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Fanfiction

Die letzte Entscheidung - Die letzte Entscheidung

von Schneeflocke

Ein vorwitziger Sonnenstrahl kitzelte ihn in der Nase und brachte ihn somit dazu, aufzuwachen. Langsam öffnete er die Augen und konnte sofort in den strahlend blauen Himmel sehen, der nur von einigen weißen Schleierwolken bedeckt war. Ein gelber Schmetterling flatterte nur wenige Zentimeter über seinem Gesicht und bei sich dachte er, dass dieses Tier um einen Flügel ärmer sein würde, wenn es es wagen sollte, auf seiner Nase zu landen. Als hätte er diese Gedanken erraten, flatterte der Schmetterling davon, wurde zu einem gelben Punkt und verschwand schließlich gänzlich aus Severus‘ Blickfeld.
So konnten seine Augen nun ungehindert wieder gen Himmel sehen, während seine Ohren das sanfte Rauschen der Grashalme wahrnahmen, in deren Mitte sein Kopf auf weichem, warmen Erdboden gebettet lag. Es war ein gutes Gefühl, einfach hier zu liegen und die Ruhe zu spüren, die ihn überall umgab.
Er genoss dieses Gefühl, bis… ihm klar wurde, dass hier etwas nicht stimmte. Ganz gewaltig nicht stimmte. Ruckartig setzte er sich auf, sah sich mit hektisch hin- und herschweifenden Augen um. Doch es war alles ruhig. Nur die Tatsache, dass er hier war, dass er sich gut fühlte war es, die ihm ganz genau zeigte, dass hier was nicht stimmte.
‚Ich müsste tot sein…‘ Langsam stand Severus auf, stemmte sich auf die Beine und klopfte mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung seines rechten Arms die Rückstände der Erde von seinem Umhang. Erstaunt sah er, dass er sauber war. Nicht nur, dass die Erde wieder von ihm abgefallen war, nein, auch kein einziger Blutstropfen befleckte den schwarzen Stoff.
Severus blinzelte, schloss die Augen und atmete sehr tief durch. Er war irritiert, mehr als nur ein bisschen. Dieser Ort war ihm nicht fremd, im Gegenteil. Nicht wenige entscheidende Momente seines Lebens hatten sich genau hier abgespielt. So manche Entscheidung hatte er hier getroffen, aber wer hatte ihn nach Stonehenge gebracht? Er spürte deutlich die Magie dieses Ortes, nirgendwo in England war diese Kraft stärker als hier, aber von alleine konnte er nicht hergekommen sein. Das letzte, das er gesehen hatte, bevor diese eisige, durch Naginis Gift ausgelöste, Kälte sein Herz erreicht hatte, war Potter gewesen.
Nein, Potter hatte ihn ganz sicher nicht hier her gebracht. Er wusste nichts von den Kräften, die an diesem Ort wirkten und noch weniger wusste er, welche Bedeutung er für Severus hatte. Ganz davon abgesehen, dass vermutlich alle Erinnerungen der Welt Potter nicht dazu gebracht hätten ihm zu helfen. Aber irgendjemand musste es getan haben. Der Beweis war, dass er hier war.
So langsam wurde Severus nun doch unbehaglich zumute. Zu seiner Verwirrung, wer sein Schicksal nach seiner Bewusstlosigkeit in die Hand genommen hatte, kam die quälende Frage, was aus Hogwarts geworden war, ob Harry noch lebte oder alles umsonst gewesen war. So tat er das nächstliegende, zog seinen Zauberstab und wollte apparieren, doch es gelang ihm nicht. ‚Verdammt…‘ Er ging einige Schritte, doch auch außerhalb des Apparierschutzes gelang es ihm nicht, diesen Zauber anzuwenden. „Und jetzt?“ Severus legte den Kopf in den Nacken und schloss seine Augen. Er musste noch Hogwarts, irgendwie, aber… wie?

Wie als Antwort auf seine Frage drang plötzlich ein Gurren an sein Ohr, das ihn die Augen wieder öffnen ließ. Mit einem Mal schlug sein Herz schneller, spürte er einen Hauch Wärme in sich, als er den Phönix sehen konnte, der auf einem der Steine saß und ihm mit leicht zur Seite geneigtem Kopf vertrauensvoll ansah. „Fawkes…“ Ein Gefühl durchströmte Severus, das man empfindet, wenn man nach langer Zeit einen alten Freund wieder findet, denn genau dies war der Phönix für ihn. Ein Freund aus einem vergangenen Leben. „Du kannst mich nach Hogwarts bringen…“
Erleichtert, dass er eine Lösung gefunden hatte, trat Severus einen Schritt auf das Tier zu. Doch nur einen Atemzug später erhob sich der mächtige Phönix, breitete seine Flügel aus und stieg mit einem leisen Gurren hinauf in den blauen Himmel. Wie wenige Minuten zuvor der Schmetterling wurde er kleiner und kleiner, war bald nur noch ein roter Punkt, der von einer der weißen Schleierwolken verschluckt wurde und verschwunden war.
Severus fluchte innerlich, als der Phönix verschwand. Doch gleichzeitig wusste er nun, was geschehen war. Fawkes musste ihn hierher gebracht und durch seine Tränen geheilt haben. Eine andere Erklärung hatte er nicht. Die schweren Verletzungen, die Nagini hinterlassen hatte, waren vollständig geheilt, nicht mehr mehr, als eine Erinnerung. Unwillkürlich ging seine Hand zu seinem Hals und für einen Moment glaubte er wieder die Schmerzen zu fühlen, die Verzweiflung und die Wut, dass das sein Ende gewesen sein sollte. So kurz vor er Entscheidung hatte er gehen und Harry, einer ungewissen Zukunft entgegensehend, zurücklassen sollen.
Doch er hatte dem Tod mit Fawkes Hilfe ein Schnippchen geschlagen und war ihm noch einmal von der Schippe gesprungen. Nun hieß es, zurück nach Hogwarts zu kommen, um zu beenden, was er begonnen hatte. Um sein Wort zu halten, das er Lily einst gegeben hatte und Albus Hoffnung zu bestätigen, dass er bis zum Ende an Harrys Seite stehen würde.

„Falls du überlegst, wie du zurück kannst, vergiss es.“

Severus schnellte herum. Er kannte diese Stimme. Unter zigtausend anderen hätte er diese herausgehört.

„Du?“ Seine Stimme klang mehr ungläubig, als wütend, was ihn selbst in Erstaunen versetzte.

„Ja ich. Unter uns, es wurde Zeit, dass du auftauchst.“

„Entschuldige Black, ich hatte noch eine Kleinigkeit zu erledigen, weißt du? Nicht, dass es für dich wichtig wäre, aber ich habe die letzten Monate damit verbracht zu verhindern, dass…“

Sirius stand auf, verließ den bequemen Platz auf dem Stein, auf dem zuvor auch schon Fawkes gesessen hatte und schüttelte den Kopf. „Erspar es mir Snape. Erspar es mir. Deine Selbstbeweihräucherung muss nicht mehr sein. Okay?“

Severus lächelte freundlos. „So nennst du das, hm? Jetzt hör auf mit deinen klugen Sprüchen und sag mir lieber, warum du nicht tot bist.“

„Das bin ich.“ Sirius zuckte leicht mit den Schultern und vergrub dabei seine Hände in seinen Hosentaschen. „Seit über zwei Jahren bin ich das!“

„ICH habe dich nicht getötet, nur um es in Erinnerung zu rufen, also komm nicht auf die Idee, das auch mir wieder vorzuwerfen!“

„Als wäre das wichtig…“ Sirius machte eine abwinkende Handbewegung und ging noch einige Schritte auf Severus zu, um dann wenige Zentimeter vor ihm stehen zu bleiben. „Du hast mich nicht umgebracht, nein… aber wegen dir bin ich hier. Nur wegen dir konnte ich nicht weitergehen und musste hier warten! Hast du eine Ahnung, wie lang einem die Zeit werden kann zwischen ein paar alten Steinen?“

Ein lebender Sirius hatte Severus schon schwer genervt. Ohne jeden Zweifel. Aber ein toter, das stellte er gerade fest, war noch wesentlich nerviger. „Soweit ich weiß, können Geister sich frei bewegen. Also mach das, verschwinde, geh einfach. Ich finde den Weg auch alleine, dafür brauche ich dich bestimmt nicht.“

„Oh, er findet den Weg auch alleine…“, äffte Sirius den Todesser mit deutlichem Spott in der Stimme nach. „Sag mir mal, wie oft du schon hier warst.“

Severus, der schon dabei war sich abzuwenden, verharrte mitten in der Bewegung und drehte sich wieder um. „Was meinst du damit?“ Drohend verengten sich die Augen des Tränkemeisters zu schmalen Schlitzen. Er wollte die Antwort eigentlich gar nicht hören, machte sich doch sofort wieder dieses seltsame Kribbeln in ihm breit, das selten etwas Gutes verhieß.

„Ach komm schon Severus. Du bist doch nicht dumm. Also nicht im eigentlichen Sinne… Dumbledore sagte immer, du wärest intelligent, schnell von Begriff und was weiß ich was nicht noch alles. Zu dumm, dass andere davon nie etwas gemerkt haben…“ In gespieltem Ernst schüttelte Sirius bemüht nachdenklich den Kopf, ehe er den Blick wieder auf den ehemaligen Slytherin richtete. „Jetzt ist deine Chance, das auch mal zu zeigen!“

Hätte Severus nicht gewusst, dass Sirius bereits tot war, er hätte vermutlich dem Drang nachgegeben, seine schmalen Hände um dessen Hals zu legen und das zu tun, was er schon immer hatte tun wollen, nämlich zudrücken. Doch bei einem Geist war diese Mühe vermutlich umsonst und ohnehin war Black sie einfach und grundsätzlich nicht wert.

Sirius seufzte leise. Nein, Severus hatte wirklich nicht vor, es ihm leicht zu machen. Aber hatte er das etwa erwartet? „Na schön“, begann er so ruhig, wie es ihm eben möglich war in Gegenwart von Severus Snape. „Dann will ich es dir mal erklären. Also das ist so: Ich bin tot. Aber bevor du dich jetzt fragst, warum du auch hier bist: Du bist auch einer.“

Er wusste nicht warum, aber Severus zweifelte keinen Augenblick an Sirius Worten. Vermutlich das erste Mal. Doch in diesem Augenblick wusste er, dass sein Gegenüber die Wahrheit sagte. Weil er selbst fühlte, dass es so war. Tief durchatmend versuchte er die aufkeimende Verzweiflung und die Wut irgendwie zu unterdrücken, die nach ihm griffen. Andere hätten vermutlich anklagend gen Himmel geschrien ob der Ungerechtigkeit, die ihnen mit ihrem Tod zuteil geworden war. Severus jedoch nicht. Sein Tod war nicht ungerecht. Er hatte ihn mehr als einmal verdient, mit jedem Mord, den er im Namen Voldemorts begangen hatte. Ganz gleich, wofür er getan hatte, was er warum hatte tun müssen, diese eine, simple, Tatsache blieb.
„Und da du das Schmuckstück der Hölle bist, wurdest du zu meinem Empfang hier abgestellt? Wie… schmeichelhaft.“

„Muggelaberglaube.“ Sirius machte eine abwinkende Handbewegung. „Es gibt keine Hölle. Also nicht in dem Sinn, wie so manche glauben. Es gibt da etwas, das so ähnlich ist wie die Hölle.“

Severus konnte sehen, dass Sirius ernster wurde und genau das erweckte seine Aufmerksamkeit. Nicht das Gerede über Aberglaube oder Hölle, was sollte ihn das schon interessieren. Was auch immer ihn im Tod erwartete, es konnte nicht schlimmer sein, als das was er in seinem Leben durchleiden musste. „Und ich nehme an, du verrätst mir auch was und beförderst mich direkt dorthin.“

„Wir sind schon dort…“ Sirius schloss einen Moment die Augen, stand auf und ging einige Schritte auf Severus zu. „Wir sind hier. Ich bin seit über zwei Jahren hier gefangen! Alle anderen sind weiter gegangen und ich musste hier warten. Ich kann nur hoffen, dass ich nicht den Rest der Ewigkeit mit dir hier bleiben muss…“

„Warten. Verstehe. Und worauf? Dass ich dir das Händchen halte?“ Severus wurde langsam gereizt.

„Verdammt Severus! Du bist ja tot noch schlimmer als lebend!“ Sirius schüttelte unwillig den Kopf. Ein kleines bisschen konnte dieser verdammte Todesser ihm wirklich entgegen kommen. „Na schön, na schön…“ Bemüht darum ruhig zu bleiben, atmete er neuerlich tief, sehr tief durch, vergrub die Hände in die Hosentaschen und sah Severus kopfschüttelnd an. „Glaubst du, ich hab nichts Besseres zu tun, als hier mit dir Smalltalk zu halten? Ich warte auf DICH! So, nun hast du es. Auf dich warte ich. Klasse, was? Ausgerechnet auf Severus Snape. Aber zumindest waren es ja nur zwei Jahre. Erstaunlich, dass du so lange überlebt hast übrigens. Ich habe ja früher mit dir gerechnet. Ganz ohne Eigennutz natürlich.“

„Oh, entschuldige…“ , erwiderte Severus mit ruhiger, samtweicher Stimme und beinah hätte man glauben können, er meine diese Entschuldigung ernst. „Ich war dummerweise damit beschäftigt, auf dein Patenkind aufzupassen, was im übrigen erwähnt, nicht immer so ganz einfach war! Und sag nicht noch einmal ‚zwei Jahre‘, ich kann es nicht mehr hören!“

Sirius verzog spöttisch das Gesicht. „Dumbledore ist übrigens auch vor ein paar Monaten hier vorbei gekommen. Haben ein bisschen geplaudert, also erzähl mir lieber nicht, was du getrieben hast.“
Er hatte ihn treffen wollen und genau das war Sirius auch gelungen. Jede Farbe wich aus Severus ohnehin so bleichem Gesicht und in diesem Moment bedauerte Black, was er gesagt hatte. „Tut mir leid Snape“, kam es daher auch sofort, wenn auch zögernd und schwerlich, über seine Lippen. „Das hätte ich mir sparen können.“

Severus brauchte in der Tat einen Augenblick, um sich wieder zu fangen. Blacks Worte hatten ihn einen Moment aus der Fassung gebracht. „Du bist tot auch schlimmer als lebend“, nickte er dann jedoch nur. „Du triffst besser.“ Das stimmte zwar nur zur Hälfte, aber immerhin. Auch in seiner Schulzeit war Sirius sehr treffsicher gewesen und hatte Severus öfter verletzt, als dieser sich selbst gegenüber eingestehen wollte.

„Aber… wir sollten mal zur Sache kommen glauben ich…“ Sirius räusperte sich leise und zum ersten Mal konnte Severus ihn wirklich verlegen sehen, konnte Schuldbewusstsein in den dunklen Augen des sonst immer überheblichen und arroganten Sirius Black sehen.

„Ja, das glaube ich auch…“ Doch, die Sache fing an, ihn zu interessieren.

„Du fragst dich bestimmt, warum ich auf dich warten musste, was? Also das ist so… man darf nicht weiter, wenn noch… eine Schuld auf einem lastet. Eine ungeklärte so zu sagen und deswegen… sollte ich dir wohl sagen, dass…“

„Was Black… was?“ Severus stimme klang lauernd und gefährlich leise. Longbottom wäre bei diesem Klang vermutlich ohne Fremdeinwirken in Ohnmacht gefallen.

„Lily. Damals, vor dem Abschlussball. Malfoy und ich…“
Severus Miene blieb unbewegt, als Sirius zu sprechen begann. Er wusste längst, dass dieser und Lucius es gewesen waren, die ihm im Keller aufgelauert hatten, ihn daran hinderten Lily zum Ball zu begleiten. Aber er wollte sich nicht um den Genuss bringen, es aus Blacks Mund zu hören.

„Also wir beide haben das damals geplant. Er hat dich überfallen, während ich dafür gesorgt habe, dass James mit Lily auf den Ball geht. Ich habe ihr gesagt, dass ich hörte, dass du dir nur einen Spaß mit ihr machen willst, um sie dann auflaufen zu lassen.“

„So viel böse Energie in einem solchen Gutmenschen… ich bin… entsetzt.“

Sirius presste die Lippen aufeinander. Jeder andere hätte ihn vermutlich gepackt und ihn mit einem gezielten Faustschlag zu Boden befördert. Doch Snape sah ihn nur an und er spürte, dass ihm mit jedem Augenblick, der verging, unwohler wurde. Gut, tot war er schon, also konnte ihm eigentlich nicht mehr viel passieren. Naja, außer halt in der ‚Hölle‘ bleiben zu müssen. Was wahrscheinlich sowieso eintreffen würde. Aber gut, Stonehenge war nicht schlecht und er hatte sich an diese Umgebung gewöhnt.
„Es… tut mir leid Snape.“

„Ja, das glaube ich aufs Wort“, kam die spöttische Antwort des Todessers. „Aber jetzt verrate mir bitte noch, was ich tun muss, um dich in die Hölle zu schicken…!“

„Du darfst mir nur nicht verzeihen, das ist auch schon alles. Also glaube ich zumindest, wenn ich das richtig verstanden habe…“

„Eine meiner leichtesten Übungen.“

Die beiden schwarzen Augenpaare trafen sich. Für einige Sekunden sah jeder nur stumm in den Blick des anderen, als wollten sie sich gegenseitig erforschen, in den Augen des anderen lesen.

„Zu dumm nur“, begann dann Severus wieder mit einem Seufzen, „dass ich das schon längst getan habe…“

Erstaunlich, wie leicht ihm diese Worte fielen, die einfach nur der Wahrheit entsprachen. Doch klargeworden war ihm das vermutlich selbst erst in diesem Augenblick. Er hegte keinen Groll mehr gegen Black. Zumindest nicht, wegen seiner Rolle auf dem Abschlussball damals. Zu viel Zeit war vergangen. Zu viel war inzwischen geschehen und irgendwann hatte Severus sich selbst eingestanden, dass es vielleicht einfach Schicksal war. Oder eine Verkettung unglücklicher Umstände. Er selbst hatte in seinem jugendlichen Leichtsinn den Grundstein für Voldemort gelegt, der ihn selbst schließlich zu den Todessern gebracht hätte. Wäre er damals, an jenem Abend, so empfänglich für Malfoys Lügen gewesen, wenn er nicht vorher schon zugänglich für seine Worte und Versprechungen gewesen wäre? Nein. Eines war zum anderen gekommen, eine falsche Entscheidung hatte der nächsten bereits den Weg bereitet. Doch am Ende hatte er den richtigen Weg gefunden, wenn es auch lange gedauert und viel Kraft gekostet hatte. Jetzt wollte er nur noch Ruhe. Aber nicht einmal die war ihm vergönnt. Selbst jetzt stand hier Sirius Black vor ihm. So hatte er sich den Tod, nach dem er sich so oft gesehnt hatte, nicht vorgestellt.

Er hielt eine Weile die Augen geschlossen und sah erst wieder auf, als er das Gefühl hatte, dass etwas um ihn herum geschah. Doch alles, was er aus der Ferne sehen konnte, war eine erst schemenhafte Gestalt, die sich zwischen den Steinen des Kreises abzeichnete. Severus kniff die Augen leicht zusammen, spürte, wie sein Herz schneller und schneller schlug, als er in dieser Gestalt Lily erkennen konnte, die langsam auf ihn zukam. Black wurde unwichtig. Es war ihm egal, ob er noch da war oder verschwunden. Das hier war sein wahrgewordener Traum. Seine gesamte Wahrnehmung konzentrierte sich nur noch auf die Frau, der er einige Schritte entgegen ging und dann stehen blieb. Er betrachtete sie stumm, sah sie einfach nur an, ihr vertrautes Gesicht, ihr rotschimmerndes Haar, der schlanke, zierliche Körper, den er viel zu selten in seinen Armen hatte halten dürfen.

Schweigend betrachtete er ihre Züge, die Konturen ihres Gesichts und den Schwung ihrer Augenbrauen. Er wagte kaum zu atmen aus Angst, sie könnte sich einfach in Luft auflösen und verschwinden. „Bist du es wirklich…?“, traute er sich erst nach einigen Augenblicken zu fragen und flüsterte nur, um die Ruhe nicht zu durchbrechen, die sie umgab.

„Ich bin so wirklich wie du Severus…“, gab Lily leise zurück.

„Ich habe dich vermisst… ich habe dich so sehr vermisst Lily…“
Severus fiel das Atmen zunehmend schwerer. Gefühle begannen wieder in ihm aufzuwallen, mit denen er einfach nicht fertig werden konnte. Liebe, Trauer und… Angst machten sich in ihm breit. Wie sollte er Lily sagen, wonach sie zwangsläufig fragen würde? Wie sollte er ihr begreiflich machen, dass er versagt und sein Versprechen nicht hatte erfüllen können?
Er nahm sich noch einen Moment, ließ seine Hände sanft über ihre Arme gleiten, ehe er ihren Blick suchte und es ihm sichtlich schwerfiel zu sprechen. „Es tut mir leid Lily… Ich… konnte ihn nicht mehr schützen. Ich habe alles getan, das musst du mir glauben, aber… ich konnte ihm einfach nicht mehr helfen…“

Sie lächelte. Severus hatte Vorwürfe erwartet, oder zumindest Enttäuschung, doch ganz sicher kein Lächeln. Nur kurz darauf spürte er ihre Hand auf seiner Wange, was sein Herz wieder schneller schlagen ließ.
„Es geht ihm gut Severus.“

Er hörte ihre Stimme und fühlte für einen Augenblick nichts als pure Erleichterung. Er hatte also nicht ganz versagt, es hatte alles einen Sinn gehabt, nichts war umsonst gewesen. Seine Augen schlossen sich, wobei er tief durchatmete und dann wieder ihren Blick suchte.

„Wir haben gewonnen… Voldemort ist vernichtet und du hast deinen Teil dazu beigetragen Severus. Danke, dass du auf meinen Sohn aufgepasst hast.“

„Es war das mindeste, das ich tun konnte.“

„Aber unter welchen Opfern…?“

Severus konnte die Trauer in Lilys Blick sehen und binnen weniger Sekunden sah er ese wieder, das junge Mädchen, in das er sich damals verliebt hatte. Sah die Enttäuschung in ihrem Blick am Tag des Abschlussballs, sah sie wieder vor sich, damals im Krankenflügel, als er schwer verletzt nach Hogwarts gekommen war. Wieder fühlte er, was er damals empfunden hatte, konnte beinah die Berührungen ihrer Hände auf seiner Haut wieder fühlen, ihren Blick sehen, mit dem sie ihn damals angesehen hatte, als sie dieses eine Mal ihm gehört hatte. Von der Liebe, die sie in dieser Nacht geteilt hatten, hatte er lange, sehr lange gezehrt.

Noch während er sie so ansah, spürte er mit einem Mal eine tiefe Wärme in sich, die sich von seinem Rücken ausgehend in seinem gesamten Körper ausbreitete und in ihm ein Gefühl tiefer Ruhe entstehen ließ. Er liebte Lily noch immer, doch in diesem Augenblick spürte er, dass diese Liebe sich gewandelt hatte, dass es eine andere, stärkere Liebe in seinem Leben gab. Auch wenn er sich dessen lange Zeit nicht bewusst gewesen ist.
„Es ist in Ordnung“, hörte er sich selbst sagen und glaubte kaum, dass diese Worte wirklich über seine Lippen kamen. Aber das war es. Es war in Ordnung. „Du hast getan, was du tun musstest und… ich auch…“ Sie hatten sich gegenseitig nichts vorzuwerfen. Sie hatte ihn für James und Harry verlassen. Er war in jener Nacht bei Narzissa gewesen, anstatt an ihrer Seite um sie zu schützen. Den Lauf mancher Dinge kann man vielleicht gar nicht beeinflussen.

„Was wirst du jetzt tun…?“

Severus überlegte nicht lange. Vielleicht hätte er um Lily kämpfen , ein neues Spiel beginnen können. Doch irgendwo, tief in sich wusste er, dass dieses Kapitel abgeschlossen war, abgeschlossen sein musste. Es gehörte zu einem anderen Leben und seltsamerweise machte ihm das auch gar nichts aus.

„Du gehörst zu James“, brachte er schließlich über die Lippen und es fiel ihm nicht ganz einfach, die Wahrheit auszusprechen. „Und ich… gehöre zu ihm…“

Lily lächelte erneut, ließ ihre Hand sanft über Severus Wange gleiten und beugte sich ein wenig nach vorne, um einen sanften Kuss auf seine Lippen zu hauchen. „Ich liebe dich Severus“, flüsterte sie nur leise.
„Ich liebe dich auch…“ Severus ließ seinen Blick noch einen Moment auf ihr ruhen, ehe er seine Hände von ihren Armen nahm und sich langsam umwandte. Ohne noch einmal zurück zu sehen ging er auf Albus zu, der ruhig, mit einem Lächeln um die Lippen an einem der hohen Steinquader stand.

„Ich war mir nicht sicher, dich so schnell wieder zu sehen.“ Dumbledore nickte und Severus glaubte, in seinem Blick etwas Stolz erkennen zu können.

„Nicht? Die Chancen Voldemort zu überleben, war schwindend gering…“

„Ja… das schon, aber die, dass du deine Seele von der Vergangenheit befreist ebenso.“ Dumbledore schmunzelte und hob seine Hand, um sie Severus auf die Schulter zu legen. „Ich dachte wirklich, du und Sirius würden hier noch weitere zwei Jahre gemeinsam verbringen. Aber… ich bin unglaublich stolz, dass du ihm so schnell verzeihen konntest.“

„Das habe ich schon vor langer Zeit getan.“

Dumbledore hob ein wenig verblüfft die Augenbrauen. „Dann war deine Seele schon viel früher frei, als du dachtest Severus.“

Severus lachte leise. Sie waren einige Schritte gegangen und obwohl er nicht mehr zurück gesehen hatte, wusste er, dass sie beide alleine waren. So ließ er es zu, dass seine Gefühle die Kontrolle in ihm übernahmen und gab dem Drang nach, den alten Mann für einen Moment in seine Arme zu schließen.
Dumbledore erwiderte diese Umarmung, ehe er sich mit einem leisen Räuspern wieder von Severus löste.
„So mein Junge und was jetzt?“

„Woher soll ich das wissen? Du bist schon länger tot als ich.“

„Das ist wahr… und ich habe herausgefunden, dass es nicht ganz stimmte, was ich dir immer gesagt habe.“

Severus blieb stehen und richtete seinen Blick fragend auf Albus. „Ach, tatsächlich?“

„Ja… Ich habe dir immer gesagt, der Tod ist nur das Tor zu einem anderen Leben. Dumm nur, dass hier verflixt viele Tore sind.“

„Wir werden schon das richtige für uns finden.“ Severus wusste nicht genau, woher er diese Zuversicht nahm. Aber vielleicht lag es einfach daran, dass er neben Albus ging und sie gemeinsam immer den richtigen Weg gefunden hatten.

„Ja, das werden wir wohl. Aber es hat ja Zeit… Zitronenbonbon gefällig?“


Ende


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Ich war völlig panisch. Meine Eltern tanzen beide sehr gut, haben mir das aber anscheinend nicht vererbt. Alle Kids hatten etwa drei Wochen Zeit, um die Tänze einzuüben, aber weil ich so viele andere Szenen drehen musste, blieben mir nur ganze vier Tage. Sobald ich die Schritte halbwegs kapiert hatte, kam ich völlig aus dem Takt. Zum Glück soll Harry gar kein toller Tänzer sein.
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