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Fanfiction

Nebel über Nurmengard - Alptraum ...

von halbblutprinzessin137

Alptraum …


Fast ein Jahr war vergangen, seit die beiden Männer sich nach ihrem letzten verhängnisvollen Zusammentreffen ohne ein einziges Wort des Abschieds voneinander getrennt hatten. Durch den winzigen fensterartigen Schlitz im Mauerwerk der düsteren Festung wehte der laue Luftzug eines durchweg friedlich anmutenden, warmen Sommerabends in die karge Zelle im höchsten Turm von Nurmengard. Doch die Luft in dem kalten Verließ war schwer. Ungewöhnlich schwer.

Währenddessen wälzte sich der Gefangene unruhig auf seiner harten hölzernen Pritsche herum, warf sich im Schlaf hin und her, als würde er von unsichtbaren Feinden gehetzt und verfolgt. Und so war es auch. Geplagt von den schrecklichen Schuldgefühlen, die sich seit dem letzten Besuch Albus Dumbledores noch gesteigert hatten und ihn partout nicht loslassen wollten, durchlebte Gellert Grindelwald einmal mehr einen seiner scheußlichen Alpträume.

Verzweifelt irrte er durch die weite Landschaft, die sich vor ihm erstreckte ... doch sobald er einen Schritt in irgendeine Richtung tat, wurde jenes Stück vormals belebter Landschaft tot und kahl ... Flüsse und Bäche wurden zu kalten Abgründen und bedrohlichen Schluchten, bereit ihn zu verschlingen ... Bäume und Sträucher erstarrten zu grauem Stein, wurden zu hohen Mauern links und rechts von ihm ... die Sonne gefror, alles wurde kalt, auch der Himmel war nichts weiter als eine kalte, graue Decke aus Eis und Stein ... dröhnende Stille verschluckte jedes noch so kleine Fünkchen Leben in dieser kahlen Einöde ... eine eiskalte Einsamkeit ging von den kahlen, kalten Mauern aus ... so eiskalt, dass sie ihm fast körperlich weh tat und an jedem einzelnen seiner Nerven zu zerren schien ... er war gefangen ... gefangen in Kälte und Einsamkeit und Schuld … seiner Schuld … Schuld, so grauenhaft und entsetzlich, dass sie ihn zu erdrücken, zu verschlingen drohte wie ein Ungeheuer, vor dem es kein Entrinnen gab … kein Entrinnen … denn er selbst war dieses Ungeheuer … doch er rannte weiter, verzweifelt, sein Atem brannte ihm schon in der Kehle, seine Beine wurden schwer wie Blei und wollten ihn nicht mehr tragen ... doch er musste weiter ... fliehen ... er wollte nicht gefangen sein ... doch kaum hatte sich dieser Gedanke in seinem Kopf verfestigt, als er sich auch schon einer weiteren Mauer gegenübersah ... kalt und unnachgiebig ... Sackgasse ... und jetzt verwandelte sich der leblose Stein ... der Gefangene war umzingelt ... umzingelt von blassen Wesen, die ihn aus ihren leeren Augen vorwurfsvoll anstarrten ... sie rückten näher, immer näher, und er erkannte, dass es wieder die Toten waren ... unbarmherzig stierten sie ihn aus ihren leeren, tiefliegenden Augen an und ihre lautlose Anklage hallte tausendfach in seinem Inneren nach ... stumme Drohung ... sie kamen unaufhaltsam näher ... doch sie waren nicht das einzige ... geschwärzte, abgestorbene Hände brachen aus dem leblosen grauen Stein hervor und reckten ihre verbrannten Finger drohend in Gellerts Richtung ... drohend, wenngleich geschwächt und beinahe gebrochen … verzweifelt wandte der Gefangene sich um, er wollte nur noch fliehen, fliehen, fliehen ... um jeden Preis ... die Angst und das Grauen drückten ihm die Luft zum Atmen ab ... die Toten zogen immer engere Kreise um ihn … selbst die Wände bewegten sich unaufhaltsam auf den in ihnen gefangenen Mann zu, der hilflos zitternd zu Boden gesunken war, während er von jenen unbarmherzigen Mauern schier erdrückt wurde … unheimliche Mauern aus lauter kleinen, schweren, schwarzen Steinen … alles um ihn herum bedrohliche, schmerzende Schwärze … schwarze Steinmauern, die ihn erdrückten … schwarze, abgestorbene Hände, die ihn packten … schwarze, leere Augenhöhlen … ihr Blick rachsüchtig und schmerzhaft wie der Tod selbst … schwarze Flammen … in ihm und um ihn herum … schwarze, schmerzhafte, weiß auflodernde Flammen in ihm … Flammen des Todes … der Schuld … seiner Schuld … hilflos wälzte er sich am Boden … dies hier war schlimmer als der Cruciatus … schlimmer als jeder Fluch … er verbrannte … er starb … dies musste sterben sein … es gab nichts Schlimmeres … nichts …

… Und doch drang durch all den Schmerz ein Geräusch an die Ohren des leidenden Mannes … das Quietschen einer rostigen Tür … konnte es sein … vielleicht … ein Fluchtweg? …

… Doch seine blinden Augen huschten gehetzt umher, ohne einen solchen zu finden … es gab keinen Ausweg … keine Fluchtmöglichkeit … denn dieses Grauen, dieser Schmerz, dieser Todeskampf war in ihm … nur in ihm … und es gab kein Entrinnen … höchstens …

… „Gellert?“ …

… sein Name … er hatte noch einen Namen? … er war mehr als nur Schmerz und Schuld und Schwärze? …

… „Gellert“ …

… sein Name … wie nichtig unter all dieser Qual … aber irgendwie auch so tröstend … er … er war noch ein Mensch … er hatte noch einen Namen … vielleicht … nur vielleicht … gab es doch ein Entrinnen …

… „Gellert, wach auf!“ …

… ja … aufwachen … aus dem Alptraum … es … es war nur … ein Traum … ein scheußlicher Traum … ein Traum voller Todesqualen und Grauen … in ihm … aber er konnte … kämpfen … aufwachen …

Zitternd und keuchend, mit seiner Kraft vollkommen am Ende, schlug der Gefangene endlich die Augen auf, und sein Blick huschte hektisch umher, gehetzt, angstvoll, noch immer geblendet von dieser alles verschlingenden Schwärze. Dass sein faltiges, verhärmtes Antlitz nass und tränenüberströmt war, nahm er gar nicht wahr. Auch nicht, dass sein ausgezehrter Körper von schmerzhaften Schauern geschüttelt wurde. Stattdessen sog er jedes Detail seiner Umgebung in sich auf.

Unnachgiebige Gefängnismauern, ja, doch erdrückten sie ihn nicht, bewegten sich nicht auf ihn zu. Eine Armee von Toten, ja, doch nur in seinem Geiste. Eine geschwärzte, abgestorbene Hand auf seiner Schulter, ja, doch würde sie ihn nicht bedrohen, ihm keine Schmerzen zufügen.

So viel Klarheit war unter all seiner Verstörtheit und Angst angesichts des alles verzehrenden Alptraums dennoch geblieben. So viel Vertrauen war nach all den Jahren, nach all dem Schmerz, dennoch geblieben.





Wieder ein sehr kurzes Kapitel, ich weiß, aber die Stelle hat sich einfach richtig zum Aufhören angefühlt ^^

Ich hoffe, dass es euch trotz der geringen Länge und des düsteren Inhalts doch irgendwie „gefallen“ oder zumindest berührt hat, und freue mich wie immer auf eure Kommentare und Meinungen!

Was das nächste Kapitel angeht, will ich gar nicht um den heißen Brei herumreden und euch im Unklaren lassen: Es wird den Titel „Abschied“ tragen - ihr seid gewarnt … T.T

Natürlich hoffe ich, dass ihr trotzdem wieder „mitkommen“ werdet …

Bis dahin alles Gute und Liebe,
eure halbblutprinzessin137


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