Erinnerungen unter smaragdgrünem Marmor - Teil 2
Und plötzlich war nichts mehr wie es einmal gewesen war. Anstelle eines prunkvollen gemeinsamen Palastes blieben nur Tränen und wehmütige Erinnerungen, welche ihre Wege säumten - getrennte Wege.
Doch noch war keiner von ihnen wirklich imstande, das, was sie einst gehabt hatten, vollkommen hinter sich zu lassen, und so führten ihre Wege sie gelegentlich an jenen Ort unter dem smaragdgrünen Marmor zurück - alleine.
…
Ein ungewöhnlich starker Wind fegte durch die einstige Idylle, rüttelte an dem smaragdgrünen Marmor der Bäume und Sträucher, zerrte forsch und ungeduldig an den prächtigen Gewändern sowie den goldenen Locken des jungen Mannes - Spiegel seiner eigenen Ruhelosigkeit und Ungeduld. Enttäuscht ließ er seinen Blick über die menschenleere Lichtung schweifen und drehte geistesabwesend den einzigartigen, mächtigen Stab zwischen seinen schlanken Fingern hin und her, mit den Gedanken weit, weit fort.
Er war sich so sicher gewesen, dass der andere eines Tages zur Vernunft kommen und zu ihm zurückkehren würde. Er war sich so sicher gewesen, dass er dann hier auf ihn warten würde. Hier, wo sie dereinst ihren großen gemeinsamen Palast errichten wollten, genau hier. Er war sich sicher gewesen, es wäre nur eine Frage der Zeit. Er musste nur lange genug an diesem Ort warten.
Doch er wartete vergebens.
…
Viele Jahre waren ins Land gezogen und wieder vergangen, als ein prächtiger Adler mit bronzefarbenem Gefieder sich in den wolkenverhangenen Himmel schraubte und anmutig seine Kreise über der smaragdgrünen Idylle zog. Der Blick seiner wachsamen, bernsteinfarbenen Augen war ausnahmsweise jedoch nicht auf den Ort unter ihm gerichtet, sondern verlor sich in den endlosen, graublauen Weiten über ihm und um ihn herum. So bemerkte er zunächst gar nicht, dass dieser Tag des Wartens und Hoffens bei weitem nicht so ereignislos verlaufen würde wie die bisherigen.
Am Rande der Lichtung, welche der Adler die letzten Stunden hindurch immer wieder scharf beobachtet hatte, erschien ein Mann, so jäh und lautlos, als wäre er geradewegs aus dem Boden gewachsen. Er war groß, dünn, hatte langes, kastanienbraunes Haar und einen ebenso langen, kastanienbraunen Bart. Er trug eine lange Robe, einen Purpurroten Umhang, der den Boden streifte, und Schnallenstiefel mit hohen Hacken. Seine blauen Augen leuchteten funkelnd hinter den halbmondförmigen Brillengläsern hervor, und seine Nase war sehr lang und krumm, als ob sie mindestens zweimal gebrochen wäre. Der Name dieses Mannes war Albus Dumbledore.
Albus Dumbledore schien nicht zu bemerken, dass er soeben an einem Ort aufgetaucht war, an dem er nunmehr schon seit Jahren ungeduldig erwartet wurde. Gedankenverloren ließ er seinen Blick über diese einst so teure Szenerie schweifen und seufzte leise auf, als eine Flut von halbherzig verdrängten Erinnerungen und Emotionen über ihn hereinbrach und ihm heiße Tränen in die Augen trieb, die jedoch nicht ihren Weg über seine Wangen fanden, sondern eisern entschlossen weggeblinzelt wurden. Verzweifelt verdrängt wie jene schmerzlichen Erinnerungen.
Doch nach einer Weile bemerkte er offenbar, dass er beobachtet wurde, denn plötzlich sah er in den blaugrauen, wolkenverhangenen Himmel auf - gerade noch rechtzeitig, um den majestätisch über ihm dahinkreisenden Adler zu erblicken. Bernsteinfarbene und aquamarinblaue Augen trafen sich in der Luft, der scharfe Schnabel des Raubvogels öffnete sich zu einem triumphierenden Schrei, dann stürzte sich das Tier in jähem Sturzflug hinab, umrundete den Besucher einmal geschmeidig und -
- verwandelte sich. Verwandelte sich in einen Mann mit vom Flugwind zerzaustem goldblondem Haar und einem unwiderstehlich wilden Siegerlächeln auf den Lippen.
Seinem Gegenüber dagegen war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen und seine gletscherblauen Augen weiteten sich in schockierter Fassungslosigkeit. Ein stummer, gleichwohl heftiger Kampf aus Schmerz, Freude, Entsetzen und Schuld tobte in seinem Inneren und schnürte ihm die Kehle zu. Gellert Grindelwald jedoch schien von all dem keinerlei Notiz zu nehmen oder nehmen zu wollen. Geblendet von freudigem Stolz und Triumph überwand er geschwind die letzten Meter, die sie noch trennten, und zog den anderen ungeachtet dessen halbherziger Gegenwehr in eine feste, besitzergreifende Umarmung.
„Ich wusste es“, raunte er freudestrahlend in das kastanienbraune Haar, „ich wusste es! Ich wusste, dass du eines Tages zur Vernunft und zu mir zurück kommen würdest! Ich wusste, dass du unseren Traum unmöglich vergessen haben konntest! Ich wusste, dass sich nichts so einfach zwischen uns und unsere Pläne stellt! Ich wusste es!“
Mit glühendem Gesicht, trunken ob des köstlichen Gefühls des Triumphes, drückte er den anderen noch einmal fest an sich, spürte dessen Herz verräterisch schnell und heftig gegen seine Rippen pochen, kostete diesen Moment voll und ganz aus. Dann schob er sein Gegenüber auf Armlänge von sich weg, um ihm in die Augen blicken zu können.
„Bereit, dort anzuknüpfen, wo wir immer hinwollten? Unbesiegbare Gebieter des Todes - zusammen?“
Bei diesen Worten hielt er mit beinahe beiläufig wirkender Geste den Elderstab empor und registrierte mit stolzer Genugtuung, dass sich ein fasziniertes und sehnsüchtiges Funkeln in diese blauen Augen geschlichen hatte.
Noch immer hingen die verlockenden Worte in der Luft.
„Bereit, dort anzuknüpfen, wo wir immer hinwollten? Unbesiegbare Gebieter des Todes - zusammen?“
Wie Albus auf dieses unerwartete Zusammentreffen und vor allem auf Gellerts Angebot reagiert - das lest ihr im nächsten Kapitel!
Ich hoffe, ihr verzeiht mir, dass die Kapitel so wahnsinnig kurz sind, aber mein Rücken verbietet mir, zu viel auf einmal abzutippen …
Wie immer würde ich mich sehr über Kommentare und Rückmeldungen eurerseits freuen!
Bis zum nächsten Mal, alles Liebe,
eure halbblutprinzessin137
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