Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Claiming Hermione - The Question

von mareen_manuela

Kapitel 31 - The Question

Die Bänder lagen immer noch auf dem Boden. Und die Stelle neben Draco war immer noch verknautscht und warm und duftete nach Honig, Ambra, Jasmin und all den anderen nicht benennbaren Dingen, die Hermine Granger ausmachten.

Selbst jetzt, wo sie fort war, war er immer noch von ihr erfüllt.

Draco lag in seinem Bett und beobachtete den winzigen Schnatz, der an seiner Kette baumelte und das Winterlicht einfing, als er nach links schaukelte, und dann bei seiner Rückkehr wieder in den Schatten trat.

Weil ich an dich glaube.

Er hielt die Kette höher, um mehr Licht einzufangen. Er konnte immer noch die Röte auf ihren Wangen und ihrem Kinn, das sie mit all ihrer unumstößlichen Überzeugung hervorstreckte, sehen.

Mehr als alles andere wünschte er sich ihre Überzeugung für sich selbst. Er wollte glauben, dass er ein guter Mann war. Ein Mann, der geschätzt wurde - für seine Fähigkeiten, seine Intelligenz und die Integrität, die in ihm steckte und die er sein ganzes Leben lang versucht hatte zu begraben.

Diese Dinge waren Dracos junge Triebe. Still in der Dunkelheit ruhend. Empfindlich und verängstigt. Insgeheim darauf hoffend, sich an seiner dreckigen Vergangenheit vorbeizudrängen und zu erblühen.

Hier gab es keine Grauzone. Es gab Licht. Und es gab Dunkelheit. Und die Grenze dazwischen war scharf gezogen.

Draco seufzte niedergeschlagen und schwang seine langen Beine über die Bettkante. Er stand auf der Grenze zwischen zwei Welten, und beide Türen waren ihm verschlossen.

Mit auf den Knien ruhenden Ellbogen ließ Draco den Schnatz in seiner offenen Handfläche ruhen und berührte ihn mit einer Fingerspitze.

Die schimmernden Flügel entfalteten sich.

*****
Der Weg zu Dumbledores Büro zog sich, jeder Schritt hallte zu laut von den Wänden wider und dauerte zu lange. Dracos Beine fühlten sich an, als wären sie aus schwerem Stein. Er hatte in seinem Leben nichts getan, was ihn für ihre Sache empfehlen würde und dennoch war er hier: er stand vor dem Wasserspeier mit all seinem Mut - zusammengefasst in dem winzigen silbernen Ball um seinen Hals .

In der goldenen Säule des sich windenden Treppenaufgangs nahm Draco Haltung an und straffte seine Schultern gegen das Brummen in seinem Schädel.

Frohes neues Jahr, Draco.

„Ah, guten Morgen, Mr. Malfoy“, sagte der Direktor. Eine Bewegung an Dumbledores rechter Seite schnitt seine Antwort ab und er versteifte sich.

Nein. Nein nein nein nein nein.

Hermine schenkte ihm eine Mischung aus nervösem Lächeln und einer Grimasse, was vermuten ließ, dass ihre Anwesenheit Dumbledores Idee gewesen war.

Verdammt großartig.

„Ich denke, Ihnen ist bewusst, dass Miss Granger ein Ordensmitglied ist. Ich dachte, nachdem wir sowieso gehen, wäre es sicher schön für sie, ihre Freunde zu sehen.“

Draco nickte knapp. Als ob er hier irgendeine Wahl hätte.

Dumbledore raschelte durch die aufgerollten Pergamente, die wackelig auf seinen Schreibtisch gestapelt waren, und bat sie um Verzeihung, während er nach etwas suchte, was er verlegt hatte. Accio Pergament dachte Draco sarkastisch, entschied sich aber dagegen, etwas zu sagen. Je länger er es hinaus zögerte, umso besser.

Die Schulsprecherin gab ihr Bestes, lässig zu wirken, während sie Interesse an einer wirbelnden Apparatur heuchelte, die wippend auf dem Rand des Kaminsims stand. Sie tat außerdem ihr Bestes, Augenkontakt zu vermeiden, was Draco momentan überhaupt nichts ausmachte.

Sie griff nach oben, um den Fuß des Objekts zu berühren und Dracos Blick schnappte einen roten Abdruck an ihrem Handgelenk auf. Sein Gesicht errötete. Sogleich schloss sich sein Verstand um ein Bild von dunklen, orchideenfarbenen Bändern, die sich um ihre Knöchel und Waden flochten. Und an das glänzende Rosa ihres Geschlechts.

„Na endlich!“, rief Dumbledore und riss Draco aus seinen unpassenden Erinnerungen. „Nun gut, lasst uns gehen. Miss Granger, warum gehen Sie nicht voraus?“

Hermine trat ohne Flohpulver in den Kamin und drehte sich um. Dumbledore winkte mit seiner Hand und sie verschwand in einem Wirbel aus blauen Flammen. Gut, das war neu und eine Ablenkung für den Moment.

Sobald sie fort war, atmete Draco lang aus. Im Gegensatz zu den Bildern, die gerade durch seinen Kopf gelaufen waren, war er heute Morgen einer völlig anderen Vorstellung gegenüber erwacht. Eine, die ihm geblieben war, als sie bereits auf dem Weg zum Frühstück gewesen war. Eine trübe Vision von Hermine, verschwommen am Rand ihrer Haare, scharf jedoch um ihre traurigen Augen, die ihn groß und offen, voller Enttäuschung ansahen. Die Verkörperung all seiner Ängste.

Er wollte sie nicht da haben, wenn er verletzlich war und es vor niemandem verbergen konnte.

„Wenn Sie noch einen Moment warten würden bevor wir folgen, Draco. Ich habe da noch eine kleine Sache, um die ich mich zuerst kümmern möchte. Es wird nur eine Minute dauern.” Schön. Wie auch immer. Dumbledore wartete gar nicht auf Dracos Antwort und verließ durch eine schmale Tür auf der gegenüberliegenden Seite den Raum.

Draco wischte seine feuchten Hände an seinem Umhang ab und blickte finster drein. Er war wütend auf sich, weil er zuließ, dass ihn all das aus der Fassung brachte. Er war ein Malfoy. Wenn er etwas wollte, nahm er es sich. Er stellte sein Recht, es zu haben, nie in Frage. Aber diese Sache… diese… Unabhängigkeit von seiner Familie lebte in einer Welt, die er nie für möglich gehalten hätte. Wie Hermine.

„Gut, Draco, wollen wir?“

Er zögerte. „Professor?“

„Ja?“

„Was passiert… Was passiert, wenn ich sie nicht…“

Dumbledore lächelte warm und verständnisvoll. „Ein simpler Gedächtniszauber. Aber darüber würde ich mir nicht zu viele Sorgen machen, Draco.“

Draco zwang sein Stirnrunzeln zu einer geraden Linie.

„Treten Sie einfach in den Kamin und ich schicke Sie rüber. Ich bin direkt hinter Ihnen.“

*****
Hermine trat in die enge, glanzlose Küche von Grimmauld Platz Nr. 12 und direkt in die Arme einer quiekenden Ginny Weasley.

Über die Schulter ihrer Freundin wirkte es so, als würde ein Begrüßungskomitee warten. Nach Rons Gesicht jedoch zu urteilen, das irgendwo zwischen einem finsteren Blick und einem überraschten Keuchen feststeckte, nahm Hermine an, dass die Versammlung nicht für sie bestimmt war.

Nachdem Ginny sie entließ, nahm Harry sie fest in die Arme.

„Schön, dich zu sehen, Hermine“, sagte er. Harry schien nicht ganz so überrascht zu sein wie alle anderen und Hermine fragte sich, ob ihr bester Freund vielleicht mit Dumbledore unter einer Decke steckte. Es war ein wenig unangenehm, zu denken, dass sie hinter ihrem Rücken planten, doch es hatte etwas für sich, also ließ sie den Gedanken fallen und erwiderte Harrys Umarmung in vollen Zügen.

„Danke, Harry. Es ist auch schön, dich zu sehen.“

Harry trat zurück und Hermine wandte sich Ron zu, dessen Ausdruck sich nicht verändert hatte.

„Wirst du Hallo sagen, Ron, oder willst du mich nur anglotzen?“, fragte sie amüsiert.

„Was tust du hier?“

Hermine schenkte ihm ein sarkastisches Grinsen. „Hallo zurück, Ron. Hattest du schöne Ferien? Das ist großartig. Ja, ich habe dich auch vermisst.”

Ron erwachte aus seiner Starre und rollte mit den Augen, lächelte dann freundlich und umarmte sie. „Tut mir leid, Mine. Ich wusste nur nicht, dass du mitkommst.“

„Offensichtlich“, sagte sie, als sie ihn umarmte.

In diesem Moment hastete Mrs. Weasley in die Küche und Ron schaffte es gerade noch aus der Schusslinie, bevor sie Hermine in eine erdrückende Umarmung zog.

„Oh, Hermine! Wie geht es dir, Liebes?“ Sie ließ noch rechtzeitig los, damit Hermine Luft holen konnte und fuhr fort, bevor Hermine antworten konnte. „Läuft alles gut in der Schule? Ich hoffe, du hast nicht die ganzen Ferien über gelernt.“

„Na ja, ich konnte genug Pausen machen, um zwischendurch etwas zu essen“, ganz egal, von was, fügte sie gedanklich hinzu. „Aber ich habe euch alle so vermisst. Wie geht es euch?“

Mrs. Weasley hielt Hermines Gesicht zwischen ihren Händen und sie war sich sicher, dass Molly spüren konnte, wie ihre Wangen bei der Erinnerung an das, was sie über die Ferien gemacht hatte, rot anliefen.

„Oh, gut, gut, Liebes. Du musst hungrig sein. Komm, setz dich. Ich habe einen leckeren, heißen Eintopf auf dem Herd.”

Hermines Antwort wurde vom auflodernden Kamin unterbrochen.

Und da war Draco. Angespannt und gebieterisch. Ein makelloser, schwarzer Pfeiler in einem Meer aus verblichenen Jeans und farbenfrohen Pullovern. Eine Schlange in der Höhle des Löwen.

In diesem merkwürdigen, lang gezogenen Moment konzentrierten sich Hermines Sinne auf ihre Atmung - ein und aus, vermischte sich mit dem Dehnen und Zusammenziehen des alten Hauses und dem verweilenden Geruch des blauen Rauchs im Kamin. Ebenso wie Draco richtete sie ihre Augen kurz auf jede Person im Raum, beginnend und endend mit Ron.

Alle sahen aus, als würden sie erwarten, dass Draco seinen Zauberstab hervorzog und alle mit einem Avada Kedavra belegte.

„Malfoy“, sagte Harry vorsichtig.

Die Anspannung im Raum zerplatzte lautlos und die Zeit eilte voran, um aufzuholen. Bevor Draco antworten konnte, stürzte sich Mrs. Weasley auf ihn. Der Schock auf Dracos Gesicht, als Mrs. Weasley wegen ihm so ein Aufhebens machte, war beinah komisch. Hermine hätte gelacht, wenn sie nicht selbst so schockiert gewesen wäre.

„Draco. Sieh dich an“, rief sie warm, als ob sie mit einem geliebten Neffen sprach, den sie schon länger nicht mehr gesehen hatte. Sie packte ihn mit ihren kurzen, plumpen Fingern an den Oberarmen und hielt ihn von sich weg, um ihn anzusehen. „Meine Güte, was für ein großer, junger Mann du geworden bist. Und so gut aussehend.“

Draco sah mit seinen kerzengeraden Armen in Mollys Griff und seinen weit geöffneten, blinzelnden Augen aus, als wäre er in arger Bedrängnis. Hermine hatte den Verdacht, dass Draco, sobald Molly ihn losließe, zurück in den Kamin rennen würde. Sie erhaschte einen Blick auf Ginny am anderen Ende des Raumes, die versuchte, ihr Kichern zurückzuhalten und musste sich auf ihre eigenen Lippen beißen, um das aufkommende Grinsen zu stoppen.

Harry sah aus, als wäre Weihnachten gleich zweimal hintereinander gewesen.

Ron jedoch zeigte einen alarmierenden Rot-Ton und knallte seine Butterbier-Flasche laut auf den Tisch. Hermine verdrehte die Augen. Was für ein Baby.

Falls Molly sich der Gefühle ihres Sohnes in Bezug auf Draco Malfoy bewusst war - und die Chancen dafür standen hervorragend - stellte sie sich taub und wuselte weiter herum.

Sie führte Draco nachdrücklich zum anderen Ende der Küche und brachte ihn dazu, sich an den langen Holztisch zu setzen.

„Komm schon, Hermine. Du auch. Esst ordentlich und ihr werdet kerngesund.”

„Danke, Mrs. Weasley“, sagte sie und ignorierte Dracos panisches Starren. Dieses Haus war zu klein für mehr als ein Baby. Draco würde sich einfach zusammenreißen und damit fertig werden müssen.

Sie kletterte ihm gegenüber auf die Bank. Schräg links gegenüber. Nur um sicher zu gehen.

*****
Das hier musste die Hölle sein. Draco war sich sicher. Er war irgendwann während seiner Reise durch das Flohnetzwerk gestorben und in der Hölle gelandet. Als er sich an den zerfurchten und verwahrlosten Tisch setzte und sich nicht traute, seinen Mund aufzumachen, fragte er sich, welche seiner schlimmen Taten den Ausschlag gegeben hatte. Vermutlich hätte er die Prinzessin von Gryffindor nicht fesseln sollen. Oder sie versohlen sollen.

Potter nahm den Platz neben Hermine und die Schwester des Wiesels, die für Dracos Geschmack viel zu eifrig aussah, stieg auf die Bank an Hermines andere Seite und damit genau ihm gegenüber. Weasley stand genau hinter ihnen, während er anscheinend entschied, dass es befriedigender sein würde, Dracos Folter so lange wie möglich hinauszuziehen, anstatt ihn zu töten. Es hatte den Anschein, dass es eine schwierige Entscheidung war, aber schließlich setzte sich der rothaarige Trottel auf Potters andere Seite.

Klasse. Ein Gryffindor-Exekutionskommando. Draco versuchte so gut es ging, seine desinteressierte Haltung aufrechtzuerhalten. Gähnen wäre eine nette Geste. Riskant. Aber nett. Niemand sprach. Wo war Dumbledore?

Eine milde Panik setzte ein, als Mrs. Weasley mit zwei großen, dampfenden Schüsseln, die vor ihr schwebten, zum Tisch zurückkehrte. Wer wusste, was für ein Fraß hier serviert wurde. Die graue Küche sah kaum funktionstüchtig genug aus, um Haferschleim zuzubereiten. Abgesehen davon konnte er mit diesen Knoten im Magen auf keinen Fall essen. Genau aus diesem Grund hatte er schon das Frühstück ausfallen lassen.

Die Schüsseln setzten sanft vor ihnen auf und Draco gab widerwillig zu, dass es gut gemacht war. Zu viele Leute glaubten, Dinge fliegen zu lassen wäre ausreichend und vernachlässigten die Kunst des Wieder-Absetzens.

Es roch verdammt gut. Nicht, dass er bereit war, mit vier auf ihn gerichteten Augenpaaren zu essen. Wo zur Hölle steckte Dumbledore?

„Esst auf, ihr zwei“, drängte Mrs. Weasley. „Komm, Ginny, wir beide haben zu arbeiten.“

Die jüngste Weasley rollte dramatisch mit den Augen und schlurfte weg vom Tisch. „Na gut“, stöhnte sie und folgte ihrer Mutter aus dem Raum.

Super. Allein mit dem Goldenen Trio. Das Leben machte sich lustig über ihn. Und dann knurrte sein Magen laut. Oh, nein… JETZT machte sich das Leben lustig über ihn. Harry kicherte.

Hermine hatte bereits vier Löffel ihrer Suppe gegessen und sah bei dem Geräusch auf. Draco behielt seine Hände im Schoß und wandte seinen Blick dem Kamin zu.

„Im Ernst, Draco! Es ist nicht vergiftet“, rügte Hermine, grinste ihn aber an. Oh, das war so unfair.

„So eine Schande“, murrte das Wiesel, gerade laut genug, dass Draco ihn zweifellos hören konnte.

Auf eine total verdrehte und falsche Art war er froh, dass das Wiesel hier war. Er wusste vielleicht nicht, wie es mit dem Orden stand, oder Potter, oder sogar Hermine, aber er wusste, wie es mit dem Wiesel stand. Das war leicht zu erraten.

Er wollte gerade etwas erwidern, als Hermine unterbrach, „Ronald Weasley, wenn du endlich damit fertig bist, dich wie ein verdammter, jammernder Idiot aufzuführen, würden wir das alle zu schätzen wissen.“

Nett. Es war angenehm zu wissen, dass er nicht der Einzige war, der Grangers Entrüstung abbekam.

Weasley starrte sie böse an. „Lass mich in Ruhe, Hermine!“, antwortete er bissig und kratzte mit der Bank über den Boden, als er aufstand und aus dem Raum stampfte. Die Küchentür schlug hinter ihm zu und ließ Hermine, mit offenem Mund und Empörung auf ihrem Gesicht, starrend zurück. Obwohl Draco versuchte, es zu verstecken, entfuhr ihm ein erleichterter Seufzer, weil er fort war.

Dann fing Potter an zu lachen. Eine Sekunde lang glaubte Draco, dass er verrückt geworden war, doch dann kämpfte auch Granger gegen ein Grinsen. Ein verärgertes, aber dennoch ein Grinsen. Gryffindors.

„Du meine Güte, Harry, war er die ganze Zeit so?“

„Das war ehrlich gesagt harmlos“, sagte er mit einem schiefen Lächeln.

Draco hingegen konnte plötzlich und deutlich seine größte Hürde sehen. Ron Weasley. Hermine Grangers anderen besten Freund.

Sie mochte mittlerweile bereit sein, ihm den Kopf zu waschen, aber wenn Weasley sich so zur Wehr setzte, wie Draco es annahm, stand kaum zur Debatte, wo Draco letztendlich landen würde.

„Ich bin wirklich froh, dass du hier bist, Hermine“, sagte Harry ohne Umschweife. „Und jetzt sag mir bitte, dass du nicht wirklich deine gesamten Ferien mit Lernen verbracht hast.“

Draco behielt seine Augen auf seinem Eintopf, steckte sich seinen Löffel in den Mund und schluckte, konnte sein selbstzufriedenes Grinsen jedoch bis in die Zehen spüren.

„Weißt du, Harry, es würde dich nicht umbringen, ab und zu mal ein Buch aufzuschlagen. Nur weil du Ferien hast, heißt das nicht, dass du nachlässig werden kannst.“

Draco spürte wie sein Mund vor Stolz darüber zuckte, dass seine kleine Löwin die Fähigkeit hatte, Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken und gleichzeitig den Wunderjungen zu schimpfen. Doch als Potter sich nicht angegriffen fühlte, wurde Draco plötzlich bewusst, dass dessen Augen auf ihm ruhten.

Das Gewicht von Potters Blick war schwer zu ignorieren und als er es nicht länger vermeiden konnte, wandte Draco sich ihm zu, um ihn böse anzugucken oder um zu sagen, dass er sich verpissen sollte. Potters Blick war jedoch intensiv und nachdenklich, als würde er etwas austüfteln, und ließ Dracos Herz schlagartig gegen seine Rippen klopfen.

Und dann - genauso plötzlich - war es vorbei und er drehte sich wieder zu Hermine. „Ich wusste nicht, dass du kommst.“

„Professor Dumbledore dachte, ich würde vielleicht gerne meine Freunde sehen und lud mich ein, mitzukommen.“

Harry schnaubte. „Sicher. Es hat bestimmt nichts damit zu tun, dass deine Anwesenheit den Übergang für einige hier leichter machen soll. Ich meine, zu sehen, dass du und Malfoy Freunde seid…“

Draco starrte auf seinen Eintopf. „Ich brauche keine Hilfe, Potter“, sagte er bitter.

Potter und Hermine tauschten einen Blick und Potter verdrehte die Augen. „So erschreckend es für dich sein mag, Malfoy, ich habe tatsächlich nicht von dir gesprochen.“

Wo zum Teufel war Dumbledore?

Hermine ließ Harry und Draco in der Küche zurück, mit der Begründung, Ron zu finden und ihm-zu-sagen-was-genau-sie-von-seiner-kleinen-Darbietung-hielt und ich-hoffe-er-war-nicht-genauso-ein-Faulenzer-er-konnte-es-sich-nicht-leisten-sich-nicht-auf-seine-UTZe-vorzubereiten…

Nachdem die Tür zugefallen war, saßen Draco und Harry in angespannter Stille; Harry trommelte mit seinen Fingern auf den Tisch und Draco starrte in seine leere Schüssel, bis Harry vorschlug, in der Bibliothek zu warten.

*****
Der schmale Flur, der von der Küche wegführte, war dunkel und modrig, wie Räume, die zu lange nicht gelüftet worden waren. Das blasse Grün der Wände gab Draco das Gefühl, auf dem Grund eines trüben Sees zu sein. Als würde er durch Algen und schleimigen Schlamm laufen. Eine Ahnung von Krieg schien diesen Platz zu durchdringen. Oder das, was er sich jedenfalls als Krieg vorstellte. Aber irgendwie kam ihm dieser Flur auch bekannt vor. Nicht wohlig, einfach… vertraut. Das schaurige grüne Licht erstreckte sich über die Stufen am Ende der Halle hinunter und warf die Schatten der Stangen des Treppengeländers, einer Gefängniszelle gleich, an die Wand.

Eine huschende Bewegung am Ende der Halle fing Dracos Blick und er sah über Potters Schulter und fand einen kleinen Hauself, der einen Lappen langsam über das Namensschild eines Bilderrahmens rieb. Potter schien abgeneigt, den Hauselfen wahrzunehmen, und der Hauself teilte diese Ansicht scheinbar.

Draco wunderte sich kurz, ob Hermine von Potters fehlenden Manieren gegenüber Hauselfen wusste. Die hässliche kleine Kreatur (okay, Draco würde also in nächster Zeit B.ELFE.R nicht beitreten) drehte sich um, um Draco von Kopf bis Fuß zu mustern, und erstarrte mit großen Augen. Gott, war der hässlich. Und alt. Und er sollte sich dringend mal die Ohrenhaare schneiden.

Und dann eilte der Elf, zu seiner Überraschung und seinem Schrecken, an Potter vorbei und fiel vor Draco auf die Knie. „Oh. Oh. Oh, Sir…“, sagte er mit krächzender Stimme. „Oh. Edler, EDLER Sir! Sie… Sie sind… HIER!” Der Elf war außer sich, stotterte und machte eine Fülle großer, wedelnder Gesten, die nicht zu seinen Worten passten.

Draco scherte sich nicht darum, seine Verwirrung oder seinen Ekel über den auf dem Boden liegenden, sich undeutlich ausdrückenden Elf, der ihn hofierte, zu verstecken

„Oh“, fuhr er fort, „Oh, wir haben gewartet und gehofft und gebetet, dass Ihre wunderschöne, hervorragende, geehrte Anwesenheit…“

„Reiß dich zusammen, Kreacher“, sagte Potter trocken und wandte sich den Stufen nach oben zu. Draco schaute den Elf immer noch entgeistert an. Hatte… Hatte er gerade… Potter angeknurrt? Das war… höchst ungewöhnlich.

Draco ging zurück und trat vorsichtig auf die erste Stufe, bereit, dem irren Elf zu entkommen, als ihn ein lautes Japsen wieder herumfahren ließ. Von dem Gemälde an der Wand blickte ihn eine alte, matriarchalische Frau finster an. Draco hatte eindeutig das Gefühl, dass er sie schon einmal gesehen hatte.

„Es wurde aber auch Zeit, Mr. Malfoy“, schalt das Portrait. Ihr Tonfall brachte unverzüglich einen Fluch auf seine Zungenspitze, es überraschte ihn jedoch, dass das Portrait seinen Namen kannte. Sie hatte ihn anscheinend auch schon mal gesehen. „Zu lange steht dieses Haus schon unter dem Einfluss dieser Unwürdigen. Sie haben Schlammblütern und Blutsverrätern erlaubt, Schmutz…“

Potter schnalzte mit seinem Handgelenk in Richtung des Gemäldes und ein schwerer schwarzer Vorhang schloss sich vor den Rahmen und stellte die kreischende, alte Dame sofort ruhig.

Ein wenig alarmiert sah Draco Potter an, der verärgert die Augen verdrehte. Er ging weiter die Stufen hoch und murmelte, „Loswerden kann ich keinen dieser beiden verfluchten, alten…“

Draco sah sich nun um, nahm die befleckte Streifentapete und die staubigen Ecken der Treppenstufen auf. Ein merkwürdiges Gefühl legte sich in Dracos Magengrube, während seine Wahrnehmung des Hauses unter seiner Haut prickelte und an die Ränder seines Verstandes stieß, wie etwas, dass er mal gewusst, dann aber wieder vergessen hatte.

Er blickte hinauf zur Quelle des kränklichen Lichts und sein Magen verkrampfte sich. Drei gut erhaltene und leicht verschrumpelt aussehende Köpfe von Hauselfen befanden sich an der obigen Wand unter Glas. Nun war er sich sicher. Er war hier schon einmal gewesen.

Draco stieg hinter Potter auf den Treppenabsatz, als plötzlich ein lauter Knall, als ob ein schweres Buch fallen würde, durch die geschlossene Tür zu ihrer Linken kam. Sie sahen beide die Tür an und hörten den unverwechselbaren Klang einer zornigen Hermine Granger.

„Wer glaubst du eigentlich, wer du bist, Ronald Weasley? Du hast kein Recht, herumzustolzieren und mir zu sagen, was ich tun oder denken soll! Wie kannst du es wagen, anzunehmen, dass ausgerechnet du logisch bist! Und offensichtlich?”, ihre Stimme wurde höher und leidenschaftlicher. „So wie in der dritten Klasse, als du meine Katze beschuldigt hast, offensichtlich Krätze gefressen zu haben? Oder in der vierten Klasse, als du Harry beschuldigt hast, offensichtlich geschummelt zu haben und ihn während des Trimagischen Turniers im Stich gelassen hast? Oder vielleicht meinst du offensichtlich damals in der fünften Klasse…“

Potter grinste Draco an. „Keine gute Idee, Hermine wütend zu machen.“

„Ja. Ich weiß.”

Potter hob fragend eine Augenbraue.

„Sie wusste nichts von mir und… hiervon“, erklärte er mit einem Winken seiner Hand, auf seine Bitte hinweisend, dem Orden beizutreten.

Auf Potters Gesicht trat ein verwirrter Ausdruck, nur von einem „Hm“ gefolgt.

Hinter ihnen öffnete sich eine Tür und Remus Lupin tauchte lächelnd auf. „Hallo Harry! Mr. Malfoy. Wie geht es Ihnen?”

„Gut, Sir“, antwortete Draco, obwohl er sich überhaupt nicht gut fühlte.

„Lange her, was?“, sagte er und sah sich auf dem Absatz um. „Nun, ihr zwei geht schon einmal rein und Dumbledore wird euch wissen lassen, wann es so weit ist.“ Damit lief er die Treppen hinunter und war außer Sicht.

„Wo zur Hölle sind wir?“, wollte Draco wissen, als sie die Bibliothek betraten.

Potter drehte sich mit einem merkwürdigen, irgendwie verrückten Lächeln auf seinem Gesicht um. „Oh, wusstest du das nicht? Das hier ist dein Haus.“

„Wie bitte?“

„Na ja, okay, nicht genau ?dein' Haus, aber du stehst gerade in der Bibliothek des vornehmen und gar alten Hauses der Blacks“, sagte er mit einem Handwedeln.

„Dieses unausstehliche Gemälde da unten wäre deine Großtante Walburga Black. Ein fieses Weibstück. Und scheinbar ist mein ergebener Hauself außer sich vor Freude angesichts der Hoffnung, dass du hier bist, um ihn vor den bösen Schlammblütern und Blutsverrätern zu retten, die zahllose Stunden damit verbracht haben, ihn zu foltern. Als ob wir nichts Besseres zu tun hätten.“

„Das Haus der Blacks?“, war alles, was Dracos wortgewandter, stotternder Verstand hervorbrachte.

„Und falls das deinem Gehirn nicht auf die Sprünge hilft, probier es hiermit: Dein geerbtes Zuhause gehörte deinem Cousin, Sirius Black. Zuerst Cousin, dann verstoßen, um genau zu sein. Der“, er hielt für die Wirkung inne, „mein Pate war. Er hinterließ mir das Haus, als er vor zwei Jahren starb.“

Potter ließ sich in einen großen Lehnstuhl fallen, nahm sich ein Quidditch-Magazin und blätterte es durch, während Draco ihn stumm anstarrte.

Draco durchfuhren so viele Gedanken und Gefühle, dass er sie nicht ordnen konnte. Es war zu viel. Der Grund, warum er hier war, Grangers unerwartete Anwesenheit, sein merkwürdiger Empfang und jetzt das. Zehn Minuten lang stand er vor einer Wand aus Büchern, starrte auf die Titel und sah sie doch nicht.

Er musste die Befragung einfach hinter sich bringen. Das war alles. Er konnte später entscheiden, was er dabei fühlte, dass Potter besaß, was das Zuhause seiner Tante Bella oder seiner Mutter gewesen wäre.

„Ich wette, es bringt dich um, dass wir auf diese Art verbunden sind. Über die Familie“, ergötzte sich Potter mit dem Ausdruck einer Person, die länger als fünf Minuten Zeit gehabt hatte, um sich an den Gedanken zu gewöhnen.

„Halt die Klappe, Potter.“

*****

Lupin steckte seinen Kopf herein, um Harry und Draco zu bitten, im Salon zu warten, da sie bald so weit waren.

Sein Herz und Magen und jedes andere wichtige Organ, das er hatte, fühlten sich plötzlich an, als steckten sie in seinem Hals. Draco schluckte daran vorbei. Vergiss das verdammte Haus.

Er folgte Potter den großen Korridor entlang, atmete tief und vorsichtig ein und versuchte, die zermalmenden Wellen in seiner Brust zu beruhigen. Gott sei Dank konnte Potter ihn nicht sehen.

Die schwere Eichentür des Salons schloss sich hinter ihm und Draco stand gerade so im Raum. Potter zeigte auf die Wand hinter Draco. „Der Stammbaum der Blacks“, erklärte er.

Draco drehte sich um und fühlte, wie alles in ihm abschaltete. Fünfzig Augenpaare starrten auf ihn herunter. Die vollständige Linie der Blacks, so reinblütig wie die der Malfoys, alles, wozu er erzogen worden war - das Vermächtnis, zu dessen Antritt er gezeugt worden war - starrte ihn durch ihre schwarzen, verzwirbelten Ranken finster an. Er wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Er wollte nicht hinsehen, doch da war sein Großvater, Cygnus, und seine Großmutter. Und seine Tante Bellatrix - die Augen leuchteten selbst als Stickerei wahnsinng - und ein schwarzes Brandloch, wo Andromeda Tonks hätte sein sollen. Das Schicksal von Verrätern.

Und wie ein Magnet richteten sich seine Augen auf seine Mutter und sein Herz schluchzte tief und schmerzvoll, als er ihr Gesicht wieder sah. Und da war sein Vater, hochmütig und gleichgültig, der ihn anstarrte. Sein Vater würde zusehen. Er würde von seinem aus Nadel und Faden gefertigten Bild Zeuge werden, wie sein Sohn alles verriet, woran er geglaubt hatte. Draco schluckte an dem Kloß in seinem Hals vorbei.

Und dann sah er zwischen seiner Mutter und seinem Vater nach unten. Da war er. Draco Malfoy. Dabei, aus seiner eigenen Familie gebrannt zu werden.

Verdammt.

All die Energie und Anspannung seiner Angst wichen aus ihm. Er fühlte sich schwer und ausgelaugt. Im Angesicht seiner Abstammung fühlte sich der Entschluss, die Verbindung des Namen Malfoy mit der Dunkelheit zu beenden, unausführbar an. Zu tief verstrickt in Dreck und Schlamm und Grausamkeit und dem Gewicht der Vorgeschichte.

Draco wandte seiner Familie den Rücken zu und bemerkte, dass Potter ihn ansah, seine hellen grünen Augen offen und aufrichtig hinter seiner Brille.

Er hielt Potters Blick stand und es beruhigte ihn. Sie verstanden sich. Etwas zwischen ihnen, das an der Rivalität zweier Schuljungen vorbeikam. Etwas Menschliches. Und es gab ihm Stärke und erinnerte ihn daran, dass jemand an ihn glaubte.

Potter wusste, was Draco aufgab, um hier zu sein und Draco merkte, dass er dankbar war, dass jemand es verstand.

Während er Dracos Blick festielt, rief Potter nach Kreacher.

„Sag Dumbledore, dass wir uns lieber im Wohnzimmer treffen.“ Als der Elf aus dem Raum verschwunden war, hatte Potter den Anstand, den Umzug nicht weiter zu erwähnen.

*****

Okay. Nicht, was er erwartet hatte. Irgendwie hatte er sich etwas vorgestellt, was mehr nach… Gefängnis aussah. Dunkel und schmutzig, wie ein Vernehmungsraum oder eine Arrestzelle in den fensterlosen Tiefen des Ministeriums.

Ein großer Kamin glomm und knisterte laut, schickte selbst in die entferntesten Ecken des Raumes Wärme. Die Vorhänge waren zurückgezogen und sandten das weiße Licht eines Wintermorgens in Kaskaden über die plumpen Sofas und Stühle. Und dankbarer Weise gab es keinen Hinweis auf irgendeinen Black oder Malfoy Reinblut-Fanatiker, der ihn anstarrte. Es wäre so viel einfacher, herb enttäuscht zu werden, ohne dass alle zusahen.

Eine Minute später kam endlich Dumbledore herein, gefolgt von Mad Eye Moodys plumpem Stolzieren und Arthur Weasley, der deutlich misstrauischer aussah als seine Frau.

„Warum machen wir es uns nicht alle bequem und ich lasse uns etwas Tee bringen.“

Moody stapfte zu dem Stuhl, der am weitesten im Raum und der Tür gegenüber stand. Er setzte sich auf den Rand der Sitzfläche, sein verrücktes Auge huschte über jeden Zentimeter des Zimmers. Der älteste Weasley saß in einem Lehnstuhl vor ihm und schlug lässig ein langes Bein über sein Knie. Etwas an seiner Haltung wirkte professionell. Die Zurückhaltung in der Bewegung widersprach Dracos Vorstellung eines Weasleys. Es war beinahe… elegant. Nicht, dass er das zugegeben würde, außer unter Veritaserum, schob sein Geist voller Ironie nach.

Dumbledore wies Draco zu einem vornehmen, bequem aussehenden, blass-goldenen Stuhl und nahm selbst den roten viktorianischen Sessel ihm gegenüber.

Potter saß mit angezogenen Beinen auf einem goldenen Stuhl, der Dracos ähnelte, aber etwas breiter war.

Das waren also seine Vollstrecker.

Mad Eye Moody. Vernarbt und entstellt durch viele Jahre der Jagd nach Todessern: Dracos Tante. Sein Vater. Sein ganzer verdammter Stammbaum im Nebenraum. Draco blickte auf die raue Linie seines bösen Blicks. Auf die Anspannung in seiner Körperhaltung. Er wäre der erste dieser Gruppe, der auf Draco einpreschen würde, der erste, der seine Antworten verdrehen und ihn damit verdammen würde.

Arthur Weasley. Dracos Verstand überschlug die zahllosen Male, die sein Vater den ältesten Weasley erniedrigt hatte. Draco entnahm seinem nachdenklichen Ausdruck, dass er an das Gleiche dachte. Zum ersten Mal wünschte sich Draco, dass er seinem Vater nicht so ähnlich sah. Arthur Weasley könnte ebenso wie Moody darauf brennen, ihn auseinander zu nehmen - wenn auch nur zu Gunsten seines wütenden Sohnes.

Draco sah Potter an und erinnerte sich an den Tag vor dem Wasserspeier. Potter brauchte kein Veritaserum, hatte er gesagt. Ganz plötzlich sprang sein Verstand in die Vergangenheit zurück und ließ ihn mit ausgestreckter Hand vor einem elfjährigen Potter stehen.

Und Dumbledore. Dracos Herz sank. Sein Direktor lächelte ihn warm an und zwinkerte ihm, so wie es Dumbledore eben tat, zu. Der einzige Erwachsene, der jemals behauptet hatte, Draco könne mehr sein als nur der Sohn seines Vaters. Es würde ihn zerreißen, Dumbledore zu enttäuschen.

Draco sah durch den Raum auf das helle Fenster und fragte sich, was Hermine wohl gerade machte. Er fühlte sich, als würde ihm schlecht werden.

Kreacher erschien mit Teegedecken und begann, jedem von ihnen eine Tasse vorzubereiten. In dem Moment kam Lupin herein, etwas außer Atem, aber mit einem Lächeln.

„Nimm dir einen Tee, Remus“, Dumbledore winkte mit seiner Hand lässig in Richtung Kreacher, bevor er einen Schluck aus seiner Tasse nahm.

„Danke, Albus. Gerne. Danke, Kreacher”, sagte er und nahm eine Tasse mit Unterteller von Kreacher und ließ sich neben Draco in einen Stuhl fallen.

Es war alles sehr höflich und angenehm und trug nur dazu bei, Draco noch mehr Übelkeit zu verursachen.

An seinem Haaransatz brach eine dünne Linie Schweiß aus, und auch wenn er dachte, er schaffte es ganz gut, gleichgültig zu wirken, musste er seine Augen auf einem großen Gemälde über dem Kamin halten, um den Blicken der Anwesenden auszuweichen. Der verrückte Hauself bot ihm mit einer tiefen, altmodischen Verbeugung eine Teetasse an; in Gedanken verfluchte er sein Timing und versuchte, nicht vor Scham rot anzulaufen. Potter kicherte. Draco blickte finster.

Dracos Verstand war überflutet von all den Fragen, auf die er sich vorbereitet hatte, wiederholte fieberhaft die passenden Antworten, die er gerne geben würde, ebenso wie die Antworten, vor denen er sich fürchtete. Es war ein widerliches Gefühl, keine Kontrolle zu haben. Er wäre seinem innersten Ich ausgeliefert und es verängstigte ihn. Für einen Moment wünschte er sich, es gäbe einen Weg, das Veritaserum zu umgehen, dann erinnerte er sich jedoch daran, dass er mit einem ruhigen Gewissen von dieser Klippe springen würde.

Draco konzentrierte sich darauf, seine Hände still zu halten. Mr. Weasley und Moody diskutierten die Vorzüge einer neuen Erfindung - eindeutig eine fortgeführte Unterhaltung von vorhin - und wurden von Dumbledore unterbrochen.

„Also, erlösen wir Mr. Malfoy von seinem Elend und fangen an”, sagte Dumbledore glücklich. Diesmal war sich Draco nicht sicher, ob er die Röte aus seinem Gesicht halten konnte.

Die Energie im Raum verschärfte sich, als sich jeder etwas gerader hinsetzte, mit Ausnahme von Potter, der eher als Zuschauer und nicht Teilnehmer hier zu sein schien. Der Knoten in Dracos Magen zog sich enger zusammen. Sein Verstand landete plötzlich bei dem Schnatz, der unter seinem Hemd versteckt war und er - da er sich nicht traute, es wirklich zu tun - stellte sich vor, wie er ihn hielt, die kleinen Flügel sich entfalteten und er unter seinen Fingerspitzen zum Leben erwachte. Und ziemlich unerwartet, mal abgesehen von unpassend, dachte er an Granger, mit gespreizten Beinen, die auf seinem Bett zum Leben erwachte.

„Ich schlage vor, dass wir zuerst das Veritaserum aus der Welt schaffen, damit wir uns den wichtigeren Dingen widmen können.“ Dumbledore nickte Moody zu. Draco war für die Unterbrechung so dankbar, dass er die geheimnisvolle Formulierung „wichtigere Dinge“ verpasste.

Moody griff in seine Weste, zog eine kleine Phiole heraus und gab sie ihm.

Draco fühlte sich, als würde er explodieren. Bevor die randalierende Herde Hippogreife durch seinen Bauch platzen würde, schraubte er schnell den Deckel auf und kippte den Inhalt hinunter. Der bittere Trank war kalt und metallisch in seinem Mund und Rachen und er konnte nichts gegen seine angewiderte Grimasse tun.

Moody räusperte sich laut. Mr. Weasley lächelte und schlug vor, den schlechten Geschmack mit etwas Tee herunter zu spülen. Der Tee würde die Wirkung nicht beeinträchtigen. Draco nahm seinen Rat an.

Und wartete. Er sah Dumbledore und Mr. Weasley an, und Potter und Lupin und Moody, die ihn alle erwartungsvoll anschauten. Er spürte nur das Schäumen in seinem Magen und das Summen in seinem Kopf. Er fragte sich, ob es funktioniert hatte. Vielleicht hatte es nicht geklappt und Draco wäre in der Lage, unangenehmen Themen auszuweichen. Er konnte immer noch hoffen.

„Nun dann, fangen wir an“, sagte Dumbledore und löste seine Augen von Draco. „Ein paar Formalitäten… Wie ist Ihr Name?“

Ah. Da war er. Zwang. Ein starkes Ziehen an seinen Organen. Ein Stechen, dass seine Ohren kribbeln ließ. Eine einfache Frage, und er versuchte, dagegen anzukämpfen, um zu sehen, ob er es konnte. „Draco Malfoy“, antwortete er ohne zu zögern.

„Wissen Sie, warum wir hier sind?“

„Ja.“ Der Zwang war stark. Er gab ihm nicht einmal einen Moment, dagegen anzukämpfen.

Moody schlug mit seinem Holzbein gegen das Stuhlbein. „Bist du aus freien Stücken hier?“, nörgelte er.

„Ja, bin ich.“

Mit jeder Frage und Antwort spürte Draco das Unausweichliche näher kommen. Die Dinge, die er nicht sagen wollte, die er nicht beantworten wollte, bewegten sich in seiner Brust und schnürten sie zu.

„Gut.“ Arthur Weasley sprach als Nächstes. „Draco, der Orden des Phoenis ist eine Gruppe von Leuten aus allen sozialen Schichten, von Reinblütern zu Squibs, die sich der Bekämpfung Dunkler Zauberer und Hexen, sowie derer, die ohne Rücksicht auf Verluste nach Macht streben, widmet. Hauptziel sind Voldemort und die Todesser. Die Mitglieder des Ordens des Phoenix glauben, dass Voldemort zerstört werden muss und arbeiten für dieses Ziel.“

Sein Tonfall war ernst, aber nicht unfreundlich, und Draco spürte, wie er an jedem Wort hing und verzweifelt versuchte, jedes einzelne Wort aufzunehmen, dass er sagte.

Eine schwere Stille, die jede Person in ihre eigenen Gedanken zog, legte sich über sie, als ob sie sich erinnerten: ja, es ist eine wichtige Aufgabe, die ich erledige und ich glaube immer noch daran.

„Verstehst du, was ich dir gesagt habe, Draco?“

„Ja, das hab ich.“ Die Teetasse klapperte in seiner Hand und er setzte sie ab. Gleich kam es. Er konnte es fühlen. Bedeutsamkeit lag in der Luft. Ruhig und schwer.

„Gut.“ Mr. Weasley beugte sich vor und fuhr vorsichtig fort. Mit Absicht. Draco hielt seinen Atem an.

„Draco Malfoy, verschreibst du dich, ohne Einschränkung, der Bekämpfung Dunkler Hexen und Zauberer, Voldemort und der Todesser?“

Es wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, um einen Moment innezuhalten und seine Seele gründlich nach der Klarheit seiner Antwort zu durchsuchen, auch, um nur so zu wirken, als würde er gründlich über seine Antwort nachdenken, damit sie ihm glaubten. Aber dann kam sie, ohne Hilfe von ihm, herausgezogen aus den dunkelsten und hellsten Stellen der Wahrheit in ihm.

„Ja.“ Zweifelsfrei. Einfach. Wahrheitsgemäß. Ja.

Draco blinzelte.

Er fühlte sich, als würde er sich in Zeitlupe bewegen. Er blickte in die Gesichter, die ihn anstarrten, eines nach dem anderen, um zu bestätigen, dass das gerade passiert war. Er hatte Ja gesagt. Unter Veritaserum hatte er ohne Zögern mit Ja geantwortet.

In seinen tiefsten Befürchtungen - nicht in denjenigen über die fürchterlichen Dinge, die er dem Goldenen Trio angetan hatte oder dem einzelnen Schmerz, den er selbstgefällig einem elfjährigen Mädchen mit buschigen Haaren zugefügt hatte, nicht einmal die Ängste davor, seine Familie zu enttäuschen - sondern in seinen geheimsten, verborgensten Ängsten, war er sich sicher gewesen, dass das Veritaserum enthüllen würde, dass ein Teil von ihm immer noch glaubte, dass Muggelgeborene Abschaum waren, dass Reinblüter erhabender wären und dass - egal, was er jemals tat - er immer böse sein würde.

Er fühlte sich, als könnte er fliegen. Ohne seinen Besen.

Lupin stand auf, immer noch lächelnd, dann Moody und Dumbledore. Mr. Weasley unterzog ihn eine Minute lang einem prüfenden, nachdenklichen Blick, bevor er auch aufstand. Draco sah die stehenden Männer an und fragte sich, was vor sich ging. Potter grinste ihn über seine Teetasse hinweg an.

„Wir werden bald zurück sein, Draco. Bleib einfach noch ein paar Minuten sitzen“, sagte Lupin, während er den anderen Ordensmitgliedern die Tür aufhielt, und sie hinaus liefen und ihn allein mit Potter zurück ließen.

„Wohin gehen sie?“

Potter hob eine Augenbraue und setzte seinen Tee ab. Er hatte eine Art boshafte Schadenfreude auf seinem Gesicht, für die Draco ihn schlagen wollte. „Sie werden dein Schicksal besiegeln, Malfoy“, sagte er mit einem bösen Grinsen.

„Was?“ Draco schrie fast. „Das war es? Eine verdammte Frage? ?Verschreibst du dich der verdammten Bekämpfung?” Draco war schockiert. „Lasst ihr einfach jeden mitmachen?”

„Es war die Frage, Malfoy. Und nein, wir lassen nicht einfach jeden mitmachen. Wir lassen auch niemanden ewige Ergebenheit schwören und kennzeichnen ihn für den Rest seines Lebens.“

„Ich hätte… Ich hätte einen Trank oder sowas nehmen können, ein Gegengift, das gegen das Veritaserum wirkt“, begründete Draco.

Potter zuckte mit der Schulter und sah unbeeindruckt aus. „Hättest du. Und es hätte funktionieren können… wenn du die einfache Dosis genommen hättest, die dich Moody gerade anweisen wollte zu nehmen, bevor du das komplette Fläschchen runtergeschüttet hast.“ Potter grinste. „Bei der Menge, die du genommen hast, bräuchtest du ein Gegengift in der Größenordnung eines Ozeans.“

Dracos Augen weiteten sich. Dumm. Dumm. Dumm. Idiot. Er sah Potter aus verengten Augen an und vesuchte, wieder Haltung einzunehmen. Es war leichter, sich auf Potter zu konzentrieren. Vielleicht konnte er ihn dazu bringen, zu verschwinden.

„Warum bist du nicht mit ihnen gegangen? Hast du Angst, mich allein zu lassen?“, sagte er gedehnt.

„Genau“, sagte Potter trocken.

Potter lehnte sich in seinem Stuhl zurück und warf Draco einen fragenden Blick zu. Draco versuchte, sich unter der Offenheit in Potters Blick nicht zu winden und starrte ihn böse an. Potter wirkte, als würde er innerlich mit sich selbst ringen.

Harry lehnte sich nach vorne. „Sie wissen schon, was ich denke. Abgesehen davon, dass ich gerne wissen würde, Malfoy…“

Draco kniff seine Augen zusammen.

„... was deine Absichten bezüglich Hermine sind.“

Dracos Magen überschlug sich. Oh, verdammt…

„Wenn du nämlich mich fragst“, fuhr Potter fort und lehnte sich etwas zu nah, zu zuversichtlich nach vorne, „würde ich sagen, du bist in sie verliebt.“
____________________________________________
A/N: Okay, ich weiß, Ihr habt alle lange auf diese Fortsetzung gewartet und ich kann mich nur entschuldigen... mir stand der Sinn einfach nicht nach 'Übersetzen/Editieren'.
Ich wünsche euch mit diesem kleinen Update ein Frohes neues Jahr 2013!
Freu mich über Feedback und ilke auch...


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Wenn mir früher jemand erzählt hatte, was einmal alles passieren würde, hätte ich kein einziges Wort geglaubt.
Joanne K. Rowling