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Fanfiction

Nebel über Nurmengard - Die Klage des Phönix

von halbblutprinzessin137

Die Klage des Phönix


Die stumme, samtene Schwärze der Nacht war plötzlich erfüllt von Musik. Überirdisch schöne und zugleich überirdisch traurige Klänge wehten hinauf zu den funkelnden Sternen am schwarzen Firmament und erreichten auch die Ohren des Gefangenen im höchsten Turm von Nurmengard.

Es war eine unvergleichlich schmerzliche Weise voller Kummer und Leid. Es war eine zutiefst ergreifende Melodie, gewebt aus Tränen und Trauer. Es war eine Klage voller Schmerz und von schrecklicher Schönheit. Musik gewordene Trauer, Tränen als Melodie, von einer so schmerzlichen Intensität, dass sie selbst die kalten, unnachgiebigen Gefängnismauern mühelos durchdrang und ihren Weg direkt in das Herz des Gefangenen fand.

Überirdisch schöne und zugleich überirdisch traurige Klänge … eine unvergleichlich schmerzliche Weise voller Kummer und Leid … eine zutiefst ergreifende Melodie, gewebt aus Tränen und Trauer … eine Klage voller Schmerz und von schrecklicher Schönheit … Musik gewordene Trauer, Tränen als Melodie … in und um Nurmengard herum … in und um Gellert Grindelwald herum …

Es war eine wahre Symphonie des Schmerzes, die von einem schrecklichen Verlust erzählte und das Herz des Gefangenen zu durchbohren schien.

Erst als die schmerzvolle Musik ihren Höhepunkt erreichte und der Gefangene das Gefühl hatte, sein Innerstes müsste zerbersten ob dieser schmerzlichen Intensität, loderte am schwarzen Nachthimmel vor dem winzigen fensterartigen Schlitz im Mauerwerk eine schwache, ersterbende Stichflamme auf, aus der sich ein prächtiger, rot-goldener Feuervogel löste.

Anmutig flog der Phönix in die karge Zelle im höchsten Turm von Nurmengard und umrundete sie langsam und geschmeidig. Seine zierlichen goldenen Krallen trugen ein unscheinbares Lumpenbündel. Mit weit geöffnetem Schnabel von reinstem Gold zwitscherte er der Kerkerdecke seine überirdisch schmerzliche Klage von schrecklicher Schönheit entgegen und erfüllte die kleine Zelle mit Kummer und Leid, erfüllte sie mit einer schrecklich schmerzlichen Gewissheit. Tränen tropften unaufhörlich aus seinen treuen schwarzen Perlaugen, rannen unablässig das prächtige, rot-golden gefiederte Haupt hinab und erfüllten die kleine Zelle mit Kummer und Leid, erfüllten sie mit einer schrecklich schmerzlichen Gewissheit.

Der Gefangene sah die Pein, welche ihn selbst schon den ganzen Abend über gequält hatte, widergespiegelt in diesen treuen, trauernden Augen, und spürte, wie sein Herz sich schmerzhaft zusammenzog, schmerzhafter denn je. Seine faltigen, abgemagerten Hände zitterten schon seit einigen Minuten unkontrolliert und heiße Tränen brannten auch in seinen Augen, bevor sie ihren Weg über seine eingefallenen Wangen fanden.

Eine kleine Ewigkeit verharrten sie so, der prächtige Phönix und der zerlumpte Gefangene, nebeneinander auf der harten hölzernen Pritsche im höchsten Turm von Nurmengard, eins in ihrem stillen Leid, eins in ihrem alles verzehrenden Kummer, eins in ihrer Trauer um den Einen, der in jener schicksalhaften Nacht für immer von ihnen gegangen war.

Der schwarze Magier Gellert Grindelwald und Fawkes der Phönix waren eins in ihrer Trauer um Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore.

Ihre Musik gewordene Trauer erfüllte die Zelle, hallte schaurig schön und schmerzlich von den steinernen Kerkerwänden wider. Die Melodien ihrer Tränen verschmolzen zu einem gemeinsamen Lied voll Kummer und Leid, erzählten schluchzend vom schmerzlichsten aller Verluste. Erzählten vom Verlust des einzig wahren Gefährten und Freundes. Die schluchzenden Klänge beklagten den schmerzlichen Verlust von Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore.

Die Tränen, die auf den schmutzigen steinernen Kerkerboden Nurmengards tropften, waren nicht eins mit denen der Lehrer und Schüler von Hogwarts, die um den besten Schulleiter trauerten, den das Schloss je gesehen hatte. Sie waren nicht eins mit denen der Mitglieder des Phönixordens, die um den Einzigen trauerten, den der Dunkle Lord je gefürchtet hatte. Sie waren nicht eins mit der einzelnen, einsamen Träne, die in einer kleinen Wohnung über dem Eberkopf auf den zerschlissenen Teppich tropfte und über ein Gesicht rann, welches dennoch gezeichnet war von Groll und Bitterkeit, auch in dieser Stunde noch. Sie waren auch nicht eins mit denen des Auserwählten, der um einen Mentor weinte, welcher ihn von nun an nicht mehr führen und beschützen konnte.

Einzig der Gefangene und der Phönix waren wirklich eins in ihren Tränen. Einzig der Gefangene und der Phönix trauerten schlicht und einfach um den Menschen Albus Dumbledore, um den Weggefährten und Freund, um den Mann mit Stärken und Schwächen, um den Mann, der tausend neue Fragen aufwarf, bevor er eine einzige beantwortete, um den Mann, der sich noch mit einem rätselhaften, wehmütigen Funkeln in den leuchtend blauen Augen verabschiedet hatte, bevor er für immer gegangen war.

Der Gefangene vermochte nicht zu sagen, ob Minuten oder Stunden verstrichen waren. Der Gefangene vermochte nicht zu sagen, ob das schmerzliche Klagelied weiterhin aus der goldenen Kehle des Feuervogels oder aus seinem eigenen Herzen kam. Der Gefangene vermochte nicht zu sagen, ob es ihm nur so vorkam oder ob die Welt tatsächlich aufgehört hatte, sich zu drehen. Er vermochte es nicht zu sagen und es war auch nicht von Bedeutung. Nichts war mehr von Bedeutung angesichts der traurigen Gewissheit, welche seit dem Erscheinen des Phönix die karge Zelle erfüllte. Nichts war mehr von Bedeutung, nun, da Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore für immer fort war.

Allmählich verhallten die schluchzenden Klänge der Musik gewordenen Trauer leise im Nichts, verwehten einsam in Nebel und Wind. Der Phönix stieß einen letzten tränenerstickten, jammervollen Klagelaut aus, ehe er dem Gefangenen sachte das vermeintliche Lumpenbündel in den Schoß fallen ließ und sich auf geschmeidigen, jedoch vor Kummer gelähmten scharlachroten Schwingen wieder in die Lüfte erhob.

Die Klage des Phönix verstummte endgültig, letzte glitzernde Phönixtränen fielen wie Sternschnuppen vom nächtlich schwarzen Himmelszelt und dann war Fawkes fort. Für immer fort. Der Phönix hatte diese Welt für immer verlassen so wie sein Herr diese Welt für immer verlassen hatte.

Und das war auch das einzige, woran der trauernde Gefangene in der kargen Zelle im höchsten Turm von Nurmengard denken konnte, ohne es wirklich zu begreifen, während seine Finger sich hilflos an das Stoffbündel klammerten, das zu öffnen er in diesem Augenblick nicht imstande war. Das einzige, woran Gellert Grindelwald in dieser verhängnisvollen Nacht denken konnte, ohne es wirklich zu begreifen, war die traurige Gewissheit, welche die karge Zelle erfüllte.

Dass Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore für immer fort war.




Jetzt hat Gellert also Gewissheit - eine traurige Gewissheit …

Auch dieses Kapitel hat auch mir selbst wieder ziemlich zu schaffen gemacht, aber ich hoffe, es war nicht zu gefühlsduselig, sondern diesem ganz besonders schrecklichen Verlust würdig und angemessen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir in einem Kommentar mitteilen würdet, ob dem so ist und wie ihr das Kapitel empfandet.

Und ich befürchte, es geht noch traurig weiter - denn wie sonst sollte es auch weitergehen für jemanden, der den einzigen Menschen verloren hat, der sich je um ihn gesorgt hat?

Aber ich verspreche, es kommen auch noch ein paar interessante Momente, schließlich muss das mysteriöse Stoffbündel demnächst aufgewickelt und in Augenschein genommen werden, offene Fragen und die Antwort stehen noch an ebenso wie ein Testament und ein ganz bestimmtes Buch …

In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr auch weiterhin mit dabei bleibt, und dass einige, die sich im Laufe der Zeit ziemlich rar gemacht haben, für das Finale vielleicht noch einmal erneut mitkommen bzw. zurückkommen!

Alles Liebe,
eure halbblutprinzessin137


P.S.: @ Gwendolyn D.:Vielen Dank für deinen Kommentar! Ist doch überhaupt kein Problem, wenn du kaum Zeit zum Lesen & Kommentieren hast, geht mir ja genauso ... -.- Umso mehr hat es mich gefreut zu sehen, dass du immer noch mit von der Partie bist! :)
Was deine Frage zu der Animagus-Idee angeht: Also, es ist nicht direkt im Buch gesagt, dass er ein Animagus war, aber ich finde, es gab einige Andeutungen in die Richtung - auf die wenigen Szenen, wo er vorkam, wurde er auffallend häufig als vogelähnlich bzw. "wie ein Riesenvogel" (bei Gregorowitsch auf der Fensterbank) beschrieben - da hab ich einfach mal drauf geschlossen ... Und von allen Vögeln, die in Frage kommen, musste es dann einfach der König der Lüfte sein ^^ (und natürlich auch ein Raubvogel ...)
Freut mich, dass dir das neue Titelbild zusagt :) Die zwei Personen im Bild sind Cosplayer, die Albus & Gellert darstellen. Man erkennt natürlich, dass es eigentlich Frauen sind, das ist mir schon klar, aber ich konnte mich mit ihren Versionen irgendwie trotzdem noch besser anfreunden als mit der offiziellen Besetzung im Film ...
Ich hoffe, der "Nachschub" hat dir ebenfalls gefallen, und freue mich sehr, nun wieder ab und zu von dir zu hören bzw. zu lesen ;)
LG Halbblutprinzessin


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