Die Hexenwoche - November 2004
Die Warnung des Sprechenden Hutes
von Ulrike Pammer
Im fünften Band der Harry-Potter-Reihe haben wir erfahren, dass der Sprechende Hut noch eine andere Aufgabe als das Einteilen der Schüler in die verschiedenen Häuser hat: Er spricht Warnungen aus, wenn Hogwarts in Gefahr ist. In dieser Hexenwoche wird es um die letzte Warnung des Sprechenden Hutes gehen und um die Frage, ob die vier Häuser Hogwarts' es schaffen werden, sich zu vereinigen oder nicht. Außerdem wird sich diese Kolumne auch um die Frage drehen, ob alle Slytherins "böse" sind oder nicht.
Die Fronten zwischen den vier Häusern
In OdP sagte der Sprechende Hut, dass Hogwarts in Gefahr sei und dass Hogwarts vereint werden müsse, damit es nicht von innen zerfällt. Außerdem sagte der Sprechende Hut auch folgendes:
"Und nie, seit unsere Gründer vier
Gestutzt auf dreie waren,
Hat Eintracht unter den Häusern geherrscht."
(OdP, S. 243f)
Obwohl der Sprechende Hut es nicht erwähnt, haben sich in Hogwarts ganz klar zwei Fronten gebildet. Diese Fronten werden zwar durch diverse Ereignisse - wie zum Beispiel durch das Trimagische Turnier - vorübergehend verschoben aber letzten Endes stehen auf der einen Seite Gryffindor, Hufflepuff und Ravenclaw und auf der anderen Seite steht Slytherin. Das wird auch deutlich wenn man sich die DA (Dumbledores Armee) in Band 5 ansieht. Dort sind Schüler aus drei Häusern Mitglieder aber keine Schüler aus Slytherin. Wenn irgendein DA-Mitglied einen Schüler aus Slytherin gekannt hätte, dem er vertraut hätte, hätte er sie oder ihn doch sicher zu den DA-Treffen mitgenommen, oder? Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass es mit der Beziehung der drei Häuser zu Slytherin nicht zum Besten steht.
Schon in Band 1 wurde klar, dass irgendetwas mit dem Gleichgewicht der Häuser nicht in Ordnung ist:
"Die Ravenclaws und die Hufflepuffs feierten auch den Fall von Slytherin." (SdW, S. 333)
Dieses Verhalten könnte natürlich auch damit erklärt werden, dass Slytherin den Hauspokal zuvor sieben Jahre in Folge gewonnen hat, allerdings scheint mir diese Erklärung ein wenig zu einfach zu sein. Anscheinend gibt es z.B. auch keine Freundschaften zwischen Schülern aus Slytherin und Schülern aus anderen Häusern. Ich kann mich nicht erinnern, dass man jemals einen Slytherin-Schüler mit einem Schüler, der nicht dem Haus Slytherin angehört, gesehen hat. Soweit ich weiß, ging auch kein Slytherin-Schüler mit jemandem aus einem der drei anderen Häuser auf den Weihnachtsball in Band 4.
Ich glaube, dass die Ursache für diese zwei Fronten in der Geschichte der Zauberei liegt. So sagt, Hagrid beispielsweise:
"Die Hexen und Zauberer, die böse wurden, waren allesamt in Slytherin." (SdW, S. 90)
Nun, wir wissen, dass diese Aussage Unsinn ist. Ich kann mir nicht wirklich erklären, warum Hagrid das gesagt hat. Es gibt nur eine Erklärung dafür und zwar, dass er (begründete) Vorurteile gegen die Slytherins hat. Er musste zu diesem Zeitpunkt nämlich beispielsweise davon ausgehen, dass Sirius Black "böse" ist und er wusste sicher, dass Sirius kein Slytherin-Schüler war, sondern dem Hause Gryffindor angehörte. Ich habe bei oben zitiertem Satz zuerst an einen Übersetzungsfehler geglaubt, allerdings heißt es im Original auch: "There's not a single witch or wizard who went bad who wasn't in Slytherin."
Auch wenn sich herausgestellt hat, dass Sirius unschuldig war, wissen wir, dass Hagrids Aussage nicht stimmt. Laut Jo war Peter Pettigrew mit den anderen Rumtreiber in Gryffindor. Und auch er wurde "böse".
Der schlechte Ruf der Slytherins
Auch wenn Hagrids Aussage an sich nicht stimmt, bestätigt sie trotzdem den Ruf, den Slytherin bei den anderen Häusern hat: Das sie alle "böse" sind. Nun sollte man sich fragen ob die Slytherins diesen Ruf zu Recht haben oder nicht. Meiner Meinung nach, macht man es sich ziemlich einfach, wenn man sagt, dass (fast) ausnahmslos alle Anhänger Voldemorts in Slytherin waren. Das ist auch rein rechnerisch nicht möglich: Es würde nämlich bedeuten, dass nur (ungefähr) ein Viertel aller Zauberer und Hexen auf Voldemorts Seite waren. In den Büchern wird sehr oft erwähnt, dass die Anhängerzahl von Voldemort sehr groß war. Das wird auch von Remus Lupin in Band 5 bestätigt:
"Das letzte Mal waren uns die Todesser zwanzig zu eins überlegen und sie haben sich einen nach dem anderen von uns geholt…" (OdP, S. 212)
Es können also nicht nur die Slytherins auf der Seite Voldemorts gestanden haben.
Aber es spricht viel dafür, dass die Slytherin (fast) geschlossen auf der Seite von Voldemort stehen und ihren Ruf nicht zu Unrecht haben. So ist z.B. eines der Slytherin-Passwörter in der KdS "Reinblüter" (KdS, S. 230). Außerdem scheinen viele Slytherin-Schüler Väter zu haben, die Todesser waren bzw. sind. Ich glaube, dass Slytherin seinen Ruf nicht ganz zu Unrecht hat. Verallgemeinerungen sind immer schwierig, aber alles deutet darauf hin, dass ein Großteil der Slytherins auf der Seite Voldemorts steht. Das soll aber nicht heißen, dass es nicht auch "gute" Slytherins gibt. Snape wäre in der Theorie z.B. ein "guter" Slytherin (vgl. Die Hexenwoche - Juni 2004: Snape und die ewige Frage: Gut oder Böse?). Aber man muss auch noch mal wiederholen, dass nicht nur Slytherins Voldemorts Seite gestanden haben können. Ich bezweifle beispielsweise sehr stark, dass Barty Crouch junior in Slytherin war (sein Vater hätte ihn nämlich höchstwahrscheinlich sofort nach der Einteilung verstoßen) und trotzdem war er einer von Voldemorts treuesten Dienern.
Man muss auch davon ausgehen, dass es in Slytherin nicht nur Reinblüter gibt. So sollte z.B. Mafalda, eine Verwandte der Weasleys, die in der ursprünglichen Fassung des Fk eine Rolle spielte, in Slytherin sein, obwohl sie einen Muggel als Mutter hatte (Quelle: www.jkrowling.com). Sogar der Erbe Slytherins, Tom Riddle (Voldemort), war nicht reinblütig. Der einzige Grund warum ich Mafalda nachtrauere ist, dass ich es äußerst interessant gefunden hätte zu sehen, wie die anderen Slytherins mit jemandem umgehen, der nicht reinblütig ist. Allerdings hätte Mafalda ihre Herkunft wahrscheinlich verheimlicht, so wie es auch Voldemort höchstwahrscheinlich getan hat.
Das vorbelastete Verhältnis zum Hause Slytherin
Was die Beziehung zwischen den Häusern Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin noch zusätzlich belastet, ist die Tatsache, dass Angehörige vieler Schüler von Todessern getötet wurde. Und da die meisten Todesser aus Slytherin zu kommen scheinen, ist das eine sehr schwierige Situation.
Viele Schüler von Hogwarts müssen Seite an Seite mit Menschen leben, von denen sie genau wissen, dass sie die Person unterstützen, die direkt oder indirekt am Tod ihrer Verwandten Schuld hat. Bisher spielte das eine nicht allzu große Rolle in Hogwarts aber jetzt da Voldemort "offiziell" zurückgekehrt ist, erwarte ich, dass dieser Konflikt noch einige Male eskalierten wird.
Die vier Häuser müssen sich vereinen!
Der Sprechende Hut hat seine Warnung sicherlich nicht umsonst ausgesprochen. Er sagte, wie bereits erwähnt, folgendes:
"Und nie, seit unsere Gründer vier
Gestutzt auf dreie waren,
Hat Eintracht unter den Häusern geherrscht" (OdP, S. 243f)
Das bedeutet also, dass die Häuser schon kurz nach der Gründung von Hogwarts zerstritten waren. Nun werden sich einige von euch fragen, warum es dann so wichtig ist, dass die Häuser vereint sind.
Eine Antwort auf diese Frage bekommt man, wenn man sich einen Ausspruch von Professor Dumbledore genauer ansieht:
"Ich sage es euch noch einmal - angesichts der Rückkehr der Lord Voldemorts sind wir so stark, wie wir einig und so schwach wie wir gespalten sind." (Dumbledore, Fk, S. 755)
Der Sprechende Hut sagt, dass sich Hogwarts vereinen muss, um weiterhin bestehen zu können. Das Problem ist, dass es (im Moment) unmöglich scheint, dass sich die vier Häuser wieder vereinigen. Denn es wird bald Krieg herrschen und die Häuser stehen auf unterschiedlichen Seiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Häuser vereinigen, solange ein Großteil der Schüler Slytherins Anhänger Voldemorts sind. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es auch in den anderen Häusern Schüler geben kann, die auf der Seite Voldemorts stehen könnten. Und das wird zu großen Misstrauen untereinander führen. Vielleicht muss Hogwarts zuerst zerstört werden, damit sich die Häuser wieder vereint werden können. Denn eins ist klar: Wenn der Sprechende Hut sich nicht irrt, dann wird Hogwarts von innen zerfallen. Denn die Häuser werden sich nicht einigen können. In der jetzigen Lage sehe ich keine Möglichkeit, dass sich Gryffindor, Hufflepuff und Ravenclaw wieder mit Slytherin vereinigen. Denn es herrscht Krieg und Slytherin ist gewissermaßen der Feind. Wie soll man sich mit denen, gegen die man erbittert kämpft, vereinigen?
Wenn wir schon bei den verschiedenen Häusern sind, will ich noch etwas zu Hufflepuff sagen. Zuerst haben viele geglaubt, dass dort nur Schüler sind, deren Intelligenz ein wenig… ähm… in Mitleidenschaft gezogen wurde. Doch spätestens in Band 4 wurde uns durch Cedric klar, dass es nicht so ist.
Die Hufflepuffs werden häufig nebenbei bemerkt, so häufig, dass das fast schon verdächtig ist. Besonders Susan Bones und Ernie Mcmillan werden häufig erwähnt und sie machen Harry Potter im OdP auch klar, dass sie auf seiner Seite stehen.
"Ich möchte, dass du weißt Potter, […] dass es nicht nur Spinner sind, die dich unterstützen. Ich persönlich glaube dir hundertprozentig. Meine Familie stand immer fest hinter Dumbledore und das tue ich auch." (Ernie Macmillan, OdP, S. 310)
Ich hoffe mal, dass viele Hufflepuffs und Ravenclaws auch so denken wie Ernie. Denn in "Harry Potter und der Half-Blood Prince" wird es ziemlich heftig zugehen und der Orden des Phönix und Harry werden jede Hilfe brauchen können. Und auch wenn sich nicht alle vier Häuser vereinigen werden können, wird es trotzdem helfen, wenn sich wenigstens drei der Häuser einig sind.
Ich glaube außerdem, dass mit Ernie Mcmillan (und vielleicht auch mit Susan Bones) noch etwas Wichtiges passieren wird. Ernie ist wie Neville ein Charakter, der immer nebenbei erwähnt wird und dann noch wichtig wird. Solche Charaktere sind bei Rowling immer wichtiger als sie erscheinen. Mundungus Fletcher ist ein gutes Beispiel dafür. Egal wie es mit Ernie und Susan weitergehen wird, ich bin davon überzeugt, dass sie auf der Seite des Orden stehen werden und das ist auch gut, denn der Orden wird jede Hilfe dankbar annehmen. Auch wenn diese Hilfe von einem Slytherin kommen sollte.
Das erfreuliche an der ganzen Sache ist, dass wir nicht mehr allzu lange warten müssen, um lesen zu können, wie es mit Hogwarts weitergeht!
Einige persönliche Worte:
Da dies die letzte Hexenwoche im Jahr 2004 ist, möchte ich noch kurz ein paar persönliche Dinge sagen: Ich möchte allen danken, die mir im letzten Jahr gemailt haben oder Kommentare hinterlassen haben. Ihr ward wirklich eine große Hilfe und ihr habt mich großartig bei euch aufgenommen. Vor allem möchte ich Simone danken, die mir immer eine große Hilfe war und die sich mit meiner Rechtschreibung und meinen verspäteten Kolumnen herumschlagen musste.
Außerdem möchte ich dem Harry-Potter-Xperts-Team dafür danken, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, für die Seite zu schreiben. Ich hoffe, ihr rutscht alle gut in das neue Jahr hinüber und vergesst am 31.12. um Mitternacht nicht, dass 2005 ein großartiges Jahr für uns Harry-Potter-Fans sein wird. Wir werden Harry Potter 6 in unseren Händen halten und wir werden "Harry Potter und der Feuerkelch" im Kino bewundern dürfen. Also, nochmals vielen Dank an alle, die mich im letzten Jahr unterstützt haben. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr, dass sicherlich auch voller Zauberei sein wird.
Ulrike