was du nach der Schule ungefähr machen wirst. Du weißt, dass du zumindest die ersten Jahre in dem Heim arbeitest. Ich weiß noch überhaupt nicht, was ich machen will.“

„Du musst du dir ja nun überhaupt keine Gedanken machen! Dir wird doch jeder Job zu Füßen gelegt. Du musst nur sagen, das möchte ich machen und schon hast du ein halbes Dutzend Angebote. Ich dagegen, als Extodesser, habe es da nicht so leicht.“

Wütend funkle ich meinen Gesprächspartner an. „Ich will aber verdammt noch mal nicht aufgrund meines Namens einen Job haben, sondern weil ich dafür geeignet bin! Weil meine Noten dem entsprechen. Warum versteht keiner, dass ich nicht der Held sein will, wer sieht in mir endlich nur einmal Harry James Potter?!“ Ich springe wütend auf und gehe noch weiter an das Ufer des Schwarzen Sees. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Die Ausgangssperre dürfte schon lange angefangen haben, aber das interessiert mich nicht. Der einzige Lehrer, der mir Punkte abgezogen oder eine Strafarbeit gegeben hätte ist nicht mehr hier, also warum Gedanken darüber machen.
Ich spüre, wie sich eine Hand auf meine Schulter legt und sie sanft drückt. Ich drehe den Kopf etwas und schon wieder sehe ich in die silbergrauen Augen Draco Malfoys. Aber sie sehen mich nicht belustigt oder spöttisch an, wie ich es gedacht hätte. Nein, ich sehe Anteilnahme und Verständnis in ihnen.

„Ich sehe dich als Harry James Potter, einen nervigen, Regelnverletzenden und manchmal aufbrausenden und süßen Gryffindor.“ Die Worte waren so sanft gesprochen. Ich fühle, dass er es genauso meint, wie er es sagt. „Und vielleicht siehst du in mir ja auch irgendwann einmal mehr, als den Eisprinzen von Slytherin.“

Unsere Gesichter kommen sich näher, sind nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt. Ich spüre seinen warmen Atem an meiner Wange. Dracos Kopf neigt sich ein bisschen und plötzlich liegen seine Lippen auf den meinen. Sanft, zärtlich und nur für wenige Sekunden, dann löst er sich wieder.

„Schlaf gut, Harry,“ höre ich ihn murmeln bevor er sich umdreht und zum Schloss zurückläuft und mich alleine in der Dunkelheit am Schwarzen See, mit kribbelnden Lippen und verwirrten Gefühlen, zurück lässt.


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