von Vampirella
Kapitel 23
Der nächste Morgen brach kühl und mit wolkenverhangenem Himmel an. Hermine blickte aus verschleierten Augen zum Fenster hinaus, ihre Augen waren noch feucht von Tränen, ebenso wie ihr Kissen, da sie sich letzte Nacht in den Schlaf geweint hatte.
Leise Panik stieg in ihr auf, als er ihr einfiel, dass sie heute ihre Strafe erhalten würde. Sie fragte sich, um was es sich dabei handelte- so, wie McGonagall im Moment drauf war, konnte sie sich vorstellen, dass es etwas ziemlich Schlimmes oder Unangenehmes sein würde.
Als sie in den Gemeinschaftsraum kam, war es schon Strafe genug für sie, dass sie alle anschauten. Warum, konnte sich Hermine nicht erklären...hatte McGonagall etwa in der Schule berichtet, dass sie eine Beziehung zu Snape gehabt hatte? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Oder vielleicht...doch?
Fast jeder starrte sie an. Manche ausdrucklos, manche mit einem seltsamen Grinsen, was sie nicht deuten konnte. Verwirrt blickte sie jedesmal zurück und fragte sich, was passiert war. Vor der Großen Halle stieß sie jemand in die Seite, ein großer, dunkelhaariger Junge, und sagte anzüglich lächelnd: " Hey, Granger, ich wusste ja gar nicht, dass du so gut aussiehst!"
Hermine schaute ihn verwirrt und erschrocken an. Was war nur los? Als sie in den riesigen Speisesaal eintrat, wusste sie es: sie blieb erstarrt stehen.
Von allen Wänden blickte ihr Gesicht.
Alle vier Seiten der Halle waren mit Bildern von ihr tapeziert. Und nicht nur irgendwelche Bilder- nein, es waren die Zeichnungen, die Snape von ihr erstellt hatte.
An jeder Wand hingen mindestens fünf riesige Aktzeichnungen von ihr!
Das erste, was er von ihr gemalt hatte: Hermines Gesichtsausdruck war noch nicht so professionell, so entspannt wie bei den späteren Bildern.
Ein anderes, das, wo sie mit gespreizten Beinen dasaß und ihre Locken sich verführerisch um ihre nackten Brüste schmiegten. Der Blick war erotisch, anziehend.
Hermine erschrak bei diesem Anblick, ihre Glieder froren ein und sie erkannte sich selbst nicht mehr auf diesen Plakaten. Sie starrte nur immer wieder von einem Bild zum nächsten, spürte, wie ihr dabei Tränen über die Wangen rannen und fühlte, wie ihr Körper immer kälter wurde.
Sie merkte überhaupt nicht, dass McGonagall plötzlich vor ihr stand. Erst als diese sie leise ansprach, registrierte Hermine sie.
" Bereuen Sie jetzt, was Sie getan haben?"
Hermine antwortete nicht, und ihre Brust begann zu schmerzen.
" Sie wissen doch, jeder hat seine Strafe verdient. Sie sagten selbst gestern 'Strafen sind dazu da, um unangenehm zu sein', und ich Sie müssen zugeben, dass das hier sehr unangenehm für Sie ist."
Sie konnte immer noch nichts sagen, ihre Kehle war wie zugeschnürt und sie bekam fast keine Luft mehr.
" Damit auch jeder weiß, worum es hier geht, habe ich mir die Freiheit genommen, das Ganze ein wenig zu erklären. Drehen Sie sich doch mal um."
Zitternd und die Arme um ihren Körper geschlungen, drehte sie sich Stück für Stück um. Über die Türen war ein großer blauer Banner gespannt, und in schwarzen Lettern stand darauf:
Hermines Grangers Freizeitbeschäftigung- künstlerisch erotische Audienzen bei Professor Snape
Ein ersticktes Schluchzen entrang sich Hermines Kehle. Ihre Tränen flossen wie ein Strom über ihr Gesicht und tropften unaufhaltsam auf ihren Umhang. Sie hob die Hände vor den Mund, um ihr erbärmliches Schluchzen zu verstecken, doch McGonagall griff nach ihrem Arm.
" Sie haben sich mit der Falschen angelegt, Miss Granger,", sagte sie bedauerndem Gesichtsausdruck, "-hätten Sie von Anfang an mit mir kooperiert, hätten wir das Ganze vielleicht besser lösen können. Aber Sie mussten ja gegen meine Anweisungen verstoßen...dann muss ich eben drastischere Maßnahmen vornehmen."
Auf einmal spürte Hermine, die immer noch geschockt auf den Banner starrte, wie Arme sie von hinten erfassten. Warme, schützende Arme. Ohne zu überlegen, drehte sie sich um und presste sich an Harry. Er hielt sie und flüsterte ihr ins Ohr: "Alles wird gut. Alles wird gut..."
" Mr Potter, was haben Sie hier zu suchen?", ertönte McGonagall scharfe Stimme.
" Ich tröste meine beste Freundin, das sehen Sie doch", entgegnete Harry und rief: " Und was glotzt ihr alle so, habt ihr nichts Besseres zu tun?"
Hermine merkte, dass sich um sie herum schon eine Schülermenge angesammelt hatte. Wenn sie daran dachte, dass die ganze Schule ihre Bilder gesehen hatte, wurde ihr schlecht. Ihre Bilder, Snapes und Hermines Bilder...
" Ihnen ist schon klar, was Miss Granger verbrochen hat, oder?"
" Ich wusste es schon länger als Sie", erwiderte Harry mit harter, ruhiger Stimme, und Hermine liebte ihn dafür, dass er sich so für sie einsetzte.
" Und das akzeptieren Sie so einfach? Ich glaube es nicht! Ihre Freundin hat-"
" Mit einem Lehrer geschlafen, na und? Auf jeder Schule gibt's so etwas!"
" Aber nicht hier!"kreischte McGonagall. " Nicht hier. Miss Granger wird heute abend nachhause fahren. Sie hat ihre Strafe bekommen. Gehen Sie. Na los, gehen Sie schon!"
Hermine ließ sich von Harry mitziehen, immer noch in seiner schützenden Umarmung.
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