Heute eine kleine Anmerkung vorneweg an all die, die die FF zwar regelmäßig verfolgen, aber nicht kommentieren, und an die ich mich daher nicht persönlich wenden kann:
"Nebel über Nurmengard" ist nominiert für den Fanfiction Emmy 2009 als "beste Fanfiction" und als "bester Erzählstil". Ihr würdet mir sehr helfen, wenn ihr für die Geschichte voten würdet!
Hier ist die Internetadresse:
http://goldener-bund.de/FFE/index.php?option=com_artforms&formid=26&Itemid=124
Das Voten nimmt nicht mehr als eine Minute in Anspruch und es würde mir sehr viel bedeuten - also gebt euch bitte den Ruck!
Vielen Dank!
Vom Finden und Verlieren - Teil 2: Auf Abwegen
Flink und mit einem diebischen Lächeln auf seinem hübschen Antlitz schlüpfte Gellert Grindelwald in die nächstbeste Seitengasse, froh, seinen Vater endlich abgehängt zu haben. Dieser hatte natürlich darauf bestanden, seinen Sohn bei den Einkäufen fürs nächste Schuljahr in der weit entfernten Winkelgasse zu begleiten oder besser gesagt, wie Gellert mürrisch dachte, zu überwachen, nachdem bereits mehr als nur eine Eule mit Verwarnungen wegen kämpferischen Auseinandersetzungen und zwielichtigen Umtrieben aus Durmstrang gekommen war. Doch sein werter Vater würde bald verdutzt feststellen und sich damit abfinden müssen, dass es gar nicht so einfach war, einen Gellert Grindelwald zu überwachen...
Dieser schritt unauffällig um eine letzte Biegung und sah sich schließlich am Ziel angelangt. „Nockturngasse“ verkündete ein im Dämmerlicht dieser Straße schimmernder Wegweiser und Gellert nickte zufrieden. Hier würde er gewiss fündig werden und irgendetwas Interessantes entdecken, das ihn bei seiner Suche voranbringen würde.
Mit festem Schritt und spürbarer Entschlossenheit schlenderte Gellert Grindelwald durch die berüchtigte Einkaufsstraße Schwarzer Magier und anderer zwielichtiger Gestalten und ließ seinen Blick über beschlagenes Schaufensterglas und staubige, teils blutbefleckte Auslagen schweifen. Sein Weg führte ihn vorbei an verbotenen Zaubertrankzutaten und widerwärtigen Substanzen, die in trüben, ekelerregend gefärbten Flüssigkeiten schwebten, vorbei an tödlichen Giften in den unterschiedlichsten Flakons und gefährlich schillernden Farben, vorbei an rostigen und blutverschmierten Waffen, vorbei an verhexten und verfluchten Gegenständen, von denen ein bedrohlicher und zugleich betörender Glanz ausging, und vorbei an einer schier unendlichen Auswahl menschlicher Knochen und polierter Totenköpfe.
Ein berechnender und zugleich faszinierter Blick streifte all diese dunklen, verbotenen Kostbarkeiten, doch erst ein kleiner unscheinbarer Laden, der sich schüchtern in eine enge Nische schmiegte, ließ den Jungen seinen Schritt verlangsamen und vor der morschen Tür schließlich zum Stehen kommen.
„Dunkle Antiquitäten - eine Jahrhunderte umfassende magische Sammlung verschollener Objekte“ verkündeten die verwitterten Goldbuchstaben, die bereits teilweise abblätterten und sich widerwillig von ihrem hölzernen Grund abschälten. Ein leichtes wissendes Lächeln umspielte die Lippen des goldblond gelockten Jungen, während er die geschwungenen Linien dieses Schriftzugs behutsam mit den Augen nachzog. Verschollene Objekte ... Wenn das mal nicht vielversprechend klang ...
Der Weg über die knarzenden Holzdielen dieses kleinen vollgestopften Raums dauerte bei weitem länger als der durch die gesamte Nockturngasse. Denn auf jedem Regal lachte ihn ein anderer Schatz an, der es wert war, in Augenschein genommen und begutachtet zu werden: ein funkelnder goldener Anhänger in seltsamer Runenform hier, ein angelaufener silberner Talisman dort und ein verlockendes altes Buch nach dem anderen.
Es waren bereits mehrere Stunden verstrichen, als Gellert Grindelwald sich vor einer massiven Truhe voller alter Schriftstücke, Pergamentrollen und Briefe wiederfand. Langsam ließ er sich neben der verstaubten Truhe nieder, ließ einen Bogen Pergament um den anderen durch seine Finger gleiten und sein Herz beschleunigte sich vor freudiger Erregung, wann immer ihm ein P entgegenlachte: P wie Peverell.
Ja, Gellert Grindelwald wusste ganz genau, wonach er suchte. Doch was er zerknittert und verstaubt am spinnwebenüberzogenen Grund der Truhe fand, übertraf all seine Erwartungen. Sein Atem stockte ihm in der Kehle und er starrte überwältigt auf das kostbare Dokument in seinen Händen.
„Lieber Cadmus,
Heute schreibe ich Dir nur sehr kurz und knapp, da ich ziemlich beschäftigt bin. Aber da Du Dich ja nach Ihm erkundigt hast, will ich Dir auch Auskunft geben. Er war all die Nachforschungen und die Mühe gewiss wert und mehr noch als das: Ich fühle Seine unbändige Kraft und geballte pulsierende Magie förmlich, wenn ich Ihn nur in der Hand halte. Selbst die einfachsten und unscheinbarsten Zauber gewinnen durch Ihn an Stärke und Präzision. Ich bin sicher, dass es tatsächlich gelungen ist. Er ist schlichtweg einzigartig mit Seinem geschmeidigen, federnden Corpus aus Ellhorn und einer so mächtigen, doch zugleich trügerischen Substanz als Kern, dass nur der diesen Stab befehligen kann, der fähig ist, dem Tod ins Auge zu blicken. Kein Stab wird Ihm je gleich kommen. Er verlangt förmlich danach, Großes mit Ihm zu vollbringen.
In diesem Sinne wende ich mich wieder meinem Studium zu und warte dereinst auf Antwort von Dir. Wie ist es Dir ergangen, mein Bruder? Und hast Du schon Nachricht von unserem kleinen Ignotus bekommen? Grüße auch ihn von mir.
Mit den besten Wünschen,
Antioch“
Wie betäubt starrte Gellert auf das wunderbare Stück Papier in seinen Händen und konnte es kaum fassen, dass noch niemand vor ihm es erworben hatte. Das kostbare Stück Papier, das alles bewies: Es war tatsächlich wahr. Die Gebrüder Peverell, mit Namen Antioch, Cadmus und Ignotus, mussten tatsächlich die drei Brüder aus dem Märchen und die Schöpfer der mysteriösen Heiligtümer sein - genau wie er vermutet hatte! Und der Elderstab war Wirklichkeit, keine Legende... Was sonst sollte Er sein, von dem Antioch in den höchsten Tönen sprach und dem kein anderer Stab gleich kam?
Mit glänzenden Augen las Gellert die kurzen Zeilen in der kantigen, energischen Schrift des Antioch Peverell wieder und wieder.
„Ich fühle Seine unbändige Kraft und geballte pulsierende Magie förmlich, wenn ich Ihn nur in der Hand halte. Selbst die einfachsten und unscheinbarsten Zauber gewinnen durch Ihn an Stärke und Präzision. ... Kein Stab wird Ihm je gleich kommen.“
Diese kurzen Zeilen schürten Gellert Grindelwalds brennendes Verlangen nach dem Unbesiegbaren Zauberstab noch weiter, steigerten es ins Unermessliche bis es hell und heiß wie ein alles verzehrendes Feuer in seiner Brust loderte.
Ein Satz aus diesem Brief sollte Gellert Grindelwald nie wieder loslassen, wenngleich es ihm in diesem schicksalhaften Moment noch nicht bewusst war: „Er verlangt förmlich danach, Großes mit Ihm zu vollbringen.“
Als er den Brief zum wiederholten Male gelesen hatte, widmete sich Gellert der Unterschrift und merkte auf, als er erkannte, was ihm zuvor in seiner rauschhaften Euphorie entgangen war. Antioch hatte das A seines Namens ersetzt durch ein anderes, runenähnlich anmutendes Zeichen, das Gellert gänzlich unbekannt vorkam: ein kleiner Kreis auf einer geraden senkrechten Linie und beides zusammen eingeschlossen in einem Dreieck, sodass sich eine entfernt augenähnliche Form ergab. Und Gellert war es als begreife er ohne nachzudenken: Der Elderstab dargestellt als Linie, darauf ein Kreis als Symbol für den Stein der Auferstehung und der Umhang der Unsichtbarkeit rundherum als Rahmen, sodass die drei komplett waren. Vereint. Vereint in einem Zeichen. Das Zeichen der Heiligtümer des Todes.
Und Gellert hatte plötzlich das sichere Gefühl, dieses Zeichen unlängst schon einmal gesehen zu haben. Gold blitzte vor seinem geistigen Auge auf und Gellert verstand. Schnell erhob er sich, den Brief fest umklammert, und hastete zurück in die Regalreihen, die er zuvor begutachtet hatte. Tatsächlich, dort war es! Das Zeichen der Heiligtümer glitzerte ihm golden entgegen als hätte es all die langen Jahre nur auf ihn gewartet. Behutsam streckte Gellert Grindelwald die freie Hand nach dem goldenen Anhänger in seltsamer Runenform aus, der ihm zuvor bereits aufgefallen war.
Ein tiefes Gefühl der Freude, des Stolzes und der Entschlossenheit durchflutete ihn wie er so dastand, den alten Brief des Antioch Peverell in der einen und die goldene Kette mit dem Zeichen der Heiligtümer des Todes in der anderen Hand.
So, das war's wieder für heute! Ich hoffe, dass euch dieser kleine Abstecher in die Nockturngasse genauso viel Freude bereitet hat wie Gellert .
Der nächste Teil von „Vom Finden und Verlieren“ wird euch noch mal nach Durmstrang und Godric's Hollow entführen. Ich hoffe, ihr kommt mit! ;)
Alles Liebe,
halbblutprinzessin137
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