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Fanfiction

Der Anfang ist das Ende und das Ende der Anfang - 1.

von Schneeflocke

‚Es war einmal vor langer, langer Zeit…’

Severus schlug mit einem Kopfschütteln das Buch wieder zu. „Das kann ja wohl nicht sein Ernst sein!“ Ungläubig betrachtete er den kaminroten Einband – Gryffindorrot. Bezeichnend. Nichts für einen Slytherin.

Es war noch keine Stunde vergangen, seit diese aufdringliche Eule aus Hogwarts gegen die Scheibe seines Wohnzimmerfensters geklackert hatte und er gezwungen war dieses zu öffnen, um wieder seine Ruhe zu bekommen. Sie hatte ein Päckchen bei sich gehabt und war, kaum dass er es ihr abgenommen hatte, wieder aus dem Fenster geflogen, um sich durch den Nieselregen wieder auf den Heimweg zu machen.

Severus hatte nicht lange gezögert das Päckchen zu öffnen, obwohl ihm jetzt im Nachhinein durchaus klar war, wie töricht er gehandelt hatte. Er wäre nicht der Erste freigesprochene Todesser gewesen, der eine böse Überraschung erlebt hätte. Doch aus irgendeinem Grund hatte er nicht einen Moment daran gedacht, dass von diesem Päckchen eine Gefahr ausgehen konnte. Ein Stück Pergament hatte dem Buch beigelegen, welches unter der schlichten, braunen Verpackung zum Vorschein kam. Das Buch wirkte schlicht und doch gleichsam wertvoll. Mit einem Seufzen nahm er das Pergament zur Hand und erkannte sofort Albus’ schwungvolle Handschrift.
‚Muggel wie Zauberer nehmen diese Nacht zum Anlass, um den Menschen etwas zu schenken, die ihnen wichtig sind. Lass mich da auch tun. A.’

Severus schüttelte nur leicht den Kopf. Er brauchte kein Buch, kein Geschenk, keine Bestätigung mehr, um zu wissen, dass er Dumbledore nicht gleichgültig war. Er war älter geworden und hatte gelernt, in den Gesten des alten Zauberers eben die Zuneigung zu lesen und zu erkennen, an die er nie hatte glauben wollen, glauben können und die doch all die Jahre da gewesen war.
Er hatte es sich in einem hohen Sessel, der vermutlich schon älter war als Severus selbst und dem man dies durchaus ansah, bequem gemacht, hatte eine Weile in die Flammen des knisternden Feuers gesehen, ehe er das Buch aufgeschlagen hatte, um darin zu lesen. Er hatte ja sonst nichts zu tun.

Nur hatte er nicht gewusst oder auch nur geahnt, dass Dumbledore ihm mit einem Märchenbuch kommen würde! Diesem Alter war er wahrlich entwachsen. Auch wenn er die Märchen von Beedle dem Barden – ebenfalls ein Geschenk Albus’ - in seiner ersten Zeit in Hogwarts verschlungen hatte, so hatte er doch recht schnell lernen müssen, dass Märchen eben nichts anderes waren als Geschichten, bar jeder Realität, Wunschvorstellungen von Menschen, die der Grausamkeit des Lebens entfliehen, sie nicht sehen wollten.

‚Der Grausamkeit des Lebens entfliehen…’ Dieser Gedanke war durchaus verlockend. Nichts, kein Tag, keine Stunde in seinem Leben war ihm derart grausam erschienen wie das, was er in den letzten zwei Monaten hatte durchleben müssen. Jede Nacht kämpfte sein Unterbewusstsein gegen den Schlaf an, der beinah noch grausamer war als der Tag. Am Tag konnte er sich ablenken, die Blicke der anderen ebenso ignorieren wie ihr Getuschel. Darin war er geübt. Jahrelang hatte er so überlebt und es hatte ihm noch nicht einmal viel ausgemacht. Warum also jetzt? Er kannte die Wahrheit, ebenso wie Albus sie kannte und was sollte ihn die Meinung anderer interessieren, die in ihm doch nur den Todesser sahen und nicht einmal ihren eigenen Augen trauen würden, würden sie ihnen die Wahrheit direkt vor Gesicht führen?

Nein. Das Schlimme waren die Nächte.

Nächte, in denen er nicht davon laufen konnte vor der Realität, die sich in seinen Träumen widerspiegelte, ihm die grausame Wahrheit vor Augen führte. Alles, wofür er gelebt hatte, war nicht mehr. Sein Traum, der ihn all die Jahre über aufrecht gehalten hatte, dass er Lily irgendwann wieder in seine Arme schließen könnte, war zerplatzt wie eine Seifenblase. Nie wieder würde er sie auch nur sehen, ihre Stimme hören, in ihre Augen blicken können. Voldemort hatte ihm nicht nur sein Leben, er hatte ihm sogar seine Träume genommen. Es war das Letzte, das er getan hatte, ehe er verschwand. Im letzten Moment hatte er noch Severus Leben endgültig zerstören müssen, das er ihm all die Jahre über hatte nehmen wollen.

Severus keuchte leise auf unter dem Schmerz, der durch seinen Körper tobte. Wie oft hatte er sich in den letzten beiden Monaten dabei ertappt, dass er ihr einfach folgen wollte. Es war so einfach, so schrecklich leicht und wäre nicht Albus, er hätte keine Sekunde gezögert. All die Jahre hatte der Direktor ihn nicht aufgegeben, hatte an ihn geglaubt, um ihn gekämpft. Woher sollte Severus nun das Recht nehmen aufzugeben? Mehr als einmal hatte Albus ihm das Leben gerettet, im übertragenen sowie im direkten Sinne. Er war es ihm schuldig irgendwie weiter zu machen, auch wenn es ihm jeden Tag schwerer fiel.

Langsam ließ Severus seine Hand über den Einband des Buches gleiten. Eine kleine Geste Albus’, dieses Geschenk, dieser sichtbare Beweis, dass er an ihn dachte, und doch verstärkte sie den Funken Wärme, der ihn daran hinderte, gänzlich zu erkalten. Für einige Augenblicke verirrte sein Blick sich erneut in die tanzenden Flammen des Feuers, welches munter im Kamin flackerte, ehe Severus mit einem Seufzen das Buch erneut aufschlug. Noch immer skeptisch glitten seine Augen über die schwarzen Buchstaben, doch dann zuckte er nur mit der Schulter. Was hatte er schon zu verlieren? Hinter allem was Albus tat stand für gewöhnlich ein Sinn und eines mußte man dem Direktor lassen, es war meist eine Herausforderung, diesen schnell zu finden!

Es war einmal vor langer, langer Zeit... Da lebte in der Stadt Demre, die früher einmal Myra hieß, ein kleines Mädchen mit Namen Alisa. Sie war ein zartes, lebhaftes Kind mit dunklen Locken, die ihr beim Spielen auf den Schultern zu hüpfen schienen und in der Sonne glänzten. Jeden Abend bevor Alisa ins Bett ging, kniete sie vor ihrem Bett und betete zum Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Kinder und der Seefahrer. Jeden Abend betete Alisa für ihren Vater, der Seefahrer gewesen ist und vor drei Monaten, als Alisa gerade sieben geworden war, von einer Reise nicht mehr nach Hause kehrte. Ihre Mutter hatte ihr erklärt, dass ihr Vater nun beim Heiligen Nikolaus sei und so hatte Alisa keinen Grund traurig zu sein, auch wenn sie ihren Vater immer wieder schmerzlich vermisste.

Nur heute an diesem einen Tag im Jahr, da war es ganz schlimm. Am Heiligen Abend vermisste sie ihren Vater, so sehr sie auch dagegen ankämpfte, so fest sie auch daran glaubte, dass es ihm gut ging. An diesem einem Abend konnte sie ihre Tränen nicht besiegen und weinte um den Menschen, der ihr mit das Liebste auf der ganzen Welt gewesen ist. Heilig Abend war für sie und ihre Familie immer etwas ganz Besonderes, etwas Verzaubertes gewesen, doch seit ihr Vater nicht mehr bei ihnen war, fehlte diesem Fest sein Glanz, seine Fröhlichkeit, wurde es einfach überschattet von dem Wissen, dass jemand fehlte.
Dennoch feierten Alisa und ihre Mutter diesen Abend, wie sie es immer getan hatten und am Ende brauchte die Frau ihre kleine Tochter zu Bett, betete mit ihr das Nachtgebet zum Heiligen Nikolaus und deckte sie dann mit einer warmen Decke zu.
Dann war Alisa alleine. Schon längst hatte sich die Dunkelheit über das kleine Haus der Familie sowie über das ganze Dorf gelegt, in der die Kerzen in den Fenstern wirkten wie kleine Lichtpunkte, die die Schwärze durchdrangen und daran erinnerten, dass es ein Morgen geben würde. Auch Alisa beobachtete von ihrem Bett aus die kleine rote Kerze, deren Flamme munter vor sich hinflackerte und das Wachs mit jeder Minute die verging weiter herunter brannte.

Irgendwann in der Nacht erwachte Alisa, als sie eine sanfte Berührung auf ihrer Wange spürte. Sie öffnete die Augen, konnte jedoch nichts sehen. Die Kerze in ihrem Fenster war herunter gebrannt, ihr Schein erloschen und so lag das Zimmer nun dunkel und ruhig vor ihr. Für einen Moment glaubte sie, geträumt zu haben, doch dann spürte sie erneut, wie eine Hand leicht durch ihr Haar glitt und sie leise aufseufzen ließ.

„Geht es dir gut meine Kleine?“

Alisa sah auf, doch auch wenn sie noch immer nichts mit ihren Augen erkennen konnte, so wusste sie doch, zu wem die Stimme gehörte, was ihr Herz noch viel schneller schlagen und ein Glücksgefühl in ihr entstehen ließ, wie es nur wenigen Menschen in ihrem ganzen Leben jemals vergönnt ist spüren zu dürfen.

„Vater… es geht mir gut. Aber du fehlst mir so sehr…“

„Aber ich bin doch da Alisa. Ich war immer bei dir und werde es auch immer sein. Solange du nur an mich denkst und mich in deinem Herzen bewahrst…“

Alisa schloss die Augen und lehnte sich gegen den warmen, vertrauten Körper ihres Vaters. Noch die ganze Nacht konnte sie ihn spüren, sich von seinen kräftigen Armen halten lassen.

Als am nächsten Tag die Sonne über Demre aufging und Alisa von ihrer Mutter geweckt wurde, zog ein Strahlen über das Gesicht des Kindes, das einen dankbaren Blick aus dem Fenster gen Himmel schickte. „Vater war hier“, erklärte sie ihrer Mutter, als wäre es das Normalste von der Welt.
Diese nickte nur, setzte sich neben ihr Kind und nahm es in den Arm. „In der Weihnachtsnacht geschehen manchmal Wunder Alisa. Manchmal bekommt man, was man sich am allermeisten wünscht auf der Welt…“

Und von dieser Nacht an, konnte Alisa sich jedes Jahr wieder auf Weihnachten freuen und das Wunder, das diese Nacht fĂĽr sie bereithielt.


„Wunder!“ Severus schlug schnaubend das Buch wieder zu und warf es auf den Tisch. Nur einen Augenblick betrachtete er es noch, ehe er abrupt aufstand und seine Beine ihn zum Fenster trugen, er hinaus in die kalte verregnete Nacht sah und freudlos auflachend den Kopf schüttelte. „Albus, Albus… du müsstest wissen, dass ich darüber hinaus bin auf Wunder zu hoffen!“


Eine Stunde später lag Severus in seinem Bett, doch er konnte keinen Schlaf finden. Mehr als er wollte, als er es jemals hätte zulassen dürfen, beschäftigten ihn diese wenigen Seiten, die er am Abend gelesen hatte. Das Buch lag draußen im Wohnzimmer und Severus konnte nicht umhin, sich die Frage zu stellen, ob es vielleicht verzaubert war. Irgendeine geheime Magie in sich barg, von seinem Zauber belegt war. Vielleicht hatte Albus ihm mit dieser Geschichte etwas sagen wollen…
‚Oh verdammt Albus…’ Severus presste die Lippen leicht aufeinander, versuchte sich dazu zu zwingen, liegen zu bleiben, die Augen zu schließen und zu schlafen. Doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Seine Gedanken wollten sich einfach nicht von diesem Buch lösen. So stand er schließlich auf, ging ins Wohnzimmer und nahm das Buch wieder vom Tisch. Prüfend ließ er seinen Blick darüber gleiten. Es schien schon älter zu sein, aber nicht so alt, dass es irgendwie auffällig wirkte. Eine ganze Weile blieb er einfach so stehen, ehe er sich mit der Hand über die Stirn fuhr. „Was bei Merlin mache ich hier eigentlich…?“, murmelte er mehr zu sich selbst, um dann zurück ins Schlafzimmer zu gehen. Erst als er sich wieder hinlegen wollte, wurde er sich darüber bewusst, dass er Albus’ Weihnachtsgeschenk noch immer in der Hand hielt. Nun schon wütend auf sich selbst, fragte er sich einen Moment, ob er vielleicht nahe daran war verrückt zu werden bei den Fragen, die sich ihm stellten, die sein Bewusstsein einfach nicht mehr loslassen wollte. Vielleicht… vielleicht hatte Albus einen Weg gefunden, Lily zurück zu holen. Vielleicht war sie gar nicht tot, alles, was geschehen war, nur eine Täuschung um Voldemort zu vernichten. ‚Nein, du weißt, dass es so nicht ist. Du weißt, dass sie tot ist…’ Severus versuchte, die Stimme der Logik in seinem Hinterkopf zum Schweigen zu bringen, doch sie behielt die Überhand. ‚Oh, was hast du dir dabei gedacht Albus…’ Noch während Severus sich diese Frage im Stillen stellte, legte er sich wieder hin, zog die raue braune Decke über seine Schultern und schloss die Augen, wild entschlossen, nun endlich zu schlafen.


sssSSSsss


Der Boden unter seinen Füßen war kalt und gefroren. Severus konnte den Frost unter seiner Haut spüren, der die Erde bedeckte und mit einem weiß-glitzernden Film überzog. Er kannte diesen Ort, so viele Male war er hier gewesen. Er war ihm immer eine Zuflucht gewesen. Doch wie er jetzt hierher kam, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. ‚Ich träume’, lautete daher seine sehr einleuchtende Erklärung, während er seinen Blick über die vertrauten Steinblöcke Stonehenges gleiten ließ. ‚Wenn ich träume, warum ist es dann so kalt?’ Severus seufzte leise. Er hätte sich in die Karibik, an einen weißen Sandstrand träumen können, aber nein… er schien einen Hang zur Selbstfolterung zu haben.

Leise lachte Severus auf, wobei jedoch keinerlei Freude in diesem Lachen zu hören war. Als er sich schon wieder abwenden wollte, vielleicht wachte er ja dadurch auf und konnte etwas anderes träumen, hörte er eine leise Stimme, die ihn erstarren ließ.

„Severus…?“

Er wandte sich nicht um, hielt den Blick gesenkt, wagte kaum zu atmen. Träume… er hatte sie gemieden, er wollte nie träumen, denn jedes Mal, jedes Mal waren es grausame, quälende Träume, so wie dieser jetzt auch. Wieder hörte er Lilys Stimme. Auch wenn sie jetzt anders klang, nah, so lebendig, wusste er doch, sobald er seinen Kopf hob, sie ansehen, sie berühren wollte, war sie weg und er wieder alleine. Also reagierte er einfach überhaupt nicht.

„Severus…“ Die Stimme klang dieses Mal noch näher, was sein Herz zum Rasen brachte. Es klopfte so schnell gegen seine Brust, dass es ihm unnatürlich laut erschien in der Stille dieses Augenblicks. Es war gleich vorbei, das wusste er. Gleich würde er aufwachen und der Traum hatte ein Ende. Doch nichts dergleichen geschah. Während er so dastand und mit angehaltenem Atem wartete, dass er wieder in seinem kalten Bett lag, spürte er auf einmal eine Hand auf seiner Schulter. Severus schauderte und spürte im nächsten Moment, wie ihm mit einem Mal warm wurde. So warm, wie es eigentlich gar nicht sein durfte. Er hatte nichts an außer seiner Schlafhose und stand im Freien, im Dezember mitten im Steinkreis von Stonehenge. Absurd, einfach absurd, was man manchmal so träumte!
Immer weiter breitete sich die Wärme von seiner Schulter ausgehend, in seinem Körper aus und erst, als sie auch die letzte Faser erreicht hatte, wagte er es, sich nun wirklich umzuwenden.

„Lily… Oh bei Merlin… Lily…“ Severus wagte es nicht, sie zu berühren. Er hätte nur die Hand heben müssen, sie stand keinen halben Meter vor ihm, ihre Hand ruhte noch immer auf seiner Schulter und aus ihrem Blick sprach dieselbe Wärme, die er auf seiner Schulter spürte. Sie schien so real, sie war warm, sie war… echt.

Lilys Hand setzte sich in Bewegung, glitt von seiner Schulter seinen Hals hinauf bis zu seiner Wange, die sie kurz darauf bedeckte und in ihm den unbändigen Drang auslöste sich gegen sie zu lehnen. Er konnte nicht anders, als ihm nachzugeben, bedeckte ihre Hand mit der seinen und wandte dann sein Gesicht ein wenig, um mit seinen Lippen die Innenfläche ihrer Hand leicht zu streifen. Zu seiner Verwunderung und Erleichterung, löste sie sich nicht in Luft auf, sondern lächelte ihn nur an. Die grünen Augen waren auf ihn gerichtet mit jener Zuneigung, die er schon so oft in ihnen gesehen hatte, die er sich versucht hatte in seiner Erinnerung zu bewahren und doch wusste er gerade jetzt wieder, dass seine Erinnerung nie an die Realität herangereicht hatte.

„Du siehst müde aus Severus…“

Es war ihm egal. Und wenn es ein Traum war, wen störte es? Er konnte ihn genießen, solang er währte. Warum sich diese Minuten nicht einfach nehmen? „Ich bin müde“, gab er leise zurück. Lily konnte er es sagen.

„Dann solltest du dich setzen.“

Severus’ Mundwinkel zuckten leicht, als Lily ihn anlächelte und mit ihrer freien Hand auf einen der Steinquader zeigte. Sie ging voraus, ließ sich auf den Boden sinken, lehnte ihren Rücken gegen den kalten Stein und streckte auffordernd die Hand nach ihm aus. „Setz dich zu mir.“

Während Severus Lily beobachtete, kam ihm für einen Moment die Frage, ob es nicht kalt war da auf dem gefrorenen Boden, doch dann wurde ihm wieder bewusst, wie warm ihm war und da es sowieso ein Traum war…. konnte er Lilys Aufforderung auch nachkommen und sich zu ihr setzen.

So saĂźen sie da, eine ganze Weile, Merlin allein wusste wie lange, aber Zeit gab es in einem Traum vermutlich auch keine, also spielte es auch keine Rolle wie lange.
Immer wieder richtete Severus von der Seite seinen Blick auf Lily, die noch genau so aussah wie das junge Mädchen, das er so sehr geliebt, und das er verraten hatte. Die Lippen zusammen pressend ob des plötzlichen Schmerzes, der ihn bei diesem Gedanken erfasste, atmete er tief durch. „Lily…“, begann er leise, hob den Blick und richtete ihn nun wieder auf ihre Augen, in denen er gar keinen Vorwurf oder dergleichen lesen konnte. „Es tut mir leid…“

Er konnte Lilys leises Seufzen hörten, ehe sie leicht den Kopf schüttelte. „Es ist aber nicht deine Schuld Severus. Red dir das nicht ein und ich kenne dich. Ich weiß, dass du das tust.“

„Es ist meine Schuld.“ Wie oft hatte Severus diesen Satz in den letzten Wochen ausgesprochen… wie oft war ihm gesagt worden, dass er Schuld am Tod der Potters hatte und doch schien es ihm niemals so schmerzhaft es zu sagen, wie in diesem Moment.

„Nein… Du hast ihm doch nur die Prophezeiung verraten, die aber wertlos gewesen wäre, hätte Peter ihm nicht unser Versteck verraten. Also ist Peter ebenso schuld, ebenso wie es James’ Schuld ist, der Peter als unseren Geheimniswahrer ausgesucht hat und ich bin auch schuld, weil ich zugestimmt habe… Wenn es eine Schuld gibt, die du trägst, dann trägst du sie wahrhaft nicht alleine.“

Lilys Stimme klang leise, bestimmt und ließ Severus für einen Moment die Augen schließen. „Aber hätte ich nicht…“
Lily schüttelte neuerlich den Kopf, legte ihm einen Zeigefinger auf die Lippen und lächelte nur. „Nicht Severus. Tu dir das nicht an, sonst zerfrisst es dich.“

Severus lehnte den Kopf gegen den Quader und fühlte die angenehm, wohltuende Ruhe in sich, die allein durch Lilys Gegenwart und durch ihre Worte in ihm ausgelöst wurde. Eine Ruhe, wie er sie nur noch verspürte, wenn er bei Albus war und doch war sie anders. Er schwieg einen Moment, genoss einfach den Augenblick, um die Augen erst dann wieder zu öffnen, als Lilys Stimme die Stille wieder durchbrach.

„Wie geht es Harry…?“

Mit dieser Frage hatte Severus gerechnet und zu seiner Überraschung brauste er bei diesem Namen ausnahmsweise einmal nicht auf. Vielleicht, weil Lily ihm verziehen hatte. „Gut denke ich. Dumbledore hat ihn zu deiner Schwester gebracht.“

Er konnte mehr ahnen, als sehen, dass Lily nickte. „Das ist gut. Dort ist er in Sicherheit…“

„Voldemort ist verschwunden.“

„Verschwunden, aber nicht tot, nicht wahr?“ Lily lächelte erneut, ließ ihre Hand leicht über Severus schwarzes Haar gleiten und atmete tief durch. „Severus… weißt du noch, nach seiner Geburt…?“

Oh ja, Severus erinnerte sich ganz genau an diese Nacht, genau so als wäre sie erst gestern gewesen. „Ja.“

„Ich habe ihn dir schon einmal anvertraut, und du hast gesagt…“

„Ich habe gesagt, ich würde ihn niemals sterben lassen, weil er ein Teil von dir ist.“

„Das ist er noch immer.“

Severus sah in Lilys Augen, sah die stumme, unausgesprochene Bitte. Was hätte er anders tun können? Jetzt in diesem Moment? Er hatte es ihr versprochen und er würde zu seinem Wort stehen, koste es, was es wolle. „Ich weiß. Ich werde ihn nicht sterben lassen…“

Er konnte die Erleichterung in ihrem Blick sehen, die ihr leises „Danke“ begleitete, das das Letzte war, das er von ihr hörte, ehe er spüren konnte, wie ihre Lippen seine streiften und sich einfach fallen ließ für diesen einen Augenblick.


sssSSSsss


„Guten Morgen Severus!“

Severus blinzelte. Es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich an die Helligkeit in seinem Schlafzimmer gewöhnten und sich auf Albus Dumbledore richteten, der schmunzelnd neben seinem Bett saß.

„Albus! Wie…“ Nein, er sparte sich die restliche Frage. Ein Albus Dumbledore kam überall hinein, wo er reinkommen wollte. „Guten Morgen.“

Er konnte Albus leise lachen hören und auch in seinen Mundwinkel zuckte ein Schmunzeln. „Welch eine Nacht…“ Langsam fuhr er sich mit der Hand in den Nacken, schüttelte leicht den Kopf, bis er wieder klar denken konnte und er ruckartig nach dem Buch auf seinem Nachttisch griff, das er Dumbledore beinah vorwurfsvoll hinhielt. „Was…“, verlangte er zu wissen, „was ist das für ein Zauber mit diesem Buch?“

„Zauber?“ Dumbledore zog leicht die Augenbrauen nach oben. „Auf diesem Buch liegt kein Zauber Severus. Ich dachte nur, es wäre nett, wenn du mal wieder was anderes lesen würdest als deine Tränkebücher. Hat es dir denn gefallen?“

Severus presste die Lippen leicht zusammen, fragte sich, ob es wirklich nur ein Traum gewesen war. Aber gut, Albus konnte ihn lediglich für verrückt erklären, mehr nicht. „Ich war dort. Ich war in Stonehenge.“

„Heute Nacht?“ Albus schien wirklich erstaunt.

„Ja, heute Nacht und Lily war auch dort und… wir haben uns unterhalten…“

„Ah… ich verstehe…“ Albus nickte, die Augen von einem warmen Leuchten erhellt. „Also doch ein Zauber, hm?“

„Machst du dich über mich lustig Albus?“

Der Direktor schüttelte wieder ernster werdend den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch seinen langen, weißen Bart. „Nein, nein Severus. Weißt du… es gibt eine Art Zauber, den selbst wir nicht bewusst einsetzen können. Eine Magie, die auch den Muggeln zu eigen ist. Die stärkste Magie überhaupt und jeder, jeder unterschätzt sie, nimmt sie gar nicht wahr!“

„Ach, und die wäre…?“

„Die Liebe Severus… und wann wäre die Liebe stärker als in dieser Nacht?“

Severus seufzte. Er hätte es sich ja denken können! Albus und seine Liebe… „Albus…“

„Jaja, ich weiß…“ Dumbledore hob abwehrend die Arme. „Humbuk, ich weiß, ich weiß. Der alte Narr und seine Liebe, die ihn eines Tages noch umbringen wird.“ Albus’ Stimme klang fröhlich, doch Severus entging nicht, dass seine Augen ernst blieben. Dies waren Voldemorts Worte gewesen, immer und immer wieder.
„Aber Severus“, fuhr der Direktor leise fort, „war es nicht Lilys Liebe, durch die Voldemort für den Moment besiegt wurde, war es nicht deine Liebe, die dich heute Nacht nach Stonehenge brachte…?“

Für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden Männer. Severus mußte schwer schlucken und für einige Sekunden die Augen schließen. Noch immer klangen ihm Voldemorts Worte in den Ohren, die ihm prophezeiten, dass die Liebe Albus eines Tages töten würde. Doch Voldemort war verschwunden, warum sich also weiter darüber Gedanken machen… Albus Blick wieder erwidernd, zog ein Schmunzeln über Severus’ Lippen, ehe Albus aufstand. „Weißt du, die Muggel nennen Weihnachten auch das Fest der Liebe… kluge Leute, wen du mich fragst!“

Der jüngere Mann nickte nur und beobachtete Albus dabei, wie er auf die Schlafzimmertür zuging. „Na, jetzt beeil dich aber“, forderte er Severus dabei auf. „Poppy besteht auf ihren Weihnachtsbrunch! Wenn du dich gegen mich auch durchsetzen konntest gestern, willst du es bei ihr wirklich versuchen….?“

Nun schmunzelte Severus wieder. Nein, verrückt war er vielleicht, aber sooo verrückt nun auch wieder nicht. „Ich komme gleich“, erklärte er daher und verschwand kurz darauf im Bad. Als er in den Spiegel sah, spürte er dabei zum ersten Mal seit Wochen nicht wieder diesen kalten Hass auf sich selbst, fühlte statt dessen nur eine tiefe Ruhe, die er sich nicht erklären konnte, die er einfach nur dankbar annahm.

Albus sah Severus noch nach, bis dieser die TĂĽr hinter sich geschlossen hatte, und wusste nicht erst in diesem Moment, dass dies das erste Weihnachten war, an dem Severus den Zauber dieser Nacht fĂĽr sich zugelassen und endlich ein wenig Frieden gefunden hatte.


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