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Fanfiction

Solange es regnet - Von Schlickschlüpfen und Sphinxen

von AshLee

Leuts, Re-Komments im Thread!Danke euch alle und knuddle euch zu Boden *g* Ev, lass die Klammern drinn! *knutsch*

OOOOooooooOOOOOOOOOooooooooOOOOOOOOOO

"Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt."
"- Bist du gereist, Mommy?"
"Ja, das bin ich. Und du wirst es auch tun. Und oft ist eine Reise nicht das Fahren durch die Welt."
"Was dann?"
Lächelnd wog Aksenia Lovegood den Kopf.





Eine grelle Frauenstimme durchschnitt die peinliche Stille, in der sich Luna und Scamander unentwegt verblüfft anstarrten. Die Lautsprecheransage rüttelte die beiden durcheinander, so dass Scamander ungläubig den Kopf schüttelte und sich dann lachend an die Baskenmütze griff. "Merlin, ich hätte es mir nie zu träumen gewagt, heute noch eine Hexe zu treffen. Unser Geschlecht hat sich in den letzten Jahren offenbar doch stark vermehrt! - Ähm ... hallo?", fügte er einen Moment später zaghaft hinzu. Luna starrte nun aufmerksam auf die Gleise von Bahnsteig 9. "Der Zug kommt", sagte sie zusammenhangslos.
"Ja, stimmt wohl", gab Rolf Scamander ihr Zuspruch, "hören Sie - wie heißen Sie eigentlich?" Langsam wandte Luna ihm ihren Kopf zu. "Luna Lovegood", stellte sie sich leise vor. "Lovegood? Etwa eine Verwandte von Xenophilius Lovegood?" Stirnrunzelnd betrachtete der junge Mann Lunas Profil. Ein leichtes und sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Ja, er ist mein Vater." Erneut griff sich Rolf Scamander an die Mütze und lachte sein keckes Lachen.
"Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr Scamander!", sagte sie dann erfreut. Sie reichte ihm ihre Hand.
"Soll ich Ihre Hand schütteln, Miss Lovegood, obwohl Sie meine nicht berührt haben?", entgegnete er daraufhin. Doch es war nur ein gutmütiger Spott.
"Das liegt ganz bei Ihnen, Mr Scamander, vorausgesetzt Sie fühlen sich nicht zu erhaben dazu?" Sie warf ihr langes, seidig blondes Haar zurück. Scamanders Blick folgte ihnen, ein seltsamer Glanz schlich sich in seine Augen.
"Überspringen wir das Händeschütteln", entgegnete er grinsend. "Wir hatten beide zweimal die Gelegenheit dazu und haben sie in keinster Weise genutzt."
Unwillkürlich grinste Luna. "Herrje, da stehen wir nun", seufzte er theatralisch auf. "Vielleicht möchten Sie etwas trinken? Auf den Schreck?", bot er an. Luna entwich ein leises, klangvolles Lachen. "Spielen Sie jetzt den Kavalier?"
"Würde mir nicht im Traum einfallen!" Entrüstet, doch zweifelsohne ironisch verdrehte er die Augen. Luna hob belustigt die Augenbrauen. Eigentlich war sie ziemlich aufgeregt, denn der Mann vor ihr war niemand geringerer als der Enkel von Newton Scamander, den sie immer schon bewundert, ja geradezu vergöttert hatte. Doch sie hatte das Vibrieren und den leise summenden Ton der Schienen gehört, die die Ankunft des Zuges ankündigten. Luna mochte dieses Spiel schon immer. Allezeit hatte sie als erste gewusst, wann ein Zug bald kommen würde, sie musste nur auf die leise Melodie der eisernen Schienen lauschen, um es vorhersagen zu können. "Wohin geht denn Ihre Reise, Miss Lovegood?", riss Scamanders Stimme sie aus ihren Gedanken.
"Das Gleiche könnte ich Sie auch fragen." Ihre Stimme klang interessiert. Abermals griff sich Rolf an seine Baskenmütze. Offensichtlich war das eine Gewohnheit von ihm. "Nach Schottland", antwortete er. Luna machte ein komisches Gesicht, halb erfreut verzogen, halb belustigt. "Oh", kam es von ihrem Gegenüber.
"Das trifft es wohl sehr gut", lachte sie dann. "Anscheinend werden wir eine gemeinsame Reise antreten müssen."
"Wie überaus erfreulich." Wieder blitzten seine braunen Augen auf. Einen Moment lang starrte er sie arglos an. Luna räusperte sich vernehmlich, als noch einmal die Lautsprecheransage ertönte und der Zug in den Bahnhof hineinfuhr. Die Bremsen quietschten laut, und beinahe hätten sich Rolf und Luna aus den Augen verloren, als sich die Zugtüren öffneten, und eine Schar Passagiere hinaus - und hineinströmte. Luna blickte sich um, doch sie konnte seine alte, abgetragene Baskenmütze nicht ausmachen. Stattdessen wuchtete sie ihren Koffer mit Hilfe eines jungen Mannes, der ihr stillschweigend ein Ende des Koffers abnahm, in den Zug. Sie bedankte sich mit einem ebenso stummen Lächeln bei ihm. Der Unbekannte lief rot an, er machte gerade den Mund auf, um etwas zu erwidern, doch eine Hand legte sich auf seine Schulter. Luna und der junge Mann blickten sich gleichzeitig nach dem Besitzer der Hand um und sahen das gebräunte Gesicht von Rolf Scamander.
"Danke, dass Sie meiner Frau geholfen haben, wir müssen uns wohl aufgrund der vielen Reisenden aus den Augen verloren haben", meinte er sanft. Ein seltsam gezwungenes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Als Luna daraufhin empört etwas erwidern wollte, sprach Scamander schon weiter, diesmal waren seine Worte an sie gerichtet. "Wollen wir dann mal, mein kleiner Schokofrosch?", fragte er und deutete galant auf eine Abteiltür im Innern des Zuges. Er achtete nicht auf die verdutzte Miene des Fremden, ebenso wenig auf Lunas wütendes Gesicht. Sorglos schlang er einen Arm um ihre Taille, nahm mit seiner anderen Hand ihren großen Koffer und suchte sich das nächste freie Abteil. Als er die Schiebetür hinter sich geschlossen hatte, ließ er Luna los, die auch so gleich über ihn herfiel. "Was sollte das denn?"
Unschuldig zuckte Scamander mit den Schultern. "Was sollte was?", meinte er. Verblüfft über so viel Dreistigkeit blähte Luna die Nasenflügel und warf ihr Haar nach hinten. "Wieso haben Sie sich dem jungen Mann gegenüber so kindisch benommen? Was sollte das überhaupt mit mein kleiner Schokofrosch?" Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust. Langsam wich er nach hinten, bis er sich auf einen Sitz am Fenster fallen ließ. Lässig winkte er ab. "Bei manchen Menschen kann man nie wissen. Vielleicht war er auch ein Serienmörder, der nur darauf aus war, Sie frühzeitig abdanken zu lassen."
Sarkastisch lachte Luna leise auf. "Ja, offensichtlich. Und natürlich hatte er sein großes Küchenmesser in seinem Ärmel versteckt!", konterte sie. Scamander legte den Kopf schief, zog eine Augenbraue in die Höhe. "Möglich." Luna legte ihre kühle Hand an ihre Stirn. Normalerweise war das überhaupt nicht ihre Art, sich dermaßen über eine Kleinigkeit aufzuregen. Doch Scamander wurde ihr immer unsympathischer. Sie fasste den Griff ihres Koffers. "Hey, wo wollen Sie hin?" Rolf Scamander sprang wie von einer Tarantel gestochen auf. Luna drehte sich mit einem bösen Blick zu ihm um. "Ich suche mir ein nettes Abteil, wo ich keine Menschen treffe, die scheinbar unter Paranoia leiden!", schleuderte sie ihm entgegen. Sie war gerade im Begriff die Schiebetür aufzumachen, als er seine Hand dagegen presste. "Lassen Sie mich sofort hinaus!", zischte sie. Doch wiederum legte er den Kopf schief. Dabei sah er aus wie ein kleiner Junge, der um etwas bat. "Nein", meinte er einfach. Lunas Geduldsfaden riss. Mit einem Ruck packte sie seinen Arm und zwang ihn die Tür freizugeben. Überrascht durch diese plötzliche Bewegung zuckte er zusammen, und ein kleines Heftchen fiel ihm aus der Jackettasche. Es klappe sich auf dem Boden auf und zog Lunas Interesse auf sich. Langsam kniete sie sich hin und hob es auf. Sie sah sich die Zeichnung an, ihre Augen wurden immer größer. "Ist ... ist das etwa ein Sphinx?", keuchte sie. Er kniete sich ebenfalls hin und riss ihr das Heftchen mit sanfter Gewalt aus den Händen. "Ja, ist es, und sie hätte mich beinahe umgebracht, als ich sie zeichnen wollte!", meinte er säuerlich. Als Luna wieder ihr leises Lachen erhören ließ, sah er sie an. "Und das findet frau nun lustig." Er seufzte auf. "Konnten Sie ihr Rätsel nicht lösen?", neckte Luna ihn. Rolf ließ ein mitleidiges Schnaufen ertönen. "Natürlich konnte ich ihr Rätsel lösen! Wenn ich es vermasselt hätte, würde ich nicht hier mit Ihnen knien!"
Langsam kehrte ihre alte Ruhe zurück, sie stieß still die Luft aus, erhob sich und setzte sich auf einen Sitz am Fenster. Er trottete hinter ihr her, setzte sich ihr gegenüber. Luna starrte ihn andächtig an. Er begann zu erzählen:
"Mein Großvater hatte mich gewarnt. Er hatte gesagt, ich solle nicht so tief in den Wald hinein. Er meinte, dass viele Zauberer dort nicht mehr herausgekommen sind. Ein sehr tiefer Wald in Irland, wissen Sie? Dorthin haben wir einen Ausflug gemacht, mein Großvater und ich. Wir trennten uns, und er gab mir den Rat, nicht zu tief hinein zu gehen, wie ich eben erwähnte. Ich sollte auch keinen abgelegenen Pfaden folgen. Weil ich jedoch immer das getan habe, was man mir verboten hatte, befand ich mich schnurstracks im Herzen des Waldes. Und dort .. traf ich sie dann. Ein wunderschönes Wesen, den Kopf einer schönen Frau, den Körper eines wunderbaren Löwen. Ich zückte meiner Zeichenfeder und mein Heft und begann sie zu zeichnen. Doch scheinbar hatte sie etwas dagegen, portraitiert zu werden. Jedenfalls durfte ich nicht durch, so lange ich ihr nebulöses Rätsel nicht gelöst hatte."
"Sie hätten immer noch zurücklaufen können", gab Luna zu bedenken. Rolfs rechter Mundwinkel schob sich spitzbübisch in die Höhe.
"Wer sagt, dass ich das wollte? Sie hat mir mit ihrem Singsang nämlich mitgeteilt, dass die magischen Tiere, die ich suchte, hinter ihr lagen. Meine Neugier war einfach zu groß!" Sichtlich zufrieden grinsend sah er zu Luna, doch seine Erwartungen wurden enttäuscht. Sie saß nicht mit aufgerissenem Mund auf ihrem Platz und bewunderte seinen Mut. Zwar nickte sie anerkennend, doch eine andere Reaktion blieb aus. Sichtlich aus dem Konzept gebracht, kratzte er sich am Ohrläppchen, das auf witzige Weise vibrierte.
"Was passierte denn dann?", half ihm Luna nach.
"Ach, naja, das Übliche. Ich zeichnete sie, sie wurde wütend, sie warf mir ein Rätsel an den Kopf und ich löste es. Fertig", meinte er dann etwas launisch.
"Und dann sind Sie weitergekommen. Was geschah dann?", ließ Luna nicht locker. Sie konnte es nicht verhindern, dass die Belustigung sich in ihr ausbreitete, wie die Wärme eines kühlen Rotweins, der einem die Kehle hinunter rinnt und auf angenehme Weise brennt. Als Rolf zu einer Antwort ansetzen wollte, fuhr der Zug mit einem kleinen Ruck los. Beiden entfuhr ein überraschter Laut. Eine Weile schwiegen sie und sahen aus dem Fenster. Dann wandte sich Rolf ihr zu. "Da sitzen wir nun", meinte er lakonisch.
"Offensichtlich", pflichtete Luna ihm bei. Dann lächelten sie einander an. Rolf schien etwas einzufallen.
"Da habe ich doch glatt vergessen, dass Sie ja die Tochter Ihres Vaters sind!", meinte er in aufgeräumter Stimmung.
"Seltsam. Das allerdings vergesse ich nie."
Ihre sarkastische Aussage schien Rolf nicht zu stören. "Erzählen Sie mir etwas über ihn!", bat er sie dann, während er sein löchriges Jackett auszog. Ihr Blick glitt unwillkürlich über seine Muskulatur, die sich stark unter seinem Shirt abzeichneten. Rolfs Blick war ihrem gefolgt.
"Ihnen gefällt wohl, was Sie sehen", meinte er anzüglich. Ihre Augen hefteten sich nun an sein Gesicht. Reglos starrte sie ihn an, bis er begann sich unbehaglich in seinem Sitz zu lümmeln.
"Miss Lovegood, ich kann ja verstehen, dass so etwas Umwerfendes wie ich Ihre Aufmerksamkeit anzieht, jedoch würde ich gerne zum Thema zurückkommen."
Luna schüttelte herablassend den Kopf. "Wissen Sie, ich kannte mal jemanden, der hat genauso große Stücke auf sich gehalten", erklärte sie ihm beiläufig. "Er war mein Lehrer, in meinem ersten Jahr. Sein Name war Gilderoy Lockhart, vielleicht kennen Sie ihn?"
Offensichtlich erstaunt lehnte sich Scamander zurück. "Natürlich. Der Zauberer, der angeblich so große Taten vollbracht hat und am Ende aufflog. Ich hörte, es hätte etwas mit Harry Potter zu tun gehabt", sagte er. Ein zärtliches Lächeln legte sich auf Lunas Gesicht, als er den Namen Harry Potter erwähnte. Während Lunas Lächeln immer breiter und wärmer wurde, legte sich Scamanders Stirn in immer tiefere Falten. "Kenn Sie ihn etwa?", fragte er.
"Was - Oh ... Oh ja! Harry! Er ist mein bester Freund!", teilte sie ihrem Gegenüber mit geröteten Wangen mit.
"Und das soll ich Ihnen abkaufen?", meinte Scamander. Lunas Lächeln gefror. "Natürlich."
"Sie waren mit dem berühmten Potter befreundet?"
"Nicht war sondern bin!", sagte Luna. "Ich bin die Patin seiner Tochter."
Ein ungläubiges Kichern war ihre Antwort. "Und ich habe an seiner Seite gekämpft. Mit meinen Freunden. Und wenn -"
"Schon gut, schon gut!", versuchte Scamander sie zu beschwichtigen. "Dennoch möchte ich Beweise!"
Er grinste neckisch. Luna erhob sich wütend und ging vor ihrem Koffer in die Hocke. Eigentlich war es ihr egal, was andere Leute über sie dachten. War es ihr schon immer, seit sie denken konnte. Doch irgendetwas an diesem aufgeblasenen Ochsenfrosch machte sie wütend. Als sie fand was sie gesucht hatte, erhob sie sich und setzte sich wieder auf ihren Platz. Sie hielt ihm einen Umschlag hin. Zögerlich nahm er ihn entgegen, öffnete ihn und holte einen kleinen Stapel mit beweglichen Bildern heraus. Anerkennend pfiff er durch die Zähne. "Hübsch!", grinste er. Verblüfft nahm Luna ihm das Bild aus der Hand, um augenblicklich rosa anzulaufen.
Es war ein Bild von ihr am Schwarzen See mit Hannah Abbott und Ginny Weasley, in ihrem siebten Schuljahr aufgenommen. Bekleidet in Bikini. "Das meinte ich nicht! Schauen Sie einfach weiter!", giftete sie ihn an.
"Ich würde aber ger-" Doch er verstummte angesichts Lunas Augen, die doch seltsamerweise Ruhe ausstrahlten, was einen eigenartigen Gegensatz zu ihrem echauffierten Gebaren darstellte. Scamander ergab sich, zog ein Foto nach dem nächsten unter dem Stapel hervor und jedesmal wurden seine Augen runder, seine Baskenmütze schiefer. Erheitert beobachtete Luna ihn, wie er jedes Mal aufs Neue an seinen Kopf griff. "Oh - du meine Güte! Ist das etwa Hogwarts?", fragte er plötzlich, "Es sieht so zertrümmert aus!"
Luna warf ein Blick auf das Bild, welches Scamander gerade betrachtete. Harry Potter, Hermine Granger, Ron Weasley, Neville Longbottom, Hannah Abbott, Susan Bones, Ernie McMillan, Ginny Weasley, Michael Corner, Dean Thomas, Seamus Finnigen, Lavender Brown und Minerva McGonagall, sowie Filius Flitwick standen dicht zusammengedrängt um Luna herum, alle angeschlagen. Auf ihren Gesichtern spiegelte sich die Erleichterung, jedoch unendliche Trauer und Müdigkeit wider. Träge winkte Ernie McMillan in die Kamera, während sich Ginny verstohlen über die Augen wischte, jedoch erneut in Tränen ausbrach. Harry legte ihr seinen Arm um die Schultern, zog sie an sich. Im Hintergrund sah man die Eingangshalle von Hogwarts, beschädigt, zerstört.
Als Luna antwortete war ihre Stimme belegt: "Am Morgen nach der Schlacht", erklärte sie. "Die Schlacht von Hogwarts. Leute von der Presse waren da, wollten unbedingt ein Bild. Ich habe es ihnen wieder ... abgenommen. Als sie nicht hinsahen. Ich weiß nicht, warum ich es behalten habe. Es sind keine schönen Erinnerungen." Sie wusste nicht, warum sie ihm das erzählte. Mit einem Mal war alles wieder da. Ihr Kampf, die Angst, die Panik, die unendliche Trauer, die überwältigende Freude, ihre schier endlose Erschöpfung. Hinter ihren Lidern brannten die Tränen, rasch sah sie aus dem Fenster. Rolf Scamander sah noch einmal betroffen auf das Bild zurück. Sicher hatte er von der Schlacht gehört, hatte sich wie alle anderen aus der Zauberergemeinschaft gefreut und gefeiert. Doch jetzt, in diesem Moment mit einer Betroffenen, nein, einer Kämpferin zusammen zufällig in einem Zug zu sitzen, war doch etwas Anderes.
Nach einigen Minuten hob er den Kopf. Sie sah aus dem Fenster, und einen Moment lang befürchtete er, sie würde weinen. Doch dann sah sie auf und er war erleichtert, ihre Augen trocken zu sehen. Mit weinenden Frauen konnte er nicht umgehen. Doch eine Frage brannte ihm immer noch auf Zunge. Eher er sie stellen konnte jedoch, kam sie ihm zuvor. "Wieso waren Sie nicht auf Hogwarts? Sie wären wohl eine Stufe über mir gewesen. Mit Harry Potter." Luna konnte es nicht verhindern, dass sie lächelte. Der Foto-Stapel in seiner Hand sank ein wenig. Rolf fing leise an zu lachen, doch es war kein fröhliches Gelächter. Es hörte sich schrecklich gezwungen an. "Ich sollte genaugenommen auf Hogwarts die Zauberei erlernen. Doch mein Vater wurde krank, in dem Jahr, als ich eingeschult werden sollte. Es war 1991. Es war eine ... sehr seltene ... Krankheit -" Sein Gesicht wurde hart. Luna merkte, wie er seinen Körper anspannte. "Schon gut", wisperte sie leise. Ihre Tonlage schien ihn wieder etwas zu entspannen. Plötzlich lachte er los und wischte sich über sein Gesicht. "Er wollte nicht, dass ich ging. Ich wollte nicht gehen. Denn niemand wusste, wann er... es war offensichtlich, dass er sterben würde. Ich wollte ... bei ihm sein ... wenn dies geschah." Er schluckte ein paar Mal fest. Dann fuhr er fort: "Und deswegen habe ich meine Eule nicht abgeschickt. Sie wissen schon - Schicken Sie Ihre Eule bis spätestens Juli", zitierte er McGonagall. "Ich blieb bei ihm und wurde fortan von meinem Großvater unterrichtet." Nach einer kleinen Pause, in der er sie angrinste, fügte er hinzu: "Von Newt Scamander." Lunas Wangen röteten sich, worauf Rolf in Gelächter ausbrach. Sie ignorierte sein Prusten, stattdessen legte sie ihre linke Gesichtshälfte an das kühle Fenster. "Er ist mein großes Vorbild", sagte sie mehr zu sich selbst. Rolf wurde ernst. "Und auch meines", stimmte er zu. Luna lächelte ihn an. Es rührte sie, dass er ihr von seinem Vater erzählt hatte, obwohl er sie doch überhaupt nicht kannte. Es war ihm sichtlich schwer gefallen, das hätte jeder Blinder gemerkt. Sie unterdrückte den Wunsch, sich vorzubeugen und über seine noch geballte Faust zu streichen. Verdutzt kam sie zu der Erkenntnis, dass er vielleicht doch liebenswert war. Doch schon sein nächster Satz ließ sie laut aufseufzen: "Könnte ich noch einmal das Bild sehen, auf dem Sie fast nackig sind?"



Während der Zug rüttelnd weiterfuhr, wurde die Landschaft vor ihrem Fenster immer wilder. Bald sah man keine Häuser mehr, sondern nur noch Grün, so weit das Auge reichte. Sobald Luna hinaus sah, vergaß sie, dass sie in einem Muggelzug saß, und ertappte sich dabei, wie sie auf die Ankunft der Catering-Hexe wartete. Rolf sah sich immer noch die Bilder an. Sie warf einen Blick auf das Foto, welches er sich gerade lächelnd ansah. Sie selbst war darauf, sie und ein winziges, rothaariges Baby. Sie konnte den bitter-süßen Hauch von Sehnsucht, den sie an diesem Tag zur Genüge gerochen hatte, beinahe wieder aufsteigen fühlen. Lily sah so niedlich aus, dass es ihr das Herz zusammenzog. Am liebsten würde sie kehrtmachen und in den Grimmauldplatz apparieren, wo sie ihre kleine Patentochter an sich drücken konnte. "Wie heißt sie?", riss Rolfs Stimme sie aus ihren Gedanken. Sie gab einen fragenden Laut von sich, woraufhin er das Bild hochhielt. "Oh - Sie heißt Lily. Lily Luna Potter", lachte sie. Rolf grinste abwesend.
"Harry Potter hat seine Tochter nach Ihnen benannt?" Luna nickte ihm stolz zu. "Da - der auf dem nächsten Bild. Das ist er."
Rolf hielt sich den gesamten Stapel vor das Gesicht, doch er betrachtete nur das oberste Bild. Es zeigte sie selbst, Arm in Arm mit Harry und Ginny. George stand hinter den Dreien und warf einen kleinen Jungen in die Höhe, der laut jauchzend wieder in seinen Armen landete. Belustigt besah sich Rolf die Szene. "Das ist James. Harrys ältester Sohn. Und der Rothaarige ist George Weasley - sein Schwager. Die Frau ist Ginny Weasley - seine Ehefrau", erklärte Luna.
"Hübsch", kommentierte Rolf ernst. "Ja, das ist sie", erwiderte Luna beiläufig.
"Nein - ich meinte Sie." Luna lief rot an und wusste nicht, wohin sie schauen sollte. Rolf starrte sie an, während sie sich hektisch umblickte. "Was ist?", fragte er skeptisch. In Lunas Gehirn arbeitete es. "Schlickschlupf", brachte sie hervor.
Rolf sprang auf. "Wo?", fragte er aufgeregt. Er hielt inne, als er merkte, wie Luna ihn anstarrte. "Sie glauben mir?", fragte sie erstaunt.
Noch nie - in all den Jahren - hatte ihr nie jemand die Schlickschlupf-Theorie abgenommen. Und jetzt stand da dieser Mann vor ihr und sah sich nach den Viechern um.
"Natürlich glaube ich Ihnen. Wieso denn auch nicht?", fragte er ärgerlich, nahm die Baskenmütze vom Kopf und wedelte damit in der Gegend rum, als wollte er Fliegen verscheuchen.
"Es hat mir noch nie jemand geglaubt - Wegen den Schlickschlüpfen", flüsterte Luna andächtig. Rolf setzte sich die Mütze wieder auf und ließ sich zurück auf seinen Sitz fallen.
"Dass es Schlickschlüpfe gibt? Ich bin seit Jahren dabei sie zu erforschen. Mein Großvater ist mir dabei behilflich, auch er glaubt an sie. Er wird es jedoch erst in seinen Büchern veröffentlichen, wenn wir ihre Existenz beweisen können", teilte er ihr bedeutungsvoll mit.
Eine ganze Weile saßen sie sich gegenüber und sprachen von magischen Wesen und von Hogwarts, und bemerkten nicht, wie es immer dunkler wurde.

Irgendwann nickte Luna ein. Rolf Scamander betrachtete ihr ausgeglichenes Gesicht und eine tiefe Bewunderung stieg in ihm auf.
Und eine unbestimmte Traurigkeit. Weil er nicht in Hogwarts war, weil er nicht die ganzen Dinge erlebt hatte, von denen sie ihm berichtet hatte. Weil er nicht gekämpft hatte in der Schlacht. Weil ihm so vieles entgangen war. Er war sich sicher, dass er mit ihr befreundet gewesen wäre. Und während er das dachte, nagte auch eine vage Eifersucht an ihm. Die Abenteuerlust, die vielen Freunden, von denen sie erzählt hatte. Und das magievolle Schloss. Und genau deswegen reiste er nach Schottland. Um endlich einen seiner Träume zu erfüllen.
Er starrte sie weiterhin an. Sie sah schön aus mit ihren blonden Haaren und den langen Wimpern. Ihre Augen fand er besonders schön. Die satte Farbe, das Funkeln und die Sänfte, die sie ausstrahlten. Gefährliche Augen, die einen in ihren Bann schlagen konnten.
Er ließ anzüglich seinen Blick über ihren weiblichen Rundungen wandern. Als sein Augenmerk auf ihren Ausschnitt fiel, wachte sie auf.

Luna erwachte unter dem Gefühl, beobachtete zu werden. Und sie hatte Recht. Scamander sah sie mit einem hungrigen Blick an. Das Blut schoss in ihren Kopf, als sie merkte, wohin er da schaute. Als ihm bewusst wurde, dass sie erwacht war, grinste er sie an.
"Hübsche Aussicht", sagte er in einem anstößigen Tonfall.
Bevor Luna ihm irgendetwas Schweres an den Kopf werfen konnte, ertönte die kühle Frauenstimme im Zug. Sie hatten Schottland erreicht.

Der Bahnhof von Edinburgh war hell erleuchtet und riesig. Als Luna mit ihrem Gepäck inmitten der Menge im großen Gebäude stand, fühlte sie sich winzig und klein. Wütend und still war sie, als der Zug kreischend hielt, hinausgestampft. Weg von Scamander.
Sie wollte raus, und irgendwo in einer dunklen Gasse verschwinden. Doch sie verspürte Hunger, den sie in der Aufregung am Nachmittag zu Hause nicht verspürt hatte. Sie schaute sich um und strebte eine kleine Bäckerei an. Als sich eine warme, große Hand auf ihre Schulter legte, drehte sie sich fragend um.
Vor ihr stand - was überhaupt keine Überraschung darstellte - Rolf Scamander, der außer Puste schien.
"Wieso laufen Sie so schnell, um Merlins Willen!"
Luna kniff die Augenbrauen zusammen.
"Es ist schade, dass es wohl nicht so offensichtlich war. Noch einmal ganz langsam für Sie: Ich bin so schnell gelaufen, ganz von dem Wunsch beseelt, von Ihnen nicht eingeholt zu werden", erwiderte sie ruhig und setzte ihren Weg fort. Scamander war wohl anhänglicher, als man ihm ansah, denn er lief ihr hurtig hinterher und sah sie an, während sie an einem Sandwich kaute.
Luna seufzte auf, dann bot sie ihm eine Kante ihres Brotes an, als sein Magen beängstigende Geräusche gab.

"Sie werde ich wohl nie los, nicht wahr?", fragte sie im Laufen. Nun langsamer, mit Scamander an ihrer Seite, lief sie aus dem Bahnhofsgebäude.
"Nicht wirklich", antwortete er belustigt. "Wohin gehen Sie? Kann ich Sie irgendwie erreichen?", fragte er weiter.
Luna verdrehte die Augen. "Ich appariere von hier", sagte sie, als sie zwischen zwei Autos, auf einem unbeleuchteten kleinen Parkplatz zum Stehen gekommen waren.
"Wieso sind Sie eigentlich mit dem Zug gefahren, wenn sie doch apparieren können?", fragte Scamander erstaunt.
"Hah", lachte Luna, "Das Gleiche könnte ich Sie auch fragen!"
Sie sah überrascht zu, wie sich Scamander verlegen den Kopf kratzte. Erwartungsvoll sah sie ihn an.
"Nun...", sprach er langsam. "Mein Großväterchen hat mir verboten zu apparieren."
"Und mein Dad hat mir auch verboten zu apparieren", warf Luna ein. Beide lachten, dann fragte Scamander: "Warum denn das?"
"Er sagte, er traue meinen Apparierkünsten nicht. Ist das denn zu fassen? - Und warum hat Ihr Großvater es Ihnen verboten?
"Er meinte, ich würde in China landen, wenn irgendetwas meine Aufmerksamkeit erregt und hat mir deshalb gleich ein Micket gekauft."
"Ein Micket? - Was? - Ach, Sie meinen Ticket!" Luna fing an zu lachen. Irgendwie kam ihr dieses Falschaussprechen bekannt vor, nicht nur von den anderen Zauberern, sondern auch von sich selbst.
"Also - wohin apparieren Sie?", nahm Scamander den Faden wieder auf.
"Nach Hogwarts", antwortete Luna und sah dabei aus, als wäre sie schon längst dort.
Ein Lächeln umspielte Scamanders Gesicht, als er ihr seinen Arm anbot und feierlich sagte: "Darf ich bitten? Ich schätze, wir beide werden auch diese Reise gemeinsam antreten."


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Sie kämmt sich ihr Haar offensichtlich schon sehr, sehr lange nicht mehr.
Jamy Temime, Kostümbildnerin, über Prof. Trelawney