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Fanfiction

Nebel über Nurmengard - Anschuldigungen, Anfeindungen und Ausbrüche aus Askaban

von halbblutprinzessin137

Anschuldigungen, Anfeindungen und Ausbrüche aus Askaban


Und noch während Gellert Grindelwald in seiner Zelle im höchsten Turm von Nurmengard über Albus Dumbledores Worte nachdachte und darüber, ob ihre gemeinsame Zeit tatsächlich eine Erfahrung für die Ewigkeit war, tickte die Uhr seines Lebens, welches nicht für die Ewigkeit war, unaufhaltsam weiter und seine Zeit schmolz langsam dahin.

Bald lag Dumbledores letzter Besuch mehr als ein Jahr zurück. Bald waren die Einzelheiten ihres Gesprächs in der verschwommenen Erinnerung des Gefangenen verblasst. Bald sah sich Gellert Grindelwald erneut in einen kalten, schweren Mantel der Stille und der Einsamkeit gehüllt, aus dem er sich nicht aus eigener Kraft zu befreien wusste.

Doch immer dann, wenn der Gefangene drauf und dran war, die Hoffnung aufzugeben und sich selbst in der drückenden Düsternis des Verließes zu verlieren, hallten Albus' Worte sanft und leise in seinem Inneren nach, trösteten ihn, wärmten ihn.

„Die Erfahrung, dich kennen gelernt zu haben, ist eine Erfahrung für die Ewigkeit ...“

Diese einfachen Worte waren der rettende Anker, an den der Gefangene sich klammerte, um in dem tiefen, reißenden Meer aus Dunkelheit und Verzweiflung nicht zu ertrinken und unterzugehen.

Ja, diese alte Freundschaft, die eigentlich nur zwei Monate Bestand gehabt und dennoch ein ganzes Jahrhundert überdauert hatte, war es, die Gellert Grindelwald vor der vollkommenen Verzweiflung bewahrte. Sein hungriger Geist jedoch dürstete nach mehr als verschwommenen Erinnerungen und Gesprächsfetzen aus der Vergangenheit. Und so waren es die Zeitungen, welche gelegentlich ihren Weg in seine Zelle fanden, die Gellert Grindelwald davor bewahrten, den Verstand zu verlieren und gänzlich stumpfsinnig zu werden.

So kam es, dass der Gefangene sämtliche Artikel gierig verschlang und selbst die langweiligsten Meldungen in sich aufsog wie ein Schwamm das Wasser. Jedes einzelne Wort betrachtete er mit einer derartigen Gründlichkeit und Intensität, studierte es so aufmerksam, als würde sich hinter jedem einzelnen Buchstaben oder gar hinter jeder einzelnen Linie eine geheime Botschaft verbergen, die es zu entschlüsseln galt.

Und vielleicht war dies ja auch gar nicht so abwegig, wie es den Anschein hatte.

Für den Gefangenen hatte jeder einzelne Buchstabe eine ganz besondere Bedeutung, welche sich jenen, die in Freiheit lebten, nicht erschloss. Jeder Buchstabe war für den Gefangenen ein winziger Spalt im undurchdringlichen Mauerwerk der ehernen Festung. Eine winzige Brücke zur Außenwelt. Wie ein kurzer Blick durchs Schlüsselloch in eine verlockende Welt, deren Zutritt einem verwehrt ist. So empfand der Gefangene tatsächlich - wie nichtig und unbedeutend jene Meldungen auch sein mochten.

Eines Tages jedoch stieß der Gefangene bei seiner konzentrierten Lektüre auf einige Artikel, die ihn bis ins Mark trafen und die an jedem einzelnen Nerv seines Körpers zu zerren schienen.

„MASSENFLUCHT AUS ASKABAN“

„Ein Dutzend Todesser wieder auf freiem Fuß“

„Ministerium bedauert den Massenausbruch, ohne sich Versagen der Wachen erklären zu können“

So lauteten die Schlagzeilen, die dem Gefangenen entgegenlachten und ihn lauthals zu verhöhnen schienen. Ihn, der alles dafür geben würde, noch einmal in seinem Leben frei zu sein, und der doch einsehen musste, dass es aussichtslos war. Für ihn.

Und doch war einigen anderen genau das gelungen, wonach er sich so sehr verzehrte. Noch einmal im Leben frei zu sein.

Gellert Grindelwald spürte, wie sein gesamter Körper von einem schmerzhaften Schauer erfasst und gebeutelt wurde. Er zitterte am ganzen Leib - ob aus Wut, Verzweiflung oder Sehnsucht vermochte er selbst nicht zu sagen.

Sein Blick huschte über die Worte auf der Titelseite des Tagespropheten und in seinen braunen, beinahe fiebrig glänzenden Augen schien eine Flamme zu flackern, die sich verbissen gegen das Ersterben wehrte.

„Das Zaubereiministerium gab gestern am späten Abend bekannt, dass es zu einer Massenflucht aus Askaban gekommen ist.
Zaubereiminister Cornelius Fudge bestätigte im Gespräch mit Reportern in seinem Privatbüro, dass zehn Hochsicherheitsgefangene gestern am frühen Abend ausgebrochen sind und er bereits den Premierminister der Muggel von dem gefährlichen Charakter dieser Personen unterrichtet hat.
?Wir befinden uns leider in der gleichen Lage wie vor zweieinhalb Jahren, als der Mörder Sirius Black geflohen ist', sagte Fudge gestern Abend. ?Überdies sehen wir durchaus einen Zusammenhang zwischen den beiden Ausbrüchen -“

In einer Mischung aus Wut und Verzweiflung schleuderte Grindelwald die Zeitung von sich und ballte die Hände zu Fäusten. Zitternd holte er tief Luft, in einem halbherzigen Versuch, wieder zu sich zu kommen und ruhiger zu werden.

Vergeblich.

Die Worte, welche er soeben gelesen hatte, hatten tiefe Wunden geschlagen. Hatten ihm gezeigt, dass andere das geschafft hatten, was für ihn unmöglich war. Flucht. Freiheit. In Askaban wäre es offensichtlich möglich gewesen. Es war schon einmal passiert und nun hatte es sich wiederholt.

„MASSENFLUCHT AUS ASKABAN“ ... „dass zehn Hochsicherheitsgefangene gestern am frühen Abend ausgebrochen sind“ ... frei ... entflohen aus Askaban, während er für immer hier in Nurmengard gefangen war ...

Eine unbeschreibliche Wut erfasste Grindelwald, setzte sein Inneres in Brand und strömte durch seine Adern wie glühende Lava, die ihn von innen heraus zerfraß.

Eine unbeschreibliche Wut ... eine ungerechte Wut ... eine unwillkürliche Wut auf den einen, der ihn als einziger nicht vergessen hatte ... eine übermächtige Wut, die alle guten Gedanken auszulöschen schien ... zu verbrennen in ihrer Raserei ... Er allein war dafür verantwortlich, dass Gellert Grindelwald nie mehr das Licht der Freiheit erblicken und den Duft den Freiheit einatmen würde ... der große, allseits gefeierte Albus Dumbledore ... er hatte gewusst, was er seinem einstigen Freund antat, als er ihn in die eisige Schwärze Nurmengards verbannt und eigenhändig dafür gesorgt hatte, dass es kein Entkommen geben würde ... niemals ... nicht für ihn.

So zürnte der Gefangene innerlich und wischte dabei alle guten und schönen Erinnerungen, die ihm beharrlich zuflüsterten, dass es so einfach nicht war, dass es so einfach nie gewesen war zwischen ihnen, ungeduldig beiseite in seiner verzweifelten Raserei.

Ganze Tage und Nächte brachte Grindelwald in einer rastlosen Unruhe zu, gefangen in seinem blinden und alles verzehrenden Zorn. In seinem verbitterten Zorn auf den einen, der ihm bisher ein kleiner Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit der unbarmherzigen Festung gewesen war. Das lodernde Feuer jenes blinden Zorns flackerte immer wieder von neuem auf, ließ den Gefangenen nicht los.

Doch wann immer Gellert Grindelwalds Blick auf die alten Zeitungsartikel neben seiner armseligen hölzernen Pritsche fiel, welche er den vergangenen Sommer über gesammelt hatte, mischte sich auch ein Tropfen Mitgefühl in den Kelch bitteren Zorns. Mitgefühl und Mitleid angesichts der gehässigen Verleumdungen und Anschuldigungen, denen sein einstiger Freund nun schon seit einigen Monaten ausgesetzt war. Mitgefühl und Mitleid angesichts all der Beleidigungen und Schmähungen, welche die vermeintlich Mächtigen nun schon so lange und so unermüdlich gegen Albus Dumbledore verstreuten.

Der Gefangene spürte, wie der rasende Zorn in seinem Inneren sich für einen Moment legte, und als er seinen Blick auf die Schale mit fauligem Wasser in seiner Zelle senkte und sein verzerrtes Spiegelbild darin betrachtete, bemerkte er, dass seine Gesichtszüge ein wenig weicher und trauriger geworden waren, während er jene Schlagzeilen und Fetzen von Artikeln zu seinen Füßen erneut überflogen hatte.

„ALBUS DUMBLEDORE OFFIZIELL AUS DEM VORSTAND DER INTERNATIONALEN ZAUBERERVEREINIGUNG RAUSGEWÄHLT“ ... „... sind Ministeriumsangestellte einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass der in die Jahre gekommene Schulleiter von Hogwarts mit den zunehmend verqueren Ansichten und nicht ernst zu nehmenden Überzeugungen nicht mehr geeignet ist für jegliche Position zur Lenkung der Geschicke unseres Volkes ...“ ... „ALBUS DUMBLEDORE WURDE AMT DES GROSSMEISTERS BEIM ZAUBERGAMOT ENTZOGEN - BREITE BEFÜRWORTUNG IN DER BEVÖLKERUNG“ ... „zunehmend senil“ ... „nicht mehr alle Tassen im Schrank“ ... „ ... entwickelt sich der einst so brillante Magier langsam zu einer Witzfigur, dessen abgehobene und jeglicher Grundlage entbehrende Vorstellungen einfach nicht mehr ernst genommen werden können ...“ ... „IST DUMBLEDORE ÜBERHAUPT NOCH FÄHIG EINE SCHULE ZU LEITEN?“ ... „ ... wurden in den letzten Jahren immer wieder Stimmen laut, die Dumbledores Kompetenz als Schulleiter von Hogwarts stark anzweifeln, und denen man im Licht der neuen Ereignisse eigentlich nur zustimmen kann ...“ ... „MINISTERIUM STREBT AUSBILDUNGSREFORM AN - DOLORES UMBRIDGE IN DAS NEU GESCHAFFENE AMT DER GROSSINQUISITORIN BERUFEN“ ... „In einem überraschenden Schritt hat das Zaubereiministerium gestern Abend ein neues Gesetz verabschiedet, das ihm ein beispielloses Maß an Verfügungsgewalt über die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei gewährt. ?Der Minister ist seit geraumer Zeit zusehends beunruhigt über die Vorgänge in Hogwarts', erklärte Percy Weasley, der Juniorassistent des Ministers. ?Er reagiert nun auf die kritischen Stimmen besorgter Eltern, die den Eindruck haben, dass sich die Schule in eine Richtung entwickelt, die sie nicht gutheißen.'“ ... „Dies ist ein spannender neuer Abschnitt im Plan des Ministers, sich dem entgegenzustemmen, was manche als sinkendes Niveau in Hogwarts bezeichnen“ ... „Die Reformschritte des Ministers stießen bei Eltern von Hogwarts-Schülern auf begeisterte Zustimmung“ ... „ ... in Sorge über einige von Dumbledores launenhaften Entscheidungen während der letzten Jahre ...“ ... „Natürlich sind Gerüchte im Umlauf, wonach Albus Dumbledore, einst Ganz Hohes Tier der Internationalen Zauberervereinigung und Großmeister des Zaubergamots, der Aufgabe, die angesehene Hogwarts-Schule zu leiten, nicht mehr gewachsen ist. ?Ich denke, die Ernennung eines Inquisitors ist nur der erste Schritt, um dafür Sorge zu tragen, dass Hogwarts einen Schulleiter bekommt, dem wir alle wieder unser Vertrauen schenken können', ließ ein Mitarbeiter des Ministeriums gestern Abend verlauten -"

Leicht angewidert schob der Gefangene jene Zeitung beiseite, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Darunter kam ein weiterer Artikel zum Vorschein, auf dem ein Foto Dumbledores prangte und der von der Schlagzeile geziert wurde: „ABERKENNUNG DES MERLINORDENS ERSTER KLASSE IN SICHT?“

Kopfschüttelnd lehnte Gellert sich auf seiner harten hölzernen Pritsche zurück.

Warum taten sie ihm das an? Nur dafür, dass er eine Wahrheit verkündete, welche sie nicht hören wollten?

Gellert Grindelwald verstand es nicht und er verstand auch seine eigenen wirren Gedanken und Gefühle nicht. Jedes Mal, wenn der Blick aus seinen braunen Augen den Artikel über den Massenausbruch aus Askaban streifte, spürte er, dass seine Wut noch nicht gänzlich verraucht war. Auch die Erwähnung des Merlinordens soeben hatte ihm wieder einen schmerzhaften Stich versetzt und er spürte einen bitteren Geschmack auf der Zunge ... der Merlinorden ... die Erinnerung an Albus' Triumph über ihn ... die Erinnerung an seine eigene Niederlage ...

Mit einem gequälten Gesichtsausdruck, seiner eigenen Gefühle nicht Herr und gefangen in dem Kampf zwischen Wut, Bitterkeit, Demütigung und ehrlichem Mitgefühl andererseits, schickte Grindelwald sich an, die auf dem Zellenboden verteilten Zeitungen wieder zusammenzusammeln und in eine Ecke des Verließes zu verbannen.

Doch er erstarrte mitten in der Bewegung.



Na, warum wohl? Wenn ihr das wissen wollt, dann könnt ihr schon mal gespannt sein aufs nächste Kapitel! (Vielleicht ahnt ihr es ja auch schon?)

Ich hoffe, dass dieses Kapitel euch gut gefallen hat, obwohl es wieder recht bitter war und zudem viel aufgegriffen hat, was wir ja aus den Büchern schon kennen. Wie immer freue ich mich schon darauf, eure Meinungen zu lesen! ;)

Bis bald und alles Liebe,
eure halbblutprinzessin137


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