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Der Zaubererkurier - Juli 2005

Von Zitronenbonbons, Kakerlakenschwarm und Säuredrops

von Fionn Baader

Bereits im ersten Kapitel des ersten Harry-Potter-Buches lernen wir Albus Dumbledore als ein richtiges Schlemmermaul kennen. Während er fröhlich auf einer Mauer sitzt und seine Beine quietschfidel baumeln lässt, verspeist er einen Zitronendrop nach dem anderen, und bietet sogar Minerva McGonagall, einer Lehrerin, bei der man sich wohl vorstellen könnte, dass sie alles andere als Bonbons essen würde, einen an. Natürlich lehnt sie ab, und wirft dem Schulleiter auch noch einen vernichtenden Blick zu, doch Albus Dumbledore lässt sich davon keineswegs stören.

Auch später bringt uns Joanne K. Rowling immer wieder Dumbledores Liebe zu Süßigkeiten nahe. So etwa, wenn wir mal wieder eines der Passwörter zu seinem Büro erfahren. Und das waren bereits ja doch schon mehrere.

Nun, offenbar scheint Dumbledore also jedes Jahr mindestens ein Passwort zu haben, wobei es natürlich auch möglich ist, dass er es innerhalb eines Schuljahres noch mal ändert - schließlich passiert das mit dem Passwort zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum auch.
Rechnet man zurück, wie lange Dumbledore inzwischen Schulleiter ist, stellt sich da nicht die Frage, ob ihm nicht mal langsam die Passwörter ausgehen müssten? Oder isst er etwa so viele verschiedene Süßigkeiten gerne, dass er immer noch ein weiteres Passwort parat hat? Lassen wir doch einfach mal den Fall eintreten, dass alle seine Lieblingssüßigkeiten schon „verbraucht“ sind, was tut der Schulleiter dann? Beginnt er, die ganzen Passwörter wieder zu wiederholen? Und sowieso, merkt er sich überhaupt, welche Passwörter er schon mal benutzt hat?

Die anderen Lehrer jedenfalls werden sich schon wundern, was Dumbledore für einen merkwürdigen Geschmack bei Passwörtern hat. Und wie sich in Band 4 zeigt, als Harry Dumbledores Passwort „Kakerlakenschwarm“ knackt, sind seine Passwörter nicht gerade sehr „sicher“.

Aber sei es drum - die Tatsache bleibt, dass der Schulleiter eine besondere Liebe für Naschzeug entwickelt hat. Während wir normale Muggel durch den Verzehr von Süßigkeiten jedoch dick werden, scheint Albus Dumbledore kein Problem mit seinem Gewicht zu haben, obwohl er bei allen möglichen Anlässen etwas Süßes vernascht. Wie stellt dieser große Zauberer das an?

Mal ehrlich: Wer kann sich Albus Dumbledore vorstellen, wie er morgens oder abends am Rande des Verbotenen Waldes entlang joggt, um die aufgenommenen Kalorien wieder zu verbrennen? Wie würde dieser weise Zauberer wohl in Jogginghose und T-Shirt aussehen? Schließlich könnte er ja im Umhang schlecht rennen, obwohl die Vorstellung natürlich nicht schlecht ist.

Andererseits könnte er das Rennen auch ganz lassen, und stattdessen Gymnastik machen, oder sich irgendwie anders sportlich betätigen, um zu verhindern, dass Fett an den falschen Stellen ansetzt. Was Albus Dumbledore wohl machen würde, würde zum Beispiel Harry mal wieder eines seiner Passwörter knacken, während er gerade dabei ist, ein paar Kniebeugen zu machen? Oder wie wäre wohl der Gesichtsausdruck von Severus Snape, würde er dringend den Schulleiter sprechen müssen, wenn dieser jedoch gerade wegen seiner sportlichen Aktivitäten verhindert wäre?

Und wo wir gerade bei Severus Snape sind - wenn Dumbledore Professor McGonagall schon seine Zitronendrops anbietet, wieso dann nicht auch Snape? Er müsste dem fetthaarigen Mann ja schließlich für so einige Informationen dankbar sein. Wäre es da nicht nur fair, würde Dumbledore seinen Spion ab und an mal mit einer kleinen Nascherei belohnen? Immerhin riskiert dieser seinen Hals, um Informationen für den Orden zu beschaffen. Und so wie Dumbledore Manieren schätzt, würde es doch gar nicht zu diesem noblen Zauberer passen, würde er all seine Süßigkeiten für sich behalten.

Stellt sich also die Frage, was unser Zaubertrank-Meister mit den Leckerhaftigkeiten anfängt. Denn es ist wirklich nur schwer vorzustellen, dass er sie selber isst. Auch total untypisch wäre es wohl, würde er sie abends in seinem eigenen Haus verteilen, oder sie als Belohnungen für besonders gut gelungene Zaubertränke an Schüler geben. Dass er sie in seine Zaubertränke schüttet, ist auch eher unwahrscheinlich, denn schon alleine die Vorstellung, wie er auch nur freiwillig einen Zitronendrop anfassen würde, wenn der Schulleiter ihm nicht gerade einen aufdrängt, ist amüsant.

Was also stellt Snape mit seinen gesammelten Bonbons an? Wegschmeißen kann er sie ja schlecht, da würde Professor Dumbledore sicherlich nicht allzu erfreut drüber sein. Er kann sie also nur aufheben, und darauf hoffen, nie wieder darüber zu stolpern. Oder aber, er denkt sich, es wäre keine schlechte Idee, zu einem Todesser-Treffen mal ein paar der Naschereien mitzunehmen. Wer sagt denn, dass der Dunkle Lord nicht auch ab und zu Süßes isst? Irgendwas muss ja schließlich auch er zu sich nehmen, da er ja wohl nicht das ganze Jahr über von der Milch seiner Schlange Nagini leben kann.

Während Dumbledore also denkt, Snape wäre so ein guter Spion, da er ein guter Okklumens ist, sind Dumbledore Bonbons womöglich in Wirklichkeit das Geheimnis zu Snapes Erfolg. Völlig überwältigt davon, dass wenigstens einer aus seiner „wahren“ Familie, wie Voldemort seine Todesser nennt, sich so liebevoll um ihn kümmert, und ihn mit Süßigkeiten versorgt, ist der Dunkle Lord womöglich bezüglich Snapes wahrem Motiv völlig verblendet und vertraut seinem treuen Todesser blind. Immerhin bringt dieser ihm ja etwas, das kein anderer seiner Todesser ihm geben kann.

Würde Snape Voldemort jedoch alle Naschereien geben, die er von Dumbledore bekommt, würde Voldemort sicherlich schnell misstrauisch werden, und womöglich denken, Snape wolle ihn vergiften. Der Zaubertrank-Lehrer muss also wirklich vorsichtig vorgehen, was natürlich erklärt, warum er sich bei jeder seiner Missionen in Lebensgefahr begibt. Beim Dunklen Lord kann er also nur einen Teil der von Dumbledore geschenkten Leckereien loswerden.

Was also macht Severus mit dem Rest?
Um ein erfolgreicher und beliebter Todesser zu sein, kann der Meister der Zaubertränke ja auch nicht so einfach nur zu den Treffen mit dem Dunklen Lord erscheinen. Er muss die Verbindungen und Beziehungen zu den anderen Todessern pflegen, weshalb wohl auch Zusammenkünfte der Todesser nach den offiziellen Treffen nötig sind. Wie könnte es Severus Snape sonst erreichen, dass zum Beispiel Lucius Malfoy in höchsten Tönen von ihm sprechen würde, wenn die beiden sich nicht privat kennen würden?

Snape bleibt für den Erfolg seiner Mission also nichts anderes übrig, als sich auch noch privat mit seinen „Kollegen“ zu treffen. Und wenn er schon diesen Verpflichtungen nachgehen muss, wieso verbindet er das nicht auch gleich damit, etwas loszuwerden, was er nicht haben will? Ohne großes Aufsehen zu erregen, könnte er doch auf diese Weise zum Beispiel Lucius Malfoy ein paar von Dumbledores Bonbons zuschieben.

Und das ehemalige Mitglied des Schulrates würde sich sicherlich nicht darüber beschweren. Immerhin hat er einen halberwachsenen Sohn, der jede Woche darauf wartet, in Paket mit Süßigkeiten nach Hogwarts geliefert zu bekommen. Dieser hohe Süßigkeitenkonsum seines Sohnes würde den blondhaarigen Zauberer teuer zu stehen kommen, wo er doch sein Geld viel lieber darin investiert, dem Zaubereiminister Geld zuzuschieben, um so weiterhin hoch bei Voldemort angesehen zu sein.

Ohne sich zu beklagen wird Lucius Malfoy also Snapes Bonbons annehmen. Ein paar wird er vielleicht selbst naschen, doch den Großteil wird er einfach einstecken, und Severus versichern, er würde sie später essen. Severus hat damit natürlich kein Problem, da er nur froh ist, seine Süßigkeiten los zu werden.

Nach einer langen Reise quer durchs Land landen Dumbledores Leckereien also auf jede Menge Umwegen wieder dort, wo sie ihre Reise gestartet haben. In Hogwarts. Es bleibt also nur noch zu hoffen, dass Dumbledore Liebe für Süßes niemals endet, da es wohl für eine ganze Reihe von Leuten fatale Folgen hätte.

Nicht auszudenken, wie Severus seine hohe Position bei Lord Voldemort verlieren würde, wie der Dunkle Lord dann dafür sorgen würde, dass Severus keinerlei Informationen mehr bekommt, wie dadurch der Orden nichts mehr gegen Voldemort verrichten könnte...
... und schließlich hätten wir in Hogwarts noch einen Teenager, der noch unausstehlicher und gemeiner zu Harry Potter wäre, als er es sowieso schon ist.



Einige von euch mögen sich vielleicht jetzt fragen, wozu diese Kolumne gut sein soll, und ich antworte ganz einfach: Sie ist zu gar nichts gut. ;-) Es hat mir nur einfach mal Spaß gemacht, über ein solches Thema eine Kolumne zu schreiben, und ich hoffe, sie gefällt euch.



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